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Einsamkeit nach langer Beziehung Frau Ende 30

L
Liebes Forum,

meine 15 Jahre andauernde Beziehung ist vor 3 Monaten endgültig gescheitert (nach längerer Krise hat sich mein Ex-Partner, den ich immer noch sehr liebe, endgültig getrennt, aber die Krise war so lange und so heftig, dass ich es inzwischen fast verstehen kann) und nachdem ich die ersten Wochen eigentlich halbwegs passabel im Anbetracht der Umstände herumgebracht habe (sehr viel geweint, traurig gewesen, aber das ist in den ersten Wochen ja auch normal, aber auch viel Ablenkung mit Bekannten, vielfältige Versuche, gut zu mir zu sein mit neuer Kleidung, gutem Essen etc.), kommt gerade das tiefe Loch der Einsamkeit. In den ersten Wochen haben mir viele Bekannte direkt angeboten, dass sie für Unternehmungen bereit stehen, jetzt kehrt langsam wieder Alltag ein und ich stelle fest, dass mein soziales Netz viel zu fein gewebt ist, als dass ich Hoffnung habe, dass es mich tragen kann und fühle mich sehr oft sehr einsam und so, als hätte ich keine Zukunft. Mein Lebensmodell war immer gemeinsam mit meinem Partner alt werden und gemeinsam viel Schönes machen, die Welt sehen und vll. sogar ein bisschen besser machen, jedenfalls nicht schlechter. Jetzt ist das alles weg und es tut sich ein großes Loch auf. Was kann ich tun, geht es vielleicht noch jemandem so?

Kurz zum Hintergrund: ich wohne jobbedingt in einer Großstadt, in der ich in den letzten Jahren nie so richtig Anschluss gefunden habe. Ich habe mit meinem Partner zusammengewohnt und mich in der Freizeitgestaltung zu oft darauf verlassen, dass er da ist, in den letzten Jahren stand der leider erfolglose Versuch, die Beziehung zu kitten, sehr im Vordergrund. Ich habe hier zwar inzwischen eine sehr gute Freundin, die auch direkt nebenan wohnt und die mich sehr aufgefangen hat, aber die ist wiederrum gerade sehr frisch verliebt und viel mit ihrem neuen Herzblatt unterwegs. Sie beziehen mich zwar auch ein, aber ich kann das gerade nicht immer mit einem frisch verliebten Pärchen. Sonst habe ich hier vielleicht noch 1,2 Leute, mit denen ich so etwas wie lockere Freundschaften pflege und einige Bekannte, die ich vom Sport, Job und meinem sozialen Engagement kenne, aber mit den Leuten bin ich halt nicht eng, nach den ersten Trennungswochen, wo alle voller Mitgefühl waren, meldet sich kaum jemand von sich aus bei mir. Die alten Freunde und Freundinnen aus Schule und Studium sind eher oder auch sehr weit weg und in den letzten Jahren ist der Kontakt mit vielen nicht mehr ganz so intensiv (also, mit den liebsten Freundinnen von früher schreibe ich noch, mit einer telefoniere ich auch öfter mal, aber wir sehen uns einfach kaum noch). Familie ist bei mir leider schwierig, es sind nur noch sehr wenige übrig, der Rest ist teilweise verstritten (auch mit mir) oder sehr weit weg. Ich fühle mich im Moment sehr oft sehr einsam und hoffnungslos und habe Angst, dass ich bald ganz alleine bin und niemand mehr da ist. Ich versuche zwar sehr, mich zumindest zu meinem Engagement und zum Sport aufzuraffen und immer ja zu sagen, wenn irgendeine Gruppenaktivität ansteht und bemühe mich auch, mit den Bekanntschaften, die ich habe, Treffen auszumachen, aber das gelingt mir oft nicht gut. Wenn es mir schlecht geht, kann ich oft nur nahe, vertraute Menschen um mich herum haben (und mir geht es oft noch so schlecht, dass ich den Tränen sehr nahe bin oder gleich mittendrin im Tränental) und von den nahen Menschen gibt es in meinem Umfeld eben nur so wenige und ich befürchte, in einen Teufelskreis hineinzuschlittern und bald eine einsame alte Frau zu sein, die irgendwann tot von den Nachbarn gefunden wird, weil es komisch riecht. Also, das war jetzt ein bisschen übertrieben, sooo alt bin ich noch nicht, aber dass bald der Geburtstag mit der 4 vorne kommt, macht mir doch Sorgen. Und ich finde es inzwischen auch wirklich sehr schwierig, Menschen in meinem Alter kennenzulernen, viele sind gerade voll mit der Familie und kleinen Kindern beschäftigt, tja, und ich jetzt wohl ne Single-Frau Ende 30, bei der wohl auch keine Kinder mehr kommen werden (ich mag Kinder, aber hatte nie einen wirklichen Kinderwunsch, mein Ex-Partner hat es kategorisch ausgeschlossen, ich kann mir gerade keine neue Beziehung vorstellen, so ist das wohl keine Möglichkeit mehr in meinem Leben - und nur irgendjemand zu suchen, mit dem ich last-minute Kinder bekommen kann, wenn es die letzten verbleibenden Eizellen überhaupt hergeben, um mich nicht mehr einsam zu fühlen, wäre wohl das schlimmste, was ich tun könnte).

