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Die Crux mit der Vergangenheit

H
Hallo in die Runde!

Ich versuche hier diese verworrene Geschichte so zu erzählen, dass sie verständlich ist. und hoffe schwer, das gelingt.

Um das ganze nachvollziehen zu können, müsst Ihr Euch ein kleines Dorf vorstellen (ca. 1500 Einwohner, idyllisch und voller Klatsch und Tratsch. ).

Nun denn, vor 4 Jahren habe ich das dümmste getan, was eine unglückliche Frau mit diagnostizierter leichter Borderline-Ausprägung tun kann. Ich (damals verheiratet) habe mich in eine Affäre mit einem (wie soll's anders sein) auch verheirateten Mann gestürtzt. Kurz, heftig, desaströs, Wut, Trauer, Schmerz, Verletzungen, Schuldzuweisungen, Schuldakzeptanz, Rache der Ehefrau meiner Affäre, kurz: volles Programm. Und der Dorffunk am Glühen. Viele Gerüchte, wenig Wahrheiten, viele Gehässigkeiten. Diese Geschichte nun abgekürzt: ich habe meine Verantwortung übernommen, ungeschehen machen konnte und kann ich das nicht mehr und habe mein Lehrgeld gezahlt (doppelt und tausendfach).
Das Resultat dieser Geschichte: mein Mann und ich haben uns vor einem Jahr entgültig getrennt (nicht wegen der Affäre als Grund, sondern als Auslöser, das haben wir ganz akribisch in vielen Paartherapie/ Trennungstherapiesitzungen herausgefiltert). Die Ehe der anderen hat das ganze überdauert, sie haben zu neuem Glück gefunden. Was ich ihnen nach all den Jahren wirklich von Herzen gönnen kann, ohne neidisch zu sein.
Ja, wir wohnen alle noch im selben Ort, es herrscht friedliche Koexistenz zwischen uns. Man grüßt sich auf der Straße, geht sich aus dem Weg. Alles gut soweit.

So, nun des Dramas zweiter Akt: bis vor zwei Wochen war ich der Meinung, ich hätte mein Leben vollends im Griff, die Kinder, die bei mir leben, haben die Trennung nach einer anfangs schweren Zeit gut überstanden, mein (Noch)ehemann und ich verstehen uns gut. Es gibt keine Auseinandersetzungen zwischen uns. Was gemeinsam zu regeln ist, wird geregelt. Wir können sogar wieder zusammen lachen. Und die Vergangenheit schien endlich zu ruhen.

Doch, da war dieser andere Mann, schon wieder aus dem Ort, den ich auch schon lange flüchtig kenne, der mit meinem Affärenmann von damals befreundet ist (wie eng weiß ich nicht). und der mir bis vor 14 Tagen reichlich egal war. Bis zu diesem harmlosen Einkaufsgeplänkel mit Handy-Nr-Austausch. Und der Einladung zum Essen. Und dem nächtlichen gemeinschaftlichen Bereden des Lebens. Und dem Abschiedskuss.

Und ich Volltrottel, 40 Jahre alt, steh jetzt da wie eine bekloppte 13jährige und weiß nicht, wie und was das alles werden soll.

Wir haben die letzten Tage noch viel telefoniert, gemeinsam gesagt, dass wir beide uns nicht in eine neue Beziehung stürzen möchten (er hat sich auch Anfang des Jahres nach vielen Jahren Ehe getrenn), alles langsam angehen, sich rantasten, mit Rücksicht und Respekt, Option auf mehr dabei, aber keine verfrühten Schritte. Bilderbuch!

Aber wie zum Teufel erkläre ich ihm, dass ICH die ominöse Affäre seines Freundes war, von der er offensichtlich weiß, er hat sie in einem Nebensatz erwähnt, als es um Trennung/ Beziehungsprobleme ging, aber von der er nicht weiß, dass ICH es war.

Dieser Mann ist wirklich erstaunlich, ich habe das Gefühl, das könnte wirklich endlich in die richtige Richtung gehen. Und natürlich weiß ich, es kann nur gut werden, wenn ich ehrlich bin und von der Geschichte von damals erzähle. Obwohl sie eigentlich überhaupt nicht mehr wichtig ist. Und auch für keine der damals beteiligten Personen mehr wichtig ist. Wenn ich aber stillschweige, bin ich sicher, der eine oder andere liebenswerte Freund, wird ihm die Geschichte erzählen. Und dann geht das ganze nach hinten los, aber vom Feinsten.

Klingt verworren? Stimmt. Die Frage ist nun, wie sage ich's ihm? Ich hab wirklich tierisch Angst, dass damit alles zwischen uns beendet ist, bevor es angefangen hat. Und selbst wenn es weitergehen sollte mit uns, ich fürchte, es könnten wieder Freundschaften draufgehen.

