30

Bindungsangst und Depressionen - was kann ich tun?

C
Hallo,

ich habe vor einigen Monaten ein Thema eröffnet, wo ich (30) die Trennung von meiner Freundin (31) nach 5 1/2 Jahren beschrieben habe.

Mittlerweile habe ich ein umfassenderes und klareres Bild von der gesamten Beziehung und würde gerne Meinung hören. Eine Zusammenfassung:

Wir waren seit Mai 2011 ein Paar. Sie hatte seit einigen Monaten ein Auge auf mich geworfen, ein gemeinsamer Freund hat uns bekannt gemacht. Wir haben uns verabredet und es begann etwas Lockeres. Ich bin für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen. Irgendwie haben wir es geschafft über Skype eine Beziehung zueinander aufzubauen. Als ich wiederkam, entschieden wir uns für eine Beziehung, weil wir uns sehr mochten und hatten viel gemeinsam unternommen. Beide haben studiert. Sie erzählte mir, dass sie in der Vergangenheit Depressionen hatte und sich vor einiger Zeit hauptsächlich wegen ihrem Problem mit zu viel Nähe von ihrem langjährigen Freund getrennt hatte.
Sie war daher froh, dass wir es locker angingen. Ich wusste, worauf ich mich da einlasse und habe sie nicht bedrängt. Meine vorherige Beziehung war mit einer Borderline-Frau, die SVV zeigte. Daher ahnte ich, was mich erwarten könnte. Ich gab meiner neuen Freundin viel Freiraum, sie war in Therapie und wollte uns eine Chance geben.

Die ersten Probleme schlichen sich nach etwa einem Jahr ein, wo ihre Grundstimmung immer schlechter wurde. Sie suchte einen Psychiater auf, ihr wurde ein AD verschrieben und es folgte eine Gesprächstherapie. Die AD nahm sie 1 1/2 Jahre und schlich sie in Absprache mit dem Psychiater aus.

Sie beendete ihr Studium zu selben Zeit und begann ein Praktikum, während ich für ein halbes Jahr ein studienbegleitetes Praktikum in einer anderen Stadt absolviert habe. Wegen des Prüfungsstress in der Uni litt ich unter Panik- und Angststörung. Meine Freundin und ihre Familie waren liebevoll für mich da und haben sich um mich gesorgt. Zwischenzeitlich haben wir uns besucht. Die Beziehung hielt dem auch stand und es ging weiter.

Seit dem Beginn ihrer Arbeit hatte ich aber immer mehr das Problem, dass ich sie kaum noch sah. Sie verließ um 7 Uhr morgens das Haus und kam erst um 20 Uhr wieder. Daneben pflegte sie immer mehr Hobbies, war 2 bis 3 Mal die Woche Abends weg. Jedes 2. Wochenende war sie ehrenamtlich eingespannt und musste gelegentlich auf die Tiere im Elternhaus 100 km weiter weg aufpassen.

Die restlichen Abende war sie müde und nicht mehr unternehmungslustig. Sie pflegte keine privaten Kontakte zu meinen Freunden, verließ Parties immer als erste. Ich entwickelte eine starke Abneigung gegen ihre Arbeit, weil sie ihre Probleme mit nachhause brachte und es fast ausschließlich um ihre Kollegen und Arbeit ging. Ihre Arbeitskollegen luden sie und mich als Anhang häufiger zu Parties ein, aber ich hatte kein Interesse, weil ich nicht von morgens bis Abends nur die leidigen Arbeitsthemen hören wollte (Marketing, Social Media, Excel)

Sie errichtete immer mehr eine emotionale Mauer, begann noch häufiger als sonst zu weinen, wenn ich über gemeinsame Freizeitgestaltung oder überhaupt über uns sprechen wollte. Sie war auch überhaupt nicht bereit von ihrer Einstellung zu Arbeit oder ihren sonstigen Tätigkeiten abzurücken. Sie machte einfach Überstunden. Ein Paar-Therapeut erkannte schnell, dass die Zeitplanung ein großes Thema ist. Sie hat das Thema aber nicht ernst genommen. Wir waren einmal da. Ich wollte dort nicht mehr hin, weil ich den Therapeuten persönlich nicht mochte und es einfach für mich zu teuer war (140 pro Sitzung, ich war Student!)
Gemeinsame Urlaube jagten ihr Schrecken ein, sie heulte dann fast täglich. Mit ihrer Freundin konnte sie aber wochenlang weite Reisen auf anderen Kontinenten unternehmen. Ein Nahurlaub 50 km mit mir war aber beängstigend. )Jetzt fliegt sie wieder mit der gleichen Freundin weg )

