2

Er wird ungerecht im Streit - wie da rauskommen?

D
Hallo, ich versuche es kurz zu halten. Wir sind Mitte 30 und seit 9 Monaten in einer Fernbeziehung. Zur Zeit sehen wir uns nicht mal jedes Wochenende und wenn mit Unterbrechungen, weil er am Wochenende Verpflichtungen hat (Arbeit, Kind). Das macht uns sehr zu schaffen.

Mein Freund bereitet unser Zusammenziehen in meine Stadt am Jahresende vor. Vor wenigen Tagen habe ich ihm eine lange Nachricht geschrieben, dass wir gemeinsam planen, damit ihm nicht alles über den Kopf wächst und er natürlich mit meiner Unterstützung rechnen kann.

Gestern gab ich auf Arbeit richtig Gas, um pünktlich gehen zu können, damit wir gemeinsam bei mir ankommen und Abendessen können. Als ich los wollte, las ich, dass er 1,5 Stunden später kommt. Ich war geknickt und rief ihn an, um nach dem Grund zu fragen. Er bemerkte meine Enttäuschung und rief mich danach mehrmals an, aber mein Handy war lautlos und ich saß mit einem Kollegen in der vollen Bahn. Ich habe es einfach nicht gesehen und das sagte ich ihm. Ich habe seit zwei Monaten eine neue Vollzeit-Stelle. Mein Vorgesetzter fehlte die meiste Zeit wegen Krankheit und Urlaub, ich hatte keine Einarbeitung, auch noch seine Projekte und bin abends fertig. Das weiß mein Freund alles.

Er schrieb, dass er erst losfährt, wenn ich ihn anrufe und sage, dass ich mich auf ihn freue. So habe er nur Schuldgefühle. Ich sagte, dass ich keine Kraft für solche Diskussionen habe. Dann begannen grundsätzliche Anschuldigen seinerseits: Ich würde ihm nicht genug den Rücken stärken, hätte nur Zweizeiler und kein liebes Wort für ihn, würde nicht hinter seiner Arbeit stehen und keinen Anteil an seinem Leben nehmen. Das war zu viel für mich, da ich ihn über alles liebe und das zeige, z. B. frage ich sehr detailliert, wie sein Tag war und es interessiert mich auch alles. Gerade erst vor 3 Tagen habe ich das letzte Mal ich liebe Dich gesagt. Ich schrieb, dass ich nicht verstehe, warum er mit mir zusammen leben will, wenn ihm so viel fehlt. Er ritt nur darauf rum, dass er es mir nicht recht machen kann und ich ihn nicht angerufen hätte, um ihm das Schuldgefühl zu nehmen. Ich sagte, dass nach der grundsätzlichen Kritik an meinem Beziehungsverhalten mir die Lust dazu fehlte, ich nicht weiß, wie ich noch weitermachen soll, weil ich das Gefühl habe, viel zu geben und so keinen Sinn mehr sehe. Er meinte nur, dass wir morgen unsere Sachen austauschen können, was ich ablehnte.

Ich finde, das liest sich wie Kindergarten. Leider ist es ein wiederkehrendes destruktives Muster: Es gibt eine Kleinigkeit, die meist er anspricht, daraus folgt plötzlich grundsätzliche Kritik von ihm (vorher wirkte er glücklich, ganz normale liebevolle Beziehung) und dann ist da Hoffnungslosigkeit, Trauer und Wut, dass einer von uns beiden die Beziehung in Frage stellt und wir von Trennung sprechen. Es eskaliert. Was kann ich gegen die Spirale tun? Wo habe ich mich gestern falsch verhalten? Ich habe das Gefühl, ich gehe seit gestern auf verbrannter Erde, bin eine unzureichende und unaufmerksame Partnerin und weiß auch nicht, wie ich das Gespräch wieder aufnehmen soll.

19.08.2017 09:00 • #1


aquarius2
Da würde meine Bauchgefühl rebellieren. Irgendwie ist der Mensch nicht unkompliziert. Natürlich nervt es, wenn der andere trotz Handy an nicht errreichbar ist, aber wenn schon. Bei schläft mein Handy auch im Spind oder in der Tasche im aufenthaltsraum und wenn ich nicht gerade da bin ist es Essig.
Das du nicht begeistert warst, dass er später kommt und er dann will, dass du ihn anrufst, sorry ihr seid mitte 30 und das ist Kindergarten! Was ist, wenn wirklich Probleme auftauchen? Wollt ihr zusammen in eine Wohnung ziehen?

