605

Das Elternhaus

A
Zitat von Käptn Nemo:
Ich bin nicht so der Kandidat, der sich öffnet und gern über sich selbst spricht. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Eltern mir immer das Gefühl gegeben hat, dass man selbst an letzter Stelle stehen sollte und immer erst nach den anderen schauen sollte.


Schön, dass Du es geschafft hast, Dich hier mitzuteilen! Danke für Dein Vertrauen!

Zitat von Käptn Nemo:
Obwohl es wirklich eine sehr harte Zeit war, habe ich viel mitgenommen. Ich rede viel mit meiner Tochter und zeige Ihr, dass es immer wichtig ist über seinen Kummer zu sprechen. Manchmal bauen wir einfach nur eine Höhle und erzählen uns von unserem Tag oder wir gehen auf den Friedhof und lassen einen Luftballon mit gemalten Bildern steigen.


27.03.2018 09:57 • x 2 #61


megan
@arjuni ich mache mir viele gedanken darüber, wie ich mein leben füllen werde, wenn ich mal nicht mehr so mobil bin wie jetzt
das lied Renegade von den Ambassadors ist mein heldensong,
samt dem video in dem der mann ohne beine mit in die berge geht

mein opa konnte irgendwann nicht mehr spazieren gehen, weil seine hüfte weh tat
wir alle redeten auf ihn ein, sich in einen rollstuhl zu setzen und weiterhin raus zu gehen
das wollte er, der immer aufrecht, stolzen schrittes unterwegs gewesen war, auf keinen fall

meine oma drängte ihn dann zu einer hüft op
als die erste gut verlaufen war
wollte sie ganz schnell, dass auch die andere noch gemacht wird

die ärzte wollten noch ein jahr warten
aber er wurde trotzdem operiert
bekam danach eine lungenentzündung und starb

27.03.2018 10:05 • x 1 #62


A


Das Elternhaus

x 3


K
@Käptn_Nemo

Danke, dass Du das mit uns teilst.Was Du erlebt hast, ist auch sehr schwer.

Echte oder eingebildete Krankheit wird von Eltern auch oft missbräuchlich eingesetzt. Ich erinnere auch, dass ich immer leise sein musste, wel mein Vater ja schwer herzkrank war. Ich musste deswegen seine cholerischen Anfälle und Launen ertragen. Im Schatten dieser Bedrohung Tod und womöglich der Verantwortung dafür groß zu werden, ist hart.

Ich habe eine Freundin, deren Mutter sie nicht liebte. Ihr Vater liebte sie umso mehr, aber er war ein schwacher Mann, der seiner manipulativen und herrschsüchtigen Frau nichts entgegen zu setzen hatte. Sie setzte ihr Leben lang Krankheit als Mittel ein, um ihre Ziele zu erreichen (ich sage ausdrücklich nicht, dass es auch bei Deinen Eltern so war, es fiel mir nur gerade ein, als ich Deine Geschichte las). Meine Freundin musste sich als Kind oft zu ihrer Mutter ins Bett legen und bei ihr sein, wenn diese wieder ihre Migräne hatte. Stundenlang. Sie durfte nicht aufstehen. Wenn die Mutter keine Migräne hatte, wurde meine Freundin geschlagen, durfte keine Freunde haben usw. Das finde ich auch absolut bestürzend. Zumal sie selber eine tolle und warmherzige Frau geworden ist.

Was Deine Situation um Deinen Vater angeht: ja, ich verstehe, dass Du die Entwicklung bereust und Dir nur schwer verzeihen kannst, obwohl mal dahin gestellt ist, ob es objektiv etwas gibt, was Du Dir verzeihen müsstest. Denn ich bin ja in einer ähnlichen Situation, wenn auch viel älter als Du damals, und überlege fast täglich, ob ich nicht doch nochmal auf meinen Vater zugehe, um Frieden zu schließen. Er wird nichts ändern, aber so könnten wir alles um die letzten Jahre (?) meiner Eltern friedlich lösen.

