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Abruptes Ende nach 5 Jahren Beziehung / Selbstfindung

Civic
Moin Moin !

Zu allererst mal ein dickes Kompliment für dieses Forum hier, was für eine Schatzkammer in zwischenmenschlich stürmischen Zeiten. Wirklich ein extrem starker Energiespender. Chapeu für alle die hier seelisch blank ziehen und auch ganz großen Respekt für die vielen aufmunternden und Rat gebenden Antworten.

Nun zu meiner Situation. Meine Frau (28) hat mich (31) gestern verlassen, nach 5 Jahren (2 verheiratet) wirklich wundervoller gemeinsamer Zeit. Ich habe Sie mehr oder weniger psychisch angeknackst kennengelernt, aus der toxischen Umgebung rausgeholt und Sie hat eine unfassbare Entwicklung hingelegt. Ich habe in ihr einen Rohdiamanten gesehen und war eigentlich sofort in sie verliebt. Verzaubert haben wir immer gesagt. Vom unsicheren jungen Mädchen, der grauen Maus, welche am liebsten unter dem Teppich lang kriecht, ist sie zu einer selbstbewussten, toughen Frau geworden . Wir haben gemeinsam ihr riesiges Job-Problem gelöst (mehrfach abgebrochene Studiengänge und Ausbildungen), wodurch sie nun auch endlich seit einigen Monaten gutes eigenes Geld verdient (IG-Metall). Davor habe ich die meisten Ausgaben getragen, aber ich habe auch viel mehr verdient als sie (Ausbildung) und verdiene generell ganz gut, sodass das für mich selbstverständlich war.

Mit der abgeschlossenen Ausbildung und der neu gewonnenen finanziellen Freiheit und Unabhängigkeit von mir fingen die Probleme irgendwie an. Sie war mental kaum noch ausgelastet weil auf der Arbeit nicht immer für den ganzen Tag etwas zu tun war und so begann irgendein Gedankenkarussel, an dessen Ende sie selbst nicht mehr so richtig wusste wer sie überhaupt ist oder wo sie mit sich hin soll.

Dieses Wegfallen der bisher schwersten Aufgabe im Leben hat sie mit so einer Leere zurückgelassen, dass sie sich immer mehr gefragt hat, ob das irgendwie schon alles war und das Grübeln begann. Sie neigt charakterlich zu extremer Grübelei wenn sie mental nicht ausgelastet ist, das muss man dazu sagen. Ich sagte zu ihr, kein Ding, orientier dich, ob du vielleicht mehr Aufgaben übernehmen kannst oder ob sogar nochmal ein Studium in Frage kommen würde. Von der Idee des Studiums war sie auch recht angetan zwecks eigener Zeiteinteilung und nicht 2 festgelegter Tage in der Woche wie beim Betriebswirt oder ähnlichen IHK Fortbildungen.

Nun kam es vor 2 Wochen zum ersten großen Gau. ich war beruflich für 14 Tage in den USA und wollte ein paar Sachen für unseren Kleingarten bestellen (wir haben uns den während der Corona-Zeit ergattert und haben es absolut geliebt, sind voll aufgegangen in gemeinsamen Projekten dort und haben aus einer Ruine etwas richtig schönes zusammen geschaffen - das war wirklich eine extrem glückliche Zeit, trotz aller Job-Katastrophen), wir hatten nur per Telegram bissel geschrieben und sie meinte, sie hat dieses Jahr nicht so Bock auf den Garten. Hab mir erstmal nix weiter dabei gedacht, aber die Alarmglocken waren schon etwas am Läuten, weil es in den vergangenen Jahren einfach unser absolutes Herzensprojekt war.

Sie hat während meines USA-Aufenthalts festgestellt, wie frei sie jetzt eigentlich ist, weil sie ja nicht mehr finanziell von mir abhängig ist und dass sie sich nicht mehr so auf meine Rückkehr gefreut hat wie früher. Für mich ist natürlich eine Welt zusammengebrochen, aber wir haben sehr lange geredet, weil es mir so vorkam als ob nicht sie zu mir spricht sondern eine andere Variante von ihr. Durch die ganzen psychischen Vorbelastungen hatte ich ja schon Erfahrung im Umgang damit. letztendlich führte das zu der Aussage, dass sie sich selbst irgendwie nicht mehr vertraut, ihren Gefühlen, ihren Eindrücken, unserem Zusammenleben und einen extremen Hunger nach neuen Erfahrungen hat, als ob sie etwas verpassen würde wenn wir weiter unser langweiliges (bis dahin von beiden als wundervoll wahrgenommenes) Leben führen.

Wir haben dann gemeinsam gebohrt und gesucht und sind letztendlich auf eine Art Jugend-Trauma gestoßen, da sie sich während ihrer Jugend/Pubertät nie ausleben konnte (Ablehnung/Mobbing) und extrem von zu Hause behockt/begluckt wurde (absolut überfürsorgliche Mutter mit esotherischem Einschlag, Schamanismus etc.). Sie hat sich wirklich aufrichtig entschuldigt und war richtig erschrocken, wie sie mit so einer Laune fast alles an die Wand gefahren hat. Ich meinte, ist okay, das warst nicht du und wir können einfach gemeinsam bissel Pepp in die ganze Sachen bringen. Haben wirklich offen über alles gesprochen. S., Alltagsveränderungen, neue Leute kennenlernen (wir sind/waren beide eher introvertiert und nur in unserer Paar-Bubble unterwegs). Damit war für mich die Kurve nochmal gekratzt und nach dem 5h-Gespräch dachte ich auch wirklich wir können zusammen daran arbeiten und wachsen.

Gestern sagt sie nun, sie kann so auf keinen Fall weitermachen, hat Schlafstörungen und Herzrasen und hat den enormen Drang in sich, neue Dinge zu erleben und vor allem Aufgaben alleine zu bewältigen, weil sie ständig von anderen (Mutter, Ex-Freund, dann ich) unterstützt wurde und noch nie wirklich selbst auf sich allein gestellt war. Dagegen war ich natürlich machtlos mit rationalen Argumenten...wie soll man gegen so einen inneren Trieb bestehen. Vor allem war ich ja nicht wie sonst der Unterstützer bei einem externen Problem, sondern ich und unser gesamtes Leben, was ihr so viel Kraft und Halt für ihre Entwicklung gegeben hat, das war nun zu beengt und wie ein Käfig, und damit selbst zum Problem geworden.

Ich wollte es gar nicht wahr haben, wie sie sich in so kurzer Zeit einfach charakterlich um 180° gedreht hat und habe sie gefragt, ob das wirklich sie ist, die da mit mir spricht. Sie weiß/wusste es nicht

Sie ist nun gestern Abend ausgezogen, ich war völlig am Boden, hab zum ersten Mal seit bestimmt 20 Jahren richtig geheult. trotz eigentlich sehr großer Resilienz - musste schon einige harte Schicksalsschläge wegstecken.

