Weisheiten

E
hallo,

diese Sprüche, die hier immer wieder auftauchen und Weisheiten beinhalten, im Grunde immer die Gleichen, werden leider viel zu wenig verinnerlicht und reflektiert. Warum? Vielleicht weil die Umsetzung jeder einzelnen Weisheit so viel Unbequemlichkeit mit sich bringt und Kraft kostet, daß die meisten Menschen einfach die Finger davon lassen. Eine Änderung würde das eigene Leben stark beeinflussen und davor haben die meisten wohl Angst. Angst vor der Ungewissheit was passieren könnte.

Lilia hat z.B. im Thread Liebe - Was ist das? eine Weisheit zitiert, deren Umsetzung ins reale Leben alleine schon die meisten unserer Beziehungsprobleme lösen würde.

Ändern wir jedoch unsere Definition von Liebe in etwas ganz allumfassendes, menschenfreundliches und selbstloses, dann können wir vom geliebten Wesen nicht mehr enttäuscht werden, denn wir erwarteten ja nichts für uns selbst. Das ist eine himmlische Form der Liebe, die wir auf unserem Lebens- und Lernweg alle noch werden erfahren dürfen.

Ich bezweifle allerdings, daß wir jemals soweit kommen, ohne etwas dafür zu tun, ohne bewußter zu werden und unser egoistisches Verhalten zu überdenken. Es sind nicht einfach nur Gefühle, denen man sich kritiklos ergeben muß, sondern es sind zum Großteil gesellschaftlich von außen geprägte Wunschvorstellungen und Werte, die davon abhalten, die unbedingte Liebe erfahren zu können, und natürlich der falsche Stolz, eine der Hauptursachen für Eifersucht, neben dem Konkurrenzdenken mangels Selbstwertgefühl. Und eine der Hauptursachen für die Unzufriedenheit in einer Beziehung. Stolz geht über Liebe.... wie oft ist das der Grund für Trennungen und dafür, daß es nach einem Ausrutscher nicht mehr klappt. Dabei gehe ich allerdings davon aus, daß es bereits vorher eine gleichberechtigte, gesunde Beziehung gegeben hatte, von irgendwelchen materiellen, rein s.uellen oder parasitären Beziehungen möchte ich hier nicht schreiben.

Falscher Stolz kommt aus Egozentrik (die keine Weitsichtigkeit, Differenzieren oder andere Sichtweisen zuläßt), Prinzipiendenken, Neid, Schwäche, Angst, Trotz und verhindert das selbstlose Schenken und Verzeihen, ohne das es keine unbedingte Liebe geben kann.

Echter Stolz kommt aus einer unverblümten, selbstkritischen, distanzierten Einschätzung seiner selbst und die Gelassenheit, sich so anzunehmen wie man ist. Er erfordert eine ganze Menge Selbstwertgefühl. Echter Stolz hat nichts mit Konkurrenzdenken, Bestätigungssucht, Neid, sozialem Status oder Statussymbolen zu tun. Das sind nur temporäre Dro., von denen man sich nur abhängig macht.

Nochwas zu den Gefühlen: Laßt uns mal darüber nachdenken, wie stark unser Eigenwille ist und wie sehr wir unser Leben selbst bestimmen wollen. Und gleichzeitig kapitulieren wir vor unseren eigenen Gefühlen und nehmen sie einfach so kritiklos hin, als ob es überhaupt keine Chance gäbe, sie zu beeinflussen. So eine Einstellung ist paradox. Fast jeder - insbesondere die ganz Eigenwilligen unter uns (also besonders die Frauen:-)) - hätte genug Kraft, um sich mit seinen - negativen - Gefühlen zu beschäftigen und sie zu kompensieren, wenn er nur wollte. Man muß sie einfach analysieren, in Frage stellen, anzweifeln, überdenken, in Relation setzen zu dem was man will und was einem gut tut. Was leider oft nicht dasselbe bedeutet...

cu

07.08.2003 12:37 • #1


E
Lieber !

