Hallo liebe Mitmenschen,
das ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Ohne zu überlegen schreibe ich einfach mal ein paar Sätze runter. Als Eröffnung möchte ich schreiben, dass ich es immer schwierig finde aus Texten Situation oder Menschen zu bewerten. Da uns aber sonst keine Möglichkeit bleibt, schreibe ich einfach mal die Fakten auf und ihr könnt sie dann bewerten/interpretieren wie ihr mögt.
Kurz ein paar Fakten zu meiner Person:
Männlich
Alter 43,8
Habe offensichtlich Probleme in Konfliktsituationen loszulassen (ich neige dazu Monologe zu halten)
2 Kinder aus meiner ersten großen Liebe (14 und 16 Jahre alt)
Ein paar Fakten zu meiner (Ex)Freundin:
Weiblich
Depressionen
Leichte Alk. (4-5 B. und eine kleine Flasche Vodka, 6-7 mal die Woche)
Mehrere Todesfälle in der Familie (Vater, geliebter Opa, usw)
Sehr spezieller Typ (brasilianisch/italienisch - optisch meine absolute Traumfrau)
Eine sehr süße Stimme und liebevolle, lustige Art - wenn sie "normal" drauf ist
Wir sind beide Seelenverwandte. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich hatte schon mehrere Beziehungen in allen Abstufungen der Liebe. Es waren auch Beziehungen dabei, wo man dachte man ist seelenverwandt. So etwas wie mit meiner (Ex)Freundin ist mir noch nie passiert. Wir haben ständig das Gleiche gedacht. Wir konnten wochenlang aufeinanderhängen 24/7 - alles mit Ihr hat Spaß gemacht, auch nach 6 Jahren. Ich habe einen Satz angefangen - sie konnte ihn beenden. Und natürlich die Klassiker wie gleicher Musikgeschmack, Essensgeschmack, viele gleiche Interessen, usw.
Seit 6,3 Jahren leb(t)e ich in dieser Beziehung. Vor einer Woche haben wir uns gestritten - leider sehr heftig. Seit mehreren Wochen lief die Beziehung nicht gut, die Corona-Quarantäne hat ihr Übriges getan.
Wir sind seit Januar 2014 zusammen (gewesen). Die ersten 2,8 Jahren lief alles okay. Sie trank damals schon 3-4 mal die Woche, auch in unseren gemeinsamen Urlauben. Ich hatte damals auch schon die Tendenz nicht loslassen zu können. Ich erinnere mich noch, wir waren so 4 Wochen zusammen, sie war bei mir. Sie wurde wegen irgendeiner Kleinigkeit sauer und ist nach Hause gegangen. Ich konnte das nicht nachvollziehen und bin ihr durch die ganze Stadt hintergelaufen - so mit 50 m Abstand. Ohne etwas zu sagen. Als wir dann bei ihr waren, konnten wir darüber reden. Wir haben uns vertragen und ich bin wieder nach Hause. Retrospektiv war da schon meine Tendenz in Konfliktsituationen sichtbar (im normalen Alltag habe ich das nicht).
Kurzer Einschub zu mir: Ich bin Scheidungskind und Hobbypsychologe . Meine Vermutung: Da meine Mutter mich verlassen hat als ich 2 Jahre alt war, hat das in mir irgendetwas ausgelöst/erschaffen. Eine Art Mechanismus der es mir schwer macht, eine Frau die ich liebe in einer Streitsituation loszulassen, einfach zu sagen: "Sag doch was du willst, kannst mich auch ruhig beleidigen. Ich gehe einfach, vielleicht sehen wir uns morgen wieder."
