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Abrupte Trennung - kein Licht am Horizont

S
Hallo,

so viele Berichte habe ich in Foren durchgelesen und ich weiss, der Schmerz wird nachlassen. Ich möchte meine Geschichte hier niederschreiben. Sie ist sehr komplex und muss etwas ausholen.

Vorab soviel: Mein Freund hat mich vor 3 Wochen abrupt verlassen, ist ausgezogen und hat mich, meine zwei Jungs (nein, er ist nicht der Kindsvater) und den gemeinsamen Husky und Katze einfach sitzen lassen. Ist in den Zug gestiegen, ohne sich noch einmal zu wenden. Tschüss und ciao!

Die Vorgeschichte: Wir haben uns im Sommer 2009 kennengelernt. Nicht irgendwo, wo man sich sowieso gerne treffen hätte können, sondern er hat in einem anderen Kanton bei einer Alpinschule gearbeitet und ist genau an diesem einen Tag lange gereist, um in meinem Kanton für ein Outdoorfest mitzuhelfen. Mein Grossvater hat genau an diesem Tag mir gesagt, ich solle mich für einen Spaziergang auf diesen Hausberg motivieren, sonst wäre ich nie an diesem Tag auf diesen Berg gegangen.
Das Schicksal wollte es so, dass er beim Klettern der Ansprechpartner war und als sich unsere Augen getroffen haben, wir miteinander geredet haben, als kannten wir uns schon lange, hat mich so ein starkes Gefühl der Attraktion gefesselt und dieser Mann ist mir seit dieser Begegnung nie mehr aus dem Kopf. Er hat mir seinen ganzen Namen verraten und so habe ich ihn über FB gesucht und ihm mal unverbindlich eine Nachricht geschickt. Zwei Mal ein hin und her, eher belanglos, er hat mich gefragt, was er für mich tun könne. Ich musste dann jedoch davon ausgehen, dass er in einer Beziehung ist, denn er hat dann nicht mehr zurückgeschrieben. Seltsamerweise aber, habe ich jeden Tag an diese Augen und diese Ausstrahlung gedacht. Er hat mir buchstäblich in mein Gehirn geschissen. Gut, ich habe dann irgendwann losgelassen und prompt, fast ein Jahr später hat er mir eine sms geschrieben, ob ich mit ihm eine Flussfahrt machen wollte. Er ist Raftguide. Ich traute meinen Augen nicht, ich zitterte und kam ihm entgegen. Wir trafen uns also und hatten einen tollen Tag, philosophiert und geredet. Er meinte, er fühle sich zu mir sehr hingezogen. Ich bin dann am Abend wieder in meine Heimat gefahren.
Schnell nahm er wieder Kontakt auf mit mir und wollte mich wieder treffen. Meinte aber, dass er nach Indien gehe für 1 Monat und er nicht wisse, ob es eine gute Idee sei, einander nochmals zu treffen, wegen den Gefühlen, denn er wisse ja nicht, ob er noch Arbeit hätte auf dem Fluss nach seiner Reise. Ich, sehr naiv zu glauben, dass ich meine Gefühle unter Kontrolle hätte, ging dieses Unterfangen ein und wir trafen uns für ein verlängertes Wochenende. Mit Zelt und auf dem Fluss waren wir unterwegs und hatten dann auch das erste Mal zusammen S..
Wie geschrieben, er ging nach Indien, schrieb mir von dort aus, dass sein Herz frei sei. Nach seiner Rückkehr trafen wir uns dann wieder und waren zusammen, also eigentlich war es zunächst eine Affäre. Er wohnte dann im Winter in einem anderen Kanton, ich reiste dann alle zwei Wochen zu ihm, die Kinder waren dann bei ihrem Vater. Freiheit, juhuu, es hat alles gestimmt.
Wir hatten wundervollen S., spielten Gitarre und tranken Wein und redeten und interpretierten Gedichte und Texte. Alle zwei Wochenende ging das so.
Nach 3 Jahren dann kam immer wieder das Thema «Zusammenziehen». Er hat jedoch immer gezögert, wollte sich nicht wirklich binden lassen. Er pflegte einen ganz anderen Habitus, als ich. Er, der Freelanzer, ich, die Lehrerin und alleinerziehend.
Schliesslich gestand er seine Liebe zu mir und meinen Kindern, sagte, er stünde hinter uns. Wir zogen 2015 zusammen.
Für mich bedeutete das, dass ich mein ganzes Hab und Gut aufgegeben habe, (ich wohnte in der Stadt, verdiente sehr gut) und zog in jenen Kanton, der alles in meinem Leben verändern sollte.
3 Jahre haben wir also in einer sehr grossen Wohnung zusammen gelebt, geliebt und gemeinsam für das Wohle der Kinder gesorgt. Er hat sich wirklich prima in die neue Lebenssituation angepasst.
Nach wie vor liebten wir uns abgöttisch, hatten sehr viel S., fast täglich und das nach 10 Jahren unserer Bekanntschaft. Es fühlte sich alles so surreal an, irgendwie immer alles wie ein Traum. Ich habe auch alles mit ihm geteilt, Sport zum Beispiel. So waren wir zusammen klettern, paddeln, Biken oder auf Skitour, waren regelmässig in einem Majensäss, wo wir nur für uns waren und hatten so viel Spass. Und vor allem soooo unendlich viel Leidenschaft, in allem, was wir unternahmen. Letzten Sommer waren wir in Kroatien, Seekajak fahren, es war wundervoll, doch leider auch mit viel Leid geprägt. Hatten teilweise wegen Eifersucht heftigste Kriege, wieder aufs wundervollste versöhnt.
So, jetzt kommts: Unsere Eskalationen nahmen zu. Es war mein Neid ihm gegenüber, denn er hatte einen tollen Job, war begehrt, sehr beliebt und macht seinen Job, egal ob im Winter oder Sommer, einfach super. Alle mögen ihn, er ist sehr beliebt. Seit ich hier wohne, gings bei mir nur bergab. Ich unterrichte Teenager, habe hier kaum Möglichkeiten, ein grösseres Arbeitspensum zu übernehmen. Ich habe kein eigenes Beziehungsnetz aufbauen können in diesen 3 Jahren. Wir wohnen wirklich ländlich und hier gibts fast niemanden, der alle Sportarten mag, wie ich. Ich bin sehr einsam geworden hier oben. Er wächst, ich stagniere. Als er mich kennenlernte, habe ich gerade mein Studium absolviert, als Alleinerziehende sehr gute Noten gemacht, er war stolz. Sehr stolz auf mich. Hier konnte ich ihm nichts mehr beweisen. Kein Geld, nicht genügend Arbeit, eine unzufriedene Stelle, ein Team, welches ich nicht so mag, etc. Mein Neid wurde immer grösser. Er kam lieb nach Hause, küsste mich immer und ich war einfach nur kühl und widerspenstig. Wenn er mich dann noch fragte, ob ich einen tollen Tag gehabt hätte, rastete ich aus!
So: Vor 3 Wochen schlief ich unruhig, wie immer am Dienstag auf den Mittwoch (hat mit meinen Unterrichtsstunden an diesem Tag zu tun), erwachte um 5 Uhr, weil er mich geweckt hatte, konnte nicht mehr einschlafen und hab mich hin und her gewälzt. Er schnarchte und ich konnte nicht mehr einschlafen. Irgendwann hat er dann gesagt:» SO, jetzt ist Schluss! Mir reichts! Aus, ich ziehe weg!»
Thats it.
Immer wieder im letzten Jahr, hat er die Beziehung quasi beendet, hat irgendwo draussen übernachtet, kam immer wieder zu uns zurück und sagte jedes Mal, er könne nicht ohne mich. Jedes Mal jedoch war für mich das Gefühl so, als müsste ich einen Tod verarbeitet und jedes Mal, als er wieder kam, war für ihn alles wieder gut. Nie hat ein ernsthaftes Gespräch stattgefunden, ehe er immer mir die Schuld zuwies. Immer war es ich, die an allem Schuld war. Mein ganzes Leben habe ich nach ihm gerichtete, liebte ihn so sehr, er war der einzige bis jetzt, den ich von Kopf bis Fuss sehr geliebt und begehrt hatte, und ich denke, es war gegenseitig.
Am Dienstag, vor diesem ominösen Mittwoch Morgen, als er Schluss machte, hatten wir noch den schönsten S., sind Hand in Hand eingeschlafen und haben uns noch gesagt, dass wir einander so dankbar sind, können wir einander aushalten. Ich war sooo glücklich und ein Gefühl von unendlicher Geborgenheit umhüllte mich, wie immer, wenn ich neben ihm lag und er mir seine Geborgenheit schenkte.
Seit 3 Wochen ist er also weg, ausgezogen und ich habe ihn nicht mehr wieder gesehen. Am Freitag Morgen hat er dann mit mir per sms Schluss gemacht. Quasi definitiv, ohne vorab noch mit mir zu sprechen. Da gibts aber noch eine Vorgeschichte zu diesem sms.
Am Samstag zuvor waren wir auf einer Geburtstagsparty eingeladen. Wir hatten vorhin bereits etwas Streit, nicht schlimm aber. Wir feierten durch, tranken Kaffee Lutz und waren bis zum Schluss die Einzigen mit 4 anderen Männer, die Billard gespielt hatten. Ich hatte ein Kleid an, ein Merinenwollkleid, welches einen tieferen Ausschnitt hatte, darüber einen Wollpullover. Mir wurde warm und ich hatte den Pulli ausgezogen. Das Kleid ist nicht anziehend, sondern einfach bequem. Mir ist aufgefallen, dass die anderen Männer mein Dekoltee möglicherweise schön finden. Ich habe dann etwas mit meinen Reizen gespielt, war etwas angetrunken, aber alle. Es war so, als wollte ich ihm unbewusst mitteilen, wie es sich anfühlt, wenn man blossgestellt wird. Denn er dreht bei jeder Frau immer den Kopf, bei jeder Jungen und ich habe ihm so oft schon gesagt, dass mich das stört, so intensiv, fast lüstern. Nie hat er mir zu verstehen gegeben, dass das mein Empfinden ist und meinte immer, ich hätte einen «Schuss ab».
Ich muss auch sagen, dass ich mich wenig Beachtung schenkte in dieser Nacht. Ich fühlte mich einfach auch mal bestätigt, und das nach ganz Langem wieder mal in diesen 3 Jahren. Denn ich sehe niemanden, ausser unseren Hund, meine Jungs und meine Schüler/Innen tag aus tag ein. Ich fühlte mich nicht mehr bestätigt durch gute Arbeit in der Schule, durch einfach alles, was ich vorhin gemacht habe mit meinem Studium, welches mein Selbstwertgefühl aufwertete.
Er verübelte mir dann am nächsten Morgen meinen Auftritt und sagte mir, ich hätte mich wie ein *beep* verhalten und ihm keine Zuwendung gezeigt. Ich empfand das aber überhaupt nicht so, denn ich habe ja keine S. Anstalten gemacht und keine Anspielungen in dieser Form, sondern ich fühlte mich einfach schön, und hatte Spass und fühlte mich gut aufgehoben. Es war wirklich ein netter Abend und mehr nicht. Ich habe auch überhaupt nicht geflirtet. Ihn störte einfach mein Verhalten.
Ok, am Freitag hat er dann per sms Schluss gemacht, mit den fiesen Worten, ich sei eine *beep* und hätte es nicht anders verdient, sitzen gelassen zu werden. Immer wieder hat er geschrieben «*beep* you du *beep*», er hätte immer gewusst, dass ich so eine sei.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich versuchte ihn anzurufen, um mit ihm zu reden. Er hat nicht abgenommen, bis jetzt nicht. Nie wollte er mit mir reden. Immer wieder sms «*beep* you» *beep* etc Unterste Gürtellinie. Ich habe ihn weder betrogen, noch belogen.
Ich habe das dann auch noch begonnen zu glauben. Ich habe mir selbst gesagt, ich sei eine *beep*, fürchtete mich vor einer Rufschädigung. Ich fragte in meinem Freundeskreis, ob ich wirklich eine *beep* sei deswegen. Niemand gab mir Recht, trotzdem glaubte ich das. Seine Worte wurde immer böser. Ich versuchte ihn zu beruhigen, um mit ihm vernünftig zu reden.
Wir haben die Wohnung gemeinsam unterschrieben. Er will aber damit nichts mehr zu tu haben. Weg ist weg. Er hat mir noch das Auto überlassen, denn ohne dieses kann ich gar nicht arbeiten gehen, da keine ÖV.
Nun sind drei Wochen vergangen, jeden Tag schreibe ich in mein Tagebuch, jeden gottverdammt verfluchten Tag muss ich funktionieren, als Mutter, als Frau, als Lehrerin an einer Oberstufe. Es ist Ohnmacht, Verzweiflung und der absolute Albtraum für mich. Haben wir uns noch geliebt, S. und gesagt, dass wir einander so sehr lieben, und dann tschüss. Auf nimmer wiedersehen!
Ich arbeite im Teilzeitpensum, kann mir also diese Wohnung hier gar nicht mehr leisten. Nicht mal eine günstigere, ich werde zum Sozialfall, denn hier oben eine Stelle zu suchen ist unmöglich, es gibt einfach nichts. Nächstes Jahr habe ich eine neue Stelle, noch viel weiter von meinem Zuhause entfernt, wie jetzt. Wieder mit dem gleichen Pensum.
Was soll ich machen? Ja, ich habe dem Sozialamt telefoniert, die können mir vielleicht helfen. Aber will ich das? Bürojobs gibts hier auch nichts. Es ist wirklich traurig, wie er uns alle verlassen hat. Feige und schwach eigentlich. Mein jüngerer Sohn hat so ein schönes Verhältnis gehabt mit ihm, nicht mal meinen Kindern gegenüber (sind auch Teenager) hat er sich gemeldet. Mein Sohn hat ihm geschrieben, wann er denn wieder komme, er vermisse ihn. Erst dann hat er sich bei ihm gemeldet.
Das Ganze kommt mir vor, wie ein Filmriss. Alleine mit Hund, Katz und Kinder. Und dieser Wohnung, welche ich nicht alleine zahlen kann. Und der ganze Liebeskummer. Gestern hat er mir geschrieben, er hätte bereits loslassen können. Mir wurde so schlecht, dass ich die ganze Nacht erbrochen habe. Wie kann er mich nach so einer intensiven, leidenschaftlichen Liebe und Verbundenheit verarbeiten? Ich denke Tag und Nacht an ihn und versuche meine Fehler zu erörtern. Sehe auch seine instabile Emotionalität, verzeihte ihm immer. Er lässt mich jetzt einfach hängen. Es ist ein Albtraum. Und das ohne Gespräch Gestern schrieb er auch noch, dass er am Freitag, wenn ich wollte, mit ihm noch reden kann, wenn er seine letzten Sachen holt. Was bitte soll ich ihm dann noch mitteilen, wenn ihn meine Gefühlswelt ohnehin nicht interessiert?! Er hat mich ja nun losgelassen, die Beziehung ist für ihn beendet. Alles schmerzt so sehr und es ist nicht nur der unendliche Liebeskummer, sondern die Art, wie er mich einfach wegschmeisst, uns wegschmeisst.