Als ob einem einer das Leben unter den Füßen wegzieht. Wir waren eigentlich in der ganzen Zeit in unserer eigenen Bubble unterwegs, sodass ich richtig starke Angst vor Einsamkeit hatte. Ich bin hier in einer eigentlich fremden Stadt (Lübeck) und sah das mehr oder weniger nur mit ihr zusammen als mein zu Hause an. Die krasse Angst vor Einsamkeit hat sich nach ein paar Telefonaten mit Freunden in der Heimat (Sachsen-Anhalt) wieder gelegt, weil ich doch schon sehr warm zurückempfangen wurde, trotz eher spärlicher Pflege der Connections während der Beziehung.

Ich werde zusehen, dass ich mich in die Heimat versetzen lassen kann (Beamter), dort gibt es die gleiche Tätigkeit die ich auch hier ausführe in der Nähe meiner ganzen Freunde. Das geht allerdings nicht von heute auf morgen, ist aber ein großer Wunsch von mir, den ich auch etwas unterdrückt hatte während der Beziehung weil sie nie dazu bereit gewesen wäre mit mir zu kommen (sie kommt hier aus dem Norden und kann mit den Ossis nix anfangen, nur mit mir bis gestern ) Nicht falsch verstehen, mit ihr wäre ich überall hingezogen, ganz egal, aber ohne sie wünsche ich mir nichts sehnlicher, als in eine Art Schutzraum zurückzukehren (Sachsen-Anhalt) weil ich dort echt gute Freunde habe und mich geborgen fühle.

Was wurmt mich am meisten? Das Gefühl, mir mit dem ganzen Support über die vielen Jahre letztendlich mein eigenes Grab geschaufelt zu haben. Unsere Beziehung und die Sicherheit darin hat sie zu der starken Frau gemacht die sie heute ist, oder zumindest die Rahmenbedingungen dafür geschaffen und plötzlich ist das alles zu langweilig. Es war psychisch keine Beziehung auf Augenhöhe, aber das war nicht entscheidend für mich, da sie in ihren guten Zeiten trotzdem extrem liebevoll war. Man kann sich ja gemeinsam weiterentwickeln, aber nein, es muss einfach allein sein und es muss jetzt sofort sein. Fühle mich schon bissel ausgenutzt und einfach irgendwo ausgekotzt und liegen gelassen. Muss erstmal wieder zu mir selbst finden, weil ich wirklich sehr in der Beziehung aufgegangen bin. Fühle mich so, als ob ich mit meiner Vorstellung von einem glücklichen Leben irgendwie falsch bin (eher einfache Sachen, viel Dankbarkeit für kleine Dinge, viel Aufmerksamkeit) und damit auf ganzer Linie gescheitert bin. Mit 31 ist sicher noch nicht aller Tage Abend, aber der Impact war und ist einfach richtig brutal.

Auf der einen Seite denke ich, gegen diesen unfassbar starken Trieb endlich unabhängig zu sein bin ich einfach machtlos wo auch immer der herkommt, andererseits frage ich mich natürlich, ob ich das ganze nicht irgendwie getriggert/begünstigt habe, durch zu viel Fürsorge und Umkümmern. Das hätte man doch auch regeln können, einfach mal paar Worte sagen und nicht alles in Scherben treten was man sich zusammen aufgebaut hat. Die Situation muss ja derart ausweglos für sie gewesen sein, ich kann mir das gar nicht vorstellen. sie war innerhalb von wenigen Wochen regelrecht angewidert von unserer Art zu leben. Da zweifel ich auch hart an meiner Menschenkenntnis, aber das ist einfach nicht mehr die Persönlichkeit in die ich mich verliebt habe. Die Wesensänderung fand nur dermaßen schnell statt, dass ich keine Chance hatte mitzuhalten. So erkläre ich mir das zumindest. Ich bin ein sehr rationaler Mensch und versuche mir Dinge immer irgendwie logisch herzuleiten, aber kein Grübler. dadurch dass sich das Ganze überhaupt nicht logisch erklären lässt, hänge ich trotzdem im Gedankenkarussel fest und hab schubweise Herzrasen und eine permanente innere Unruhe.
Anderen Mann kann ich ausschließen, das hätte sie mir auch ehrlich gesagt. Es irgendwas in ihr, was sie mit sich selbst klären muss und wobei ich und unser Alltag scheinbar stören.

Das Gute an der Sache ist, dass dieser neue Anspruch, das Leben allein bewältigen zu wollen, dazu führt dass sie keinerlei Unterhalt oder sonstige Geldleistungen fordern wird. Ihr tut es auch wirklich leid, das glaube ich ihr, wir gehen nicht im Streit auseinander. aber irgendwo habe ich sie verloren und es nicht gemerkt. Dahingehend mache ich mir Vorwürfe, aber man kann einfach nicht alles erahnen. irgendwann muss der andere Part seine Bedürfnisse auch klar kommunizieren und das hatten wir ja mit dem ersten Gespräch (nach den USA) auch ausführlichst getan und uns darauf verständigt, all die Punkte oben gemeinsam anzugehen. Es war nur irgendwie zu langsam oder sogar schon zu spät. Ich weiß nicht, wo und wann ich sie verloren habe, sie kann es mir auch nicht sagen, aber sie weiß momentan auch gar nicht so richtig wer sie ist. Das ist ein reiner Flucht-Instinkt/-Reflex, so scheint es mir.

Es ist jetzt erst 1 Tag vergangen, aber das nächtliche Herzrasen und die innere Unruhe ist wirklich sehr präsent. ich versuche immer schrittweise alte Bilder und Textdokumente (wir haben uns oft Liebesbriefe und ähnliches geschrieben) zu löschen. Ich bin in unserer Wohnung geblieben und will auch nicht umziehen, weil ich ja ohnehin den Plan in Richtung Heimat verfolgen will. Einerseits ist sie soweit weg von sich selbst und hat in mir wirklich alles zerbrochen, ich ertappe mich aber immer noch wie ich ihr dabei helfen möchte, zu sich selbst zurückzufinden weil ich diesen krassen Charakterwandel nicht wahrhaben/hinnehmen will. Andererseits könnte ich sie nie wieder zurücknehmen, dafür komm ich mir viel zu sehr ausgenutzt und stehen gelassen vor. Zumal mit der gedanklichen Verfestigung der Rückkehr in die Heimat eine gemeinsame Zukunft eh hinfällig ist. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich einfach kündigen und mich ins Auto setzen, aber dazu fehlen noch ein paar Peseten Mein innerer Drang nach den guten Freunden, Heimat und Sicherheit ist gerade sehr sehr groß.

Sport ist ein großes Lebenselixier für mich, alles von Fitnessstudio, über Laufen, Radfahren. aber das haben wir auch immer alles gemeinsam gemacht. Ich muss irgendwie wieder zu mir selbst zurückfinden, weil ich mich in den letzten Jahren scheinbar (merke ich auch jetzt erst, weil es ja nie schlimm war) zu sehr um meine Ex-Frau gekümmert habe.