Doch dann denke ich:

OMG; aber wie soll ich das aushalten, falls meine Eltern noch 20 Jahre leben?,

was ich ihnen natürlich bei bestmöglicher Gesundheit wünsche. Aber ich kann unmöglich wieder so weitermachen, wie die ersten 46 Jahre in meinem Leben. Denn die nächsten 20 Jahre sind ja nicht nur ihre Jahre sondern eben auch meine und so traurig es ist, geht es mir besser in den letzten zwei Jahren ohne meinen Vater. Trotz aller Zweifel und der festen Überzeugung, dass er mich eben auf seine Art liebt und zutiefst bereut, wie er sich aufgeführt hat, als es zum Bruch kam.

Dennoch verstehe ich Deine Reuegefühle, denn ausgerechnet mein Vater lebte mir vor, wie es ist, wenn man sich mit seinen Eltern nicht aussöhnt und es irgendwann zu spät dafür ist. Als seine Mutter starb, fühlte er sich fremd und unbeteiligt. Doch mit den Jahren wurde sein Kummer darüber, dass sie nicht im Frieden auseinander gegangen sind, immer größer. Er hätte noch so viele Fragen zu seiner Kindheit und dem Erwachsenwerden, zu vielen unschönen Vorfällen gehabt.

Du trägst das nun schon sehr lange. Es muss schwer sein.

27.03.2018 10:06 • x 2 #63


A
Zitat von megan:
@arjuni ich mache mir viele gedanken darüber, wie ich mein leben füllen werde, wenn ich mal nicht mehr so mobil bin wie jetzt


Ich kann Dir nur raten, Dir darüber KEINE Gedanken zu machen, sondern JETZT alle verrückten, schönen, unvernünftigen und wilden Dinge zu tun. Zum Glück habe ich immer sehr intensiv gelebt. Habe viele Reisen gemacht, die ich mir eigentlich gar nicht leisten konnte, hatte tolle ONSs, habe Nächte durchgetanzt, obwohl ich am nächsten Tag arbeiten musste, habe immer den Job sofort gewechselt, wenn es mir nicht mehr gefiel, habe Freundschaften und Beziehungen beendet, wenn sie für mich nicht mehr passten, usw. usw. Ich denke, ich habe immer das Maximum herausgeholt aus meinem Leben.

Heute profitiere ich sehr davon, habe tolle Erinnerungen und nicht das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben, weil ich meine Wünsche nie auf später verschoben habe, der Vernunft nicht allzu großen Raum gegeben habe. Darüber bin ich wirklich wirklich froh!

27.03.2018 10:21 • x 6 #64


P
Zitat von KBR:
Weitermachen, weitermachen, immer weitermachen.


Interessant. Genau diese Wortwahl benutzt mein Vater immerzu. Da er inzwischen Mitte 90 ist und sich so gut es geht um Haus und Garten kümmert und dem Alter geschuldete Verluste vieler Wegbegleiter mit diesen Worten übersteht, wird er von fast allen bewundert.
Nur ist mir leider auch die verheimlichte Seite etwas bekannt und dazu kommt dann dieses andere Mantra: Nur nichts aufrühren. Nur nichts aufrühren! Wem nützt das noch? - mir auf jeden Fall. Denn die Wahrheit macht euch frei.

Zitat von arjuni:
Was Deine Eltern angeht - eigentlich hätten die von sich aus etwas bemerken müssen. Du hast Dich sicher verändert, als das passierte. Jedes Kind verändert sich bei so einem schlimmen Erlebnis ganz massiv.


Hatte ich auch immer darauf gehofft. Leider wurde es ins Gegenteil interpretiert: 'junge Frau' (Filmtitel eines jungen Mädchens Name mit L; wurde vom System ersetzt), gefährlich, die will es ja.

Und ich interpretiere im Gegenzug: überfordert die eine, Schuldumkehr der andere.