In unserem gemeinsamen Freundeskreis waren mittlerweile alle vergeben und ihre beste Freundin hat sie zur Trauzeugin für die Hochzeit im April 2017 auserkoren. Sie hatte sich sehr gefreut, war mit der Vorbereitung aber sehr stark überfordert. Neben ihrem beruflichen Stress, den sie aber verleugnete (Die Arbeit ist nicht stressig!), hatte sie sehr große organisatorische Schwierigkeiten mit der Hochzeit und Ängste per Email Konflikte auszutragen. Sie heulte sich stattdessen stundenlang aus, bevor sie eine Entscheidung treffen konnte. Es ging z.B. darum, wer wann eine Rede halten soll, weil sich die Leute nicht einig waren. Sie war nicht fähig zu vermitteln, das musste jemand anders übernehmen. Ich habe sie natürlich dabei unterstützt, indem ich gefragt habe, ob und wo ich helfen kann! Habe dann so eine Art Plan erstellt, an dem sie sich orientieren kann, damit die Probleme nicht so übermächtig erschienen.

Auf der Hochzeit erlitt meine Freundin einen Nervenzusammenbruch. Kotzen, Durchfall, Panikattacken, alles dabei Was seitdem auch nicht besser wurde, leider.
Klar, dass ich sie in den Monaten vor der Hochzeit praktisch überhaupt nicht mehr als Partnerin für mich hatte. Job, Hobbies, Hochzeit und Beziehung, das waren ihre Prioritäten.
Als die Hochzeit zu Ende war, fiel sie in ein sehr, sehr tiefes Loch.
Ich bin kurz davor ins Berufsleben einzusteigen, wollte mit ihr endlich eine gemeinsame Wohnung suchen.
Habe ihr gesagt, dass ich mich auf unsere Zukunft freue, da ich auch bald endlich arbeiten werde!
Aber leider kam es nicht mehr dazu. Sie distanzierte sich rapide, sie wollte nur noch allein sein, 2 Wochen Kontaktsperre, sie rief mich nach 5 1/2 Jahren Beziehung auf meinem Handy an und machte Schluss. In drei Sätzen: Sie habe keine Gefühle mehr. Ich habe etwas besseres verdient, sie kann nicht mehr Ende, Kontaktsperre

Ich war schockiert. Ich, meine Eltern, ihre Eltern, gemeinsame Freunde, alle waren fassungslos. Ich erfuhr, dass sie wieder schwere Depressionen hat und AD nimmt.
Ich beteuerte nach Wochen meine Liebe per Mail und schrieb, dass ich für sie da bin und an sie glaube.
Nach 5 Wochen weitere Kontaktsperre hat sie sich gemeldet und wollte vage in Zukunft ein Treffen vorschlagen. Ich habe es erst mal hingenommen, wollte sie nicht von mir weg treiben, und sie kommen lassen, aber es wurde nichts konkretes draus. Es beschränkte sich auf die Themen Therapie und Selbsthilfegruppen. Ich mich nach ihrer Therapie erkundigt, die sie ursprünglich anfangen wollte, noch bevor sie sich getrennt hatte. Sie sucht noch. Ich habe ihr Empfehlungen gemacht, sie war sich aber unsicher. Ich drängte auf ein Treffen, weil ich eine Standortbestimmung brauchte. Sie wollte dann plötzlich noch am selben Abend ein Treffen, weil sie merkte ich habe dringenden Gesprächsbedarf (irgendwie logisch, oder?!)

Sie will jedenfalls nur noch Freundschaft, weil sie nicht mehr für mich fühlt. Sie kann nicht erklären wieso. Sie mag ihre Arbeit gerne. Ich habe meine Liebe beteuert, gesagt, ohne Risiko kommen keine Gefühle! Sie solle ihrer Angst endlich ins Auge sehen. Aber sie ließ sich nicht umstimmen. Seit über 10 Jahren plagen sie die Probleme und sie weiß, dass sie hausgemacht sind. Ich habe ihr klar gemacht, ich will keine Freundschaft. Entweder weiter eine Beziehung, oder Pause und dann wieder Beziehung, aber reine Freundschaft tue ich mir nicht an! Nicht mit dem Problem was sie hat, um mich bei Bedarf emotional abschieben zu können. Diese Probleme lassen sich nur in einer Partnerschaft UND professioneller Hilfe lösen.

