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Emotionale Abhängigkeit lässt nicht nach

D
Liebes Forum,

wahrscheinlich wird mir hier niemand weiterhelfen können, aber vielleicht tut es mir gut, mir meine momentane Situation etwas von der Seele zu schreiben.
Meine Trennung von meinem Partner liegt schon fast 1,5 Jahre zurück und wir waren auch nicht lange liiert (2,5 Jahre). Umso erschreckender ist es für mich, dass ich es nicht schaffe, ihn und dir gemeinsame Zeit loszulassen. Wir waren sehr glücklich - tatsächlich beruhte es auf Gegenseitigkeit - und hatten viele Pläne und ich könnte hier jetzt auch noch mehr ins Detail gehen, aber eigentlich ist dieser Punkt nicht so wichtig. Es hat mich kalt erwischt, als er sich von heute auf morgen getrennt hat. Er könne es sich selbst nicht erklären, eigentlich wäre alles perfekt, aber die Gefühle hätten sich verändert. Ich vermute zudem, dass er außerdem den Wunsch hatte, sich noch weiter auszuleben, da er zu dem Zeitpunkt 23 Jahre alt war und gerade mit einem beruflich neuen Lebensabschnitt beginnen wollte. Es gab Wochen lang keine wirkliche Aussprache, ich erhielt meine Sachen nicht zurück und er war wie vom Erdboden verschluckt. Nur in sozialen Netzwerken konnte man sein Leben (hauptsächlich Party und Freizeitaktivitäten) mitverfolgen. Irgendwann flammte jedoch doch wieder Kontakt auf - kurz zusammengefasst war seine Meinung, ich sei die ideale Frau für ihn, er wüsste aber auch nicht, was gerade bei ihm los ist. Beziehung ginge nicht (und wenn dann nur mit dir) und er wüsste eh nicht, was er vom Leben will. Was dann folgte waren Monate, in denen ich mich leider als eine Option hab warm lassen halten. Mal meldete er sich, mal nicht, mal stand er auf einmal vor der Tür und war genauso schnell wieder aus meinem Leben verschwunden. Nach 6 Monaten fing er auf einmal sehr euphorisch an, wieder um mich zu buhlen, kam wieder regelmäßig, ließ sich sogar bei meiner Familie blicken. Nur um dann etwa 2 Monate später nach einem Streit wieder komplett abzutauchen. Dann folgte längere Ruhe, die ich sehr gebraucht habe. Ich hörte nichts, las nichts, stalkte auch nicht und hab mein Leben geordnet, auch wenn ich nicht viel Freude in der Routine erlebt habe. Es war monoton, aber unaufregend. Gedanklich war er dennoch sehr präsent. Trotzdem dachte ich, es geht jetzt bergauf und war guter Dinge, dass auch bald die Lebensfreude wieder zurückkehrt.
Doch wie in einem Film mit einer sehr nervigen Protagonistin, reagierte ich nach einem halben Jahr Kontaktstille doch wieder auf einen Kontaktversuch von ihm. Er würde mich vermissen, häufig an mich denken und hat sich eigentlich selbst verboten, je wieder Kontakt zu mir aufzunehmen, doch der Druck war zu hoch und er würde mich auch unheimlich gerne wiedersehen. Einen Tag später eröffnet er mir, er habe seit vier Wochen eine neue Freundin. Es wäre zwar komisch mit ihr, was daran liegen würde, dass er mich immer noch idealisiert. Aber er wäre trotzdem glücklich und sehe auf jeden Fall in ihr seine Zukunft und nicht in mir. Es tue ihm leid, wieder Kontakt gesucht zu haben, das käme von nun an auch nicht mehr vor.
Seitdem fühle ich mich wieder ausgeknockt. Ich komme kaum hoch, finde keinen Biss mehr, was für mein Studium oder Nebenjob zu tun. Diese 1,5 Jahre haben mich ausgelaugt und obwohl es wohl offenkundig ist, dass er nicht der richtige für mich ist, schaffe ich es nicht, mich von ihm emotional abzunabeln. In der Uni lief es immer gut, ich hab eine tolle Familie und einen lieben Freundeskreis, mir mangelt es sozusagen an nichts - deswegen verstehe ich es selbst nicht, warum ich es nicht schaffe, ihn loszulassen, wenn er das einzige Übel ist, das mich bisher heimgesucht hat.

Hat hier vielleicht jemand Erfahrung mit guten Selbsthilfebüchern? Wäre professionelle Hilfe ratenswert?