Ich weiß auch, vor allem nach der Lektüre in den anderen Threads, dass ich mit meinem Schicksal noch glimpflich davon gekommen bin, aber der individuelle Schmerz ist natürlich trotzdem da, auch wenn man sich nicht um Finanzen oder Kinder streiten muss.

Ziemlich unstrukturierte Wall of Text, hab einfach runtergeschrieben wie es mir in den Sinn kam. Danke fürs Lesen und jegliche Anteilnahme ! Das Forum ist wirklich der Hammer Allein das Stöbern in den anderen Schicksalen - so markaber wie das klingen mag - nimmt einem schon etwas das Gefühl der Einsamkeit.

28.05.2023 21:49 • x 6 #1


D
Zitat von Civic:
Moin Moin ! Zu allererst mal ein dickes Kompliment für dieses Forum hier, was für eine Schatzkammer in zwischenmenschlich stürmischen Zeiten. Wirklich ein extrem starker Energiespender. Chapeu für alle die hier seelisch blank ziehen und auch ganz großen Respekt für die vielen aufmunternden und Rat gebenden ...

Ich weiss, das klingt jetzt ein wenig herzlos, aber wenigstens ist dir das Trauma eines Betrugs erspart geblieben.
Sicher ist es hart. Sicher stellst du dir die Frage ob sie dich nur benutzt hat. Und ja auch das ist normal.

Aber du bist noch jung und kommst finanziell unbeschadet aus der Nummer raus. Das ist mehr als die allermeisten hier sagen können.

Nimm die guten Zeiten mit und versuche so schnell es geht weg zu kommen aus der Umgebung, so dass die Erinnerungen dich nicht erschlagen.
ABER: Sei darauf gefasst, dass auch sie in ein Loch fällt. Wenn sie feststellt, dass der Freiheitsdrang auch bedeutet wieder mit Leuten zusammenzutreffen, die nicht gut zu ihr sind.
Achte drauf, wenn sie wieder ankommt und das kann passieren, ob es wirklich ist oder nur die Angst vor dem Allein sein.
Sie will das Leben entdecken und wie alle (geistigen) Teenager wird sie alsbald feststellen, dass es eben auch sch. laufen wird. Denk dann hart nach, ob du da wieder was willst und ob du mit dem nächsten Schlag leben kannst.

Denn solange sie sich nicht professionell helfen läßt wird sie dich immer wieder als support animal nutzen und dann wieder losziehen um das Leben zu entdecken.

Viel Glück und sieh es positiv. Du kommst unbeschadet aus der Nummer raus. Das ist mehr als die meisten Männer von sich sagen können.

28.05.2023 22:21 • x 2 #2


A


Abruptes Ende nach 5 Jahren Beziehung / Selbstfindung

x 3


Civic
Danke für die schnelle Antwort zu fortgeschrittener Stunde !

Ich weiß, ich kann mich eigentlich kaum beschweren bei dem was hier durchschnittlich so in den Threads steht, wollte nur meiner gefühlten Einsamkeit etwas entfliehen. Jetzt am Abend wird es mental immer bissel schwieriger, tagsüber gehts eigentlich. Werd mir gleich erstmal einen Kamillentee brutzeln.

Zitat von Dauerverliebt:
Denn solange sie sich nicht professionell helfen läßt wird sie dich immer wieder als support animal nutzen und dann wieder losziehen um das Leben zu entdecken.

Das habe ich in meiner Schreib-Furor völlig vergessen, am kommenden Freitag hat sie einen Termin bei ihrer Psychologin,die sie auch mit allen anderen Problemen schon betreut hat.
Ihr ist ja auch durchaus bewusst, dass sie da ein richtig dickes Brett zu bohren hat, mit was auch immer...hätte mir nur gewünscht, dass sie den Termin vielleicht abwartet und nicht direkt alles wegwirft. War echt eine Hals-über-Kopf-Flucht aus der Beziehung.

Gibts irgendwelche Schlaf-/Beruhigungstipps ? Mit progressiver Muskelentspannung probiere ich bissel rum, weil das gut zum Kraftsport-Kontext passt.

28.05.2023 22:32 • #3


D
Zitat von Civic:
Danke für die schnelle Antwort zu fortgeschrittener Stunde ! Ich weiß, ich kann mich eigentlich kaum beschweren bei dem was hier durchschnittlich so in den Threads steht, wollte nur meiner gefühlten Einsamkeit etwas entfliehen. Jetzt am Abend wird es mental immer bissel schwieriger, tagsüber gehts ...

Zum Thema Hals-über-Kopf. Das kann zum Problem werden. So eine Flucht, vor allem ohne Plan oder Fallback kann dazu führen, dass sie schneller wieder vor der Tür steht als gedacht. Gerade auch nach dem Termin am nächsten Freitag, wenn sie dort nicht hört,, was sie hören will.
Wo ist sie jetzt unter gekommen?
Bereite dich darauf vor, dass sie wieder vor der Tür steht. Und wie du dann damit umgehst. Denn dein Vertrauen ist erstmal erschüttert, auch wenn du sie liebend gern zurück nehmen wollen würdest. Du kannst dir erstmal nicht sicher sein, dass es nicht einfach Angst und Rebound ist.
Also versuche dir dort eine Strategie zu machen.

Zum Thema Schlaf und Entspannung:
Ich mag Regen oder Wassergeräusche wenn die Dämonen kommen.
Und als Entspannung: Konzentriere ich mich auf meine Gliedmaßen.
Erst die Beine. links, rechts. Jeden einzelnen Muskel anspannen und entspannen. Langsam und gleichmäßig.
Dann die Arme das gleiche. Die Bauchmuskeln, der Rücken, den Nacken, das Gesicht. Wenn das alles durch ist von vorn. Diesmal spüre die Durchblutung. Wie die Gliedmaßen warm und schwer werden. Wie die Taubheit des Schlafes von den Füßen aufsteigt in die Schenkel und das Becken. Von dort springt sie in die Hände. Warm und schwer und vielleich tsogar ein leichtes Kribbeln. Die Unterarme werden schwer, die Oberarme entspannen sich und du spürst den Bizeps sich längen und der Trizeps schmiegt sich an die Matratze.
Der Nacken entkrampft und die Augenlider werden schwer.
Die ganze Zeit dabei zählst du deine Atemzüge einatmen 4 sekunden, ausatmen 8 sekunden. 2 sekunden pause. Immer im Wechsel. die Pausen werden länger und höre auf den Regen. Das Plätschern des Wassers, das Knacken des Feuers, was auch immer dein ASMR ist.
Schliesse die Augen und schau nach unten mit dem geistigen Auge. Male dir ein Bild dessen was du magst und liebst. Einen Ort, der dir Geborgenheit, Glück oder Schönheit bedeutet. Für mich ist es das Pantheon in Rom. Betrachtet von den Stufen des Brunnen auf dem Platz davor. Es ist Menschenleer. Die Sonne brennt heiß auf meiner Kopfhaut. Ich spüre wie mein Tshirt an meinem Rücken klebt. Ein kühler Wind kommt auf.
Meist ist das der Punkt an dem ich wegsacke.
Der Punkt ist fühle dich selber. Dann findest du auch deine Mitte und der Schlaf kommt fast von allein.
Du kannst auch beten oder zählen, du musst dir keinen Ort vorstellen. Mach das was dein Gehirn dir vorgibt. Lass es machen ohne dich auf echte Vorgänge zu konzentrieren.