27.03.2018 10:26 • x 1 #65


megan
@arjuni danke
sag` bloss, du kannst aus aus meinen beiträgen herauslesen,
dass ich grade nicht unbedingt mache was mich glücklich macht?

wundert mich nicht wirklich bei dir

ich kann nicht aus meiner haut
werde solange die große fellnase noch lebt
rücksicht nehmen und die großen pläne solange verschieben

27.03.2018 10:33 • x 2 #66


KäptnNemo
Zitat:
Echte oder eingebildete Krankheit wird von Eltern auch oft missbräuchlich eingesetzt. Ich erinnere auch, dass ich immer leise sein musste, wel mein Vater ja schwer herzkrank war. Ich musste deswegen seine cholerischen Anfälle und Launen ertragen. Im Schatten dieser Bedrohung Tod und womöglich der Verantwortung dafür groß zu werden, ist hart.

Ja, das ist wirklich sehr hart.

Zitat:
Ich habe eine Freundin, deren Mutter sie nicht liebte. Ihr Vater liebte sie umso mehr, aber er war ein schwacher Mann, der seiner manipulativen und herrschsüchtigen Frau nichts entgegen zu setzen hatte. Sie setzte ihr Leben lang Krankheit als Mittel ein, um ihre Ziele zu erreichen (ich sage ausdrücklich nicht, dass es auch bei Deinen Eltern so war, es fiel mir nur gerade ein, als ich Deine Geschichte las). Meine Freundin musste sich als Kind oft zu ihrer Mutter ins Bett legen und bei ihr sein, wenn diese wieder ihre Migräne hatte. Stundenlang. Sie durfte nicht aufstehen. Wenn die Mutter keine Migräne hatte, wurde meine Freundin geschlagen, durfte keine Freunde haben usw. Das finde ich auch absolut bestürzend. Zumal sie selber eine tolle und warmherzige Frau geworden ist.

Zum Teil war es bei mir auch so. Wenn ich mal nicht so funktionierte, dann kam eben wieder der Satz Ich bin schwer krank und morgen könnte schon mein letzter Tag sein. Mir fällt es halt sehr schwer diese Dinge richtig auszudrücken, weil ich immer Angst habe meine Eltern jetzt komplett schlecht zu machen. Es war ja nicht alles nur schlecht in meiner Kindheit. Es gab durchaus auch sehr schöne Momente und ich habe meine Eltern immer sehr geliebt, auch wenn ich selbst zwischendurch immer das Gefühl hatte, dass sie mich überhaupt nicht lieben, weil sie sich für mein Leben, für meine Wünsche, meine Ziele absolut gar nicht interessiert haben.

Zitat:
Was Deine Situation um Deinen Vater angeht: ja, ich verstehe, dass Du die Entwicklung bereust und Dir nur schwer verzeihen kannst, obwohl mal dahin gestellt ist, ob es objektiv etwas gibt, was Du Dir verzeihen müsstest.

Naja um es mal klar auf den Punkt zu bringen: Ich bin Schuld daran das er nicht mehr lebt. Hätte ich mich nicht mit ihm gestritten, dann wäre er nicht in das Auto gestiegen und verunglückt. Ich habe mit meiner Mutter nie darüber reden können. Sie war nach dem Tod ein absoluter Pflegefall. Konnte sich um nichts mehr kümmern, ich hab automatisch seinen Part eingenommen und mich dann um sie gekümmert.

Zitat:
Denn ich bin ja in einer ähnlichen Situation, wenn auch viel älter als Du damals, und überlege fast täglich, ob ich nicht doch nochmal auf meinen Vater zugehe, um Frieden zu schließen. Er wird nichts ändern, aber so könnten wir alles um die letzten Jahre (?) meiner Eltern friedlich lösen.

Wichtig ist wie es Dir dabei gehen würde. Ob es diesen Frieden dann wirklich geben würde.. Schau da einfach auf Dich selber und was Du brauchst.