Das ist eine ganz harte Nummer für mich. Mir ist klar, dass sie eine ganz massive Bindungsangst hat. Ich hatte noch einmal Kontakt mit ihrer Mutter. Meiner Ex tut es unglaublich weh mich zu verletzen. Außerdem habe ich erfahren, dass ihr Opa nun im Sterben liegt. Unser gemeinsamer Freundeskreis nimmt die Geschichte auch ziemlich mit. Es wird über die Trennung gemauschelt und alle wollen ihren Senf dazu geben, was zu tun sei. Ich vertraue mich wenigen Person an, sie sollen etwas nicht weitersagen. Die Nachrichten machen die runde, schlimmer als bei stiller Post. Es macht mich fertig, dass alle nun beliebig ankommen und mich aus der Bahn werfen. Es muss jetzt geguckt werden, wer sich wann in welcher Konstellation treffen kann, um Konflikte zu vermeiden. Es werden Entscheidungen im Zusammenhang mit unserem Sozialleben getroffen, ohne mich vorher zu fragen. Total sch. alles.

Ich bin selber total im Ar.. Beginne eine Therapie, besuche eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker, mache Meditation, schreibe ausführlich Tagebuch, male, mache Musik. Alles, um das Trauma zu verarbeiten. Ihre Eltern wünschen sich mich so sehr als Schwiegersohn, alle haben gesagt, wie gut wir zusammenpassen. Ich liebe sie auch wirklich aufrichtig von ganzem Herzen, auch mit ihren Macken.

Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich würde einfach gerne eure Meinung zu der Geschichte hören.

14.07.2017 19:39 • #1


Killian
Die Überschrift sagt leider Alles, über sie und auch Dich .

Kenne das so ähnlich auch und leider ziehen Menschen mit Problemen oft andere Menschen mit Problemen an. Nur sensible und emotionale Menschen wie Du und sie haben oft diese Probleme. Ist nicht Schlimmes aber die Beziehungen sind oft katastrophal.

Ist och normal das ein Mensch mit Bindungsangst und Angst vor Nähe wie sie reagiert. Angst vor Nähe /Bindung kannst eben nicht mit Bindung und Nähe heilen. Ist wie Feuer mit Öl löschen wollen. Geht nicht und alles Emotionale bindet direkt oder indirekt und auch Deine emotionalen Ausfälle haben sie gebunden aber will und kann sie nicht.

Aber Du hast auch genug eigene Probleme leider und wenn man selbst Probleme hat, wie will man dann stark sein für nen anderen Menschen mit Problemen ? Man kann es ja nicht mal für sich leisten, wie dann für sie zb. ?

Das sie sich in Arbeit, Ablenkung, nicht emotionale Themen flüchtet ist auch klar. Ist keine Nähe, nicht emotional und nicht persönlich und ne Entlastung für sie. Glaub ist für sie Alles besser, auch Arbeit als 3 emotionale und nahe Tage mit Dir alleine.

Alles normal für Menschen mit Problemen wie sie und auch Du hast. Retten kannst sie jedenfalls nicht oder konntest das bei der Borderline-Partnerin ? Glaube nicht sonst wärt Ihr ja noch zusammen und genauso wenig kannst sie heilen, retten, für Dich sichern oder binden. Geht nicht ! Und das die Liebe weg ist, klar wünscht sie sich vielleicht aber unangenehm und Unangenehmes wird abgetötet und Du gleich mit.

14.07.2017 19:59 • x 1 #2


A


Bindungsangst und Depressionen - was kann ich tun?

x 3


Killian
Kannst da jedenfalls nicht viel machen und würde mich auch eher auf Dich konzentrieren.

Kannst da echt nichts machen und Therapie heißt nicht das da Eure Beziehung irgendeine Rolle spielt, geht um sie da, nicht um Dich oder Euch.

Geh Deinen Weg und ja ist hart aber hat ja auch schon bescheiden angefangen und wird auch so enden. Geh einfach und lass los.

14.07.2017 20:21 • x 1 #3


C
Was heißt Du kennst das so ähnlich?

Die Borderline-Frau ist Schnee von gestern. Mit ihr konnte ich mir beim besten Willen nichts Ernstes vorstellen. Man sieht einem Menschen vorher nicht an, was für Probleme er mit sich herum schleppt. Es hat sich schnell entwickelt und als ich bald darauf gesehen habe, wie sie sich verhält, habe ich mir das eine Weile angetan, ihr meine Meinung gesagt und das Weite gesucht. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass ich problematische Verhaltensweisen kenne, als ich sie ins Spiel brachte. Das heißt nicht, dass ich damit nicht umgehen kann und solche Problemfrauen automatisch anziehe. Das ist lächerlich! Sie war eine Frau von mehreren.

Ich bin auch nicht so problembelastet, wie du vermutest. Das ist nicht das Ende einer katastrophalen Beziehung. Bis vor der Trennung ging es mir als auch ihr überwiegend gut! Ich leide da jetzt akut drunter. Mit anzusehen, dass alles so schnell den Bach runtergeht, ist schmerzhaft. Und dann per Telefon Schluss machen nach so langer Beziehung, das würde mir im Traum nicht einfallen! Ist doch klar, dass ich jetzt schlimm leide und Wege zum Verarbeiten suche. Ich versinke nicht in Selbstmitleid und bin nicht so ein Problemfall wie du es darstellst.