Viel Glück und gute NAcht

28.05.2023 23:15 • x 2 #4


Kabis1
Hey Civic,

ich finde du liest dich jetzt schon (1 Tag danach!) sehr klar und gefasst! Es ist super, dass du auch schon Zukunftspläne für dein Leben machst und die Rückkehr in die Heimat planst! Ich kenne mich mit Kündigungsfristen im Beamtentum nicht aus, aber mindestens 3 Monate wirst du dann noch, evtl. mit deiner Ex, in der gemeinsamen Wohnung wohnen müssen oder?

Ich kann verstehen, dass die Trennung für dich wie aus heiterem Himmel kommt (nicht ganz, ihr hattet ja auch schon Krisengespräche), aber ganz so eine schnelle, unüberlegte Entscheidung wird es ihrerseits nicht gewesen sein. Wer weiß wie lange es nun schon in ihr rumort hat - damit will ich nicht fies sein, aber das sollte man sich immer bewusst machen. Es ist schwer zu glauben, wenn man eigentlich glücklich war - aber Menschen, Bedürfnisse und Gefühle ändern sich und wenn das Gefühl nicht mehr passt dann kann es manchen nicht schnell genug gehen…

In jedem Fall ist für dein Vorankommen wichtig, dass du die Trennung akzeptierst und du dich auf deine Zukunft konzentrierst - aber für mein Empfinden bist du da schon auf dem besten Weg

28.05.2023 23:18 • x 1 #5


Civic
Zitat von Dauerverliebt:
Zum Thema Hals-über-Kopf. Das kann zum Problem werden. So eine Flucht, vor allem ohne Plan oder Fallback kann dazu führen, dass sie schneller wieder vor der Tür steht als gedacht. Gerade auch nach dem Termin am nächsten Freitag, wenn sie dort nicht hört,, was sie hören will. Wo ist sie jetzt unter gekommen? ...

Danke für die Einschlaftipps ! Das klingt ja schon stark nach progressiver Muskelentspannung, damit hab ich schon gute Erfahrungen gemacht =)

Bezüglich zurücknehmen wenn sie wieder ankommen würde hatte ich eingangs allerdings geschrieben, dass das für mich völlig ausgeschlossen ist, da

1.) viel zu großer Vertrauensverlust, in mir ist das uns oder wir komplett zerbrochen
2.) mit dem mittelfristigen Zukunftsplan zurück in die Heimat eh unmöglich

In dem Sinne, Gute Nacht =)

28.05.2023 23:21 • #6


Civic
Zitat von Kabis1:
Hey Civic, ich finde du liest dich jetzt schon (1 Tag danach!) sehr klar und gefasst! Es ist super, dass du auch schon Zukunftspläne für dein Leben machst und die Rückkehr in die Heimat planst! Ich kenne mich mit Kündigungsfristen im Beamtentum nicht aus, aber mindestens 3 Monate wirst du dann noch, evtl. mit ...

Die wichtigsten Details hatte ich im Eingangspost scheinbar vergessen, musste nur meine Seele leer schreiben

Sie ist ja quasi ausgezogen, momentan zu ihrem Bruder, perspektivisch wieder hier zurück nach Lübeck (natürlich nicht wieder zu mir) weil sie sich hier in der Stadt zu Hause fühlt und die Arbeit auch hier ist etc.

Dieses Rationale hilft mir immer sehr in solchen emotionalen Ausnahmesituation...einfach die notwendigen Dinge klären und Sachen organisieren, Schritt für Schritt. Das gibt mir die Kontrolle über das eigene Leben zurück.

Ich bin also allein in der Wohnung und freunde mich so langsam mit der Situation an. Kündigen macht eigentlich kein Sinn, auch wenn es der einfachste Weg wäre. 3 Monate ist korrekt, aber so einen Beamtenstatus schmeißt man nicht einfach so weg, zumindest nicht wenn man nicht eh finanziell ausgesorgt hat. Dazu fehlt es leider noch am ein oder anderen Euro, aber bin finanziell sehr gut aufgestellt durch ein seit jeher sparsames Leben.

Werde es erstmal wie zu Studienzeiten handhaben und jetzt so alle 3 Wochen mal für ein verlängertes Wochenende in die Heimat fahren...dann muss ich ehrlich mit meinem Chef und Chef-Chef sprechen, dass ich zurück in die Heimat will, aber die neue Dienststelle muss mich auch aufnehmen wollen. Das ist alles bissel komplizierter als Beamter. Da sitzt man dann mitunter tatsächlich im silbernen Käfig und muss sich ordentlich winden um einen Standortwechsel zu erreichen. Habe das Glück in einem aktuell sehr gefragten Bereich zu arbeiten (Cybercrime/Digitale Forensik), sodass man eigentlich überall gerne gesehen ist =)

Werde mich mal ins Bett begeben, bis morgen @all

28.05.2023 23:30 • #7


Unterwegs
Zitat von Civic:
Ich habe in ihr einen Rohdiamanten gesehen und war eigentlich sofort in sie verliebt.

Zitat von Civic:
Vom unsicheren jungen Mädchen, der grauen Maus, welche am liebsten unter dem Teppich lang kriecht, ist sie zu einer selbstbewussten, toughen Frau geworden

Bist du dir sicher, dass du selbst kein Helfersyndrom hast?

Der Partner ist kein „Bauprojekt“ oder das eigene Kind das man die ganze Zeit an die Hand nehmen muss.

Das soll nicht gemein klingen, aber ich kann verstehen, dass sie jetzt versucht sich selbst kennenzulernen und vor allem auch mal unabhängig zu sein.
Zitat von Civic:
ihren Gefühlen, ihren Eindrücken, unserem Zusammenleben und einen extremen Hunger nach neuen Erfahrungen hat, als ob sie etwas verpassen würde

Denke ich auch.
Zitat von Civic:
Das Gefühl, mir mit dem ganzen Support über die vielen Jahre letztendlich mein eigenes Grab geschaufelt zu haben

Genau. Eure Beziehung war überhaupt nicht auf Augenhöhe und du für sie eher der Vaterersatz. Wahrscheinlich weil du so deiner Einsamkeit entfliehen konntest.
Zitat von Civic:
Wir waren eigentlich in der ganzen Zeit in unserer eigenen Bubble unterwegs, sodass ich richtig starke Angst vor Einsamkeit hatte

Genau deswegen sollte man sich nicht für seinen Partner aufopfern und seine Freunde/Familie vernachlässigen.
Du hast Glück, dass sie dich wieder mit offenen Armen empfangen, aber was ist denn wenn du eine neue Beziehung hast? Willst du dann einfach wieder abtauchen?
Wieso versteifst du dich dann nur auf deinen Partner und nicht auf dein restliches Sozialleben?

