Hallo hillu,
mir scheint, als hätte eure Beziehung nur so lange gut funktioniert, wie er Dich gebraucht hat. Solange Du die Starke sein konntest, die ihm Halt und Orientierung gegeben hat. Dir hat es - auch wenn es Kraft gekostet hat - gut getan und Bestätigung gegeben, dass Du für ihn da sein konntest. Es hat Dich stolz gemacht, dass er, auch dank Deiner Hilfe, zurück ins Leben gefunden hat. Und ihm hat es gut getan, dass Du für ihn da warst.
Jemandem so helfen zu können, ist etwas Wunderbares. Aber es ist keine sonderlich gute Ausgangsbasis für eine Paarbeziehung. Ihr habt euch nicht als eigenständige, gleichgestellte Erwachsene kennen und lieben gelernt - eure Liebe ist aus einem Abhängigkeitsverhältnis heraus entstanden.
Jetzt hat sich die Situation geändert. Er hat sich erholt, ist eigenständig geworden. Und damit ist die Basis eurer Beziehung weggebrochen. Er braucht Dich nicht mehr.
Das Kräfteverhältnis hat sich ins Gegenteil verkehrt - jetzt ist er der Starke, und Du fühlst Dich klein und schwach.
Aber im Gegensatz zu Dir kann oder will er nicht die Rolle des Unterstützers einnehmen.
Ich denke, dass er Dir gegenüber durchaus Dankbarkeit empfindet und vermutlich auch Pflicht- und Schuldgefühle hat, weil Du so viel für ihn getan hast. Dass er Dich zwar gerne lieben würde, oder denkt, dass er Dich lieben sollte... aber tief im Inneren spürt, dass er nicht (mehr) so für Dich fühlt. Und nur aus schlechtem Gewissen noch an der Beziehung festhält.
Ich schätze, eure Beziehung hat nur dann noch eine Chance, wenn ihr zusammen eine neue Basis findet. Wenn ihr beide lernt, auf eigenen Füßen zu stehen, und euch gegenseitig nicht mehr als Krücke seht und braucht. Sondern als Bereicherung. Als Menschen, mit dem ihr euer Leben teilen wollt, weil es zu zweit soviel schöner ist. Und nicht, weil es ohne einander nicht geht. Weg vom Brauchen, hin zum Wollen.