Ja, die Weisheiten. Ich bin ein Mensch, der sich gern und bereitwillig etwas sagen lässt, Ratschläge und Tips auch annehmen kann.
So bin ich auch schon aufgewachsen. Meine Mutter war ein Mensch, die ein enorm grosses Wissen von sprichwörtlichen Weisheiten besaß. Für jede Situation, für jeden Lebensabschnitt, für alles gibt es ein Sprichwort oder eine Weisheit. Und ich LIEBE diese.

Ich gebe dir Recht, bei dem, dass man in sich selsbt hören, sich selbst erkennen, sich selbst mögen lernen muss, um seine Gefühle, Gedanken und Hoffnungen auf einen anderen Menschen projizieren zu können.

Erkennen was man will und was einem gut tut.
Ja, das ist in meinen Augen das schwierigste überhaupt. Ich kann, zumindest ich hoffe ich das, mich selbst irgendeinwann mal erkannt haben, mich akzeptieren.
Aber ich werde niemals wissen, wie hoch der Einfluss meiner Mitmenschen, ein Partner, auf mich haben wird. Ja, später vielleicht mal, aber nicht zu Beginn.
Ich kann, jetzt nur als Beispiel gemeint, jemanden kennenlernen, anfangen ihn zu mögen und schliesslich zu lieben, und das ist das, was ich möchte, aber ob es mir gut tut, dass weiss ich mit Sicherheit nicht.

Diese Erkenntnis werde ich erst erlangen, wenn ich mich auf gewisse *Risiken* einlasse. Und ICH bin heute bereit dazu.

Viele liebe Grüsse Nicole

07.08.2003 13:10 • #2


A


Weisheiten

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E
Hallo,

der Schlüssel zur Umsetzung heißt Mut und Vertrauen.

ciao

Denn es ist nicht die Trägheit allein,
welche macht, daß die menschlichen
Verhältnisse sich so unsäglich eintönig und
unerneut von Fall zu Fall wiederholen, es
ist die Scheu vor irgendeinem neuen, nicht
absehbaren Erlebnis, dem man sich nicht
gewachsen glaubt. Aber nur wer auf alles
gefaßt ist, wer nichts, auch das
Rätselhafteste nicht, ausschließt, wird die
Beziehung zu einem andren als etwas
Lebendiges leben und wird selbst sein
eigenes Dasein ausschöpfen...

(Rainer Maria Rilke)

19.08.2003 02:11 • #3


E
Hallo Leuts,

das hier ist zwar keine Weisheit, aber der Zufall hat mir diesen, bisher unveröffentlichen Text, in die Hände gespielt. Er wird, zusammen mit anderen, etwas ironischen Texten dieser Art, auf CD mit Musik veröffentlicht. Hat mich an so manche Leidensgeschichte erinnert...
Ich wäre dankbar für Kommentare und Rückmeldungen, wem dieser Text etwas sagt.


DIAGONALE BÜRGERLICH

Sie war eine geborene Diagonale
daran zweifelte sie keine Sekunde
auch wenn die Leute sie auslachten:
die - eine DIAGONALE? nie!
Wie will sie denn allein
eine Diagonale sein?

Sie dachte sich: euch zeige ich es
und begab sich auf die Suche
nach dem RECHTECK, ihrem Rechteck!
Groß und schlank sollte es sein
aber nicht zu dünn und -nein -
keinesfalls quadratisch!

Das war gar nicht leicht
die ersten, die sie traf
es waren lauter Falschecke
und keines passte ihr.
Erst als sie bei den kleineren
sich umgesehen
fiel die D. nicht länger
ungehalten hin und her

Am Abend sagte ein recht
haberisches Rechteck:
du! gehörst! zu mir!
Ganz überwältigt passte sie
sich an und reichte ausgerechnet
von links unten nach
genau - rechts oben!
War das ein Gefühl, so ganz zusammen
zu gehören und die Leute riefen:
wie harmonisch! aus gezeichnet!
welch ein hübsches Paar!