Meiner Meinung nach solltest du auch mal in dich gehen/dein Innenleben näher beleuchten. Denn auch du hast dich ungesund abhängig von deiner Ex gemacht.
Zitat von Civic:
ob ich das ganze nicht irgendwie getriggert/begünstigt habe, durch zu viel Fürsorge und Umkümmern.

Sehe ich leider auch so.
Zitat von Civic:
Da zweifel ich auch hart an meiner Menschenkenntnis, aber das ist einfach nicht mehr die Persönlichkeit in die ich mich verliebt habe.

Naja, ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob du ihr wahres ich jemals geliebt hast. Du hast sie kennengelernt und von da an, an ihr „rumgeschliffen“. Ob man sich da wirklich geliebt vorkommt?
Ihr hattet die ganze Zeit was zu tun und jetzt wo alles abgearbeitet ist, verzieht sie sich.
Sehr komisch. Ich denke, dass da Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung nicht übereinstimmen und du vieles von ihr nicht sehen wolltest.

28.05.2023 23:35 • x 1 #8


Civic
Zitat von Unterwegs:
Bist du dir sicher, dass du selbst kein Helfersyndrom hast? Der Partner ist kein „Bauprojekt“ oder das eigene Kind das man die ganze Zeit an die Hand nehmen muss. Das soll nicht gemein klingen, aber ich kann verstehen, dass sie jetzt versucht sich selbst kennenzulernen und vor allem auch mal unabhängig zu sein. ...

Ich zitier schnell den ganzen Beitrag, dann gehts in die Heia.

Das hatte ich missverständlich geschrieben sorry...ich hab mich ja nicht in sie verliebt weil sie psychisch ein Wrack war sondern eher trotzdessen. Ich maße mir mal an, das Besondere in ihr gesehen zu haben, obwohl sie von ihrem Umfeld, von der Familie immer nur klein gehalten wurde. Wir haben uns im Fiti beim Sport kennengelernt. Damals war sie gerade wieder eingestiegen nach einer längeren Pause und hatte dementsprechend eine nach außen sehr schöne Ausstrahlung, wenn man das so nennen kann. (hohes Selbstwertgefühl durch Attraktivität)
Nur das innere war noch...wie soll ich sagen...verkümmert, im Dornröschenschlaf. Ich kann dir sagen, dass man sie in der Anfangszeit wirklich an die Hand nehmen musste, weil sie einfach komplett verunsichert war...nie von zu Hause weg, nie großartig Urlaub gemacht, immer nach dem Plan von irgendwelchen Leuten im Außen gelebt (Studium gemacht weil die Mutter das wollte, aber weder Interesse am Fach, noch an dem System Studium ansich.) Sie hat sich einfach immer unter Wert verkauft und es war wirklich viel Unterstützung nötig. Es war auch nicht so, dass sie diese Eigenschaften an sich toll fand...ich such mir ja nicht irgendein Projekt, wir haben viel zusammen gesprochen, besprochen, wo die Reise hingehen soll. Egal in welchem Bereich.

Helfer-Syndrom ist vielleicht zu krass ausgedrückt....man geht ja durch gute und schlechte Zeiten und lernt den Charakter eines Menschen chronologisch immer erst nach dem Äußeren kennen, und in der Regel wird man auch nicht beim ersten oder zweiten Date offenbaren, dass es mit der eigenen Psyche und Entwicklung vielleicht nicht so rosig aussieht. Für mich war das aber okay, als sich das später offenbart hat. Ich war bereit, das gemeinsam mit ihr anzupacken und es hat uns 5 wundervolle Jahre beschert - klar, nicht reibungslos und auch weinend auf dem Wohnzimmerfußboden liegend, weil sie nach dem Abbruch des ersten Studiums überhaupt nicht wusste wie das Leben weitergehen soll (Angst die Mutter zu enttäuschen etc.) Ich hab keine Baustelle gesehen, an der ich mich austoben kann, sondern wusste einfach, dass viel viel mehr in ihr steckt als sie sich selbst zugesteht, weil sie von den äußeren Umständen so abhängig war. Sie war extrem darauf fokussiert erst alle anderen vor sich selbst zu stellen, weit vor sich. Harmonie über alles, nie Probleme, Nöte oder eigene Bedürfnisse ansprechen.(so konnte sie zu Hause besser überleben, die Mutter ist nicht einfach und psychisch selbst äußerst labil, Vater geschieden). S. Bedürfnisse z.B. konnte sie mir gegenüber bis kurz vorm Ende nicht richtig äußern, weil es ihr unangenehm war. Wir haben dann einfach viel rumprobiert und gemeinsam schöne Erfahrungen gesammelt.
Ich weiß nicht wo dieses krasse fehlende Urvertrauen in sich selbst herkommt...es muss irgendwas aus der Kindheit/Jugend sein.

Am Ende war sicherlich meine Personalunion aus bestem Freund, Ehemann, vermeintlichem Vaterersatz nicht die beste...ich hätte die Unterstützung eher zurückfahren sollen, aber sie war so lange noch so zerbrechlich (mit depressiven Rückfällen etc.), da fängt man nicht einfach an rumzudoktorn...ich wollte ihr einfach diese Stabilität geben, die sie nie hatte um sich frei entfalten zu können. Hat sie nun gemacht, und jetzt gehts ohne mich weiter...anfangs war ich noch sehr gekränkt, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto besser kann ich sie verstehen, jetzt (endlich) mal etwas alleine regeln zu können. Deine Worte haben da nochmal sehr geholfen, danke für den Denkanstoß. Es war eine toxische Mischung aus diesem keine Bedürfnisse äußern ihrerseits und meinem fehlenden Bemerken ohne darauf hingewiesen zu werden. Ich bin der letzte, der irgendjemandem vorschreiben will wie er zu leben hat oder so, aber man braucht schon irgendwelche Signale oder Kommunikation um möglichst richtig zu handeln.

Im Moment des Verlassens ist man als Verlassener immer emotional auf 180 und bekommt eh keinen klaren Gedanken zusammen, aber so langsam ergibt sich ein Bild für mich.

Bin da aktuell stark hin- und hergerissen ob ich ihr jetzt meine neu gewonnenen Erkenntnisse mitteile, weil das sicherlich gut für den Psychologen-Termin am Freitag und das Aufarbeiten wäre, auch hinsichtlich Schuldgefühle die sie auf jeden Fall hat....aber das wäre wieder ein Einmischen meinerseits in den Problemlösungsprozess, den sie ja explizit allein angehen will. Am Ende könnte es auch nur Seelenbalsam für mich sein, damit ich mit irgendeiner rationalen Erklärung meinen Frieden finde...vertraue da aktuell meinen Antennen eher nicht.