27.03.2018 10:35 • x 3 #67


Waldfee47
Nachdem mein erster Beitrag abgehauen ist, nochmal:
Vater: Typ sensibler Macker...zuverlässig ,würde mich bis ans Ende der Welt fahren, dabei aber motzen wie unmöglich ich bin (wie sehen deine Haare wieder aus? Wie sieht deine Wohnung wieder aus? Wie sieht die Natur hier wieder aus.)
Ich lernte: Der Mensch, der mich liebt meint es nicht so wie er es sagt, er motzt... aber er liebt mich.
Meine Mutter: Herzensgut, lieb, fürsorglich.. liebte ihn, verteidigte ihn, auch vor mir..
vertraute ihr Emotionen mir an, denn er verstand sie nicht so gut wie ich...
Ihr Liebe war spürbar für mich, ich fühlte mich angenommen...

Als Jugendliche war ich total schüchtern, lehnte meine Weiblichkeit ab (er hätte sicher lieber einen Sohn gehabt/ alles Nähere zu viel fürs öffentliche Inet).. hatte fast Angst vor Jungs..
mein erster Freund war ganz anders, trug mich auf Händen (Gott sei Dank hatte ich ihn)
Da er aber zu wenig Macker war, nicht mal B. trank und kein Fußball schaute und vielleicht auch aus Gründen, die ich nicht erkannt habe... verließ ich ihn..
um einen Mann zu heiraten, der vordergründig lieb und softig ist...nun musste ich mir vor ein paar Tagen sagen lassen:
Dein Mann und dein Vater haben schon Ähnlichkeiten
Auf der Suche nach richtiger Liebe bin ich immer noch... wenn einer Gefühle äußert, erschrecke ich schon,..
bin eher das Schweigen und die emotionale Verhaltung gewöhnt...

Kommt Zeit, kommt Erkenntnis...
Rat an alle Väter und die, die es werden sollen:

Nehmt eure Töchter an, wahrt das richtige Maß an Nähe und Distanz, schätzt sie als weiblich, aber übertretet keine Grenzen und zeigt ihr Liebe ohne Übergriff.

27.03.2018 10:43 • x 2 #68


A
Zitat von KBR:
Echte oder eingebildete Krankheit wird von Eltern auch oft missbräuchlich eingesetzt. Ich erinnere auch, dass ich immer leise sein musste, wel mein Vater ja schwer herzkrank war. Ich musste deswegen seine cholerischen Anfälle und Launen ertragen. Im Schatten dieser Bedrohung Tod und womöglich der Verantwortung dafür groß zu werden, ist hart.


Das ist ein sehr spannendes Thema, mit dem ich mich auch sehr intensiv auseinander gesetzt habe und immer noch auseinandersetze, als erkrankter Elternteil. Ich hoffe, ich habe da einiges richtig gemacht. Derzeit bin ich seit 9 Monaten im Widerspruchsverfahren, um den Pflegegrad 2 zu bekommen. Bis der Mist endlich durch ist bin ich oft noch auf Hilfe meines älteren erwachsenen Sohnes angewiesen, der noch bei mir lebt. Der jüngere ist schon ausgezogen.

Jedenfalls ist es so, dass ich ihn z.B. frage, ob er etwas für mich einkaufen kann. Und manchmal sagt er Nö, jetzt hab ich gerade keine Lust dazu. Und DAS finde ich richtig super! Würde er nicht hier leben, müsste ich ja auch irgendwie zurecht kommen.

Oder ich sage Lass uns doch mal wieder einen Film zusammen angucken. Und er antwortet grinsend Nö, Muddi, das machst Du mal schön alleine, bist ja alt genug.

In vielen Dingen haben wir uns ganz gut eingegroovt. Er hat regelmäßig viele Freunde hier zu Besuch. Das stresst mich zwar, aber wenn er es zeitig vorher ankündigt, dann kann ich damit schon irgendwie zurecht kommen. Wäre ja schrecklich, wenn er niemand mehr einladen dürfte, weil ich Ruhe brauche. Wir haben auch einen guten Humor im Umgang mit meiner Krankheit. Machen oft Witze darüber.

Jedenfalls hoffe ich immer sehr, dass beide Jungs keinen allzu großen Schaden davon tragen/getragen haben, dass sie eine kranke Mutter haben. Zum Glück war ich noch topfit, als sie klein waren.