Liebes Forum, ich bin dankbar für alle Tipps, wie ich mir ein neues soziales Netz aufbauen kann, was jemand in meiner Situation machen kann, um nicht alt und einsam zu sterben und gerne auch für Einschätzungen, wie es weiter gehen könnte, ob ihr irgendeine Hoffnung seht oder findet, dass ich mir gleich den Strick nehmen soll.
Danke.

Leela,
Ende 30 und bisher ein ganz schlechter Single

29.10.2018 23:10 • #1


Luto
Zitat von Leela:
Mein Lebensmodell war immer gemeinsam mit meinem Partner alt werden und gemeinsam viel Schönes machen, die Welt sehen und vll. sogar ein bisschen besser machen, jedenfalls nicht schlechter. Jetzt ist das alles weg und es tut sich ein großes Loch auf. Was kann ich tun, geht es vielleicht noch jemandem so?

Mir geht es zum Glück längst nicht mehr so, aber kenne natürlich noch die Situation, in einem solchen Loch zu stecken... das ist nicht schön, aber das Leben geht weiter und kann noch viel Wundervolles bringen!
und ja, ich kenne das auch, dass eher enge Freunde oft keine Lust haben, sich Trennungsleid dauernd anzuhören, und ich fand's irgendwann ok, und habe oft überraschenderweise eher nicht so vertraute Leute gefunden, die Lust hatten, sich das anzuhören... einfach mal ausprobieren, und Du wirst vielleicht auch überrascht werden, wie leicht das gehen kann...

Zitat von Leela:
nd ich finde es inzwischen auch wirklich sehr schwierig, Menschen in meinem Alter kennenzulernen, viele sind gerade voll mit der Familie und kleinen Kindern beschäftigt, tja, und ich ...

aber in einer Großstadt hat man doch sehr viele Möglichkeiten, da gibt es normalerweise Alles: Events, Parties, Ausgehmöglichkeiten, Single-Treffen, Kurse, Vereine ... ich weiß, wenn man im Loch sitzt, fehlt einem schnell der Antrieb, aber das Problem sind eigentlich nicht fehlende Möglichkeiten ... und in so einer Phase besteht ja vielleicht auch die Chance, alte Freundschaften mal wieder zu pflegen... und wenn Du nie wirklich Kinderwunsch hattest, ist die baldige 4 vorne, kein Grund, den Spaß am leben zu verlieren.... aber 3 Monate nach 15 jahren sind natürlich ein Klacks ... etwas Geduld und Kraft wirst Du auch brauchen, bis Dir die Trauer langweilig wird, und Du wieder Spaß hast, Dich in die Zukunft zu stürzen ... aber das kommt, ich verspreche es Dir!

