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Das Elternhaus

U
Zitat von Puppenmama5269:
Durch @Kopfweide kam mir etwas in Kopf.

Nun, jeder hat doch sein Päckchen zu tragen. Aus dem Elternhaus evtl?!
Gab es dort bei euch etwas, was ihr unbewusst oder bewusst mitgenommen habt und versucht das alles nicht in euerer Beziehung zu haben?

Etwas das ihr versucht besser zu machen?
Oder merkt ihr, das ihr vielleicht genau das tut was im Elternhaus passiert ist?

Falls der Thread zu persönlich ist, ignorieren. Aber es würde mich schon interessieren.

Auch bei mir gab es so einiges. Da würde ich gern drauf eingehen. Ich muss mal schauen wie.


Ein interessanter Thread, mal was anderes. Danke schön!

Dann will ich mal loslegen:

Ich und mein Bruder wurden sehr autoritär erzogen, mit 8 Jahren das erste Mal auf dem Bau, mit 12 Jahren das erste Mal auf dem Baugerüst, mit 14 Jahren konnte ich meine erste Glasscheibe in eine Fenster einsetzen, mit 16 Jahren fummelte ich an Elektrodosen und Leitungen etc. , eben eine sehr handwerklich geprägte Familie. Mein Vater wollte seltsamerweise nie, dass seine Jungs mal Handwerker werden und was ist draus geworden?

Mein Bruder übernahm nach dem Tode meines Vaters die elterliche Glaserei, ich ging den kaufmännischen Weg, war aber etliche Jahre als ungelernter Glaser im elterlichen Betrieb.

Vorteil: Ich kann zu 80-90% alle möglichen handwerklichen Arbeiten ausführen, bin eben sehr fundamental aufgezogen worden.
Nachteil: Unsere Kindheit war geprägt von Arbeit etc. Arbeit ging immer vor, das Spielen mit Freunden war sekundär.

Dieses wollte ich meinen eigenen Kindern nie antun, sie sollten ihre Kindheit auch als solche haben, erleben und genießen.

Meine Erziehung empfand ich nicht als schlimm, aber sie war eben geprägt von Umständen und Verhältnissen, die nicht unbedingt kindgerecht sind bzw. waren, aber früher waren eben die Zeiten anders als heute. Da gab es auch mal einen Hintern voll bei Zuwiderhandlungen, heute ist ein Klapps auf dem Hintern gleich eine körperliche Gewalthandlung (habe meine Ex-Stiefkinder aber auch nie geschlagen, man kann Sachverhalte auch ausdiskutieren, wenn man möchte). Ich habe Gewalt immer gehasst, musste aber zeitweilig zur Verteidigung schon häufig mal anwenden. Habe da vor allem in meinem letzten Job Dinge erlebt und gesehen, die wünsche ich nicht unbedingt jedem Menschen.

L.G.

