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Beziehungsprobleme, Alk und die Abwärtsspirale

ManyTears85
Hallo liebes Forum.
Da bin ich wieder und muss mir meinen Ballast von der Seele schreiben. Ihr habt mir schon mal durch eine schwere Zeit geholfen!

Nachdem ich die Trennung im Frühjahr 2022 recht gut überwunden hatte, lernte ich im November einen Mann kennen.
Einfühlsam, liebevoll, charmant, redegewandt, klug, gutaussehend und mehr. Ich habe mich anfangs gegen meine Gefühle gewehrt, aber verliebte mich letztendlich doch über beide Ohren.
Die ersten Tage waren wundervoll und harmonisch.
Doch dann fiel mir immer wieder seine überschwängliche Stimmung auf, dazu hatte er nachmittags eine Fahne. Es dämmerte mir, dass er ein Problem mit Alk hat.
Ich sprach ihn darauf an, erntete Unverständnis und Leugnung! Der Hinweis eines Bekannten bezüglich seines Einkauf (Schnap., B.) brachte mir Klarheit.
Ich konfrontierte ihn erneut und wollte nur unter Bedingung, dass er sein Problem regelt, weiter mit ihm eine Beziehung eingehen. Naiv und blauäugig, ich weiß! Ich bin quasi sehenden Auges in eine toxische Beziehung gerannt.

Er zog nun vorübergehend bei mir ein und versprach mir, nicht mehr zu trinken. Das hielt er auch ein paar Wochen durch. Dabei traten die nächsten Schatten auf: launisches Verhalten und Herabwürdigen.
Ich habe viel geredet und meine Positionen klargemacht. Es kam seinerseits eine Entschuldigung und ging zeitweise wieder besser.
Schritt für Schritt kam dann der Alk zurück. Zu Weihnachten und Silvester hat er sich ordentlich abgeschossen. Und dann immer häufiger auch heimlich wieder getrunken.
Die folgenden Wochen waren von Höhen und Tiefen geprägt. Wenn er betrunken war, wurde die Stimmung aggressiver und ich habe mich beschimpfen lassen. Dann hatten wir wiederum wunderschöne, innige Momente.
Dass unsere Partnerschaft nicht gesund ist, war mir schnell klar, aber ich habe es immer weiter ertragen, gewollt und alles probiert. Selbst Schuld und völlig blöd!

Die Spirale drehte sich also weiter abwärts und die Geschehnisse uferten immer mehr aus.
Long story short:
Abendlicher Polizeieinsatz Anfang Juli. Er hatte getrunken und mich dann durch die Wohnung geschubst. Dazu Beleidigungen, Vorwürfe und Eifersucht. Die Polizei entfernte ihn aus der Wohnung, sein erster Impuls war Alk kaufen und mich per Handy weiter traktieren.
Ich packte am nächsten Tag seine Sachen zur Abholung und wollte meine Ruhe. Darauf folgte der typische Psychoterror, zahlreiche Nachrichten und Anrufe, Tag und Nacht. Vorwürfe, Beschimpfungen, Flehen und Betteln, gelobte Besserung, Liebesbekundungen.
Ich habe mich zum Glück nicht erweichen lassen, ihn wieder zu treffen oder in die Wohnung zu holen und nochmal vor die Wahl gestellt: der Alk oder ich. Natürlich hat er wieder getrunken und mir vorgeworfen, dass ich das Problem sei.
Seit zwei Tagen antworte und reagiere ich nicht mehr auf seine Kontaktversuche. Ich habe erkannt, dass es nichts bringt, er sich nicht ändern wird und ich daran zerbreche.
Ich habe großen Anteil an dieser Situation, hätte viel früher die Reißleine ziehen müssen. Ist mir bewusst und ich habe mir ordentlich selbst den Kopf gewaschen! Nichtsdestotrotz hänge ich gerade in den Seilen und muss das Ganze erstmal verarbeiten. Wie kann man sich so in einem Menschen täuschen?
Mein großes Herz, Helfersyndrom und die Sehnsucht nach Liebe wurden mir (wieder) zum Verhängnis.

Danke für die Möglichkeit des Aufschreibens, das tat gut!

08.07.2023 19:49 • x 4 #1


tina1955
@ManyTears85 , Du hast Dich nicht in diesem Mann getäuscht.
Du hast seine Fahne nach paar Tagen bemerkt und alle Warnungen von Freunden missachtet.
Also wusstest Du von Anfang ab, worauf Du Dich einlässt.

08.07.2023 20:23 • x 3 #2


A


Beziehungsprobleme, Alk und die Abwärtsspirale

x 3


ManyTears85
@tina1955
Ja, stimmt. Du hast vollkommen Recht! Die Formulierung müsste Ich habe mich selbst getäuscht lauten...

