Die häufigsten Irrtümer der Liebe

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Magazin Montag, 22. August 2005
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Die häufigsten Irrtümer der Liebe
von Gabriele Möller




Wer sich lang kennt, weiß längst nicht alles voneinander

Kommt Liebe ohne Worte aus?

Freiräume schaffen Nähe

Ein Seitensprung bedeutet auf jeden Fall das Ende

Gegensätze ziehen sich an?

Liebe auf den ersten Blick?

Mein Partner wird sich bestimmt noch ändern




Wenn der Partner mich liebt, weiß er automatisch, was ich will

Falsch. Wer das glaubt, ist auf romantische Kino-Schwarten hereingefallen, wo Held und Angebetete sich durch ein paar tiefe Blicke wortlos verständigen können. Zu glauben, der andere könne einem tatsächlich sämtliche Wünsche von den Augen ablesen, zeugt von völliger Überschätzung der Fähigkeiten, die die Liebe verleiht. Gedankenlesen gehört nämlich nicht dazu. Da hilft nur eins: immer wieder mit dem Partner über Träume, Wünsche, Gefühle und Zukunftspläne zu reden. Und vor allem: Ihn nach seinen fragen. Nur so lassen sich gemeinsame Standpunkte finden oder Unstimmigkeiten aufdecken.

Streit ist der Anfang vom Ende

Auch der Wunsch nach andauernder und totaler Harmonie, den viele Partner im tiefsten Inneren hegen und pflegen, kann tödlich für die Beziehung sein. Denn die Liebe braucht Auseinandersetzung. Wer Streit um des lieben Friedens oder der Kinder willen angestrengt vermeidet, kleistert die Liebe mit einer dicken Schicht aus unausgesprochenem und gärendem Konfliktpotenzial einfach zu. Bis der große Knall kommt, oder die Liebe einfach in aller Stille abstirbt wie ein Pflänzchen, das nicht mehr atmen kann. Streit muss sein. Aber er darf nicht zerstörerisch wirken. Reden Sie bei Konflikten in der Ich-Form, greifen Sie den Partner nicht direkt an, verallgemeinern Sie nicht (NIE bist Du pünktlich, IMMER willst Du Deinen Kopf durchsetzen, usw.).


Man sollte soviel wie möglich zusammen machen

Das funktioniert nur in den seltensten Fällen. Meist stecken hinter dem Wunsch, alles zusammen zu tun, Verlustängste eines oder beider Partner. Wer den anderen nie allein lässt, glaubt, ihn kontrollieren zu können. Wer aber alles gemeinsam tut, hat sich hinterher nichts zu erzählen. Auch leben zwei Menschen niemals dasselbe Leben, egal wie dicht sie aufeinander glucken. Jeder muss seine Freiräume haben und pflegen, sonst kommt zwangsläufig Langeweile auf. Denn gerade die Tatsache, dass der Partner andere Dinge tut und kann als man selbst, macht ihn ja reizvoll. Und Bewunderung gehört schließlich zur Liebe unbedingt dazu.



Ein Seitensprung bedeutet auf jeden Fall das Ende

Das muss nicht sein, auch wenn sich hier vielen Liebenden auf Anhieb die Federn sträuben. Wenn eine Beziehung sowieso nicht mehr in Ordnung ist, kann ein Seitensprung das Fass natürlich sehr wohl zum Überlaufen bringen. Wenn das Fremdgehen aber ein einmaliger Ausrutscher war (und man das dem Partner auch glauben kann), sollte man gut überlegen, ob man für dieses Fehlverhalten alles wegwerfen möchte, was man zusammen erlebt und sich gemeinsam erarbeitet hat – auch in Beziehungsdingen. Nach einem Seitensprung sollte zwar über die Beziehung gesprochen werden, danach muss man aber irgendwann wieder zur Tagesordnung übergehen. Weder monatelanges Schmollen auf der einen, noch demütiges Schuldbewusstsein auf der anderen Seite können die Beziehung in die Zukunft tragen.


Mein Partner ist für mein Glück verantwortlich

Dies ist wohl der häufigste und schlimmste Irrtum in der Liebe. Dieser Gedanke ist ein Kind unserer Zeit. Die Liebe soll alle anderen Defizite und Probleme in unserem Leben aufheben und ausgleichen und uns das große Glück bescheren. Für das eigene Glück sind aber nur wir selbst und niemand sonst zuständig. Natürlich soll man sich mit dem Partner zusammen glücklich und gut fühlen. Aber wer von ihm sein Glück oder Unglück abhängig macht, gibt die Verantwortung für sich selbst und das eigene Leben ab. Das ist sehr bequem und passiert daher häufig, aber es mündet zwangsläufig in einer Sackgasse. Denn es macht nicht nur unfrei und abhängig, sondern überfordert den anderen. Das heißt im Alltag: Wenn Sie sich bisher zu sehr auf den Partner fokussiert haben, machen Sie sich bei einer gemütlichen Tasse Tee eine Liste von Dingen, die Sie immer schon tun wollten. Dann streichen Sie an, was Ihnen am wichtigsten ist und was Sie neben Berufstätigkeit/Hausarbeit verwirklichen können. Fangen Sie damit HEUTE an: Greifen Sie zum Hörer und melden Sie sich im Sportverein für den Aikido-Kurs an, gründen Sie einen privaten Kindergarten, legen Sie ein Theater-Abonnement zu, verabreden Sie wöchentliche Quasselabende mit Freund(inn)en (OHNE ihren Partner) oder geben Sie eine Annonce auf, bei der Sie Gleichgesinnte für Hobby und Freizeit suchen.