Sie war so richtig glücklich.
Niemand konnte mehr bezweifeln
dass sie nun Diagonale war:
DIE DIAGONALE VON R.
Nachdem sie die Verbindung
eine Weile lang genossen hatte
kam so eine Art von
Langeweile in ihr auf.
Sie versuchte umgekehrt sich einzupassen
aber dazu musste sie den Kopf einziehen
das war kein Vergnügen.

Verzweifelt las sie in dem Buch
wo alles aufgeschrieben stand
von Recht und Eck und Ordnung
dass keine heraus ragenden Positionen
für Diagonalen vorgesehen waren.

Eine gerade Linie
die zwei nicht benachbarte Ecken
eines Vielecks miteinander verbindet.

So stand es dort unmissverständlich.
Hatte sie schon alles was ihr zustand
war sie trotzdem mit dem Zustand
unzufrieden - Rechteck ging ihr langsam
auf die Nerven und ihr wurde klar
das ALLES an ihm so recht mäßig war.
Wo er hinging, musste sie ihm folgen
und Diskussionen um ihre Person
wie vor der Hochzeit fanden nicht mehr statt.
Für Rechteck war es selbstverständlich
dass sie seine Ecken gut verband,
sogar die beiden anderen
für die sie gar nicht vorgesehen war.
Schließlich hatte sie die Samariterdienste
gründlich satt, verweigerte die Nahrung
bis sie dünn genug war, sich aus einer
Nachbarecke auf den Weg zu machen.

Ein freies Leben schien das höchste ihr
solange bis ein KREIS vorüberschwebte.
Sie war fasziniert von der vollkommenen
Figur, verliebte haltlos sich und wollte
nur noch ihn. Er erklärte zwar
er brauche keine Diagonale
doch sie folgte ihm so lange
bis er endlich in sein Haus sie nahm.
Nun konnte sie nach Lust und Laune
sich bewegen und verdrehen linksherum
und rechtsherum, bis ihr die Luft ausging.

Am schönsten war es
wenn sie sich zusammen drehten
und es war ihr absolut egal
dass sie den Namen DURCHMESSER bekam.

Sie wusste es einfach besser:
sie war eine DIAGONALE
mit zwei unendlichen Enden


© Alma Larsen, München 2001

20.08.2003 16:58 • #4


E
Hallo ,

trotz der Ahnung, dass Du leicht genervt sein könntest über mein Erscheinen und ich eventuell nicht ganz Deinen Vorstellung von den Leuten, die sich dazu äußern sollen, entspreche, möchte ich doch gern meinen Kommentar abgeben:

Den Text finde ich sehr schön. Er sagt mir, ein Mensch sollte immer seine Prinzipien bewahren. Bestimmte Eigenschaften sind nicht veränderbar, auch nicht für einen anderen Menschen. Wenn es doch am Anfang so aussieht, als passe es unter den Veränderungen, so wird die Zeit das Gegenteil zeigen.
Egal, was andere sagen, wie sie mich sehen, wenn ich immer mal wieder ganz intensiv in mein Innerstes reinhöre und mir treu und ehrlich bleibe, dann kann nichts passieren, dann werde ich mich wohlfühlen und auch in einer Beziehung klarkommen. Das ist allerdings nicht gleichzusetzen mit purem Egoismus, denn nur wenn ich selbst zufrieden bin, kann ich für den anderen da sein, mich ihm öffnen und ihn verstehen und lieben.

Gruß, Sissi

20.08.2003 23:42 • #5


E
Und dann werde ich um meinerselbstwillen geliebt und nicht wegen irgendwelcher Äußerlichkeiten. (Is bestimmt 'n schönes Gefühl!)