Ich wünschte wirklich, die Vergangenheit würde endlich ruhe geben! Hat jemand vielleicht einen Masterplan *hoff* ?

Ganz liebe Grüße und einen schönen Abend!

27.10.2020 17:52 • x 1 #1


DieSeherin
Zitat von Hekate_1979:
Klingt verworren?


nö, gut verständlich, sehr unterhaltsam und wie ich gestehen muss, musste ich total kichern du hast schon echt ein händchen, was?

und ehrlich gesagt weißt du doch eh, was du tun musst, oder? ihm so schnell wie möglich ziemlich genau das sagen, was du in deinem eingangsbeitrag geschrieben hast - vielleicht in umgekehrter reihenfolge: boah, ich glaube, ich bin dabei mich teenagermäßig in dich zu verknallen, mit der hoffnung, dass da was daraus werden kann - es gibt da aber eine sache, die erst mal auf den tisch muss...

27.10.2020 18:05 • x 2 #2


A


Die Crux mit der Vergangenheit

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Gorch_Fock
Und wie agierst Du als BL im Moment? Denn die Gefahr besteht, dass Du den Mann durch das Spiegeln genau das vorspielst was er sehen möchte. Das wird ein Spiel mit dem Feuer und das weißt Du auch.

27.10.2020 18:55 • #3


Lilli70
Glaubst du wirklich, dass er nicht weiß, dass du damals die AF warst? Glaube ich nicht, in diesem kleinen Kaff, und er ist der beste Freund. Ich denke er weiß ALLES und schaut ob was geht. Männer tratschen wie Frauen, und vor allen Dingen über ihre Eroberungen. Und da will er von nichts wissen? Sag es ihm doch locker nebenbei. Es hat keine Wichtigkeit. Ich würde es gar nicht groß aufdröseln, von wegen ich muss dir was sagen. Damit machst du es nur zu wichtig. Im nebenbeisatz. Und sieh zu, dass du nicht hochgenommen wirst. Das er nichts weiß, glaube ich nicht. Er testet.

27.10.2020 23:53 • x 1 #4


Lebensfreude
@Lilli70 hat Recht.
Du schreibst ja selbst, dass das ganze Dorf Bescheid wußte. Wieso sollt er davon ausgenommen sein?
Und es stimmt, Männer tratschen ganz viel. Vor allem mit ihren Freunden. Und dann tratschen die es ihren Frauen/Freundinnen weiter.

28.10.2020 00:13 • x 1 #5


Hansl
Zitat von Hekate_1979:
Hat jemand vielleicht einen Masterplan *hoff* ?


Die Vergangenheit hat mein Glück zerstört.
Sag es ihm.
Jetzt, und vorallem ehrlich.
Alles andere führt dahin, wo eigentlich keiner mehr hin will.
In der real werdenden Albtraum.

28.10.2020 00:23 • #6


S
Hallo Hekate,

es wäre schon sehr unwahrscheinlich, wenn er in einem 1500 - Seelen - Dorf nicht längst Bescheid wüsste!

Sollte er zur vergesslichen/am Klatsch uninteressierten Sorte Mann gehören, darfst Du Dir dennoch sicher sein, dass er bald ein Update erhält.

Du hast also rein gar nichts zu verlieren, wenn Du beiläufig mal eine Bemerkung fallen lässt...

Alles Liebe!

28.10.2020 00:27 • x 1 #7


Mad-Eye
Hallo Hekate!

Viel Sinn sehe ich nicht in der Geschichte, aber alleine das du versucht hast deine Geschichte aufzuschreiben zeugt von Mut und Bereitschaft, dich damit auseinander zu setzten. Zudem habe ich selbst erst vor ein paar Wochen gelernt, dass das 'verbalisieren', also das Ausformulieren von Emotionen und Gefühlen schon zu einer Therapieform gehört, die uns Menschen weiter bringt.

(Noch einmal deinen Startbeitrag genauer gelesen.)

Es gibt keine Garantie. Dieses ganze Forum (und noch viele mehr) gibt es, weil es keine Garantien gibt. Sorry, ich würde dir gerne etwas anderes sagen, aber wir bestimmen nur über uns selbst und nicht über andere.

Was ich weiß (und ich habe mich viel mit Evolutionsbiologie und Geschichte beschäftigt), das wir Männer uns um die Frauen bemühen müssen. Wir haben seit über 70 Jahren Frieden in Deutschland. Das haben wir in den letzten 2.000 Jahren nicht gehabt. Sprich: Die Männer hier dezimieren sich nicht automatisch durch Krieg sondern sind da. Vorher gab es immer mehr Frauen als Männer. Das ist in unserem Zeitalter anders. Jeder Mann, der eine Frau ziehen lässt muss damit rechnen, das es dann keine weitere für ihn gibt.

