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Freundin weiß nicht was sie will Depression & Co

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Hallo zusammen !

Ich habe nun schon einige Tage fleißig mitgelesen und auch meine Freundin schaut sich die Themen hier teilweise an. Wir reden in letzter Zeit sehr offen über unsere Situation und versuchen für uns Beide eine Lösung zu finden.

Wir sind nun seit etwas über 7 Jahren zusammen und für uns Beide ist es die erste richtige Beziehung. Sie ist 25 Jahre alt, ich bin 27. Seit etwa einem Jahr wohnen wir auch zusammen, vorher war es mehr wie eine Wochenendbeziehung (sie war von Freitag Abend bis Sonntag Nachmittag bei mir), zusätzlich bin ich dann Mittwochs nach der Arbeit zu ihr gefahren.

Vielleicht noch vorab ... ich hatte eine behütete Kindheit, nicht viel, dafür gute Freunde und wurde in der Schule ca. 5 Jahre gemobbt, bis die Ausbildung mit 16 begann. Trotzdem habe ich mich bisher als selbstbewussten und optimistischen Menschen gesehen.

Bei meiner Freundin sah es da schon ein wenig anders aus ... Sie ist mit 7 Jahren mit Ihrer Familie nach Deutschland gekommen und das Familienverhältnis war schon zu dieser Zeit sehr zerrüttet. Der Vater war aggressiv und hat sich nicht für die Kinder interessiert, die Mutter hatte kein Durchsetzungsvermögen und konnte Ihrer Mutterrolle nicht gerecht werden. Schon früh musste meine Freundin sich die Sorgen Ihrer Muter anhören und alle Streitereien und Wutausbrüche miterleben. Aus dieser Zeit haben sich somit schon früh viele Ängste und Sorgen bzgl. der Ehe der Eltern entwickelt. Bis zum 19. Lebensjahr gab es eigentlich permanenten Streit der Eltern und sie hat ständig eine Trennung befürchtet. Der Vater hatte zudem starke Stimmungsschwankungen, was einen zusätzlich verunsichert hat.

Etwa nach 1 Jahr Beziehung kam es dann bei den Eltern tatsächlich zur Scheidung, was noch eine Art Rosenkrieg nach sich gezogen hat. Es lief dann viel über Anwälte und Co. Meine Freundin blieb ebenso wie ihr 4 Jahre jüngerer Bruder bei Ihrer Mutter und der Vater zog aus. Von da an hat er im Ort auch viele Lügen über die Familie verbreitet, um sich ins rechte Licht zu rücken und als Unschuldigen darzustellen.

Der Bruder ist schon in der 6/7. Klasse dem Dro. verfallen und hätte fast seinen Schulabschluss nicht geschafft. Er nimmt zwar nach wie vor Dro., hat aber zu seinen bisherigen Freunden (schlechtes Umfeld) weniger Kontakt, da er seit gut 1 Jahr eine Ausbildung absolviert und dafür in eine eigene Wohnung gezogen ist. Bis hierhin war es auch ein langer Weg ... wir unterstützen ihn nach wie vor wo wir können.

Der Kontakt zum Vater ist von Seiten meiner Freundin auch fast nicht mehr vorhanden, hier gab es Vorwürfe vom Vater usw. ... der Bruder hat noch ab und zu Kontakt.

Die Mutter wohnt somit seit 1 Jahr alleine und auch hier ist nicht alles Sorgenfrei. In ca. 3 Monaten wird der Arbeitgeber wg. Insolvenz schließen und auch die alte Wohnung ist somit auf Dauer zu groß und zu teuer.

Weitere Familie gibt es hier nicht, bzw. nur väterlicherseits ... also kein Kontakt.

Kurz nachdem ist mit meiner Freundin zusammen gekommen bin, hat ihr Freundeskreis sich recht schnell von ihr abgewandt. Es lag am Neid einer Person und sie war eben nicht mehr wie früher verfügbar bzw. hat bei den Partys nicht mehr mitgemacht. In Freundeskreis waren alle Single.

Trotz all den Sorgen haben wir uns nicht unterkriegen lassen und waren immer füreinander da. Wir haben wirklich tolle Zeiten erlebt. Erst durch mich konnte sie wirklich leben bzw. das Leben genießen.

