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Einprasselnde Gefühle nach Trennung und Abstand zum Ex

I
Hallo ihr Lieben,
ich bin heute auf dieses Forum aufmerksam geworden und hab so viele Beiträge gelesen, die mir aus dem Herzen sprechen, dass ich meine Geschichte hier auch gern aufschreiben möchte. Um mehr Klarheit zu bekommen, mich mit euch auszutauschen und vielleicht auch um Unterstützung zu bekommen. Ich bin Tagebuchschreiberin und habe seit der Trennung von meinem Ex vor 3 Monaten ca. 150 Seiten geschrieben, hab noch ca. 10 Seiten übrig und mir vorgenommen, dann mit dem Thema abgeschlossen zu haben . Ja ich weiß… Aber zumindest über „das Gröbste“ hinweg zu sein.
Wir kennen uns seit 13 Jahren und waren anfangs für kurze Zeit zusammen – die Trennung verlief ähnlich wie die jetzige, von einem Tag auf den anderen. Danach waren wir nur noch „befreundet“ , d. h. irgendwo waren Gefühle da. Aber da ich ein paar Jahre später verheiratet war, habe ich alles abgeblockt. Er nicht, teilweise kam es auch zu Annäherungsversuchen während der Freundschaft. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er wollte diese Art von Aufmerksamkeit von mir.
Dann kurz bevor ich nach Amerika ausgewandert bin ist es dann doch passiert. Mein Mann war schon in den USA, ich total überfordert mit dem Umzug und sehr emotional – da bin ich schwach geworden und mit ihm fremdgegangen.
Vor zwei Jahren habe ich mich dann von meinem Mann getrennt und bin von Amerika zurück nach Deutschland gegangen und seitdem waren wir „unzertrennlich“ (welche Ironie, dieses Wort..). Eigentlich ging die „Trennung“, wenn man sie dann so nennen mag, von ihm aus.
Beim Autofahren, kurz zuvor noch miteinander gelacht und Witze gemacht. „Ja was machen wir jetzt mit unserer Beziehung…ich empfinde nur noch Freundschaft für dich..“ (Ich hatte ihn am Abend zuvor und ein paar Wochen zuvor darauf angesprochen, dass etwas nicht stimmt mit unserer Beziehung, bzw. es fehlte etwas)
Bumm…. Nachdem ich ihm gesagt habe , dass dann unsere Beziehung keinen Bestand mehr hat, hat er gesagt. Ähh, wenn du das so siehst … ja..
Ich hab ein paar Sachen bei ihm zusammengepackt und ihn gebeten mich nach Hause zu fahren. Während der Fahrt kamen dann immer wieder Aussagen von ihm wie „ich will nicht, dass du gehst“, „können wir das Gesagte nicht rückgängig machen..?..
Ich stand Gott sei Dank so sehr unter Schock, dass ich mich auf nichts von dem, was er gesagt hat einlassen konnte, ich wollte einfach nur noch weg von ihm.
In den darauffolgenden Tagen hatten wir viele SMS Konversationen und Telefongespräche, die so konfus verlaufen sind. Anfangs hat er „Anspruch“ auf meine Freundschaft erhoben – wir kennen uns ja schließlich schon so lange, dann wieder Sätze wie „es ist so schrecklich, ich vermisse dich so, muss mich doch auch erst damit auseinandersetzen, dass es vorbei ist“, „Ich warte auf dich“.
Wenn ich aber konkreter geworden bin, und ihn darauf hingewiesen habe, dass er derjenige war, der die Beziehung so nicht mehr wollte, dann ist er immer ausgewichen. Irgendwann hab ich bemerkt, dass es mir nicht gut geht, wenn ich Kontakt zu ihm habe, und den Kontakt abgebrochen, nachdem ich meine restlichen persönlichen Dinge aus der Wohnung geholt hatte (auch bei dieser Gelegenheit sah er sehr leidend aus…). Danach hatte er wieder unter einem Vorwand Kontakt mit mir aufgenommen um mit mir zu reden, bzw. sich mit mir zu treffen. „ich möchte deine Stimme hören“, „ich hab Angst, dich nicht mehr zu sehen“.
Ich wusste mir nicht anders zu helfen und hab eine E-Mail geschrieben, in der ich all die Dinge aufgeschrieben haben, die mir durch den Abstand zu ihm bewusst geworden sind – und siehe da. Er meldet sich nicht mehr. Eigentlich genau das was ich wollte. Das ist jetzt 4 Wochen her und ich zähle jede Woche und hoffe, dass es von Woche zu Woche besser wird (tief in meinem Inneren bin ich Optimist ).
Ich versuche zu verstehen, kann es aber nicht. Je mehr Abstand ich bekomme, desto größer der Schmerz aber auch die Erkenntnis, dass es so viele Dinge gab, die absolut nicht o.k. waren. Ich brauchte den Abstand und auf einmal prasselt alles auf mich ein…. Mir fallen so viele Dinge ein. War ein Schatten meiner Selbst, völlig fertig, kein Selbstwertgefühl, meine Lebensfreude war nicht mehr da. – Eigentlich hat er mir mit dieser Aussage einen Gefallen getan, gell?! Zumindest sagen das meine Freunde „seh es als Segen“.
Ich hab so viel gegeben und so wenig zurückbekommen, bin so häufig für Kleinigkeiten kritisiert worden. Es ging um ihn und seine Probleme. Habe ich mich geäußert, kam häufig der Spruch „das sind deine Probleme und nicht meine“. Er hat mich als „Fot**“ beschimpft, als ich über ein Problem mit ihm gesprochen habe. So wenig Empathie gehabt, als meine Mutter gestorben ist. In Gesellschaft hat er mich häufig mit Kleinigkeiten bloßgestellt – natürlich hatten wir nur Kontakt mit seiner Familie. Stress, den er nicht wegstecken konnte, hat er an mir ausgelassen – klar, ich war ja auch immer da…
Die meiste Zeit hab ich bei ihm gewohnt. Wenn es mir dann zu viel geworden ist, dann bin ich zu mir gefahren. Was dann passiert ist, erklärt vielleicht, warum ich so viele Dinge ignoriert habe, einfach weggesteckt, so getan als wenn sie nicht da waren.
Er hatte schon immer psychische Probleme und auch Suizidversuche hinter sich. Wenn ich gegangen bin, dann ist er völlig abgestürzt und hat sich über mehrere Tage besinnungslos besoffen. Die letzten zwei Male haben mich seine Schwestern angerufen, weil sie sich solche Sorgen gemacht haben. Nach einem Absturz ist er in der Wohnung so gefallen, dass er einen riesigen blauen Fleck über Hüfte und Leistengegend hatte und er nicht wusste, wie das passiert ist.
Es ging mir selbst dermaßen schlecht, wenn ich wusste dass er wieder abgestürzt ist und sich womöglich etwas antun könnte, dass ich alles in Kauf genommen hätte, nur damit es ihm gut geht. Und das hab ich dann auch mit aller Konsequenz getan: kaum noch meine Bedürfnisse angesprochen, immer darauf geachtet, wie es ihm ging, dafür gesorgt, dass es ihm gutging. Immer wieder nur ER und ER und nochmal ER.
Und ich war nur noch ein Schatten, der eigentlich gar nicht mehr wahrgenommen wurde, sehr häufig nur noch im Negativen, Aussehen, Verhalten, Meinungen. Sein eigener überzogener Perfektionismus –übertragen auf mich. Er ist so groß geworden, in seinem Elternhaus ging es sehr viel um Leistung, Status, Aussehen und materielle Dinge.
Manchmal sehe ich mich mit seinen Augen an. Ich bin nicht hübsch genug, nicht gebildet genug, nicht intelligent genug, finde alle Fehler an meinem Körper.. Es ist die Hölle.
Trotzdem tut es wahnsinnig weh, der Gedanke, ihn nie wieder anzufassen, nie wieder miteinander gemeinsam im Bett zu liegen, zu reden, zu lachen, einfach alles... Es fühlt sich an wie ein Abschied nach 13 Jahren – und äußert sich teilweise in regelrechten „Entzugserscheinungen“. Ich verspüre eine innere Anspannung, muss mich immerzu bewegen – werd meinen Stress kaum los.
Ich bin seit ein paar Monaten in psychologischer Behandlung und arbeite sehr viel auf. Das hilft mir und ich komme immer ein bisschen weiter an die Ursache des Übels. Warum hab ich das alles eigentlich mit mir machen lassen? Was hatte ich davon? Warum zum Teufel vermisse ich ihn trotzdem?
Uff, Wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt, alles zu lesen, dann schon mal vielen Dank . Das I-Tüpferchen wäre eure Meinung..

