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Er zieht sich plötzlich zurück bitte um Rat

M
Liebe Forenmitglieder,

ich bin zutiefst verwirrt, entäuscht und komme damit nicht zurecht: Vor ein paar Wochen habe ich (50) einen sehr netten Mann (gleiches Alter) kennengelernt und es begann eine wunderschöne beidseitige Verliebtheit, mit viel Ehrlichkeit Zeit für einander und vielen gemeinsamen Treffen, bei denen wir uns Stück für Stück näher gekommen sind. Wir haben bereits vorsichtige Pläne für die Zukunft gemacht und uns sehr darüber gefreut, dass wir uns gefunden haben. Rückblickend alles viel zu schön, um wahr zu sein.

Allerdings gab es eine Sache, die mir gleich zu Anfang Sorge bereitet hat: Er sagte mir gleich zu Beginn unseres Kennenlernens, dass er zeitweise mit Depressionen zu kämpfen habe und wollte mit mir zu einem späteren Zeitpunkt auch noch darüber sprechen. Er sprach von seiner dunklen Seite.

Dazu ist es nun nicht mehr gekommen. Nach mehreren Wochen sehr schöner Unbeschwertheit und wachsender Vertrautheit bekam ich heute völlig unvermittelt die Nachricht (über eine ihm sehr vertraute Person, die seine gesundheitliche Situation sehr gut kennt und auf mich auch vertrauenswürdig wirkt), dass er das für dieses Wochenende vereinbarte Treffen mit mir absagen würde. Von ihm direkt kam absolut NICHTS (keine Nachricht, kein Anruf etc.).

Völlig untypisch, da er bisher immer sehr zuverlässig, ja sogar sehr fürsorglich mir gegenüber war. Mir wurde ausgerichtet, dass er mich nicht mal telefonisch sprechen möchte. Es hörte sich an, als sei eine Kontaktsperre über mich verhängt worden.

Ich kann das nicht fassen, besonders, da bisher sehr viel Initiative von ihm ausging und ich mich ihm gegenüber eher zurückhaltend und ganz bestimmt nicht drängend verhalten habe. Für mich fühlte sich diese neue Liebe gesund gewachsen an. Von seiner Seite kamen ähnliche Signale.

Und jetzt ist auf einmal alles vorbei... ich verstehe das nicht: Ich fühle mich völlig ausgehebelt, total fertig. ... Ich kann meine Traurigkeit darüber gar nicht in Worte fassen... es würde mir sehr helfen, Meinungen dazu zu lesen. Ist das typisches Verhalten bei Menschen, die an Depressionen leiden? Ich verstehe einfach überhaupt nicht, wie es dazu ohne einen ersichtlichen Anlass kommen konnte...

12.05.2013 01:10 • #1


M
Hallo Manu,

das tut mir so leid für dich. Muss wie eine eiskalte Dusche nach einem wunderbaren warmen wohligen Bad sein...

Ich kenne nicht mich sicher nicht besonders gut mit Depressionen aus. Leichte oder auch mittelschwere haben wir wohl alle schon einmal kennengelernt. Aber ich weiß, es kann ein schlimmer psychischer Zustand sein, in dem man absolut handlungsunfähig ist. Als wäre sämtliche Lebensenergie weg. Für diese Menschen ist es wohl dann so, als wären sie gefangen - in einem dunklen Raum. Kein Licht zu sehen. Keine Hoffnung, keine guten Gefühle. So stelle ich es mir vor.

Ich weiß nicht, ob du etwas tun kannst außer warten. Warten, dass er da wieder rauskommt, wenn es eine schwere Depression ist. Er ist da nicht freiwillig reingegangen. Das ist ja das Schlimme an Depressionen. Und bei manchen muss es nicht mal einen greifbaren akuten Anlass geben. Sie ist dann plötzlich da.

Du hast jetzt leider diese traurige dunkle Seite von ihm oder in ihm kennengelernt. Seine Krankheit. Denn etwas anderes ist es nicht. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir das bewusst machst. Nimmt dir ein bisschen von der tiefen Enttäuschung. Er ist jetzt ganz allein in seinem kalten dunklen Raum. Und das hat nichts mit dir zu tun. Liegt nicht an dir.

Er hat sich nicht absichtlich von dir zurückgezogen. Er kann nur gerade nicht anders. Die Depression lenkt ihn. Wie sie es schon öfter getan hat und vielleicht immer mal wieder tun wird.

Ich glaube, du musst dich jetzt damit auseinandersetzen, ob du das aushältst. Ob du trotzdem mit ihm zusammenbleiben willst. Trotz dieser Krankheit. Ich könnte mir vorstellen, dass er wieder der sein wird, mit dem du die schöne Zeit verbracht hast, wenn er da wieder raus ist.

