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Wie Verhaltensmuster ändern?

T
Beim vielen Nachdenken wurde ich mir klar darüber, dass ich in meiner letzten Beziehung wieder dasselbe Problem hatte wie schon in der vorherigen. Ich habe wirklich ein Problem mit der Angst verlassen zu werden, und die Liebe, nach der ich mich immer sehr sehne, zu verlieren. Dabei habe auch ein recht großes Bedürfnis nach Nähe und Zweisamkeit. Ich bin dadurch allerdings nicht großartig eifersüchtig und habe Angst betrogen zu werden, sondern ich finde es einfach blöd wenn getrennte Abende und Unternehmungen auf dem Plan stehen und bekomme dann immer ein ungutes Gefühl, fange an mich aufzuregen und motze und meckere rum. Und das obwohl ich ja selber denke, dass es ganz normal ist, dass man nicht immer nur gemeinsam Zeit verbringt und ich auch gerne mal meine Ruhe habe.

Dass ich dieses Problem habe wurde mir schon nach meiner vorletzten Freundin klar. Ich beschloss daher, dass ich diesen Fehler nicht mehr machen will und werde. Ich entschied mich erstmal allein zu bleiben und mich um sich selbst zu kümmern. Ich führte mein eigenes Leben, wurde selbstbewusster und baute eine, manchmal zu große, Portion Selbstvertrauen auf. Ich stand mit beiden Beinen in meinem eigenen Leben und wusste, dass ich alleine zurechtkomme, auch wenn ich mir dabei immer eine Partnerin im Leben wünschte.

Als ich mit meiner letzten Freundin zusammenkam war das aber alles nicht mehr so leicht. In der ersten Zeit bekam ich dann bei getrennten Abenden oder Wochenende zwar ein mulmiges Gefühl, aber ich ließ mich davon nicht weiter irritieren und holte mir wieder ins Bewusstsein, dass das alles halb so wild ist und ich ja nicht auf sie angewiesen bin um ein Leben zu haben. An den entsprechenden Abenden und Wochenenden hatte ich zwar durchgehend dieses ungute Gefühl, schaute öfters als gewohnt auf mein Handy, aber ich kam damit zurecht. Am Tag drauf war ich dann doch immer sehr erleichtert obwohl mir klar war, dass sie mich liebt und nicht verlassen würde.

Je mehr ich meine Freundin liebte, desto mehr verblasste allerdings mein Wissen um meine eigene Stärke und ich fiel wieder in mein altes Verhaltensmuster zurück. Der Unterschied war allerdings, dass ich nicht mehr so viel meckerte und motzte und den Fehler selber, leider zu spät, bemerkte. Da meine Ex-Freundin sehr empfindlich reagierte gab es nach meinem Beschweren trotzdem erstmal etwas Streit. In dem Moment erschrak ich dann immer innerlich sofort denn mir wurde klar, dass ich es wieder getan hatte und mich unnötig Aufregte und bekam Angst sie dadurch tatsächlich zu verlieren. Ich ruderte dann auch immer gleich zurück, kam zur Vernunft und entschuldigte mich für mein Verhalten.
Ein versuchter Lösungsansatz war, dass ich ihr erklärte, dass sie sich mein Meckern nicht so zu Herzen nehmen solle. Ich erklärte ihr, dass das nur meine erste Reaktion sei und ich beim Nachdenken aber selber merke dass es unnötig ist. Da sie aber immer sehr empfindlich war funktionierte das nicht. Soll auch kein Vorwurf sein. Andersrum klappte es auch nicht, wenn sie sich aufgrund ihrer eigenen Probleme in Beziehungen blöd verhielt und ich es mir nicht so zu Herzen nehmen sollte.
Ein weiterer Versuch basierte auf meinem Problem, dass ich es absolut nicht brauchen kann wenn meine Partnerin, gerade in Hinsicht auf die gemeinsame Zeit, über meinen Kopf hinweg entscheidet. Ich bat sie mich einfach nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen, sondern mich in der Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. Es war auch von vorne herein klar, dass das nichts mit um Erlaubnis fragen zu tun hatte da ich ihr sowieso nie etwas verbieten würde. Und das klappte auch relativ gut. Sie erzählte wenn etwas in Planung war, wir sprachen darüber und fanden zusammen alternativen wann wir uns stattdessen sehen würden. Das mulmige Gefühl blieb zwar wenn es dann zu dem Wochenende kam, aber ich fühlte mich sicherer und kam damit zurecht. Einmal klappte es allerdings auch nicht. Ein Kurztrip mit Freunden stand an. Zuerst sagte sie wir gehen entweder zusammen oder nicht. Ich hatte dann keine Zeit und sie kam kurz vorher an dass sie dann alleine gehen möchte. In dem Moment habe ich mich dann doch aufgeregt da ich dachte dass ich mich nicht auf ihr Wort verlassen könnte. Letztendlich brachte sie selber viele Probleme mit in die Beziehung und es war irgendwann zum Scheitern verurteilt, aber ich habe mit Sicherheit auch einen Teil dazu beigetragen. Besonders in den ersten Monaten bis ich erkannte, dass ich mich doch auf sie verlassen kann.

In der Zwischenzeit musste ich mir jetzt auch eingestehen, dass ich vermutlich doch ein typisches Scheidungskind bin das erwachsen geworden ist. In einem Artikel las neulich wie sich solche erwachsen gewordenen Kinder oftmals in Beziehungen verhalten und es passt alles perfekt auf mich. Selbst Dinge die nicht problematisch sind und ich mir immer dachte So bin ich halt tauchen darin auf. Ich habe wohl zumindest schon mal eventuell die Wurzel allen Übels bei mir gefunden.