08.07.2023 20:30 • x 3 #3


Teardrop_ine
Er ist bei dir eingezogen, obwohl ihr euch erst seit November 22 kennt? Wieso?
Und wie lang kann er dann bitte clean gewesen sein, wenn du schreibst er hat sich Sylvester abgeschossen…
Oh Mann…ich weiß, wenn man einen Menschen liebt, redet man sich alles was einen regelrecht anspringt, dass es der falsche Mensch ist, schöner als es ist…

08.07.2023 20:35 • x 4 #4


ManyTears85
@Teardrop_ine
Er kam bei mir unter, weil er meine Unterstützung wollte. Ich habe zu diesem Zeitpunkt wirklich geglaubt, dass er es mit mir und Suchtberatung schaffen kann.
Er war knapp 5 Wochen alkfrei, hat Termine in der örtlichen Beratungsstelle wahrgenommen, aber möglicherweise heimlich getrunken. Ich war wachsam, mir ist jedoch kein Konsum aufgefallen.
Die Angelegenheit habe ich mir mehr als nur schön geredet. Das ganze Drama hätte ich mir ersparen können.
Tja, sparsam behirnt!

08.07.2023 20:49 • x 2 #5


Teardrop_ine
@ManyTears85 sei nicht so hart mit dir…ich finde es gut, dass du nun auf nichts mehr reagierst und dich von ihm abgrenzt. Manchmal ist es noch nicht der richtige Weg zu gehen. Oft kann man erst abschließen wenn man das Gefühl hat, alles versucht zu haben. Das hast du jetzt.

08.07.2023 20:56 • x 5 #6


ManyTears85
@Teardrop_ine
Ich ärgere mich ziemlich schlimm über meine Naivität, weil ich sonst immer eine reflektierte und überlegt handelnde Person bin. Warum hat mein Verstand dermaßen ausgesetzt? Die Red Flags waren riesengroß bzw. dunkelrot.
Ja, ich habe viel versucht und ertragen. Das hätte gar nicht sein müssen!

08.07.2023 21:06 • x 4 #7


Teardrop_ine
@ManyTears85 Die Frage wieso mein Verstand ausgesetzt hat, hab ich mir auch schon hundert mal gestellt. Bereits nach 3 Monaten wusste ich, dass mit meinem Ex was nicht stimmt (er hat meinen Geburtstag ignoriert, obwohl wir den Tag zusammen verbracht haben…kein Geschenk, keine Kerze etc).
Nach 6 Monaten hat er mich trotz Bänderrissen auf beiden Sprunggelenken am Flughafen nicht abgeholt obwohl ich im Ausland eine Wohnung ausräumen musste und jede Menge Gepäck hatte.
Weihnachten, Jahrestag, Ostern hat er ohne eine Aufmerksamkeit begangen. Der Gipfel war, dass er mich bei einer 7. OP am Fuß (vor der ich komplett panisch war, da davor Ärzte gepfuscht haben) alleine gelassen hat, um zu einer Veranstaltung zu gehen, auf die er jedes Jahr geht.
Das war der Punkt an dem ich es nicht mehr ignorieren konnte. Dass er wohl nicht fähig zum WIR ist und mir weiter weh tun wird, weil er nicht bereit ist sich damit auseinander zu setzen.
Aus heutiger Sicht, hätte ich mir viel Schmerz und Verletzung erspart wenn ich nach 3 Monaten gegangen wäre. Als meine Gefühle noch nicht so tief waren.
Wieso bin ich es nicht…
Ich war jahrelang ohne Partner und wollte das so sehr, dass das funktioniert. Dachte, alles ist mit Liebe lösbar. Aber das stimmt halt nicht. Wenn der andere unfähig ist, sich zu bewegen, hilft auch Liebe nicht.
Und an dem Tag an dem man es erkennt, steckt man schon mitten in all dem heftigen Liebeskummer…

08.07.2023 21:15 • x 6 #8


ManyTears85
@Teardrop_ine
Ohje, da hast du ja auch eine sehr unschöne Geschichte hinter dir. Tut mir leid für dich!
Liebe lässt einen Dinge aushalten oder tun, die kann man rückblickend schwer verstehen. Aber wie du auch schreibst, ist sie nicht für alles die Lösung.
Und nach diversen Einschlägen oder der Trennung spielt einem dann noch die Psyche übel mit.
Ich habe mich immer wieder einlullen lassen durch leere Versprechungen und Liebesbekundungen. Auch heute vermisse ich ihn wieder, denn nüchtern war er mir gegenüber meist liebevoll und fürsorglich. Das habe ich sehr genossen, weil ich es auch lange nicht hatte. Die Gefühle zieren sich noch.