LG mellie

12.05.2013 07:59 • x 1 #2


A


Er zieht sich plötzlich zurück bitte um Rat

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S
Hi Manu,

das tut mir sehr leid zu hören.
Ich habe so etwas auch schon erlebt, von jetzt auf gleich. Diesen Menschen habe ich zu verdanken, dass ich heute panische Verlustängste habe. Die ständige Angst plötzlich verlassen zu werden.

Und schon wieder ist es plötzlich passiert, nach 6 Jahren Beziehung.
Ich bin gerade in ein tiefes tiefes Loch gefallen und weiss nicht ob ich es noch einmal da raus schaffen werde.
Aber aus dieser Erfahrung heraus, würde ich dir raten, die Sache abzuschließen.
Noch reden wir nur von ein paar Wochen. Noch ist es etwas einfacher es zu überwinden.
Menschen mit starken Depressionen werden nie ganz gesund.
Möchtest du mit der Angst leben, dass er jeden Moment wieder ein Tief fallen kann und du solange zurückstecken musst?
So schön es zu Beginn auch war, ich hätte verdammt Angst mich auf so einen Menschen einzulassen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dass es schnell wieder besser wird!

12.05.2013 08:15 • x 1 #3


M
Hallo Mellie, hallo Sabina,

ich danke Euch sehr für Eure Antworten. Sie geben mir wichtige Anregungen, um dieses Gefühl von Leere Enttäuschung gedanklich, wenn auch sehr langsam klar kriegen zu können. Das Schlimmste ist einfach, sich plötzlich so allein in so einer Situation wieder zu finden... alle Ideen, Gedanken, Infos etc. bringen mich ein Stück weiter. Herzlichen Dank dafür!

12.05.2013 11:27 • #4


M
Oh man... es ist so heftig und kaum auszuhalten. Ich warte in's Ungewisse hinein... Auch drei Tage danach NICHTS, einfach gar nichts an Reaktion auf seine plötzliche Absage hin und den Kontaktabbruch. An's Telefon geht er nicht. Totale Stille...

Ich weiß, drei Tage sind lächerlich wenig, wenn jemand in so einer Situation ist. Aber: ich weiß ja noch nicht mal, was da genau ist... wie die Situation überhaupt ist, in der er sich befindet... wie es ihm geht, was er denkt...oder nicht... Ich habe null Info, es ist einfach nur alles abgeblockt worden, was an Kontakt vorher selbstverständlich war. Und die gemeinsame Zeit war einfach zu kurz, um sich ein Bild zu machen und um zuversichtlich abwarten zu können... warten auf was überhaupt?

Und immer wieder die Frage: Wenn das schon so losgeht, wie soll denn dann jemals eine Beziehung geführt werden können? Ich mag mir das gar nicht ausmalen... ich frag' mich auch: wie soll ich denn aktuell dabei handlungsfähig bleiben, wenn ich nicht weiß, wie lange und auf was überhaupt ich warten soll? Das ist doch zum Verzweifeln...

Ich habe mir inzwischen schon die Finger nach diesem Krankheitsbild wund gegoogelt, aber das, was ich wissen möchte, das finde ich dort natürlich nicht: Geht es irgendwann mit uns weiter? Und wie geht es denn dann weiter? Hallo, da bin ich wieder, war mal eben abgetaucht, aber jetzt können wir weitermachen? Oder (auch 'ne super-tolle Variante): Hallo, bin mal eben abgetaucht und jetzt ist mir klar geworden, dass ich nicht mehr kann / will?

Ich weiß, das hört sich böse und ungerecht an. Ich habe solche Angst, ihn zu verlieren und bin gleichzeitig wütend auf die Situation. Und dann dieses Gefühl der Ohnmacht, nichts tun zu können... nur warten, worauf, wie lange... usw.

Ganz, ganz schlimmes Kopfkino heut Nacht...

Bin sehr froh, dass ich das Forum hier gefunden habe.

14.05.2013 00:18 • #5


G
Hallo Manu2288,

einen Ratschlag als Außenstehender in einer solchen Situation zu geben ist schwierig und meiner Meinung nach nicht sinnvoll. Aus dem nahen Bekanntenkreis sind mir Fälle von an Depressionen erkrankten Personen bekannt... die Betroffenen leiden sehr unter ihrer Krankheit und für Familienangehörige (Partner/in oder Ehemann, Kinder) ist es sehr belastend.

Gerade in einer anfänglichen Beziehung stelle ich mir eine solche Situation nicht leicht vor... es erfordert vermutlich sehr viel Geduld und vor allem Vertrauen (in eine gemeinsame Zukunft).

