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Das Elternhaus

U
Zitat von megan:
was mir in den letzten jahren aufgefallen ist, dass die herren der schöpfung oft die schlimmsten vorkommnisse im elternhaus schlichtweg nicht sehen möchten


Schlichtweg sitzt Mann ja selbst drinnen im Sumpf, und hat keine Vergleichswerte. Vielleicht machen sie es ja leise mit sich selbst aus, wie die allermeisten. Die Partnerin in solche Überlegungen mit einbeziehen macht ein Mann aus guten Gründen nicht, das wird einem blitzschnell als Schwäche angekreidet... Schon klar in welchem Ausmass ein Mann das betreibt, er sollte es auf jeden Fall nicht ÜBERtreiben.

Das ist mal meine Beobachtung im Freundeskreis und meine eigene Erfahrung. Daher bin ich da auch eher verschlossen.

26.03.2018 22:05 • x 2 #46


P
Mir kommt in den letzten Tagen eine häufig wiederholte Aussage meiner vor langem verstorbenen Mutter in den Sinn.
Meine Mutter hat Tag und Nacht gearbeitet, z.B. bis spät nachts eingekocht. Ich habe sie eingentlich nie entspannt oder ruhend gesehen. Selbst beim Fernsehen wurde z.B. noch gestrickt. Das alles, weil gespart werden musste. Ihre Devise war: alles für die Kinder. Sie hat sich regelrecht kaputt gearbeitet. Eine frühe Nachbarin sagte ihr immer wieder Die Kinder brauchen eine gesunde Mutter. Sie werden es Ihnen nicht danken (die Selbstaufgabe). Stimmt leider, wie ich jetzt weiß.
Denn meine Mutter hat geackert wie ein Tier. Aber als Mutter war sie nicht viel ansprechbar. Mit ihr spielen, raus gehen, etwas unternehmen - da gibt es vereinzelte Beispiele in der gesamten Kindheit.

Die Konsequenz aus ihrer Selbstaufopferung: ein permanentes schlechtes Gewissen, wenn es mir mal gut gehen sollte. Immerzu das Gefühl, bis spätnachts irgendetwas arbeiten zu müssen. Schuldgfühle über ihren Zustand. Mir nichts leisten dürfen, schließlich hat sie dies trotz harter Arbeit auch nicht gekonnt. Und einiges mehr in dieser Art.

Statt ihr also zu danken, dass durch ihre Arbeit und ihre Sparsamkeit es möglich wurde, ein Haus anzuschaffen (damit die Kinder ruhig toben können ohne Nachbarn zu stören) war ich lange Jahre sauer, dass sie immer nur geschimpft hat; nichts konnte ich ihr recht machen; ich bin 'nur die Tochter' die ihr gefälligst helfen solle; u.ä.

Und dann, als sich die finanzielle Lage entspannte und sie anfing raus zu gehen oder Urlaub zu machen, wurde sie krank - Alzheimer. Das wars. (ein Vater ist auch da; eigenes Thema; keine Hilfe für meine Mutter; hat sie aber sehr lange gepflegt, als sie krank wurde)

Ich weiß, sie hat nach bestem Wissen und Gewissen alles gegeben. Das mentale Erbe ist nicht in allen Bereichen so, wie sie es gedacht hatte. Dafür ist z.B. ihre gelebte Hilfbereitschaft sehr wohl bei ihren Kindern angekommen und umgesetzt.

26.03.2018 23:36 • x 5 #47


A


Das Elternhaus

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H
Ohh... ja aus meinem Elternhaus, meine Kindheit und später in Beziehungen oder in Ehen, da gibt es vieles was mich geprägt hat. Ein Elternhaus (allgemein) ist der Grundstein für das kommende Leben. Sei es im negativen oder positiven Sinne.

27.03.2018 00:30 • #48


Y
was für berührende Beiträge

Zitat:
Mama kennt ungefähr 3836 Schlaflieder und ist eine brilliante Vorleserin, wir haben immer viel gebastelt, gespielt und waren viel draußen.
Mit Papa konnte man sonntags auf der Couch unter der Decke liegen und Piratenfilme gucken, Staudämme bauen und er hat tolle breite Schultern zum in den Arm nehmen.
Auch heute noch


27.03.2018 01:16 • #49


K
Zitat von unregistriert:
Das mit dem Missbrauch in Deinem Fall bringt aber in die Eltern-Kinder-Problematik noch eine ganz andere Qualität. Überschattet das nicht die ganze Beziehung zu Deinen Eltern, auch heute noch?


