Er hatte Hodenkrebs - S. läuft nicht, was tun?

Hallo,

mein Freund hatte bevor wir zusammenkamen Hodenkrebs. Von Anfang an gab es deswegen beim S. Probleme, er hatte Schwierigkeiten, ihn hoch zu kriegen oder zu halten, und war deswegen auch sehr erschüttert. Ich habe versucht, ihn aufzubauen, Verständnis zu zeigen, ihm zu zeigen, dass das schon wieder wird und es eine Lösung gibt. Er ist damit zu seinem behandelnden Arzt, und es kam heraus, dass er Testosteronspritzen braucht. Aber auch danach hat sich nicht viel geändert. Er hat von seinem Arzt blaue Pille verschrieben bekommen, aber auch das hat nicht immer geholfen.

Das hat über die Zeit dazu geführt, dass ich anfing, es persönlich zu nehmen, rein gefühlsmäßig oder instinktiv, ich habe ihm das aber zunächst nicht gesagt, da ich dachte, das würde alles nur noch schlimmer machen.

Wir haben weiterhin alles versucht, reden, reden, reden, alles hat nichts genützt. Irgendwann konnte ich nicht mehr, und musste ihm gestehen, dass ich es mittlerweile persönlich nehme, und mich das selbst sehr belastet. Das hat ihn - wie erwartet - sehr erschüttert, und nun ist es noch verfahrener. Wir kommen da irgendwie nicht heraus. Er sagt mir, er liebt mich, begehrt mich, würde am liebsten jeden Tag S. mit mir haben und dass er sich wünschte, ich könnte in ihn hineinschauen, damit meine Zweifel verschwinden. Ich weiß, das ist eine kompliziete Situation, aber hat jemand einen Rat?

Völlig falsche Ansätze. Hier geht es nicht um persönlich nehmen, Misstrauen oder Zweifel. Was Dir fehlt ist der Blick für die Realität und die sieht ganz einfach so aus:

1.) Hast Du Dich ganz klar eine falsche Einschätzung der Situation gehabt als Du eine Beziehung eingegangen bist. S. ist wichtig. Dementsprechend ist eine Beziehung zu einem Menschen, der dieses nicht mehr praktizieren kann, obsolet. Das klingt hart, ändert aber nichts an der Situation.

2.) Du nimmst nichts persönlich sondern wertest die Beziehung ab. Logisch. Damit kränkst Du ihn aber, nur ohne wirklich eine Entscheidung zu treffen.

3.)Was denn für Zweifel, die jetzt erst kommen? Dieser Mann versucht Dich emotional zu halten. Das wird ihm nicht gelingen, weil Du Gründe suchen wirst mit ihm die Beziehung zu beenden ohne aber sein Handicap anzusprechen. Dementsprechend wird er weiter kämpfen, reden, reden und nochmals reden.

Ich empfehle Dir dringend Dir die Tatsachen vor Augen zu halten und abzuwägen ob Du bereit bist einen Teil Deiner Lebensqualität zu opfern. Kannst Du das nicht, hat die Beziehung keinen Sinn. Dann haben aber auch Hoffnungsbekundungen und endlos Diskussionen keinen Sinn. Eine Trennung ist eine Trennung, die Gründe sind da auch erst einmal egal, solange wie es beiden etwas nützt. Das wäre auch in seinem Interesse..

Hallo Sashimi, danke für die schnelle Antwort. Ja, du hast sicher Recht damit, dass ich damit die Beziehung in gewisser Weise abwerte, deshalb hatte ich mich ja auch zunächst zurückgehalten, ihm was zu sagen.

S. ist zwar wichtig, aber ich hoffe, dass man sowas irgendwie überwinden kann, auch wenn ich bei meinen Erwartungen sicher Abstriche machen muss, das wäre auch gar nicht das Problem. Ich liebe ihn, also bin ich auch bereit, auf ihn einzugehen, habe aber auch eigene Bedürfnisse oder Gefühle.

Ich komme nur mit der Zwickmühle nicht zurecht. Vom Kopf her macht das was du sagst, alles Sinn, nur vom Gefühl her kriege ich es nicht auf die Reihe, und ich verletze mich selbst damit und ihn auch.

Das positiv bleiben fällt mir im Moment sehr schwer, und es tut mir leid, dass ich in damit nun noch mehr belaste, als er eh schon ist...

ich habe auch schon über S.- Beratung nachgedacht, vielleicht kann das helfen? ich weiß es einfach nicht

Hallo Guesst,

versteh ich das richtig... Du interpretierst die fehlende Errektion als Signal, dass er Dich nicht attraktiv genug findet und Dich nicht begehrt?

