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Den Absprung aus einer destruktiven Affäre schaffen

D
Beim Lesen der Beiträge in diesem Forum fiel mir auf, wieviele Frauen in meiner Situation sind - oder zumindest in einer ähnlichen.
Ob mich das trösten soll, weiß ich noch nicht.
Ich vermeide es mittlerweile fast vollständig über meine Affäre zu sprechen, ich komme mir ja eh schon bescheuert genug vor.

Vor drei Jahren war ich 47 , meine Kinder mehr oder minder erwachsen, mein Mann und ich führten eine Wochenendehe seit Jahren, hatten uns aber gut darin eingerichtet. Wir verstanden uns besser als jemals zuvor, fand ich, verbrachten viel Zeit am Wochenende zusammen, genossen das auch- alles prima, fand ich.
Um so mehr hat es mich getroffen als er sich in eine andere Frau verliebte.
In der Zeit lernte ich im Internet einen Mann kennen- ich bin Kunsthandwerkerin und er hatte etwas bei mir bestellt - mehr und mehr stellten wir aber fest, wie interessant es war, uns auszutauschen und uns zu schreiben. Er war 11 Jahre älter als ich , seit über 30 Jahren verheiratet und zudem noch in England. Ungefährlicher geht kaum, dachte ich. Ich war oft traurig und fing an viel von mir zu erzählen . Daraus entwickelte sich eine intensive... hm...Beziehung, die schließlich dazu führte, dass wir uns trafen, öfters. Heimliche Mails, heimliche Telefonate, sorgsam arrangierte Treffen. Ich realisierte lange nicht, verliebt wie ich war, dass ich das war, was ich nie hatte sein wollen. Die Geliebte. Ich wartete - auf mails , messages, Anrufe. Und oft vergebens, wenn er es nicht schaffte. Sonntag Abend Tennisclub für seine Frau- also unser Telefonabend. Oder auch nicht ! Sonntag Abend war aber auch mal mein Abend gewesen, mich mit meiner Freundin zu treffen - oder mal gemütlich Tatort zu schauen, das fiel immer öfter aus. Nur ein Beispiel. Die ständige Sehnsucht, das Warten auf Treffen , die Heimlichkeiten- ich wurde immer nervöser, unausgeglichener und auch trauriger. Meine Freunde und Kinder wollte ich das nicht merken lassen und zog mich mehr und mehr zurück.
Schließlich kam der Tag an dem er es ebenfalls nicht mehr aushielt und er sagte seiner Frau alles und sagte , er wolle sie verlassen. Und dann begann der eigentliche Albtraum. Seine Frau hat gekämpft wie eine Besessene, fing an mich am Telefon zu beschimpfen, er und ich hatten oft ewig keinen Kontakt und wenn dann tränenreichen - ich wollte mich lösen und hab es nicht geschafft. Als ich mich einer Freundin anvertraute erntete ich eher Unglauben und Verständnislosigkeit- seit wann war ich so unvernünftig und blöd?! Ich zog mich mehr und mehr zurück, eigentlich war ich am liebsten alleine, was ich kaum an mir kannte vorher. Schlaflosigkeit, Panikattacken und depressive Phasen wurden immer häufiger, ich zog mich noch mehr zurück. Schließlich zog er tatsächlich aus- oder wurde schließlich energisch vor die Türe gesetzt , nach neun Monaten Kampf und Tränen auf allen Seiten.
Nach einer Weile sahen wir uns auch wieder- nach 10 Monaten. Und klar waren wir froh zusammen zu sein, das war wunderschön. Aber in mir kommt immer wieder alles hoch was passiert ist wenn wir getrennt sind. Ich habe fürchterliche Zweifel und Selbstzweifel, fühl mich in etwas gefangen was destruktiv ist und weiß nicht wie ich daraus lösen kann. Das ist wie eine Sucht.

Kennt von euch jemand das Gefühl?

Und danke fürs Durchlesen- wenn sich jemand den langen Sermon tatsächlich angetan hat.

16.11.2016 12:56 • x 2 #1


B
Liebe dyness,

ich war selbst nie Teil einer Affäre, aber kenne 2 Leute im Bekanntenkreis die eine solche hatten.

Du hast aus meiner Sicht drei Möglichkeiten:

A) Du brichst den Kontakt umgehend ab und beendest alles.