Vielleicht kennst Du die Seite schon, dennoch habe ich Dir hier einen link mit Informationen zur Krankheit sowie einigen Tipps für Angehörige eingefügt...

Vielleicht gäbe es auch eine Möglichkeit, sich mit der von Dir erwähnten vertrauenswürdigen Person in Ruhe zusammenzusetzen, um mehr über die Krankheit zu erfahren oder sich im Rahmen einer Informationsveranstaltung oder eines Angehörigenforums etc. auszutauschen?

Weiterhin viel Kraft, Geduld und Vertrauen.

14.05.2013 05:02 • x 1 #6


M
Guten Morgen Gast 9245,

danke Dir vielmals für die Anregungen und den link, den ich noch nicht kenne. Da werde ich erstmal weiter schauen.

Der Bekannte, der mir die Absage für das Wochenende mitgeteilt hat, hat sich leider von der Sache distanziert. Ich hatte ihn gleich am nächsten Tag angerufen, aber er klang sehr genervt. Er meinte, er wolle sich in die Sache absolut nicht weiter hineinhängen und das müsse mein Bekannter mir schon irgendwann selbst alles erklären. Ja, das wäre in der Tat eine gute Möglichkeit gewesen, etwas Licht in die Sache zu bringen, damit man das Ganze besser versteht.

Wenn man länger zusammen ist oder schon zusammen wohnt, dann kann man sich als Angehöriger wahrscheinlich besser auf so etwas einstellen und sich zumindest ein Bild machen. Aber am Anfang einer Beziehung, wenn noch alles ganz frisch und in gewisser Weise auch noch ungewiss ist... da schwingt auch immer der Gedanke mit, ob sein Kontaktabbruch nicht einfach ein ganz normales ich will nicht mehr ist, traue mich nur nicht, ihr das persönlich zu sagen mit. Sofern das normal ist... also so etwas, was in vielen anderen Beziehungen auch passiert und die Verlassenen einfach fassungslos zurücklässt. Ich weiß im Moment aber noch nicht mal, ob ich überhaupt noch eine Angehörige bin oder dies jemals war! Das macht mich so fertig. Oh je... klingt das dämlich!

Ich werde versuchen, weiter abzuwarten, Infos zu suchen und mich, so gut es geht, abzulenken. Wie lange ich diese Ungewissheit noch ertrage, keine Ahnung. Vielleicht werde ich mir eine ganz persönliche Frist setzen, denn eines ist klar: ich muss für mich entscheiden können und handlungsfähig bleiben.

Danke für Eure Anregungen!

Ich kann im Augenblick nicht mit Freunden darüber sprechen. Die wenigen, denen ich mich anvertraut habe, haben mich von Beginn an sehr gedrängt, die Beziehung gar nicht erst einzugehen bzw. zu lösen. Das jedoch stand für mich außer Frage, denn ich habe ihn in den ganzen Wochen als sehr tollen, liebevollen und höchst interessanten Mann kennengelernt und erlebt. Sowas kann man doch nicht einfach künstlich wegdrücken, weil der Partner eine Erkrankung hat !?!

14.05.2013 08:22 • #7


M
Immer noch kein Zeichen von ihm.

Mein Gefühl sagt mir heute: Es ist aus und vorbei. Ich kann ja nur mit meinen eigenen Maßstäben messen und wenn man - nüchtern betrachtet - aus heiterem Himmel so eiskalt abgewürgt wird, dann ist das doch ein ganz klares Zeichen.

Ich kann inzwischen auch nicht mehr glauben, dass so ein respektloses Verhalten auf irgendeine Krankheitsvorgeschichte zurückgeführt werden muss. Und selbst wenn, es würde für mich auch nichts ändern an der Tatsache, dass ich mich nach seiner unpersönlichen Absage zum letzten Wochenende und dem Ignorieren bis heute richtig mies, verarscht und verletzt fühle.

Bei jedem anderen Menschen, der so mit mir umgehen würde, würde ich mich danach abschließend mindestens noch einmal verbal sehr deutlich zu Wort melden. Und was mache ich? Ich schreibe mir hier meinen Kummer von Seele und suche tagelang nach Entschuldigungen für sein mieses Verhalten, in der Hoffnung, die Hoffnung auf eine Zukunft mit ihm nicht begraben zu müssen.

Bin heute einfach nur noch am Boden.

15.05.2013 11:28 • #8


S
Das tut mir sehr leid für dich.

Das kann einen aus den Puschen hauen, wenn man nichts mehr hört vom Anderen, der ja seine bessere Hälfte war.
Und nun nur so ein unpersönliches Nichts, da kommt nur Ohnmacht und Verständlichlosigkeit auf. Da wäre ein zünftigere Streit allemal mutiger und besser gewesen, da dann jeder weiss, woran er wäre.