Mir ist klar, dass ich da nichts machen kann. Aus dem Grund habe ich sie auch selten emotional zu sehr bedrängt, sondern geguckt, wo kann ich sie in ihrem Verhalten unterstützen und wo spiele ich besser nicht mit. Ich vermute die Hochzeit ihrer besten Freundin und der nahende Umzug in eine gemeinsame Wohnung haben sie getriggert. Ich wusste wie ich mit ihr umzugehen hatte. Und sie war mir immer dankbar und hat mich dafür geliebt. Es ist dieses doofe Thema fehlende Zeit zur Beziehungspflege, woraus sich eine ziemliche Eigendynamik entiwckelt hat. Quasi als Nebenschauplatz. Auch ein Mensch mit Beziehungsangst wünscht sich eine Beziehung und sucht nicht per se sein Heil in Ablenkung. Das ist ein Schutzmechanismus. Wenn sie mich nicht geliebt hätte, hätte sie nicht mit mir über ihre Probleme gesprochen und wäre sicher nicht so lange mit mir zusammen geblieben.

Ich bin interessiert an inhaltlicher Auseinandersetzung mit den Themen Nähe/ Distanz und Fluchtverhalten. In Form von, dass man sich in die Arbeit stürzt, intensiv Hobbies pflegt und nicht davon abrückt, weil es als Einschränkung der Freiheit betrachtet wird. Mich plagt vor allem diese Kompromisslosigkeit, was ihre Lebensgestaltung anging. Andererseits dass sie emotional kaum etwas klar bejahen oder verneinen konnte. Es wurde aus vielem ein Eiertanz. Und ganz schlimm die fast tägliche Grübelei!

Vielleicht sollte ich ergänzen: Was sind eure Erfahrungen zu Bindungsangst?

14.07.2017 21:25 • x 1 #4


Eswirdbesser
Hallo Campbell, mein Partner ist bindungsängstlich. Ich hab das sehr schnell gemerkt und hab im seine nötige Distanz gelassen. Wir waren, da sehr am Anfang, nach 6 Wochen hat er es beendet. Ich hab das akzeptiert. Das wir wieder zueinander gefunden haben, war nur möglich, weil er die Beziehung wieder wollte und wir die gleiche Nähe und Distanz benötigen.

Wenn dieses Verhältnis nicht ausgeglichen ist, also der andere mehr Nähe möchte, flüchtet der bindungsängstler in die Distanz.

Ich glaube meine Beziehung funktioniert mit ihm, weil ich ihn so lass, wie er ist und ich auch sehr gerne auf Distanz lebe.

Getreu dem Motto Leben und Leben lassen

14.07.2017 22:48 • x 5 #5


C
Hallo Campbell,
im Zusammenspiel mit einem bindungsängstlichen Menschen verbiegt man sich (ich lese die Hinweise auch bei dir, bin gerade zu faul, zu zitieren. Du hast ihr bewusst viel Freiheit gegeben etc.).
Und man ist stolz drauf, ihm strategisch geschickt seine Ruhe gelassen zu haben. Das Verbiegen wird aber von dem Bindungsängstlichen wahrgenommen. Es ist ein blutiger Kampf. Der Bindungsängstliche schaut, ob du ihn brauchst, und wenn ja, sägt er dich ab (odet bringt dich dazu, ihn abzusägen).
Es mag ja mildere Formen von Bindungsangst geben, aber es gibt auch die anderen, und bei denen stimme ich @Killian zu: Lauf, so schnell du kannst. Zwei Jahre Kummer sind nichts. Du kannst nach sowas nicht aufhören, nach dem Warum zu fragen. (Hilfreich: Stefanie Stahl, Jein.)