27.03.2018 10:53 • x 3 #69


megan
Zitat von Käptn Nemo:
Mir fällt es halt sehr schwer diese Dinge richtig auszudrücken, weil ich immer Angst habe meine Eltern jetzt komplett schlecht zu machen


das kann ich nachvollziehen

erst als ich mir klar gemacht habe, wo mein vater, meine mutter herkommen und was mit ihnen gemacht wurde, was sie aushalten mussten
konnte ich kritik an den eltern als etwas abstraktes sehen

das nicht beinhalten muss, jemand anderem schuld an eigenen problemen zu geben
und ohne vorwurf, die dinge schlicht aussprechen, mit denen ich mich falsch behandelt, nicht gesehen fühle

jeder bewegt sich in einem rahmen zwischen altruismus und egoismus
einen 100% gesunden mittelwert gibt´s einfach nicht

und da man als kind zumeist teil eines systems über mehr als zwei ecken ist
ist das ganze so kompliziert einzuordnen

27.03.2018 11:02 • x 2 #70


A
Zitat von Waldfee47:
Vater: Typ sensibler Macker...zuverlässig ,würde mich bis ans Ende der Welt fahren, dabei aber motzen wie unmöglich ich bin (wie sehen deine Haare wieder aus? Wie sieht deine Wohnung wieder aus? Wie sieht die Natur hier wieder aus.)


27.03.2018 11:24 • #71


MKH
Da meine Mama nie eine richtige Mutter hatte, wusste sie von vornherein nicht, wie man eine richtige Mama wird. Demnach war sie immer die beste Freundin. Da sie selbst keine Freundinnen hatte, erklärte sie mir von klein auf, dass ich auch keine Freundinnen brauche. Bis heute habe ich demnach auch keine beste Freundin oder gar Freunde! Da wir quasi immer nur uns hatten (mein Dad war oft längere Zeit geschäftlich unterwegs), war ich für meine Mutter schon in jungen Jahren Auffanglager für sämtliche ihrer Probleme. Wenn sie Stress mit meinem Dad hatte, heulte sie sich bei mir aus und ihre Figur war obendrein ja auch noch so ein Thema. Ständig machte sie Diät, weil ihre Figur ja so verhunzt sei. Wegen mir. Demnach erzählte sie mir schon früh, was bei so einer Geburt alles passiert und was Schwangerschaftsstreifen sind und na ja, eigentlich wusste ich mit 10 schon, was ein Dammschnitt ist und diese ganzen schlimmen Details... als Kind ist das ja alles doppelt so krass, wenn man so etwas hört.
Nun ja, auf was ich hinaus will: Bis heute habe ich keine Kinder und will auch offen gestanden keine (da haben sich die Erzählungen meiner Mutter leider zu sehr ins Gehirn gebrannt).. darüber hinaus habe ich keine Freunde, weil man Freunde ja laut Mama nicht braucht.
Ich liebe meine Mutter über alles, allerdings kann sie insgeheim wohl selbst nicht glauben, dass sie einen solchen Einfluss auf mich hat. Und leider Gottes dreht sie mir heute gerne einen Strick aus ihren eigenen Erziehungs-Fehlern. Heute beklagt sie sich ,dass sie noch keine Oma ist und wohl nie eine werden wird und warum ich denn keine Freunde hätte, ich solle mir mal endlich Freunde suchen. Das empfinde ich als extrem unfair. Aber na ja... ich habe einen lieben Partner und bin auch ansonsten ganz zufrieden mit meinem Leben. Aber ich glaube, das sind so Dinge, die meine Mama mir einfach mitgegeben hat. Ob sie will oder nicht...