29.10.2018 23:56 • x 1 #2


A


Einsamkeit nach langer Beziehung Frau Ende 30

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L
@Luto: danke dir sehr für deine schnelle und mitfühlende Antwort!
Ich finde es sehr schön zu lesen, dass du meine Situation kennst und inzwischen an einem besseren Ort bist.
Meinst du wirklich, ich kann Leute, die mir nicht so nah sind, auch mal fragen, ob die sich anhören möchten, wie es mir gerade so geht? Ich habe da Ängste...

Zitat von Leela:
aber in einer Großstadt hat man doch sehr viele Möglichkeiten, da gibt es normalerweise Alles: Events, Parties, Ausgehmöglichkeiten, Single-Treffen, Kurse, Vereine ... ich weiß, wenn man im Loch sitzt, fehlt einem schnell der Antrieb, aber das Problem sind eigentlich nicht fehlende Möglichkeiten ... und in so einer Phase besteht ja vielleicht auch die Chance, alte Freundschaften mal wieder zu pflegen... und wenn Du nie wirklich Kinderwunsch hattest, ist die baldige 4 vorne, kein Grund, den Spaß am leben zu verlieren.... aber 3 Monate nach 15 jahren sind natürlich ein Klacks ... etwas Geduld und Kraft wirst Du auch brauchen, bis Dir die Trauer langweilig wird, und Du wieder Spaß hast, Dich in die Zukunft zu stürzen ... aber das kommt, ich verspreche es Dir!

Der Abschnitt hat mich sehr gefreut. Ich liebe meine Stadt ja auch irgendwie, obwohl ich mehr Leute wünsche, die mir nah sind... das Kino um die Ecke, in dem all die abgefahrenen Filme laufen, die ich sehen mag (und die alle in meiner alten Studienort/Kindheits-Provinz niemals laufen würden), hat mir die letzten Monate sehr versüßt und ich bin nach wie vor sehr froh, dass ich mir hier kein Bein ausreißen muss, um auf das nächste Treffen von meinem Brachen-Netzwerk zu kommen oder mal auf ne Party zu gehen, wo Leute ziemlich viele Ü30 das Tanzbein genau zu der Musik schwingen, die ich mag, etc.... Was mir gerade schwerfällt, ist das alles wahrzunehmen. Klar, die Möglichkeiten sind unbegrenzt, aber wenn ich gerade hauptsächlich heule und traurig bin, dann kann ich nicht irgendwo hingehen - außer ich habe es schon eine Woche vorher geschafft, mich fix mit Leuten, die ich mag, zu verabreden und dann quasi dahin zu müssen. Und es gibt halt im Moment noch sooo viele Tage, wo ich mir denke, ich weiß noch nicht, ob ich da Gemeinschat packe, ich weiß noch nicht, ob ich mit oberflächlichen Bekannten an einen Ort kann, wo mein ehemaliger Liebster und ich oft zu zweit waren... und dann kommt es zu den einsamen Sonntagen, wo ich mir einfach nur denke, es ist jetzt gelaufen für mich, ich bin allein. Muss ich mich sicher mal von frei machen und vll. auch mal alleine irgendwo hingehen oder über die Ängste drüberspringen und Bekannte fragen, ob wir nicht zusammen irgendwo hin wollen, auch wenn das für mich ziemlich angsteinflößend ist... es fällt einfach noch sooo schwer, entfernte Bekannte zu fragen, ob wir Zeit zusammen verbringen mögen einfach nur so ohne special event oder irgendwas, aber wahrscheinlich muss ich mich dazu endlich mal zwingen. Oder?

30.10.2018 00:25 • #3


L
P.S.: Bitte um Entschuldigung für alle Tippefehler, weiß irgendwie nicht, wie ich die als Gast editieren kann. Eigentich bin ich ein Orthographie-Nerd. Sry!