@megan hat in ihrem Beitrag, in dem sie die Erfahrungen ihrer Freundin schildert, sehr gut getroffen, wie es mir auch damit geht.

Das Schlimme ist eigentlich, dass da eine immer mal wieder aufwallende Wut ist, von der ich weiß, dass ich diese nicht mehr an die Adressaten bringen werde, weil ich den Zeitpunkt verpasst habe - damals all die Jahre, als gesetzt war (Grüße @aramis), dass ich meine Eltern natürlich schone, weil sie Sorgen haben, krank sind etc. Im Grunde ein vollkommen umgekehrtes Verhältnis. Statt dass ich meine Eltern vor der Welt beschütze, hätten sie mich schützen oder doch zumindest tragen müssen.

Manchmal ist da auch die Frage, ob ich nicht selber Schuld an meiner Wut habe, weil ich ihnen gar nicht die Gelegenheit dazu gab, einen Umgang mit der Situation zu finden. Vielleicht habe ich sie ja vollkommen unterschätzt. Aber wo eben nicht genug Vertrauen war, kann es ja auch nirgendwo herkommen. Bevor ich damals als Kind riskiert hätte, dass meine Eltern mir nicht glauben (oder mir glauben und trotzdem nichts machen, was noch schlimmer gewesen wäre) und dass damit mein fragiler Halt innerhalb des Familiensystems auch noch wegbricht, habe ich es lieber mit mir selber ausgemacht.

27.03.2018 07:24 • x 2 #50


K
Zitat von Megan:
dein humor erinnert mich häufig an sie


Wie häufig ich höre, dass ich jemanden an jemanden erinnere. Faszinierend. Ich bin total mainstream!

Was das andere angeht:

Faszinierend ist auch, wie Geschichten sich gleichen (Deine Freundin). Und zur Diskussion mit @unregistriert fällt mir ein:

Mein Bruder ist auch ganz anders. Er ist totaler Konfliktvermeider. Er hat sich schon immer eher entzogen und findet eh alles nicht so schlimm (behauptet er). Andererseits sieht er die Dinge dennoch, aber er würde halt niemals in irgendeiner Form intervenieren. Weil er so eine Pfeife ist in diesen Dingen, gönne ich ihm irgendwie, dass er jetzt und endlich auch mal die ganze Fürsorge für meine Eltern trägt. Er kann sich da jedoch viel besser abgrenzen als die brave Tochter. Und weil meine Eltern Mörderangst haben, dass sie ihn auch noch verlieren, schonen sie ihn.

Mein Vater und ich haben seit zwei Jahren keinen Kontakt. Mein Bruder hat sich zwar mal angehört, was ich dazu zu sagen habe, aber er hat sich nie dazu geäußert. Er hat nie versucht zu vermitteln. Er hat einfach hingenommen. Dabei würde es ihm leicht fallen, meinem Vater zu vermitteln, dass meine Tür offen ist, aber dass er schon kommen muss, um die Dinge ins Lot zu bringen oder doch zumindest zu einer nicht herzlichen aber friedlichen Co-Existenz zu kommen. Denn bisher ist dieses Mal der Berg nicht zum Propheten gegangen wie früher immer.

Ich denke auch, damit ist die Familie total überfordert. Nichts ist wie es sonst immer war. Ich weiß nicht, wie oft ich inzwischen meine Mutter sagen hörte Ich hätte niemals gedacht, dass so etwas (Kontaktabbruch) in unserer Familie mal passieren würde. Mein Appellohr empfängt Du böses schwarzes Schaf, kannst Du nicht einfach so tun, als wenn alles gut wäre, weil es uns anderen damit dann viel besser ginge und wir weiter tun könnten, als wäre alles gut? Das Erschreckende ist, dass sie nicht versteht, dass Konfliktvermeidung und einfach weiter zu machen, während man massive Probleme ignoriert, keine Qualitätsmerkmale sind,

Sie ist eine kluge Frau, aber das hat sie nie gelernt.

Mein Bruder hält sich raus. Im Wissen um die Missbrauchsgechichte feiert er dennoch mit dem Täter Feste, nutzt ihn als Ratgeber usw. So etwas macht wirklich fassungslos. Er ist der einzige aus der Familie, der davon weiß und er machte wie immer einfach weiter. Weitermachen, weitermachen, immer weitermachen.