27.03.2018 11:25 • x 2 #72


H
Ich bin eine Scheidungskind, ich war ein Jahr alt als die Scheidung ausgesprochen wurde. Meine Vater erhielt das Besuchsrecht für jeden Sonntag und er nahm es regelmäßig wahr.
Meine Kindheit war von der Seite meine Mutter und ihrer Familie lieblos. Sich umarmen oder gar einen Kuss auf der Wange das schickte sich nicht. In den Augen meiner Mutter war ich die Kleine und dumme. Bei meinen Vater war es genau anders, da wurde ich geachtet und geliebt. Ich war 18 Jahre alt als ich meinen Vater frühzeitig durch einen Verkehrsunfall verlor.
In all den Jahren die ich mit meiner Mutter zu tun hatte, war ich bestrebt es ihr recht zu machen und habe förmlich nach Anerkennung gebettelt. Später ab meinen 16 Lebensjahr gab ich diesen Kampf auf.
Die Vorbereitung auf das leben nach der Schule darauf wurde ich in keinster Weise vorbereitet. Ich holte mir meine Antworten aus den Büchern und verschlang diese. Niemals sind nette oder stolze Worte über ihre Lippen gekommen. Ich blieb die Kleine und dumme.
So mit 14 ungf. habe ich einem Streit zu meiner Mutter gesagt: Ich muss mich ja entschuldige , das ich auf der Welt bin. Immer ließ sie es mir spüren das ich ein ungewolltes Kind bin. Einmal sagte sie während einer Familienfeier... Ich würde gern in einem Land leben wo ich mein Kind gegen eine Kuh eintauschen kann.

Mit 17/18 Jahren bin ich zu einem Freund gezogen und erlebt dort die nächste Hölle mit regelmäßiger Schläge. Einmal habe ich Schläge bekommen und meine Mutter konnte es sehen, denn sie war gerade zu Besuch und sagte zum Freund, ja dresche hat sie sie schon lange verdient. Später mit dreißig Jahren ungef,. stand mir eine große OP bevor. Ich bat meine Mutter mich im Krankenhaus zu besuchen. Ich erhielt schriftlich eine Absage und nach meiner OP (5 Std) erkundigte sich meine Mutter oder andere Familienmitglieder -- nicht--ob ich alles gut überstanden habe.
Ab diesen Zeitraum habe ich mich von meiner Familie Mütterlicher Seits getrennt. Keiner wusste wo ich wohnte usw. usf. Über den Notar habe ich später erfahren das meine Mutter verstorben ist und wann die Beerdigung ist. Ich war nicht unter den Trauergästen und bin noch über ihren Tod hinaus auf sie wütend.

Ich hatte später einige Versuche eine Familie zu gründen es ist mir nie geglückt. Kinder habe ich keine geboren und meine Stiefkinder wollten nach dem Tod meines Mannes von mir nichts mehr wissen. Geblieben ist mir mein Pflegesohn dem ich aus seine Hölle (Elternhaus) rausholte. So lebe ich jetzt allein ohne Familie und fragt einer wieso? ich keine habe... sag ich meistens ... stell dir vor ... dass ich eine Waise bin. Über mein Trauma Kindheit zu sprechen fällt mir sehr schwer.

Danke das ich die Gelegenheit bekam etwas über mein Leben zu schreiben. Meine Rechtschreibung ist nicht die beste aber ich habe mir Mühe gegeben... lach

Euch allen alles liebe, Honka.

27.03.2018 11:53 • x 9 #73


K
Huch, jetzt steht hier überall so viel, wozu ich gern etwas sagen würde, aber das ist unmöglich.

Zitat von Käptn Nemo:
Mir fällt es halt sehr schwer diese Dinge richtig auszudrücken, weil ich immer Angst habe meine Eltern jetzt komplett schlecht zu machen. Es war ja nicht alles nur schlecht in meiner Kindheit. Es gab durchaus auch sehr schöne Momente und ich habe meine Eltern immer sehr geliebt,


Eine solche Formulierung hatte ich auch ein ums andere Mal unter den Fingern, weil man immer das Gefühl hat, man müsse es relativieren, es sind ja DIE ELTERN.

Aber es ist doch nicht anders als bei den Beziehungen, von denen wir hier so oft lesen, es wäre ja nicht alles schlecht gewesen, es gab schöne Abende und Urlaube. Ähm, ja, aber das wäre mir zu wenig.

Ich bin meinen Eltern dankbar für das, was sie uns ermöglicht haben, wenn es auch oft am besagten Bedarf vorbei war. Es erinnert etwas an einen ehmaligen Chef, der behauptete, er müsse nicht mit seinen Mitarbeitern sprechen, er wisse auch so, was sie denken.

