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Gedichte zum nachdenken - Max Frisch usw.

E
Hab dieses Gedicht mal vor einiger Zeit in meinem tiefsten Schmerz gefunden und es gab mir irgendwie Kraft und Hoffnung auf ein Leben danach. Leider hatte ich es was die vergangene Liebe angeht nicht befolgt oder auch Gottseidank so im nachhinein.

Das Glück ist ein Schmetterling

Das Glück ist ein Schmetterling, sagte der Meister. Jag ihm nach und er entwischt dir. Setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.
Was soll ich also tun, um das Glück zu erlangen? fragte der Schüler.
Hör auf, hinter ihm her zu sein.
Aber gibt es nichts, was ich tun kann?
Du könntest versuchen, dich ruhig hinzusetzen, wenn du es wagst.

18.08.2004 07:59 • #1


T
Hallo Prinzenrolle...
dann möchte ich dir auf dein (schönes ) Gedicht hin, mal eine Geschichte erzählen...
Ich fand sie damals sehr, sehr passend...
Von der heutigen Zeit rede ich mal gar nicht

Von mutigen Schritten oder von ganzen und halben Sachen

Der heilige Antonius lebte in der Wüste, als ein Jüngling zu ihm trat.
Vater ich habe alles, was ich besaß, verkauft und den Armen gegeben.
Nur ein paar Dinge habe ich behalten, die mir helfen sollen hier zu überleben.
Ich bitte euch mir den Weg zur Erlösung zu zeigen.

Der heilige Antonius bat den Jüngling die wenigen Dinge, die er behalten hatte, ebenfalls zu verkaufen und mit dem Geld in der Stadt Fleisch zu erstehen.

Auf dem Rückweg sollte er das Fleisch an seinen Körper festbinden. Der Jüngling gehorchte.

Auf dem Rückweg wurde er von Hunden und Falken angefallen, die sich jeder ein Stück von dem Fleisch schnappen wollten.

Hier bin ich wieder! sagte der Jüngling und wies auf seine zerfetzten Körper und die zerfetzten Kleider.

Wer einen neuen Schritt tut und noch ein bisschen vom alten Leben beibehalten will, wird am Ende von der eigenen Vergangenheit zerfetzt. war der Kommentar des Heiligen..

LG
Tato

18.08.2004 17:27 • #2


A


Gedichte zum nachdenken - Max Frisch usw.

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E
Hallo Tato! Auch sehr schön ,macht einen auch sehr nachdenklich aber ich weiß was du meinst. Wohl dem der den Sinn solcher Wortspiele verstehen und erst recht für sich verwenden kann.

Gruß Ralf /

P.S. Dich doch manchmal ganz gerne hat.Hoffentlich liest das keiner.

19.08.2004 18:07 • #3


E
Nach einer Weile der Trauer werden andere Gefühle aufgeweckt: Mensch lernt es, mit sich selbst zurecht zu kommen, auszukommen; Mensch muss es lernen. Gemeint ist, dass ein schwerer Verlust, eben durch diese Tatsache, dass es ein Verlust ist, einem dazu bringt, über sich selbst nachzudenken und bestenfalls sich selbst – erneut? - zu entdecken.
Das wäre nun Phase 2. Phase 1 war ja der Verlust und die unermässliche Empfindung, das unermässliche Unverständnis dessen, und das Sich-allein-fühlen.
Nun kommt es bestenfalls – nicht selten -, zu neuen „Bekanntschaften“: und siehe da, genauso selten kommt es zu Konflikten, die eigentlich so hätten garnicht auftauchen dürfen!
Was ist das Problem?
Meine Meinung ist es, dass Menschen sich i.d.R. gegenseitig zu viel versprechen und auch sich selbst zu viel zumuten. Meine Meinung ist es, dass der Mensch zu sehr idealisiert und dabei allzugern vergisst, dass es kontroversen Meinungen, differenzierte Ansichten, abweichende Sichtweisen vom Leben gibt. Objektivität und Erfahrung sind zwei verschiedenen Dingen.


Abklang

Die Zeit hält eine Sekunde inne
Die Ewigkeit in einen Augenblick
Ubi bene ibi patricia singt und stimmt nimmer
Wer einmal dieses Dasein ausgetrickst

Der Hut von Haken wird jetzt genommen
Und die Flut folgend gen den Silberstreif
Beginn die Reise, das Gewonnenen
Der Moment scheint gekommen, ist nun reif

Alle Sternen laden ein, der Tag aus
Licht weicht, verschiebt, verklingt und wird leis’
Zu einem Tunnel, Herberge, ein Haus
Ein Refugium für stille Ameisen

Krache der Zeit: Du kannst nichts mehr
Deine Macht hat Dich verlassen
Wie alles wird auch verblassen
Der Duft der Bewegung, vom Meer...