Udi

27.03.2018 13:32 • x 3 #76


R
Danke, dass es diesen Strang gibt @Puppenmama5269
Dann bin ich wohl an der Reihe.
Ich bin mit sehr jungen Eltern aufgewachsen. Meine Eltern waren zum Zeitpunkt meiner Geburt 18 bzw. 20 Jahre alt. Im Prinzip noch selbst Kinder, die plötzlich Verantwortung für ein Baby hatten. Damals gab es diese segensreichen Dinge wie Elternzeit/Krippe nicht. Und arbeiten musste beide, da das Geld einfach noch knapp war. Oma hütete mich.
Meine Kindheit war geprägt von Kälte und ständigem Druck. Gefühle zeigen mir gegenüber? Höchstens in der Form, dass ich völlig unzureichend bin; dass ich nichts kann.
Gute Leistungen später in der Schule wurden von meiner Mutter samt und sonders negativ kommentiert. Hatte ich eine 1, kam die Frage, wieso ich nicht die volle Punktzahl erreicht habe. War ich stolz auf sportliche Erfolge wurde dies einfach als *Kinkerlitz* abgetan. Fehlverhalten wurde mit Ignorieren bestraft und mit dem Spruch: Du bist eine Geißel der Menschheit. Dich kann man nicht mögen. Als Kind verstand ich die Welt nicht. Wieso hat mich meine Mama nicht lieb? Heute weiß ich, dass sie ihren Frust an mir abließ. Frust über Arbeit, Ehe und Kind. Frust darüber, dass sie nie die Chance erhielt, eine Ausbildung zu absolvieren. Das mag alles wirklich schrecklich für sie gewesen sein - was konnte ich denn dafür? Ich wurde doch nicht gefragt.
Na ja, trotz allem beendete ich das Gymnasium und absolvierte eine Lehre.
Heiratete, bekam zwei Töchter, die mitten im Leben stehen und mein ganzer Stolz sind. Ich kann meinen Kindern sagen, dass ich sie liebe; dass ich stolz auf sie bin. Meine Mutter kann es bis heute nicht.
Ich musste vor etwa zehn Jahren meinen Beruf krankheitsbedingt aufgeben; wurde umgeschult. War alles in allem nicht einfach. Aber man kämpft sich durch. Voller Stolz erzählte ich meiner Mutter nach dem ersten Tag der Prüfung, dass ich mit einer 2,5 die erste Prüfung bewältigt habe. Kommentar: Das muss aber heute besser werden.
Es belastet mich nicht mehr, was sie sagt. Nur eines fällt mir an mir selbst auf: ich kann schwer mit Kritik umgehen. Ich fühle mich in meiner Person abgelehnt. Wobei das ja völliger Quatsch ist. Ich tu mir da sehr schwer damit. Aber ich arbeite daran.
Ein vertrauensvolles Verhältnis war zu meinen Eltern nicht möglich. Immer war ich Schuld. Und als es dann begann, dass mich ein Verwandter ständig begrabschte, war ich in meiner Not allein. Wem wollte ich mich anvertrauen? Wer würde mir das glauben? Das hätte mir niemand geglaubt - davon bin ich bis heute überzeugt. Ich habe meine Mutter einmal darauf angesprochen, was mir als Kind passiert ist. Sie sah mich an und fragte, wieso ich nichts gesagt hätte. Meine Gegenfrage, ob sie mir denn das damals geglaubt hätte, verneinte sie kleinlaut.
Na ja, trotz allem bin ich trotzdem zufrieden mit mir, so wie ich bin.

27.03.2018 13:43 • x 6 #77


A


Das Elternhaus

x 3


K
Eure Geschichten verursachen mir unangenehme Gänsehaut und machen mich sehr traurig. So viel Schmerz.

Ist es nun so, dass so viele schwierige Biografien sehr viel weiter verbreitet sind, als man glaubt. Oder ist es kein Zufall, dass sich so viele mit schwierigem familiären Hintergrund (um es mal vorsichtig auszudrücken) hier treffen?

Auch von meiner Seite einen Dank an Dich @Puppenmama5269 für dieses Thema!

27.03.2018 14:02 • x 8 #78


A
Zitat von KBR:
Ist es nun so, dass so viele schwierige Biografien sehr viel weiter verbreitet sind, als man glaubt. Oder ist es kein Zufall, dass sich so viele mit schwierigem familiären Hintergrund (um es mal vorsichtig auszudrücken) hier treffen?


Genau diesen Gedanken hatte ich vorher auch schon. Ich befürchte ersteres.

Meine Therapeutin meinte mal, dass im Schnitt jeder 3. Mensch mit etwas Schwerem zu kämpfen hat: schwere Erkrankung, traumatische Kindheit, Pflege der Eltern, akuter Trauerfall etc. etc. Wenn man also mal auf der Straße steht und die Leute beobachtet und sich vorstellt jeder Dritte. . . - man sieht es halt keinem an. Und wir denken manchmal Hach, allen anderen geht es offensichtlich gut - nur mir nicht - ein fataler Trugschluss. (Woher sie die Zahlen hat, weiß ich nicht, kann sie aber nochmal fragen.)

