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Mann leidet unter Depression

M
Hallo Ihr Lieben,
Ich bin seit fast 11 Jahren mit meinem Mann zusammen, 6 Jahre verheiratet, wir haben 2 kleine Kinder (3,5) und ein Haus. Er ist angestellt und ich bin selbstständig.

Mein Problem: Beziehungsprobleme wegen Depressionen, . evtl. Scheidung?

Mein Mann leidet unter Depressionen. seit über 6 Wochen liegt er stationär, zum Glück. Das ganze geht schon viel länger. Als ich ihn kennengelernt habe, wusste ich, dass er schon einmal wegen Depressionen stationär lag.

Jetzt ist alles anders. Die Therapie und Antidepressiva schlagen langsam an, aber ich erkenne meinen Mann nicht mehr. Er ist so abwesend, ständig am Handy oder Tablet, ihm sind viele Dinge gleichgültig, die uns wichtig waren, Nähe sucht er nicht, ich muss mir jetzt meinen Weg suchen, damit ich glücklich werde ich brauche ab sofort immer Ruhephasen, damit kannst du dich schon mal anfreunden, dass ich mich jetzt öfter mal ausklinke

Versteht mich nicht falsch, ich unterstütze ihn gerne, es geht ja auch schon seit Monaten mit der Depression. es ist wirklich nicht einfach mit 2 Kindern Zuhause, eigenes Haus und Selbstständigkeit. Aber von ihm höre ich nur ich ich ich. Alles dreht sich um sein künftiges Leben. Seine Ansichtsweise ist auch so seltsam geworden. Wie Gehirnwäsche. alle müssen sich jetzt danach richten, was er will.

Immerhin verliebt man sich ja in den Charakter von einem Menschen. Mein Mann sein Charakter wird für mich aber immer mehr zum Problem, Last.

Hat hier jemand so etwas ähnliches durch? Mann mit Depressionen? Bin ich zu egoistisch? Ich werde langsam auch gagga.

Ich habe wahrscheinlich wie alle Angst, mich scheiden zu lassen. Ich weiß ja auch nicht genau, ob ich das will. Irgendwas in mir sagt, dass ich das hier nicht mehr will, der andere Teil ruft ich soll es weiter probieren. Meine Selbstständigkeit müsste ich vermutlich aufgeben, das Ganze wäre für mich finanziell ein Drama. meine Kinder sind aber das Wichtigste, wenn sie mich unglücklich sehen, wobei ich das wirklich so gut es geht vermeide, bricht es mir das Herz. er ist ein guter Papa, das will ich garnicht abstreiten, wobei er natürlich momentan durch die Depression eingeschränkt ist.

Traurige und verwirrte Grüße.

27.12.2019 00:38 • #1


F
Hast du dich mal für dich bezüglich einer Angehörigengruppe etc. informiert? Der Austausch kann sehr wertvoll und wohltuend sein.

Auch wenn es die Lage im Moment nicht einfacher macht: Eine Depression ist eine Erkrankung mit verschiedenen Verlaufstypen:

Im Groben:

- Der Patient erholt sich nach der Depression vollständig und bleibt gesund.
- Der Patient erholt sich nach der Depression vollständig, diese tritt dann aber immer wieder auf.
- Es bleibt ein Residualzustand, der Patient erholt sich nicht vollständig, aber die Symptome sind weniger stark ausgeprägt.

Bei den Medikamenten ist es meist so, dass der Antrieb sich weitaus früher wieder steigert, als dass sich die Stimmung stabilisiert. Wie er sich derzeit zeigt, muss also nicht unbedingt so bleiben. Pendelt sich seine Stimmungslage dann mit der Zeit wieder in einen ausgeglichenen Bereich ein, ist es auch durchaus möglich, dass mit steigender Vitalität und Lebensfreude, er auch wieder Energie für Nähe, Partnerschaft, Kinder, Angelegenheiten anderer hat. Vermutlich fehlt derzeit einfach die Kraft dafür, sich um andere zu kümmern, er braucht alle Kraftreserven um selber zu überleben.

Ich möchte dir hier nichts anraten oder suggerieren. Als Partnerin bist auch du mit einem depressiven Partner in einer Extremsitation. Eine Depression ist schlussendlich nichts anderes, als Abschneiden von Beziehungen zu anderen, Abschneiden der Beziehung zu sich selbst und schlussendlich dem Abschneiden vom Leben. Aber sie ist auch behandelbar.

Wie lange du das aushältst bleibt dir überlassen. Wenn die Lage bleibt, wie du sie schilderst ist das natürlich nicht tragbar. Dennoch würde ich sagen, dass es durchaus noch Hoffnung gibt, dass sich dein Mann wieder stabilisiert und das bald ganz anders ausschauen kann. Von einer Kurzschlussreaktion würde ich daher eher abraten, auch wenn ich deine Frustration auf dieses Verhalten verstehe.

Als letzten Tipp würde ich dir ein Angehörigengespräch bei seinem behandelnden Arzt nahelegen. Vielleicht kann dir dieser eine Prognose/Perspektive bieten, inwiefern und in welchem Zeitraum sich der Zustand deines Mannes noch verändern/verbessern/stabilisieren kann.

27.12.2019 01:15 • x 2 #2


A


Mann leidet unter Depression

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C
*beep*, tut mir leid..diese sch. Gesellschaft macht jeden depressiv, ob reich oder arm, jung oder alt, vergeben oder Single.....an einfachen Sachen orientieren..das macht glücklich..

äh, Singlefrauen anwesend?

27.12.2019 01:19 • #3


M
Danke Fullspeed, für deine ausführliche Antwort. Mit der Angehörigengruppe hast du Recht. Da werde ich mich erkundigen. Bei seinem Arzt war ich schon, allerdings sollte ich nur was abholen und er hat sich lange Zeit genommen und wollte mit mir sprechen. Die Prognose war so lala... nicht aussichtslos, aber ein harter Weg, eigentlich wie bei jedem Depressiven. Das Gift steckt in seiner Kindheit, da muss er viel aufarbeiten. Das weiß er zum Glück.

Du hast mir auf jeden Fall schon einmal ein gutes Gefühl gegeben. Das mit dem vorzeitigen Antrieb war mir neu. Ich unterstütze ihn weiterhin, ich hoffe nur, bzw ich wünsche mir, dass meine Gefühle das auch lange mitmachen.

Danke für Alles

27.12.2019 08:27 • x 1 #4


B
Hallo,

ich kann dir nur meine Erfahrungen wiedergeben. Ich war 2,5 Jahre mit einem depressiven Partner zusammen, habe ihm geholfen wieder auf die Beine zu kommen und Therapieplatz stationär gesucht, etc. Mein Fazit ist, dass der Betroffene in der Therapie angehalten wird, nur allein auf sich und seine Bedürfnisse zu schauen. Angehörige werden meiner Erfahrung nach nicht eingebunden, um auch einmal eine andere Sichtweise auf die Situation seitens des Therapeuten zu erhalten.

Andere Menschen aus dem Umfeld spielen keine Rolle und dementsprechend hat sich mein Ex auch verhalten.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute, vielleicht bemerkt Dein Mann, dass sein Verhalten so nicht ok ist.

27.12.2019 14:41 • x 2 #5


Y
Meine letzte Beziehung wurde auch durch Depressionen sehr belastet - heute sind wir getrennt. Im Nachhinein denke ich, ich hätte ihm nicht so viel erlauben sollen, über meine Grenzen zu gehen mit Rücksicht auf die Krankheit. Das hat ein großes Ungleichgewicht mit sich gebracht und Verletzungen, die zu groß wurden. Sich abgrenzen ist, glaube ich, nötig um unterstützen zu können. Das wird nicht einfach, aber ich wünsche euch, dass ihr es packt.

27.12.2019 15:07 • x 2 #6


Kamill
Schwieriges Thema. Ich hab auch die Erfahrung gemacht mit einem depressiven Partner und dem Wechselspiel zwischen, dass es eben eine Krankheit ist und man ihm beistehen sollte und den eigenen Bedürfnissen und Grenzen. Ich denke, da spielt auch viel rein, welchen Stand die Beziehung hat. Wenn man noch nicht soo lange zusammen ist, nicht verheiratet und so gesehen noch nichts zusammen aufgebaut hat, kann man sich da noch recht gut rausbringen, wenn es zu viel ist. In einer Ehe ist es was anderes.

Er scheint die Depression nicht dauerhaft rauszubekommen, so wirklich geheilt ist man anscheinend nie davon. Die depressiven Schübe kommen aber in Phasen, bei deinem Ehemann war die letzte Phase aber ziemlich lange her, wenn ich das dem Text richtig entnehme? Es schwierig, da einen konkreten Rat zu geben, deine eigene Grenze kannst nur du ermitteln. Ich würde an deiner Stelle aber jetzt erst einmal auf mich schauen, ein wenig Abstand zu der Beziehung gewinnen, ohne die Beziehung zu beenden. Dein Mann muss sich für eine akute Heilung erst einmal auf sich konzentrieren, das ist normal. In der Therapie meines Ex wurde ich thematisch auch nie eingebunden, bei einem Therapeuten sollte die Beziehung sprichwörtlich erst einmal unter den Teppich gekehrt werden, ich kam mir dabei auch echt doof vor.

So eine Angehörigengruppe kann dir viel helfen, dazu kann ich dir auch nur raten.

27.12.2019 15:29 • x 1 #7


A
Mein Fazit ist, dass der Betroffene in der Therapie angehalten wird, nur allein auf sich und seine Bedürfnisse zu schauen.

Das sind auch meine Erfahrungen und wird der Grund für sein ich-Denken sein, sofern er nicht vorher auch schon egoistische Züge hatte.
Die Therapeuten forcieren das sehr. Man hat quasi gar keine Chance mehr, ein anderes Denken zu haben.

Wenn du es kannst, solltest du es erst einmal akzeptieren und versuchen nicht ganz so ernst zu nehmen.

27.12.2019 15:38 • x 1 #8


M
Komisch, dass die Therapeuten anscheinend nur ich-bezogen therapieren. Ist mir auch schon aufgefallen, auch was mein Mann so erzählt hat.

Unsere Beziehung war normal, eher gefestigt. Wir hatten wie alle ab und zu Streit, aber hatten dennoch eine tiefe Verbindung und waren uns oft sehr einig. Daher will ich auch nicht alles wegwerfen, dafür wäre es zu früh. Vielleicht haut es mich auch deswegen so um, da wir nicht mehr eine Sprache sprechen. Aber mit diesen Chemiekeulen ist das vielleicht auch kein Wunder.... wird Zeit, dass er mit der Tiefenpsychologie beginnt, außerhalb der Psychiatrie. Ich glaube, dann legt sich dieser Ich-Gedanke, so ist mein Mann nämlich eigentlich nicht.

Ich danke Euch! Ich merke, dass es unheimlich gut tut andere Geschichten zu hören und auch seine eigene Geschichte zu erzählen.

27.12.2019 20:53 • x 1 #9


Kamill
Zitat von Membi:
Komisch, dass die Therapeuten anscheinend nur ich-bezogen therapieren. Ist mir auch schon aufgefallen, auch was mein Mann so erzählt hat.

Ich glaub, weil das am einfachsten ist. Und im Prinzip die Selbstliebe und das Sein mit sich selbst gefestigt sein sollte, damit auch die Beziehungen mit anderen Menschen gut funktioniert. Bei meinem Beispiel war es so, dass er so gar nicht wusste, was er will, weil er sich und seine Interessen allgemein nicht akzeptiert hatte. Er wollte so sein, wie man es erwartet, da war es naheliegend, dass es in der Therapie auch ausschließlich um ihn geht. Depressive haben eigentlich immer ein Problem mit ihrem Selbstwert.

27.12.2019 21:18 • x 2 #10


Z
Zitat von crank1983:
tut mir leid..diese sch. Gesellschaft macht jeden depressiv, ob reich oder arm, jung oder alt,


Dann müssten ja alle depressiv sein - dem ist aber nicht so! Jeder ist seines Glückes Schmied!

29.12.2019 13:25 • #11


Z
Immerhin lässt er sich behandeln! Das ist bei meinem Mann nur halbherzig passiert, jetzt gar nicht mehr. Du wirst ja sehen, ob er nach dem Krankenhaus eine Therapie zum Aufarbeiten beginnt und seine Medikamente nicht absetzt. Bleibt er am Ball, ist alles gut, wenn nicht ermahne ihn dazu. Will er nicht, dann geh.

29.12.2019 13:35 • x 2 #12


F
2 Kinder in fast gleichem Alter, ähnliche Beziehungsdauer.
Mein Mann hatte allerdings nun seit über 10 Jahren weitere Behandlungen und Medikamente abgelehnt. Zwar keine schwere Depression mehr, aber immer wieder depressive Verstimmungen.
Er ist, so mein Empfinden, weniger belastbar als Gesunde, braucht viele Strukturen und Routinen.
Meine Gefühle haben sich geändert und ich möchte nun diese Ehe beenden.

29.12.2019 14:10 • x 2 #13


A


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