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Ich kann meine Eltern nicht mehr lieben

P
Hallo Comlunity, Ich weiß, dass sich der Titel vielleicht seltsam anhört und ich weiß selber nicht genau wieso es alles so kam , wie es kam, aber.

Ich kann meine Eltern irgendwie nicht mehr lieben. Wir haben uns in den letzten 3-4 Jahren so krass auseinander gelebt. Ich rede kaum noch mit Ihnen. Bin einfach ungern Zuhause. Bin immer draußen, damit ich sie nicht mehr sehen muss. Und wenn ich Zuhause bin, hocke ich in meinem Zimmer rum. Mir tut es so krass leid, diese worte hier so aufschreiben zu müssen.

Ich würde sie so gerne lieben, mit Ihnen reden, über alles, über Freunde, Hobbys, Gemeinsame Ziele, Träume alles einfach. Tief im herzen liebe ich sie glaube ich auch, aber ich kann und will es einfach nicht zeigen.

Meine Eltern machen eigentlich nichts falsch. Ab und zu streit aber das ist ja normal. Ich weiss auch nicht, wie es zu so einem Verhältnis kommen konnte. Irgendwie hat man immer weniger miteinander geredet. Und ich habe mich an den Zustand gewöhnt und wurde ruhiger mit der Zeit. Habe jahrelang alles in mich hineingefressen und mache es heute auch noch.

Ich bereue irgendwie alles. Ich wünschte ich wäre ein besseres Kind, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine mutter weint oft, weil wir so wenig machen. Mein vater, meint immer dass ich als Kind so eine starke Bindung zu ihm hatte und dass er mich gar nicht mehr wieder erkennt.

Ich weiß nicht mehr weiter. Mich bedrückt die Situation extrem. Meine Psyche leidet extrem darunter. Ich weiß ganz genau, dass sie irgendwann (bald) von dieser Erde gehen werden, da sie auch nicht mehr die jüngsten sind und ich genau an diesem Tag mit ihnen sterben werde. Ich schaff es einfach nicht.

Wie würdet ihr die Situation beurteilen?

Danke fürs lesen .

15.11.2020 18:46 • #1


T
Gerade wenn Du weißt, daß sie bald von dieser Welt gehen, desto wichtiger ist es doch die noch verbleibende Zeit zu nutzen. Noch kann man alles besser machen, wenn die nicht mehr sind, dann ist es zu spät. Ich habe damals auch kaum Kontakt und kein gutes Verhältnis zu ihnen gehabt, dann starb mein Vater ganz plötzlich. Ich zerbrach innerlich und habe bereut nicht alles versucht zu haben, ein besseres Verhältnis zu ihnen zu bekommen. Für Dich kann ich Dir nur raten, versuche alles mögliche, spring über deinen Schatten und steck dem Frieden zuliebe auch mal zurück. Denk dran, noch ist es nicht zu spät.

15.11.2020 18:53 • x 2 #2


A


Ich kann meine Eltern nicht mehr lieben

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jimmylight69
Hi Paul
deine Aussagen wirken ein bisschen widersprüchlich. Ich hab den Eindruck, dass du deine Eltern ganz mächtig liebst und trotzdem schreibst du, dass du sie nicht mehr lieben kannst. Daraus schliess ich, dass du sie zwar liebst, dich aber in deiner Situation sehr unwohl fühlst.
Laut deinem Profil bist du 22. Darf ich fragen, wie alt denn deine Eltern sind?
Ich kann hier nur spekulieren aber wär es möglich, dass du das innere Bedürfnis hast, dich abzunabeln und du damit Schwierigkeiten hast, weil deine Eltern viel Nähe und Zuwendung von dir erwarten? Ist es dieser Widerspruch, der dir zu schaffen macht?

15.11.2020 19:05 • x 4 #3


P
Zitat von jimmylight69:
Hi Paul
deine Aussagen wirken ein bisschen widersprüchlich. Ich hab den Eindruck, dass du deine Eltern ganz mächtig liebst und trotzdem schreibst du, dass du sie nicht mehr lieben kannst. Daraus schliess ich, dass du sie zwar liebst, dich aber in deiner Situation sehr unwohl fühlst.
Laut deinem Profil bist du 22. Darf ich fragen, wie alt denn deine Eltern sind?
Ich kann hier nur spekulieren aber wär es möglich, dass du das innere Bedürfnis hast, dich abzunabeln und du damit Schwierigkeiten hast, weil deine Eltern viel Nähe und Zuwendung von dir erwarten? Ist es dieser Widerspruch, der dir zu schaffen macht?


Meine eltern haben mich erst relativ spät bekommen. Mein Vater ist 63 und auch leider krank und meine Mutter 57.
Das Ganze fing halt im Jugendlichen alter an. Wir haben uns immer weniger verstanden und mittlerweile reden wir seit Jahren halt kaum miteinander. Dementsprechend, sind meine Gefühle, gegenüber ihnen auch weniger geworden. Klar, werde ich sie für immer lieben, es sind meine eltern. allerdings merke ich, dass es immer mehr nur ein Satz wird ,den man einfach so sagt und keine wirklichen Gefühle , dahinter stecken...

15.11.2020 19:23 • #4


Blanca
Zitat von Paul24:
im herzen liebe ich sie glaube ich auch, aber ich kann und will es einfach nicht zeigen

Zitat von Paul24:
Meine mutter weint oft, weil wir so wenig machen. Mein vater, meint immer dass ich als Kind so eine starke Bindung zu ihm hatte und dass er mich gar nicht mehr wieder erkennt.

Zitat von Paul24:
Mich bedrückt die Situation extrem. Meine Psyche leidet extrem darunter.

Ich denke, Du solltest Dir gemeinsam mit Deinen Eltern mal einen Termin bei der Familienberatung machen. IMO liebt Ihr einander, aber es hapert an der Kommunikation und da könnte Euch ein guter Coach sehr wohl drin unterstützen. Seid es Euch wert!

Alles Gute Dir.

15.11.2020 19:30 • x 3 #5


J
Lieber TE,
vergiss das verdammte vierte Gebot,
vergiss diese Rosamunde-Pilcher-Familienromantik
vergiss die verfluchten Hollywood-Schmozetten.
Es ist Dein Leben! Und wenn es Dir anscheinend ohne Deine Eltern besser geht, dann ist das vollkommen ok!
Lass Dir von niemand einreden, dass sei irgendwie falsch oder nicht in Ordnung, nur weil es nicht einem absolut realitätsfremden Klischee entspricht.

Zitat von Paul24:
Meine Eltern machen eigentlich nichts falsch.

Ist das vielleicht auch nur eine romantisch verklärte Sicht der Dinge?

15.11.2020 19:56 • x 3 #6


B
Du bist alt genug,um auszuziehen. Wenn du auf eigenen Beinen stehend und mit dem Abstand immer noch nichts fühlst ( so wirken deine Worte hier allerdings eher nicht) ,dann ist es meiner Meinung nach eben so.Es ist nicht immer so,dass Eltern und Kinder ewig verbunden bleiben.
Für den Anfang würde ja eine WG reichen, da bist du dann auch nicht alleine.

15.11.2020 20:01 • x 4 #7


Nachtlicht
Paul, ich sehe es wie @Bones und rate dir, eine eigene Wohnung (oder Wohnmöglichkeit außerhalb deines Elternhauses) anzuvisieren.

Es ist normal und gesund, sich beim Erwachsenwerden von den Eltern abzunabeln. Die jungen Menschen müssen ihren eigenen Weg ins Leben finden.

Von dort aus, auf eigenen Füßen stehend, verbessert sich ganz oft auch wieder das Verhältnis zu den Eltern. Bei mir jedenfalls war es so.

15.11.2020 21:19 • x 4 #8


Jane_1
Zitat von Paul24:
Ich wünschte ich wäre ein besseres Kind, aber ich schaffe es einfach nicht.

Wiesos wünschst du dir denn besser zu sein? Geben deine Eltern dir das Gefühl, dass du nicht gut bist, so wie du bist?
Zitat von Paul24:
Meine mutter weint oft, weil wir so wenig machen. Mein vater, meint immer dass ich als Kind so eine starke Bindung zu ihm hatte und dass er mich gar nicht mehr wieder erkennt.

Ich habe einen 5 Jahre jüngeren Sohn als du und natürlich machen wir auch nicht mehr so viel zusammen, das ist ja völlig natürlich. Manchmal bedauere ich das auch etwas, aber ich bin auch froh, dass er selbständig ist und nicht an mir klebt. Würde ich weinen, dass wir nicht viel zusammen machen, wäre er wahrscheinlich geschockt und müsste vermutlich auch lachen. Weil das einfach so absurd ist.
Da wird komischer Druck auf dich aufgebaut.
Auch dein Vater, er erkennt dich nicht wieder, ja klar. Kinder werden zu Jugendlichen, Jugendliche werden zu Erwachsenen. Damit müssen Eltern klar kommen, nicht dein Problem. Lass dich da nicht manipulieren.

Auch von mir der Rat: Zieh aus, leb dein Leben.

15.11.2020 22:14 • x 3 #9


Lebensfreude
woran ist denn dein Vater erkrankt?
Bist du Einzelkind?