Nun bist du unglücklicher Weise in die Hoffen-und Bangenposition gedrängt worden. Ziemlich unfähr.

15.05.2013 11:48 • x 1 #9


M
Danke Dir Salam, ja genauso sieht's leider aus.

Da ich seit über einer Woche keinerlei Reaktion mehr erhalten habe, die auch nur entfernt hoffen lässt, habe ich inzwischen auch die Unterkunft für die am Pfingstwochenende geplante Kurzreise storniert. Ist ja völlig sinnlos da noch zu warten und alleine wäre ich sowieso nicht gefahren. Das würde mir aktuell sicher den Rest geben...

Bleibt nur noch, die Sache langsam wegzuleben und im Spargang irgendwie weiterzumachen, bis alles nicht mehr so schmerzt.

Wünsche allen, die mir hier die Woche über beigestanden haben, ein schönes Pfingstwochenende.

17.05.2013 11:46 • #10


E
ach Manu,

fühl Dich einfach mal gedrückt , muss es immer so eine K.cke geben?

Lass den Kopf aber nicht hängen, Du wirst etwas besseres finden, definitiv...

Alles Liebe
elebaby

17.05.2013 12:11 • x 1 #11


M
Danke auch Dir elebaby,

ja, das ist echt eine riesengroße K.cke!

Da ist man einfach nur sprachlos, wie oft diese Kontaktabbrüche aus heiterem Himmel passieren und wenn einem das selbst passiert, umso mehr. Das Dumme ist: Vorbeugende Maßnahmen scheint es da leider nicht zu geben... wenn man sich vertrauensvoll neu auf jemanden einlässt, dann kriegt man dieses Risiko gleich als Zugabe mit dazu.

An einen Nächsten mag ich noch gar nicht denken... aber Du hast völlig recht: nach der Erfahrung kann es ja nur besser werden

Alles Liebe auch Dir!

17.05.2013 12:33 • #12


K
Hallo Manu,

warum schwingst Du dich nicht auf und fährst zu ihm?
Bist Du Dir sicher, dass der Mann mit offenen Karten spielt? Bist Du sicher das er Depressionen hat? Ich will da nichts einreden. falls es so ist, dann kann keiner mit einer Besserung innerhalb einer Woche rechnen. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Merkwürdig finde ich allerdings, dass die vertrauenswürdige Person sich sofort aus der Situation raus nimmt. Ich würde da schon auch stutzig werden.

Aber wie gesagt, falls es wirklich eine erkrankung ist dann musst Du sehr viel Geduld haben und vor allem muss Dir bewusst werden, dass solche Situationen immer wieder auftreten werden. Willst Du das?

Ich drück Dir den Daumen!

17.05.2013 12:55 • x 1 #13


M
Liebe KaMei,

genau das mit dem sofortigen Hinfahren war am Anfang (sofort, nachdem die Absage kam) und noch einige Tage danach mein Impuls... aber ich habe ihm nicht nachgegeben, weil ich mich aufgrund der kurzen Zeit, die wir zusammen waren (2 Monate), nicht getraut habe, bei ihm aktiv aufzutreten.

Hört sich vielleicht doof an, aber ich hab' mich einfach gefragt: Habe ich das Recht dazu, nach so kurzer Zeit?

Heute Abend habe ich von Bekannten erfahren, dass er mit einer guten nur-Freundinüber Pfingsten in den Urlaub gefahren ist. So viel zum Thema: Spielt der Mann mit offenen Karten. Und das Thema Depression Partnerschaft... tja, damit werde ich mich nun wohl nicht mehr auseinandersetzen müssen...

Immerhin weiß ich jetzt, woran ich bin und kann nun die Trauerphase einläuten... super! Und Prost! Ich weiß, Alk. ist auch keine Lösung, aber heute Abend werde ich eine Flasche Wein killen und ab morgen beginnt dann eine neue Ära... ich freu' mich schon drauf

Danke Dir auf jeden Fall für Deinen Beitrag... mir hilft das sehr , um die Dinge zu ordnen...

17.05.2013 23:10 • #14


G
Dein letzter Post hört sich leider wirklich nicht danach an, dass dieser Mann diese Erkrankung hat. Das tut mir sehr leid für Dich. Doch sieh es vielleicht auch einmal positiv... jetzt weißt Du wenigstens woran Du bist, kannst Dir noch eine Liebesromanze anschauen, alles rauslassen und mit der Wut kommt dann auch die Energie, Dich um Dich zu kümmern

17.05.2013 23:31 • x 1 #15


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