Wann ist es Zeit zu gehen?

B
Hallo zusammen,

mir geht es gerade sehr schlecht, daher hoffe ich dass mir dieses Forum hilft und mir eventuell Einblicke eröffnet werden die ich derzeit zwar sehe, aber nicht richtig von falsch unterscheiden kann.

Mein Freund und ich haben uns 2013 kennengelernt, sind ziemlich schnell zusammen gezogen und nach 1 1/2 Jahren fing unser on/off an wobei wir in unseren 2 maligen Trennungsphasen jeweils über ein halbes Jahr getrennt waren und auch nie im guten auseinander gingen. Seitdem leben wir auch nicht mehr zusammen, wobei das für das Frühjahr wieder geplant wäre.

Mein Freund ist selbstständig im kreativen Bereich und arbeitet 6 Tage die Woche, Mo-Fr. meistens bis 22, wenn nicht länger. Bei größeren Projekten übernachten paar mal im Jahr auch Kundschaften bei ihm in der Wg in der er wohnt. (ausschließlich Männer)

Zu meiner Person kann man sagen, dass ich eigentlich sehr locker bin, die ihm alle Freiräume gibt, wobei ich mich mittlerweile frage, ob ich mich nicht selbst verarsche und ob es die Art von Partnerschaft ist, die ich mir bis ans Lebensende vorstelle.

Letzes Jahr im Oktober sind wir wieder zusammen gekommen und es lief auch gefühlt wirklich gut, wobei er mir im Grunde genommen nie Sicherheit gegeben hat. In diesen 4 Jahren hat er mir bspw. nie gesagt, dass er mich liebt. Ich aber auch nicht muss ich dazu sagen.

Im Sommer hatten wir einen tollen Urlaub und da passierte es, ich wurde ungwollt schwanger (habe seit einem Jahr Probleme mit dem Magen und die Pille dadurch wohl nicht beste Verhütung, hatten wir aber besprochen und geplant war, dass ich sie absetze und wir auf natürliche Art. ). Dennoch haben wir uns riesig gefreut, bis die Diagnose Trisomie 13 kam, was wiederum hieß dass das Kind nicht überlebensfähig ist. Vor 3 Wochen und in der 16 Ssw. mussten wir unser Kind gehen lassen und ab da fing es los. Seit diesem Zeitraum ist Dauerbesuch von Kundschaft da und ich werde einfach hinten rangestellt. Als er mich vom KH abholte, durfte ich die erste Nacht alleine verbringen (frisch entbunden), am 2ten kam er, jedoch spät und ab dem 3ten als es sich entschied auf ein Kabarett mit seiner Kundschaft zu gehen, anstatt zu mir kam der Knoten entgültig rein. Ich war so dermaßen enttäuscht, dass ich 3 Tage lang nicht auf seine Anrufe oder Nachrichten reagierte, insgeheim hatte ich gehofft dass er zu mir kommt (wohnt eine Strasse weiter) aber nein. Seitdem komme ich von der Enttäuschung nicht los, er ist zwar lieb wenn er da ist, aber seine Firma steht nach wie vor an erster Stelle und ich muss nun zusehen wie ich mit dem Verlust und seinem Verhalten klarkomme.

Am Mittwoch hatte er Konzert mit seiner Band, ich war so frustriert dass ich mir derart unschön angetrunken habe (wofür ich mich auch schäme) und dann ist es wieder eskaliert. Ich habe ihm noch an dem Abend geschrieben, dass ich mich einfach nicht geliebt und nicht aufgefangen fühle. Mich das alles wegtreibt und ich mittlerweile alles in Frage stelle. Seitdem keine Reaktion von beiden Seiten.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun, mir geht es wirklich mies!

02.11.2018 09:35 • #1


T
Zitat von Bella85:
arbeitet 6 Tage die Woche, Mo-Fr. meistens bis 22, wenn nicht länger.

Wo siehst du da Zeit für ein wirkliches Wir ? Schau da mal realistisch drauf. Wenn er, wie weiter unten beschrieben seine Firma an erster Stelle sieht, du aber an erster Stelle stehen möchtest, dann gibt es hier schon eine grundlegende Diskrepanz, die so einfach nicht aus der Welt zu schaffen ist.

Zitat von Bella85:
wobei er mir im Grunde genommen nie Sicherheit gegeben hat.

Welche Art von Sicherheit meinst du denn damit? Emotionaler Sicherheit? Bei einer On-Off Geschichte?

Zitat von Bella85:
In diesen 4 Jahren hat er mir bspw. nie gesagt, dass er mich liebt. Ich aber auch nicht muss ich dazu sagen.

Du kannst ihm das nicht zum Vorwurf machen, wenn du selbst so handelst. Was waren deine Gründe ihm das nicht zu sagen? Ich bin übrigens so, dass ich sowas ZEIGE, sehr sehr selten überhaupt sage. Vielleicht gehört er auch zu diesen Männern?
Sieh es mal so: Er will sich wahrscheinlich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da es eben eine ON-OFF Geschichte ist. Es gibt ja auch Gründe, warum du es ihm nicht gesagt hast - vermutlich geht es hier bei dir auch um die Angst sich in so einer On-Off Geschichte zu offenbaren und du befürchtest wohl ein Ungleichgewicht zwischen euch, durch eben die drei Worte.