30.10.2018 00:31 • x 1 #4


Luto
Zitat von Leela:
Meinst du wirklich, ich kann Leute, die mir nicht so nah sind, auch mal fragen, ob die sich anhören möchten, wie es mir gerade so geht? Ich habe da Ängste...

Ich kann Dir nicht versprechen, dass das funktioniert... aber ich habe das vor ca. 20 jahren das erste mal ausprobriert, und es ging überraschend gut... es fühlte sich eher so an, als fühlten sich die Leute geehrt, dass ich mich ihnen anvertraue... aber komme auch normalerweise eher lustig rüber, und wenn ich dann vor Fremden weine, waren die oft eher ergriffen von der plötzlichen Tiefgängigkeit ... aber hängt natürlich immer von den Personen und der Situation ab ...


Zitat von Leela:
aber wenn ich gerade hauptsächlich heule und traurig bin, dann kann ich nicht irgendwo hingehen

das kenne ich auch noch (aber fast 2 jahre her), dass ich unterwegs war, konnte es max. 1-2 Stunden genießen, aber wollte dann zu meinen Tränen zurück ... das ist dann einfach so, und das musst Du aushalten. Es gibt keine Abkürzungen in der Trauerzeit, und die ist einfach nur Kacke pur ...

Zitat von Leela:
es fällt einfach noch sooo schwer, entfernte Bekannte zu fragen, ob wir Zeit zusammen verbringen mögen einfach nur so ohne special event oder irgendwas, aber wahrscheinlich muss ich mich dazu endlich mal zwingen. Oder?

Du musst gar nichts (außer aufs Klo und irgendwann mal ins Grab ), aber ich kann es durchaus empfehlen, einfach mal Leute zu fragen, ob sie Lust haben auf Aktionen ... Ich habe in diesem Jahr eine fast Fremde gefragt, ob sie mit mir den 50. in Paris verbringen will, hat zwar letztendlich nicht geklappt, aber sie sagte erst einmal sofort zu ... Das geht schon, und wird meistens auch als lustig und angenehm empfunden ...

30.10.2018 00:43 • #5


S
Zitat von Leela:
@Luto: danke dir sehr für deine schnelle und mitfühlende Antwort!
Ich finde es sehr schön zu lesen, dass du meine Situation kennst und inzwischen an einem besseren Ort bist.
Meinst du wirklich, ich kann Leute, die mir nicht so nah sind, auch mal fragen, ob die sich anhören möchten, wie es mir gerade so geht? Ich habe da Ängste...


Der Abschnitt hat mich sehr gefreut. Ich liebe meine Stadt ja auch irgendwie, obwohl ich mehr Leute wünsche, die mir nah sind... das Kino um die Ecke, in dem all die abgefahrenen Filme laufen, die ich sehen mag (und die alle in meiner alten Studienort/Kindheits-Provinz niemals laufen würden), hat mir die letzten Monate sehr versüßt und ich bin nach wie vor sehr froh, dass ich mir hier kein Bein ausreißen muss, um auf das nächste Treffen von meinem Brachen-Netzwerk zu kommen oder mal auf ne Party zu gehen, wo Leute ziemlich viele Ü30 das Tanzbein genau zu der Musik schwingen, die ich mag, etc.... Was mir gerade schwerfällt, ist das alles wahrzunehmen. Klar, die Möglichkeiten sind unbegrenzt, aber wenn ich gerade hauptsächlich heule und traurig bin, dann kann ich nicht irgendwo hingehen - außer ich habe es schon eine Woche vorher geschafft, mich fix mit Leuten, die ich mag, zu verabreden und dann quasi dahin zu müssen. Und es gibt halt im Moment noch sooo viele Tage, wo ich mir denke, ich weiß noch nicht, ob ich da Gemeinschat packe, ich weiß noch nicht, ob ich mit oberflächlichen Bekannten an einen Ort kann, wo mein ehemaliger Liebster und ich oft zu zweit waren... und dann kommt es zu den einsamen Sonntagen, wo ich mir einfach nur denke, es ist jetzt gelaufen für mich, ich bin allein. Muss ich mich sicher mal von frei machen und vll. auch mal alleine irgendwo hingehen oder über die Ängste drüberspringen und Bekannte fragen, ob wir nicht zusammen irgendwo hin wollen, auch wenn das für mich ziemlich angsteinflößend ist... es fällt einfach noch sooo schwer, entfernte Bekannte zu fragen, ob wir Zeit zusammen verbringen mögen einfach nur so ohne special event oder irgendwas, aber wahrscheinlich muss ich mich dazu endlich mal zwingen. Oder?