14.07.2017 23:07 • x 1 #6


Valicitas
Ich hatte auch eine Beziehung mit einem Phobiker, der sich vor gut 2 Monaten von mir trennte nach 3 Jahren Beziehung und einem Jahr wohnen in einer gemeinsamen Wohnung. Dass er Angst vor Nähe hat, ist mir tatsächlich erst nach der Trennung bewusst geworden. Diese Personen tragen im Inneren einen Kampf mit sich selbst aus zwischen dem innigsten Wunsch nach Nähe und dem tiefen Drang nach Distanz. Das kann sich bei den Personen denke ich sehr unterschiedlich auswirken. Bei den Betroffenen kann es u.a. zu Wutausbrüchen kommen, die rational betrachtet keine konkrete Ursache haben. Jedenfalls lässt sich sein Verhalten mit krasser Ambivalenz zwischen Harmonie und Nähe und Ablehnung und Distanz beschreiben - eine plötzliche, vollkommen widersprüchliche Verhaltensänderung von einem Extrem ins Nächste. Für mich war es schwer zu ertragen, denn die Momente mit Nähe waren sehr schön und sehr liebevoll und ließen mich immer wieder hoffen, dass es bald besser wird. Auch ich bin noch in der Verbreitung, aber genau die Frage nach dem warum bringt dich nicht weiter. Das Buch von Stefanie Stahl habe ich auch gelesen vor allem vor dem Hintergrund, mein eigenes Verhalten zu reflektieren. Das hat tatsächlich geholfen. Wichtig für dich ist die Frage, was du von einer Beziehung willst. Willst du in einer Beziehung sein, in der du immer Rücksicht auf die (ambivalenten) Bedürfnisse deines Partner nehmen und deine eigenen zurückstellen willst? Willst du mit der stetigen Sorge leben, dich falsch zu verhalten, wenn du mehr Verbindlichkeit haben willst? Ich habe für mich diese Fragen eindeutig mit nein beantwortet. Du hättest nicht gewinnen können. Bei Beziehungen mit waschechten Phobikern können die gesunden Partner nur verlieren.

15.07.2017 00:10 • x 3 #7


S
Hallo Campbell,

auch mein, jetzt Ex Partner, ist und war extrem bindungsängstlich, dazu kamen narzisstische Borderline Symptome und einiges mehr.
Ich stimme zum einen @Killian zu , dass sensible und emotionale Menschen sich anziehen, wie die Motten das Licht.
Und die Beziehungen enden meistens in einer Katastrophe.

Den Beitrag von @Eswirdbesser finde ich bemerkenswert. Sie hat es verstanden und akzeptiert mit der Problematik Nähe/Distanz professionell umzugehen und hat völlig Recht, dass der bindungsunfähige- oder ängstliche Partner sofort das Weite sucht, wenn das Verhältnis nicht ausgeglichen ist und er unter Druck gesetzt wird.

Aber auch @Carlaa hat es m.E. sehr gut zusammengefasst. Wenn es sich um eine mildere Form der Bindungsangst handelt, dann mag das alles funktionieren, nur gibt es eben auch schwere Ausprägungen.
Meistens sind das im Endeffekt Ängste, die eine ganze Palette von psychischen Störungen beinhalten, die erst nach und nach sichtbar werden.

Wenn man anfängt sich verbiegen zu müssen, dann beende es so schnell wie möglich. Nur Probleme und psychischer Stress, nein, das ist nicht das, was man sich vorstellt unter einer glücklichen Beziehung.
Mir ist es sehr schwer gefallen, bin erst 4 Wochen getrennt und befinde mich momentan in einem aggressiven Stimmungstief, mit Panik und Wut.
Ich konnte leider meine eigenen intensiven emotionalen Gefühle nicht ausschalten und suchte und brauchte diese intensive Nähe, genau wie er auch.
Nur wenn er unsere Symbiose, dieses Eins sein mit mir erlebt hatte, dann ging er in Distanz. Bekam panische Ängste, die ich anfangs nicht verstand. Denn vor dem Alleinsein hat er auch Ängste, die ihn zerreißen.
Dieses ON/OFF war für mich psychisch nicht zu verkraften.
Aber wie gesagt, er hatte auch BL Symptome und dadurch war unsere Situation auch noch wesentlich dramatischer.

Du fragst dich immer wieder nach dem Warum. Dann frage auch, ob es dir nicht besser geht, ohne sie.....
Ich lese gerade Ich hasse dich - verlass mich nicht, die schwarz weiße Welt der BL Persönlichkeit. Das ist jetzt mein Thema, ich glaube für Jahre...denn irgendwie komme ich da nicht so richtig raus.

Gute Nacht

15.07.2017 00:15 • x 2 #8


S
@Valicitas

alles was du schreibst, unterschreibe ich bedingungslos. Du hast das Problem genau auf den Punkt gebracht.
Dein Post hat mir gut gefallen.
Danke dafür.

LG
Santosha

15.07.2017 00:23 • #9


C
Ich versuche nicht den Fehler zu machen ihr hinterher zu rennen.
Irgendwann muss ich aus dem Kreislauf ausbrechen.

Mich beschäftigen die Zweifel nach dem Warum.
@Valicitas
Meine Ex hat mir auch oft gesagt, es läge nicht an mir. Beim Trennungsgespräch sagte sie, ich fände eine bessere.
Meine Erfahrung ist. man neigt als Partner dann dazu, für irrationales Verhalten eine logische Erklärung zu finden. Ich habe für mich herausgefunden, es kann auch einfach sein, dass die Umwelt einen Einfluss hatte, den SIE dann so auffasst, wo Normaldenkende anders urteilen würden.