19.08.2017 09:10 • #2


A


Er wird ungerecht im Streit - wie da rauskommen?

x 3


S
Eine klare und zielgerichtete Kommunikation ist das A und O. Generell in Beziehungen und bei einer Fernbeziehung, die ihr zur Zeit noch habt, um so wichtiger. Ihr habt beide das Gefühl es dem anderen nicht Recht machen zu können, kämpft beide mit eurem Alltag und Erwartungen und Enttäuschungen, die mit den jeweiligen Wochenenden verbunden sind.
Also setzt euch hin und redet klar.
1. Ja, wir wollen uns
2. Wenn wir uns verletzt oder enttäuscht fühlen, fragen wir zunächst einmal bei dem anderen nach, bevor wir ein emotionales Urteil fällen.
3. Wir erkennen den Alltag des anderen an und unterstützen uns und leben damit, dass eben zeitlich nicht immer alles pronto möglich ist.
4. Wir müssen dem anderen nicht permanent Sicherheit vermitteln, weil wir uns mit dem anderen sicher fühlen.
5. Wir unterlassen Anklagen und unkontrollierte Du-Botschaften.

Viel Erfolg für eure gemeinsame Zukunft

19.08.2017 09:21 • x 2 #3


aquarius2
Ihr solltst euch mal grundsätzlich darüber informieren, wie man in der Partnerschaft kommuniziert, solche sinnlosen Streitigkeiten entzweien auf Dauer alle Paare. Diese Strukturen muß man durchbrechen. Warum respektierst du seine Arbeit nicht? Was machst du beruflich, was macht er? Kann es sein, dass ihr unterschieliche Schulabschlüsse und Azsbildungen habt?
Stress wird es immer geben auch Chefs die selten da sind und einem viel Arbeit aufs Auge drücken. Natürlich muß man da auch mal Überstunden machen oder gekommt enorm gestresst und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln die ja auch ihre Tücken haben unentspannt an. Wer da noch solche Grundsatzdiskussionen führt ist da schnell am Limit.

19.08.2017 09:49 • #4


L
Ich könnte mir vorstellen, dass er glaubt, er würde Dir nicht genug bedeuten.
Ihm fehlt der wirkliche Einblick.
Er versteht nicht, dass Du bis obenhin dicht bist und fühlt sich wahrscheinlich vernachlässigt.
Habt ihr grundsätzlich über Deine neue Arbeitssituation gesprochen?
Hast Du ihm erklärt, weshalb es manchmal nur Zweizeiler sind?
Ich würde da nochmal mit ihm drüber reden und ihm ausdrücklich Deine Situation schildern.
Hat er immer noch kein Verständnis, dann finde ich es egozentrisch.

19.08.2017 10:03 • #5


D
Vielen Dank für Eure guten Gedanken.

@Sarina80: Alles, was Du schreibst ist richtig. Würden wir beide so unterschreiben. Bekommen wir momentan leider in einer hitzigen Streitsituation nicht hin.
@aquarius2: Ja, es ging um zusammenziehen. Wir haben beide einen Diplom-Abschluss und den gleichen Bildungsstand. Er ist selbstständig, ich arbeite als Projektberaterin in einer Agentur. Dass ich seine Arbeit nicht akzeptiere, hat er mir ja im Streit unterstellt. Ich habe darüber nachgedacht und habe weder so etwas geäußert, noch wüsste ich, wodurch ich ihm das Gefühl gebe.
@lara2: Ja, da wir täglich telefonieren, wissen wir sehr gut, warum wir beide gerade viel Stress erleben. Er hatte sich gewünscht, dass wir statt Whats App-Nachrichten lieber täglich telefonieren. So kann ich die Kritik mit angeblichen Zweizeilern noch weniger nachvollziehen.

Ich vermute, dass er - ausgelöst durch sein Schuldgefühl - auch mir ein schlechtes Gefühl mit seiner Kritik geben wollte. Oder im Affekt schon so auf Trennung programmiert war (kein Schmerz mehr ertragen müssen), dass er Gründe herbeigesucht hat, warum es richtig ist.

19.08.2017 10:19 • #6




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag