Hallo Gretchen
Nur en Passant, Goethe scheint unser beider Leidenschaft zu sein.
Das sagt auch schon viel über Dich (und auch über mich) aus.
Ich hatte damals, vor knappen vier Jahren, exakt die selbe Situation.
Mit drei Kindern.
Der jüngste war zu dem Zeitpunkt zwei einhalb.
Ich bin ebenfalls im Gesundheitswesen tätig mit Schichten und der Belastung (wobei genau diese für mich eher Befreiung war).
Auch wir bewohnten gemeinsam ein Haus.
Auch er grub das Kriegsbeil aus und warf sich quer in den Türrahmen - ER würde auf jeden Fall nicht ausziehen. Nicht kampflos.
Kämpfen?
Ich hatte drei Kinder, den Alltag, die Pflichten, die Verantwortung, zu Hause, für meine Patienten, für mich, für den Haushalt.
Und jetzt sollte ich, alleinerziehend plus Kater ausziehen?
Für ihn als Single wäre es doch viel einfacher und meine Kinder müssten nicht aus ihrer Umgebung.
Das kann nicht sein dachte ich.
Bin zum Anwalt, hab mich beraten lassen.
Ganz klar.
Derjenige der sich trennen will, verlässt das Haus - keine Chance, außer Goodwill beim Gegenüber.
Der Anwalt setzte trotzdem ein Schreiben auf, in dem er meinen damaligen Partner aufforderte bis zu einem gesetzten Datum ausgezogen zu sein.
Alles sehr professionell und toll geschrieben.
Kostete eine Stange Geld, denn als Berechnungsgrundlage für seine anwaltliche Hilfe nahm er den Wert des Hauses.
Alles für die Katz.
Eine teure Katz.
Aber Lehrgeld ist gut angelegtes Geld.
Er lebte einfach. Kam und ging wie es ihm passte.
Sah von oben zu mir herunter.
Ignorierte uns manchmal einfach stumpf.
Es machte den Anschein, als ginge es ihm prächtig.
Mir wurde der Druck zu groß.
Meine Psyche ist mir wirklich heilig und meine Würde auch.
Ich bin ein sehr stolzes Menschenkind.
Man sieht mir nicht an, wenn ich verletzt und am ausbluten bin, dafür muss man mich schon sehr gut kennen-das tat er nicht.
Ein Grund warum er immer weiter diesen psychologischen Kriegsschauplatz erweiterte.
Er wollte einfach gewinnen.
Alles.
Und wusste gleichsam, er verlor alles.
In einem unterscheidet sich unsere Geschichte, ich hatte keinen Geliebten, Freundschaft plus oder Anker, wie auch immer Du Deine Liaison einordnest.
Mein damaliger Expartner, nun wieder Partner, hatte aber wohl eine Stütze.
Das gab ihm offenkundig Aufwind.
Macht ja auch selbstbewusster, stärkt das Ego, wirkt wie Ko ks-erhebend.
Die nervliche Belastung wurde für mich und somit auch für die Kinder so immens und dem Kämpfen mit unfairen Mitteln bin ich nicht gewachsen, dass ich mit meinen Kindern ausgezogen bin.
Und zweieinhalb Jahre ausgezogen blieb.
Schon an dem Tag als ich anfing Wohnungen zu besichtigen fiel er.
Tief.
Aber ich blieb standhaft.
Wir zogen aus, damit zog auch alles Leben und alle Liebe aus diesem Haus.
Es wurde ein graues Haus.
Wir blieben zweieinhalb Jahre getrennt wohnen.
Er bemühte sich mal mehr, meist weniger um ein Uns.
Ich lernte ihn viel besser kennen.
Hatte ja nun auch Distanz.
Konnte leiden, genesen, genießen und leben.
Mein Leben.
Die ganze Zeit ohne Anker.
Es war eine gute Zeit und ich habe alles managen können, Kinder, Arbeit, Haushalt und um mich selbst konnte ich mich auch noch kümmern.
Herrlich.
Denn ich hatte mein Reich und in dem konnte ich Sein ohne Nervenkrieg.
Das hat mich sehr wachsen lassen. Mich sehr gestärkt.
Aber es musste eine Entscheidung her, so wie jeden Tag Entscheidungen getroffen werden müssen.
Denn man ist ja auch dafür verantwortlich was man nicht tut.
Meinen Kindern tat der Auszug damals wirklich gut.
Für sie war es nicht nur Abschied, sondern auch Aufbruch-Abenteuer-Abenteuer mit Mama.
Da sie mir so sehr vertrauen, wussten sie intuitiv dass es gut wird.
Das alles gut wird.
Und sie hatten eine starke Begleiterin an ihrer Seite.
Wäre ich damals geblieben.
Wären auch sie verloren gewesen im großen Leben und hätten vermutlich immer Angst vor dem Leben gehabt.
Gretchen.
Sei mutig.
Jeder Weg beginnt mit nur einem Schritt.
Trau Dich.
Es lohnt sich.
14.01.2019 10:20 •
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