B) Du setzt dir und ihm ein Ultimatum. Du sagst ihm, wenn er sich bis Datum X nicht von seiner Frau getrennt hat, ist es vorbei. Daran wird man sehen, wie wichtig du ihm wirklich bist. Und lasse dir keine Ausreden gefallen nach dem Motto, erst in 3 Monaten etc.

C) Du machst so weiter wie bisher und lässt es laufen.

Es ist eigentlich immer das Gleiche. Ich würde sagen, nur in 90% der Affären ist es so, dass sich ein Mann/Frau für die/den Geliebte/n entscheidet. In der Regel werden Geliebte als Katalysator gebraucht, um die eigentlich Beziehung/Ehe wieder zu entflammen.
Der Grund wieso es überhaupt zu Affären kommt ist, dass die eigentlich verheirateten Leute nicht mehr ganz zufrieden in ihrer Beziehung sind. Das kann unterschiedliche Gründe haben, emotional und se_xueller Natur.
Aber wenn die Zeit des Kennenlernens mit der Affäre auch wieder in den Alltag übergegangen ist, ist diese auch nicht mehr interessant und man beginnt sich wieder auf das Alte zu besinnen.

Dieser Affärenmann und seine Frau aus England - ihre Ehe/Beziehung kommt ja nicht von ungefähr. Es hat damals anscheinend gepasst und wer sagt dir, dass die Gefühle seinerseits für sie komplett erloschen sind?
Affärenmänner erzählen viel, und in den 2 Fällen die ich kenne war es so, dass die Männer sowohl ihrer Geliebten als auch der eigentlichen Ehefrau komplett andere Dinge erzählt haben.

Du solltest auf dein Bauchgefühl hören und gesund abwägen.
Tu nichts von dem du denkst, es könnte dich später noch mehr verletzen.

Alles Gute

16.11.2016 13:09 • #2


A


Den Absprung aus einer destruktiven Affäre schaffen

x 3


rubi
Was ich jetzt noch nicht verstanden habe:
Wen liebst du denn jetzt bzw. mit wem willst du zusammen sein?

Eigentlich gibt es doch kein Drama, er ist doch nun getrennt...wenn du ihn willst, kannste ihn dir doch schnappen.
Oder seh ich das falsch?

16.11.2016 13:22 • #3


Blanca
Zitat von dyness:
Ich habe fürchterliche Zweifel und Selbstzweifel, fühl mich in etwas gefangen was destruktiv ist und weiß nicht wie ich daraus lösen kann. Das ist wie eine Sucht.

Ich mach's kurz: Glücklich verliebt geht anders. Glücklich verheiratet übrigens auch.

Daher kann ich Dir auch nur dringend raten: Löse Dich - von Deinem Mann ebenso wie von Deinem Lover. Beide machen Dich seit Monaten nicht glücklich, sondern im Gegenteil: Siehe Deine eigenen Worte weiter oben.

Dein Mann war immerhin ehrlich und hat Dir seine Außenbeziehung von sich aus gebeichtet. Vielleicht könnt Ihr gute Freunde bleiben; als Eltern werdet Ihr auf jeden Fall in irgendeiner Form Kontakt halten, auch wenn dem nicht so sein sollte.

Die Affaire hingegen solltest Du beenden. Dein Lover hat es seiner Frau zwar gesagt, aber offenbar haben die beiden sich schlußendlich nicht voneinander lösen können; zudem stellt sich die Frage, wie es im Fall einer Trennung mit Euch weitergehen sollte? Würdest Du denn ins UK ziehen, oder wäre er umgekehrt bereit für eine Auswanderung nach Deutschland? Und wie sinnstiftend bzw. erfolgsversprechend wäre beides vor dem Hintergrund, daß Ihr jeder für sich eine Scheidung zu verabeiten habt?

Es tut mir leid, daß ich keine besseren Nachrichten für Dich habe. Aber mir scheint es jetzt vor allem wichtig, daß Du auf Dich selbst schaust, Dein Leben ordnest und Deine innere Balance zurückgewinnst. Leider hilft dabei nur die Zeit und ja: leider kann das elend lange dauern, aber es führt kein Weg daran vorbei, wenn Du eines Tages wieder glücklich oder wenigstens zufrieden leben willst.

Alles Gute Dir.

16.11.2016 13:26 • x 1 #4


D
Danke für eure Antworten.
Ich hab heute morgen den Kontakt mit ihm für s Erste abgebrochen und hoffe, dass ich es durchziehen kann.

