Ausgetauscht nach 16 Jahren

Hallo liebe Forenmitglieder,
ich habe schon länger still mitgelesen und möchte nun meine Geschichte teilen, in der Hoffnung, vielleicht ein paar Tipps mitnehmen zu können. Ich (w,42) war 16 Jahre lang mit meiner Frau zusammen, davon 4 verheiratet. Ich hab eine Tochter aus erster Ehe mit in die Beziehung gebracht. Vor 4 Jahren haben wir ein Haus gekauft. Ich hatte eine wunderschöne Zeit mit meiner Frau, bis zu dem Tag, an dem sie mir plötzlich und für mich ohne Vorwarnung mitteilte, dass sie mich nicht mehr liebt und auf Zeit von mir trennen möchte.
Ich merkte irgendwie seit zwei Tagen, dass etwas nicht stimmt und sprach sie darauf an. Da kam es zum Supergau (einen Tag davor sagte sie mir noch, wie sehr sie mich liebt. ). Sie warf mir viele Dinge vor, die sie an mir stören. Im Großen und Ganzen gebe ich ihrem Leben wohl zu viel Struktur vor, schließlich wäre sie ein Freigeist. In dem Gespräch fand ich aber auch heraus, dass sie sich fremdverliebt hat und es sogar schon zu einem Kuss kam. Ich war am Boden zerstört, denn ich wusste sofort, dass ich keine Chance haben werde.
Sie bot mir u.a. an, dass sie ausziehen könne und ich nahm das Angebot an, weil ich dachte, dass es so für meine Tochter und mich besser wäre. Sie meinte zu meiner Tochter, dass sich bis zu Ihrem Schulabschluss in einem Jahr für sie an der Wohnsituation nichts ändern würde. Das ist nun fast 3 Monate her. Dennoch leide ich noch immer sehr und fühle mich so verletzt und ausgetauscht.
Meine Ex ist gleich zu ihrer Neuen gezogen, lässt sich ihre Post dort hinschicken, hat nach 2 Wochen den ersten Urlaub mit ihr verbracht, im gleichen Land, in dem wir auch unseren ersten Urlaub hatten. Eine halbe Woche später hat sie mir dann eröffnet, dass die Trennung endgültig ist.
Ich bin damals ihretwegen in ihre Heimat gezogen, ihre Freunde sind meine Freunde geworden. Ihre Familie war meine Familie. Am Anfang der Trennung war ihre Familie geschockt und hat uns unterstützt. Zwischenzeitlich hat sie sich von uns zurückgezogen, genau genommen zwei Wochen nach der endgültigen Trennung. Als Begründung kam von meiner Schwiegermutter: ihre Töchter würden sie unter Druck setzen, weil meine Ex ihre Tochter ist und nicht ich. Dem Druck kann sie nicht standhalten. Die Beteuerungen, dass ich immer ihre Schwiegertochter bleibe und meine Tochter immer die Enkelin, haben sich damit in Luft aufgelöst. Unsere Freunde sind uns bisher größtenteils erhalten geblieben und auch für uns da. Meine Familie ist wahnsinnig doll für uns da, aber 400km weit weg.
Mittlerweile ist die Kommunikation zu meiner Ex sehr schwierig geworden. Sie wirft mir vor, dass ich ja fröhlich und zufrieden im Haus wohne, während sie ja kein richtiges Zuhause mehr hat. Ich hatte sie gebeten, nur vorbeizukommen, wenn entweder meine Tochter oder ich hier sind, da es sich komisch anfühlt, wenn sie hier in meinem privaten Raum allein noch Sachen zusammenpackt. Das muss sie unheimlich verärgert haben, denn sie begegnet mir gegenüber nur noch wütend. Ich versuche immer, ruhig zu reagieren, keinen Anlass für neuen Ärger zu geben. Aber eigentlich war sie schon vorher kaltherzig und hart, wie ich sie nie zuvor erlebt habe. Nun will sie, dass ich den Hausrat aufteile, das Haushaltskonto auflöse und ihr mitteile, ob sie oder ich das Haus behalte, will also alles so schnell wie möglich trennen. Ich kann irgendwie noch keine Wut empfinden, habe in gewisser Weise auch Verständnis dafür, dass sie sich verliebt hat - das passiert doch - aber was sie daraus macht, tut verdammt weh. Am Wochenende will sie vorbei kommen, um über die ganze Hausgeschichte zu sprechen. Ich hab sie 5 Wochen nicht gesehen. Ich hatte sie gebeten, nur noch persönlich zu kommunizieren, da man das schriftliche Wort zu sehr missverstehen kann. Nun grübel ich die ganze Zeit, wie ich ihr wohl begegnen soll. Am liebsten wäre ich genauso eiskalt und kurz angebunden wie sie, fürchte aber, das bekomme ich gar nicht hin und verliere sie damit noch mehr. Der Mensch, der sie vor der Trennung war, fehlt mir sehr. Ich vermute, es hat keinen Sinn, aber ich hoffe dennoch, dass sie zur Besinnung kommt. Das Gefühlschaos könnte größer nicht sein.