Im Mai 2012 fing es dann an ... sie war frustriert von der Beziehung, ihr fehlte Zuneigung ... es kehrte ein Stück weit Normalität ein, was sie so nicht kannte oder akzeptieren wollte. Nach einem Streit mit Ihrem Bruder kam es dann zur ersten heftigen Panikattacke. Durch die Frustration und Verunsicherung kam es dann auch zu einem Vorfall, wo sie sich auf der Arbeit gedanklich zu einem Kollegen hingezogen fühlte und das erste Mal an Ihren Gefühlen zu mir zweifelte. Davon habe ich erst Mitte 2013 erfahren.

Im September 2012 fing sie wegen psychischer Beschwerden eine Therapie an, wo Zwangsstörungen diagnostiziert wurden. Hier habe ich lediglich erfahren, dass sie sich ihren Gefühlen nicht sicher ist und sie Angst hatte, durch die Erkrankung unsere Beziehung zu zerstören.

Nach einem Auf und Ab (Medikamente schlugen erst nicht richtig an bzw. hatten stärkere Nebenwirkungen) hatte sie dank der Tabletten ca. im Februar/März 2013 einen Zustand erreicht, der sie die Situation neutral sehen lies. Aber wirklich neutral ... sagen wir mal gefühlskalt. Nach etwa 7 Monaten Therapie mit den Tabletten, hat sie diese nach Rücksprache mit der Ärztin abgesetzt, da sie diese neutralen Gefühlen auch nicht mehr haben wollte. Auch ein Grund hierfür war unser Zusmmenzug im Juli 2013.

Nach der ganzen Ablenkung wg. Umzug usw. kamen die Zweifel doch zurück und der Schock war erstmal groß. Sie hat keine neue Therapie begonnen, sondern versucht durch Bücher, Glaube, ... die Zweifel zu deuten und zu bewältigen.

Im September/Oktober 2013 war die Belastung durch die Krankheit dann doch wieder so groß, dass sie sich bzgl. einer stationären Therapie informiert hatte. Hier kam es allerdings erst Mitte Januar 2014 zu einem 6-wöchigen Aufenthalt. Wir haben sie besucht und sie konnte an den WE auch nach Hause bzw. hatte in der Woche vor Ort Gespräche, Therapiestunden, Sport und Zeit für sich. Es war keine geschlossene Klinik.

Hier bekam sie von den Ärzten die Diagnose schwere Depression und Lebenskrise. Komischerweise ging es ihr nach der Klinik und der Diagnose erstmal wieder deutlich besser und sie hat tiefer zum Glauben gefunden. Doch die Zweifel waren schnell wieder da und diesmal noch schlimmer. Sie hat mich mit Vorwürfen bombadiert, wie ich sein sollte.

Sie hat bemerkt, wie sie mich damit verletzt hat und bekam zudem noch furchtbare Schuldgefühle. Sie ist nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen und leidet unter starken Stimmungsschwankungen.

Mittlerweile habe ich ich festgestellt, dass ich nicht mehr so positiv gestimmt und optimistisch bin wie früher. Neben teilweisen Kopfschmerzen, Durchfall und seit 1,5 Jahren Sodbrennen, fühle auch ich mich oft einfach nur leer und erschöpft. Mir fehlt der Antrieb, ich zweifel an der Beziehung und kann mich aktuell einfach für nichts mehr begeistern. Zudem habe ich einen sehr verantwortungsvollen und stressigen Job, wo ich auch mehr und mehr Lust verliere.

Wir reden in letzter Zeit sehr offen über unsere Situation und sind deshalb auch auf dieses Forum gestoßen.

Sie ist aktuell wieder dabei, eine Therapie zu beginnen. Ich bin der Meinung, dass sie erstmal all die Dinge aus der Vergangenheit/Kindheit usw. wirklich verarbeiten muss und dabei sollten keine ständigen Sorgen bzgl. der Beziehung präsent sein. Sie klammert sehr und ist leider durch meine selbstständige Art und mein hilfsbereites Wesen sehr unselbstständig und ohne großes Selbstbewusstsein. Ständige Zweifel, ein Hin und Her ... sie weiß nicht was sie will und kann keine Entscheidung treffen.

Wir überlegen schon eine Trennung auf Zeit, auch wenn viele da sehr unterschiedlicher Meinung sind. Sie würde erstmal für 3 Monate zu ihrer Mutter zurück und wir würden den Kontakt seutlich minimieren, damit es sich nicht wie die 6 Jahre Wochenendbeziehung anfühlt.

Nur bin ich der Meinung, dass sich nach den 3 Monaten noch nicht viel geändert hat und sie immer noch nicht in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen. Ich will nur ihr Bestes und möchte, dass sie endlich wieder gesund wird und ihre Lebensfreude zurückerlangt. Nur ob das in dieser Beziehung möglich ist, wissen wir nicht.


Gibt es ähnliche Beispiele bei euch ?
Wie geht ihr damit um ?

Danke für eure Beiträge.

28.07.2014 22:26 • #1


S
Hallo Dennis,
ich kann Deine Situation absolut nachvollziehen.

Ich hatte eine Beziehung mit einer depressiven Frau.
Man muß leider sagen, dass es sehr sehr schwer ist. Aus Liebe zu ihr habe ich alles für sie getan. Als wir uns kennenlernten war sie in einer schweren Krise. In unserer gemeinsamen Zeit habe ich mich selbst aufgegeben um ihr zu helfen. Stichwort: co-abhängigkeit
Als Dank hat sie mich gegen einen anderen ausgetauscht als es ihr besser ging. Das muß nicht immer so sein. Aber in meinem Fall war es eben so. Das ist die Kurzufassung. Wenn Du nähere Infos möchtest gerne per PN.

LG
solonely

28.07.2014 22:34 • #2


A


Freundin weiß nicht was sie will Depression & Co

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Zitat:
und sie hat tiefer zum Glauben gefunden

Um welchen Glauben bzw. welche Religionsgemeinschaft handelt es sich?

28.07.2014 22:41 • #3


D
@soloneley: Danke für deine Antwort und deine eigenen Erfahrungen. Wenn du mir dazu noch Dinge in einer PN mitteilen magst, die uns irgendwie weiterhelfen eine Entscheidung zu treffen, gerne.

@Ralf2: Wir sind beide katholisch. Ich für meinen Teil habe aber für den Glauben selbst nicht so viel übrig, meine Freundin ist aber bedingt durch ihre Herkunft (Polen) schon sehr gläubig. Sie akzeptiert meine distanzierte Haltung zum Glauben.

28.07.2014 22:47 • #4


L
Ich habe vier Fragen an Dich, über die Du bitte - ganz für Dich - sorgfältig nachdenkst:

- Was genau tut Deine Freundin für DICH?
- Was denkst Du, woher Deine gesundheitlichen Probleme kommen?
- Wo bleibt DU bei der ganzen Geschichte um IHRE Familie?
- Würdest Du damit leben können, dass Deine Lebensaufgabe ist, Deine Bedürfnisse hinten an zu stellen und Dich ausschließlich um Deine Freundin, ihre Familie und deren zahlreiche Probleme zu kümmern?

Nein - ich will Dich nicht angreifen. Aber ich glaube, dass Du derzeit so tief in dieser Konstellation steckst, dass Du es gar nicht mehr merkst. Dass Du Deiner Freundin und ihrer Familie geholfen hast, ist in Ordnung und sollte so auch sein. Aber irgendwann muss mal gut sein. Du darfst dabei nicht vergessen, nach DIR zu schauen - auch DU hast ein Recht, dass es Dir gut geht, Du gesund bist und auch jemand für Dich da ist.

29.07.2014 14:28 • #5


D
Hallo Lotte,

vielen Dank für deine Antwort.
Ja was soll ich sagen, irgendwie habe ich wohl ein Helfersyndrom, wenn es sowas gibt. Ich unterstütze gerne und fühle mich dabei eigentlich auch gut. Auch auf der Arbeit bin ich deswegen kaum noch wegzudenken.

Schwierig wird es für mich nur, wenn all meine Unterstützung nichts hilft. Dann fange auch ich an, mich hilflos zu fühlen. Daher kommen wahrscheinlich auch die körperlichen Veränderungen. Ich kann irgendwie nur hilflos zusehen und muss sie ständig leiden sehen.

Das hat irgendwie auch meine Gefühlswelt durcheinander gebracht. Sie will auf jeden Fall einen gemeinsamen Weg finden und wir können ja beide etwas ändern.

Ich bin der Meinung, dass sie sich ohne Sorgen um die Beziehung voll und ganz ihrer Gesundheit widmen sollte, damit all die Erlebnisse endlich mal verarbeitet werden können und sie endlich wieder glücklich sein kann.

Durch meine hilfsbereite Art nehme ich den Menschen in meinem Umfeld aber auch viele Dinge und Verantwortungen ab ... vielleicht erziehe ich sie ja sogar zur Unselbstständigkeit.

29.07.2014 21:16 • #6


D
Hat sonst noch jemand eine Meinung dazu ? Würde mich über mehr Sichtweisen sehr freuen.

Jeder dem ich meine Sichtweise darlege rät mir auch dazu, an mich zu denken und aufzupassen, dass ich nicht auch an der Situation kaputt gehe.

Jeder mit dem meine Freundin spricht und ihre Sichtweise hört meint auch, dass man sowas soch zusammen durchstehen sollte und sich unterstützen sollte ...

Das bringt mich nicht wirklich weiter. :'-(

06.08.2014 18:19 • #7


W
Bin bei Lotte, sorry

LG Walter

06.08.2014 18:58 • #8


B
Hallo Dennis,

Zitat:
Mittlerweile habe ich ich festgestellt, dass ich nicht mehr so positiv gestimmt und optimistisch bin wie früher. Neben teilweisen Kopfschmerzen, Durchfall und seit 1,5 Jahren Sodbrennen, fühle auch ich mich oft einfach nur leer und erschöpft. Mir fehlt der Antrieb, ich zweifel an der Beziehung und kann mich aktuell einfach für nichts mehr begeistern. Zudem habe ich einen sehr verantwortungsvollen und stressigen Job, wo ich auch mehr und mehr Lust verliere.


Meinem Eindruck nach steckst Du mitten in einer Art Co-Abhängigkeit. Du willst Deiner Freundin helfen und weil es nicht gelingt, geht es auch Dir schlecht. Das ist eine Art symbiotische Beziehung- beide sind aufeinander angewiesen. Im Grunde machst Du Dein Befinden davon abhängig, wieviel Erfolg Deine Bemühungen um ihre Genesung bei ihr haben. Das ist bis zu einem gewissen Grad in jeder Partnerschaft so. Wem gehts schon gut, wenn der Partner sehr leidet. Aber bei Deiner Freundin ist das ein Dauerzustand. Ich habe mich sehr viel mit dieser Thematik beschäftigt weil ich enge, psychisch kranke Familienmitglieder habe und auch selbst schwere Zeiten hinter mir habe.

Du solltest Dir dringend entsprechende Literatur besorgen. Wenn Du Interesse hast, kann ich mal überlegen, welche Bücher bei mir ein Umdenken bewirkten. Aber das wichtigtse und simpelste ist vielleicht: Du hast ein Recht darauf, glücklich, ausgelassen und motiviert zu sein auch wenn engste Bezugspersonen dauerhaft leiden- vielleicht ist es sogar dann am wichtigsten denn Gesundes vorzuleben ist in jedem Fall das beste für die seelische Gesundheit beider.

Lies bitte noch mal obiges Zitat durch. Dir geht es gar nicht gut Denis. Du lebst wahrscheinlich in dieser Gedankenspirale: Ich investiere und investiere in diese Beziehung und IRGENDWANN DANN ist alles gut und wir können glücklich unser Leben leben, nicht wahr? Deine Dauersodbrennen sprechen Bände.

Du kennst Deine Freundin 7 Jahre, sie war mehrmals in therapeutischer Behandlung, sie hat Psychopharmaka genommen, sie hat eine Angststörung, schwere, anhaltende Depressionen, sehr belastete Familienverhältnisse, sie kann keine Entscheidungen treffen und einiges mehr. So leid es mir tut Denis-

Zitat:
Sie ist aktuell wieder dabei, eine Therapie zu beginnen. Ich bin der Meinung, dass sie erstmal all die Dinge aus der Vergangenheit/Kindheit usw. wirklich verarbeiten muss und dabei sollten keine ständigen Sorgen bzgl. der Beziehung präsent sein.


bei so einer schwerwiegenden Problematik, wird es kein erstmal alle Dinge aus der Vergangenheit/Kindheit verarbeiten geben.

Du hast eine falsche Vorstellung. Du nimmst an, man verarbeitet die Kindheit und danach beginnt das richtige Leben, richtig? Therapie-Hex-Hex-Krankheit weg! Das funktioniert so nicht, nicht bei dieser Schwere der Problematik. Es gibt nicht den einen Knopf in der Seele, den man drückt, damit alles wieder heil und gesund ist. Man kann in der Therapie Dinge bis zu einen gewissen Grad aufarbeiten aber es ist nicht so, dass man in der Thera noch mal in die Kindheit zurückgeht, alles durchlebt und zulässt und dann geheilt nach Hause geht.Oftmals lässt sich vieles auch nicht wirklich ändern, man lernt eher, mit den Defiziten umzugehen. Wenn es eine Genesung gibt, dann in etlichen kleinen, klitzekleinen Schritten, die über viele Jahre gegangen werden. Eine Blitzheilung gibt es nicht. Dies schreibe ich Dir aus Erfahrung. Ich litt jahrelang unter Depressionen und weiß leider, wovon ich rede. Ich kenne beide Seiten mehr als gut: Deine helfende Seite und ihre Leidende.