Ich lege mich erstmal hin, morgen gehts weiter =) Danke für deine kritischen Worte, regen auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Edit : Bin gar nicht auf die soziale Abnabelung eingegangen....keine Ahnung warum man so etwas in dem Moment macht. Wir waren einfach so glücklich zusammen, wir haben keinen anderen Menschen außer uns gebraucht. Im Nachhinein sicher nicht optimal, aber in dem Moment fühlte es sich komplett richtig an. Wir haben auch die gemeinsame Freiheit geliebt, wollten keine Kinder, kein Haus, keine Verpflichtungen, einfach das Leben genießen nach dem dieser ganze Ballast der Vergangenheit abgeworfen war. Bezüglich meiner Freunde bin ich super dankbar, dass ich einfach so wieder aufgenommen wurde. Ich hatte gestern richtig Panik, dass ich alleine im Leben stehe (Family mal außen vor). Die Freundschaften sind aber schon während der Schulzeit entstanden und wir haben auch schon richtig viel Schei*e zusammen durchgemacht. Das schweißt zusammen. Hab mich auch direkt entschuldigt, dass ich jetzt so angekrochen komme wo es mir schlecht geht, und als alles gut war die Verbindungen nicht so nachhaltig gepflegt habe. Wir waren einfach so glücklich mit uns beiden...kann das schlecht erklären, ohne dass es sich wie eine Mini-Sekte oder sowas anhört xD War einfach ein krasses Match, trotz der unterschiedlichen Lebenserfahrungen/Lebenswege.

29.05.2023 00:40 • #9


Civic
Ich nutze das Ganze hier mal als eine Art Tagebuch, auch wenn keine neuen Antworten rein gekommen sind. In anderen Foren sind Doppelposts verpöhnt, ich hoffe das geht trotzdem klar.

Die Nacht war wie erwartet nicht so pralle, aber ich bin wirklich sehr dankbar für die kritischen Worte von @Unterwegs. Habe nochmal sehr intensiv über diese Perspektive auf die Dinge nachgedacht.

Genau deshalb wollte ich mich hier anmelden, weil es einfach auch unverblümte Meinungen von Dritten gibt. Meine Freunde, Familie etc. sind natürlich alle befangen, ist ja völlig logisch. Die sagen auch, wie kann sie nur, lass sie gehen, sie wird schon wieder ankommen usw. usf....also vielen Dank an dieses Forum, das ist wirklich das nächste was an einen Besuch beim Psychologen heranreicht, weil das auch eine Dritte unbeteiligte Person wäre. Nur leider kann man sich dort nicht in minutenschnelle registrieren und einen Termin ergattern.

In mir ist nun, vor allem in dieser Nacht und nach der Auseinandersetzung mit den kritischen Worten ein Bedürfnis erwachsen. Ich würde es gerne auf Augenhöhe beenden und nochmal mit ihr sprechen, ihr mitteilen dass ich ihre Entscheidung jetzt ein sehr gutes Stück weit nachvollziehen kann, da sich unsere Beziehung für sie am Ende genau so angefühlt haben muss, wie die toxische Bindung an die Mutter oder auch sonst jede Vertrauensperson früher. Ob die Trennung die richtige Entscheidung war um dem zu entfliehen - wer weiß das schon, das muss die Zeit zeigen. Kurzschluss-Reaktion oder nicht, in dem Moment war es für sie richtig und dringend notwendig, sonst hätte sie diesen Schritt nicht gewählt.

Im Moment des Verlassens regiert natürlich eher die Wut und Verletztheit über die Rationalität und man teilt eher Beleidigungen und Schuldzuweisungen aus, als sich auch für die schönen Zeiten zu bedanken.


Ich will ihr einfach Danke sagen, für die schöne Zeit, die gemeinsamen Erfahrungen und Erlebnisse. Nicht mit diesem bla bla wir sind zusammen gewachsen und jetzt bin ich nicht mehr gut genug für dich, du weißt doch überhaupt nicht was du willst und wer du bist bla bla auseinander gehen. Sie weiß es gerade vermutlich wirklich nicht, aber in unserer gemeinsamen Zeit hat sie trotzdem alles gegeben was sie konnte und genau so in die Beziehung investiert. Im Garten hat sie mir alles Handwerkliche gezeigt, da hab ich quasi 2 linke Hände als Informatiker Ich konnte also auch vieles von ihr lernen.

Ich frage mich, ob die Bitte nach so einem Gespräch zu viel Nähe ist, weil sie ja gerade von mir geflohen ist, allerdings wäre das ja nicht für sie, sondern für mich um einen saubereren Cut machen zu können. Vom Gefühl her würde mir das zustehen, aber wenn sie nein sagt muss ich auch damit leben. Davor habe ich etwas Respekt, weil ich wirklich in mir drin merke, dass ich das versöhnlich beenden will. Es geht keinesfalls darum sie irgendwie an die schönen Momente zu erinnern und dadurch zum Zurückkommen zu bewegen...das Ende fühlt sich für mich so einfach viel besser an.

Das Schreiben hier tut wirklich wahnsinnig gut. Würde am liebsten den ganzen Tag zu dem Thema chatten/schreiben/reden weil es raus muss. Danke nochmal für jegliche Anteilnahme und Tipps im Umgang mit der Situation.

29.05.2023 10:04 • #10


Kummerkasten007
Für mich liest sich das wie ein ganz normaler Abnabelungsprozess einer Person, die nunmehr erwachsen geworden ist. Mit ein paar Jahren Verzögerung.

Wenn zuerst die Eltern gesagt haben, was sie zu tun und zu lassen hat und dann Du auf eine andere Art und Weise - fällt Dir die Ähnlichkeit nicht auf?

Und bist Du Dir wirklich sicher, dass sie diverse Sachen, wie z.B. Schrebergarten, immer genau so gesehen hat wie Du oder ob sie da nicht doch in einem Verhaltensmuster gefangen war, was sie von klein auf gelernt hat?

Und warum hast Du Dir nicht einen neuen Freundeskreis aufgebaut? Was hat dagegen gesprochen?

29.05.2023 10:20 • #11


Civic
Doch die Ähnlichkeit fällt mir natürlich auf, mehr als je zuvor. Deshalb schrieb ich ja oben, dass es sich für sie am Ende wie die toxische Beziehung zur Mutter angefühlt haben muss. Die schönen Momente waren echt, da habe ich überhaupt keine Zweifel. Ob Muster oder aus innerer Überzeugung heraus, wer will das schon abschließend feststellen. Das weiß nur sie, aber vom Gefühl her war das 100% echt. Für Außenstehende vielleicht schwer nachzuvollziehen, aber ich habe immer sofort gemerkt, wenn irgendwas war, meistens noch bevor sie überhaupt selbst wusste, dass sie sich den Kopf mit einem Problem zermartert.