27.03.2018 07:45 • x 1 #51


T
Was ich gerne lese, dass Bazinga KBR dennoch beruflich erfolgreich waren/sind.
Traurig und schade finde ich es, dass Ardschünsch'n zur Zeit an ihre 4 Wände gebunden ist. Ich würde durchdrehen.. . . (als Zappelheini)
Hoffentlich geht es Dir bald wieder besser.

Ich mache mich jetzt mal krumm für ein paar Mäuse. Leider hatte ich in der Schule immer auf Durchzug geschaltet.

27.03.2018 09:03 • x 2 #52


megan
Zitat von KBR:
Ich bin total mainstream!

@KBR
galgenhumor hätte es besser getroffen
und nö, du bist nicht total mainstream, du seeigel

gewisse übergriffe sind einfach derart unbegreiflich, dass es nicht möglich ist die richtigen worte zu finden, mitgefühl zum ausdruck bringen

dass das letzte was angesagt ist, mitleid ist, weiß ich
es bleibt trotzdem unglaublich schwer, nach dem was passierte, verständnis für die folgen des geschehenen für dich zum ausdruck zu bringen which my intention was

@unregistriert
Zitat von unregistriert:
Schlichtweg sitzt Mann ja selbst drinnen im Sumpf, und hat keine Vergleichswerte.

mein verständnis von beziehung beinhaltet grade, dass mein partner eine eigene, neutralere sicht auf meine familie hat und mir dadurch,

dass er mir seine eindrücke mitteilt, hilft dinge objektiver zu betrachten und mein eigenes empfinden verhalten, auf basis dessen, besser hinterfragen zu können

dazu gehört grosses vertrauen, welches meiner ansicht nach im laufe der jahre wachsen muss

da gebe ich dir völlig recht

jedoch von vorneherein davon auszugehen, menschen ausserhalb der ursprungsfamilie seien einem per se weniger wohlwollend gesonnen, halte ich persönlich für nicht richtig

die einschätzung, es gäbe keine vertrauenswürdige frau und wenn doch, so ist mutti trotzdem vertrauenswürdiger weswegen ihr handeln nicht in frage zu stellen ist, empfinde ich persönlich als entwicklungshinderlich

was nicht bedeutet, dass ich kein verständnis für die strategie habe

Zitat von unregistriert:
Unsere Verbindung ist eng, aber gesund


ist es nicht so, dass denken wie dieses eine kritische auseinandersetzung mit dem tatsächlichen gesundheitszustand dieser beziehung gradezu vereitelt, weil es ihr quasi einen prädikatsstempel verpasst?

ist es nicht vielmehr so, dass die verbindungen stets licht und schatten aufweisen?

lese aus deinen zeilen jedoch ohnehin heraus, dass du dir dessen durchaus bewußt bist
lediglich nach aussen bevorzugtest du die geschönte variante

das war, wovon ich berichten wollte

die die hier offen berichten konnten haben meinen höchsten respekt
keiner wirkte dadurch schwach
ganz im gegenteil

27.03.2018 09:04 • x 2 #53


K
@Tempi

Najaaaa, erfolgreich? Aber meist zufrieden und ohne materielle Not.

Bin da übrigens auch ganz anders als die Familie, die sehr gut mit Geld umgehen kann. Wenn ich ein Durchschnittseinkommen hätte, wäre vermutlich der Gerichtsvollzieher mein bester Bekannter. :mrgreen

@bazinga
Was Du schreibst, macht mich auch sehr betroffen und es klingt eher, als würde - wenn überhaupt - in weitere zurück liegende Generationen gehören. Schön, dass Du Deinen Weg gefunden hast.

Hast Du das Gefühl, es wird so bleiben oder dass es nochmal Thema wird später? Ich denke ja immer, ich muss das alle nochmal aufarbeiten und komme nicht ewig mit meinem Umgang mit allem durch.