Der Kontakt mit ihm folgt seit Monaten dem Warme Dusche- kalter Schauer - Muster.
Wenn wir zusammen sind, verstehen wir uns so gut- klar, sonst hätte ich den Käse ja nicht ewig mitgemacht bisher. Er ist liebevoll, witzig, zärtlich, wir sind glücklich und sicher dass wir zusammen sein wollen. Ich fühle mich bei ihm zuhause auch wohl und er hätte gerne, dass wir dort zusammen leben.
Sind wir getrennt und macht die Nochgattin Stress, lässt ihn beispielsweise die Enkelkinder nicht sehen und hetzt seine Söhne auf, dann wird unser Kontakt bisweilen eher eisig oder bricht fast ganz ab. Ziehe ich mich zurück, tut er alles um mich wieder zu halten , vertraue ich darauf wieder voll und ganz, kommt die nächste Zurückweisung.
Ja , glücklich geht anders, schon klar.

Ich hab mich heute hingesetzt und aufgeschrieben, was ICH möchte:

Ich will mich in einer Beziehung selbstbewusst und vertrauensvoll fühlen, nicht ausgelaugt und manipuliert

Und ich fühle mich erschöpft und unsicher und mehr und mehr von meinen Freunden und dem was ich liebe und was mich stark macht isoliert.

Danke für euer Interesse jetzt grade und die Antworten, das hat mir echt viel bedeutet.
Ich mach mir jetzt einen großen Pott Kaffee, schalte das verdämmte
Handy aus und setz mich an meine Arbeit und hör ein gutes Hörbuch. Und danach gehe ich trainieren und in die Sauna.

16.11.2016 14:30 • x 2 #5


Blanca
Zitat:
Ich will mich in einer Beziehung selbstbewusst und vertrauensvoll fühlen, nicht ausgelaugt und manipuliert

Zitat:
Ich mach mir jetzt einen großen Pott Kaffee, schalte das verdämmte
Handy aus und setz mich an meine Arbeit und hör ein gutes Hörbuch. Und danach gehe ich trainieren und in die Sauna.

Super Ansatz!

16.11.2016 15:40 • x 1 #6


rubi
Zitat von dyness:
Sind wir getrennt und macht die Nochgattin Stress, lässt ihn beispielsweise die Enkelkinder nicht sehen und hetzt seine Söhne auf, dann wird unser Kontakt bisweilen eher eisig oder bricht fast ganz ab. Ziehe ich mich zurück, tut er alles um mich wieder zu halten , vertraue ich darauf wieder voll und ganz, kommt die nächste Zurückweisung.


Also gibt es sehr schöne Momente bei euch und eben auch welche, wo er vielleicht etwas arg abgelenkt ist, bzw wo er seine Probleme lösen muss? Finde ich in dieser Situation verständlich. Warum genießt du nicht die schönen Seiten und
diese Phasen, wo die Ex nervt und mit unfairen Mitteln kämpft, könnte man doch gemeinsam durchstehen oder du könntest ihm genug Freiraum lassen, das selbst zu lösen.
Oder die Zeit nutzen um bei dir selbst mal emotional (was deinen Mann betrifft) gründlich aufzuräumen.

Zitat von dyness:

Ich will mich in einer Beziehung selbstbewusst und vertrauensvoll fühlen, nicht ausgelaugt und manipuliert

Fühlst du dich in deiner Hauptbeziehung schon nicht, warum sollte es in deiner Affäre anders sein?
Nicht die Männer allein sind dafür verantwortlich, du mußt schon selbst was tun.
Du erscheinst mir sehr passiv zu sein und es dir in der Opferrolle (ich übertreibe jetzt extra etwas) bequem gemacht zu haben.
Etwas zuviel Drama für meinen Geschmack.

Zitat von dyness:

Und ich fühle mich erschöpft und unsicher und mehr und mehr von meinen Freunden und dem was ich liebe und was mich stark macht isoliert.

Was liebst du denn? Und wer isoliert oder manipuliert dich? Sehe da keine Manipulation
Nur weil dein Affärenmann nur Sonntags gut erreichbar war, ist doch nicht dein ganzes Leben in der Zeit hinüber?

Also wenn man jetzt mal von dem Fall ausgeht, dass du deine Affäre liebst und mit ihm zusammen sein willst, sehe ich da keine Schwierigkeit. Und lass die Ex doch nerven, sollte dich nicht kümmern. Steh ihm vielleicht einfach bei in dieser Phase.