Gegensätze ziehen sich an

Das stimmt zwar, jedoch sind einander gegenüber stehende Extreme keine gute Basis für die Liebe. Auf Dauer haben solche Beziehungen mehr Zukunft, bei denen grundlegende Dinge übereinstimmen. Zum Beispiel ist es gut, wenn beide Partner ein ähnliches Ausbildungsniveau haben, ähnlich attraktiv sind und in ihren Wertvorstellungen (Umgang mit Geld, Kindererziehung, Politik, Religion, Abtreibung, Treue usw.) weitgehend übereinstimmen. Doch der gegenteilige Spruch Gleich und gleich gesellt sich gern stimmt auch nicht uneingeschränkt. Denn eine gewisse Unterschiedlichkeit erhöht den Reiz. Zuviel Übereinstimmung können Sie entgegenwirken, indem Sie bewusst eigene Interessen und einen eigenen Freundeskreis pflegen.



Zwischen Liebenden darf es keine Geheimnisse geben

Doch. Zwar sollte man natürlich ehrlich miteinander umgehen. Aber die Partner müssen nicht absolut alles übereinander wissen. Erzählen Sie Ihrem Partner nicht unbedingt Details über die heißen Nächte mit Ihren Verflossenen, über den ersten S., den ersten Kuss. Auch genaue Informationen über Ihr Lieblingswachs zur Beinenthaarung oder darüber, welchen Tampon Sie benutzen und dass Sie eine neue Methode zur Hühneraugenentfernung gefunden haben, fördern den Zauber der Liebe nicht.



Entweder es funkt gleich, oder gar nicht

Sie sind ein guter Menschenkenner und wissen nach dem ersten Rendezvous, ob das was wird oder nicht? Die Liebe auf den ersten Blick gibt es sicher: Doch auch sie muss den zweiten Blick bestehen, soll sie Zukunft haben. Der Regelfall ist aber, dass man sich erst langsam aneinander herantasten und sich öfters sehen muss, um herauszufinden, ob er/sie der richtige Partner ist. Oft funkt es erst nach einiger Zeit. Geben Sie dem Kandidaten eine Chance. Denn Menschen sind zu vielschichtig, als dass man sie an einem Abend kennen lernen könnte.


Wenn man zusammen ist, braucht man sich nicht mehr zu bemühen

Hier würde wohl kaum jemand zustimmen, und trotzdem verhalten sich sehr viele Menschen, die in festen Beziehungen leben, genau so. Die Haare bekommen einen verdächtigen Wet-Gel-Look, zu Hause rennt man in den ältesten Wohlfühlklamotten (soll heißen verblichenes Sweatshirt und ausgeleierte Jogginghose) herum, die kleinen Aufmerksamkeiten und Geschenke werden rar und Komplimente bringt man überhaupt nicht mehr über die Lippen. Die finanziellen Einsparungen dadurch, dass man viel weniger für Kleidung, Kosmetik und schöne Wäsche ausgibt, sind hier schlecht investiert. Und wer sich gehen lässt, gefährdet mit der Zeit nicht nur die Liebe, er raubt sich selbst auch die Lebensenergie. Denn die geht – wie Psychologen wissen - zwangsläufig mit flöten, wenn man abschlafft und sich hängen lässt.


Mein Partner wird sich bestimmt noch ändern

Wenn wir erst mal ein Kind haben, ist er bestimmt öfters zu Hause, lautet eine typische Hoffnung. Dass sie sich erfüllt, ist jedoch unwahrscheinlich. Natürlich verändern sich Menschen innerhalb einer Beziehung. Und Fehlverhalten, das die Beziehung stört oder den anderen kränkt, kann man mit etwas Zeit und Mühe auch abstellen. Grundlegende Charaktereigenschaften jedoch bleiben in der Regel. So wird ein notorischer Fremdgänger kein Ausbund an Treue werden, ein Choleriker kein sanftes Lamm und Menschen mit Alk. pflegen andere in ihr Elend mit hinunter zu ziehen, statt sich von ihnen heraus helfen zu lassen. Auch wird aus der schüchternen Frau, die am liebsten die traute Zweisamkeit auf dem heimischen Sofa genießt, keine Partygängerin und ein Mann mit Vorliebe für Schlabberpullis wird wahrscheinlich nicht zum Vorzeige-Beau in Nadelstreifen mutieren. Prüfen Sie also lieber möglichst früh, ob Sie mit den grundsätzlichen Charaktereigenschaften Ihres Partners gut leben können, anstatt sich selbst auf etwaige zukünftige Veränderungen zu vertrösten.