So, jetzt wisst ihrs, falls ihr alles gelesen habt. Sorry, tut mir leid für den langen Text.

10.04.2019 17:16 • #1


S
Alles habe ich für diesen Mann aufgegeben, alles verloren und seit drei Jahren stagniert. Nicht weiterentwickelt, in seine Abhängigkeit geraten, physisch und emtotional. Und jetzt ist alles weg - noch haben wir von einem gemeinsamen Haus gesprochen, drei Tage, bevor er sich abrupt von mir trennte. Noch hat er an diesem Geburtstag eine Anspielung wegen Heiraten gemacht. Es ist grausam...

10.04.2019 17:24 • #2


A


Abrupte Trennung - kein Licht am Horizont

x 3


K
Hey du!

Das tut mir sehr leid was du gerade durchmachst, du hast das sehr eindrücklich geschildert .

So wie er sich gerade verhält kannst du meiner Meinung nach gar nichts tun wenn du eigentlich nur beleidigt wirst per SMS.

Ich weiß dass es schwer ist nichts zu tun, aber er hat sich mit aller Konsequenz dafür entschieden euch zu verlassen.
Männer die gehen wollen können sehr massiv werden.

Den Vorwurf du hättest dich aufgeführt wie eine *beep* halte ich für einen ganz miesen Vorwand Dir die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Kannst du ausschließen dass es nicht bereits eine neue Frau gibt?
Denn das ist meine Vermutung .

10.04.2019 17:28 • x 1 #3


S
Hey..,
danke für deine Zeilen. Schwierig zu sagen, ich denke nicht, er war ja nie weg. Wir haben uns auch immer geliebt, nicht auseinander gelebt, hatten noch für unsere gemeinsamen Ferien vor, mit dem Bike nach Finale zu fahren und zu klettern und im Sommer dann wieder nach Kroatien mit dem Seekajak.
Er ist ein sehr freiheitsliebender Mensch, immer wieder, nachdem wir Streit hatten, hat er mir gesagt, er will wieder seine Freiheit zurück. Aber wir haben uns immer wieder zusammen gerauft. Jetzt hats ihm einfach gereicht.
Möglicherweise chattet er jetzt mit einer anderen, um seinen Schmerz zu verdrängen. Er meinte noch vorgestern, ich hätte alls zur Sau gemacht....

10.04.2019 17:50 • #4


K
Zitat von Systrana:
Hey..,
danke für deine Zeilen. Schwierig zu sagen, ich denke nicht, er war ja nie weg. Wir haben uns auch immer geliebt, nicht auseinander gelebt, hatten noch für unsere gemeinsamen Ferien vor, mit dem Bike nach Finale zu fahren und zu klettern und im Sommer dann wieder nach Kroatien mit dem Seekajak.
Er ist ein sehr freiheitsliebender Mensch, immer wieder, nachdem wir Streit hatten, hat er mir gesagt, er will wieder seine Freiheit zurück. Aber wir haben uns immer wieder zusammen gerauft. Jetzt hats ihm einfach gereicht.
Möglicherweise chattet er jetzt mit einer anderen, um seinen Schmerz zu verdrängen. Er meinte noch vorgestern, ich hätte alls zur Sau gemacht....


