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Trennung mit Depression

F
Hallo ihr Lieben,

Ich bin 22 Jahre alt und bin mit einer chronischen Depression diagnostiziert und befinde mich seit einem Jahr in Therapie und es wird schon viel besser. Ich war nun ein Jahr mit meinem Freund zusammen, der sich vor zwei Wochen von mir getrennt hat. Dieser Mann hat mir sehr in meinen dunklen Phasen geholfen und war mein Halt. Er hat verstanden, dass meine Traurigkeit manchmal keinen Grund hat und war sehr verständnisvoll mit vielem. Er selber hat selten über seine Probleme geredet. Wir haben schon oft über die Zukunft geredet und hatten ziemlich gleiche Vorstellungen vom Lebensstil, außer, dass ich mal Kinder will und er auf keinen Fall. Wir haben oft darüber geredet, dass wir einander noch lange haben wollen, aber wie es wird, wenn ich den Wunsch verspüre in dem Moment Kinder zu wollen. Wir haben uns oft wegen Kleinigkeiten gestritten und er hat sich selber nur selten geöffnet und war dann oft noch lange sehr betroffen vom Streit und hat abgeblockt. Er hat nach einem Streit mit mir Schluss gemacht, weil er nicht mehr kann wie er sagt.

Wir haben uns dann eine Woche später nochmal getroffen, um unsere Sachen auszutauschen. Er hat gesagt, er wäre sehr erleichtert mich nicht mehr enttäuschen zu müssen. Wir hatten zwischendurch sporadisch SMS Kontakt, um zu regeln, was wir mit einer geplanten Reise machen.
Ich habe ihm irgendwann einen Brief geschrieben, in dem ich alles losgelassen habe, vor allem wieso ich die Trennung von ihm nicht möchte. Er hat mir ziemlich deutlich gemacht, dass er keine Beziehung mehr mit ihm will und seiner Aussage nach ist er auch nicht mehr traurig. Gestern haben wir uns verabredet und dann miteinander geschlafen. Danach hat er mir gesagt er will sich erstmal nicht mehr bei mir melden.

Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Diese Trennung reißt mir den Boden unter den Füßen weg und ich weiß nicht wie es weitergehen soll. In meiner Kindheit habe ich selten Liebe erlebt und war dann froh, dass mich jemand so nimmt wie ich bin in meiner Traurigkeit und Sorge. Ich weiß, dass er für mich nicht mental sorgen kann, dass es meine eigene Aufgabe ist, aber ich vermisse die Person, die mir gezeigt hat, dass Liebe für mich möglich ist. Ich vermisse ihn jeden Tag. Was soll ich machen?

26.01.2015 22:28 • #1


N
Hallo froya,

wenn Depressionen dein Leben bestimmen, dann bestimmen sie auch dein Liebesleben und damit verbunden auch das Leben deines Partners.

Er hat zu dir gestanden und viel Verständnis gezeigt, sich selbst dabei aber aus dem Blick verloren.
Dass er sich dir nicht öffnen mochte und nicht über seine Probleme sprach, kann damit zusammenhängen, dass er dich damit nicht zusätzlich belasten wollte, weil er sah, wie sehr du zu kämpfen hast.
Allerdings machte ihn das auf die Dauer gesehen unzufrieden, denn schließlich ist seine Gefühls-und Gedankenwelt genauso wichtig wie deine. Und diese verborgen zu halten, kostet auch Kraft.

Er hat seine Bedürfnisse hinter deine gestellt und seine Batterien damit aufgebraucht. Um nicht völlig daran zu zerbrechen, hat er eine für ihn gesunde Entscheidung getroffen. Er braucht Luft zum Atmen, Platz zum Leben. Er muss sich jetzt um sich selbst kümmern, das ist er sich schuldig.

Er hat versucht, mit deiner Krankheit klarzukommen, damit zu leben und sich damit zu arrangieren. Aber hier ist seine Grenze.

Es ist nicht seine Aufgabe, für dein Seelenwohl zu sorgen. Das lag wohl schwer auf seinen Schultern. Das musst du nun selbst übernehmen.

Wie sieht es denn mit deinem Verständnis für dich selbst aus? Kannst du dich so annehmen wie du bist, mit all deinen Makeln und Vorzügen? Kannst du zu dir selbst stehen, ja zu dir sagen?

Liebe fängt immer mit der Liebe zu sich selbst an.
Ich muss mich mögen/annehmen/akzeptieren/lieben können wie ich bin. Jeden Tag,jede Veränderung, jede Entscheidung, alles, was mit mir zusammenhängt.

Depressionen kommen nicht von ungefähr und haben ihre Ursache. Es reicht nicht zu wissen,unter welcher Krankheit man leidet und sich dahinter zu verstecken und mit ihr alles zu entschuldigen. Du musst sie aktiv angehen!
Dass du dir therapeutische Hilfe suchst, ist ein Anfang und spricht für deinen Willen, etwas verändern zu wollen.

Eine Trennung ist immer schwer.
Aber du machst sie dir unnötig schwerer, wenn du sie nicht akzeptierst, dich weiteren Hoffnungen hingibst und jede Form des Kontaktes annimmst.

27.01.2015 11:22 • x 1 #2


F
Danke für deine Antwort.

Ich bin schon ziemlich im reinen mit mir und kenne meine Gefühle durch die Therapie sehr gut, weiß wodurch was bei mir angeregt ist und kann damit gut umgehen. Die Therapie ist für mich sehr intensiv und kann dadurch für mich einiges besser sehen.

Ich glaube auch, dass ihn die Krankheit mehr belastet hat, als er meint, obwohl er gesagt hat die Depression war kein Grund mich zu verlassen. Er ist damit auch immer sehr souverän umgegangen. Ich denke aber er muss sich auch um seine eigene Seelenwelt kümmern, bevor er sich mit jemand anderem beschäftigen kann. Ich denke nicht, dass er seine Enegerie an mir verbraucht hat, er hat sich sehr bewusst immer Pausen genommen und Zeit für sich und ich habe das akzeptiert. Die Beziehung drehte sich auch nicht die ganze Zeit um die Depression, weil ich mit ihr schon gut umgehen kann.

Ich habe mich mit der Krankheit nicht entschuldigt und mich auch nicht versteckt. Ich weiß, dass ich sie habe und welche Ursachen welche Stimmungen bei mir haben, aber ich habe sie nie als Ausrede benutzt.
Ich selber habe gelernt mich anzunehmen, mache Dinge für mich, habe Jobs gefunden, die ich mag, habe Hobbys, die ich pflege und gönne mir selbst oft was, weil ich es mir wert bin. Trotzdem verschwinden die traurigen Gedanken nicht ganz und das ist auch in Ordnung so.

27.01.2015 11:49 • #3




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