08.07.2023 21:32 • x 4 #9


K
@ManyTears85
Zitat von ManyTears85:
Nachdem ich die Trennung im Frühjahr 2022 recht gut überwunden hatte

Zitat von ManyTears85:
lernte ich im November einen Mann kennen.

Zitat von ManyTears85:
Es dämmerte mir, dass er ein Problem mit Alk hat.

Zitat von ManyTears85:
Ich konfrontierte ihn erneut und wollte nur unter Bedingung, dass er sein Problem regelt, weiter mit ihm eine Beziehung eingehen.

Zitat von ManyTears85:
Er zog nun vorübergehend bei mir ein und versprach mir, nicht mehr zu trinken.

Entschuldigung,mit dem letzten Zitat,konnte ich nicht weiter lesen. Wollte ich nicht.
So blöd war ich auch vor Jahren. In die Wohnung aufgenommen, nach so kurzer Zeit,samt Alk. Problem. Na Glückwunsch.
Das ist kein Hauptgewinn, weißt du schon nicht wahr ?


Das Ende doch noch gelesen.
Genauso ein Mist,wie bei mir früher.
Tröstet es dich,dass du ,,nur ein paar Monate blind warst,ich länger gebraucht hab?

Das wird wieder,wenn der Kontakt eingestellt ist.
Zitat von ManyTears85:
Er kam bei mir unter, weil er meine Unterstützung wollte.

Hatte dieser Mann keine eigene Wohnung?

08.07.2023 22:05 • x 3 #10


Scheol
Zitat von ManyTears85:
Hallo liebes Forum. Da bin ich wieder und muss mir meinen Ballast von der Seele schreiben. Ihr habt mir schon mal durch eine schwere Zeit geholfen! Nachdem ich die Trennung im Frühjahr 2022 recht gut überwunden hatte, lernte ich im November einen Mann kennen. Einfühlsam, liebevoll, charmant, redegewandt, klug, ...



Nachdem ich die Trennung im Frühjahr 2022 recht gut überwunden hatte, lernte ich im November einen Mann kennen.

Einfühlsam, liebevoll, charmant, redegewandt, klug, gutaussehend und mehr. Ich habe mich anfangs gegen meine Gefühle gewehrt, aber verliebte mich letztendlich doch über beide Ohren. Die ersten Tage waren wundervoll und harmonisch.

Doch dann fiel mir immer wieder seine überschwängliche Stimmung auf, dazu hatte er nachmittags eine Fahne.
Es dämmerte mir, dass er ein Problem mit Alk hat.
Ich sprach ihn darauf an, erntete Unverständnis und Leugnung!
Der Hinweis eines Bekannten bezüglich seines Einkauf(Schnap.,B.)brachte mir Klarheit.
Du schnupperst die Fahne und er spricht dir die Wahrnehmung ab. Warum traust du deiner Wahrnehmung da nicht ?


Ich konfrontierte ihn erneut und wollte nur unter Bedingung, dass er sein Problem regelt, weiter mit ihm eine Beziehung eingehen.
Grenzen setzen , Grenzen haben , Grenzen verteidigen , werden diese überschritten muss eine Konsequenz folgen.

Naiv und blauäugig, ich weiß! Ich bin quasi sehenden Auges in eine toxische Beziehung gerannt. Wenn du deine Grenzen und die Konsequenz durch gezogen hättest , dann nicht.


Er zog nun vorübergehend bei mir ein und versprach mir, nicht mehr zu trinken. Das hielt er auch ein paar Wochen durch. Dabei traten die nächsten Schatten auf: launisches Verhalten und Herabwürdigen.
Hier ist das übergriffige aber keine Konsequenz nehme ich mal an.


Ich habe viel geredet und meine Positionen klargemacht. Es kam seinerseits eine Entschuldigung und ging zeitweise wieder besser. Zeitweise
Deine Grenzen sind aufgeweicht und nicht konsequent. Also hast du keine wirklichen Grenzen mit Konsequenzen. Warum soll ein anderer deine Grenzen ernst nehmen wenn du es selbst nicht machst ?



Schritt für Schritt kam dann der Alk zurück. Zu Weihnachten und Silvester hat er sich ordentlich abgeschossen. Und dann immer häufiger auch heimlich wieder getrunken.
Die folgenden Wochen waren von Höhen und Tiefen geprägt. Wenn er betrunken war, wurde die Stimmung aggressiver und ich habe mich beschimpfen lassen. Dann hatten wir wiederum wunderschöne, innige Momente.
Aber wo sind hier deine Grenzen und Konsequenz?