25.04.2018 18:47 • #1


H
Ich denke du solltest dich erst einmal als Mitglied anmelden.

Ansonsten möchte ich dir mein Kompliment aussprechen für deine Geduld. Nun hat er dir nach vielen Monaten den persönlichen Kontakt gekündigt und mit der Kündigung geht deine Hoffnung dahin.

Wenn er mit seiner neuen glücklich ist so lass ihn ziehen.

25.04.2018 18:57 • #2


A


Emotionale Abhängigkeit lässt nicht nach

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K
Du schaffst es nicht, weil Du zulässt, dass er Kontakt zu Dir aufnehmen kann und Du dann auch noch darauf eingehst. Das ist alles.

25.04.2018 19:27 • x 1 #3


E
Zitat von daria30:
Er würde mich vermissen, häufig an mich denken und hat sich eigentlich selbst verboten, je wieder Kontakt zu mir aufzunehmen, doch der Druck war zu hoch und er würde mich auch unheimlich gerne wiedersehen. Einen Tag später eröffnet er mir, er habe seit vier Wochen eine neue Freundin. Es wäre zwar komisch mit ihr, was daran liegen würde, dass er mich immer noch idealisiert. Aber er wäre trotzdem glücklich und sehe auf jeden Fall in ihr seine Zukunft und nicht in mir.

Hat der einen Knall?! Kannst du nicht schon alleine wegen diesem Ding wütend auf ihn sein?

Der benutzt dich ja total, um Ego-Spielchen mit dir zu treiben. Und natürlich kommst du nicht von ihm los, wenn er sich immer wieder meldet, zumal nach so einer seltsamen und überraschenden Trennung von ihm. Und dir dann noch unter die Nase zu reiben, dass er ne Neue hat.

Halt dich komplett von ihm fern und reagiere auf nichts mehr. Besser noch: blockiere ihn überall. Ich bin mir sicher, dass du dann von ihm weg kommst. Du hast es schon mal ein halbes Jahr geschafft.

25.04.2018 19:34 • x 1 #4


Tiefes Meer
Hallo @daria30 ,

Zitat von KBR:
Du schaffst es nicht, weil Du zulässt, dass er Kontakt zu Dir aufnehmen kann und Du dann auch noch darauf eingehst. Das ist alles.
Das stimmt und ist gleichzeitig nur die Oberfläche. Viele Menschen hätten schon längst die Reißleine gezogen. Einige andere aber nicht. Es gibt Menschen, denen fällt das unheimlich schwer. Obwohl es gesund wäre. Obwohl der Kopf das weiss. In solchen Fällen gibt es einen tieferliegenden Grund.

Ganz grundsätzlich und ohne Dich näher zu kennen - Du möchtest etwas von diesem Mann. Etwas, wovon Dein Kopf vermutlich längst weiss, dass es bei ihm nicht zu haben ist. Trotzdem ist der Wunsch nach diesem Etwas da und der ist stark. So stark, dass Du es nicht schaffst , ihm gegenüber die nötige Grenze zu ziehen.

Vielleicht kommt hinzu, dass Du generell Schwierigkeiten hast, Dich abzugrenzen. Und damit immer ein bißchen auf den guten Willen Deines Umfelds angewiesen bist, Deine Grenzen nicht gar so arg auszutesten.

Zitat von daria30:
Hat hier vielleicht jemand Erfahrung mit guten Selbsthilfebüchern? Wäre professionelle Hilfe ratenswert?
Ganz ehrlich - wenn Dein Bauchgefühl Dir sagt, dass es gut sein könnte, Deinem Thema mit Hilfe eines Profis auf den Grund zu gehen - dann mach' das. So ein Bauchgefühl kommt nicht von ungefähr, sondern ist ein Signal. Man muss ja nicht warten bis man über Problemen zusammenbricht , um sich Hilfe zu suchen. Je früher Du Deiner Ratlosigkeit auf den Grund gehst, desto besser für Dich und auch für spätere Beziehungen.

25.04.2018 19:53 • x 1 #5


Ema
Puh. Heftige Nummer.

Natürlich hat KBR recht, wenn sie sagt, dass es ein großer Fehler war, auf einen neuerlichen Kontaktversuch von ihm einzugehen.