Wir haben viel geredet, manchmal stundenlang und Nächte durch - eigentlich ja die solide Basis für eine gute Beziehung...aber irgendwo haben wir es verpasst unsere Beziehung auf die neue Ebene zu heben, nachdem wir zusammen so stark gewachsen sind. Ich/wir waren zu lange in diesem Rettungsmodus unterwegs, der zu Beginn ohne Zweifel nötig war, ohne den Wechsel in eine echte Mann-Frau-Beziehung geschafft zu haben.

Ich war eben im Thread von @paul258 unterwegs, bin aber noch auf den ersten Seiten. Nichtsdestotrotz viel Kraft und Zuversicht auch an dich !

Er schreibt recht früh im Thread :
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Okay, also wir haben heute ein längeres und ruhiges Gespräch geführt. Im Grunde hat sie mir 90 Minuten lang erklärt warum es für sie wichtig sei nun auch Mal alleine zu leben. Sie ist momentan auf eine Art Selbstfindungstrip (ihre Therapie startet neulich auch). Das ist ja auch alles schön und gut für sie und freut mich ja, wenn sie ihre Probleme angeht. (Genau dazu habe ich ihr ja jahrelang geholfen.)

Nur leider kommt mir in der gesamten Erzählung zu kurz, dass wir ja (zwei Menschen) in einer Beziehung waren und man mich nun nicht einfach aussetzen kann wie ein nicht mehr lieb gewonnenes Haustier. Es ist ja auch schön, dass sie sich das scheinbar alles ganz genau überlegt hat seit Wochen - ich wollte vor vier Tagen noch Kinokarten für uns zwei bestellen.

Ich komm mir wirklich vor wie im falschen Film. Und ich war verblüfft wie kalt sie war. Im Grunde hat sie mir das alles erzählt, als wenn sie einen Beipackzettel vorliest. Damit sie glücklich werden kann, muss sie alleine leben, also müssen wir uns trennen. So. Völlig egal was ich dazu sage...
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Genau so fühl(t)e ich mich auch, jahrelang geholfen, dann stehen gelassen. Aber ich bin mehr und mehr im Reinen damit, sie macht auch eine neue Selbstfindungsphase durch, das sagt sie auch selbst von sich. Die sozialen Kontake, ja das ist ein Thema...ich weiß es nicht. Es ist wirklich sehr ähnlich zu seinem Fall, anfangs war sie auch schnell eifersüchtig wenn ich Zeit mit anderen Leuten verbringen wollte. Das sind im Nachhinein alles Red Flags, das müsst ihr mir nicht sagen, aber ich war verliebt und zwar so wie noch nie. Dann macht man eben dumme Sachen :/

Auch der Wesenswandel von einem Wal zu einem Ego-Hai (glaube von Tobias Beck kommen die Tier-Metaphern) von dem er in seinem Thread berichtet, haargenau gleiche Situation bei mir.

Edit : Auch aus seinem Thread, von @Lillilli
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Natürlich hat man kein Mitspracherecht, was die Gefühle einer anderen Person betrifft. Eine Beziehung ist eine freiwillige Verbindung, die man wieder lösen kann und darf. Dessen muss man sich bewusst sein. Man muss in der Beziehung soweit Individuum bleiben und sich nicht abhängig machen, dass man auch nach einer Trennung wieder auf die Beine kommt. Eine Trennung ist schmerzhaft und traurig, aber sie ist kein Gewaltakt.
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Ich bin leider nicht genug mein Individuum geblieben.

29.05.2023 10:36 • x 2 #12


Civic
Update :

Ihr Termin bei der Psychologin war heute schon, sie konnte einen früheren Slot ergattern.

- Gespräch war gut und hat ihr sehr geholfen

Ich komme auch mehr und mehr dahinter, warum das Ganze letztendlich sein musste und zwar genau so wie Sie es durchgezogen hat.

Dieses in der Jugend/Pubertät verletzte Kind-Ich kann sie einfach nur alleine heilen. Ich störe dann tatsächlich nur. Warum ?
Weil sie jetzt am Ende der Beziehung permanent 2 ganz starke Persönlichkeitsströme ausbalancieren musste. Zum Einen das rationale Ich, das ihr sagt, du hast doch hier alles, ein sicheres Leben mit einem liebevollen Partner. Zum Anderen dieses neue, nach Freiheit und männlicher Anerkennung gierende Ich, eine ganz große Angst das Leben zu verpassen, gerade jetzt wo sie so frei ist und sich ausleben kann.

Sie hat mich eigentlich sogar beschützt, in dem sie der Gier nach männlicher Anerkennung noch standgehalten hat bis die Beziehung zumindest beendet war. Was sie jetzt macht ist ihr Ding. So ein Kampf zwischen ich will Anerkennung von so vielen Männern wie möglich und ich will auf keinen Fall meinen Partner betrügen/hintergehen macht einen natürlich in kürzester Zeit kaputt. Da musste sie einfach raus. Ich kann ihr Handeln jetzt mehr und mehr verstehen und rechne ihr hoch an, dass sie sich nicht während der Beziehung schon hat verleiten lassen. Das hat sie mir offen und ehrlich so gesagt, dass es keinen anderen Mann gibt, sie aber gedanklich immer mehr damit beschäftigt war sich vorzustellen, wie es denn mit anderen Männern wäre. Wo diese starke Gier nach männlicher Anerkennung herkommt, wenn sie mental nicht ausgelastet ist, das muss sie mit der Psychologin herausfinden, da bin ich nun raus.

Wir wollen neben den ganzen organisatorischen Dingen, die jetzt geregelt werden müssen, (Anwalt, etc.) noch ein Abschiedsgespräch durchführen, weil wir beide die gemeinsame Zeit in einen schönen Rahmen einfassen möchten. So ein Auseinandergehen ist für mich viel besser als die typische verbrannte Erde Taktik. Das mag sich jetzt für Außenstehende nach einer vllt. zu schnellen Entscheidung von beiden Seiten anhören, aber ich bin absolut fein damit. Besser als ein ewiges Hin Her und sinnloser Pseudo-Kampf, wo man den Partner eh nicht mehr erreicht und sich kleiner und kleiner macht.

Ich habe hier auf der Arbeit offen und ehrlich mit meinen Chefs geredet, die würden sogar Vitamin-B spielen lassen um einen Dienststellenwechsel hinzubekommen wenn ich es wirklich möchte. Das ist keine Garantie für irgendwas, aber mit Hilfe auf einer höheren Ebene wird die Option, zurück in die Heimat zu gehen doch sehr sehr real für mich. Besser als wenn man erst noch gegen 10 Windmühlen kämpfen muss.

Werde mir jetzt am Freitag frei nehmen und dann ein kleines verlängertes WE in der Heimat machen, schön Grillen mit den Jungs, mal in den Arm genommen werden.