Hallo Leela, mir geht es gerade genauso wie Dir. Ich habe nach 9 Jahren wundervoller Beziehung meine Frau verloren und ich kann das Loch und die Einsamkeit gut nachvollziehen. Es macht mir auch Angst alllein irgendwo hinzugehen. Wir haben fast alle zu Zweit gemacht und es ist nun echt schwer. Und hinzukommt, dass man überall die glücklichen Pärchen sieht und dann denke ich, dass ich das nie wieder haben werde und die Sehnsucht nach ihr wird unendlich riesig. War es das jetzt mit 45? Alleine leben die nächsten 30 Jahre, weil sie die Messlatte so hoch gelegt hat, dass da keine Andere ran kommt oder schaffe ich es, diese Überidealisierung abzulegen! Schaffe ich es über meine Ängste drüber zu gehen und wieder Kontakte zu knüpfen. Das Schlimmste steht mir mit Weihnachten noch bevor und auch mein Geburtstag. Aus den Erfahrungen anderer Trennungsopfer, die hier ihre Erfahrungen teilen, habe ich aber heraus gelesen, dass man durchhalten muss, dann wird es wohl von selbst besser. Schöne Grüsse aus Berlin....

30.10.2018 00:56 • #6


Luto
Zitat von Saoteking:
Aus den Erfahrungen anderer Trennungsopfer, die hier ihre Erfahrungen teilen, habe ich aber heraus gelesen, dass man durchhalten muss, dann wird es wohl von selbst besser

das ist in der Tat so, und nach gewisser Zeit will man auch nicht ansatzweise mehr das alte Leben zurück .... weil es eben nicht mehr stimmig war ...

30.10.2018 01:07 • #7


L
Ihr Lieben,
habt viel Dank für eure Antworten!

@Saoteking: es tut mir leid, dass dir Ähnliches wie mir passiert ist. Gleichzeitig tröstet das Lesen hier sehr. Ich bin nicht die Einzige, die da irgendwie durch muss, es ist schwer, die Gedanken, Zustände und Gefühle kennen auch andere - das ist traurig, dass wir das alle erleben müssen, aber wir sind nicht alleine. Ich werde mir später mal deine Geschichte durchlesen.

@Luto: erneut liebsten Dank für die Einsichten und erkenntnisreichen Worte. Besonders gut getan hat mir, dass du mir auch mein ich muss jetzt ja wohl geschrieben hast, dass ich nicht muss, es aber Möglichkeiten gibt, die du durchaus empfehlen kannst. Ich mache mir im Moment selbst ziemlich viel Druck, dass ich jetzt unbedingt raus muss in das neue Leben, der neue Bekanntenkreis schon sofort da sein muss etc. Es hilft sehr, da gedanklich und gefühlsmäßig den Druck heraus zu nehmen und einfach zu schauen, was so geht und zu akzeptieren, was noch nicht geht.

