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Auf der Kippe

W
Hallo Jeanne!

Es freut mich, daß es Dir besser geht (oder zumindest gestern gegangen ist)!

Daß Du manchmal daran denkst, ihm zu schreiben, oder auch daran, was er gerade tut - das ist in dieser Phase völlig verständlich, und jedem geht es so.

Allerdings - wenn Du ihn am Wochenende ohnehin siehst, und das unvermeidlich, dann stellt das ohnehin alles gleichsam in den Schatten, und sich davor irgendwelche Bewältigungsstrategien zu überlegen, wäre nutzlos.

Ich fürchte, Dich emotional wappnen zu können, wird kaum möglich sein, da Du offenbar ja noch starke Gefühle für ihn hast, und diese kann man nicht kontrollieren, wenn man dem geliebten Menschen wieder begegnet, und das geplantermaßen. Natürlich, man kann sie vielleicht nach außen hin, ihm gegenüber verbergen, aber man kann sie nicht in sich selber vermeiden.

Daher wird nichts anderes übrigbleiben, als daß Du Dich noch einmal ganz auf diesen Schmerz einläßt, da Dir das Treffen wichtiger ist als der Schmerz.
Zwar weiß ich nicht, worum es geht, aber generell ist es oft so, daß viele eine letzte Aussprache wollen, was eine sinnlose Quälerei ist und einen wieder an den Anfang zurückwirft - oder noch weiter, hat man sich Hoffnungen gemacht.
Aber wenn etwas unvermeidlich ist, bleibt ohnehin nichts anderes übrig, als es durchzuziehen. Wobei - wenn es etwa um die Rückgabe irgendwelcher Sachen geht - es besser wäre, dies auf dem Postweg oder über Freunde zu tun oder einen größeren Abstand anzustreben, bis man eben nicht mehr so emotionalisiert ist.

Also bei mir hat es schon etwas länger als 6 Monate gedauert, bis ich alles verarbeitet hatte - das war also auch mir nicht vergönnt . Alles in allem werden es so an die 10 Monate gewesen sein. Und mir hat es, wie gesagt, vor allem geholfen, daß ich irgendwann die Realität immer mehr gesehen und akzeptiert habe. Denn letztlich hängt man ja einem Traum nach, den Vorstellungen von einer Zukunft, die es ohnehin nie gegeben hätte. Und wenn man das einsieht, dann kann man auch von diesen Träumen lassen und kann neue entwickeln, und das ist das Entscheidende.

Liebe Grüße

27.10.2014 19:35 • #16


Jeanne d Arc
Lieber Whynot,

ich habe Dir eine PN zu den Gründen des Treffens geschickt.

Vielleicht kannst Du es ein bisschen verstehen - eine Aussprache, Dinge zurückgeben etc. würde ich momentan absolut vermeiden.

Okay, dann werde ich mich wohl wappnen müssen, dass es danach noch schlimmer ist. Wobei es heute wieder so heftig ist, dass ich es mir viel schlimmer kaum vorstellen kann.

Dir wir immer meinen herzlichen Dank für Deinen tollen Beistand!
Jeanne

27.10.2014 19:41 • #17


A


Auf der Kippe

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Jeanne d Arc
Lieber WhyNot,

ich habe das Treffen mit ihm jetzt doch abgesagt. Da ich so wenig Kontakt wie möglich wollte, habe ich ihm einfach nur eine kurze SMS geschrieben, dass das Treffen nicht stattfindet und es vielleicht auch einfach besser so ist, dass wir uns nicht mehr sehen (...auch wenn es mit ihm anders besprochen war, brauche ich jetzt erstmal auf jeden Fall Zeit für mich und will wirklich eine Kontaktsperre zu ihm...)

Daraufhin habe ich den ganzen restlichen Tag nichts mehr von ihm gehört.

Am Abend bzw. in der Nacht kam dann eine äusserst emotionale SMS von ihm zurück, dass es vielleicht wirklich besser so ist, dass er mich aber niemals vergessen wird, mich immer in seinem Herzen behalten und er ohne mich die schwere Zeit niemals überstanden hätte.
Er schrieb auch, dass er vor lauter weinen kaum schreiben könne etc.

Ich bin verwirrt.
Was macht er da nur?
Wieso beendet er die Beziehung, wenn es ihm doch offensichtlich so schwer fällt?
Wieso sagt er, er hat nicht genug Gefühle für mich und leidet dann fast mehr als ich?

Ist das denn normal?

Was soll das?

Es war auch immer innerhalb der Beziehung so, dass wenn er sich meiner sicher war, er auf Distanz gegangen ist. Wenn ich es dann gewagt habe, schwach zu sein und ihm zu zeigen, dass mich sein Verhalten verletzt ist er ganz weit weg gegangen (emotional).
Sobald ich aber von ihm weg gegangen bin und er sich meiner nicht mehr sicher war, ist jedesmal eine Welt für ihn zusammengebrochen, es ging ihm furchtbar schlecht und er wurde sehr, sehr emotional.

Ich kenne dieses Verhalten noch so ein bißchen aus meiner Jugendzeit, aber doch nicht von einem fast 50jährigen Mann...

Ich bin verwirrt und aufgewühlt. Jetzt weiß ich auch, warum eine absolute Kontaktsperre so wichtig ist.

Liebe und traurige Grüße,
Jeanne

29.10.2014 09:40 • #18


W
Hallo Jeanne!

Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die ein gröberes Problem mit Nähe-Distanz haben. In der Distanz geraten sie in einen melancholischen Liebesrausch (weil sie dann in ihrer Sehnsucht oft maßlos idealisieren und phantasieren), angesichts der Nähe, d. h. der Realität ist aber ein Idealisieren nicht mehr möglich und dann fühlen sie sich enttäuscht und bedrückt und die Gefühle reichen nicht mehr aus. Einfach deshalb, weil sie in der Distanz durch Idealisierungen diese heftigen Gefühle selber heraufbeschwören, während das im Zustand der Nähe nicht möglich ist und die Gefühle dann gleichsam kollabieren auf das reale Maß.

Wenn Dir jemand sagt, er würde Dich nie vergessen, Dich immer im Herzen behalten, Deiner stets in Liebe gedenken usw. - das kannst Du getrost als Phrasen abtun. Mehr ist das nicht. Worte, die in manchen Fällen in diesem Augenblick zwar aus dem Herzen kommen können, aber schnell verflogen sind. Und letztlich hast Du davon in jedem Fall auch nichts. Wer braucht das: im Herzen behalten zu werden? Was ist das? Außer eben Gerede. Es hat keinerlei Bedeutung in der Realität.
Ich habe das ja schon öfter gesagt: Was jemand sagt, ist völlig unerheblich (wenn natürlich in diesem Fall vielleicht schmeichelhaft), allein auf das reale Verhalten kommt es an. Jeder kann Dir sagen, daß er Dich liebt oder vermißt oder für immer in seinem Herzen tragen wird - das läßt sich aus jedem Kitschroman abschreiben.

Und wie Du sagst: Du kennst dieses Verhalten ein wenig aus Deiner Jugendzeit - dieses sich emotional fast symbiotisch Annähern, dann auf Distanz gehen, einfach so, aus der inneren Eigendynamik heraus, oder aufgrund einer Kränkung, die als Rache dann mit Distanzierung bestraft wird: das ist ein emotionales Kleinkindverhalten und hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit entsprechenden Mustern, mit einem emotionalen Kleinkindsein. Daher ändert sich das auch nicht, weil es gewissermaßen ein Grundmuster, ein Bestandteil der Persönlichkeit ist. Und man muß dann selber entscheiden, ob man mit einem emotionalen Kind leben kann und will oder eben nicht.

Diese sogenannte (absolute) Kontaktsperre hat nur dann wirklich einen sinnvollen Grund, wenn man sich auf diese Weise selber schützt, sei es, weil man von dem oder der Ex bedroht, beleidigt, belästigt wird, sei es, weil man es emotional halt nicht aushält oder man anders nicht darüber hinwegkommt.
Setzt man diese Kontaktsperre aber seinerseits als Rache ein, aus Trotz, um sich in einer ohnmächtigen Situation doch irgendwie mächtig zu fühlen, dann wäre dies allerdings selber eine Kinderei und lächerlich. Überhaupt dann, wenn der oder die Ex ohnehin heilfroh ist, nichts mehr von einem zu hören.
Und ebenso ist es ein Märchen, daß eine Kontaktsperre den/die Ex wieder zurückbringen würde - das sind billige Spielchen und eines erwachsenen Menschen durchaus unwürdig. Führen tut es letztlich dazu, daß sich der/die Ex leichter lösen kann - was aber ja auch sinnvoll ist, wenn die Gefühle eben geschwunden sind.

Liebe Grüße

31.10.2014 19:47 • #19


Jeanne d Arc
Lieber WhyNot,

bitte entschuldige, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich musste mich die letzten Tage ein bisschen selbst orientieren.
Letzte Woche Donnerstag abend hatte ich noch einmal mit ihm telefoniert. In diesem Telefonat haben wir uns darauf geeinigt, alle künftigen Treffen, trotz Absprache, bleiben zu lassen. Die Entscheidung ging von ihm aus, nicht von mir. Seine Begründung war, dass er das emotional nicht schaffen würde.

Seither geht es mir einerseits gut, da ich einfach das Gefühl habe loslassen zu können und nicht immer wieder in das Gefühlschaos gezogen zu werden, andererseits leide ich, weil ich - neben dem Vermissen von ihm - auch einen großen Traum aufgeben musste.
Welches von beiden mehr schmerzt, kann ich momentan gar nicht sagen.

Mit emotionaler Kleinkinderphase hast Du vermutlich recht. Mit sowas kann und will ich nicht umgehen. Wie soll man denn so eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen?
Und auch das idealisieren aus der Ferne erscheint mir bei ihm tatsächlich so. Wenn er allerdings nicht eigentlich mich liebt, sondern ledliglich ein Bild von mir, dem ich niemals gerecht werde, ist das ganze wohl wirklich zum scheitern verurteilt.

Die komplette Kontaktsperre ist momentan einfach für mich wichtig. Es soll auf gar keinen Fall eine Trotzreaktion oder ein Machtverhalten o.ä. sein.
Nur ist er so inkonsequent, dass bei weiterem Kontakt die Chance besteht, dass er wieder in die andere Richtung kippt und ich nie wirklich schaffe zu akzeptieren und loszulassen.
Meine Gefühle sind noch so stark, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mich dann nicht immer wieder darauf einlassen würde - so sehr der Kopf dagegen spricht.

Momentan versuche ich einfach nur zu leben.
Weiterzuleben.
Schöne Dinge zu tun - auch wenn alles trist und grau ist und ich jede Sekunde an ihn denke.

Liebe Grüße!

PS: ich brauche noch ein bißchen Zeit, um auf Deine PN zu antworten...

03.11.2014 11:33 • #20




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