Für mich persönlich habe ich mir vorgenommen, unsere ehemals gemeinsamen Hobbys wieder mehr als eigen auszuleben und einfach gut zu mir selbst zu sein. Mein Lieblingsparfum wieder öfter tragen, vllt. ne neue Pflanze für die Wohnung kaufen, schön mal ne Nacht durchzocken oder Transformers-Filmeabend und vor allem muss ich dringend mal wieder in einen richtigen Tekkno-Schuppen und bis früh um 06:00 herzlichst einen abraven. Das wird richtig gut Hab ich schon heftig Bock drauf

Der ein oder andere wird sagen, der Schreibstil passt überhaupt nicht mehr zu meiner anfangs emotionalen Phase, aber ich denke das ist ein guter Weg und wir werden beide gestärkt aus den 5 Jahren hervorgehen

30.05.2023 14:26 • x 1 #13


Phasepunch
Mal aus der Sicht deiner Frau:

Ich kann sie absolut verstehen. Dein Text hätte aus der Sicht meines Mannes über mich geschrieben werden können, zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

Es ist unglaublich schwierig, wenn sich eine Person in der Beziehung schnell und umfassend verändert. Der andere Partner hält meist nicht Schritt, wieso auch, eigentlich muss dieser sich ja nicht ändern. Das Gefühl endlich auf eigenen Füßen stehen zu können, nach so langer Abhängigkeit, ist teilweise berauschend. Man hat das Gefühl, man kann nun endlich alles tun.

Es ist natürlich unfassbar traurig, ich kann mir vorstellen wie schmerzhaft es ist. Ich bin der Meinung, das gewisse Dinge einen für eine gewisse Zeit begleiten und aus allem kann man etwas für sich mitnehmen.

Ich finde es aber dennoch toll, wie ihr beide damit umgeht, auf mich wirkst du wirklich sehr ruhig und gefasst, das bewundere ich sehr.

Ich hoffe deine Versetzung klappt, ihr zwei könnt euch aussprechen und mit einem guten Gefühl auseinander gehen, wenn auch mit bitterem Nachgeschmack. Ich bin überzeugt davon, dass ihr diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist und schließe mich mit der Meinung an, dass sie dir (und euch) einen Gefallen getan hat.

30.05.2023 15:33 • x 1 #14


Civic
@Phasepunch

Danke für deinen tollen Beitrag. Es fühlt sich sehr gut an, bestätigende Worte für meine Sicht der Dinge aus dem Mund einer Frau zu hören, da ich natürlich mehrheitlich von Männern (gute Freunde, Kollegen, etc.) emotional aufgefangen wurde. Nicht falsch verstehen, ich will nicht, dass mir jemand Honig ums Maul schmiert, aber Zuspruch von unbeteiligten Dritten ist doch nochmal etwas anderes, weil die Neutralität gegeben ist.

Ich hatte mich in dem Moment als sie ging und in den Stunden danach ein Stück weit selbst verloren. Ist ja auch ganz klar, es fehlte ja tatsächlich plötzlich ein sehr großer Teil von mir. Je mehr ich versucht habe, ihre Sicht der Dinge anzunehmen, desto mehr hat alles Sinn ergeben....die anfängliche Wut und Verzweiflung war weg, die eigenen Vorwürfe hätte ich doch eher was gesehen, hätte ich doch dies und das anders gemacht alles weg.

Wir hatten ja in dem ersten Krisengespräch gemeinsam Punkte festgehalten, wie wir daran arbeiten. Aber das war rein von der Qualität der Veränderung her viel viel zu wenig für dieses neue Ich ihrerseits. Ist aber auch völlig klar, ich kann ja nicht über Nacht zu diesem neuen, unbekannten Menschen werden, nach dessen Zuneigung und Aufmerksamkeit sie jetzt so sucht. Dann würde ich mich ja komplett selbst entfremden und schauspielern müssen. So wie du es auch beschrieben hast. Ich hätte ja aus dem Nichts eine ähnliche Veränderung wie sie durchmachen müssen, um dieses Energielevel und Freiheitsstreben auch zu erreichen - komplett utopisch.

Mein Post Gestern war ja von 14:26 Uhr...nach den ehrlichen Gesprächen mit meinen Chefs und nach ihrem Termin bei der Psychologin + anschließendem Austausch per Sprachnachrichten war es, als ob sich dieses Ganze WirrWarr im Kopf auflöst und ich habe alles glasklar gesehen. Es klingt komisch, aber es war, als ob sich eine mathematische Formel auflöst. Ich bin ja Informatiker, alle 1en und 0en haben plötzlich Sinn ergeben, wo vorher dieser typische Matrix-Bildschirm mit den grünen Zeichen durchs Gehirn gerattert ist.

Ich ziehe extrem viel Energie aus der Tatsache, dass wir uns nochmal nur für uns treffen wollen, jeder bringt seinen emotionalen Farbkasten mit, und wir zeichnen ein wundervolles Bild der letzten 5 Jahre, denn es war die schönste Zeit unseres bisherigen Lebens und so wollen wir es auch einrahmen und festhalten. (natürlich metaphorisch gesprochen, ich kann eh nicht gut malen xD). Am liebsten würde ich eine KI mit der Geschichte der Beziehung füttern und wirklich ein Bild erstellen lassen. Das wäre komplett abstrakt, keiner außer uns beiden könnte irgendwas damit anfangen.

Klar hat sie mir das Herz rausgerissen in dem Moment, und ich habe geheult wie ein kleines Kind wie ich es noch nie getan habe. Aber wie du schon sagst, sie wollte das nicht, sie wollte sich nicht plötzlich verändern, nicht plötzlich mit Kindheits-Traumata konfrontiert sein, nicht plötzlich das Gefühl haben, das halbe bisherige Leben verpasst zu haben, panische Angst bekommen, dass das Verpassen genau so weitergeht wenn sie jetzt nicht ausbricht.
Dafür hat sie sich nie bewusst entschieden.

Wofür sie sich bewusst entschieden hat ist, sich selbst, mich und uns zu beschützen indem sie einfach gehen musste, damit wir dieses schöne Bild von uns malen können, ohne eine Affäre, ohne monatelanges Schauspielern und falsche Hoffnungen machen. Und das rechne ich ihr hoch an. Das ist Ehrlichkeit und wahre Stärke, auch wenn ich in dem Moment der Leidtragende war.

Ich schreibe bewusst war, weil ich mich überhaupt nicht mehr in der Opferrolle sehe. Vielleicht wäre ich auch ein unglücklicher, nerviger Partner geworden, weil ich den Wunsch nach Heimat in mir ständig hätte bekämpfen müssen. Dann wäre ich in genau so einer ambivalenten Zwickmühle gelandet wie sie jetzt am Ende der Beziehung.

Es klingt paradox, aber ich fühle so viel Energie und Kraft in mir, war gestern wieder das erste Mal bewusst beim Sport. Nicht um die Zeit totzuschlagen und mich abzulenken, nein nur für mich. Ich finde mit ganz großen Schritten zu mir selbst zurück, nach dieser anfänglichen riesigen Leere und dem Gefühl des freien Falls.

31.05.2023 09:06 • x 1 #15


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