27.03.2018 14:13 • x 7 #79


R
Zitat von KBR:
So viel Schmerz.

Manchmal war der Schmerz übermächtig. Ich hatte dann die Eingebung, mit meinem Mann darüber zu reden. Irgendwie konnte ich das nicht mehr unter Verschluss halten. Alles drängte an die Oberfläche. Und ich erzählte ihm von den Übergriffen.
Tja, was soll ich sagen? Bei einem Streit einige Zeit später knallte er mir das ins Gesicht. Was habe ich daraus gelernt? Vertraue niemandem - nur Dir selbst.

27.03.2018 14:15 • x 5 #80


P
Sehr gerne liebe Foris.

Ich überlege die ganze Zeit wo ich anfangen könnte. Ich weiß es nicht.
Aber ich könnte mal etwas aus dem Elternhaus von meinem Esel erzählen.
Denn Jahre lang, habe ich mir alles damit erklärt. Warum er ist wie er ist. Was ein gewichtiger Anteil ist, ABER definitiv nicht alles.

Der Esel!
Er wuchs praktisch als Einzelkind auf. Er hat ne halb Schwester. Aber sie war erwachsen und zog aus als er zur Welt kam.
Er ist ein Gastro Kind. Griechisches Restaurant und drüber wohnte die Familie.
Er war praktisch den ganzen Tag allein und zudem stark übergewichtig. Klar, bei dem Essen.
Er wurde als Kind/Teenie somit nur gehänselt. Dazu noch Rothaarig und Grieche. Ja, nicht einfach.

Sein Vater war Dro.abhängig. Seine Mutter Al.abhängig.
Es gab nur Streit bei den beiden. Bis die fäuste flogen, beidseitig.
Es gab Streit um das Geld. Die Eltern konnten nicht mit und nicht ohne einander.
Und ER bekam alles mit.

Er flüchtete in die virtuelle Welt ( als sie zugänglich wurde).
Freunde hatte ER nur einen.
Trotzdem wurde er extrem verwöhnt. Nach dem Motto, zuckerbrot und Peitsche.

Seine Tante hasste ihn, Eifersucht bis aufs Mark. Denn er gab schließlich den Namen weiter.

Mit 14 knapp 15 Jahren starb seine Mutter, in seinem beisein.
An Alk.
Er versuchte sie wieder zu beleben aber er schaffte es nicht.
Sein Vater starb 2 Jahre später, Dro.
Er kam mit 17 Jahren in ein Heim, weil seine Familie ihn nicht aufnahm.
1 Jahr lang sass er da. Bis die Familie seiner ersten Freundin ihn aufnahm.

Selbst seine halb Schwester nahm ihn nicht zu sich. Keiner.

Da fing es an das er sich von einem gemachten Nest ins nächste begab. Was bis heute ( wie euch bekannt ist) nicht aufhörte.

Jede Ausbildung und jeden Job hat er bis heute abgebrochen.

Nun ja, vieles erklärte ich mir damit. Aber das allein war kein Grund seine/unsere Familie zu zerstören.

Leider predigte ich vergebens, Jahre lang, das er dringend in Therapie muss. vielleicht erkennt er es eines Tages, wenn es zu spät ist.

So viel zu seinem Elternhaus.

27.03.2018 14:23 • x 3 #81


G
Es ist wirklich erschreckend wie sehr sich viele Geschichten ähneln.

Mir kam schon ein wenig der Gedanke, dass sich Menschen mit gesundem Bindungsstil hier wahrscheinlich auch eher nicht aufhalten, sondern ihre Probleme ja ganz natürlich lösen können, eben weil erlernt.

Ich bin auch von denen die Gewalt erlebt haben. Eine Mutter mit absolut keinen Selbstbewusstsein, Hang zu Alk+Eurox0kranken und trotzdem dreht sich die Welt nur um sie. Da hat sie wohl selbst ein altes Thema zu bearbeiten gehabt.