Zitat:
Sie klammert sehr und ist leider durch meine selbstständige Art und mein hilfsbereites Wesen sehr unselbstständig und ohne großes Selbstbewusstsein. Ständige Zweifel, ein Hin und Her ... sie weiß nicht was sie will und kann keine Entscheidung treffen.


Du hast es ja schon selbst erkannt. Du bewahrst sie davor, neue Schritte tun zu müssen. Sie sucht die Sicherheit in Dir und wird das weiterhin tun, solange Du es mitmachst. Wenn Du ein wenig auf Distanz gehst, wird sie Dich entweder mit vielen Tränen dazu bringen, dass Du Deine alte Rolle wieder einnimmst, oder sie wird- denn das ist meine Vermutung- sich eine andere helfende Hand (diesen anderen Mann) suchen (ich denke nicht, dass ihr das bewusst ist). Beides sind Verhaltensweisen, die dazu dienen, an ihrer Situation festzuhalten, obwohl sie selbst darunter leidet. Aber ein Mensch kann sich auch in seiner Krankheit einrichten, sich damit identifizieren und darin sehe ich eine große Gefahr. So ein Mensch sagt sich dann Ich BIN krank statt Ich habe Depressionen, Ich BIN unselbständig, statt Ich habe meine Selbstständigkeit noch nicht kennengelernt. usw. und da findet man meistens nur heraus, wenn man einmal ganz auf sich allein gestellt ist. Da Du aber sicherlich Angst davor hast, sie an einen anderen zu verlieren, spielst Du noch mit und so bleibt ihr bis zum St.Nimmerleinstag in dieser Spirale.

Oftmals nimmt man an, man könne eine Veränderung herbeiführen, ohne Eigeninitiative, heißt, man verändert rein gar nichts an der Beziehungskonstellation (sie klammert und leidet, Du kümmerst Dich und leidest) aber DENKT darüber nach, was eine Veränderung bewirken könnte. Das ist lediglich Philosophie

Stelle Dir einen Menschen vor, der oben auf einem hohen Baum sitzt und sich nicht herunter traut. Anstatt dass er all seinen Mut zusammen nimmt und herunter kraxelt und sich vielleicht Blessuren zuzieht , bleibt er oben hocken und ruft nach Hilfe. Er fragt vorbeifliegende Vögel, er weint alle Blätter voll, er überlegt, ob er ein paar Äste abbrechen sollte um sich eine Leiter zu bauen....aber kein Weg führt daran vorbei, herunter zu hoppeln Die Blessuren bei euch könnten sein: tiefe Verunsicherung auf beiden Seiten, zunächst Verstärkung ihrer Depressionen usw. Aber das muss man in Kauf nehmen, will man eine Veränderung bewirken. Im schlimmsten Fall rettet sie sich zu dem anderen Mann aber kein Mensch wird ihre Depressionen wegpusten können.

Zitat:
Schwierig wird es für mich nur, wenn all meine Unterstützung nichts hilft. Dann fange auch ich an, mich hilflos zu fühlen.


Das ist die typische Folge Deiner Fixierung aufs Helfen und vergebliche Warten auf Besserung.

Wo die Angst ist, da ist der Weg - für euch beide.

Gerade fällt mir ein, dass ihr euch möglicherweise in einer Hinsicht ähnelt: Sie hat Angst, für sich selbst zu sorgen und Du hast Angst, für Dich selbst zu sorgen (und sorgst Dich lieber um sie)?

Noch ein Rat: sie sollte nicht zurück zu ihrer Mutter. Sie sollte eher lernen, raus aus diesen Strukturen zu kommen, die sie geprägt haben und ihr offenbar das Gefühl vermittelt haben, nicht auf eigenen Beinen stehen zu können.

Was telt ihr schönes miteinander, was nicht mit dieser Problematik zu tun hat?

Liebe Grüße und viel Glück,

Bibi Blocksberg alias aufgewacht

p.s. ich schrieb im Thread: sie hat sich getrennt: ich will mich verabschieden.

Ich sehe einige Parallelen zwischen Dir und Zukunft und Hinrich. Vielleicht hilft Dir der Austausch mit ihnen.

06.08.2014 19:55 • x 2 #9


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