DB 2003/07

20.08.2004 17:25 • #4


E
Für paar alte Freunde hier ;) :

Schön so, ich liebe das Leben mit allem wuchernden Zwiespalt! Dass ihre liebe vor einigen Wochen noch ehrlich und herrlich war, wer zweifelt daran? Hingabe und Geschenk, Traum, Glück. Dass man sich nahe gestanden wie zwei Menschen sich näher nicht sein können und dann, nach einem Fegefeuer verlogener Leidenschaften, Eifersüchte, Rachsüchte, dass es weg ist, einfach weg, dass es einem anderen Mann empfängt und ihn mit ihren entzücken mag. mein Gott, und dass in alldem eine tiefe, kühle, weltsinnige Wonne liegt, eine Demut, eine Bekenntnis, ein Annehmen, ja, daß all dies ehrlich und von Herzen voll sein kann, herrlich, so grausam wie herrlich! Es gibt kein anderes vorwärts, wir müssen hindurch. Durch uns, durch die Welt, durch alle Seligkeiten und Schmerzen des Lebens! Wo der Geiz, das Besserwissen aufhört, beginnt die Ahnung...


Wenn es soweit ist: wenn der Blick zweier Augen, der Glanz eines vertrauten Gesichtes, den du jahrelang auf dich bezogen hast, plötzlich einem andern gilt; genau so. Ihre Hand, die dem andern in die Haare greift, du kennst sie. Es ist nur ein Scherz, ein Spiel, aber du kennst es. Gemeinsames und Vertrautes, jenseits des Sagbaren, sind in dieser Hand, und plötzlich siehst du es von aussen, ihr Spiel, fühlend, dass es für ihre Hand keinen Unterschied macht, wessen Haar sie zerzaust, und dass alles, was du als euer Letzteigenes empfunden hast, auch ohne dich geht; genau so. Obschon du es aus Erfahrung weisst, wie auswechselbar der Liebespartner ist, bestürzt es dich. Nicht allein, dass es nicht weitergeht, es bestürzt dich ein Verdacht, alles Gewesene betreffend, ein höhnisches Gefühl von Einsamkeit, so als wäre sie (du denkst sie auch schon ohne Namen) niemals bei dir gewesen, nur bei deinem Haar, bei deinem Gesicht, das dich plötzlich ekelt, und als hätte sie dich, so oft sie deinen Namen nannte, jedesmal betrogen...
Anderseits weisst du genau:
Auch sie ist nicht die einzig mögliche Partnerin deiner Liebe. Wäre sie nicht gewesen, hättest du deine Liebe an einer anderen erfahren. Im Übrigen kennst du, was niemanden angeht, nur dich: deine Träume, die das Auswechselbare bis zum völlig Gesichtslosen treiben, und wenn du nicht ganz verlogen bist, kannst du dir nicht verhehlen, dass alles, was man gemeinsam erlebt und als ein Letzt-Gemeinsames empfunden hat, auch ohne sie gegangen wäre; genau so. Nämlich so, wie es dir überhaupt möglich ist, und vielleicht, siehe da, ist es gar nicht jenes Auswechselbare, was im Augenblick, da ihre Hand in das andere Haar greift, einen so satanischen Stich gibt, im Gegenteil, es ist die Angst, dass es für ihre Hand vielleicht doch einen Unterschied macht.

Keine Rede davon: Ihr seid nicht auswechselbar, du und er. Du kannst nicht über deine Grenzen hinaus, aber sie. Auch sie kann nicht über die ihren hinaus, gewiss, aber über deine; wie du über die ihren. Hast du nicht gewusst, dass wir alle begrenzt sind? Dieses Bewusstsein ist bitter schon im Stillen, schon unter zwei Augen. Nun hast du das Gefühl wie jeder, dessen Grenzen überschritten werden und dadurch sozusagen gezeigt, das Gefühl, das dich an den Pranger stellt. Daher bleibt es nicht bei der Trauer, hinzu kommt die Wut, die Wut der Scham, die den Eifersüchtigen oft gemein macht, rachsüchtig und dumm, die Angst, minderwertig zu sein. Plötzlich, in der Tat, kannst du es selber nicht mehr glauben, dass sie dich wirklich geliebt habe. Sie hat dich aber wirklich geliebt. Dich! - aber du, wie gesagt, bist nicht alles, was in der Liebe möglich ist...
Auch er nicht! - - - Auch sie nicht! - - - Niemand!
Daran müssen wir uns schon gewöhnen, denke ich, um nicht lächerlich zu werden, nicht verlogen zu werden, um nicht die Liebe schlechthin zu erwürgen - .

max frisch, Tagebuch...