Wie gesagt, die ersten 2,8 Jahre verlief alles stabil. Dann kam der erste richtige Krach. Danach hatte die Beziehung die erste Pause - 3 Wochen voller Trauer, Liebeskummer, das volle Programm. Ich habe sie zurückerobert, u.a. mit einem selbstgeschriebenen Buch über unseren gemeinsamen Urlaube (sie hat ganz viele Dinge mit mir das erste Mal erlebt). 4 Monate später ist ihr geliebter Vater gestorben - ab da an wurde die Beziehung schwieriger. Ich habe ihr immer öfter nicht mehr genügt. Das Konflikpotential wurde stetig höher. Sehr oft konnten wir die Konflikte normal lösen, zwar mit einem kurzen Wortgefecht, aber dann ging jeder seines Weges und am nächsten/übernächsten Tag hat man sich wieder vertragen. Ab und an (circa 2 mal im Jahr) ist es eskaliert, was meist damit geendet hat, dass sie sich hinter eine Wohnungstür gesetzt hat und ich dann weitergeredet habe anstatt einfach nach Hause zugehen. Ich hab mir dann meinen ganzen Frust von der Seele geredet, was natürlich total bescheuert war. Es kam nichts an und ich habe damit eine schlechte Kindheitserfahrung getriggert (ihre Mutter hat sie beschimpft und systhematisch fertig gemacht).
Was Konflikte lösen echt schwierig machte war, das sie leider kritikunfähig war. Ihr kennt vielleicht die Mechanismen: Mangelndes Selbstvertrauen durch die Eltern in den ersten 8 Lebensjahren --> Gefahr von seelischen Erkrankungen erhöht --> in ihrem Fall Depression --> mangelndes Selbstwertgefühl --> Kritikunfähigkeit (eine ganz ganz grobe Kausalitätskette).
Letztes Jahr im Januar hat sie das erste Mal eine Beziehungspause gewünscht, obwohl kein eskalierendes Ereignis passiert ist. Auch hier habe ich gekämpft und sie zurück gewonnen. Aber wie es so schön m Volksmund heißt: Die Einschläge kamen immer näher! Im Oktober letzten Jahres dann der letzte Zwischenfall mit kurzer Auszeit (das erste Mal war von Schluss machen ihrerseits die Rede. Zitat:" Wir sind nicht mehr!" - AUTSCH). Trotzdem hatten wir danach Kontakt und ich konnte sie abermals zurück gewinnen. Danach machte sie mir die Ansage. "Wenn das nochmal passiert bin ich weg!" Anschließend verlief die Beziehung monatelang stabil. Vor 6 Wochen waren wir zusammen im Urlaub in Brasilien. Ich habe zum ersten Mal ihre Verwandtschaft kennengelernt. Eine wundervolle, warmherzige Familie - der Urlaub war traumhaft schön. Alles war super - ich habe mir schon überlegt wo ich ihr den Antrag mache (den Ring hatte ich schon gekauft). Dann kamen wir wieder nach Deutschland zurück und in diese bescheidene Corona-Situation. Hiermit schließt sich der Kreis meiner kurzen Erzählung - es kam zum besagten Streit. In diesem war ich so frustriert, das auch Sätze fielen wie "Das war´s jetzt, du kannst dir jemand anderen suchen!" oder "Ich hoffe, dass du glücklich wirst. " So ne richtig miese Nummer halt. Sie sagte auch Dinge wie "(. ) deswegen bist du alleine . " oder "Du hast grade Schluss gemacht." Als ich ihr dann noch sagte (sie saß wieder hinter der Badtür), dass ich das nicht ernst meinte und es nur ein Ausdruck meiner Frustration und Hilflosigkeit ist, sagte sie nichts.
Das Ganze ist jetzt eine Woche her. Wir hatten uns - wie gesagt - schon öfter heftig gestritten. Auch Sätze wie "Es ist Schluss. " vielen schon mal. Aber nach 3-4 Tagen haben wir uns immer wieder vertragen. Doch diesmal ist es anders. Sie meldet sich überhaupt nicht mehr. Völlig abgetaucht.
Wie heißt es in einem tollen Thread hier im Forum: Taten zählen mehr als Worte! Seit 7 Tagen ist sie abgetaucht. Das war noch nie so. Ich habe das Gefühl, das war´s jetzt. Liebeskummer vom Feinsten - das volle Programm. Ihr kennt das ja. Der Schlafmangel setzt mir echt zu, außerdem heule ich mehrmals jeden Tag und ich habe dauerhaft Magenschmerzen - was mir langsam echt Sorgen macht. Sorry für das vielleicht unorganisierte runterschreiben - ich hoffe man kann meine kleine Story ein bisschen nachvollziehen.
Das verrückte sind die unterschiedlichen Ebenen zwischen Kopf und Herz. Mein Kopf wußte schon nach 4 Wochen Beziehung: Das wird nicht einfach mein Freund. Und ich kann mir vorstellen, folgendes werden auch viele von euch sagen:
Kritikunfähigkeit
Depression mit den üblichen Begleiterscheinung
Alk.
sind nicht unbedingt beziehungsfördernd. Was hast du denn erwartet?!
Das kombiniert mit meiner mangelnden Fähigkeit in Konflikten nicht loslassen zu können und mit einem - vielleicht übertrieben - Fairnessgedanken hat sehr oft zu Auseinandersetzungen geführt.
Das Herz hat mich über alles hinwegschauen lassen. Und wie gesagt, wenn alles normal war, und das war es ja zu 95 %, waren wir im Himmel auf Erden. Ich bin ein logischer, rationaler Mensch. Meines Erachtens nach stimmt jedoch auch das Zitat aus meinem Lieblingsbuch: "Man sieht nur mit dem Herzen gut - das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Sie hat mich so glücklich gemacht wie sonst Nichts auf der Welt! Wenn ich bei ihr war und wir uns nicht gestritten haben, war ich das glücklichste Lebewesen im Universum.
So, und jetzt steh ich nun hier - vor dem Scherbenhaufen meines Lebens. Fast 44 Jahre alt, die große Liebe des Lebens verkackt und weiß nicht mehr weiter. Ich habe schon viele Beiträge hier durchgelesen. Ein wirklich tolles Forum.
Die besten Mittel gegen Liebeskummer
Phasen einer Trennung
. usw.
Was bleibt sind die Fakten, in fast 44 Jahren habe ich noch nie einen Menschen kennengelernt, den ich so sehr geliebt habe. Die Liebe wurde von Jahr zu Jahr immer mehr. Ich hatte vorher schon mehrere Beziehungen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich nochmal so einen Menschen kennenlerne. Ich bin nicht mehr Anfang 20. leider Wir waren (fast) perfekt füreinander. Unsere Liebe ist immer noch sehr groß, woran wir uns immer wieder aufgerieben haben, habe ich ja kurz angeschnitten.
Ich habe eine Frage an euch: Warum bewerten Menschen die Wichtigkeit einer Beziehung nach der Intensität der Liebe, die sie für diese Person empfinden? Klar drückt die Intensität ein Alleinstellungsmerkmal aus, was wiederum Wichtigkeit bedeutet, da es äußerst selten vorkommt. Warum bewerten wir die Beziehung (meist) nicht nach anderen Kritierien, welche auch die betreffenden Menschen selbst in der Hand haben?
Und der Klassiker: Glaubt ihr sie kommt noch einmal auf mich zu? Dass sie sich seit 7 Tagen nicht meldet deute ich als sehr schlechtes Zeichen. Hat sie in über 6 Jahren noch nie gemacht. Sie ist auch Meister im Manifestieren von Gedanken, welche dann meist sehr negativ sind. Sollen heißen, je mehr Zeit vergeht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in ihrer negativen Haltung mir gegenüber bestätigt.
Und last but not least: Trotz allen guten Ratschlägen und Tipps, bin ich mir der *beep* Tatsachen bewußt. Sollte ich mich mit dem Gedanken verabschieden, eine Familie mit einer Frau zu haben, die ich über alles liebe? (ich möchte nochmal Kinder haben und eine ganz normale Familie, bevor ich sterbe - das ist mein größter Wunsch). Und: Auch wenn der Kopf logische Gedanken fassen kann und weiß, dass in einer Beziehung immer zwei Leute für diese verantwortlich sind und nie jemand alleine an irgendetwas Schuld hat - wie bekomme ich diese Schuldgefühle los? Das Gefühl eine "once-in-a-lifetime-chance" verkackt zu haben. Ich weiß, ablenken, "die Zeit heilt alle Wunden". Mensch, Mensch - Gefühle sind echt mächtig.
Ich werde so oder so eine Therapie machen und meine Probleme angehen. Eigentlich hätten wir beide eine Therapie machen müssen. Leider haben wir das versäumt.
D