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Depression und Partnerschaft

Z
Wie denkt ihr darüber? Ich habe selbst Depressionen. Das Problem bei mir ist dass ich bei mir anfangen müsste und nicht bei meinem Partner. Depressionen sind eine Belastung eigentlich auf Kosten des Partners. Die bestehende Depression kann eben schon zu Trennung führen.

Ich bin momentan in einer totalen Depressionsphase. Die Frage ist halt auch was tut man selbst gegen die Depression.
Der Alltag einer Beziehung wird halt komplett eingeschränkt. Die beste Empfehlung ist Professionelle Hilfe. Weil der Partner ist überfordert und hilflos

20.08.2017 07:35 • x 1 #1


B
Ja, Depression, echte Depression ist eine große Heraussforderung für eine Beziehung.

Bist Du damit in Behandlung?
Antidepressiva oder / und eine Therapie sind sehr hilfreich.

20.08.2017 07:41 • #2


A


Depression und Partnerschaft

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M
Depressionen sollten nicht selbst behandelt werden, sondern lieber einem Fachmann überlassen werden. Geh zu deinem Hausarzt, schildere ihm deine Lage und du wirst eine Überweisung bekommen.. Damit machst du den ersten Schritt in die richtige Richtung - du tust etwas gegen deine Depressionen, also auch etwas für dich! Dein Ex wird das erkennen und vielleicht auch zu schätzen wissen, wobei das nicht an erster Stelle stehen sollte, an erster Stelle solltest du dich sehen.

20.08.2017 08:18 • #3


Z
Ja Depressionen brauchen halt Zeit bis sie weg sind. Und je schneller man in Behandlung geht desto besser für die Partnerschaft.

20.08.2017 09:23 • #4


S
Zitat von zaraa:
Die Frage ist halt auch was tut man selbst gegen die Depression.

Der Alltag einerbBeziehung wird halt komplett eingeschränkt.

Die beste Empfehlung ist Professionelle Hilfe. Weil der Partner ist überfordert und hilflos


@zaraa

Guten Morgen,

ich habe verschiedene Ausprägungen der Depressionen und viele Menschen dazu kennengelernt.
Seit mehreren Jahren war ich in einer Selbsthilfegruppe für Depressionen, Angst und Panik . Diese Treffen fanden wöchentlich statt und das war notwenig.
Die angesprochenen Themen waren unterschiedlich. Die Stammmitglieder, die schon Jahre dort waren, kannten sich untereinander gut und wussten was die genauen Schwerpunkte der einzelnen sind.
Zuletzt waren wir über 30 Menschen und es wurden immer mehr, sodass die Gruppe auch mal geteilt wurde.

Die genauen Themen wurden nicht vorgegeben von dem Gründer der Gruppe. Es gab anfangs ein Blitzlicht, jeder erzählte, was er in der letzten Woche gefühlt und empfunden hat und daraus ergaben sich dann die Gespräche, z.B. über Medikamente, Akutaufnahme in psychosomatischer Notaufnahme, Anträge zu Rehamaßnahmen usw., eben alles, was mit dem Thema zu tun hat und dem einzelnen hilft.

Leider gab es auch immer mal wieder Suizidversuche, zwar selten, weil die meisten in Therapie waren, aber es kam vor. Niemals darf man eine Depression auf die leichte Schulter nehmen.

Wenn neue Leute kamen, erzählten die auch oft ihre gesamte Lebens-und Leidensgeschichte und das war auch ok.

Eine schwere Depression, die meistens, wenn sie schon länger besteht und sich in einem Menschen manifestiert hat, bricht durch den geringsten Trigger immer wieder durch. Da kannst du nichts machen. Da nützen auch keine Entspannungsübungen.

Die meisten Kranken waren später erwerbsunfähig, hatten mehrere psychosomatische Klinikaufenthalte hinter sich (die ich nur empfehlen kann), nicht jeder nahm Antidepressiva. Das ist unterschiedlich.
Ich selbst habe die nie vertragen, andere kamen gut damit zurecht.

Partnerschaften können an Depressionen zerbrechen, ich habe das im Bekanntenkreis erlebt, weil die meisten Menschen nicht wissen, was bei dieser Krankheit mit einem passiert. Gute Worte wie reiß dich mal zusammen, oder es wird schon wieder können nicht helfen, die schaden eher.
Nur kann man einem Gesunden nicht erklären, was da genau mit uns passiert. Das sind biochemische Prozesse im Gehirn, die diese Krankheit auslösen z.B. bei langanhaltenden starken psychischen Belastungen o.ä.

Deshalb sind SHGs auch von Vorteil, weil man sich sehr gut austauschen kann mit ebenfalls Betroffenen. Die wissen alle, wovon wir reden.

Ich möchte dir jedoch auch Hoffnung machen, es gibt durchaus Menschen, die wieder rausgekommen sind und ein relativ normales leben führen können. Nur sollte man selbst immer gut für sich sorgen, viel Ruhe haben und sich niemals psychisch überfordern.

Bei mir selbst ist es so, dass ich Depressionen schon in der Kindheit hatte, die damals aber noch nicht einordnen konnte. Meine Eltern hatten davon gar keine Ahnung.
Dann in meiner ersten Ehe, nach der Geburt meines Sohnes, traten so starke Ängste auf, dass ich praktisch nicht mehr handlungsfähig war.
Die Ehe ging nach Jahren kaputt, durch meine Depressionen.

Im Laufe meines Lebens waren meine Depressionen und Ängste auch mal verschwunden im Unterbewusstsein abgelegt, sozusagen, sodass ich sie nicht spürte. Nur in mir waren sie immer. Ich glaube auch, das diese Erkrankung nicht vollständig heilbar ist.
Es gab Zeiten (Jahre), da war ich richtig glücklich und hatte keinerlei Anzeichen einer Depression. Leider sind dann wieder schwere Schicksalsschläge aufgetreten und alles war wieder genau wie früher.

In meiner jetzigen Lebenssituation, mein Mann wird, laut seiner Ärzte, nicht mehr lange leben, er ist seit 11 Jahren ein Schwerstpflegefall, er und ich haben viel durchgemacht in der Zeit. . dann habe ich einen Freund verloren, an dem mir viel lag, ist meine Depression schlimmer denn je.

Ich kann momentan nicht in eine Reha fahren, weil ich meinen Mann, der seit einigen Jahren in einem Pflegeheim lebt, zur jetzigen Zeit nicht alleine lassen möchte.
Ich habe seit vielen Jahren eine Psychotherapeutin, nur sehe ich die vielleicht mal alle 2 bis 3 Wochen, das ist in so einem schweren Schub zu wenig.
In meine SHG gehe ich nicht mehr, weil sie mich an meinen Freund erinnert. Die Gruppe würde mich jetzt emotional sehr unterstützen.

Liebe zaraa, versuche irgendwo professionelle Hilfe zu bekommen.
Such dir einen Therapieplatz (sehr lange Wartezeiten momentan), wenn es sehr dramatisch wird, mach einen Termin bei einem Psychiater und beantrage eine psychosomatische stationäre Rehabilitation. Dort kommst du zur Ruhe und man wird sich ganz individuell um dich kümmern. Es gibt unterschiedliche Therapieformen. mir hat die tiefenpsychologische Behandlungsweise viel mehr geholfen, als die Gesprächs- und Verhaltenstherapie.

Wenn du gar nicht mehr weiter weißt, gibt es in vielen Städten eine psychosomatische Notfallambulanz, die Tag und Nacht geöffnet hat. Dort bekommst du immer Hilfe.

Viele liebe Grüße und viel Kraft für dich
Santosha

20.08.2017 10:43 • x 1 #5


pferdediebin
Liebe @zaraa

Ich mach mir gerade selbst immense Gedanken zu dem Thema.
In einem anderen Thread hab ich schon beschrieben, meine Idealfall wäre ein nachtarbeitender psychiatrischer Pfleger mit abgebrochener Massa.ausbildung und ausgeprägtem Hang zum Kochen.
Man wird immer nach normalen Masstäben behandelt, denn man sieht Depressionen ja nicht. Und, ich zumindest bin Meister im überspielen.
Ich hab mich schon 100x hingestellt, und die Wirkungen von Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin und Cortisol erklärt, denn man hat ja Depression erst erkannt, als man an toten Depressiven irgendeinen gemeinsamen Nenner suchte, und der war ein sehr niedriger Serotoninspiegel im Blut. Manche Menschen kommen damit zur Welt.
Aber was das mit dir wirklich macht, das wissen nur die Betroffenen. Die anderen mögen wohl die Zusammenhänge begreifen, aber niemals aufgeben auf Heilung zu warten. Alles muß irgendwann besser werden, tu doch dieses, mach jenes, nimm das.
Und gerade ein verliebter Partner will das nicht wahrhaben, das eine Krankheit nicht so einfach heilbar ist, in Zeiten wie diesen, wo einem doch alles therapeutische offen steht. Und er will Zeit mit dir verbringen, was du natürlich auch willst, aber es übersteigt deine Kapazitäten, und dann muß man viel erklären, sich oft zusammenreissen, und trotzdem wird alles als Ausrede verstanden.
Wie kann man einem Gesunden erklären, daß einen, mitten in unserer tollen Luxuswelt, die absolute Traurigkeit überwältigt?
Und man gelähmt und machtlos ist, und eigentlich keine Menschen ertragen kann?
Und ich habe bei mir beobachtet, daß mich Depressionen leichter kränkbar machen, und dieses ewige Unverständnis macht mich langsam porös.
Nicht mal die Ärzte scheinen wirklich eine Ahnung zu haben, es ist wie ein Griff in den Glückstopf welches Medikament gut bei dir anschlägt. Ich hab selber immer viel recherchiert, und einen absoluten Glücksgriff getan, der mich jetzt gut 15 Jahre über Wasser gehalten hat.
Ich möchte dazusagen, daß ich die Depressionen quasi gratis mit einer persistierenden Borreliose bekommen habe, ein Zeckenbiss vor 18 Jahren. Wer weiß, inwieweit meine Veranlagung oder meine Lebensgeschichte beigetragen hat, aber ich wüßte gern, wie mein Leben ohne das alles ausgesehen hätte.
Ich hab auch in den Jahren immer wieder Beziehungen gehabt, und sie sind aus vielen Gründen gescheitert, aber nicht an meinen Depressionen. Ich hatte so viel zu tun mit meiner Arbeit, meinem Kind, ich konnte Männern immer nur einen kleinen, kostbaren Teil meiner Zeit widmen. Das war von Anfang an klar. Es gab auch Zeiten, wo ich innerlich so tot war, daß Liebe zu empfinden unmöglich war. Da hab ich Männer sehr verletzt, und mich deshalb von Beziehungen ferngehalten.
Mein letztes Langzeitexperiment in Sachen zusammenziehen lief nur gut, weil er tagsüber arbeitete und ich nachts. Und trotzdem war ich oft genervt, wenn ich heimkam und mich einfach nicht zurückziehen konnte, reden mußte.
Und ist trotzdem aus anderen Gründen gescheitert, es lag nicht an meinen Depressionen.
Es ist ja nicht so, daß man als Depressiver als ewiger Trauerkloss herumläuft, ich z.B. habe unheimlich viel Humor. Trotz allem.
Und ich habe einmal an einem Jahrestreffen eines Depressiven-Forums teilgenommen, das ging so drei Tage, und ich habe selten so viel gelacht. Das war wirklich ein großartiges Zusammentreffen und die Depressionen seltsamerweise nur Nebensache. Wir haben ja alle gewusst, um was es geht.
Wenn ich den Leuten, die mich in der Arbeit erleben, etwas von chronischer Depression erzählen würde, gäbe es nur Unglauben. Ich hab gern Spaß
Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Und ich muß meine Freizeit zum Rückzug und auftanken nutzen, und ich kann mich nicht mal richtig um meinen Kater kümmern. Irgendwie haben meine Beziehungen am besten funktioniert, wenn ich wenig bis gar nicht gearbeitet habe. Aber auf Dauer ist das nicht leistbar. Und ich hab noch ein bissl zur Pension
Und ich darf auf keinen Fall mit jemandem zusammen ziehen! Da überschreite ich zu oft meine Grenzen, weil ich nicht will, daß der andere sich Sorgen macht. Und das macht mich irgendwann aggressiv vor lauter Selbstschutz.
Aber wo, wie sag ich das jetzt unkitschig, echte Zuneigung ist, da kann Beziehung auch mit Depressionen funktionieren. Liebe hält viel aus. Man darf sich halt nicht aus den Augen verlieren, sich nicht überfordern mit der Normalität des anderen. Da gelten eben andere Masstäbe.
Depression kann ein guter Lehrer sein, für die, die sich selbst nicht so gut schützen und versorgen und trösten können.

Und wir leben nun mal in einer Zeit mit hohen Anforderungen, der Luxus hat seinen Preis. Der Mensch ist eigentlich dafür konzipiert, daß auf Anspannung Entspannung folgt. Der ständige Antrieb macht selbstverständlich krank! Und die Angst vor dem Versagen ebenfalls.
Und dafür zahlen wir diesen hohen Preis, daß Depression mittlerweile zu einer Volkskrankheit mutiert ist. Ich seh das nicht als Modeerscheinung, wir werden einfach nicht artgerecht gehalten.

05.09.2017 03:22 • x 3 #6


monchichi_82
Zitat:
Die beste Empfehlung ist Professionelle Hilfe. Weil der Partner ist überfordert und hilflos

Ich verstehe gerade nicht so ganz: was genau ist die Frage wenn du dir gleichzeitig schon deine persönliche Antwort lieferst?
Ich selbst hab ein Asperger Syndrom + fallweise Depressionen die in jungen Jahren aber noch weit schlimmer waren und natürlich schon auch Beziehungen beeinträchtigen aber wenn man schon weiß was man für sich tun kann sollte man das auch beanspruchen und das Beste draus machen. Wenn es mir nicht gut ging machte ich das grundsätzlich mit mir alleine aus und versuchte meine Schwierigkeiten aus Partnerschaften so gut es ging rauszuhalten, Relevantes mit dem Therapeuten zu besprechen und nicht den Partner als Seelsorger missbrauchen.

06.09.2017 18:57 • x 1 #7




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