Lieber Matthias,
ich schreibe Dir diesen Brief, weil ich so unbeschreiblich wütend und traurig bin. Und weil ich es nicht verstehe. Du hast mich belogen. Und das tut so verdammt weh. Du bist gegangen und hast die Hand, die ich Dir gereicht habe, nicht angenommen. Ich wollte Klarheit, doch Du hast mich in der Unklarheit zurück gelassen. Und das tut so verdammt weh. Verstehe mich nicht falsch, ich stehe zu meinem Wort und es ist allein Deine Angelegenheit, welche Entscheidungen Du in Deinem Leben triffst. Es tut nur so verdammt weh.
Ich bin so wütend … auf Dich … auf mich,
weil Deine Worte und Taten während der Zeit, die wir miteinander verbracht haben, so anders geklungen und sich so anders angefühlt haben. Am Anfang war Wärme, Liebe, Geborgenheit. Und von einem Moment zum Nächsten Kälte, Demütigung, Verachtung.
Mir ist schmerzlich bewusst geworden, dass wir vorübergehend oder vielleicht auch für immer verschiedene Wege gehen werden. Denn so sehr Du die Beziehung auch festigen wolltest, so sehr gehst Du klärenden Situationen auch aus dem Weg.
Als Du mir damals in die Augen sahst und mir so unglaublich schöne Dinge gesagt hast, wollte ich diese Worte von Dir hören, obgleich ich wusste, dass Du mir all dies sagst, um etwas zu schützen. Ich wollte nicht, dass es aufhört, mit uns. Unsere gemeinsamen Erlebnisse waren schön und ich habe Dich unglaublich schätzen und lieben gelernt. Deine Nähe, Deine Aufmerksamkeit und die Zeit, die ich von Dir bekommen habe, waren und sind großartige Geschenke, die mir viel bedeuten und mich immer begleiten werden. Durch den jeweils anderen, wurde in uns beiden ein tiefer und sehr alter Schmerz ausgelöst. In mir kamen all die Empfindungen hoch, die ich schon so oft in meinem Leben gefühlt habe, die mich wieder und wieder und wieder verletzt haben. Aus diesem Grund konnte ich nicht anders handeln, als ich Dir an jenem Tag diese Nachricht schrieb. Und genauso weiß ich jetzt, konntest auch Du nicht anders. Vielleicht war es uns zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, vielleicht begegneten wir uns beide als die verletzten und wütenden Kinder, die wir einmal waren. Der kleine Junge in Dir und das kleine Mädchen in mir. Durch Dich bekam ich jedoch die Möglichkeit, zu erkennen, dass diese Wunde, die Du in mir in Liebe berührt hast, sehr alt ist und dass Verletzungen heilen können. Dafür will ich Dir danken.
Und trotzdem macht es mich so unglaublich wütend, dass Du mich einfach nicht los lässt, obwohl ich es so gern möchte. Mein Wunsch ist es, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen können, ohne Wut, Groll und Traurigkeit. Eines Tages.
Ich bitte Dich deshalb in Liebe: Lass mich los. Für mich, für dich, für uns beide.
31.10.2015 20:05 •
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