So wie ich es gelesen habe hatte er ja von Anfang an Probleme es verbindlich werden zu lassen und erst nach drei Jahren wart ihr ein paar?
Waren diese drei Jahre für dich nicht extrem anstrengend damals schon?

Kann es sein, dass er vor dem nächsten Schritt (Haus, Hochzeit) nun davon rennt ?

Ich habe schon mal von jemandem gehört , der einen Antrag machte und sich kurz darauf trennte.
Könnte da eine bindungsangst dahinter stecken?
Und er rennt davon weil ihm das nun doch zu eng wird?

Du hast keine Schuld , hier kann man sowieso nicht von schuld sprechen.
Und ich finde es toll von dir, dass du auch deinen negativen Einfluss in der Beziehung beschrieben hast (Frust im Beruf).

10.04.2019 18:13 • #5


S
Absolut - ich denke, er hatte ja immer Mühe, sich binden zu lassen. Immer wieder war genau dies das Thema. Trotzdem fanden wir uns immer wieder, er hängte ja auch an mir. Das Allerschlimmste ist, dass er nun ein völlig falsches Bild von mir hat. Dieses Bilder der *beep*, welches er ja vorgestern wieder im sms erwähnte. Dabei habe ich mich doch nicht wie eine *beep* benommen?! Oder doch? Männer betrachten dies sowieso anders; er sagte noch, ich hätte ihm während des ganzen Abens keine Aufmerksamkeit geschenkt. Vielleicht deshalb. Einer dieser Kollegen, und dies ist ein Mann im gesetzteren Alter, fragte seinen besten Kollegen noch, ob ich zu haben sei. Zzh, also gehts denn noch? Und, ich nenne meinen frischen Ex jetzt mal Hans, war am Mittwoch auf den DO klettern mit diesem Kollegen. Der wiederum meinte, ich wäre an diesem Abend schon sehr anhänglich gewesen und ein anderer Kollege fragte Hans' bester Freund eben, ob ich zu haben sei. Und genau dies war der ausschlaggebende Punkt, warum er definitiv Schluss gemacht hat.
Irgendwie eine Kurzschlussreaktion gekoppelt mit dem Freiheitsgefühl....
Soooo paradox das Ganze, weil wir ja noch S. hatten und uns geliebt haben. Ich versteh sein Gedankengut nicht, werde es auch nie verstehen... Ich kenne Landfrauen, die ihre Männer betrügen und belügen, weil sie in ihrer Partnerschaft nichts mehr zu sagen haben, keinen S. mehr haben. Sowas würde man diesen Frauen nie geben, weil sie eben aussehen, wie Landfrauen. Ich hingegen, eine aus der Stadt, muss mich gegen Vorurteile rechtfertgen, dabei bin ich einfach ein offener Mensch, mit etwas mehr Oberweite. Deshalb haben viele Männer das Gefühl, ich sei zu haben. Mit diesem Stereotyp hatte Hans mich auch verglichen und sofort veruteilt, immer wieder. Das ist so verletztend, weil ichs nicht bin und er ein gänzlich falsches Bild von mir hat. Das schmerzt ungemein, aber ich kanns ihm nicht ausreden. Er hat nun dieses falsche Bild von mir. Es ist Schluss und aus und ich verstehe die Welt ob seiner Ambvalenz nicht mehr.

10.04.2019 23:15 • x 1 #6


S
Wir kennen uns diesem Sommer 10 Jahren, eine Affäre seit 5 Jahren und seit 5 Jahren definitiv ein Paar. Vor 3 Jahren sind wir zusammengezogen...

10.04.2019 23:24 • #7


K
Guten Morgen Systrana,
eine eindrückliche Schilderung hast du da abgegeben. Und wenn man es sich von außen anschaut, hat die ganze Beziehung der letzten 5 Jahre eigentlich einen logischen Verlauf. Zwei leidenschaftliche Menschen, die in ihren jeweils eigenen Welten leben, sich dort weiterentwickeln (er) oder auch nicht (du) und die eine gemeinsame Weiterentwicklung als Paar nicht auf die Reihe bekommen. Er hatte alles, was sein Leben ausmacht: Sport, Erfolg im Beruf, viele Begegnungen mit Menschen die ihm Wertschätzung und Anerkennung entgegenbrachten. Du fühltest dich abgekoppelt vom wirklichen Leben und konntest ihm das nicht so vermitteln, dass er an einer positiven Veränderung hätte mitwirken können.

Kompensiert habt ihr durch gemeinsame Leidenschaften. Im Bett, im Sport und sicher noch bei anderen Aktivitäten. Das war aber Kompensation, nicht Bewältigung. Das war Ausweichen, aber nicht der Versuch, den jeweils anderen mit in seine Welt zu nehmen und ihn damit glücklicher zu machen. Nach deinen Schilderungen gilt dieses Versäumnis vor allem für deinen Partner. Aber ich schließe nicht aus, dass auch du da Fehler gemacht hast. Vermutlich hast du zu viel GEGEBEN, in der Hoffnung, irgendwann auch NEHMEN zu können. Und dann hast du nicht genügend zurück bekommen. Du hast deine Einsamkeit zu hassen begonnen, hast dich mehr und mehr auf den Gedanken fokussiert, dass du all das nur SEINETWEGEN getan hast. Damit wurde seine undausgesprochene SCHULD an deinen Defiziten immer größer, ohne dass er eine Chance gehabt hätte, das durchgreifend zu ändern. Infolgedessen kamen bei dir immer öfter die gewaltsamen Gefühlsausbrüche.

Zitat:
Unsere Eskalationen nahmen zu. Es war mein Neid ihm gegenüber, denn er hatte einen tollen Job, war begehrt, sehr beliebt und macht seinen Job, egal ob im Winter oder Sommer, einfach super. Alle mögen ihn, er ist sehr beliebt. Seit ich hier wohne, gings bei mir nur bergab.

Dafür hast du, bewusst oder unbewusst, ihn verantwortlich gemacht. Das war zwar naheliegend, aber nicht zielführend. Denn DU warst und bist für dein eigenes Glück verantwortlich, niemand anderer.
Zitat:
Er wächst, ich stagniere. Als er mich kennenlernte, habe ich gerade mein Studium absolviert, als Alleinerziehende sehr gute Noten gemacht, er war stolz. Sehr stolz auf mich. Hier konnte ich ihm nichts mehr beweisen. Kein Geld, nicht genügend Arbeit, eine unzufriedene Stelle, ein Team, welches ich nicht so mag, etc. Mein Neid wurde immer grösser. Er kam lieb nach Hause, küsste mich immer und ich war einfach nur kühl und widerspenstig. Wenn er mich dann noch fragte, ob ich einen tollen Tag gehabt hätte, rastete ich aus!

Solche Fragen waren also seine Versuche, deine glücklichen Momente für dich sichtbar zu machen. Er wollte erreichen, dass du sagst, was dich glücklich macht, was du Schönes erlebt hast. Und da du ihn dafür verantwortlich gemacht hast, dass du keine glücklichen Momente mehr hattest, machten dich solchen Fragen nur noch wütend.

Was hat das nun mit ihm gemacht? Er hatte eine Frau an seiner Seite, mit der er wunderbare Erfahrungen und Erlebnisse gehabt hatte. Eine leidenschaftliche Frau, die seine Leidenschaften teilte. Und diese Frau zerrann ihm unter den Händen, sie löste sich auf, wurde ein Schatten dessen, was er kennen gelernt hatte. Und so, wie sich diese Frau auflöste, löste sich auch seine Liebe zu dir auf.

Das hat er nicht kampflos hingenommen. Er hat das getan, was er konnte. Er hat versucht, dich durch LEIDENSCHAFT zu heilen. Ihr hattet leidenschaftliche Streitgespräche (bei denen man sich auch wieder richtig lebendig fühlte), ihr hattet leidenschaftlichen S. und ihr habt leidenschaftlich miteinander Sport betrieben. Bei all dem, und vielem anderen mehr, ward ihr wieder die Alten. Es fühlte sich gut an, fast so gut wie zu Beginn.

Aber unter dieser Oberfläche, in den immer länger werdenden Abschnitten zwischen den gemeinsamen Leidenschaften, wurde dein Leiden größer, weil dein Defizit nicht aufgefüllt und deine Sehnsucht nicht erfüllt wurde. Du fühltest dich mehr und mehr unterlegen, er wurde größer, du wurdest kleiner. Solch ein unbewusst entstehendes Machtgefälle versucht man auszugleichen. Durch Streitigkeiten, durch Zickereien, durch Seitenhiebe in Bereichen, in denen man sich kurzfristig stärker fühlen kann. Dazu mag auch deine unbewusste Zurschaustellung deiner Weiblichkeit beim Billard gehört haben. Da warst du stark und lebendig, du wurdest du zumindest unterschwellig begehrt, während er nur zuschauen konnte.

Das sind Machtkämpfe, ohne dass man das merkt oder es bewusst macht. Und jeder gewonnene Machtkampf zerstört ein kleines Stückchen Liebe. Die kommt nur zurück, wenn man den Machtausgleich ganz bewusst und in großer emotionaler Nähe wieder herstellt. Das ist euch immer weniger gelungen.