20.08.2003 23:45 • #6


E
Hallo Sissi,

trotz der Ahnung, dass Du leicht genervt sein könntest über mein Erscheinen

warum sollte ich? Ich freue mich über jede Reaktion. Und ich kann im allgemeinen sachliche Meinungen und Beiträge von der jeweiligen Person getrennt sehen. Das sollte selbstverständlich sein, aber das tun Viele leider nicht und das finde ich unfair. Einen Menschen sollte man nicht an Hand seiner Beiträge beurteilen sondern an seinem Verhalten den Anderen Gegenüber.

Den Text finde ich sehr schön.

ich werde Alma die Reaktionen hier vorlegen, es wird sie bestimmt freuen, wenn der Text gut ankommt.

Er sagt mir, ein Mensch sollte immer seine Prinzipien bewahren. Bestimmte Eigenschaften sind nicht veränderbar, auch nicht für einen anderen Menschen. Wenn es doch am Anfang so aussieht, als passe es unter den Veränderungen, so wird die Zeit das Gegenteil zeigen.

Ich gebe Dir zum Teil recht. Man kann sich nicht dauerhaft verbiegen, wenn man ganz bewußt weiß, daß man sich richtig verhält. Aber man kann an seinen schlechten Eigenschaften arbeiten, wenn man sie mal erkannt hat. Davon profitiert nicht nur der Partner, sondern jeder selbst. Ich finde es einfach dumm zu sagen: Ich bin so wie ich bin und Du mußt das schlucken. Das ist einfach nur kurzsichtig, arrogant und egozentrisch und wird sich auf Dauer rächen. Spätestens dann, wenn man den wichtigsten Menschen aufgrund seines dummen Verhaltens verloren hat. Dann kommt das große Gejammer.

cu

21.08.2003 12:39 • #7


E
Hallo Nicole

aber ob es mir gut tut, dass weiss ich mit Sicherheit nicht.

natürlich nicht. Aber man kann schon zu Beginn genauer hinschauen und am Verhalten des Anderen wichtige Dinge erkennen. Ich werde dazu noch was schreiben weil ich immer wieder merke, daß viele Leute hier das Schubladendenken radikal ablehnen. Weil sie sich nicht bewußt sind, daß unsere ganze Gesellschaft darauf beruht. Wäre ja auch sehr positiv, wenn die Realität nicht ganz anders wäre.
Auch der potentielle Partner, dem Du beim ersten Date gegenüber sitzt, denkt in Schubladen und wird Dich irgendwo einordnen. Wenn Du Glück hast ist er ein Mensch, der immer wieder bereit ist, seine Schubladen umzusortieren, wenn Du Pech hast dann wirst Du einmal reingesteckt und bleibst bis an Dein Lebensende da drin. Das ist mir oft genug passiert, gerade bei Menschen die von sich behaupten daß sie nicht in Schubladen denken:-)

Diese Erkenntnis werde ich erst erlangen, wenn ich mich auf gewisse *Risiken* einlasse. Und ICH bin heute bereit dazu.

das ist schön. Ohne Risiko kein Gewinn. Und wenn Du enttäuscht wirst, dann ist das einfach nur der Preis, den Du für den Gewinn zahlen mußt.

cu

21.08.2003 12:58 • #8


E
Hallo ,

Einen Menschen sollte man nicht anhand seiner Beiträge ....

Das wird schwierig hier in diesem Forum.

Ich hatte extra darauf hingewiesen, Prinzipienbewahrung nicht mit Egoismus zu verwechseln. Was Du meinst, würde ich als negative Angewohnheiten bezeichnen, die mit Sicherheit zu überarbeiten sind, und zwar nicht erst, wenn man dadurch einen Partner bzw. Partnerin verloren hat.
Was ich meine, sind ganz spezifische Eigenschaften, eben die, die einen Menschen, seine Persönlichkeit, ausmachen. Diese können von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich (positiv oder negativ) empfunden werden. Was dies betrifft, sollte man sich nicht für einen anderen 'verbiegen', wie Du das nennst. Wenn's nicht passt, dann ist's eben nicht der bzw. die Richtige, egal, wie gut er bzw. sie aussieht o.ä.

Gruß Sissi

21.08.2003 18:45 • #9


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