Dass unsere Partnerschaft nicht gesund ist, war mir schnell klar, aber ich habe es immer weiter ertragen, gewollt und alles probiert. Selbst Schuld und völlig blöd!
Hohe Leidensfähigkeit hat nichts mit liebe zu tun. Sondern mit Selbstzerstörung.


Die Spirale drehte sich also weiter abwärts und die Geschehnisse uferten immer mehr aus.
Long story short:

Abendlicher Polizeieinsatz Anfang Juli. Er hatte getrunken und mich dann durch die Wohnung geschubst. Dazu Beleidigungen, Vorwürfe und Eifersucht. Die Polizei entfernte ihn aus der Wohnung, sein erster Impuls war Alk kaufen und mich per Handy weiter traktieren.

Ich packte am nächsten Tag seine Sachen zur Abholung und wollte meine Ruhe. Darauf folgte der typische Psychoterror, zahlreiche Nachrichten und Anrufe, Tag und Nacht. Vorwürfe, Beschimpfungen, Flehen und Betteln, gelobte Besserung, Liebesbekundungen.

Ich habe mich zum Glück nicht erweichen lassen, ihn wieder zu treffen oder in die Wohnung zu holen und nochmal vor die Wahl gestellt: der Alk oder ich.



Natürlich hat er wieder getrunken und mir vorgeworfen, dass ich das Problem sei.
Seit zwei Tagen antworte und reagiere ich nicht mehr auf seine Kontaktversuche. Ich habe erkannt, dass es nichts bringt, er sich nicht ändern wird und ich daran zerbreche.

Ich habe großen Anteil an dieser Situation, hätte viel früher die Reißleine ziehen müssen. Ist mir bewusst und ich habe mir ordentlich selbst den Kopf gewaschen! Nichtsdestotrotz hänge ich gerade in den Seilen und muss das Ganze erstmal verarbeiten. Wie kann man sich so in einem Menschen täuschen?

Mein großes Herz, Helfersyndrom und die Sehnsucht nach Liebe wurden mir (wieder) zum Verhängnis.
Helfersyndrom , Liebessucht , Harmoniesucht alles Dinge die meist da mit spielen und eben keine richtigen Grenzen haben die andere erkennen können.

26 = Auffälligkeiten …….

08.07.2023 22:30 • x 3 #11


ManyTears85
@Kleeblatt99
Danke für deine (schonungslosen) Worte! Und schade, dass du denselben Mist durch hast...
Ich habe 2022 einige harte Monate durchlebt und war teilweise psychisch völlig am Ende.
Für mich war er beim Kennenlernen irgendwie ein Hauptgewinn, weil er sich verständnisvoll, empathisch und sehr lieb mir gegenüber verhielt. Das Alk. Problem war in meinem Verstand, aber nicht in meinem Herz. Ich wollte das mit uns einfach zu sehr.
Tatsächlich bin ich froh, dass das Ende mit Schrecken bereits nach ein paar Monaten kam. Ich brauche nun nichts mehr investieren und kann mein Leben wieder in die Hand nehmen.
Nein, er hatte keine eigene Wohnung, sondern war bei einem Kumpel untergekommen, da er einen Neuanfang in dieser Stadt plante.
Und ich dummes Huhn lief ihm vor die Füße...

08.07.2023 22:35 • x 2 #12


ManyTears85
@Scheol
Uneingeschränkte Zustimmung für deine Ausführungen. Vielen Dank!
Ich schneide im Loser-Ranking damit richtig gut ab, wie mir scheint.

Ja, meine Grenzen waren mir theoretisch bewusst, aber ich habe sie nicht gewahrt oder verteidigt. Und Konsequenzen habe ich erst jetzt gezogen, als bereits genug passiert war.
Naja, auch Dummheit muss bestraft werden...

08.07.2023 22:43 • #13


Scheol
Zitat von ManyTears85:
@Scheol Uneingeschränkte Zustimmung für deine Ausführungen. Vielen Dank! Ich schneide im Loser-Ranking damit richtig gut ab, wie mir scheint. Ja, meine Grenzen waren mir theoretisch bewusst, aber ich habe sie nicht gewahrt oder verteidigt. Und Konsequenzen habe ich erst jetzt gezogen, als bereits ...

Hauptsache du hast sie überhaupt gezogen und und steht nun für dich ein.

08.07.2023 22:46 • x 4 #14


ManyTears85
@Scheol
Danke, das tue ich definitiv!
Ich komme gut allein zurecht und bin stärker als ich manchmal denke.
Außerdem plädiere ich auch immer für Taten statt Worte. Dass den vielen Versprechungen nie ernsthafte Bemühungen folgten und zusätzlich noch Schuldumkehr betrieben wird, macht es mir leichter.

08.07.2023 22:55 • x 4 #15


A


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