Nicht nur du wurdest einsamer und ratloser, auch dein Partner wurde einsamer und ratloser. Zwei einsame und ratlose Menschen nebeneinander, die es nicht mehr schaffen, ihre Einsamkeit und ihre Ratlosigkeit gemeinsam zu erkennen, zu bewältigen und sich gegenseitig glücklich zu machen. Das macht traurig, wenn man es liest, aber es hat eine starke Logik. Der Zeitpunkt, an dem er endgültig aufgibt, musste irgendwann kommen. Die große Trennung musste irgendwann kommen, weil es schon mehrere kleinere Trennungen gegeben hatte, die zwar auch logisch waren, die auch zurück genommen wurden. Die aber nicht ausreichend besprochen, verarbeitet und bewältigt wurden, um eure Beziehung wieder auf ein ausgeglichenes Fundament zu stellen.

So kam also das, was kommen musste. Es hätte auch anders kommen könnten. Es hätte auch geschehen können, dass DU dich resigniert von ihm getrennt hättest. Das war ebenso naheliegend, wie seine Trennung. Nur fehlte dir das Fundament. Dir fehlte die Selbständigkeit, dir fehlte alles, was es dir ermöglicht hätte, dich erhobenen Hauptes aus dieser Beziehung zurück zu ziehen. Darum konntest du das nicht und darum hast du es nicht getan. Stattdessen hast du ihm dein Elend, deine Unzufriedenheit, dein Unglück immer öfter und immer deutlicher vor Augen gehalten. Und ihm wurde immer klarer, dass er das nicht mehr ändern konnte. Er fühlte sich machtlos dem gegenüber. Er WAR machtlos dem gegenüber. Und Machtlosigkeit ist für ihn ein fremdes und sehr unangenehmes Gefühl. Denn er ist ja stark und normalerweise machtüberlegen.
Sein plötzlicher Abgang war also für ihn der einzig gangbare Weg, um sich wieder machtvoll zu fühlen. Denn wer sich trennt, übt sehr große Macht über den anderen aus. Das wollte er eigentlich nicht, aber so kam er endlich aus all dem heraus und wieder in die Welt zurück, in der er sich wohl fühlt.

Ich glaube übrigens, dass er ähnlich leidet wie du, zusätzlich noch belastet mit den Schuldgefühlen. Aber das wird er kaum zugeben. Und er sieht auch keinen Weg zurück, weil ihm klar ist, dass es dann genau so weiter geht wie bisher.
Wenn du allerdings zu deiner alten Stärke zurück findest, wieder gut verdienst, deine Arbeit gerne machst, in einem starken Umfeld lebst und wieder zu der leidenschaftlichen starken Frau wirst, die du warst - dann bist du wieder attraktiv für ihn. Aber natürlich auch für andere Männer.

Du kannst dich also nun mit dem beschäftigen, was zur Trennung führte. Das ist normal und das sollte man auch tun, damit man irgendwann abschließen kann. Aber du solltest dich so bald wie möglich vor allem damit beschäftigen, wieder zu deiner alten Stärke zurück zu finden, auch wenn Umzug und viele Bewerbungen dazu gehören. Das scheint dir jetzt unmöglich, weil du dich als Opfer fühlst. Aber das muss nicht so bleiben, es liegt in deinen Händen. Fang so bald wie möglich damit an.

Werde wieder zu der starken Frau, die du warst. Nicht seinetwegen, sondern deinetwegen.

11.04.2019 08:55 • x 6 #8


S
Wow, KPeter, du hast es geschafft, dass mir gerade Tränen über das Antlitz kullern. Danke dir für deine wertvollen Zeilen. Du hast das prima durchschaut.
Es ist in der Tat so, dass ich ihn nicht für mein nicht Vorankommen verurteilen kann. Das habe ich auch nie, ich war nur bequem und dachte, er ist ja da und irgendwann, frühestens nach den Sommerpausen am neuen Arbeitsplatz würde es mir dann wieder besser gehen. Das reichte aber nicht aus und ich wusste das aus. Es war naheliegender für mich, einfach abzuwarten, bis die Menschen, mit denen ich unabhängig von ihm, Sport machen kann, zu mir kommen. Dumm, im Nachhinein. Gut, dass ich das jetzt gezwungenermassen machen muss, um nicht unter zu gehen. Hier, wo ich wohne ist es wirklich sehr schwierig, schnell beim Nachbarn zu leuten und fragen gehen wir morgen klettern oder biken oder auf eine Skitour. Alle Frauen in meinem Alter sind entweder Bäuerinnen oder Hausfrauen und machen solche Sachen nicht. Ich muss jetzt nach Vereinen suchen, die ich erst ab 50km abwärts finden werde. Ich kann auch nicht weiter in die Nähe der Stadt zügeln, denn mein Sohn muss noch ein Jahr in die Schule, der andere Sohn beginnt eine Lehrstelle. Ich sitze wortwörtlich in einer Zwickmühle. Solange meine Kinder noch in meinem Haushalt leben, kann ich keine grossen Sprünge machen und bin gebunden, mit dem Auto immense Km weit zu fahren, um einen Job als Lehrperson auszuüben.

Du hast Recht, wenn du schreibst, dass die Beziehung, seit Einzug in dieses Dorf, einen logischen Verlauf hatte. Auch interessant finde ich deine Sichtweise, die Defizite durch die Leidenschaft zu kompensieren. Das hat in der Tat was Wahres. Ich wollte mich ja interessant und begehrenswert machen für ihn. Er war immer wieder fasziniert von mir, wie wandelbar und kreativ ich sei, doch ich erlebte hier meinen intellektuellen Untergang. Wie du schön schreibst, er ist neben mir gewachsen und ich untergegangen. Machtkampf ist ein gutes Stichwort, welches ich kurz aufnehmen möchte. Sportarten wie paddeln oder Skitouren und Klettern habe ich durch ihn kennen gelernt. Er ist im Paddeln und im Schneesportbereich ein Profi, auch was das Biken angeht; niemand kann ihm hier das Wasser reichen. Jedes Mal am Berg oder am Fluss, musste er mir das beweisen, dass ich keine Chance habe, ihm was vorzumachen. Er hat mich teilweise recht arg runtergezogen, mich beleidigt, mich dumm hingestellt. Ich sei langsam, meine Kondition, ich werde immer langsamer, ich gehe wie eine Schnecke, etc... Für mich waren seine Worte unerträglich, denn ich weiss, dass ich nicht langsam bin, dass ich nicht wie eine Schnecke gehe und eine gute Kondition habe. War auch wenige Male mit anderen Frauen auf Skitour, um zu schauen, ob ich wirklich so schlecht gehe. Das hat sich nie bewahrheitet, auch mit jüngeren Frauen nicht. Er schilderte mir von 3 Freunden, die ihm seine Freundschaft kündigten, weil er am Rennvelo beisielsweise den anderen immer Meilen vorausgehfahren ist, nur um zu zeigen, dass keiner so schnell, keiner so versiert, keiner so gut ist, wie er. Eine MA seiner Raftschule im Sommer hat mir mal erzählt, sie hätte sich zum Aufstieg auf einen Berg verabredet. Er hätte seine Schuhe angezogen und sei auf und davon. Hat sie einfach sitzen lassen. Ich fragte ihn dann, er meinte, sie hätte so lage gehabt, sich die Schuhe anzuziehen. ... Auch wenn wir klettern gingen kamen oft Sprüche wie du schaffst nicht mal eine 4er Route oder du hängst am Fels wie ein Sack. Dabei habe ich jahrelang Ballett getanzt und Föamenco und ich kann mich sehr agil bewegen. All diese Äusserungen machten aus mir einen Deppen. Ich setzte mich selbst so wahnsinnig unter Druck, um ihm zu beweisen, dass ich das auch kann. Dabei war das völlig illusorisch. EIn Grund, warum ich mich nicht mal mehr getraue, mit anderen zu klettern, weil ich denke, ich bin ein Sack.