Wenn du ihn nur als Affäre nebenher willst, auch kein Problem. Kannst ihm ja jetzt Zeiten zum telefonieren vorgeben, er ist ja nun Single.

Wenn du ihn abschiessen willst und bei deinem Mann bleiben willst, auch ok.

Ich befürchte du weißt garnicht was du willst und bevor du irgendetwas entscheidest, lebste lieber so weiter und gibst anderen die Schuld für deine Lage.
(Klingt vielleicht alles etwas härter als es gemeint ist, will dich nicht angreifen)

16.11.2016 16:45 • x 1 #7


S
Liebe dyness,

ich selbst bin zwar keine Affäre, aber die Problematik ist mir durch eine Freundin bekannt.
Deswegen habe ich hier mal reingesehen.

So recht verstehe ich das nicht - er hat seiner Ehefrau reinen Wein eingeschenkt und ist ausgezogen?
Das klingt toll! Dennoch bist Du sehr traurig...hast Du Dein Vertrauen in Euch verloren?

Und was ist mit Deinem Mann, mit Deiner Ehe? Weiss er Bescheid? Willst Du Dich überhaupt trennen?
Theoretisch spräche doch nichts dagegen, wenn Du klare Fronten schaffst und zu Deinem AM gehst - oder?
Dann wäre eventuell auch das heiß-kalte Wechselspiel vorbei, einfach, weil Du bei ihm bist.

16.11.2016 18:15 • #8


D
Vielleicht hab ich manches schwammig geschrieben.
Ich hatte mich von meinem Mann getrennt bevor die Affäre richtig losging . So viel zu meinem Mann- fremdverliebt oder nicht, er ist ein feiner Mensch und war mein bester Freund seit wir Teenies waren. Ich hab mich damals auch gefragt aus welchen Motiven ich eine Affäre anfing- aus verletztem Stolz vielleicht oder aus Rache? Ich fand, das war nicht der Grund.

Zum AM- auch wenn das nach Opferrolle riecht oder nach arg viel Drama- es war eine besch. Zeit als er sich nicht von seiner Frau lösen konnte, mich aber auch nicht loslassen wollte, seine Frau gerne mal Telefonterror rundum gemacht hat - und wir uns nicht sehen konnten. Im Nachhinein und gemütlich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa wäre ich jetzt vielleicht auch souveräner und konsequenter und hätte nicht Wochen- oder Tagelang auf Lebenszeichen gewartet und herumgeheult statt meine Arbeits- und Freizeit sinnvoll zu gestalten, oder gar den Kontakt ganz zu beenden . Ich hatte monatelang ein Brett vor dem Kopf und was mich isoliert hat war dass ich nicht darüber reden konnte oder wollte .
Wenn ich jetzt einfach sagen könnte, was ich wollte- klar, ich würd gern mit ihm zusammen leben , auch bitte gerne in England, meinetwegen . Ich bin 50, meine Kinder sind alle ausgezogen , ich kann hier wie dort meine Millionen als Keramikerin verdienen- ha ha.
Aber momentan hab ich das Vertrauen in uns verloren und brauche einfach Abstand. Um nachzudenken. Und ich glaube, das brauchen wir beide.

17.11.2016 00:54 • x 1 #9


rubi
Ah okay, das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf die Sache.
Ich dachte, du bist noch verheiratet bzw. mit deinem Mann zusammen.

Ich kann gut verstehen, dass wenn man Single ist und es da einen gebundenen Menschen gibt,
dass du dich automatisch etwas mehr nach ihm richtest bzw. gerichtet hast.

Wenn dir diese Affäre (obwohl er jetzt ja getrennt ist) zuviel wird,
bzw. du das Vertrauen verloren hast, dann kannst du dir ja auch die Zeit für dich nehmen.

Aber es klingt irgendwie so, als hättest du die Hoffnung noch nicht ganz verloren, oder sehe ich das falsch?

