So, da bin ich noch einmal. Ich hatte eine harte Woche und keine Muße, tiefer irgendwo einzusteigen.
Leider bestätigt sich auch jetzt beim zweiten Lesen, dass ich nicht recht weiß, was ich Dir sagen soll bzw. wie wir Dir helfen können. Ich bin etwas ratlos.
Mir scheint, Du durchdenkst alles sehr und bist sehr strukturiert, wenn Du nicht gerade eine Deiner eher hysterischen Phasen hast. Außerdem bist Du sehr aktiv und versuchst an verschiedenen Stellen Hilfe zu finden, was ich sehr gut finde und mehr ist, als die meisten in einer Trennungssituation machen. Auch wie Du Deine Hobbies und das Therapiethema voran treibst, finde ich gut. Ich glaube, Du bist da absolut auf den richtigen Wegen. Ein Schwerpunkt sollte vielleicht sein, dass Du eine Methode entwickelst, wie Du diese Zusammenbrüche stoppen kannst, wenn sie sich ankündigen. Diesen gegenüber ist Dein persönliches Umfeld vermutlich hilflos und dann ist es schwer, richtig zu reagieren.
Du könntest Deiner Mutter sagen, was Du als das Richtige von ihrer Seite in so einer Situation empfinden würdest, falls es wieder vorkommt. Sofern Du das im Moment gar nicht so genau sagen kannst, wäre das ein Thema, das Du in der Therapie erarbeiten kannst.
Zum Hass:
Diese Phase zu haben, ist normal. Aber bitte beiße Dich nicht daran fest. Mir hat es geholfen, mir einen Plan zurecht zu legen, wie ich mich rächen könnte. Letztlich genügte es, diesen Plan sozusagen als Joker in der Tasche zu haben für den Fall, dass noch etwas Schlimmes passiert oder der Schmerz so übermächtig wird, dass ich das Gefühl habe, zurückschlagen zu müssen. Wichtig ist dabei, dass ich nie wirklich die Absicht hatte, das umzusetzen. Aber es war sehr beruhigend, einen Notfallplan zu haben und hat geholfen, den Hass loszulassen.
Dazu sich sehen zu müssen, um zu wissen, ob es vorbei ist:
Das glaube ich nicht. Ich bin meinem Ex nach 7 Monaten begegnet. Ich ahnte, dass das irgendwann passieren würde und hatte eien riesige Angst davor. Letztlich war es nicht mal halb so bedeutend, wie ich mir zuvor in meinem schlimmsten Träuem ausgemalen habe. Ab und zu sehe ich ihn aus der Ferne, wenn ich seiner Gegend bin, aber auch das scheint nichts zu ändern. Ich will sagen: ich würde an keinem anderen Punkt der Verarbeitung sein, wenn ich ihn nicht gesehen hätte.
Die Hoffnung erlischt allein deswegen, weil das Thema einem irgendwann wirklich selber so langweilig wird, dass es egal wird, was der andere treibt.
Ich habe auch schon intensive online-Kontakte gehabt und Fernbeziehungen geführt. Wenn das jeweils vorbei ist, reißt das natürlich Lücken, denn man hat diese mit viel Energie, Vertrauen und Herzblut geführt. Dann entsteht das Gefühl von Verlust. Manche Kontakte vermisst man auch für immer. Aber das heißt nicht, dass man ununterbrochen daran denkt. Man denkt eher gelegentlich, was die vermisste Person wohl zu irgendetwas gesagt hätte. Doch die zunächst fühlbaren Lücken füllen sich langsam und sicher wieder mit anderem.
Viele Menschen, egal wlechen Alters, versuchen Lücken in ihrem Leben mit anderen Menschen zu füllen. Das geht oberflächlich gut, aber nciht auf Dauer. Denn dieses System scheitert ja schon an den äußeren Rahmenbedingungen, wenn z.B. auf einmal niemand zur Verfügung steht, der bereit ist, diese Lücke zu füllen. Dann ist man auf einmal auf sich selbst zurück geworfen. Darum ist es gut, sich beizeiten mit sich selbst zu beschäftigen und sich darüber bewusst zu werden, wer man ist und wer man man sein will, ohne den Rahmen, den einem andere Menschen geben.
Du bist auf dem Weg, Dir dessen bewusst werden zu wollen und damit bist Du anderen Deines Alters weit voraus. Viele Menschen werden auf diesen Umstand erst in der Lebensmitte zurück geworfen. Dann stellen sie fest, dass sie 40 oder 50 Jahre gelebt haben, ohne eine wirkliche Beziehung zu sich selbst gehabt zu haben, weil sie halt immer eher Beziehungen zu anderen hatten als zu sich selbst.
So, das ist alles, was ich jetzt beitragen kann. Ich hoffe, Dir geht es besser. Ein paar Tage sind ja seit Deinem letzten Posting vergangen. Möglicherweise hat die Jugendberatung neue Perspektiven eröffnet und auch Deine Psychologin sollte langsam wieder fit sein.
04.02.2018 13:53 •
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