Ein anderes Beispiel verdeutlicht, wie leidenschaftlich wir miteinander umgegangen sind. Jedes Mal auf Skitour, konnte er es nicht lassen, wenn auch nur unterschwellig eine fiese Bemerkung betreffend meine GEschwindigkeit zu machen. So endete unsere letzte Skitour im Streit, als er sagte ich habe die ganze Tour auf dein Können reduziert. Da haben bei mir wieder alle Alarmglocken geläutet und schüttete ihm meinen Tee aus der Kanne ins Gesicht, er mir seinen Tee über meine Kleider. Jemand, der das hört oder liest, denkt gerechtfertigerweise, dass wir nicht normal sind. All seine Äusserungen waren sehr verletzend und hat meine ganze Persönlichkeit runtergespielt. Ich fühlte mich, neben den bereits genannten Umständen (sehr wenige Freunde hier oben, nicht genügend Geld und Einsamkeit) wirklich unfähig, verlor mein ganzes Selbstbewusstsein. Auch auf dem Fluss im Kajak war es jedes Mal ein Desaster mit ihm. Ich dachte immer, egal, welche Sportart wir zuammen ausübten, das kann ich nie so gut wie er und wie geschrieben, der Druck wurde immer grösser und ich versagte. Jedes Mal hatte ich also den Hosengaggi zwischen meinen Pobacken, weil ich wusste, er kritisiert mich, hatte mich aber auch immer gelobt, wenn ich seinen Ansprüchen genügte. Ich wusste, ER haltet mich aus. Es wurde dann so schlimm, dass ich mich oft einfach nur noch dumm hinstellte, die selbsterfüllte Prophezeihung hatte Macht über mich. Er hat mir auch vor Aufgaben gestellt, die ich jetzt finde, eine Frau nicht unbedingt können muss. So war es für ihn selbstvertsändlich, dass ich meine Bikereifen selber ausfädeln und wechseln kann. Er stand neben mir, kontrollierte, wie und was ich tat und tadelte mich oft. Redete mit seinem Finger lehrmeisterhaft auf mich ein, wie wenn ich ein Volltrottel wäre. Du verstehst, ich fühlte mich seiner einfach nicht würdig.
Dieser Mann hat einen ausgesprochen hohen Anspruch an seine Mit-und Umwelt. Er haltet nur von wenigen Menschen wirklich viel.
Ein anderes Beispiel: Als ich noch in der Stadt wohnte - und er verachtet die Sadt - und mich besuchen kam, machte ich Sushi für uns. Auf der grossen Herdplatte stand der kleine Topf, daneben noch einer. Ein Rüstbrett und ja, man sah halt förmlich, dass da gerüstet wird. Er kam in meine Wohnung, packte seinen Rucksack sofort wieder und meinte, er wolle sich das nicht vorstellen wollen mit seiner zukünftigen Frau, die den kleinen Topf auf der grossen Herdplatte stellt, unökologisch und verschwenderisch und dieses Pu. und wollte wieder verschwinden! Ich war total geschockt ob seiner frechen und selbstgefälligen Reaktion und holte ihn zurück. Das waren jetzt nur so kleine Beispiele, wie er seine Macht auf mich ausübte.
Während dieser Zeit hier in der gemeinsamen Wohnung eskalierte es auch oft, weil er ein Drama machte, weil ich einen Brief auf dem Küchenkorpus hatte liegenlassen. Weil ich den Abfallsack vergessen habe, mitzunehmen, weil die Kleider auf dem Badewannenran liess, weil die Jungs die Milch am Morgen vergessen hatten, zu versorgen. Gut, er wurde mit der Zeit etwas ruhiger und hat weniger gemeckert. Aber vielleicht auch alles nur in sich hineingefressen, weil er gemerkt hat, dass ich eine eigenständige Persönlichkeit bin, die sehr lange alleine gewohnt hatte und mir von niemandem gerne etwas sagen lasse.
Also, wenn ich jetzt so darüber schreibe, weiss ich nicht, ob er nur zu mir so war, oder ob er mit allen Frauen so umgeht. Ich denke, er sucht sich ganz gezielt seine Frauen aus, jene, die zart in ihrem Gemüt, aber trotzdem stark sind und wissen, was sie wollen. Das hat er in mir zu NIchte gemacht, ich wurde ein unselbständiges Dummerchen.
Seine Mutter behandelt er übrigens genau so, wie er mich immer behandelt hatte. Respektlos teilweise. Aber er hat ja auch seine sehr liebevollen Seiten, und eine tiefgründige Seele, sonst hätte ich mich nie so fest in ihn verliebt.
Jetzt ist es zu spät, hat er auch vor ein paar Tagen geschrieben. Und ich denke immer, ich habe alles zur Sau gemacht, wie er geschrieben hat.
Wenn mich jemand fragt, ob ich ihn zurück nehmen würde, weiss ich es nicht. Ich hätte Angst, wieder so verletzt zu werden. Vielleicht, wie du KPeter schreibst, wenn ich wieder die selbstbewusste und starke Persönlichkeit erlange, wie einst, als ich hier heraufgezogen bin. Wenn ich wieder attraktiv für ihn und meine Mitwelt bin. Im Moment finde ich mich selber ekelhaft und es schaudert mich zu wissen, was ich jetzt alles ALLEINE durchmachen muss.
Danke KPter---

11.04.2019 12:16 • #9


Sandwich
Liebe Systrana, es gibt ein Buch welches dein Problem sehr gut beschreibt.
Bei Interesse kannst du es gerne einmal lesen:
Die Suche der starken Frau nach dem starken Mann von Maja Storch.

Darin wird beschrieben wie sich eine starke Frau, die unabhängig ist, in einen starken freiheitsliebenden Mann verliebt und er sich in sie, weil sie unabhängig und stark ist.
Aber mit der Zeit beginnt die Beziehung zu bröckeln.
Diese starke Frau beginnt sich zu öffnen und zu lieben und wird abhängig von seiner Liebe, was sie sehr irritiert, da sie das Gefühl nicht kennt.
Der starke Mann spürt dies. Er hat sich in ihre Unabhängigkeit verliebt, weil er sich nicht gerne seine Freiheit nehmen lässt und nun hat er eine Frau, die anhänglich und bedürftig ist.
Was ist bloß aus der starken Frau geworden, in die er sich einst verliebte?

Dieses Konstrukt ist sehr interessant und das Buch empfehlenswert

11.04.2019 12:40 • #10


S
Danke auch dir, Sandwich für deine Worte. Ich werde mir das Buch bestellen und lesen, ich werde mich im Inhalt sicher wieder finden.

Sorry für meine Fehler im Text, ich habe ihn nicht mehr durchgelesen...

Es tut so sehr gut, Eure Worte zu lesen. Sie helfen mir, mich zu verstehen, uns zu verstehen und mir Mut zu machen, dass ich das schaffe, dass ich mir das wieder hart erarbeiten möchte, was mir fern geblieben ist in diesen 3 Jahren.

11.04.2019 13:05 • x 1 #11


K
Okay liebe Systrana,
du kannst mit meinem Denkvorschlag also was anfangen. Das ist gut. Es finden sich Parallelen zwischen meiner These und deinem persönlichen Erleben. Das bedeutet natürlich nicht, dass alles genau so ist und war, wie ich es unterstellt habe. Aber so, wie du es schilderst, war es ja deutlich genug, es war schlimm genug und es war hochinteressant, was es mit dir gemacht hat.

Das Buch, das Sandwich oben erwähnt, kenne ich nicht. Es ist aber sicher tröstlich für dich, dass du nicht allein bist, sondern es sogar ein bekanntes Beziehungsmuster gibt, das Eurer Beziehung entspricht. Das löst zwar dein Problem nicht, hilft aber dabei zu verstehen, warum du tatsächlich so irrational gehandelt hast.

Die Schilderung deiner Unterordnung einerseits und seines Machtanspruchs andererseits ist gruselig. Anders kann ich es nicht bezeichnen. Und ich finde, du hast dich auf einen sehr heilsamen Weg begeben, wenn du das alles jetzt so schonungslos erkennen kannst. Wichtig wäre für dich, dir selber vergeben zu können, dass du das mit dir hast machen lassen. Und dazu gehört dann auch die Erkenntnis, dass du das alles nicht IHM ZU LIEBE getan hast, sondern deiner eigenen Liebe zu Liebe. Du hast es getan, weil es sich für dich richtig anfühlte und weil du für diese Unterordnung belohnt wurdest. Du wurdest damit belohnt, einen Mann an deiner Seite zu haben, von dem andere nur träumen konnten. Und für dich war es eben kein Traum, sondern er wollte dich, er begehrte dich, er gab dir etwas, das dich groß machte.

Du warst also nicht mehr aus eigener Kraft GROSS. Du warst es mehr und mehr durch ihn. Und genau das war sein Bestreben. Er war deine Krönung, er war der Berg, der gesehen wurde. Und weil man den Berg sah, sah man auch dich, weil du ja zu dem Berg gehörtest. Und nun ist der Berg weg und du musst wieder alleine ins Land leuchten, wahrgenommen werden. Du stehst vor der wichtigen Aufgabe, dein Selbstwertgefühl zunächst mal wieder zu finden, dann zu verbessern und vor dem Spiegel endlich wieder das zu sehen, was davor steht: Eine attraktive, starke und leistungsfähige Frau, die mit beiden Füßen im Leben steht, heranwachsenden Kindern zur Seite steht und ihnen Halt bietet. Eine Frau die beim Paddeln, beim Biken, beim Bergsteigen und Skifahren Leistung bringt und daran ihre helle Freude hat.

Der einfachste Weg wäre jetzt, dir Sportpartner zu suchen, die schlechter sind als du so wie dein Partner das gemacht hat. Dann schauen sie zu dir auf und du bist besser als sie. Aber das würde je wieder bedeuten, dass du nicht durch dich selbst, sondern durch andere Wertschätzung gewinnst. Ziel ist aber letztlich, dich selber so wertzuschätzen, wie du bist. Deine eigene Einzigartigkeit zu erkennen und vor dem besagten Spiegel stolz das Gute und Starke zu erkennen und nicht das Bedürftige und Unterordnende. Das hatte seine Zeit, aber die ist jetzt zu Ende.

Zitat:
Ich wollte mich ja interessant und begehrenswert machen für ihn. Er war immer wieder fasziniert von mir, wie wandelbar und kreativ ich sei, doch ich erlebte hier meinen intellektuellen Untergang. Wie du schön schreibst, er ist neben mir gewachsen und ich untergegangen.