Zitat von Bella85:
Seit diesem Zeitraum ist Dauerbesuch von Kundschaft da und ich werde einfach hinten rangestellt.

Sprecht ihr über euren Verlust? Vielleicht ist das seine Art damit umzugehen - nicht nur du hast das Kind verloren. Männer, und das wissen wir beide, blocken gerne und wollen bei negativen, einschneidenden Erlebnissen gerne betäuben. Für nicht wenige ist das ihre Arbeit. Redet miteinander! OHNE Vorwürfe a la Du bist NIE für mich da. Denn das impliziert der restliche Text von dir - du bist frustriert, weil dir die Aufmerksamkeit fehlt, vor allem nach so einem Erlebnis.

Formuliere etwa so: Ich fühle mich mit meinem Schmerz alleine gelassen - kannst du das verstehen/nachvollziehen? Fragen in der Kommunikation sind immer ein tolles Mittel um sich mitzuteilen, aber dem anderen nicht die eigene emotionale Teilhabe abzusprechen.

Zitat von Bella85:
er ist zwar lieb wenn er da ist, aber seine Firma steht nach wie vor an erster Stelle und ich muss nun zusehen wie ich mit dem Verlust

Aber auch er hat einen Verlust zu beklagen. REDEN ist wichtig - und genauso wichtig, wie das in geeigneter Form zu tun.

Zitat von Bella85:
Ich habe ihm noch an dem Abend geschrieben, dass ich mich einfach nicht geliebt und nicht aufgefangen fühle. Mich das alles wegtreibt und ich mittlerweile alles in Frage stelle.

Und genau das ist der Overkill! Du machst ihm Vorwürfe - klammerst seine Gefühlswelt aus und drohst ihm auch noch damit, dass deine Gefühle für ihn schwinden und dass du gehst.
Natürlich zieht er sich zurück! Diese Aussage und die Art der Formulierung ist mit das Schlimmste, was du machen kannst!
Er hat auch Gefühle - und einen Verlust und dann machst du ihm noch Druck und eine implizite Erpressung (ändere das oder ich gehe).

Was ich tun würde? Mir einen Plan zurechtlegen, welche Themen ich mit ihm besprechen möchte und vor allem WIE ich das tun würde. DU hast da wirklich Feuer reingebracht - also ist es in meinen Augen an dir den Kontakt zu suchen und zu formulieren, was du von ihm in einer gesunden Partnerschaft erwartest.
Problematisch sehe ich das aber bei euch (die Liebe-Aussage) jedoch, weil ihr beide zu feige seid euch wirklich aufeinander einzulassen und über eure Gefühle zu reden - und das nicht als Vorwurf.

Du bist schuld dass...., Ich erwarte...., Du hast.... sind nie gute Satzanfänge in einem partnerschaftlichen Austausch über Gefühle.

02.11.2018 09:58 • #2


A


Wann ist es Zeit zu gehen?

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G
Guten Tag,

..wobei ich mich mittlerweile frage, ob ich mich nicht selbst verarsche und ob es die Art von Partnerschaft ist, die ich mir bis ans Lebensende vorstelle....

tja, ich denke jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.Tut mir sehr leid für Dich und ich hoffe Du findest eine *andere*Schulter zum Anlehnen und Ausweinen.
Alles Gute Dir.

02.11.2018 10:04 • #3


S
Dass er nach deiner stillen Geburt dich im Stich lässt, finde ich absolut verantwortungslos und egoistisch. Schließlich habt ihr ein Kind verloren.

Entschuldige dich für das wo du der Meinung bist es ist angebracht, aber auch er muss auf dich zukommen.

Vielleicht schadet es nicht erstmal Abstand zu nehmen, um einen klaren Blick über alles zu bekommen.

02.11.2018 12:00 • #4


B
Wir haben gerade geredet, wobei wir momentan eher stumm sind. Manchmal frage ich mich einfach, ob ich nicht in der Lage bin klare Grenzen zu ziehen.

Wir werden uns jetzt mal 2 Tage nicht sehen und am Sonntag Wellnessen gehen.

Ich weiß einfach nicht wie ich mich richtig verhalten soll, ich fühle mich einfach nicht wie ich selbst. Was soll ich tun, wenn er mich enttäuscht? Darüber hinwegsehen, es einfach so akzeptieren, dass er so ist. Ich liebe ihn sehr, aber momentan tut er mir einfach nicht gut.

02.11.2018 16:21 • #5


V
Erst mal ein Beileid zu deinem Verlust.

Hast du mal eine Liste für dich gemacht, was in der Beziehung gut und schlecht läuft. Was du bekommst und was du gibst? Was dir fehlt und was du reichlich erhältst?

Das klingt vielleicht profan, aber solche Bilanzen helfen den klaren Blick auf eine Sache zu erhalten.

Ich lese da ganz viel Mangel in deinem Bericht.

Darum zu deiner Frage was du tun sollst: für dich sorgen. Dir muss es gut gehen. Stelle keine Fragen die ihn betreffen, sondern Fragen die dich betreffen.

Und zwar positiv formuliert. Zum Beispiel: was brauche ich jetzt? Bei wem oder bei was bekomme ich das?

02.11.2018 16:40 • #6




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