Was ich gemacht habe in den letzten Tagen: viel. Vielleicht zuviel, einmal musste ich auch heulend eine gesellige Gemeinschaft verlassen. Ich sag zu allem ja, was in meiner Umgebung an Angeboten für Freizeitgestaltung aufploppt, wenn es mir irgendwie emotional machbar erscheint und wenn sich die Gelegenheit ergibt, bei Bekannten mal nachzufragen, was sie so in den nächsten Tagen vorhaben, versuche ich mich einzuklinken. Die ganzen glücklichen Pärchen um mich herum fallen mir zum ersten Mal so auf, ich habe vorher nie wahrgenommen, wie viele das eigentlich sind und ich kann nicht immer gut mit ihnen. Auch wenn ich Termine habe, kommen zwischendrin immer wieder so einsam-fühl Momente und was ich so mache, erscheint mir oft nicht stimmig und rund. Ich habe definitiv noch nicht wieder rausgefunden, was ich gerne selst machen möchte, aber manchmal gelingt es mir, bei Sachen mitzuschwimmen. Immerhin.
Es gibt aber auch Sachen, die ich für die nächsten Wochen geplant habe, auf die ich mich ernsthaft freue. Ich werde eine alte, sehr liebe Freundin in einer anderen Stadt besuchen und mit einem Bekannten ein Wochenende wegfahren!
Ich muss sehr schauen, dass ich ein gutes Gleichgewicht finde zwischen Sachen planen und alleine sein, das ist im Moment noch so ein bisschen schwer herauszufinden.
Ich merke auf jeden Fall, dass die meisten Leute, die ich frage, ob sie Zeit für mich haben, überwiegend positiv reagieren. Das ist ein gutes Zeichen, auch wenn sich mein Leben trotzdem im Moment so unfertig und zufällig und manchmal haltlos anfühlt, überwiegt gerade doch die Hoffnung.

03.11.2018 01:02 • #8


L
Hallo Internet,
hallo Forum,

ich weiß nicht, ob jemand mitliest und hoffe, es ist OK,wenn ich mir hier quasi selbst antworte. Ich bin nicht so oft in Foren unterwegs und kenne daher die Regeln nicht so gut. Ich habe festgestellt, dass es mir gut tut, hier zu schreiben, um mich zu ordnen, also schreibe ich, mögen da Reaktionen kommen oder nicht.

Ich frage mich, ob es überhaupt wirklich die Einsamkeit ist, die mein Problem ist. Ich bin, wie zuletzt berichtet, in den letzten Tagen ja viel rausgegangen. Es hilft und es hilft nicht.

Was mich quält: dieses Verlorenheitsgefühl. Dieses In-die-Welt-geworfen sein und alleine dastehen. Diese Unfähigkeit zu glauben, dass mein liebster Lieblingsmensch, meine Ersatzfamilie, mein Freund, der Mensch, der mich am besten kannte von allen Menschen auf dieser Welt nicht mehr bei mir ist.

Erinnerungen überschwemmen mich immer wieder. All die Jahre, die guten wie die schlechten. Ich denke vor allem daran, was gut war, auch in den letzten,schlechten Jahren. Die ganzen tollen Urlaube, die wir zusammen gemacht haben, das Gefühl der Geborgenheit, wie wir uns zusammen eingerichtet haben, die Worte, die wir füreinander hatten, die Gespräche, die Spaziergänge, die Ausflüge, wie er mir bei 1000 Dingen geholfen hat, die gegenseitigen Geschenke, die wir uns gemacht haben, die Zärtlichkeit, die Insiderwitze, die Momente, in denen wir unsere gegenseitigen Weltsichtenso bereichert haben, die so fest sitzende Überzeugung, dass wir bis ans Ende unserer Tage zusammen sein werden.

Wohin ich auch gehe, immer denke ich daran, was ich mit ihm gemacht habe. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Nachbarin und liebsten Vor-Ort-Freundin in der Therme. Ich musste so intensiv an die ungezählten Thermenbesuche mit ihm an den unterschiedlichsten Orten denken.
Es hat geholfen, das meiner Freundin zu erzählen, ein bisschen, aber es ist so präsent, als würde ich das Glück erneut durchleben. Und dann werde ich todtraurig, weil dieses Paradies, was wir hatten, für immer verloren ist.