Aber das ist erstens manchmal leichter gesagt als getan, wenn man emotional und gedanklich noch so an jemandem hängt und derjenige dann auch noch durch seine Kontaktaufnahme wieder Hoffnung schürt und zweitens ist es Vergangenheit und nicht mehr zu ändern.

Vielleicht es hilft dir für den Anfang zu sehen, dass das Verhalten von diesem Typen absolut nicht normal ist. Das hat erstmal überhaupt nichts mit dir zu tun. Der kriegt sein eigenes Leben oder zumindest seine eigene Gefühlswelt rein gar nicht auf die Kette.
Und was immer es ist, was ihn zu diesem untragbaren Verhalten treibt (Bindungsangst, Angst vor Kontroll- und Machtverlust) - es ist SEIN Problem.

Zu deinem Problem wird es allerdings dadurch, dass du dich emotional auch nicht von ihm lösen kannst und immer wieder auf sein Spiel einsteigst.

Was glaubst du selbst? Hat er den Bogen jetzt für dich endgültig überspannt? Oder kannst du dir vorstellen, dass du wieder auf ihn eingehen würdest, wenn er erneut auf dich zukäme?

Im ersten Fall wäre so weit alles gut, falls du dir zutraust, mit dem Trennungsschmerz und den Verletzungen, die er dir zugefügt hat, allein fertigzuwerden.

Wenn du denkst, dass du immer noch so instabil bist, dass die Gefahr besteht, dass du dich ein weiteres Mal auf ihn einlässt, dann würde ich mir an deiner Stelle auf jeden Fall Hilfe in Form eines Therapeuten suchen.

In solchen Beziehungen und Machtspielchen kann man nämlich gut und gerne jahrelang festhängen, wenn man nicht aufpasst.

Alles Gute dir!

25.04.2018 20:05 • x 1 #6


khm
Zitat:
Ich denke du solltest dich erst einmal als Mitglied anmelden.


Warum? Es gibt mehreren Leuten hier die sich als Gast melden ... Wenn jemanden eine Frage stellt oder seine Situation schildert als Gast hat das sicherlich nicht dem Anliegen der Person zu tun oder?

Tut mir leid, dass meine Geschreibsel grammatisch nicht Fehlerfrei ist - Deutsch ist nicht meiner Muttersprache ...

25.04.2018 20:12 • #7


H
@khm

und warum bist du Mitglied?

25.04.2018 22:16 • #8


D
Erstmal möchte ich mich sehr für eure Rückmeldungen bedanken! Ich merke, dass es mir gut tut, recht objektives Feedback zu bekommen, dass ich schon lange nicht mehr eingeholt habe. Selbst Freunden und Familie mag ich dieses Thema schon lange nicht mehr zumuten.
Natürlich ist mir bewusst, dass es kontraproduktiv ist, auf die Kontaktversuche einzugehen. Warum ich das mache, hat viele Gründe. Allen voran natürlich, dass ich diesen Mann mehr geliebt habe, als alle anderen, die mir bisher begegnet sind und mir damals, beim Kennenlernen, klar war, dass er meine Zukunft sein soll. Das Kennenlernen und die Beziehung war übrigens nie von solchen Vorfällen gekennzeichnet und auch seine vergangene Beziehung sowie Trennung klang unauffällig. Was da nach unserer Trennung passiert ist, hat mich monatelang in einem verblüfft-erschrockenem Zustand hinterlassen, weil es für mich keine Warnzeichen gab.
Ein weiterer Punkt, weshalb ich vermutlich so daran hänge, ist, dass ich mich alternativlos fühle - seitdem hat kein Mann mehr mein Interesse geweckt.

Dass sein Verhalten komplett drüber war, weiß ich. Und selbstverständlich war und bin ich wütend. Momentan übermannt mich aber eine Resignation, die sich für mich gefährlich anfühlt. Deshalb ja, vielleicht ist eine therapeutische Hilfe sinnvoll. Denn ich dachte bis zu dem Moment, als er sich aus dem Nichts bei mir gemeldet hat ganz sicher, dass ich darauf nie wieder anspringen würde.. daher befürchte ich, ich verharre eventuell noch länger in diesem Kreislauf...