Ganz klar sind gerade Männer noch immer in ihren alten Rollenklischees gefangen. Ja, Frauen auch. Was eigentlich quatsch ist, aber unsere Biologie kommt halt immer nur eher schleppend hinter her.

Du für dich musst entscheiden, wer du bist, welche Verantwortlichkeiten du hast die zwingend erfüllt werden müssen weil es deine zwingenden Verantwortlichkeiten sind, wen du möchtest, was du erwartest und die Kerle müssen liefern.

Wenn sie nicht liefern können, dann knick sie. Dann haben sie es nicht verdient dich kuscheln zu dürfen.

Was nicht heißen soll, das du keinen Spaß haben darfst.

Immer daran denken: Wir haben viel zu viele Männer im Land. Jeder Mann, der sich keine Mühe gibt oder eingeschnappt ist, ist es nicht wert.

28.10.2020 01:12 • x 1 #8


Lebensfreude
@Mad-Eye schön geschrieben und informativ. Aber was möchtest du aussagen?

28.10.2020 01:22 • #9


BrokenHeart
Zitat von Hekate_1979:
Klingt verworren? Stimmt. Die Frage ist nun, wie sage ich's ihm?

Nein, klingt nicht verworren. Es ist klar, wer an welcher Position steht.
Geht was essen oder macht Euch einen netten Abend und Du erzählst ihm ganz offen und ehrlich, was passiert ist. Wenn er auch genauso offen und ehrlich zu Dir ist, ist es ein Schritt aufeinander zu.
Wenn nicht, weißt Du jedenfalls, wie er tickt.
Für mich wäre es der einzige Weg .....
Alles Gute

28.10.2020 01:37 • #10


Mad-Eye
Zitat von Lebensfreude:
@Mad-Eye schön geschrieben und informativ. Aber was möchtest du aussagen?


Interessante Frage!

Das es keine Garantien gibt, das wir sehr aus dem Unterbewusstsein handeln, das Männchen und Weibchen sehr unterschiedlich sind, das jeder nur für sich selber verantwortlich sein kann. Das ich es schön finde, wie sie sich ihrer Situation stellt und darüber schreibt. Das Männer in der Bring-Schuld sind, das Männer sich dieser Bring-Schuld durch lügen entziehen, weil ihnen gar nix anderes übrig bleibt, wenn sie noch eine Frau abbekommen wollen.

...und dass ich das eigentlich nicht sonderlich schön finde wie es ist, aber so ist es nun einmal.

28.10.2020 03:54 • #11


OxfordGirl
Zitat von Hekate_1979:
Und natürlich weiß ich, es kann nur gut werden, wenn ich ehrlich bin und von der Geschichte von damals erzähle. Obwohl sie eigentlich überhaupt nicht mehr wichtig ist. Und auch für keine der damals beteiligten Personen mehr wichtig ist. Wenn ich aber stillschweige, bin ich sicher, der eine oder andere liebenswerte Freund, wird ihm die Geschichte erzählen. Und dann geht das ganze nach hinten los, aber vom Feinsten.

Du kreierst dir da ein ganz böses Drama zusammen. Dieser Mann ist weder Gott noch Richter, vor dem du zu Kreuze kriechen müsstest? Du willst beichten? Warum? Du bist ( hoffe ich ) eine gestandene Frau, die wie alle Menschen, mal einen großen Fehler gemacht hat. Ihr habt doch alle die Konsequenzen aus der damaligen Affäre gezogen und habt den bestmöglichen Weg gefunden, damit umzugehen. Der Drops ist gelutscht.
Dieser Nebensatz, der würde mich interessieren:
Zitat von Hekate_1979:
Aber wie zum Teufel erkläre ich ihm, dass ICH die ominöse Affäre seines Freundes war, von der er offensichtlich weiß, er hat sie in einem Nebensatz erwähnt, als es um Trennung/ Beziehungsprobleme ging, aber von der er nicht weiß, dass ICH es war.

Ich glaube der weiß ganz genau, was Sache ist (Affäre in kleinem Dorf). Falls er dir den Brocken hingeworfen hat, um zu sehen, ob Du von dir aus erzählst, dass du die Affärenfrau warst, vergiss ihn bitte. Ein erwachsener, gesund kommnizierender Mann würde das direkt ansprechen. Keine Spielchen. Du bist ihm keine Rechenschaft schuldig. Du stehst nicht auf dem Scheiterhaufen und er hält das Streichholz. Komm mal ganz schnell wieder in die Realität zurück, bitte

28.10.2020 08:03 • x 2 #12


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