Und das war kein Zufall, sondern es war ein Muster, das du ganz offen bedient hast, damit du von dem Licht, das er ausstrahlt, etwas mitbekommst. Du hast durch ihn geleuchtet. Und jetzt musst du wieder lernen, durch dich selber zu leuchten. Dass du das kannst, ist keine Frage, denn er hat dich ja leuchten sehen, als ihr euch kennen lerntet.
Es wird dir übrigens viel leichter fallen, wenn du dich für das, was du an Unterordnung getan hast, nicht verurteilst, sondern es akzeptierst. Denn die Selbstverurteilung hält dich in der Vergangenheit fest. Die Entdeckung deiner Stärken aber ist eine Herausforderung, die gleichsam als Projekt vor dir liegt.

niemand kann ihm hier das Wasser reichen. Jedes Mal am Berg oder am Fluss, musste er mir das beweisen, dass ich keine Chance habe, ihm was vorzumachen. Er hat mich teilweise recht arg runtergezogen, mich beleidigt, mich dumm hingestellt. Ich sei langsam, meine Kondition, ich werde immer langsamer, ich gehe wie eine Schnecke, etc...
Weißt du, wie ich solche Menschen gern nenne? Ich bezeichne sie als WÜRSTCHEN. Und es liegt nahe, dass er sich ganz tief im Innern selber wie ein Würstchen sehen musste, dass er also Angst hatte, dass jemand das Würstchenhafte in ihm erkennen konnte. Das mag in seiner Erziehung liegen. Damit das niemand sehen konnte, musste er Partner an seiner Seite finden, denen er unbedingt überlegen war, denn dann war das Würstchen unsichtbar und nur der große starke unbezwingbare Sportler war offen sichtbar. Ein wirklich starker Mensch braucht das nicht.

Allerdings entwickeln auch wirklich starke Menschen solche abwertende Handlungsmuster. Denn also ich das hier gelesen habe
Zitat:
Eine MA seiner Raftschule im Sommer hat mir mal erzählt, sie hätte sich zum Aufstieg auf einen Berg verabredet. Er hätte seine Schuhe angezogen und sei auf und davon. Hat sie einfach sitzen lassen.

wurde ich an ein Buch erinnert, das eine ehemalige Partnerin von Reinhold Messner geschrieben hatte. Sie schilderte exakt dasselbe Verhalten bei ihm. Er ging einfach und schaute nicht rechts und nicht links. Es war ihm egal, dass sie mit ihm zusammen klettern wollte. Er war fertig, also ging er. So war auch dein Partner. Er ist wichtiger als die anderen, also richtet er sich nach dem wichtigsten Menschen in seinem Leben, und das ist ER.

Ich glaube sogar, dass man auch neben einem solchen Menschen bestehen kann, aber man müsste es anders machen als du. Und einfach ist es sicher nicht. Aber das kann dir ja nun wurscht sein, das muss nun eine andere Frau bewerkstelligen. Die Arme

Zitat:
Auch wenn wir klettern gingen kamen oft Sprüche wie du schaffst nicht mal eine 4er Route oder du hängst am Fels wie ein Sack. Dabei habe ich jahrelang Ballett getanzt und Föamenco und ich kann mich sehr agil bewegen. All diese Äusserungen machten aus mir einen Deppen.

Das stimmt nur zum Teil, denn dazu gehört dann auch jemand, der sich zum Deppen machen lässt. Und das gehört zur Selbsterkenntnis dazu, wenn du schon mal dabei bist: Du selber hast das mit dir machen lassen, weil du zumindest eine lange Zeit davon profitiert hast. Niemand hat dich dazu gezwungen, du wolltest das so. und als du spürtest, dass es nicht mehr ging, dass du das nicht mehr wolltest, hast du dich gesperrt, wurdest streitbar, widerspenstig und auf Krawall gebürstet. Und das war gut so. Denn es zeigt ja die wahre Stärke in dir. Und die müsstest du jetzt wieder anwenden, um selber davon zu profitieren.
Zitat:
Also, wenn ich jetzt so darüber schreibe, weiss ich nicht, ob er nur zu mir so war, oder ob er mit allen Frauen so umgeht. Ich denke, er sucht sich ganz gezielt seine Frauen aus, jene, die zart in ihrem Gemüt, aber trotzdem stark sind und wissen, was sie wollen. Das hat er in mir zu NIchte gemacht, ich wurde ein unselbständiges Dummerchen.

Es ist nicht wichtig, ob und wie er das auch mit anderen Frauen macht, denn er spielt ja nun keine Rolle mehr in deinem Leben. Er hat allerdings eine wichtige Rolle gespielt und die brauchst du auch nicht abzuwerten. Ihr hattet eure Zeit, eine wunderbare Zeit. Und die ist jetzt zu Ende.

Zitat:
Jetzt ist es zu spät, hat er auch vor ein paar Tagen geschrieben. Und ich denke immer, ich habe alles zur Sau gemacht, wie er geschrieben hat.

Es mag zu spät sein für euch als Paar. Aber das ist ja gut so. And jetzt ist die richtige Zeit für dich als Individuum. Du profitierst nicht mehr von deinem Leuchten, du musst lernen wieder selber ins Land zu strahlen.

Zitat:
Wenn mich jemand fragt, ob ich ihn zurück nehmen würde, weiss ich es nicht. Ich hätte Angst, wieder so verletzt zu werden. Vielleicht, wie du KPeter schreibst, wenn ich wieder die selbstbewusste und starke Persönlichkeit erlange, wie einst, als ich hier heraufgezogen bin. Wenn ich wieder attraktiv für ihn und meine Mitwelt bin.

Ja, kann sein, dass er dich dann wieder nehmen würde. Aber ich bezweifle stark, dass du ihn dann auch wieder nehmen würdest. Ich hoffe, nicht. Aber das entscheidest du dann selber.

Zitat:
Im Moment finde ich mich selber ekelhaft und es schaudert mich zu wissen, was ich jetzt alles ALLEINE durchmachen muss.

Gemach, gemach! Angst vor der nächsten Zukunft ist normal. Aber die ist Herausforderung, nicht schauderhaft. Und du solltest bitte sofort damit aufhören, dich selber ekelhaft zu finden. Das strahlst du dann auch aus. Schlimmer gehts nimmer. Hör auf damit.

Liebe Grüße

11.04.2019 13:46 • x 4 #12


S
Peter, deine Worte und wie du die ganze Dynamik durchschaust, ist sehr beeindruckend. Danke dafür...
Du hast Recht, ich kann nicht IHN dafür verantwortlich machen, dass ich mir das alles hab' bieten lassen. Ich selbst war es, die wahrscheinlich geschrien hat, ja tu dies, ich will negativ bestätigt werden. Das ist noch ein Relikt aus meiner Kindheit - ich habe leider in den ersten Jahren nicht wirklich erfahren, was bedingungslose LIEBE bedeutet. Das Fatale ist, dass mich Männer faszinieren, von denen ich zu wissen meine, sie nicht greifen, sie nicht halten zu können. Ich habe im Elternhaus gelernt, dass alle besser sind wie ich, übrigens mein Ex ebenso. Ich wurde immer verglichen. Trotzdem habe ich durch Resilienz erfahren, was es heisst, geliebt, geschätzt und anerkennt zu werden durch meine Grosseltern. Ich habe gelernt, dass ich alles erreichen kann, wenn ich es wirklich will.

Interessant zu lesen, was du über diese ehemalige Partnerin von Reinhold Messner berichtet hast. Er war auch in unserer Beziehung oft ein Thema und wir haben einige Dokumentationen über ihn gesehen und gelesen.

Das Licht, welches du so schön beschrieben hast, dieses Leuchten... In jedem Fall war es so, dass er mein Licht zum leuchten gebracht hat. Dies war aber sehr gegenseitig. Auch ich habe sein Licht zum flackern gebracht und sein Umfeld reagierte sehr positiv darauf. Seine Familie und er hat eine grosse Familie, hat immer gemeint, ich sei DIE Frau, sein Cousain, 4 Jahre jünger, wie wir, meinte auch, dass er seit unserer Beziehung so positiv sei und er sich nie von mir trennen sollte, denn das würde fatal. Auch in der Kanuschule wurde man aufmerksam auf seine positive Ausstrahlung, wohl verstanden, die er durch uns gewonnen hat.
Eigentlich wirklich traurig, (du siehst, meine Gefühle sind derzeit sehr ambivalent), dass er das WiR aufgegen hat. Er wollte auch nichts von einem Paartherapeuten wissen. Er sei Herr seiner selbst und bräuchte keinen Therapeuten.
Ich habe ihm, wie du auch sehr gut beschrieben hast, sein Verhalten verziehen, ihn ausgehalten, weil ich einfach liebte. Weil ich denke, dass er nichts für seine emotionale Instabilität dafür kann. Trotzdem sind wir uns schliesslich auf einer Ebene begegnet, die nicht mehr gesund war. Aus Verzweiflung heraus, verzagt und versagt zu haben, den Respekt zueinander verloren haben. ALso eigentlich mehr er, wie ich. All die Schimpfwörter, die er benutze, haben mich zum Teil sogar sehr kalt gelassen, weil es nicht so ist. Irgendwie ein armer Tropf, dass er nicht anders wusste. Aber wie geschrieben, ich habe ihm das verziehen und ich habe ja auch oft provoziert. Unschuldig war ich nicht. Ich habe zu ihm gehalten, weil ich wusste, wir haben beide unsere Baustellen.