Ich habe als Kleinkind meine Eltern angebettelt anständig miteinander zu sprechen und nicht zu schreien.
Wirklich bewusst das sie ihrer Rolle nicht gerecht werde wurde ich mir als ich kurz vor der Einschulung stand.
Sie waren nachts verschwunden.
Ich war erst innerlich völlig verloren, wurde dann aber von der Erinnerung an die nette Kneipe nebenan da raus gerissen. Zog meinen jüngeren Bruder an und hab ihn irgendwie in die Karre gehieft.
Ich bin dorthin und fand die beiden am Tresen vor. Ich weiß noch das meine Mutter knallrot anlief, während ich gebrüllt habe das sie verantwortungslose Eltern wären.

Ich kann bis heute keine Menschen leiden die sich ihrer sozialen Verantwortung nicht bewusst sind. Bin ziemlich unstrukturiert, da ich Regeln und Grenzen nie erfahren habe.
Glücklicherweise habe ich Großeltern die viel Erziehungsarbeit geleistet haben.
Ich bin völlig anders als meine Eltern. Die kommen mit ziemlich zurück geblieben vor. Zu meinem Vater habe ich seit Jahren keinen Kontakt.
Zu meiner Mutter habe ich oft eine Rollenverschiebung erlebt.

Aber ich habe auch Frieden damit geschlossen. Ich kann mich dort mittlerweile abgrenzen, nach ein zwei Stunden, wenn meine Familie mich wieder mit Sachen belagert, die nicht meine Baustelle sind.
Emotionale Erpressung rieche ich auf Kilometer. Dann bin ich weg. Und da sowas auch bei meinen Eltern vor kam, bin ich allergisch auf Affären.
Da mein Bruder Trisomie 21 hat, stecke ich unbewusst auch noch oft zurück. Aber bei weitem nicht mehr in dem Ausmaß wie es Mal war.

Nachdem ich begann zu reflektieren, dass ich mich an Personen gebunden habe, die mich emotional auf Abstand halten, habe ich mich aus meiner Beziehung gelöst vor vier Jahren und meinen Freundeskreis aufgeräumt.
Mir geht es hervorragend mittlerweile.

27.03.2018 14:28 • x 4 #82


P
Oh man, Puppenmama5269 s Beschreibung ihres E hat einige Ähnlichkeiten mit meinem Letzten. Ich hatte sofort das Helfersyndrom gehabt mit viel Liebe für diese Person. Das würde ihn heilen. (äh hust, haha)

Inzwischen hoffe ich, dass ich soweit bin und anderen zugestehe erwachsen genug zu sein um sich Hilfe zu holen, und zwar echte Hilfe, z.B. professionelle Hilfe, und ich erwarte nun selbstverantwortliches Handeln und Umgang miteinander. Die Zeit, selber Mutti gespielt zu haben für den 'Partner' und im Gegenzug auch noch 'Helfer im Gegenzug' zu erwarten, ist hoffentlich bald vorbei.

Mein altes Helfersyndrom ist eine Folge von meiner Sehnsucht, dass man mir als Kind aus den grottigen Situationen hilft. War nicht. Also spielte ich das seitdem immer und immer wieder nach. Und es gbt viele, die gerne Hilfe in Anspruch nehmen.

27.03.2018 14:36 • x 2 #83


K
Mir zählte mal ein Arzt (Allgemeinmediziner und Psychologe auf), wie viele Extremsituationen gleichzeitig ich gerade bewältige. Es gibt da wohl irgendeine Skala, wie Tod eines Angehörigen, Mobbing, Scheidung etc. zu Buche schlagen. Kennt das zufällig jemand und weiß, wie das heißt? Jedenfalls gibt es wohl einen Wert, den Menschen i.d.R. ohne - zumindest übergangsweise - Schaden zu nehmen, nicht bewältigen können.

