Auf der Stelle treten

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Ich bin leider erst gestern auf dieses Forum gestossen.
Bei mir ist es auch nach 12 Monaten noch fast wie bei einer frischen Trennung. Die ersten Monate ging es mir sogar ganz gut , doch jetzt bin ich manchmal ganz am Boden zerstört. Ich kann es nicht begreifen.
Ich habe auch kein Interesse an neuen Partnern bzw. kann ich es mir auch gar nicht vorstellen.
Es ist diese unbegreifliche Verletzung, die einen lähmt.
Sie nimmt einem soviel Lebensfreude und das macht mich dann noch trauriger, weil ich das wenigstens schon verstanden habe.
Gruss Lara

17.09.2001 22:51 • #1


E
Hallo Lara,

schön, daß du im forum bist. du wirst hier jeweils auf leute und beiträge stoßen, die deiner phase entsprechen.

ich bin jetzt schon einige monate hier und sehe deutlicher auch, wo mir das forum geholfen hat und wo der teil beginnt, den mir keiner abnehmen kann:
- es war gut im forum durch die beiträge anderer zu erkennen, daß die symptome einer trennung bei fast allen verlassenen gleich sind. dazu gehört auch die fassungslosigkeit, daß du für deinen ex plötzlich (?!) scheinbar aufgehört hast, teil seines lebens zu sein. dies zu verstehen ist schwer, etwas leichter vielleicht bei anwesenheit eines dritten, insgesamt aber - besonders bei langen ehen oder parterschaften - surreal. du denkst dann lange zeit, du seiest in einem schlechten film.
- aber genaue antworten, warum dein spezieller partner sich so oder so verhalten hat, wird hier keiner finden, dafür sind die geschichten zu unterschiedlich und unsere eigenen anteile nur unvollkommen wiedergegeben
- manche im forum verharren auch deutlich lesbar in bestimmten phasen (wut, opferrolle) und warten auf das große wunder, was nicht kommen wird oder gefallen sich vielleicht auch in einer leidenden rolle
- es bleibt aber bei den grundwahrheiten: durchlebe alle phasen der trennung bewußt, lasse keine aus und ergreife wieder aktiv (und das ist bei jedem anders) die initiative für dein leben
- nur deine neue offenheit wird dir wieder neues glück bringen - you will get the love, that you allow !
- es gibt schon einige im forum, die neue partnerschaften eingehen, manche überstürzt - andere behutsam. alle werden merken, wie tief die verletzungen noch sitzen - ausgedrückt in angst vor einem neuen partner oder vor neuen enttäuschungen. ich meine aber, daß man trotz der ängste wieder ins leben gehen muß, es ist auch teil der heilung und es ist wieder schön zu spüren, daß man mit einem neuen partner wieder neue (!!!!) schöne dinge erleben kann
- du beschreibst deine lähmung, unter der du wie viele so leidest. es ist m.E. der große (aus vielen kleinen schritten bestehende) prozeß des loslassens und des akzeptierens der realität, um die du nicht herumkommst (sorry).
- einige im forum sagen, es half ihnen, immer mal wieder durch kontakte die unumkehrbarkeit der situation leidvoll spüren zu müssen, um endlich zu begreifen, daß es vorbei ist. dem kann ich mich nur anschließen, denn ich habe mich wirklich monatelang fast masochistisch mit gemeinsamen kontakten gequält. alle freunde von mir schüttelten schon den kopf und fragten warum must du dir diese kugel immer wieder geben ?
ich weiß es nicht - aber auch diese phase ist überstanden - hat bei mir anscheinend nur länger gedauert
- ich habe dann vor zwei monaten angefangen, behutsam wieder ins leben zu gehen und gemerkt, daß ich kein negativer sender mehr bin. ich habe alle möglichen verrückten sachen gemacht: freizeit- und singleclubs, kontaktanzeigen, in bars und discos gegangen.... habe mir auch den damit verbundenen frust abgeholt und akzeptiert, daß man nichts erzwingen kann
- dann plötzlich kam unerwartet und völlig überraschend eine neue frau in mein leben, in die ich mich langsam immer mehr verliebe. wir beide gehen ganz behutsam unseren weg und freuen uns auf das, was wir gemeinsam erleben und erträumen

fazit für dich: auch du wirst neues glück finden, wenn du die realität (erkommt nicht zurück !!) akzeptiert hast ! behalte eure schöne zeit im herzen, aber akzeptiere die unumkehrbarkeit. wenn du jetzt schon 12 monate gewartet hast, ist es genug !!
viele grüße

mick

18.09.2001 09:10 • #2


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Auf der Stelle treten

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Hallo Lara,

da ich Deine konkrete Situation nicht genau kenne, draengen sich mir zunaechst eine Menge Fragen auf:
Hast Du noch Kontakt zu Deinem Ex? Oder gibt es gewisse Dinge, die Dich immer wieder an ihn erinnern?
Suchst Du den Kontakt zu anderen Menschen? Oder meidest Du sie eher, weil es Dir schlecht geht?
Was genau ist jetzt anders als in den ersten Monaten, in denen es Dir ganz gut ging?