Dann wäre die Frage, ob und wie er Dir sonst sein Verlangen nach Dir zeigt oder zeigen könnte. Die Art wie er Dich ansieht, Dich berührt, Dich entkleidet... ob er erkennbar Freude daran hat, Dir Lust zu bereiten (und dafür gibts ja etliche Wege, die keine Penet. durch den Mann erfordern)... das alles sind doch auch Signale. Kommt da bei euch nichts bei rüber, oder nicht genug für Dich?

Oder liegt das Problem darin, dass Du eben gerade den klassischen S. mit Penet. vermisst? Wenn ja, warum? Geht es um das körperliche Gefühl dabei, oder eher das emotionale (die Nähe die entsteht, wenn Du ihn in Dich aufnimmst)?

Du schreibst, ihr habt viel versucht.... kannst Du da etwas genauer werden? Habt ihr euch dabei krampfhaft auf das Ziel konzentriert, ihm eine Errektion zu bescheren, oder habt ihr auch - wie oben schon angesprochen - spielerisch mit verschiedenen Wegen experimentiert, wie ihr euch ohne Errektion gegenseitig Lust bereiten und nah sein könnt?

Zitat:

ich habe auch schon über S.- Beratung nachgedacht, vielleicht kann das helfen?

Könnte sein. Wobei da viel davon abhängt, ob man den passenden Therapeuten mit der der passenden Methode findet... Da könnte es einige Anläufe brauchen, aber ein Versuch wäre es wert.

Wenn Du magst, schau Dir mal Die Psychologie s.ueller Leidenschaft von David Schnarch an, vielleicht findest Du da neue Denkanstösse. Leseprobe hier: https://books.google.de/books?id=SJak5n ... CHf=false

@SilentOne78

hmm das sind alles sehr gute Fragen, vielen Dank dafür.

Ja, ich vermisse die klassische Penet. schon sehr. Er zeigt mir in so vieler Weise, dass er mich begehrt, aber irgendwie war er von Anfang sehr krampfhaft bemüht, ihn aufrecht zu halten. Das hat ihn sicher abgelenkt, worauf ich die Nähe nicht mehr spüren konnte, da er für mich abwesend war.

Wir haben es versucht mit viel Streicheln, Liebkosen, Kuscheln, Schmusen, Petting, was alles noch so dazu gehört.
Ich brauche auch nicht ständig die klassische Penet., wie Du schon sagst, es gibt ja so viele andere Möglichkeiten.

Vom Kopf her kann ich das alles nachvollziehen, nur wenn wir gerade dabei sind, ist bei mir das Rationale nicht gerade sehr aktiv, und das Gefühl oder mein Instinkt nimmt überhand. Der sagt mir - so schlicht und plump das auch klingt - stop, da stimmt was nicht, es liegt an mir. Das ist dann der absolute Showstopper.

Vielleicht muss ich da mehr an mir arbeiten, um besser damit umgehen zu können, weiss aber nicht wie.

Wie alt ist denn dein Freund, und wie lang ist das her dass der Krebs entfernt wurde? Ich frag deshalb weil blaue Pille angeblich richtig gut wirken soll, junge und gesunde Männer bekommen das sogar gar nicht verschrieben. Ich vermute mal dass das bei ihm nicht psychisch sondern körperlich das Problem ist.

Zitat von mondperle:

Ich vermute mal dass das bei ihm nicht psychisch sondern körperlich das Problem ist.

Mein Eindruck: beim Körperlichen hat es bei ihm seinen Anfang genommen, inzwischen ist auch die Psyche dazugekommen. Bei ihr ist es die Psyche. Die besten Chancen seh ich somit darin, an beiden Baustellen anzusetzen.

Genau er müsste echt mal mit dem Arzt zwecks dieser OP sprechen, und beide müssen lernen wie sie sich am besten in so Situationen verhalten, weil mit Vorwürfen wird es leider immer schlimmer.

@SilentOne78
vielen Dank für den link, habe mir gerade das Inhaltsverzeichnis angeschaut, das Buch kann evtl. wirklich helfen, das macht Hoffnung

@mondperle

er ist jetzt 42, der Krebs wurde vor acht Jahren behandelt. Er musste einen Hoden entfernen lassen, die OP hat - wie er mir gesagt hat - Nerven durchgeschnitten. Es ist sicherlich zunächst körperlich bei ihm, aber das hat ja auch eine psychische Komponente. Es war für ihn erst mal schwer, zu akzeptieren, dass es nicht mehr so läuft wie vor der Diagnose/Behandlung, das ist schon alleine für sich psychisch belastend. Dann kam noch hinzu, dass ich ihm gesagt habe, wie es mir - mittlerweile - damit geht, das ist noch eine zusätzliche Belastung für ihn (die ich ihm eigentlich ersparen wollte, aber ich kann mich selbst nicht ignorieren dabei, leider).