Zitat von Käptn Nemo:
Hätte ich mich nicht mit ihm gestritten, dann wäre er nicht in das Auto gestiegen und verunglückt.


Wahrscheinlich hast Du es schon x-Mal gehört und Dir auch selbst gesagt, dass Du ihn nicht ins Auto gesetzt hast. Dass es sich dennoch so anfühlt, kann vermutlich jeder nachvollziehen. Doch er war der Erwachsene, er war der, der mehr Umsicht hätte haben müssen. Tragische Unglücksfälle passieren auch, ohne dass ihnen eine Streit voraus gegangen ist. Ja, weißt Du alles. Ich weiß. Es war mir dennoch ein Bedürfnis, das zu schreiben.

Zitat von Käptn Nemo:
Sie war nach dem Tod ein absoluter Pflegefall. Konnte sich um nichts mehr kümmern, ich hab automatisch seinen Part eingenommen und mich dann um sie gekümmert.


Ja, und das ist auch mehr als nachvollziehbar und tragisch. Da fehlen wirklich die Worte für diese Ausgangslage und die Aneinanderreihung von tragischen Entwicklungen. Großartig, dass Du es anders machst mit Deiner Tochter. Meine Höhlen mit meinem Vater waren unsere Vater-Tochter-Ausflüge aufs Meer. Ich kann mich zwar an Gespräche nicht erinnern, aber ich weiß noch, dass ich mich in diesen Momenten auserkoren fühlte.

@arjuni
Es freut mich zu lesen, dass Du und Deine Söhne gute Wege gefunden haben, die Situation zu meistern und erträglicher zu machen. Du hast noch viel mehr richtig gemacht, wenn Dein Sohn in der Lage ist, sich beizeiten auch abzugrenzen. Außerdem bin ich froh, dass Dein Badezimemr so schön ist!

Interessant auch, dass Du das Thema Humor ansprichst. Das hat meine Familie auch lange getragen. Ich finde Humor auch unheilich wichtig, so lange er nicht ausschließlich zur Kompensation von allem führt oder führen soll.

@megan
Wegen dieser Systemsache finde ich ja, ich glaube, wir haben darüber schon mal geschrieben, die Kriegskinder- und -enkelliteratur so wertvoll. Da wird schon einiges an Handlungen der Vorgängergenerationen nachvollziehbarer. All das Schweigen, all die Versessenheit auf materielle Sicherheit usw.

27.03.2018 12:04 • x 4 #74


P
Zitat von Käptn Nemo:
Naja um es mal klar auf den Punkt zu bringen: Ich bin Schuld daran das er nicht mehr lebt. Hätte ich mich nicht mit ihm gestritten, dann wäre er nicht in das Auto gestiegen und verunglückt.


Ich kann echt gut verstehen, dass du dich so fühlst. Und es ist schrecklich, dass du all die Jahre mit so einer unglaublichen Last gelebt hast. Aber das ist ganz eine grausige Verdrehung der Schuld. Du bist GAR NICHTS Schuld. Du hast deinen Vater weder ins Auto gesetzt noch sonst etwas. Darf man etwa nicht mehr miteinander streiten? Ein Jugendlicher braucht Auseinandersetzungen. Dass dein Vater dann einen Unfall hatte ist an und für sich schrecklich genug. Aber dein Vater war ein Erwachsener Mensch der selber bestimmen kann, was er kann und was nicht. Das Fahren in Rage ist SEINE Entscheidung gewesen, nicht deine.
Denn nach deiner Logik darst du nie irgendetwas machen, es könnte auf dich zurück geführt werden. Das kann es nicht sein. Kinder nehmen sich alles zu Herzen. Ich selber knabbere an so einer Verdrehung auch ganz immens. Und ich weiß, wieviele Tränen deswegen schon geflossen sind. Nichts desto trotz ist das keine Frage der SCHULD. NEIN!

27.03.2018 12:05 • x 2 #75


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag