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Ewiges Leid in Beziehung?

E
Mich ziehts hin und her, von eine Seite auf die andere. Aber welche ist richtig? Beide sind gleichermaßend verlockend wie abstoßend. Was ist richtig, emotional oder mit dem Kopf zu handeln? Ist es das Richtige, das zu tun, was mir jetzt gut tut, oder ist es eben genau die Verlockung, der ich widerstehen soll, weil sie mich zerstört? Was mache ich jetzt, wie gehe ich damit um? Ich fühle mich, ich würde nicht direkt sagen leer,  aber irgendetwas fehlt mir, etwas mir Vertrautes, was ich aber niemals erklären könnte, weil es einfach das Schlimmste für mich auf Erden ist. Ich würde sagen eine prise Selbstmitleid, Aufmerksamkeit und irgendwie ein gewisses Seelenverständnis. Es umhüllt mich wie eine warme Wolldecke. Darf ich diese Löcher so stopfen? Soll ich es besser lassen, weil ich mich darin verliere? Ich würde da kein Ende finden. Und wenn doch, wäre es wie immer kein gutes Ende. Ich gehe ja doch immer leer aus. Andererseits, wenn ich nichts unternehme, . . ne, ist gar nicht auszuhalten. Verdammt, was mache ich jetzt!? Eine Zwickmühle. schei., wenn ich keine Wahl habe.

Ich sehe gerade nur zwei Seiten an mir, welche davon ist die richtige!? Und Sche**e ja, welche davon soll ich nun hassen, als Illusion und als falsch abstempeln, mit allem Gefühlen, die da von mir drinstecken?! Mit anderen Worten, welche Seite soll ich an mir hassen, was alles mit in den Abgrund ziehen und was alles verurteilen!? Ich weiß, dass der Weg, den ich gewählt habe, schwer ist - wie gerade zu merken. Und ich frage mich, wofür tue ich das, wenn ich doch mindestens genau so leide, wie auf der anderen Seite.

Ich lebe in einer Partnerschaft. Ich möchte mich oft in völliger Einsamkeit zurückziehen, die mich irgendwann aber auch wieder auffrisst. Egal was ich tue, mein Leid hat immer Bestand. Also kann ich doch tun und lassen was ich will, wieso Rücksicht nehmen?!

In solchen Momenten genügt es nur, meine Partnerin anzuschauen, und schon sehe und empfinde ich den ganzen Kummer meines Lebens, alles geballt in nur einen Moment - mein Spiegelbild. Ich bin unzufrieden. Und in solchen Situationen wie jetzt, wo ja auch teilweise Blockaden gelockert sind, sehe ich mein Leben auf der Seite, wo ich mich zusammenreiße, kontrolliert und fast neurotisch. schei., denke ich mir, so sollte es doch alles richtig sein, was ich tue. Aber ich empfinde dabei ganz anders. Es ist wie eine Dro., die mir fehlt. Ohne diese Dro. bin ich angespannt, explosiv, impulsiv, gereizt, fühle mich fremdbestimmt. All das mache ich stets durch, wie ich jetzt, aus diesem Moment heraus, wahrnehmen kann.

20.08.2021 21:44 • x 1 #1


D
Einen Tod muss man sterben.
Partnerschaft bedeutet durchaus auch, dunkle Momente zu erleben.
Wenn Du mit Mitte 30 Deine Existenz in Frage stellst, dann nimm' das ernst.

Nicht jeder Mensch ist für Zweisamkeit geeignet.
Wenn die Liebe, also das warme und angenehme Gefühl der Zusammengehörigkeit, nicht DA ist, wenn weder Freude noch Schönheit der Gedanken in Sachen Zweisamkeit DA sind:
Dann ist es okay, ein anderes Leben zu planen.

Sind Kinder involviert, wird es schwieriger, aber nicht unmöglich.

Du wirkst sehr zerrissen..
Vielleicht magst Du etwas weiter ausholen?

20.08.2021 22:18 • x 3 #2


A


Ewiges Leid in Beziehung?

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E
Wir haben keine Kinder.

Es ist alles da. Das wundervolle Zweisamkeitsgefühl, Liebe, Zukunft, sogar frische Verliebtheit, Kompromissbereitsschaft, Wärme. Ich bin so gerne für sie da, ich gehe dabei einfach auf. Für mich ist es das, was ich unter Liebe verstehe.

Wenn es gut ist, ist es gut. Selbst wenn ich versuche, es in Frage zu stellen, ist es immer noch gut. Dies ist zu einem Fundament herangewachsen, das, wenn ich darauf zurückfalle, mir Sicherheit in meinen schlechten Zeiten gibt. Nur leider gibt es auch die andere Seite. Und schon weiß ich nicht mehr ob sie mir nicht genug ist, oder ich mir selbst. Dazwischen kann ich einfach nicht unterscheiden. Diese Frage quält mich auch.

Ich habe Schwierigkeiten in Beziehungen. Meine vorherigen Beziehungen, falls ich das so nennen kann, waren kurzeitig. Erst jetzt, seit ich mit meiner Partnerin zusammen bin, verarbeite ich all dies, was früher geschah. Ich verstehe erst jetzt, warum mein voriges Leben so verlief. Ich habe mich in den letzten Jahren so gut kennengelernt, wie nie zuvor.

Ich habe als Kind schon nicht gelernt, Menschen zu vertrauen. Ich wurde verstoßen, ausgegrenzt und als nicht richtig behandelt. Als sich meine Eltern scheiden ließen, bekam ich dies im Kindesalter mit, vor allem der Streit zwischen Ihnen. Ich war noch ein Kleinkind, deswegen sind die Erinnerungen schleierhaft, aber nicht weniger verständlich - also jetzt, im Nachhinein. Die Beziehung zu meiner psychisch labilen, alleinerziehenden Mutter war - im Nachhinein gesehen - unangenehm eng. Ich war eine Art Partnerersatz, für die ich herhielt. Diesen Part übernahm ich als Kind, was ich erst jetzt im Erwachsenenalter vertehe.

So lernte ich auch all die Ängste meiner Mutter kennen, so dass ich mich als Kind um sie sorgen musste. Teilweise hatte ich schreckliche Todesangst um sie. Wenn sie mich schlug, tat ihr das kurz danach so leid, dass sie mich darauf hin in den Armen hielt, nur um mich dafür zu benutzen, damit sie sich trösten kann. Es ist bis heute das ekelhafteste, erniedriegendste Gefühl, was ich je erlebt habe. Ich bin in ihren Armen bei lebendigem Leibe verbrannt. Emotional wurde ich missbraucht.

Ich wurde ein schwieriges Kind, was eigentlich nur geliebt werden wollte. Und von diesem Zeitpunkt an, wurde ich immer auffälliger im Verhalten, nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen, nur, um überleben zu können. Mich sah ja keiner, bzw. es war schon zu spät um etwas zu retten.

Mit meinem auffälligen Verhalten kam meiner Mutter nicht klar. Ich wurde hin und her geschoben, war auf Schulen für schwer Erziehbare, wurde geschlagen und eingesperrt und psychisch bestraft. Ich wurde hin und her gereicht, von einer Einrichtung in die nächste, wie ein Paket, wie ein Ding. Ich wurde mit Medikamenten ruhiggestellt und als AD(H)S-Kind abgestempelt. Furchtbar, ich wurde als etwas behandelt, was gar nicht so war. Ich wollte doch nur geliebt werden.

Als ich ins heilpädagogische Kinderheim kam, erfuhr ich das Wegreißen von meiner Mutter, obwohl sie mir ja schadete. Das Wegreißen fühlte sich wie Sterben an, aber man stirbt nicht.

Es ist verrückt, aber als Kind liebt man seine Mutter, auch wenn sie das Schlimmste mit ihrem Kind tut.

Ich denke, man kann sich nun gut zusammenreimen, wie schwer der weitere Verlauf meines Lebens sein würde. Ich drehte lange meine Runden, habe über 10 Jahre übermenschlisch, exzessiv gesoffen. Ich habe mir selber das zugefügt, wie ich es gelernt habe. Und von Beziehungen habe ich - wie oben erwähnt - etwas Krankes vermittelt bekommen. Ich kenne es nur so. Jetzt trinke ich seit knapp 10 Jahren keinen Alk. mehr. In den 10 Jahren merkte ich aber, wenn etwas wegfällt, muss auch was anderes dafür wieder her. Und es wird auch noch sehr lange dauern, bis ich glücklich bin.

Mir ist nach vielen, unterschiedlichen Therapien nun klar, was in meinem Leben schief gelaufen ist. Ich verstehe ganz genau, was mir damals wiederfahren ist. Es ist ok, denn eigentlich bin ich völlig ok. Ich mag einiges an mir, andere auch. Ich bin ja auch ein ganz normaler Mensch, halt nur einer, der viel Mist erlebt hat.

Das einzige Problem ist, dass ich damit noch nicht so gut umgehen kann. Wenn ich mich durch meine Partnerin getriggert fühle, geht es noch oft schief, Streits bzw. Verletzungen sind die Folge. Erst hinter merke ich, was passiert ist. Aber ich weiß immer besser zwischen mir und meiner Partnerin zu unterscheiden, sie kann nichts für meine Vergangenheit und es tut mir unendlich Leid, wenn sie dafür alles abbekommt.

Wir gehen damit auch offen um, sie und ich wissen - sie ist ja auch quasi mein Gegenpart, aber um sie geht es hier nicht - worauf wir uns einlassen. Das ist aber keine Entschuldigung für unfaires Verhalten. Schwierig wird es, wenn wir uns beide getriggert fühlen, das ist dann nicht mehr aufzuhalten. Es folgt großes Leid, viel Trauer, Enttäuschung, Unsicherheit mir und ihr Gegenüber, viele Schuldgefühle, als wenn sich einfach alles auflösen würde. Einfach ein Scherbenhaufen.

Es gibt gute und schlechte Tage, heute war es ein schlechter.

Es ist jetzt ziemlich weit ausgeholt. Ich habe keine Probleme über meine Vergangenheit zu sprechen. Dies diente aber mehr dem Verständnis, um das zu verstehen, was HEUTE ist.

20.08.2021 23:53 • #3


B
Zitat von erzwodezwo:
Mich ziehts hin und her, von eine Seite auf die andere. Aber welche ist richtig? Beide sind gleichermaßend verlockend wie abstoßend. Was ist richtig, emotional oder mit dem Kopf zu handeln? Ist es das Richtige, das zu tun, was mir jetzt gut tut, oder ist es eben genau die Verlockung, der ich widerstehen soll, weil sie mich zerstört? Was mache ich jetzt, wie gehe ich damit um?


Zitat von erzwodezwo:
Ich sehe gerade nur zwei Seiten an mir, welche davon ist die richtige!? Und Sche**e ja, welche davon soll ich nun hassen, als Illusion und als falsch abstempeln, mit allem Gefühlen, die da von mir drinstecken?! Mit anderen Worten, welche Seite soll ich an mir hassen, was alles mit in den Abgrund ziehen und was alles verurteilen!?


Naja, welche Seite ist die Richtige, ist die falsche Frage. Die total falsche Frage, weil es darauf niemals eine Antwort geben wird.
Beide Seiten sind immer ebenso richtig wie falsch. Das liegt an den unerschiedlichen Perspektiven, die man einnehmen kann.
Das muss man verstehen. Du kannst nichts richtiges tun, ohne auch falsches zu tun. Sie sind nichts Gegensätzliches. Es sind 2 Seiten ein und des selbsen Phänomenes. Das trennen oder spalten zu wollen, ist unsinn. Abspaltung eines Teils deiner selbst halte ich nicht wirklich erstrebenswert. Ich bin immer fürs akzeptieren. Dann stellt sich auch die Frage nicht, ob rationell oder emotional. Hier ist der Kopf, da das Herz. Das ist so nicht wahr. Innere Spaltung. Ich bin auch nichts für das vereinen, denn da gibt es nicht zu vereinen. Es ist nicht getrennt. Nicht entweder oder. Zwischen beiden besteht kein Unterschied. Nur in deinem Kopf existiert diese Spaltung. Eine Illusion. Ein Schutzmechanismus. Im ersten Moment hilfreich. Aber auf Dauer treibt dich das in eine Neurose.
Die Idee zu hassen würde ich ganz schnell wieder vergessen. Das ist mit Sicherheit der falsche Weg. Hass macht nicht glücklich. Kann ich mir nicht vorstellen, dass Menschen glücklich sind, wenn sie hassen. Hassen für die Liebe ist genau so idiotisch wie kämpfen für den Frieden. Total absurd.

Zitat von erzwodezwo:
Ich lebe in einer Partnerschaft. Ich möchte mich oft in völliger Einsamkeit zurückziehen, die mich irgendwann aber auch wieder auffrisst. Egal was ich tue, mein Leid hat immer Bestand. Also kann ich doch tun und lassen was ich will, wieso Rücksicht nehmen?!

Tun und lassen in Bezug auf richtig oder falsch, ja. Jeder hat die Freiheit und die Wahl, das Richtige oder das Falsche zu tun.
Und ja, Leid ist unaufhörlicher Bestandteil des Lebens. Nie hat jemand etwas anderes behauptet. Und wenn, war er in Lügner. Oder dumm.
Leid lässt sich nicht vermeiden. Leben ist Leiden. Leben beinhaltet aber auch den Gegenpol. Die Freud. Leben ist Leiden. Leben ist Freud. Zwischen diesen Beiden Polen fließt unsere Energie. Das pendeln zwischen 2 Polen erzeugt unsere Energie. Durch diesen Dualismus existieren wir. Alleinsein und Zusammensein schleißt sich nicht gegenseitig aus. Sie sind keine Widersprüche. Sie sind ein natürlicher Rythmus. Im Alleinsein tanken wir unseren Accu wieder auf, um ihn im Zusammensein zu leeren. Im Alleinsein finde ich mich, um mich im Zusammensein zu verlieren. Ob im Zusammen- oder Alleinsein, ich bin. Das allein zählt.
So wie Tag und Nacht nicht ohne einander Existieren können. Leben nicht ohne Tod. Die Dualität ist mit Sicherheit nicht dein Problem.

Zitat von erzwodezwo:
Ich habe als Kind schon nicht gelernt, Menschen zu vertrauen.

So ganz falsch ist das ja nicht. Egos kann man auch nicht trauen. Nicht 1 Wort. Nicht mal seinem eigenen Ego kann man vertrauen. Vertrauen wird früher oder später ausgenutzt. Besonders hart, wenns von den eigenen Eltern kommt.
Aber wie das so ist. Es gibt Zeiten, da ist vertrauen angebracht. Und es gibt Zeiten, da ist misstrauen angebracht. Die Kunst des Lebens ist, immer angemessen zu reagieren.

24.08.2021 12:19 • #4




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