und noch eine Trennungsgeschichte

H
Lange Geschichte trotz kurze Beziehung ......

Wir haben uns vor 10 Monaten über das Internet kennengelernt, ratzfatz füreinander entschieden und eine sehr intensive Zeit miteinander erlebt. Unsere Offenheit und Reflektion war besonders und hat schon nach kürzester Zeit dazu beigetragen, dass ich Türen in mir öffnen konnte, die bisher verschlossen blieben. Endlich konnte ich Nähe geben und nehmen und mich trauen meine Weiblichkeit und S. zu leben.
Zukunftspläne schmiedeten wir recht schnell, es sollte ja schließlich auch für immer sein. So haben wir Inhalte für gemeinsame Gruppenseminare erdacht, Namen für unsere Arbeit überlegt und die, nach dem Auszug meiner Söhne im Nov. und Dez. (:( ), freien Räume gedanklich schon als Seminarraum eingerichtet. Alternativ haben wir nach einem gemeinsamen Haus zur Miete gesucht und alles in allem, richtig handfeste Zukunftspläne geschmiedet.
Eigentlich war alles gut, eigentlich …….
Schon nach 6 Monaten stellten sich erste (vielleicht waren es auch nicht „erste“) Internetaktivitäten ein, die über S. und P. schauen hinausgingen. Er schaute sich Frauen „aus seiner Nähe“ an, chattete mit ihnen und meldete sich in einem Portal für Bis.uelle Fantasien an.
Ich habe ihn darauf angesprochen und er hat es mit seinem Wunsch nach s.ueller Intensität begründet. Einerseits kann und will ich ihm seine s.uelle Neigungen nicht absprechen, andererseits hatten wir schon eine sehr intensive S., so dass ich mich fragte, ob ich da überhaupt je „reichen“ könnte. Beide haben wir zu Beginn unserer Beziehung klar ausgesprochen, dass uns s.uelle Exklusivität gleichermaßen wichtig ist und er darüber hinaus sehr eifersüchtig sei und große Angst davor hätte, ich könnte mich anderweitig verlieben.
Heute weiß ich, schon da war er für mich angezählt und ich habe akribisch nach einem „richtigen“ Grund für eine Trennung gesucht. Mit richtig meine ich mehr als „nur“: er hat seine Integrität für mich verloren, ich vertraue ihm nicht mehr, ich will ihn nicht kontrollieren müssen, ich kann und will seine s.uellen Fantasien nicht immer bedienen, ich glaube er liebt die Möglichkeiten, die er mit mir hat und nicht mich ……
So wuchs die Vorstellung der Trennung in mir, dass ich ihn in flagranti mit Frau oder Mann erwischen würde, wortlos durch seine 1-Zimmer Wohnung gehe, mein Bild, den Chatmitschnitt unseres Kennenlernens und einen persönlichen Brief nehmen würde, ihm seinen Schlüssel vor die Füße werfe und gehe. Bei dieser Fantasie habe ich mir immer gesagt: warum willst du es so weit kommen lassen, warum beendest du die Beziehung nicht gleich? Alles klar, rational war ich dicht dran, können konnte ich nicht.
Also kam es wie es kommen musste, in einem ungesehenen Moment habe ich seine Mails gelesen, Internetzugänge in jedem erdenklichen Forum gefunden, einschl. eines brasilianischen SinglePortals und hier auch mit Foto (er hat lange Jahre dort gelebt) und einen Chataustausch in einem Gayforum mit einem Mann dem er sagte:“ ich muss noch mit meiner Partnerin darüber sprechen, da ich sie nicht (gerne) betrügen möchte.“
Ich hätte kotzen können, es hat sich mir der Magen zugezogen. Zur Rede gestellt kam die alte Geschichte „ich brauche Intensität“ und der Hinweis auf seine Zerrissenheit, der ich nicht empathisch genug begegnen würde …… Mit solchen Sätzen triggert er bei mir alte Muster an, nicht zu reichen, nicht gut genug zu sein und so weiter. Zum Glück kenne ich meine alten Muster und nehme diese Aussagen nicht für mich an.
Vor 3 Wochen nun, stand er völlig zugekifft (sagte ich, dass der Mann nächstes Jahr 60 wird?) vor meiner Tür und wollte mit mir auf den Weihnachtsmarkt fahren. Das war nun endlich der TippingPoint für mich. Ich habe ihn fahren lassen, seine wenigen Sachen (vor allem den Schlüssel) geholt und bin zu ihm gefahren. Kreideweiß, keine Ahnung ob vor Schrecken oder vom *beep*, stand er ahnend vor mir. Ich habe ihm gesagt, er sei nicht der für den er sich ausgibt oder vielleicht sogar selbst hält, habe mein Bild, Chattauschnitt und Brief genommen, ihm seinen Schlüssel gegeben und bin mit einem „alles Gute für dich“ gegangen.
Ich habe bis heute nichts mehr von ihm gesehen, gelesen oder gehört. Schon am nächsten Tag war er wieder in Partnerbörsen unterwegs.
Auch wenn ich meine Entscheidung nach wie vor für die richtige halte, tut es mir dennoch weh, scheinbar so schnell bedeutungslos geworden zu sein. Es tut mir weh, nicht vermisst zu werden, eine von Vielen gewesen zu sein und seine überschwänglichen Liebesbekundungen heute einen faden Nachgeschmack haben.
Ich weiß, dass das meins ist, dieser Schmerz, diese Erkenntnis, mich weniger wichtig zu nehmen als meinen Partner, mich immer noch nicht ausreichend zu lieben, meine eigenen Grenzen zu überschreiten und dem anderen damit das Signal zu geben „hey, macht mir doch nichts aus, mach ruhig so weiter“.
Ich weiß, dass mein Muster, andere zu entlasten und für ihre Glückseligkeit zuständig zu sein schon in meiner Kindheit gesät worden ist. Weiß ich alles ….. und auch wenn ich dankbar bin, in dieser Beziehung die Möglichkeit gehabt zu haben genau da hinzusehen wo noch Baustellen bei mir sind, bin ich traurig, vermisse seine Nähe, seine Aufmerksamkeit und seinen Wunsch bei mir zu sein.
Diese Pseudogefühle zeigen mir meinen Mangel, was es aber auch nicht besser macht.

Ich krieg das hin.
Danke für deine Aufmerksamkeit.

28.12.2012 16:09 • #1




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