17.11.2016 17:26 • x 1 #10


D
Wenn ich eines hasse, dann waren es immer die Opferlämmer, die passiv samt vollgeheulten Taschentüchern auf dem Sofa hocken. Und damit meine ich nicht echten Kummer, der kann einem wirklich das Herz zerreißen und alle vollgerotzen Taschentücher sind rechtfertigt- wenn sie denn überhaupt eine Rechtfertigung brauchen. Ich hab hier so schlimme Geschichten gelesen und ich kann sie so mitfühlen.
Aber deine Antwort, rubi, hat mich so ein bißchen denken lassen. Klar, das war alles recht schlimm und unsere Situation recht ausweglos über Monate, meine gerade zuende gegangene Ehe desgleichen und ja, ich hab mich schon ausgelaugt gefühlt. Aber wir haben jetzt einfach mal uns ausgesprochen am Telefon, der AM und ich, und er meinte, er fühle sich genauso. Ja, wer hätte das gedacht. So zerrissen und ausgelaugt und unsicher. Und wir haben vereinbart, so oft wie möglich zu reden und uns nächsten Monat für eine Woche zu treffen, um Ruhe und Zeit zu haben, über all das zu sprechen und zusammenzusein. Das war so eine Riesenerleichterung. Und dann können wir vielleicht klarer sehen, wie es weitergeht.

23.11.2016 01:41 • x 1 #11


W
Hallo!

Also ich finde es verständlich, daß Dein AM gewisse Ablösungsprobleme von seiner Frau hatte.
Denn es ist ja nicht zu erwarten, daß er es ihr sagt und sie bleibt dann ganz ruhig und läßt ihn ohne weiteres ziehen und öffnet ihm vielleicht auch noch freundlich die Haustür. In einer solchen Situation muß man mit solchen Schwierigkeiten rechen. Alles andere wäre zu naiv gedacht.
Das Entscheidende aber ist doch, daß er sich getrennt hat. Das heißt, nun steht Euch ja nichts mehr im Wege.
Daß Ihr Euch nun einmal für eine Woche trefft und über alles redet, ist das Beste, was Ihr machen könnt. Und sicher werdet Ihr dann auch klarer sehen.
Nur solltest Du ihm halt keine Vorwürfe daraus machen, daß er damals nicht gleich so konnte, wie er offenbar ja wollte. Kämpfende (Ex-) Partner können dem Verlassenden ganz schön zusetzen. Auch wenn sie nichts mehr von ihm haben, aber ihn halt doch als ihren Besitz verstehen.

23.11.2016 02:13 • x 1 #12


D
Vorwürfe wollte ich keine machen, aber trotzdem kam alles auf den Tisch, als wir über die Zeit redeten. Ich bin im Nachhinein froh, dass wir uns in der Zeit nicht gesehen haben, als er sich lösen mußte- das waren zwar harte 10 Monate, aber als wir uns dann schließlich wiedertrafen, hatte er seine Ehe tatsächlich beendet.
Und als ich schrieb, ich wolle mich aus der destruktiven Affäre befreien, hatte ich vielleicht noch genau diese Zeiten im Kopf.

Seitdem ich meine Zweifel hier aufgeschrieben habe, haben wir sooft es ging telefoniert und über so viele Unsicherheiten gesprochen, die wir in uns haben. Oder nur über Alltägliches. Oder wie sich unsere Beziehung entwickelt hat- aus einer ziemlich verrückten Brieffreundschaft mit Mails und whatsapp und mehr oder minder heimlichen Telefonaten und Treffen. Eine normale Beziehung hatten wir nie und beide kommen wir aus einer langjährigen Partnerschaft. Für uns beide ist das jetzt eine Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs. Wir haben festgestellt, dass wir im Moment ...wie kann man das sagen...irgendwie müde sind. Das waren fast drei Jahre fast ständiger Gefühlsstress- emotionsgeladene Mails und whatsapps oder Schweigen aus ehetechnischen Gründen auf seiner Seite, dann wieder Kontakt und noch mehr Emotionen. Dann Zusammensein, das einfach nur schön und friedlich war, dann wieder Trennung und Unsicherheit.
Wie hat er so schön gesagt- ich will einfach nur mit dir zusammensein, immer mit dir reden, wenn ich möchte, mit dir im Bett liegen, am nächsten Morgen frühstücken, Dinge planen- und nicht mehr dauernd unsicher sein, weil wir 1000 km entfernt wohnen. Er hat gemeint, er ist jetzt 61 und langsam geht es ihm bei aller Fitness auf`s Herz, wenn wir so weitermachen.