15.11.2020 23:20 • #10


Anubie
Hallo Paul,
In einem deiner Themen schriebst du zu den fehlenden Liebesgefühlen zu einer Datepartnerin das:
»Ich kann nicht ganz genau beschreiben, was ich gefühlt habe, aber ich war sehr traurig und mega mega enttäuscht von mir selbst. Ich fand es auch unfair gegenüber meiner date partnerin.«
Das entspricht ja in etwa dem, was du zu deinen Eltern schreibst und ich vermute bei deiner Elternproblematik die Basis.

Du denkst, du musst liefern.

Und sagst doch, dass dein »tiefes Inneres« sie beide doch liebt. Also vertrau dem und nicht der Stimme, exemplarisch deines Vaters, Zitat in deinem Text.
Du wurdest offenbar familiär sehr unter Druck gesetzt.
Man hat soviel Verantwortung für einander... und reicht nicht. Wird dir dort suggeriert.
Das ist das familiäre Hintergrundrauschen.
Du liebst aber dennoch. Das ist keine bewusste Entscheidung.
Es reicht völlig aus, wie du bist und liebst.
Bin kein Therapeut aber mir kommt der Satz hier sinnvoll vor.

15.11.2020 23:35 • x 1 #11


P
Zitat von Lebensfreude:
woran ist denn dein Vater erkrankt?
Bist du Einzelkind?


Er hat seit einigen Jahren leider mit Krebs zu kämpfen und ich bin kein einzelkind. habe eine ältere schwester, die allerdings schon verheiratet und somit schon ausgezogen ist

16.11.2020 13:09 • #12


A
Zitat von Paul24:
es sind meine eltern. allerdings merke ich, dass es immer mehr nur ein Satz wird ,den man einfach so sagt und keine wirklichen Gefühle , dahinter stecken...

Was du für sie fühlst, wirst du merken, wenn sie gehen......dann wird es zu spät sein für alles.

16.11.2020 13:45 • x 1 #13


Charla
Zitat von Paul24:
Ich bereue irgendwie alles. Ich wünschte ich wäre ein besseres Kind, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine mutter weint oft, weil wir so wenig machen. Mein vater, meint immer dass ich als Kind so eine starke Bindung zu ihm hatte und dass er mich gar nicht mehr wieder erkennt.


Dein innerer Rückzug läßt auf eine tiefe innere Verletzung schliessen, vielleicht hast du dich mißverstanden, nicht wirklich in deinem SoSein angenommen oder nicht wirklich wertgeschätzt gefühlt ? Es kann sein, daß du dir eine Schutzmauer aufgebaut hast um dein Gefühle nicht mehr spüren zu müssen.
Wie geht es dir wenn du an deine Eltern denkst ? Hast du Angst sie zu verlieren ?

Du bist genau richtig so wie du bist, irgendetwas war Anlass gewesen um deine Gefühle zu unterdrücken.
Wichtig ist für eine Bindung sich mitzuteilen, hast du mit deinen Eltern schon gesprochen wie sehr du leidest und dich diese Situation so bedrückt ? Hast du Schuldgefühle ?

16.11.2020 14:02 • x 1 #14


CaveCanem
Du wirst erwachsen.

Das nennt sich Ablösungsprozess.

Und ist völlig normal. Mit 18 hätte ich meine Mutter am liebsten an der Tanke ausgesetzt. Mit einem Schild nimm sie wer anders. Bitte.

Was sie sagte brachte mich zum flippen. Ich sah alles anders. Wäre am liebsten ausgezogen. Nur weg. WG. Whatever.

Ich habe dann ein Jahr als Au Pair in Paris eingelegt. Das hat gut getan, zu sehen, dass ich alleine klarkommen kann.

Irgendwann kam dann auch das Vermissen wieder. Und das Gefühl, dass sie ja doch nicht nur und immer doof ist.

Irgendwann bekam sie Krebs. 1994 ist sie gestorben. Ich war 28.

Mein Rat: Ellis hat man nur ein einziges Mal. Irgendwann sind sie fort.

Finde Deinen eigenen Weg. Geh auf Abstand. Denn erst dann wird das Gefühl wiederkommen.

Und vielleicht zeigt sich dann, was es zwischen Euch zu klären gibt.

Wir nehmen aus der Kindheit Päckchen mit. Jeder einzelne der hier schreibt hat sein ganz eigenes.

Sie haben nichts falsch gemacht... naja... ich kenne genau 0 % Eltern, die immer alles richtig machten.

Wenn Du meinst, dass Du dort rauswillst... dann tu das doch. Es gibt viele Wege dafür.

16.11.2020 14:37 • x 2 #15


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