Ich versuche mich oft zu erinnern, was in den letzten Jahren der Krise denn alles schlecht war, auf ihn wütend zu sein. ich weiß nicht, ob das eine gute Strategie ist. Er ist gegangen. Er wollte es nicht mehr weiter probieren, er wollte keine gemeinsamen Aktionen, keine gemeinsamen Pläne mehr. Er hat mich und meine Bedürfnisse in der letzten Zeit einfach ignoriert, es war schrecklich. Wir haben es auch beide verkackt.

Um nochmal kurz zu erläutern, was passiert ist, angefangen vor ein paar Jahren: er wollte eine Nebenbeziehung und dachte, ich könnte mir das auch vorstellen, da ich immer der Meinung war, S. Treue ist nicht unserer Fundament. Es hat mich aber vollkommen aus der Bahn geworfen und er hat mich vollkommen falsch verstanden gehabt. Eine kleine Affäre seinerseits wäre für mich kein Problem gewesen, aber eine andere Beziehung schon (ich weiß, das klingt für viele wahrscheinlich vollkommen absurd und wenn doch noch jemand mitliest, mache ich mich auf Verurteilungen meiner Blauäugigkeit gefasst). Als er dann nach einiger Zeit verstanden hat, dass ich das nicht ertragen kann, beendete er dann die Nebenbeziehung, später auch die Freundschaft zu dieser Person. Ich konnte mich aber leider nicht einkriegen, war plötzlich (vorher niemals) schrecklich eifersüchtig, schrecklich besitzergreifend, schrecklich gemein, alles in allem ziemlich schrecklich. Ziemlich lange. Ich bereue sehr, wie ich in dieser Zeit zu ihm war. Er sagte immer, wenn ich es ablege, wird alles wieder gut. Und ich konnte es nach einiger Zeit ablegen, mit Therapie und Achtsamkeit und Meditation und was weiß ich nicht noch alles. Es war zu spät. Er ist gegangen, weil zu viel vorgefallen ist. Wir haben uns in dieser Zeit der Krise auch einfach zu sehr voneinander entfernt, sind abgesehen von anstengenden Beziehungsgesprächen unterschiedliche Wege gegangen. Ich hatte, gerade nachdem ich wieder einigergemaßen geläutert war, aber bis zum Schluss so viel Hoffnung.

Jetzt sitze ich da vor den Scherben und glaube, niemals mehr wieder lieben zu können. Und fühle mich allein, einsam, verlassen, unselbstständig, unerwachsen, unvollständig und weiß nicht, wie ich mich jemals wieder zusammensetzen kann.

Ich bin offen für Gedanken hierzu, ansonsten antworte ich mir wieder selbst. Kann verstehen, wenn sich den ziemlich länglichen Mist kaum jemand durchlesen kann.

06.11.2018 22:56 • x 1 #9


E
Hallo, das was du schreibst, tut mir sehr leid für dich! Ich habe mir noch nicht den kompletten Beitrag durchgelesen, konntemich aber in sehr vielem wiederfinden. Ich hoffe, du kommst da gut durch.

06.11.2018 23:24 • #10


W
Ich finde es überhaupt nicht absurd, was du schreibst. Das klingt doch alles ganz verständlich. Vielleicht war diesen Nebenbeziehung einfach schon ein Zeichen dafür, dass vorher schon nicht mehr alles gut war. Gib dir bitte nicht die Schuld für das, was passiert ist. Vielleicht musste es einfach so kommen und du musst durch dieses Tal, damit es dir danach besser geht. Ich kenne diese Einsamkeit. Manchmal hilft es mir, wenn ich mir sage, dass es auch mal einfach eine Zeit geben darf, in der ich einsam bin. Ich muss nicht immer das pralle Leben um mich herum haben. Natürlich will ich mich auch nicht total verkriechen, aber ich muss mir auch keinen Druck machen, dass ich jeden Abend Ablenkung habe. Alles hat seine Zeit.

06.11.2018 23:44 • #11


A


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