Zum Thema Kommunikation, Männer und Sichmelden...Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber so herrlich die verschiedenen Möglichkeiten der Kommunikation via mail, whatsapp und Telefon sind, wenn man heiß verliebt ist- so fürchterlich kann das auch alles stressen. Und Mißverständnisse kreieren.
Da wünsche ich mir oft die alten Zeiten in den 80igern herbei, in denen ich mich in meinen Mann verliebt habe, der 480 km entfernt wohnte. Wir haben nicht telefoniert, weil ich kein eigenes Telefon hatte und meine Vermieterin nicht zu Unzeiten mit Telefonaten nerven wollte, die ich in ihrem Flur hätte führen müssen. Handy gab es nicht, PC auch nicht. Es gab in guten Zeiten zwei Briefe die Woche, aber das mußten schon sehr gute Zeiten sein, ansonsten war es ein Brief die Woche und alle sechs Wochen oder so ein Wochenende zusammen. Okay, ich hab mein Tagebuch maltretiert mit unsäglich ktischigen Einträgen und meine Freunde genervt, aber wenn der Brief an ihn im Postkasten war, dann war erst mal für ein paar Tage Ruhe an der Front. Kein bimmelndes oder böse schweigendes Handy, keine blauen Häkchen auf whatsapp und dann doch keine Nachricht oh wei...das hat etwas entstresst, muss ich jetzt mal sagen.
Und keine nächtlichen Meditationen über die Gründe, warum eine Nachricht nicht beantwortet wurde oder wenn dann wie sie beantwortet wurde...ja, war alles bißchen schwerfälliger und langsamer, aber auch etwas weniger stressig.

Wir haben jetzt beschlossen, uns einfach furchtbar auf unser Treffen zu freuen Ende Dezember, immer dann zu telefonieren, wenn wir das möchten und unseren Kontakt ansonsten zu entschleunigen und zu entstressen. Wir haben beide so viel zu verarbeiten und so viel zu überdenken. Und haben uns so lieb. Vielleicht kann man ja daraus etwas machen? Ich weiß es nicht, aber ich würde es gerne rausfinden.

08.12.2016 02:22 • x 1 #13


D
Der Beitrag ist ja jetzt mittlerweile älter als der Wendelstein- und könnte vielleicht auch jetzt anders heißen. Wir haben uns 10 Tage im Januar gesehen und es war eigentlich wie immer, wenn wir zusammen waren bisher- einfach nur...schön. Entspannt. Ich hab gemerkt dass mir unsere stundenlangen Gespräche gefehlt haben, das Geknuddeltwerden, das viele Lachen , das Zusammensein. Da wir uns nächste Woche Wiedersehen, war ich auch nicht soo traurig beim Abschied.
Mein neuer Job den ich seit Januar habe, macht mir Spaß , der Nochmann hält sich an alle Trennungsregelungen und macht keinen Stress , den Kindern in der Ferne geht es gut, das Entrümpeln des Hauses geht gut voran, ich bin auch nicht einsam, wenn ich von der Arbeit in ein leeres Haus komme. Mein Freund hat sich wirklich von seiner Frau gelöst, es gibt kein Telefon- oder whatsapp- Gezicke mehr zwischen uns beiden . Alles so wie es sein sollte.
Und bei mir ist seit zwei Wochen die Luft so vollkommen raus, ich bin so gnadenlos müde und erschöpft , ich könnte nur noch schlafen oder vor mich hinstarren. Oder heulen. Was ja saublöd ist , weil ich ja keinen Grund habe.
Mein Hauptgefühl ist - ich mag nicht mehr...keine Lust mehr. (Nee, nicht Selbstmord. Eher ewig währender Mittagsschlaf)
Mich käst alles so an. Vor drei Jahren ging meine Ehe baden, dann die neue Beziehung und das Theater drumrum...Und ich hatte meist Wochenendehe, seit die Kinder auf der Welt waren . Ich kann mein Leben prima alleine managen und klebe nicht an meinem Partner.
Und ich fühl mich jetzt so...ausgelaugt, ausgerechnet jetzt. Ich hab keinen Bock mehr auf Fernbeziehung, auf komplizierte Urlaubsplanung , auf...alles. Auf schwierige Beziehungen und Tränen beim Abschied und so weiter. Auf Nachdenken wie es weitergeht, auf ...was weiß ich. Wenn ich letztes Jahr Panikattacken und Schlafstörungen hatte, so fühlt sich das jetzt an wie Vollnarkose seit ca zwei Wochen.
Wenn es ginge hätte ich gern eine Affäre mit meiner Wärmflasche und der Sofadecke und in die Badewanne gehen wäre meine Lieblingssportart.
Ich hätte gern einfach nur meine Ruhe, nach dem ganzen Wahnsinn der letzten drei Jahre eine normale Beziehung und vielleicht einen Streit darüber wer den Müll rausbringt. Wenn überhaupt.
Wir wollten nächste Woche darüber reden wie es bei uns weiter geht und das ist ja auch wunderbar, dass wir beide hoffen es geht weiter, und uns darauf freuen.
Ich hab das ... bisschen flapsig geschrieben. Aber ich bin so so so müde, dass mir mehr und mehr alles zu viel wird, was ich sonst so nebenher nach der Arbeit erledigt habe. Und ich heule dauernd- und hab keinen Grund- eigentlich.
Es ist als hätte jemand den Stecker gezogen.
Ich bin froh, dass ich ansatzweise mit meinem Freund darüber reden kann, aber ehrlich gesagt komme ich mir etwas bescheuert vor.