Ein Jahr ist eine lange Zeit. Genauso ist es aber eine kurz e Zeit.
Ist eine neue Beziehung sofort notwendig?

Wenn man all die guten Ratschlaege, die man nach einer frischen Trennung bekommt, beherzigt und einigermassen erfolgreich bei Ihrer Awendung ist, dann macht sich glaube ich irgendwann eine Art
Aufbruchstimmung breit; man verspuert Lust aufs Leben, auf all die Dinge (abseits von irgendwelchen Partnerschaften), die einem Spass machen. Man entwickelt Verdraengungsmechanismen und schuetzt sich damit vor der Selbstzerfleischung, die eine Verarbeitung der Trennung unmoeglich macht. Die eigentliche Verarbeitung findet jedoch auch irgendwann statt, portionsweise, und vielleicht durch den zeitlichen Abstand etwas abgeschwaecht, aber dennoch sehr schmerzhaft.
Wenn es Dir noch immer wie bei einer frischen Trennung geht, musst Du Dich vielleicht ein Stueck weit genauso verhalten, als ob die Trennung gerade erst gewesen waere.
Das bedeutet einerseits, dass Du mit anderen Menschen, die Dir nahestehen, ueber die Sache reden solltest - mit einer guten Freundin etwa - andererseits aber, dass vielleicht immer noch ein Stueck Verdraengung notwendig, wenn die Verarbeitung immer noch zu schmerzhaft ist oder einfach nicht gelingen will. Wichtig ist, dass Du abseits von jeglichen Partnergeschichten Deine Lebensfreude wiederfindest. Eine neue Partnerschaft hingegen waere im Moment wahrscheinlich lediglich eine Art Ersatzpartnerschaft und damit zu frueh fuer Dich. Insofern finde ich es im Moment gar nicht schlimm, dass Du Dir im Moment keine neue Partnerschaft vorstellen kannst.
Versuche, so viel wie moeglich zu unternehmen, versuche, Dich mit Freunden zu treffen, treibe Sport, geniess Deine Freiheit ... vielleicht gelingt es Dir dann, Deine Tiefs zu ueberbruecken.

Wenn Du allerdings den Eindruck hast, dauerhaft in Depressionen zu verfallen, solltest Du darueber nachdenken, ob Du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen solltest.

Ich hoffe, dass Dir meine Antwort ein wenig hilft,
und wuensche Dir alles Gute.

stefan

18.09.2001 09:11 • #3


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Liebe Lara !

Die anderen haben dir ja bereits viele Ratschläge gegeben. Kann es sein, dass du in der ersten Zeit die sache komplett verdrängt hast ? Oder bist du in so einer Art Erinnerungsphase, in der dir alle eure schönen Momente zum Bewußtsein kommen ?

Vielleicht solltest du dich jetzt wirklich einmal intensiv mit deinen Verletzungen beschäftigen. Was ist es genau, was dich so tief verletzt ? Schwebst du irgendwie im Ungewissen, woran es gelegen hat ?

Vielleicht kannst du noch etwas hierzu schreiben.

Ich selbst bin übrigens ebenfalls seit einem Jahr getrennt (bin verlassen worden). Diesbezüglich geht es mir sehr gut, allerdings hab ich ein halbes Jahr schwerste Arbeit an meinem Gemütszustand und ein weiteres halbes JAhr intensiven Selbstfindung investiert. Diese Zeit kann sich jedoch nicht jeder nehmen, also geh ich davon aus, dass viele Menschen durchaus auch länger zum verarbeiten brauchen. Du brauchst also nicht ungeduldig mit dir zu werden. Es braucht wirklich seine Zeit, jede Phase muß durchlebt und abgeschlossen werden.

LIebe Grüße
Susa

PS: Du trittst nicht auf der Stelle, sondern du läufst eine Spirale hinauf und manchmal wendest du den Blick eben nach unten auf eine tiefere Ebene und wirst traurig, aber dennoch geht dein Weg stetig aufwärts.

18.09.2001 22:04 • #4


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Hallo an alle,
vielen Dank, dass ihr mir geantwortet habt.
Ich habe wahrscheinlich die Trennung ersteinmal verdrängt.
Ich war zuerst froh, dass er weg war. Kein Genörgele mehr und keinen Stress.
Warum er gegangen ist weiss ich bis heute nicht. Jedenfalls nicht genau.
Der Zeitpunkt war auch sehr komisch. Man bekommt kein Kind, kauft sich ein Haus und trennt sich dann.
Und jetzt sehe ich alles Schöne.
Das gab es trotz Genörgele ja auch einmal.
Ich wäre nur so froh, wenn ich meinem Leben wieder mehr Freude abgewinnen könnte.
Momentan ist es wieder sehr bitter.
Liebe Grüsse Lara

18.09.2001 22:50 • #5




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