Zuerst war mir klar, dass sein Problem mit dem Eingriff zu tun hat, die ersten Monate war das auch kein Problem für mich. Als dann aber nach so vielen Versuchen wie schon oben beschrieben, es nicht besser wurde, konnte ich nicht anders als es auf mich beziehen (obwohl ich vom Kopf her weiss, dass das falsch ist). Mein Problem ist, dass ich dieses Gefühl, für ihn nicht attraktiv zu sein nicht abstellen kann, wenn wir gerade S. haben, und das zum Showstopper wird. Das tut mir so leid für ihn und frustriert mich. Nun versuche ich, für mich einen Weg zu finden, ihn weiter zu unterstützen, und mit meinen Gefühlen zurecht zu kommen. Hoffe, das macht irgendwie Sinn

ich kann mir gut vorstellen wie du dich fühlst. Ich als Frau würde mir auch solche Gedanken machen, zum Glück war ich noch nie in dieser Situation. Aber du solltest deine Bedürfnisse nicht zurückstellen denn auf Dauer macht es dich nur noch mehr unglücklich. Wenn er das nächste mal wieder ein Termin hat frag ihn doch mal ob du mitkommen kannst, da ihr schon echt viel ausprobiert habt. Fragt mal nach ob ein Schwellkörperimplantat in Frage käme.

hmm ja, kann schon sein, dass da auch bei mir was psychisches ist. Ich wünschte mir, ich hätte da ein etwas größeres Selbstbewusstsein, wobei das eigentlich vorher nie ein Problem war.

Wegen der OP müsste ich erst mal mit ihm reden, aber ich glaube wirklich, dass mittlerweile das psychische bei uns bieden überhand genommen hat, und dann ist es schwer, herauszufinden, ob die eigentliche Ursache des Problems lediglich körperlich ist, d.h. wir müssen an der psychischen Seite arbeiten. Der Arzt sagt, dass das körperliche eigentlich mit der Zeit besser werden sollte. Mein Freund selbst bestätigt mir das, indem er mir sagt, dass er durchaus Erekt. hat, nur wenn wir zusammen sind, funktioniert es oft nicht. Das wiederum bestätigt eigentlich, dass es vorwiegend psychisch ist. Es ist wie eine Catch 22 Situation, da ich ihn ja noch weiter belastet habe, ich das aber für mich - und uns - als notwendig empfand (ich möchte ehrlich sein, es hilft ja nicht, so zu tun als ob es mir dabei super gut geht).

Mich würde hier interessieren, ob andere (Frauen) ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wie es euch dabei geht, und wie ihr damit umgeht.

Vielen Dank auf jeden Fall SilentOne78 und mondperle für eure lieben und ehrlichen Antworten, ich weiss, dass die Situation nicht so ganz einfach ist. Drückt mir die Daumen, dass wir (mein Freund und ich) das irgendwie schaffen.

ich drücke euch ganz fest die Daumen Eine Idee hätte ich noch, ihr könntet es auch mal mit PartnerMassa. versuchen, aber ganz ohne Erwartungen.

@mondperle
ach, das ist ganz lieb von dir
Was die Massa.n betrifft: das machen wir gaaanz viel, z.B. wenn er verspannt von der Arbeit kommt massiere ich ihm die Füsse und den Rücken, er ist auch ganz scharf darauf, mich zu massieren. Auch sonst geben wir uns sehr viel Zärtlichkeiten, streicheln und liebkosen uns. Ansonsten wäre die Beziehung sicherlich auch schon zu Ende. Das gibt uns beiden sehr viel Hoffnung und Kraft, es ist nur der eigentliche S. Akt, der oft so schwierig ist.

Wenn ich das so vernehme, liebe Guesst, liebt er Dich tatsächlich. Auch, wenn Du Recht damit behalten sollst, dass Du natürlich Dich selbst nicht vergessen darfst, und Ihr Euch nicht vormachen dürft, alles sei gut. Der Schnitt (und hier durch die OP gar wörtlich) ist für jeden Menschen oder - wie in diesem Fall Mann - tiefer, als Ihr durch gegenseitiges Offenlegen persönlicher s.eller Bedürfnisse jemals wettmachen könnt.

S.eller Akt ist nicht per se Penet., was einerseits Männer, andererseits Frauen lernen müssen. Wenn jedoch Bedarf und Bedürfnis schwerer wiegen, als dass eine Nichterfüllung das zwischenmenschliche Verhältnis, hier Partnerschaft unter der großen Liebesfrage, in Frage gestellt werden müsste, so wäre aus meiner Sicht diese Beziehung bereits tief geschädigt. Und zwar nur, weil Dinge gerne verwechselt werden.

Alles Gute Euch!