27.03.2018 09:10 • x 3 #54


C
Interessantes Thema, gern schreibe ich auch etwas von mir.
Ich bin ein adoptiertes Kind. Gewusst und gefühlt habe ich es früh,da ich so ganz anders war als meine Eltern.
Mein Papa war erfolgreicher Geschäftsmann, heisst er war kaum zu Hause. Meine Mutter hat sich größtenteils um das große Haus und auch mich gekümmert.
Als ich 14 war starb mein Vater. Ein halbes Jahr später habe ich durch Zufall herausgefunden, dass ich wirklich adoptiert bin. Leider haben meine Eltern mir dieses nie von sich aus gesagt. Danach kam ich in eine handfeste Identitätskrise. Jeder konnte für mich Erzeuger oder Erzeugerin sein. Meine Mutter hat bis heute nicht wirklich mit mir über die Adoption gesprochen. Lediglich meine Adoptionsunterlagen hat sie mir ausgehändigt, aufgrund derer ich meine Erzeugerin finden konnte. Meine Mutter weiß nichts davon.
Ich habe seit jeher Probleme Vertrauen aufzubauen, wurde ich doch 14 Jahre meines Lebens immer wieder angelogen, wenn ich gefragt habe ob ich das leibliche Kind bin.
Ich bin meinen Eltern nicht böse, aber enttäuscht.
Trotzdem zieht es sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Zum einen wollte ich immer selber ein Kind adoptieren, zum anderen habe ich mir geschworen meinem Kind gegenüber immer ehrlich und aufrichtig zu sein.

27.03.2018 09:22 • x 4 #55


A
Zitat von KBR:
Mein Bruder hält sich raus. Im Wissen um die Missbrauchsgechichte feiert er dennoch mit dem Täter Feste, nutzt ihn als Ratgeber usw. So etwas macht wirklich fassungslos. Er ist der einzige aus der Familie, der davon weiß und er machte wie immer einfach weiter. Weitermachen, weitermachen, immer weitermachen.


Das macht mich auch fassungslos.

Zitat:
Manchmal ist da auch die Frage, ob ich nicht selber Schuld an meiner Wut habe, weil ich ihnen gar nicht die Gelegenheit dazu gab, einen Umgang mit der Situation zu finden.


Was Deine Eltern angeht - eigentlich hätten die von sich aus etwas bemerken müssen. Du hast Dich sicher verändert, als das passierte. Jedes Kind verändert sich bei so einem schlimmen Erlebnis ganz massiv. Jedenfalls habe ich meinen Kindern immer sofort angesehen, wenn irgendetwas (Kleines) vorgefallen war, ein Streit in der Schule, Liebeskummer etc.

Von daher ist aus meiner Sicht Deine Wut sehr berechtigt.

Mir erscheint ja Wut irgendwie gut. Ich bin da irgendwie in der Angst/Trauer-Phase steckengeblieben, was plötzlich hochkommende Gefühle in Bezug auf den MB angeht.

27.03.2018 10:20 • x 2 #56


K
@arjuni

Weißt Du, ich predige hier ja immer so viel von Verantwortung und ich finde, daran muss ich mich dann auch messen lassen. Aber bei diesem Thema ist es nicht gut gelungen.

Ich habe als Erwachsene versucht, meiner Verantwortung gegenüber anderen Mädchen gerecht zu werden und ihm beizukommen. Ich hatte Angst um seine Tochter. Aber man erklärte mir, mein Fall wäre verjährt und nur weil jemand mir gegenüber übergriffig war, bedeutet es nicht, dass er das auch bei anderen ist (also ich behaupte mal, wer auf Kinder steht, steht auf Kinder und dass es da wohl kaum Ausnahmen gibt). So lange ich keine genauen Anhaltspunkte hätte, könne man nichts machen. Ich wollte Ratschläge, was genaue bzw. ausreichende Anhaltspunkte wären, aber ich konnte nichts erreichen. Ich wollte, dass seiner Tochter Möglchkeiten eröffnet werden, sich anzuvertrauen. Meinetwegen in der Schule o.ä. Aber natürlich ging das nicht.

Ich habe ihr diese Möglichkeit eröffnet, aber aufgrund meiner Distanzierung von der Familie sah ich sie nur alle Jubeljahre mal und war natürlich insofern auch keine Vertrauensperson. Ich wünsche, sie verschont geblieben und jedes andere Kind in seinem Umfeld auch.

Ich bin überzeugt, meine Eltern haben gemerkt, dass etwas nicht koscher war. Aber mein Vater war schwer herzkrank, der Vater meiner Mutter ist in dieser Zeit ebenfalls sehr krank geworden und verstorben, bei meiner Oma wurde Krebs diagnostiziert. Sie waren mit all diesem beschäftigt. Und später? Mein Gott, sie hatten ja ne robuste Tochter, die sich durchgeschlagen hat. Was auch immer da war, es wird schon nicht so schlimm gewesen sein. Es waren andere Zeiten, die unter dem Motto standen Was uns nicht umbringt, macht uns härter und was wir nicht aussprechen, existiert auch nicht.

Vielen Menschen passiert so etwas. Ich finde es ganz bemerkenswert, was für tolle bodenständige, vernünftige und lebensfrohe Menschen trotz all der Schicksale, von denen wir hier lesen können, aus vielen werden. Du, @bazinga, ich und all die anderen, die ihr Schicksal annehmen und ganz passabel meistern. Und da soll mal einer sagen, wir Menschen hätten nicht eine Grundausstattung an Resilienz.

27.03.2018 10:34 • x 2 #57


A
Zitat von Tempi:
Traurig und schade finde ich es, dass Ardschünsch'n zur Zeit an ihre 4 Wände gebunden ist. Ich würde durchdrehen.. . . (als Zappelheini)


Danke, danke, danke, dass Du zur Zeit geschrieben hast! Da hast Du intuitiv mal wieder genau die richtigen Worte gefunden! So einfühlsame und liebe Leute hier, die auch zwischen den Zeilen lesen!
Es ist eine chronische Erkrankung und genau das ist es, woran ich arbeite: die Hoffnung nicht aufgeben, dass es trotz schlechter Prognosen auch wieder besser werden könnte. Wenn andere das dann so ausdrücken, gibt mir das wieder Kraft.
Ich bin zwar kein Zappelheini, berste aber immer voller Ideen (äh nö, der Satz stimmt so nicht, oder? von Ideen? vor Ideen? egal ) Drehe dann nicht durch, aber robbe gelegentlich durchs Tal der Verzweiflung.

27.03.2018 10:44 • x 2 #58


KäptnNemo
Interessantes Thema, auch wenn hier nur Frauen sind.

Ich bin nicht so der Kandidat, der sich öffnet und gern über sich selbst spricht. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Eltern mir immer das Gefühl gegeben hat, dass man selbst an letzter Stelle stehen sollte und immer erst nach den anderen schauen sollte.

In meiner Therapie schaffe ich es leider nicht jemanden an mich ranzulassen, deswegen ist dies nun ein Versuch einen kleinen Teil von mir preiszugeben.
Ich bin aufgewachsen mit dem Wissen, dass meine Mutter schwer krank ist und jeden Tag der Letzte sein könnte. Mich hat das immer sehr beschäftigt, aber sprechen durfte ich nie darüber. Der Tod war ansonsten ein absolutes Tabu Thema, Fragen durfte ich nicht stellen. Dennoch bekam ich immer zu hören Denk dran, Deine Mutter ist sehr krank... Ich versuchte ein liebes Kind zu sein um meinen Eltern nicht noch mehr Kummer zu bereiten.
Als ich 16 wurde kam es zu einem großen Streit zwischen mir und meinen Vater. Ich wollte einen anderen Weg gehen als er für mich vorgesehen hatte. Er war so wahnsinnig wütend auf mich... es war das letzte Mal das ich ihn sehen sollte und bis heute kann ich mir das nicht verzeihen.
An dem Tag als ich meinen Vater verlor, verlor ich quasi auch meine Mum. Ihr Körper existierte zwar noch, aber sie gab sich einfach auf. Sie kam nie darüber hinweg und deckte noch Jahre danach den Frühstückstisch für meinen Dad mit. Sie weinte im Bett heimlich und dachte ich würde es nicht mitbekommen. Erst als meine Tochter auf die Welt kam blühte sie für wenige Monate noch einmal auf. Gestorben ist sie dann mit 46 Jahren, kurz nach meiner Trennung.

Obwohl es wirklich eine sehr harte Zeit war, habe ich viel mitgenommen. Ich rede viel mit meiner Tochter und zeige Ihr, dass es immer wichtig ist über seinen Kummer zu sprechen. Manchmal bauen wir einfach nur eine Höhle und erzählen uns von unserem Tag oder wir gehen auf den Friedhof und lassen einen Luftballon mit gemalten Bildern steigen.

Zitat:
Mein Bruder hält sich raus. Im Wissen um die Missbrauchsgechichte feiert er dennoch mit dem Täter Feste, nutzt ihn als Ratgeber usw. So etwas macht wirklich fassungslos. Er ist der einzige aus der Familie, der davon weiß und er machte wie immer einfach weiter. Weitermachen, weitermachen, immer weitermachen.

Das macht mich auch absolut fassungslos.

27.03.2018 10:48 • x 5 #59


Waldfee47
[quote=arjuni]Das macht mich auch fassungslos.[/q
das macht mich auch fassungslos

27.03.2018 10:53 • x 1 #60


A


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