@Eswirdbesser
Wie lange seid ihr insgesamt zusammen, wenn ich fragen darf? Ändert sich das Kräfteverhältnis sich bei euch zeitweise?

@Carlaa und @Killian
Der gesunde Menschenverstand sagt einem lauf so schnell und weit wie du kannst.
Man kann ja bildlich gesprochen auch bis zum Nordpol laufen, wo man allein ist. Den eigenen Gedanken kann man aber nicht davon laufen.

@Santosha1951
Bei der damaligen BL war das Nähe/Distanz-Verhältnis extrem. Es hätte solche Situationen geben können, wo wir nebeneinander sitzen, alles ist ok. Dann hätte ich gesagt, die Topfpflanze ist aber schön. Das hätte unvermittelt in einem Streit ausarten können, warum ich die Pflanze schön finde aber sie nicht!? Tatsächlich war es so, dass sie manchmal nachts in Panik verfiel, SMS schrieb, während ich schlief. Ich konnte nicht antworten und der Fluss an SMS, in denen sie sich beklagte, ich antworte nicht - ihre Stimmung deshalb extrem schwankte - nicht aufhörte.

Generell wollte ich noch was sagen zu Psychologie-Literatur. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man Bücher liest, speziell jetzt Jein! (habe ich auch), dass man sich dadurch so sehr bestätigt fühlt und das immer wieder heranzieht. Man vergisst dann schnell, dass es sich bei dem geliebten Partner um einen Menschen handelt, und pathologisiert ihn, weil man ja das Wissen hat. Literatur ist auf jeden Fall was gutes, man muss aber aufpassen, dass man sich damit nicht zum Experten aufschwingt. Mir helfen viel besser der Besuch einer Selbsthilfegruppe, eine Therapie mit einer erfahrenen Psychologin. Oder auch das kreative Verarbeiten in Schrift, Musik und Bild. Man kommt dann manchmal auf seine eigene Weise zur Beantwortung der quälenden Fragen. Wenn ich selbst den Weg zu Antworten kenne, ist es oft viel besser nachvollziehbar und erklärbar als mit - ich sag mal plump - Ratgebern. Soll die Qualität der Literatur nicht schmälern!

15.07.2017 17:35 • x 2 #10


S
Zitat von Campbell:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man Bücher liest, speziell jetzt Jein! (habe ich auch), dass man sich dadurch so sehr bestätigt fühlt und das immer wieder heranzieht. Man vergisst dann schnell, dass es sich bei dem geliebten Partner um einen Menschen handelt, und pathologisiert ihn, weil man ja das Wissen hat. Literatur ist auf jeden Fall was gutes, man muss aber aufpassen, dass man sich damit nicht zum Experten aufschwingt. Mir helfen viel besser der Besuch einer Selbsthilfegruppe, eine Therapie mit einer erfahrenen Psychologin. Oder auch das kreative Verarbeiten in Schrift, Musik und Bild. Man kommt dann manchmal auf seine eigene Weise zur Beantwortung der quälenden Fragen. Wenn ich selbst den Weg zu Antworten kenne, ist es oft viel besser nachvollziehbar und erklärbar als mit


@Campbell

du magst in bestimmter Weise Recht haben. Eine Expertin bin ich persönlich noch lange nicht, obwohl es für mich existenziell war zu recherchieren, was ist mit dem Mann los, dem ich all meine Gefühle und mein Herz geschenkt habe.

Zuerst war ich bei den Aff.ä.ren im Thread, dann wechselte ich in den Narz Thread, wo ich ganz bestimmte User traf, die selbst hätten Bücher schreiben können. Das sind jetzt Freunde geworden , wir haben Kontakt, aber selbst schreiben sie schon länger nicht mehr.

Irgendwann ist man mit dem Thema auch mal durch und kann nicht immer wieder von vorne anfangen.

Mir war es extrem wichtig, meinem Freund nicht eine psychische Störung anzudichten und ihn ständig zu analysieren. Nur spürte ich meine eigenen psychischen Ausfälle und Veränderungen und wollte wissen, was auch mit mir passiert. Kann ich ihm helfen, ist das heilbar, all diese Fragen standen im Raum.
NEIN, es ist eben nicht heilbar und der Austausch mit Menschen, die eine ähnliche Situation beschreiben, hat mir damals vieles näher gebracht und verständlicher gemacht.
Nur die Recherchen im Netz haben mir dann erstmal klargemacht, dass das alles kein Spiel mehr ist.
Außerdem hatte und habe ich Psychotherapie und habe einiges mit meiner Therapeutin auch besprochen.