@Seifenblasen
Du musst jetzt erstmal einen klaren Kopf bewahren und trennen zwischen Emotionen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten.

Habt ihr einen Ehevertrag, welche wirtschaftlichen Dinge ändern sich für dich? Das würde ich zunächst klären.

Sie soll zu Besinnung kommen - so funktioniert das nie. Denn sie fühlt sich jetzt mehr bei Besinnung als je zuvor, so ist das leider

Danke für deinen Beitrag.
Nein, einen Ehevertrag gibt es nicht. Ich hab schon aufgeschrieben, was mir an Hausrat wichtig ist, hab mich über die Kontentrennung informiert, wollte es mir ihr besprechen und auf einmal geht das von ihr aus erst, wenn ich mich mit dem Haus entschieden habe. Das kann ich in meiner derzeitigen Gefühlslage aber noch gar nicht klar entscheiden. Was ist, wenn ich das ganz anders sehe, sobald ich klarer denken kann...

Liebe liebe @Seifenblasen !

Das tut mir so unendlich leid und ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen und nachempfinden.
Mir ist das Gleiche vor 2 Monaten passiert. Allerdings nur nach 3 Jahren Beziehung.
Das Gefühl ausgetauscht worden zu sein, und den Menschen den man da vor sich hat gar nicht mehr zu kennen, ist ein ganz ganz schlimmes Gefühl.
Unsere Trennung, bzw seine, war noch mieser vom Ablauf.
Aber trotzdem fehlt er mir.

Wie lang ist denn die Trennung her?

Hallo Seifenblasen,

welcome in diesem Forum, auch wenn dein Anlass leider unschön und traurig ist.

Du bist verheiratet, keine Ehevertrag - die Trennung ist ausgesprochen und die Meinungen gehen auseinander.

Mein erster Rat an dich: Umgehend, am besten sofort, zum Anwalt für Familienrecht, zur Erstberatung.

Du brauchst fachlichen Rat und Rückenstärkung: Wo du jetzt stehst, was evtl. auf dich zukommen könnte, wie die rechtliche Seite aussieht, mit allen Rechten und Pflichten.

Erstmal alles Gute!

Danke für eure lieben Worte. Die Trennung ist nun fast 3 Monate her, aber es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, noch immer so unfassbar.
@KarmawillcatchU: deine Trennung tut mir sehr leid, auch erst zwei Monate her... Genau, der Mensch, den ich geliebt habe, dem ich im Leben am meisten vertraute, ist urplötzlich nicht mehr da, so hart. Anfangs war sie so fröhlich und glücklich, dass ich es kaum ertragen konnte. Mittlerweile sehe ich sie nur noch selten, per WhatsApp begegnet sie mir sehr kalt und vorwürflich. Ich versuche immer, den Ball flach zu halten. Eigentlich denke ich, eine härtere Gangart meinerseits wäre nicht verkehrt. Das schaffe ich aber noch gar nicht.
Rechtliche Beratung habe ich mir tatsächlich schon geholt, gerade für die Zeit, in der sie anfing, so aggressiv zu werden.