Du sagst, es könne mir ja jetzt Wurscht sein, was er mit wem etc.mache. Ja, es sollte so sein. Aber innerlich würde es mich zerreissen, wüsste ich, dass er chattet mit einer anderen Frau, dass er S. hat mit einer Frau, dass er all das Schöne mit einer anderen teilt, welches WIR zusammen unternommen haben. Das tut soo unendlich weh. Dass ich geglaubt habe, ich sei DIE Frau, die er an seiner Seite wollte, diejenige bin, für die er so eine enge Verbundenheit verspürte, diejenige, mit der er alles machen konnte, was er auch mag. Und ich weiss, es waren sehr viele Dinge, die wir gemeinsam haben teilen können. Die Liebe zur Literatur, zur Poesie, haben den gleichen Jahrgang übrigens - die Musik, das Gitarrenspiel, das Analysieren von Texten, Musikdokus, die gleichen Gedanken, die gleichen Ideen, die selben Gefühle zum absolut gleichen Zeitpunkt. Einander zum gleichen Zeitpunkt geschrieben, das draussen unter freiem Himmel übernachten, mit bescheiden wenig auskommen. Immer hat er mir gesagt, dass man das mit wenig Frauen könne. Da war einfach eine ganz spezielle Verbundenheit - und ja, es waren sehr intensive, leidenschaftliche Momente, lustige dazu, und dazu noch diesen wunderschöen S., diese Leidenschaft gekoppelt mit ganz viel Zärtlichkeit und interesssanterweise hatten wir genau im Bett ein absolutes Vertrauen zueinander. Da hatte alles so funktioniert, wie wir es beide noch nie kennengelenert hatten. Da waren wir frei, liessen uns gehen und beide waren gefesselt vom Gegenüber. Da war so eine Vertrautheit, natürlich nicht zu Beginn, aber einfach etwas ganz Besonderes. Ich weiss nicht, ob ich sowas je wieder erfahren werde. Aber ich sollte das in meinem Herzen verinnerlichen und in schöner Erinnerung behalten. Es wird mir sehr fehlen, das weiss ich und falls ich irgendwann mein Herz doch wieder öffnen können sollte, so wird es viele Momente geben, in welchen ich meinen Mann vermissen werde, weil er im Kern ein liebenswürdiger Mensch ist und nicht diese Bestie, die er oft an mir auslebte.
In meiner Vergangenheit hatte ich Beziehungen zu Männer, die sehr lieb zu mir waren, fast zu lieb, Männer, die zu mir heraufgeschaut haben und ich musste etwas schmunzeln, als du geschrieben hast, ich sollte mir Sportpartner suchen, die zu mir heraufschauen, damit mein Selbstwert gesteigert wird. Hat schon was, denn ich fühlte mich immer wohl, wenn ich das Leittier war. Ich lasse mir nicht gerne etwas vorschreiben und schon gar nicht in diesem Lehrmeisterton, welchen ich eins zu eins aus meiner Kindheit kenne. Aber weisst du, KPeter, Männer, zu grosszügie Männer mag ich zwar als Kumpel, aber in einer Beziehung würde mir das zu langweilig. Ich brauche etwas Spannung für diese Leidenschaft, welche bei uns zum Fundament gehörte. Ein Mann, an dessen Seite ich zwar anlehnen kann, von meinen Ängsten und Zweifeln berichten und nicht fürchten muss, ein Versager zu sein, der wird mich nicht halten können. Das kitzelt mich nicht. Ich frage mich oft und gerade in letzter Zeit, mit welchem Typ Mann eine mögliche Beziehung für immer halten könnte. Ich weiss es nicht....
Danke Peter.

11.04.2019 19:09 • #13


S
Heute Nachmittag hat er mir geschrieben, dass er all seine Sachen holen wird, ausser die Bikes. Ich habe ihm dann geschrieben, dass ich nicht hier sein werde, worauf er ganz verdutzt reagierte, weil er davon ausgegangen ist, dass ich ja ein Gespräch mit ihm suche. Das habe ich zwar angesteuert, aber zu dem Zeitpunkt, wo alles noch frisch war und es von Bedeutung gewesen wäre, meine Gedanken ihm mitzuteilen. Das wollte er jedoch nicht, weil er wollte loslassen. Jetzt meinte der, ich wäre morgen bereit, hier zu warten, bis Monsieur angefahren kommt und seine letzten Sachen holt. Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn nicht sehen will. Dann kam die Nachricht, dass er konsterniert sei, er verstünde mein Verhalten nicht, eben hätte ich noch in Freundschaft auseinander wollen, jetzt wieder nicht, eben hätte ich noch Gefühle gezeigt, jetzt wieder nicht... Dann wurde ich sauer und schrieb ihm, er solle meine letzten Nachrichten lesen, wo ich ihm über meine Ohnmacht und Verzweiflung berichtete, wo ich ihm geschrieben habe, dass ich Mühe hätte mit meinem Gefühlschaos, dieses Wechselbad von auf und ab. Dann schrieb er noch, dass das typisch sei für mich, wie schon vorher in der Beziehung, auf mich sei kein Verlass.
Ich habe dann nur geschrieben fahr zur Höll!.
Prompt kam wieder ein sehr beleidigendes SmS von wegen Du A., du kannst froh sein, bezahle ich dir noch eine Miete und überlasse dir das Auto, du hättest es verdient, viel schlimmer behandelt zu werden. Ich reagierte nicht mehr. Dann kam noch ein Dankeschön.

Meine Gedanken dazu, lieber PeterK, das Würstchen. Haha, richtig - ich musste laut lachen, denn das ist so typisch für ihn. Schnell wird er ausfällig. Ich finde das einfach erbärmlich. Er hat uns verlassen - sitzen lassen und noch nicht ein einziges Mal nach meinen Kindern gefragt, wie sie damit umgehen! Null Interesse, oder er hat Schuldgefühle und kann es nicht zeigen. Nachdem mein jüngerer Sohn ihn bereits überall als Stiefvater vorgestellt hatte und ihn wirklich sehr lieb hatte. ZZzzzz, was soll ich von so einem Mann halten, ausser Mitleid?
Das Dumme ist nur, dass ich jetzt so denke, aber in Wirklichkeit fehlt er mir doch sehr fest..
Aber das Beste ist, ich habe ihm jetzt keine huldigende sms mehr geschrieben, ihn nicht in seiner Position bestärkt, ihm dieses Mal nicht jenes eine Gefühl gegeben, einen ach so tollen Mann meinetwegen verloren zu haben, wie er mir immer prophezeite.
Paradox? Ja, vielleicht - ich denke, das ist normal, wenn man sich von einer Verblendung lösen muss und immer mehr merkt, was dieses Tier eigentlich mit einem angestellt hat. Aber das ist ein langer Prozess, morgen schon werde ich wieder anders denken....

Gute Nacht...

11.04.2019 23:34 • #14


K
Guten Morgen Systrana,
da habe ich ja viel Text, an dem ich mich abarbeiten kann. Ich fange von hinten an, mit deinem letzten Satz

Zitat:
Paradox? Ja, vielleicht - ich denke, das ist normal, wenn man sich von einer Verblendung lösen muss und immer mehr merkt, was dieses Tier eigentlich mit einem angestellt hat. Aber das ist ein langer Prozess, morgen schon werde ich wieder anders denken....

Ja, aber man ist nicht Opfer seiner Gedanken. Man kann beeinflussen, was man denken will. Mit den Gefühlen ist das anders, die sollte man zulassen und sich anschauen. Aber wenn die Gedanken in eine Richtung gehen, die einem nicht gut tut, dann kann man aufhören, sie weiter zu denken. Das kann man üben.

Zitat:
Meine Gedanken dazu, lieber PeterK, das Würstchen. Haha, richtig - ich musste laut lachen, denn das ist so typisch für ihn. Schnell wird er ausfällig. Ich finde das einfach erbärmlich. Er hat uns verlassen - sitzen lassen und noch nicht ein einziges Mal nach meinen Kindern gefragt, wie sie damit umgehen! Null Interesse, oder er hat Schuldgefühle und kann es nicht zeigen. Nachdem mein jüngerer Sohn ihn bereits überall als Stiefvater vorgestellt hatte und ihn wirklich sehr lieb hatte. ZZzzzz, was soll ich von so einem Mann halten, ausser Mitleid?

Du kannst auch wütend auf ihn sein. Wut kann helfen, und es gibt Grund genug dafür. Die Wut darf nur nicht in Hass umschlagen, denn Hass bindet dann wieder, und du willst dich nicht binden, sondern lösen. Aber sie ruhig mal wütend auf ihn.

Zitat:
Aber das Beste ist, ich habe ihm jetzt keine huldigende sms mehr geschrieben, ihn nicht in seiner Position bestärkt, ihm dieses Mal nicht jenes eine Gefühl gegeben, einen ach so tollen Mann meinetwegen verloren zu haben, wie er mir immer prophezeite.