@arjuni
Was Deine Therapeutin sagt, kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich muss mich da nur mal im Kollegenkreis umhören. Ein Kollege hat seinen Schwager dabei erwsicht, wie er sein Baby küsste. Meine Vertretung hat auch keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Die nächste pflegt einen schwerkranken Mann. Die übernächste hat ihren Sohn allein groß gezogen und mit vielen Jobs das Haus gehalten und finanziert und als es abbezahlt war, ist sie abgebrannt. Usw. usw.. Hinzu kommt, dass das Thema Tod zwangsläufig jedem mal begegnet.

27.03.2018 14:43 • x 2 #84


MKH
@Puppenmama5269

Das hört sich hart an mit deinem Esel. Und dennoch glaube ich, dass nicht jeder, der aus schlechten Verhältnissen kommt, auch wirklich einen Dachschaden hat oder beziehungsunfähig ist.

Bestes Beispiel: Mein Dad. Er kam aus einer Familie der absoluten Gewalt. Seine Geschwister und er sind ständig verprügelt worden. Alle seine Geschwister sind heute bildungstechnisch auf einem niedrigen Niveau und bewegen sich eher in der unteren sozialen Schicht. Der kleinere Bruder meines Vaters ist in einer Badewanne mit brühendem Wasser umgekommen. Es war egal. Die Mutter hat einfach weitergelebt ohne große Emotionen. Empathie und Gefühle konnte man in diesem Haus sowieso suchen. Mit 18 packte mein Dad seine Sachen und ging zur Bundeswehr. Er hielt es in seinem Elternhaus nicht mehr aus. Einige wenige Male kehrte er mit meiner Mutter dorthin zurück, meine Mutter berichtete ,dass beim ersten Mal gerade meine Oma in der Einfahrt zusammengeschlagen wurde von meinem Opa und beim zweiten Mal wollte mein Opa meiner Mutter zur Begrüßung die Zunge in den Hals stecken. Ich habe es selbst gesehen, ich war damals etwa 6 Jahre alt. Generell war diese Familie wie aus einem Horrorfilm. Aber mein Vater war stark genug, sich zu lösen und seinen eigenen Weg zu gehen. Darüber hinaus fand er die Liebe bei meiner Mutter und deren Familie und ich glaube, dafür ist er täglich dankbar.

27.03.2018 14:51 • x 3 #85


R
Zitat von MKH:
Und dennoch glaube ich, dass nicht jeder, der aus schlechten Verhältnissen kommt, auch wirklich einen Dachschaden hat oder beziehungsunfähig ist.

Das sehe ich genau so. Und es darf auch nicht als Ausrede für Fehlverhalten herhalten. In der Hinsicht muss man im wahrsten Sinne des Wortes aus den Erfahrungen seine Lehren ziehen. Auch mit professioneller Hilfe, wenn man es allein nicht schafft.

27.03.2018 14:55 • x 2 #86


P
@MKH

Absolut richtig. Nicht jeder hat einen am der Murmel wenn ihm etwas passiert ist. Ich sag nur, Phönix aus der Asche!
Zähle ich mich sogar selbst zu. Näheres dazu, irgenwann.

27.03.2018 15:00 • #87


G
Es hat ja auch sein Gutes. Wenn man einmal weiß, dass man vom Boden auch wieder aufstehen kann, fühlen sich Rückschläge gar nicht mehr ganz so schlimm an.
Mir hat es ne Menge Leichtigkeit verschafft.

27.03.2018 15:50 • x 1 #88


P
Was ein interessantes Thema hier - wow ! Und schon echt sehr bedrückend welche Art von Kindheit manche von Euch er- und durchleben musstet.
Ich will gar nicht so viel ausbreiten - vielleicht vielmehr versuchen einen Zusammenhang herzustellen, zwischen meiner Kindheit, daraus gewonnenen Erkenntnissen und der Frage, warum ich jetzt eigentlich in so einem Forum unterwegs bin bzw. in der Situation, in der ich mich seit etwa einem Jahr befinde.