Quelle:
urbia.de/topics/article/index.html?o=homeid=7082c=2

22.08.2005 18:45 • #1


Hypnos
..zu dem artikel mag ich gar nichts sagen, das thema ist mir momentan.. naja nicht gerade geläufig, aber deine neue signatur ist klasse und macht mich sehr nachdenklich, liebe bea

22.08.2005 19:38 • #2


A


Die häufigsten Irrtümer der Liebe

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B
Auch wenns keine wirkliche Stellungnahme zum Thema ist... das hier fiel mir spontan ein:

Sag mir die Wahrheit über die Liebe

Manch einer sagt, Liebe sei kindisch,
Mancher sagt, sie sei federleicht,
Für manchen dreht sich die Welt im Kreis,
manch anderer findet’s zu seicht,
Ich fragt‘ den Mann von nebenan,
Ob er es etwa wüßte,
Sein Weib, sie sah mich finster an,
sagt‘, daß er passen müßte.

Sieht sie aus wie ein Streifenpyjama,
Oder wie Schinken vom scheckigen Rind?
Riecht sie vielleicht wie ein Lama,
Oder doch mehr nach Zucker und Zimt?

Faßt sie sich an wie die Blätter von Hecken,
Oder weicher als Daunen noch?
Ist sie scharf oder rund an den Ecken?
Die Wahrheit, so sag sie mir doch.

In schlauen Büchern kommt sie vor
Umwoben wie eine Fee,
Man redet darüber, das ist bekannt,
Auf Luxusdampfern auf See;
Selbstmörder haben sie erwähnt
Ganz sicher unter Tränen,
Manch einer kritzelt gar von ihr
Auf Eisenbahnfahrplänen.

Heult sie wie hungrige Fellachen,
Tönt sie wie ein Korpsoffizier?
Kann jemand den Klang nachmachen
Mit Säge oder Steinway-Klavier?

Tanzt sie auf Parties den Reigen?
Liebt sie’s klassisch, aus jeder Epoch?
Wird sie auf Wunsch auch mal schweigen?
Die Wahrheit, so sag sie mir doch.

Ich suchte sie im Sommerhaus,
Doch war sie niemals dort,
Vergebens an der Themse auch,
Und manchem andren Ort,
Ich hörte nicht der Drossel Ruf
Noch Ansichten der Katze;
Ich fand sie nicht im Hühnerhof
Noch unter der Matratze.

Schneidet sie vielleicht gern Grimassen?
Wird ihr schlecht, wenn sie schaukelt einher?
Kann sie’s Wetten auf Pferde nicht lassen?
Oder liebt sie die Geigen vielmehr?
Denkt sie dran, Geld zu machen?
Ist ihr die Heimat ein Joch?
Ist sie vulgär oder läßt sie uns lachen?
Die Wahrheit, so sag sie mir doch.

Wenn sie kommt, kommt sie dann ohne Tarnung?
Ist sie wie andre zu sehen?
Klopft sie dann an ohne Warnung,
Tritt mir im Bus auf die Zeh’n?
Wird sie kommen wie plötzlicher Regen?
Trägt sie ihr Haupt tief oder hoch?
Werd ich deshalb auf einmal verwegen?
Die Wahrheit, so sag sie mir doch.

(W.H. Auden - Oh tell me the truth about love)

22.08.2005 20:17 • #3


E
Hallo Hypnos,

aber deine neue signatur ist klasse und macht mich sehr nachdenklich, liebe bea[/quote]


und Deine macht mich auch sehr nachdenklich, falls sie ernst gemeint ist... Lieber in der Vision leben, als Realitäten sehen zu wollen? Dann bleiben solche Texte Die häufigsten Irrtümer der Liebe wie immer seit Menschengedenken unverstanden. Dabei ist es doch wirklich einfach zu vestehen, daß menschliche Liebe und Mann/Frau-Leidenschaft zwei unterschiedliche Dinge sind, die man erst einmal miteinander kombinieren muß, um eine wirklich gute Partnerschaft zu erreichen. Oder auch nicht, wenn man in Wirklichkeit gar keinen Tiefgang ertragen möchte oder kann. Das gesellschftliche Problem kommt auch in diesem Text zur Sprache. Ich bin sicher, daß 50% aller Beziehungen zu retten wären, wenn die Menschen sich mal ernsthaft die Mühe machen würden, solche Texte verstehen zu wollen.

Daß der auch von mir sehr geschätzte Federico Fellini sowas sagt ist klar, schließlich konnte er es sich als völlig abgedrehter Künstler-Typ leisten, so zu leben, und die gelangweiten Boheme-Frauen Roms haben ihn wahrscheinlich dafür geliebt. Aber welche normale Frau möchte gerne so einen Mann als Familienvater oder echten Partner? Wenn eine Frau einen richtigen Mann will, dann muß sie auch die Realitäten sehen wollen, sonst wird sie immer wieder bei Träumern, Tagedieben und unerzogenen Muttersöhnchen landen, auch wenn die ja sooo süß sind


11.09.2005 17:03 • #4




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