04.02.2017 02:46 • #14


W
Hallo!

Also ich habe den Eindruck, daß Dich diese letzten Jahre sehr erschöpft haben, seelisch, emotional, mental. Was ja auch nicht sonderlich verwunderlich ist nach allem, was geschehen ist.
Nun scheint sich alles ja zu Euren Gunsten gelöst zu haben - und dennoch stellt sich das, worum man gekämpft hat, worauf man gehofft hat, nicht ein, sondern man möchte am liebsten von allem gar nichts mehr wissen und nur im Bett liegen.
Mir macht das den Eindruck, daß Dir die Energie fehlt, um glücklich zu sein und das neue Leben genießen zu können (bzw. Dich überhaupt darauf einlassen zu können). Wenn Dich die letzten Jahre so ausgebrannt haben, dann ist das nahezu natürlich. Du hättest erst einmal eine Pause gebraucht (eine richtige Pause), um die Batterien aufzuladen, ehe Du mit neuem Schwung in diese neue Beziehung hättest gehen können.
Es ist ja nicht anders, als wenn man etwas sehr Anstrengendes macht, und das vielleicht über einen langen Zeitraum - dann braucht man erst einmal Ruhe und Erholung. So schön ein Gipfelsieg auch sein mag - gleich danach zum nächsten Gipfel aufzubrechen wäre keine so gute Idee. Denn da wäre die Gefahr sehr groß, bald kläglich zu scheitern.
Dazu kommt in diesem Fall, daß man auch den nicht gerade geringen Druck hat, nun müsse alles wunderbar klappen. Man hat vieles riskiert, beide haben vieles aufgegeben - das weckt nicht nur eigene Erwartungen, sondern man fühlt sich auch den Erwartungen des neuen Partners gegenüber verpflichtet. Und das kann einem in einer Situation, in der man kraftlos ist, wirklich schwer zusetzen.

Darüber solltet Ihr vielleicht einmal reden. Es mag zwar ganz verrückt klingen, daß man ausgerechnet dann, wenn man am Ziel seiner Wünsche ist, eine Auszeit braucht. Aber wenn das Erreichen dieses Ziels so viel Energie gekostet hat, dann kommt man nicht darum herum. Man braucht erst einmal Erholung. Ansonsten reagiert man aus dieser Kraftlosigkeit heraus oft ganz genervt und übertrieben, und das kann unter Umständen alles schon zum Einsturz bringen, noch ehe es so richtig begonnen hat.

Ihr habt nun so lange ausgeharrt in einer kräftezehrenden Situation - da käme es auf weitere ein, zwei Monate nicht an. Und diese Zeit solltest Du möglichst nur für Dich haben und Dich währenddessen auch gedanklich nicht mit der Beziehung beschäftigen.
Ich glaube, das wäre für Euch beide und für Eure Beziehung derzeit das Allerbeste. So Dein Freund hier mitspielt.
Vielleicht wäre die Zeit des Frühlingbeginns eine gute, um dann gemeinsam wirklich neu zu beginnen und durchzustarten. Und bis dahin solltet Ihr Euch überhaupt nicht mit Beziehungsthemen oder sonstigen Problemen beschäftigen. Und vielleicht wirklich zum Briefeschreiben (wie früher) übergehen. Das würde vieles entschärfen, während sich die Situation noch zuspitzen könnte, wenn es so weitergeht wie bisher, dieser Druck nicht genommen ist und Du ohne Energie bist.

Liebe Grüße

04.02.2017 04:06 • x 1 #15


A


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