Liebe Grüße

10.12.2014 22:31 • #1


I
..und ich wiederstehe jeden Tag aufs Neue, ihm zu schreiben. Es kostet so viel Kraft, und es tut so weh, wenngleich ich weiß, dass es besser ist. Herz und Verstand sind sich noch nicht einig...

11.12.2014 00:40 • #2


A


Einprasselnde Gefühle nach Trennung und Abstand zum Ex

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A
Als Freund ja, nach mehr Distanz. Aber als gleichwertiger Lebenspartner, der Halt geben kann eher nicht. Dazu scheinen seine eignen Probleme, die du schilderst, zu groß zu sein. Auch die mangelnde Empathie. Du handelst dir einen großen Jungen ein. Willst du das?
Du müsstest einen Spagat hinlegen zwischen Mutter, Freundin und Geliebter
Sein Alk. scheint auch ein größeres.

11.12.2014 00:56 • #3


I
vielen Dank für deine Antwort. Aber selbst die Freundschaft scheint mir nicht mehr möglich zu sein, nachdem ich ihn von dieser Seite kennengelernt habe. Die psychischen Probleme waren immer da, aber halt nicht die Art und Weise, in der ich ihn als Partnerin an seiner Seite kennengelernt habe.
Das ist der krasse Gegensatz zu der Person, die ich als meinen guten Freund gekannt habe. Das tut weh..

11.12.2014 01:26 • #4


I
ist es normal, einen Partner haben zu wollen, der einem auch Halt gibt, oder zeugt das von der eigenen Unfähigkeit, sich selbst Halt geben zu können? Ich zweifele gerade so sehr an mir selbst..

11.12.2014 01:29 • #5


A
Eigne Wünsche zu haben, Wünsche des Partners zu erfüllen, gehört dazu

Eine Partnerschaft lebt von Gegenseitigkeit. Man inspiriert sich, fördert sich gegenseitig. Man lernt vom andren, ohne ihm unnötige Schuldzuweisungen zu machen. Man wird stets Kompromisse schließen im Leben zu zweit, doch sollten es keine faulen Kompromisse sein, die einer Partei schaden. Stabile Partner ziehen Zwischenbilanzen, korrigieren Schieflagen, versuchen die Beziehung zu beleben oder trennen sich notfalls

Einseitige Beziehungen gehen irgendwann den Bach runter. Da müsste man sich dann zu sehr verbiegen und würde drunter leiden.

Zitat:
Manchmal sehe ich mich mit seinen Augen an. Ich bin nicht hübsch genug, nicht gebildet genug, nicht intelligent genug, finde alle Fehler an meinem Körper.. Es ist die Hölle.


Liebe Its me...das ist klassische Projektion. Er projiziert seine eignen Fehler auf dich, weil es IHN psychisch entlastet. Es ist ein Abwehrmechanismus und hat mit dir nichts zu tun

Bloßstellungen in der Öffentlichkeit, deine Probleme sind nicht meine ... was willst du von so einem Mann erwarten? Er wird dir NICHS geben (können)

Die Trennung ist sogar besser für ihn, denn damit nimmst du ihm den Sündenbock und er könnte mal an sich selbst arbeiten. Ich denke, nach deiner Geschichte, dass er eher zum Schnap. greift.

11.12.2014 07:01 • x 1 #6


G
ich kann deine geschichte sehr gut nachvollziehen.

ich melde mich später noch einmal, weil ich so etwas vor jahren hatte und es geschafft habe.

momentan leide ich unter Liebeskummer von einem normalen Mann - auch schlimm

Aber deine geschichte ähnelt meiner von damals so sehr - ich schreib wie gesagt später noch mal.

11.12.2014 08:52 • #7


I
Vielen lieben dank für eure antworten. Ja irgendwie scheint es Projektion zu sein. Ich hatte in den letzten Jahren ein gesundes Bild von mir selbst, das ist jetzt total geschwunden und ich arbeite mühselig daran, es wieder oder neu aufzubauen.
Mir fallen täglich neue Dinge ein, irgendwie kann ich das kaum stoppen. Wie er vor dem Spiegel steht nach dem sport und seinen Körper betrachtet und sich von mir die Bestätigung holt, sich nie wirklich entschuldigt hat, wenn es doch angebracht gewesen wäre, sein Verhalten häufig mit meinem verhalten gerechtfertigt hat. Dinge die mir wichtig waren ins lächerliche gezogen hat usw...
ich tue mich schwer mit irgendwelchen Diagnosen, die mal gestellt worden sind. Schließlich sind auch Ärzte nur Menschen und können sich irren. Wir alle haben doch irgendwie unsere Ecken und kanten...
So habe ich immer gedacht. Er ist diagnostiziert worden mit einer narzistischen persönlichkeitsstörung. , und nach dieser Diagnose nicht mehr zu diesem Arzt gegangen.
Hab mir nicht so große Gedanken darüber gemacht, schließlich kannten wir uns schon so lange, aber eben mit viel abstand und als gute freunde.
Je mehr mir allerdings jetzt einfällt , desto mehr denke ich, dass es zutrifft und ich hätte viel viel vorsichtiger sein sollen...
Nähe und Distanz. ..wenn ich das Bedürfnis hatte Abstand von ihm zu bekommen, ist er entweder zur Höchstform aufgelaufen, um mich nah bei sich zu haben oder er ist abgestürzt. Selten war es ein ausgeglichener zustand. Noch am abend vor der Trennung hat er mich gebeten, bei ihm zu bleiben..
Und ich frage mich, was ist es bei mir?
Ist oder War es wirklich liebe? ...

11.12.2014 10:27 • #8


I
Liebe Grace_99,
Ich würde so gern deine Geschichte hören und wie du damit umgegangen bist, oder aus diesem Loch rausgekommen bist

11.12.2014 22:23 • #9


A


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