25.04.2018 22:44 • #9


K
@tiefes Meer (Sorry, keine Ahnung, warum die Verlinkung im durch die Umwandlung von T in t verhindert wird)

Es ist schon so, dass die meisten von uns diese oder ähnliche Situationen erleben mussten. Das war für uns alle hart und wir mussten schmerzlich lernen, wie wir unsere Fähigkeiten einzuschätzen haben und wo wir sie im eigenen Interesse erweitern und uns schützen müssen. Ich weiß nicht, warum offenbar immer der Eindruck entsteht, das Loslassen von Perspektiven wäre für manche leichter als für andere, nur weil sie konsequenter sind. Vielleicht sind sie auch nur weniger Drama als andere oder können besser rechnen oder einen Schritt zurück treten, bevor sie handeln. Aber ihre Herzen liegen genauso im Staub. Was man braucht, ist die Bereitschaft zu lernen und das Gelernte auch umzusetzen. Kontakt nicht mehr zuzulassen, ist nichts als eine anwendbare Methode im Umgang mit einer Trennung, die man lernen kann. In den allermeisten Fällen ist sie die einzig sinnvolle und hier wohl allemal.

Ich habe nirgendwo geschrieben, dass es leicht wäre, sich konsequent zu verhalten, aber wenn man nicht immer wieder rückfällig werden will, muss man irgendwann den Verstand über die Erwartung, der andere würde die eigenen Bedürfnisse erfüllen, stellen.

Das meinte ich mit 'Das ist alles'. Mit der Erfahrung im Rücken, was auch nach einem halben Jahr und trotz des Blödsinns, den der Ex von sich gibt, passieren kann, sollte die TE das nächste Mal schlauer sein.

Ich denke, viel mehr Menschen als es selber glauben, könnten das auch, wenn sie sich etwas mehr Zeit geben und sich wirklich zusammenreißen würden, aber Impulskontrolle ist halt etwas, das man auch lernen muss und es ist ja zunächst mal so viel einfacher, Impulsen einfach nachzugeben und das dicke Ende auszublenden. Es ist ja viel leichter, Verhalten mit großer Liebe und eigener Schwäche zu erklären. So als hätte jede/r, die/der da kontrollierter unterwegs ist, weniger geliebt oder wäre vom Schicksal begünstigt, weil sie oder er konsequent sein kann. Nein, auch diese Menschen haben sehr geliebt und für sie selbst unfassbare Verluste erlitten. Sie sind ebenso harte und steinige Wege gegangen.

@te Es ist nicht die Liebe zu einem anderen, sie Dich so handeln lässt. Es sind unsere Wünsche und Träume, die uns das tun lassen und die fehlende Liebe und Wertschätzung für uns selbst. Ich verstehe Deine Sorge bezüglich des fehlenden Interesses für andere Männer. Das geht mir genauso. Es bedeutet, dass in uns etwas noch nicht in Ordnung oder heil ist und dass wir uns dem zuwenden oder es in Ruhe heilen lassen sollten. Es heißt aber ganz und gar nicht, dass unser Ex die Lösung, die Medizin oder das Pflaster auf der Wunde wäre. Dein Kontakt mit dem Ex ist es, der die Wunde immer wieder aufreißt und Salz hinein streut. Er kann sich Dir gegenüber nur deshalb wie ein Idiot benehmen, weil Du ihm die Bühne dafür bereitest. Es ist eine ganz logische Rechnung. Hättest Du den letzten Kontakt nicht gehabt, würdest Du Dich nicht mit dem unsäglichen Blödsinn befassen müssen, den er von sich gegeben hat. Manche brauchen sehr viele Ehrenrunden, bis das bei Ihnen ankommt. So kann man sein Leben auch verschwenden.

Alltag und Routine wären irgendwann auch wieder von mehr Freude und Interesse an anderen Männern bereichert worden. Doch jetzt musst Du Dich mühsam wieder an einen Punkt heran arbeiten, an dem Du schon längst warst.

Ob Du therapeutische Hilfe brauchst oder lediglich die eine oder andere schmerzhafte Lernerfahrung mehr, kann ich nicht beurteilen. Aus meiner Sicht wird bei Lebenskrisen, die nun mal zum Leben dazu gehören, oft viel zu schnell nach Therapie geschrien. Du hast Liebeskummer. Das ist nicht schön, aber normal. Du hast Deine Stärke überschätzt, kommt vor. Dann muss man halt wieder von vorn anfangen. Kommt auch vor. Man lernt daraus. Manche brauchen dafür länger - wie ich bei Mathe.

Schau bei Dir genau hin, warum Du so bist. Die Erklärung dafür ist nicht die Liebe zu Deinem Ex, der ja eh nicht mehr der ist, der er mal war.

26.04.2018 01:44 • x 2 #10


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