Ja, das wird ihm zu schaffen machen, denn er war es ja gewohnt, dass du klein wurdest, wenn er sich groß machte. Das ist nun durchbrochen. Du weißt natürlich, was du verloren hast. Aber du weißt auch, dass er dir nicht mehr gut getan hat - bis auf die schönen leidenschaftlichen Momente. Die hast du zwar gehabt, aber der Preis war hoch. Und das macht eine Beziehung aus: Man bekommt etwas, das einem wichtig ist und das einem sehr fehlen würde. Man bezahlt einen Preis dafür - bei dir also die Unterordnung und das Hinnehmen der Demütigungen - und solange der angemessen ist, bleibt die Beziehung bestehen.

Der Zeitpunkt, sie von deiner Seite zu beenden, war noch nicht ganz gekommen, denn du konntest es noch ein wenig aushalten. Aber das war nur noch eine Frage der Zeit, denn durch dein aufmüpfiges Verhalten warst du ja auch längst angefangen, das alte Gleichgewicht zu stören. Darum ist ER dann gegangen. Beendet habt ihr die Beziehung aber letztlich mit vereinten Kräften.
Zitat:
Du hast Recht, ich kann nicht IHN dafür verantwortlich machen, dass ich mir das alles hab' bieten lassen. Ich selbst war es, die wahrscheinlich geschrien hat, ja tu dies, ich will negativ bestätigt werden. Das ist noch ein Relikt aus meiner Kindheit - ich habe leider in den ersten Jahren nicht wirklich erfahren, was bedingungslose LIEBE bedeutet. Das Fatale ist, dass mich Männer faszinieren, von denen ich zu wissen meine, sie nicht greifen, sie nicht halten zu können. Ich habe im Elternhaus gelernt, dass alle besser sind wie ich, übrigens mein Ex ebenso. Ich wurde immer verglichen. Trotzdem habe ich durch Resilienz erfahren, was es heisst, geliebt, geschätzt und anerkennt zu werden durch meine Grosseltern. Ich habe gelernt, dass ich alles erreichen kann, wenn ich es wirklich will.

Dieser Absatz ist unglaublich wichtig für dich und deine Verarbeitung. Du hast es so gelernt. Du hast gelernt einen Preis für Liebe und Anerkennung zu zahlen. Und das mehr oder weniger dein ganzes bisheriges Leben lang. Das kann man ändern durch Einsicht, Leidensdruck und Motivation. Dazu braucht es Resilienz und es ist sehr gut, dass du gelernt hast, sie zu finden und zu aktivieren. Sie ist dein Werkzeug, mit dem du in den nächsten Tagen und Wochen zur Normalität zurück finden kannst. Zu einer neuen Normalität allerdings, die alte ist verbraucht, sie war nicht mehr tragfähig.

Zitat:
Das Licht, welches du so schön beschrieben hast, dieses Leuchten... In jedem Fall war es so, dass er mein Licht zum leuchten gebracht hat. Dies war aber sehr gegenseitig. Auch ich habe sein Licht zum flackern gebracht und sein Umfeld reagierte sehr positiv darauf.

Es gab also eine Zeit, in der ihr euch gegenseitig gut getan habt, euch gegenseitig zum Leuchten bringen konntet. Um das aber ein ganzes Beziehungsleben lang aufrecht erhalten zu können, braucht es mehr als ein WEITER SO. Und dieses MEHR habt ihr nicht gefunden.

Zitat:
Eigentlich wirklich traurig, (du siehst, meine Gefühle sind derzeit sehr ambivalent), dass er das WiR aufgegen hat. Er wollte auch nichts von einem Paartherapeuten wissen. Er sei Herr seiner selbst und bräuchte keinen Therapeuten.

Nee, natürlich nicht. Da wäre jemand gewesen, der durch sein Wissen und seine Erfahrung gefühlt über ihm gestanden hätte, der bei ihm Dinge und Verhaltensweisen gefunden und benannt hätte, die er unbedingt im Unbewussten halten will, damit er sich nicht dem Würstchen in sich stellen muss. Das ist nicht angenehm und das musste er verhindern.
Zitat:
All die Schimpfwörter, die er benutze, haben mich zum Teil sogar sehr kalt gelassen, weil es nicht so ist. Irgendwie ein armer Tropf, dass er nicht anders wusste. Aber wie geschrieben, ich habe ihm das verziehen und ich habe ja auch oft provoziert. Unschuldig war ich nicht. Ich habe zu ihm gehalten, weil ich wusste, wir haben beide unsere Baustellen.

Gut, mach weiter so. Behalte das im Auge, auch wenn deine Gedanken heute wieder andere Wege gehen wollen.
Zitat:
Du sagst, es könne mir ja jetzt Wurscht sein, was er mit wem etc.mache. Ja, es sollte so sein. Aber innerlich würde es mich zerreissen, wüsste ich, dass er chattet mit einer anderen Frau, dass er S. hat mit einer Frau, dass er all das Schöne mit einer anderen teilt, welches WIR zusammen unternommen haben. Das tut soo unendlich weh.

Ein gutes Beispiel dafür, dass man aufhören kann, bestimmte Gedanken zu denken oder bestimmte Bilder zu sehen. Das was du schilderst, geschieht nach jeder Trennung. Auch du wirst wieder mit einem anderen Mann Leidenschaft erleben, zwar anders als mit ihm, aber nicht unbedingt schlechter. Und das wären dann Bilder, die ihm weh tun. Diese Schmerzen fügt man sich aber selber zu und man kann jederzeit damit aufhören. Versuch es. Erst einmal über Ablenkung, das ist hilfreich.

Zitat:
Da war so eine Vertrautheit, natürlich nicht zu Beginn, aber einfach etwas ganz Besonderes. Ich weiss nicht, ob ich sowas je wieder erfahren werde. Aber ich sollte das in meinem Herzen verinnerlichen und in schöner Erinnerung behalten.

Richtig. Da gehört es hin. In das große bunte Bild eurer Liebe. Das kannst du dir immer dann anschauen, wenn es dir gut tut. Wenn nicht, bringst du es in den Keller. Es ist dann immer noch vorhanden, aber man muss es nicht anschauen, wenn es weh tut.

Zitat:
In meiner Vergangenheit hatte ich Beziehungen zu Männer, die sehr lieb zu mir waren, fast zu lieb, Männer, die zu mir heraufgeschaut haben und ich musste etwas schmunzeln, als du geschrieben hast, ich sollte mir Sportpartner suchen, die zu mir heraufschauen, damit mein Selbstwert gesteigert wird.

Kleine Korrektur. Ich hatte nicht geschrieben, dass du dir solche unterlegenen Sportpartner suchen solltest, sondern dass du das tun könntest, es dich aber letztlich in deiner Suche nach dem Selbstwert nicht wirklich voran bringt. Denn der Wert, den du dadurch empfindest, kommt ja wieder von außen.

Zitat:
Ich frage mich oft und gerade in letzter Zeit, mit welchem Typ Mann eine mögliche Beziehung für immer halten könnte. Ich weiss es nicht....

Musst du ja auch nicht. Du kannst es weiter probieren und wenn deine Resilienz ausgeprägt genug ist, bleibt das Leben spannend.
Deine zweite Nachricht von heute Nacht ist sehr interessant, denn du hast ihn sehr überrascht. Du willst das Gespräch nicht mehr, weil es dir keine neuen Erkenntnisse, sondern schlimmstenfalls neue Demütigungen bringen könnte. Das hast du richtig erkannt. Denn während meist die Gespräche bei Trennungen sehr gut und offen sind, glaube ich das in seinem Fall weniger. Er weiß, wie er sich verhalten hat. Er weiß, warum du in der letzten Zeit dagegen aufbegehrt hast. Er weiß, dass er gegangen ist und dich damit an die Wand gespielt hat, machtüberlegen und souverän. Er könnte deshalb Schuldgefühle entwickelt haben und die will er natürlich nicht. Um sie nicht bewusst werden zu lassen, würde er sich (meiner Einschätzung nach, aber die kann auch falsch sein), nicht damit aufhalten sich zu rechtfertigen. Denn das macht klein. Das Gespräch könnte also tatsächlich unerquicklich verlaufen. Du würdest es trotzdem überstehen, darum musst du es nicht vermeiden. Aber wenn du es nicht brauchst, lass es ausfallen. Aber natürlich überrascht ihn das. und das kann er nur mit Beleidigungen kontern. Mehr hat er da nicht drauf. Das ist kein starker Mann, denn der Starke stellt sich auch seinen Schwächen.

Zitat:
Dann schrieb er noch, dass das typisch sei für mich, wie schon vorher in der Beziehung, auf mich sei kein Verlass.
Ich habe dann nur geschrieben fahr zur Höll!.
Prompt kam wieder ein sehr beleidigendes SmS von wegen Du A., du kannst froh sein, bezahle ich dir noch eine Miete und überlasse dir das Auto, du hättest es verdient, viel schlimmer behandelt zu werden. Ich reagierte nicht mehr. Dann kam noch ein Dankeschön.

Ich denke mal, dieser fragwürdige Dialog war symptomatisch für eure Beziehung. Und er macht dir den Abschied vielleicht etwas leichter. Vor allem in den wehmütigen Momenten, wie sie in den nächsten Tagen immer wieder kommen werden.

Viel Kraft dabei

12.04.2019 08:39 • x 1 #15


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