Zitat von zaraa:Die Frage ist halt auch was tut man selbst gegen die Depression.
Der Alltag einerbBeziehung wird halt komplett eingeschränkt.
Die beste Empfehlung ist Professionelle Hilfe. Weil der Partner ist überfordert und hilflos
@zaraa
Guten Morgen,
ich habe verschiedene Ausprägungen der Depressionen und viele Menschen dazu kennengelernt.
Seit mehreren Jahren war ich in einer Selbsthilfegruppe für Depressionen, Angst und Panik . Diese Treffen fanden wöchentlich statt und das war notwenig.
Die angesprochenen Themen waren unterschiedlich. Die Stammmitglieder, die schon Jahre dort waren, kannten sich untereinander gut und wussten was die genauen Schwerpunkte der einzelnen sind.
Zuletzt waren wir über 30 Menschen und es wurden immer mehr, sodass die Gruppe auch mal geteilt wurde.
Die genauen Themen wurden nicht vorgegeben von dem Gründer der Gruppe. Es gab anfangs ein Blitzlicht, jeder erzählte, was er in der letzten Woche gefühlt und empfunden hat und daraus ergaben sich dann die Gespräche, z.B. über Medikamente, Akutaufnahme in psychosomatischer Notaufnahme, Anträge zu Rehamaßnahmen usw., eben alles, was mit dem Thema zu tun hat und dem einzelnen hilft.
Leider gab es auch immer mal wieder Suizidversuche, zwar selten, weil die meisten in Therapie waren, aber es kam vor. Niemals darf man eine Depression auf die leichte Schulter nehmen.
Wenn neue Leute kamen, erzählten die auch oft ihre gesamte Lebens-und Leidensgeschichte und das war auch ok.
Eine schwere Depression, die meistens, wenn sie schon länger besteht und sich in einem Menschen manifestiert hat, bricht durch den geringsten Trigger immer wieder durch. Da kannst du nichts machen. Da nützen auch keine Entspannungsübungen.
Die meisten Kranken waren später erwerbsunfähig, hatten mehrere psychosomatische Klinikaufenthalte hinter sich (die ich nur empfehlen kann), nicht jeder nahm Antidepressiva. Das ist unterschiedlich.
Ich selbst habe die nie vertragen, andere kamen gut damit zurecht.
Partnerschaften können an Depressionen zerbrechen, ich habe das im Bekanntenkreis erlebt, weil die meisten Menschen nicht wissen, was bei dieser Krankheit mit einem passiert. Gute Worte wie reiß dich mal zusammen, oder es wird schon wieder können nicht helfen, die schaden eher.
Nur kann man einem Gesunden nicht erklären, was da genau mit uns passiert. Das sind biochemische Prozesse im Gehirn, die diese Krankheit auslösen z.B. bei langanhaltenden starken psychischen Belastungen o.ä.
Deshalb sind SHGs auch von Vorteil, weil man sich sehr gut austauschen kann mit ebenfalls Betroffenen. Die wissen alle, wovon wir reden.
Ich möchte dir jedoch auch Hoffnung machen, es gibt durchaus Menschen, die wieder rausgekommen sind und ein relativ normales leben führen können. Nur sollte man selbst immer gut für sich sorgen, viel Ruhe haben und sich niemals psychisch überfordern.
Bei mir selbst ist es so, dass ich Depressionen schon in der Kindheit hatte, die damals aber noch nicht einordnen konnte. Meine Eltern hatten davon gar keine Ahnung.
Dann in meiner ersten Ehe, nach der Geburt meines Sohnes, traten so starke Ängste auf, dass ich praktisch nicht mehr handlungsfähig war.
Die Ehe ging nach Jahren kaputt, durch meine Depressionen.
Im Laufe meines Lebens waren meine Depressionen und Ängste auch mal verschwunden im Unterbewusstsein abgelegt, sozusagen, sodass ich sie nicht spürte. Nur in mir waren sie immer. Ich glaube auch, das diese Erkrankung nicht vollständig heilbar ist.
Es gab Zeiten (Jahre), da war ich richtig glücklich und hatte keinerlei Anzeichen einer Depression. Leider sind dann wieder schwere Schicksalsschläge aufgetreten und alles war wieder genau wie früher.
In meiner jetzigen Lebenssituation, mein Mann wird, laut seiner Ärzte, nicht mehr lange leben, er ist seit 11 Jahren ein Schwerstpflegefall, er und ich haben viel durchgemacht in der Zeit. . dann habe ich einen Freund verloren, an dem mir viel lag, ist meine Depression schlimmer denn je.
Ich kann momentan nicht in eine Reha fahren, weil ich meinen Mann, der seit einigen Jahren in einem Pflegeheim lebt, zur jetzigen Zeit nicht alleine lassen möchte.
Ich habe seit vielen Jahren eine Psychotherapeutin, nur sehe ich die vielleicht mal alle 2 bis 3 Wochen, das ist in so einem schweren Schub zu wenig.
In meine SHG gehe ich nicht mehr, weil sie mich an meinen Freund erinnert. Die Gruppe würde mich jetzt emotional sehr unterstützen.
Liebe zaraa, versuche irgendwo professionelle Hilfe zu bekommen.
Such dir einen Therapieplatz (sehr lange Wartezeiten momentan), wenn es sehr dramatisch wird, mach einen Termin bei einem Psychiater und beantrage eine psychosomatische stationäre Rehabilitation. Dort kommst du zur Ruhe und man wird sich ganz individuell um dich kümmern. Es gibt unterschiedliche Therapieformen. mir hat die tiefenpsychologische Behandlungsweise viel mehr geholfen, als die Gesprächs- und Verhaltenstherapie.
Wenn du gar nicht mehr weiter weißt, gibt es in vielen Städten eine psychosomatische Notfallambulanz, die Tag und Nacht geöffnet hat. Dort bekommst du immer Hilfe.
Viele liebe Grüße und viel Kraft für dich
Santosha