In Braunschweig gründen wir gerade eine SHG für Partner von gestörten Menschen mit dem Thema schädliche Beziehungen -wenn deine Partnerschaft dich krank macht.
Die Folgeerkrankungen von Partnern einer schädlichen Beziehung mit Narzissten, Soziopathen, Psychopathen, narz Borderlinern, Phobikern, Zwangserkrankten usw. sind hoch und werden in der Gesellschaft nicht oder kaum wahrgenommen.
Auch von Therapeuten werden diese Gestörten nicht gerne therapiert. Zeitverschwendung, weil sie sich nicht selbst reflektieren können.

Mit der SHG, die am 10.08. in Braunschweig in der Brunsviga um 18.30. Uhr bis 20.30 Uhr zum ersten Mal stattfindet und dann jeweils jeden zweiten Donnerstag zur gleichen Zeit, erhoffen wir, Aufmerksamkeit für dieses Thema zu bekommen, uns auszutauschen und uns gegenseitig zu unterstützen.

Jederzeit können neue Leute unverbindlich dazu kommen, wenn sie sich in einer solchen Beziehung befinden oder befunden haben. Oftmals waren wir mit Partnern zusammen, die narzisstische, psychopathische, histrionische oder zwanghafte Charakterzüge haben.
Wir wollen uns gegenseitig helfen , Lösungskonzepe erarbeiten und auch mal auf unsere Eigenanteile schauen.

P.S.: das Buch Jein habe ich mir interessenhalber heute gebraucht bestellt.

LG
Santosha

15.07.2017 18:57 • x 1 #11


Eswirdbesser
@campbell, ich lebe jetzt 4 Jahren mit ihm zusammen. Ja das Nähe/Distanz Verhältniss, schwankt manchmal, wenn ich der Meinung bin ich hätte jetzt gerne ein wenig mehr Nähe, dann ist es schön öfters passiert, das er sich da ein wenig gewunden hat. Da ich ja seine Problematik kenne, nehme ich das niemals persönlich, sondern sag dann und schmeiße meine Haare dann nach hinten und sage ok dann halt net. Ohne beleidigt zu sein.

Und dann verlasse ich den Raum. Das dauert gar nicht lang und dann kommt er zu mir und sucht Nähe. Da ich weiß, das er mir die Nähe nicht absichtlich verweigert hat, ist das für mich in Ordnung.

Ein bindungsängstler muss immer das Gefühl haben, selber entscheiden zu können wann er was möchte. Wenn ich auch in die Distanz gehe, kommt er wieder auf mich zu.

Aber wie gesagt, ich finde Distanz sehr angenehm, da ich eine sehr schöne emotionale Nähe zu ihm habe. Ich brauch net so viel kuscheln und so.

Schau auf dich was für ein Typ bist du und steh dazu, mit krampfigem verbiegen tust du dir keinen Gefallen.

15.07.2017 22:23 • x 3 #12


S
@Eswirdbesser

Guten Morgen an alle

so, wie du deine Beziehung beschreibst, ist sie für euch beide perfekt. Du lebst mit ihm zusammen und ihr könnt euch gegenseitig anpassen, so wie ihr es gerade braucht.
Du schreibst auch, dass ihr eine schöne emotionale Nähe habt. Das bedeutet für mich, ihr seid zufrieden mit dem was ihr aneinander habt.
Und so soll es sein.

Bei mir gäbe es das Problem, dass meine eigenen Gefühle so intensiv werden, dass ich sie nicht kontrollieren kann in einem Moment der Nähe, der körperlichen Nähe.
Genauso erging es ihm jedoch auch, er wollte die absolute Verbindung, eine Symbiose....nicht mehr wissen, wer ist nun er und wer bin ich. Einfach nur Eins sein..........Ja, so war das bei uns.

Und nur wenn es so war, dann ist er abends völlig entspannt und zufrieden nach Hause gefahren.

Diese Nähe/Distanz sah bei uns völlig anders aus, weil bei ihm dann auch noch die narzisstischen BL Anteile zum Tragen kamen.
So, wie @Campbell es beschrieben hat, gab es auch bei uns ganz plötzlich Streitigkeiten wegen irgendwelcher Nichtigkeiten.

Bei einem schön gedeckten Frühstückstisch, mit brennenden Kerzen, und leiser Musik, versuchten wir uns zu unterhalten und es reichte manchmal nur ein Wort und er flippte aus. Die Stimmung kippte, weil er einen Roman daraus machte und mich verbal als Lügnerin bezeichnete und mir eine Amnesie unterstellte.