Es ist nun so, dass ich sechs Wochen nach der Trennung mehr oder weniger über das Gröbste hinweg bin und meine Ex-Freundin zunehmend weniger vermisse. In meinem eigenen Leben geht es im Moment wieder bergauf, ich werde wieder selbstbewusster und merke, dass ich allein sein kann, auch wenn ich es nicht so recht will. Und natürlich denke ich mir wieder, dass mir das alles nicht nochmal passieren wird. Allerdings befürchte ich dass es doch wieder so laufen wird wenn ich nicht rechtzeitig was dagegen unternehme. Ich befürchte auch ein bisschen, dass ich mich wieder vor Sehnsucht zu sehr in eine Frau verliebe die einfach nicht zu mir passt und ich dann anfange zu sehr an etwas festzuhalten das sowieso nicht so recht funktionieren kann. Also etwas von dem ich nüchtern betrachtet anderen abraten würde.

Ich habe zwar ein ziemlich genaues Bild davon wie ich mir eine Beziehung mit Nähe und Zeit für mich Vorstelle, die ich wirklich auch so haben möchte, aber ich fühle mich als fehlte mir das Werkzeug um es so zu verinnerlichen, dass ich es tatsächlich leben kann.

Meine Frage ist daher wie ich es schaffen kann so ein Verhaltensmuster zu überwinden bzw es wenigstens schaffen kann es früher zu erkennen und rechtzeitig dem mulmigen Gefühl entgegen steuern zu können. Hat da vielleicht jemand Tipps oder Erfahrungen? Kann mir jemand vielleicht ein Buch empfehlen oder ist professionelle Hilfe am doch das Beste? (Ein Buch über psychische Spätfolgen von Trennungen (Beal, Hochman) hab ich entdeckt und werde es mir demnächst mal holen, aber vielleicht hat jemand auch noch andere Literaturempfehlungen.)

Gruß
Tidus

26.02.2018 21:41 • #1


M
Wenn Bücher lesen hilft, gibt's hier bestimmt noch die eine oder andere Empfehlung, aber man muss es auch permanent umsetzen können, und da scheiterst du wohl.

Auch je älter man wird, trifft man eben auch mehr auf Menschen, die selbst Verwundungen mit sich tragen und dies teils mit einbringen. Somit ergeben sich vielfältige Konstellationen, um doch wieder Muster aufzurufen, die einst geholfen haben. Es gibt keine verbindliche Lösung von individuellen Problemen, die eben auftauchen.
Ein gesundes Maß an Zweisamkeit und alleine Interessen zu verfolgen, über den Tag und den Abend zu reden, nicht im Streit zu Bett gehen und sich immer wieder über Wünsche, Träume, Ziele einig zu werden, weil sich dies ja auch verändert im Laufe des Lebens mag aber hilfreich sein

27.02.2018 07:50 • x 2 #2


T
Zitat von mcteapot:
Ein gesundes Maß an Zweisamkeit und alleine Interessen zu verfolgen, über den Tag und den Abend zu reden, nicht im Streit zu Bett gehen und sich immer wieder über Wünsche, Träume, Ziele einig zu werden, weil sich dies ja auch verändert im Laufe des Lebens mag aber hilfreich sein


Wahre Worte, danke dafür. War leider nur das Problem das sie sich auch ohne mein Zutun immer mehr distanzierte und ich in den Plänen kaum mehr vorkam. Mit dem gesunden Maß war das größte Problem. In ner WE Beziehung mal einen Abend am Wochenende getrennt unterwegs, ist kein Ding soweit. Ist es ein ganzes Wochenende ist es schon kritischer, weil man sich gleich zwei Wochen nicht sieht, wenn man keine Abende unter der Woche zum Ausgleich nimmt. So lang es nicht die Regel ist aber dann auch noch ok. Bei zwei Wochenenden oder mehr pro Monat wird es mir dann aber selbst mit Abenden unter der Woche zum Ausgleich zu wenig Zweisamkeit wenn das zur Regel wird. Vor allem wenn es auch so ist, dass es sowieso nur wegen dem Bedürfnis nach Freiraum ne WE Beziehung ist, obwohl man sich auch problemlos an Wochentagen sehen könnte. Wenn es dann nicht mal die Bereitschaft gibt sich Zeit zu nehmen wird es halt echt bescheiden.

Mich nervt halt an mir selber, dass wenn die Vorstellung von gemeinsamer Zeit, wie es am Anfang der Beziehung ja war, übereinstimmt, ich zwar die Füße still halten kann, aber die Zeit alleine für mich durch das mulmige Gefühl nicht so recht genießen kann. Sich an solchen Abenden oder Wochenenden dann mal zu schreiben oder zu telefonieren hilft zwar auch sehr, aber völlig beheben tut es das auch nicht. Da ich ja sowieso lang brauche bis ich blind vertraue ist es vielleicht sogar doch auch ein Stück weit Eifersucht und ich erkenne sie nicht als solche.

Wenn ich mir den Absatz mit den Wochenenden gerade durchlese weiß ich wieder warum ich mir nach meiner vorletzten Freundin geschworen hatte keine WE Beziehung mehr einzugehen. Aber ich war zu verliebt, und hab mich auch locken lassen durch die Aussage dass sie sich wann immer möglich oder nötig trotzdem an Wochentagen Zeit nehmen wird, als sie eine WE Beziehung draus gemacht hat. Nüchtern betrachtet hätte ich da eigentlich vielleicht selber die Reißleine ziehen müssen nach dem ersten halben Jahr.

Aber im nachhinein ist große Töne spucken leicht. Ich will es einfach beim nächsten Mal wirklich besser oder anders machen. (Oder ich finde einfach eine die mit meinen Macken besser zurecht kommt )

28.02.2018 01:16 • #3




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