Gedanken zum Thema Vergebung

T
Hallo,

Anfang des Jahres hat mich mein Mann nach zehnjähriger Ehe verlassen. Danach habe ich hier immer mal wieder gelesen, bin aber auch immer wieder geflohen, weil ich es nicht ertragen konnte zu sehen, wie oft meine Geschichte in ihren Grundzügen hier zu lesen ist. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein. Und es zog mich runter.

Ich will gar nicht großartig auf unsere Geschichte eingehen, daher nur eine kurze Zusammenfassung: In einer Krisensituation meinerseits (hervorgerufen durch äußere Umstände) ging mein Mann vor zwei Jahren, wie ich zunächst dachte, einmalig fremd. Ich verzieh ihm, wir versuchten mit psychologischer Hilfe einen Neuanfang. Zunächst hatte ich auch ein gutes Gefühl. Allerdings war ein Samenkorn in mich gepflanzt worden, das mir zuvor vollständig unbekannt war: Misstrauen. Er verübelte es mir, ich musste aber leider immer wieder feststellen, dass es berechtigt war. Ich will gar nicht wissen, was er sich in der Zeit alles geleistet hat. Anfang des Jahres gab es nun eine Situation, in der ich wieder misstrauisch war, er rastete aus und teilte mir wenig später mit, er wolle sich von mir trennen. Es folgte ein heimlicher Warmwechsel, von dem ich allerdings bis heute offiziell nichts weiß. Ich wurde also auch 1:1 ausgetauscht.

Inzwischen habe ich mich gefangen und sehe durchaus den Charme der Situation. Ich war recht früh entschlossen, gestärkt und als Gewinnerin aus alledem hervorzugehen.

Eigentlich möchte ich meinem Mann, aber auch mir selbst die gescheiterte Beziehung vergeben. Ich bin ein gläubiger Mensch und habe bei einer anderen Person, die sehr viel Unfrieden in mein Leben gebracht hat, damit schon einmal sehr gute Erfahrungen gemacht. Vergebung reinigt die Seele.

Was mich allerdings umtreibt, ist die Frage, ob ich das allein für mich tun sollte oder ob ich meinen Mann darüber informieren sollte. Bei der o.g. Person hatte sich das erübrigt, weil ich ihr anlässlich ihres Todes vergeben habe.

Die Kommunikation, die leider aus organisatorischen Gründen immer wieder nötig ist, gestaltet sich zurzeit sehr zähflüssig, was bei mir immer wieder schlechte Gefühle hervorruft, da er mit seiner Kommunikationsverweigerung teilweise auch kostspielige Probleme hervorruft. Ich wünsche mir also auch, dass wir wieder zu einem normalen Umgang miteinander finden.

Da ich glaube, dass mein Mann sich auch aus schlechtem Gewissen heraus so verhält, denke ich, dass die Mitteilung über die Vergebung hier vielleicht hilfreich sein könnte. Andererseits könnte er sie auch als gutmenschelnd und überheblich interpretieren, so wie ich ihn kenne.

Daher würden mich Eure Gedanken dazu interessieren.

Schon einmal vielen Dank dafür,
Tulipan

P.S.
Mein Ziel ist es nicht, meinen Mann zurück zu bekommen.

20.06.2012 20:01 • #1


S
Hallo Tulipan,

dir ist es aufgrund deines Glaubens sehr wichtig, deinem Mann zu vergeben. So wie du es schilderst arbeitest du auch sehr daran, deine Gefühle in diese Richtung zu beeinflussen.

Zur Trennung gehören Loslassen und vielleicht irgendwann auch Verzeihen - so würde ich es nennen und ich kein so gläubiger Mensch wie du. Ich denke du solltest dir die Zeit lassen, die du dafür benötigst. Solange du noch nicht in der Lage bist, mit deinem Mann zu kommunizieren, bist du einfach noch nicht soweit und wahrscheinlich auch nicht so weit dir verzeihen zu können.

Wir Menschen sind glaubenstechnisch betrachtet unvollkommen und diese Unvollkommenheit solltest du dir im Moment einfach noch zugestehen. Dann, wenn du wirklich verzeihen kannst, wirst du auch wissen, ob du das deinem Mann sagen magst oder nicht. Setz dich nicht zu sehr unter Druck durch deine eigenen Erwartungen an dich selbst.

Liebe Grüße
Sabine

20.06.2012 20:19 • #2


A


Gedanken zum Thema Vergebung

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T
Liebe Sabine,

ich danke Dir für Deine Antwort.

Anscheinend habe ich mich missverständlich ausgedrückt: Ich bin bereits soweit, dass ich vergeben möchte. Das werde ich auch in Kürze in einem angemessenen Rahmen tun.

Ich habe auch nicht das Problem, mit meinem Mann nicht kommunizieren zu können. Das Problem ist er. Er antwortet nicht, bearbeitet nichts, was er bearbeiten müsste, wimmelt mich am Telefon ab, ohne, wie versprochen, später zurückzurufen und verursacht damit zum Teil erhebliche Kosten, weil Dinge sinnlos verzögert werden. Ich weiß nicht, warum er das macht. Er macht es auch erst seit ein paar Wochen.

Es gibt im Internet und der Literatur viele Anleitungen, wie man richtig vergibt. Vergebung hat auch sehr viel mit einem selbst zu tun. Sie hilft, vergiftete Gedanken aus der eigenen Seele zu verbannen. Nirgendwo habe ich aber etwas dazu gefunden, ob man den zu Vergebenden über die Vergebung informieren sollte. Und wenn man es tut, wie derjenige das empfindet, wenn er nicht explizit um Vergebung gebeten hat.

In meinem Bekanntenkreis gehen die Meinungen dazu auseinander. Deshalb hatte ich mir hier weitere Gedankenanstöße zu dieser Frage erhofft.

Tulipan

20.06.2012 22:56 • #3


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Hallo Tulipan,

es ist schön, das du dich mit Vergebung trägst, denn selig sind die Barmherzigen.

In dem Vater unser des christlichen Glaubens heißt es ...und vergib uns unsere Schuld, wie wir dem vergeben werden der uns schuldig geworden ist.

Da ich davon ausgehe, das deine Schuld doch wesentlich geringer sein dürfte, als die seine und du ihm vom Herzen und das ist ja bei der Vergebung das wichtigste vergeben willst, so ist deine Schuld, auch wenn sie nicht ausdrücklich von deinem Mann dir ergeben wird, doch stellvertretend dir von Gott selbst vergeben.

Doch wie du schon schreibst, ist die Vergebung aus tiefstem Herzen erforderlich. Es ist schön das du dazu bereit bist.

Denn es heißt ansonsten in der Bergpredigt Matthäus 5, Es geht kein Mensch von dieser Erde, bis er nicht den letzten Cent seiner Schuld bezahlt hat.

Und somit ist die Vergebung das Ende der Schuld. Denn die Schuld ist durch dich beglichen und somit ist dann auch die deine Schuld durch Gott beglichen.

Denn Gott selbst vergab dir.

Ich hoffe dir weiter geholfen zu haben und sage dir aus ganzem Herzen,

der Herr segne und behüte dich.

Little Drummer Boy

21.06.2012 00:04 • #4


L
Hallo Tulipan

Zufällig bin ich in deinen Beitrag hereingestolpert. Es ist sicher schwierig und aufreibend in einer Vergebungs-Situation festzustecken.

Eine wunderbare Möglichkeit bietet Colin Tipping an. Die Bereitschaft ist bei dir ja vorhanden - das ist es, was es bei der Tipping-Methode braucht und die angebotenen (teilw. kostenlosen) Werkzeuge anwenden. Ich wünsche dir viel Freude und Spass beim Entdecken neuer Sichtweisen und Einstellungen.

Herzlichst
Hubert

21.07.2012 10:47 • #5


T
Vielen Dank, Hubert, für den Hinweis. Damit hatte ich mich auch schon beschäftigt.

Nachdem ich hier auf meine eigentliche Frage, nämlich, ob es nicht anmaßend ist, jemanden dann auch noch über die Vergebung zu informieren, keine Antwort gefunden habe, hatte ich im wahren Leben ein sehr gutes Gespräch dazu. Danach fand ich bestätigt, was mein Gefühl war, dass es eben anmaßend ist, weil man den anderen damit ungemein herabsetzt. Wahre Vergebung ist demnach, wenn man einfach annimmt, dass der andere sich verhält, wie er sich verhält und das vom Schuldgedanken trennt.

Ich habe es leider im Moment damit nicht leicht, weil mein Noch-Mann sich unsäglich aufführt. Rein gefühlsmäßig glaube ich, dass sein Warmwechsel ihn massiv gegen mich eingenommen hat. Nachdem er zwei Jahre lang (vermutlich mit verschiedenen Frauen) fremdgegangen ist, sich schließlich von mir getrennt hat, um mit ihr zusammen zu sein, ich diese Trennung klaglos hingenommen habe und sie sogar noch alleine für ihn mit abgewickelt habe (weil ich keine Lust hatte, ihm mit allem nachlaufen zu müssen, da er seine Angelegenheiten nämlich ohne Unterstützung nicht im Griff hat), wird mir im Moment das Gefühl vermittelt, dass ich die Schuldige an der Situation bin, was allerdings außer den beiden kein Mensch so sieht. Trotzdem trifft es mich.

21.07.2012 11:39 • #6


L
Hallo Tulipan

Aus deinen Zeilen entnehme ich, dass ihr einander noch eine ganze Menge nachträgt; beachte die Bedeutung von nachtragen. Trotzdem denke ich, dass Vergebung (was auch Selbstvergebung beinhaltet) in deiner Situation dienlich und befreiend ist. Kannst du entscheiden, welche Gedanken du in bezug auf diesen Mann hast? Die Tipping-Methode ist eine Möglichkeit sich seiner Gedanken zu bemächtigen und ermöglicht einen die Vergangenheit urteilsfrei ruhen zu lassen.

Herzlichst
Hubert


PS Gönne dir www.tipping-methode.de genauer anzusehen!

23.07.2012 18:59 • #7


H
Hallo Tulipan

Wie geht es dir? Hat sich bei dir was getan in der Zwischenzeit?

Herzlichst
Hubert

23.09.2012 21:17 • #8




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