Irgendwann ging es dann für mich nicht mehr, weil ich die Gesamtsituation nicht mehr ertragen konnte. Psychisch war ich fast ein menschliches Wrack. Anfangs planten wir unser gemeinsames Leben und es war eine der glücklichsten Zeiten in meinem Leben. Bis dann das große Erwachen kam.

@Campbell , dass das für dich eine ganz harte sache ist, kann ich verstehen. Vielleicht gibst du ihr erstmal gen
ügend Zeit, um eure Beziehung zu überdenken. Es gibt doch in größeren Städten auch den sozialpsychiatrischen Dienst oder irgendwelche Anlaufstellen, um Hilfe zu erfahren.

Nur du für dich, solltest durch deine Maßnahmen (Meditation, SHG, Psychotherapie), die du ergreifst, genaustens überlegen, ob du mit einer solchen Störung in einer Beziehung klar kommen kannst.

LG
Santosha

16.07.2017 11:14 • x 1 #13


O
Ich bin interessiert an inhaltlicher Auseinandersetzung mit den Themen Nähe/ Distanz und Fluchtverhalten. In Form von, dass man sich in die Arbeit stürzt, intensiv Hobbies pflegt und nicht davon abrückt, weil es als Einschränkung der Freiheit betrachtet wird. Mich plagt vor allem diese Kompromisslosigkeit, was ihre Lebensgestaltung anging. Andererseits dass sie emotional kaum etwas klar bejahen oder verneinen konnte. Es wurde aus vielem ein Eiertanz. Und ganz schlimm die fast tägliche Grübelei!

Vielleicht sollte ich ergänzen: Was sind eure Erfahrungen zu Bindungsangst?


-- Dazu kann ich dir etwas schreiben.

Wenn du meinen Beitrag liest kannst du sehen dass ich auch Bindungsangst habe, aber ich habe es jetzt eingesehen und es ist ein bisschen so wie aus einem Gedankenkäfig auszubrechen.

Also, es ist so. Man beschäftigt sich alles in allem zu viel mit sich selbst! schon vor meiner letzten Beziehung dachte ich mir: eigentlich will ich gerade keine beziehung, ich bin nicht in der lage dazu. ich muss mich erst mal mit mir SELBST beschäftigen. die gleiche einstellung kenne ich von freunden die auch in irgend einer form unter bindungsangst leiden.

dann entscheidet man sich aber doch für die beziehung, nur ist sie dann immer eins: UNSICHER. und zwar, weil du das so wählst. der mensch mit bindungsangst hält die beziehung aktiv unsicher.

bei mir war es so: ich war anfangs super verliebt in meinen ex-freund, habe jede minute genossen und ihn in jeder freien minute vermisst (denn: klammern und bindungsangst hängen auch eng zusammen, denn beidem liegt letztendlich die abgrundteife angst vorm allein sein zu grunde...). dann habe ich gemerkt: das ist zu viel. so will ich nicht fühlen. ich darf mich nicht abhängig von ihm machen, denn wer weiß wie lange die Beziehung hält? irgendwann bin ich wieder alleine... (menschen mit bindungsangst haben früh gelernt, dass enge beziehungen zu enttäuschung führen)

und dann habe ich es mir zur AUFGABE gesetzt, allein sein zu können. ungefähr so wie du es bei deiner ex freundin beschreibst. ich habe viel gearbeitet, meine zeit mit freunden unabhängig von meinem ex-freund geplant, bin alleine verreist und so weiter. nur um mir selbst zu beweisen, dass ich alleine sein KANN. obwohl ich es nie WOLLTE!

man hat immer das gefühl, ein problem zu haben (was man ja auch hat) aber bevor man es als bindungsangst anerkennt und akzeptieren kann, versucht man immer dieses problem ALLEINE zu lösen. weil man glaubt dass einem niemand helfen kann.

in so einer situation kannst du leider nichts für sie tun, so schwer es auch ist! mein ex-freund hat mir so oft geraten eine therapie zu machen aber ich wollte nicht wahrhaben und anerkennen dass ich ein problem habe. das muss irgendwann von selbst klick machen. und auch wenn man eine therapie macht ist es nicht sicher, dass man dabei bindungsangst anerkennt.

16.07.2017 11:18 • x 3 #14


Eswirdbesser
@ Santosha1951, ja das mit der Symbiose leben kenne ich, das hat mein Exmann von mir verlangt, dieses Einssein müssen,das war richtig gruselig, es hat bei mir sehr lange gedauert bis ich das verstanden habe, was das ist.

Für mich gibt es ein Ich, ein Du, und ein Wir in der Partnerschaft. Alles andere ist für mich gruselig.

Nein Exmann sah das anders, aber deswegen ist es auch mein Ex

16.07.2017 11:39 • x 1 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag