Hallo Grauphase,
es tut mir wirklich leid, was du gerade durchmachst. Eine Trennung ist wirklich eine schwierige Angelegenheit, gerade für denjenigen, der verlassen wurde. Noch dazu kommt die derzeitige Corona-Situation, die selbst den derzeit Glücklichen unter uns zu schaffen macht.
Ich kann dir gerne berichten, was mir bisher geholfen hat und auch derzeit hilft:
Mein Partner und ich haben uns im September 2019 nach 8 Jahren Beziehung getrennt, seitdem sind also etwa 7 Monate vergangen. Am schlimmsten waren wirklich die ersten 2 Monate, danach wurde es so langsam besser. Auch ich kenne dieses schmerzhafte Aufwachen am morgen, nachdem man (schlimmstenfalls noch nach einem Traum vom Expartner) feststellen muss, dass der Partner nicht neben einem liegt und einem die Trennung wieder einmal völlig bewusst wird. Was mir gerade in dieser Situation sehr geholfen hat, ist folgendes: ich habe direkt nach dem Aufwachen versucht, bewusst an die Dinge zu denken, für die ich im Leben (immer noch) dankbar bin. Das ist im ersten Moment aufgrund dieses schrecklichen Schmerzes gar nicht so einfach, aber wenn du das jeden Tag machst, wird du darin wirklich besser, und der Morgen wird langsam erträglicher.
Darüber hinaus: Versuche, dich noch besser abzulenken. Nur wer keine Zeit zum Nachdenken hat, gerät nicht in dieses emotionale Grübeln.
Neben dem Joggen kannst du eine neue Outdoor-Sportart wie Longboarden, Fahrradfahren, Inlineskating usw. ausprobieren. Da man sich ja noch immer Dinge online bestellen kann, sollte das Zubehör eigentlich kein Problem sein.
Treffe dich mit einem Freund (2-Personen-Kontakt ist ja in Ordnung) oder Familie. Viele haben ja derzeit genauso viel Zeit wie man selbst.
Fange ein neues Hobby an oder greife ein altes wieder auf; jetzt ist der beste Zeitpunkt dafür! Sei es Lesen, Kunst, Musik, wissenschaftliche Neugier, Tiere,...viele Dinge kann man derzeit immer noch machen.
Versuche wirklich, dich so gut wie möglich auszulasten. Ich gerate ebenfalls immer nochmal in diese emotional-verletzte Abwärtsspirale, die sich im ersten Moment kaum bekämpfen lässt. Die effektivsten Abwehrmethoden, die ich für festgestellt habe, sind entweder die Ablenkung (siehe oben) oder die bewusste, aber objektive Konfrontation mit den eigenen Gefühlen, falls du schon soweit bist, dich ehrlich reflektieren zu können. Laut deiner Aussage, du ließest dich gehen, sehe ich da schon einiges Reflexionspotential. Denn der Schmerz existiert nur in uns, weil diese Trennung primär etwas in unseren Inneren auslöst. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Expartner, sondern oftmals viel eher um unsere eigenen Ängste und den Umgang mit uns selbst. Zu diesem Thema kann ich sehr die Vorträge vom Psychologen Robert Betz empfehlen (YouTube). Es gibt aber auch viele andere Ratgeber, die sich bewusst damit auseinandersetzen, was bei einer Trennung in uns passiert. Mir persönlich hilft dieses Wissen sehr, meinen Schmerz zu verstehen und dagegen anzugehen. Seitdem ist er tatsächlich weniger stark und ich bin viel entspannter.
Für mich stellt die Mischung aus der Ablenkung und Selbstreflexion derzeit eine sehr gute Lösung dar. Zwar habe ich dir etwa 4 Monate voraus, aber dennoch hoffe ich, dir damit etwas helfen zu können, denn auch ich kenne dieses erdrückende Gefühl nach einer Trennung. Ich kann dir aber sagen, dass es deiner Ex mit Sicherheit auch nicht gut gehen wird (auch die Verlasser haben mit einer Trennung zu kämpfen) und der Kontakt zu ihr dir keinesfalls weiterhelfen wird. Die Frage nach ihrem Wohlbefinden wird dir keinesfalls etwas bringen, denn entweder wird sie dir darauf antworten, was bei dir die Sehnsucht und Hoffnung nur wieder schüren könnte, oder sie wird abweisend oder gar nicht reagieren. So oder so, jede Möglichkeit davon bringt nur neuen Schmerz hervor.
So schwer es auch klingen mag, aber da musst du gerade leider allein durch, und es wird auch noch eine Weile dauern, bis es dir emotional wieder richtig gut gehen wird. Aber glaube mir, es wird irgendwann wirklich besser. Auch ich habe geglaubt, nie wieder herzhaft und unbeschwert lachen zu können, aber das habe ich mittlerweile schon wieder geschafft. Und einen positiven Aspekt bringt eine Trennung immer mit sich: man setzt sich damit zwangsweise sehr stark mit sich selbst auseinander, was ein unglaublicher Gewinn für die Zukunft ist. Denn dadurch lernt man, was einem im Leben wirklich wichtig ist, was man in einer Beziehung wirklich möchte und was man an sich selbst ändern möchte.
Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Bleibe stark, trotz Corona!
11.04.2020 22:47 •
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