Meine Kindheit war sehr behütet - bin auf dem Lande aufgewachsen, mit einer bis zur Selbstaufopferung und bedingungslos liebenden Mutter und einem eher verschlossenen, kaum Zärtlichkeit gegenüber den Kindern zulassenden, aber doch liebenden Vater. Meine Eltern habe ich fast nie streiten sehen - und Zärtlichkeiten gab es nur in kleinen Gesten vor uns Kindern. Sie hatten aber -glaube ich- eine gute, liebevolle Ehe: ich erinnere mich z.B., dass mein Vater meine Mutter im Bett immer umarmt hielt (in den seltenen Fällen, in denen ich dort war...) - seine Betthälfte sah quasi ständig unbenutzt aus.
Es gab nie Alk. oder Gewalt. Auch in der Grossfamilie kam es nie so etwas wie Scheidungen oder Trennungen - man blieb schlicht zusammen. Natürlich war da viel Fassade, die uns vorgespielt wurde, wenn auch nicht im unmittelbaren Elternhaus. Es war eine sicher nicht perfekte, aber doch sehr harmonische Kindheit.

Meine Frau hat mich belogen und betrogen - über einen längeren Zeitraum. Habe dazu auch Themen erstellt. Dadurch bin ich erstmal in ein verdammt tiefes Loch gefallen - klar, wie jeder andere hier, der dies erleben musste, auch. Während andere Männer mehr oder weniger sofort gegangen wären, konnte ich dies einfach nicht. So bin ich einfach nicht gross geworden, Scheidungen gab es nicht ! Ob ich es nicht doch noch tun werde, weiss ich noch nicht. Bin mir zwischenzeitlich auch sehr bewusst darüber, dass ich - trotz meiner Kindheitserfahrungen - die endgültige Reisslinie ziehen werde, sollten Vertrauen und Respekt nicht wieder zurückkommen oder sich gar weitere Lügen etc ergeben.
Noch ein zweite Erkenntnis, die ich vor kurzem hier gewonnen habe. Jemand schrieb hier von der bedingslosen Liebe einer Mutter, mit der man als Sohn ins Erwachsenenleben startet - und irgendwie, sicher unbewusst und vor allem in einer langjährigen Beziehung, dies wohl auch zum Teil in seinen Beziehungen so erwartet. Aber, die Liebe in einer Mann-Frau Beziehung ist natürlich eine andere, sie ist eben auch nicht bedingunslos. An dem Erhalt dieser Liebe muss Mann (und Frau natürlich) in vielerlei Hinsicht immer arbeiten um sie zu erhalten. Es gibt Männer, sofern sie denn diese bedingungslose Liebe im Elternhaus erfahren durften, die kapieren dies schneller als andere. Ich gehöre da wohl eher zu denen, die hierfür länger brauchten. Dies rechtfertigt für mich übrigens sicherlich trotzdem kein Fremdgehen der Frau...nur mal so am Rande.

Gegenüber meinen Kindern bin ich übrigens ganz anders als mein Vater. Ich zeige meine Liebe viel offener, auch mit Kuscheln, viel Nähe zulassen, Gespräche führen etc. Mir hat dies damals eben schon gefehlt.

27.03.2018 16:30 • x 4 #89


M
Zitat von Purzel1966:
Jemand schrieb hier von der bedingslosen Liebe einer Mutter, mit der man als Sohn ins Erwachsenenleben startet -

Könnte ich sein, bin auch mit Eltern groß geworden, die sich nie geschieden hätten, bei Ihnen galt die Formel, bis das der Tod uns scheidet, sind nun beide tot. Und mein fremdgehender Ehemann, die Mutter dreimal verheiratet, zweimal geschieden, einmal mit Tod verloren, der Vater einmal geschieden, nie mehr geehelicht ...

Das Elternhaus lebt viel vor.

27.03.2018 16:36 • x 1 #90


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