22.08.2004 14:29 • #5


E
Noch was zum Thema Schmetterling,trifft genau mein Denken!


Ein Gedicht von Heinrich Heine!

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,...
Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
Umflattert sie tausendmal,
Ihn selber aber, goldig zart,
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
Ich aber lieb euch all:
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.

Mit Empfehlung vom Märchenprinz

08.10.2004 09:31 • #6


E
Hallo Märchenprinz,

das Gedicht gefällt mir sehr gut.
Mach weiter so, ich lese gerne solche Gedichte.

Schön dass es Dich gibt!

21.10.2004 13:37 • #7


E
Gestern war mal wieder einer der weniger schönen Tage,als das Alte vergangene im Kopf wieder auftauchte. :-/
Manchmal,aber nur noch selten holt es einem in Träumen wieder ein.


Gedankenfetzen

Wieder mal
der Wunsch
mich
Dir begreiflich
zu machen
du bist so unendlich weit weg.

Es ist,
als läge ein großes Meer aus Missverständnissen,
Enttäuschungen zwischen uns.

Je angestrengter
ich versuchte
mich Dir zu erklären
desto leerer wurde
dein Blick.

Deine Sprachlosigkeit
nahm mir
den Atem.

Was ist es
das mich an Dir so blendete,
dass ich den langen Schatten
den Du wirfst
nicht sah.

22.10.2004 15:56 • x 1 #8


E
Habe ich heute morgen per E-mail von einer Freundin erhalten.


Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich alleine gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?

Da antwortete er:
Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.


____________________________________________________

Ich glaube nicht an Gott.

Es ist aber schön zu wissen das ich Freunde habe, die mich in schweren Zeiten tragen.

22.10.2004 16:13 • x 2 #9


E
uaaaahh..wuppi...gänsehaut.... ???

22.10.2004 16:19 • #10


S
Eine interessante geschichte.

Ich glaube an Gott. Doch in dunkelsten Zeit zweifelt man wirklich bis aufs äußerste.

Doch der Vergleich ist beruhigend, dass man getragen wird. Und ich denke, es ist auch so.

Ich wünsche euch eine schöne Nacht

22.10.2004 22:10 • #11


B
hallo ralf,

ein paar worte, die, so glaube ich, nachdenkenswert sind:

Komm, steh auf
und wisch Dir die
Tränen vom Gesicht.
Zeig der Welt,
dass Du wieder fähig bist
zu lachen, denn die Zeit des
Selbstmitleids ist vorbei.
Geh hinaus und sieh, wie schön
die Sonne scheint.
Spiel mit den Sonnenstrahlen
und tanz im Regen.
Lass Dich nicht unterkriegen!
Denn niemand ist es wert,
dass Du für ihn Dein
Leben wegwirfst!


lg

Belu


25.10.2004 06:19 • #12


E
Hallo Berthold!
Danke für deine netten Worte.
Ja du mir geht es wieder gut,nur an manchen Tagen holt es einem wieder ein,man träumt,das Unterbewußtsein arbeitet eben.Ich bin soweit drüber weg obwohl ich sie immer noch liebe,nur man kann eben nichts erzwingen und es gab oft genug Zeiten in denen ich sie wiederhaben gekonnt hätte,aber der Preis war zu hoch.
Habe diese Gefühle für mich akzeptiert und bin wieder offen fürs Leben und auch für die Liebe,sofern mir mal eine gefallen sollte,lach.
Aber ich bin halt lieber alleine als mit der Falschen zusammen.
Da ist mir meine Zeit zu schade,muß mich,will mich nicht mehr verbiegen.
Ich bewundere da meine Stärke früher hätte ich mich wieder auf Frauen gestürzt um mich abzulenken,zu vergessen,das mach ich nicht mehr,lieber suche ich Gespräche und zwanglose Verabredungen.
Geniesse meine Leben und habe die positive Essenz aus dem ganzen gezogen,das hat mir auch viel neue Energie und Kraft gegeben.
Soviel das ich es für mich so gestalte das ich einmal die Woche bei ex anrufe und mich mit ihr normal unterhalte ohne das ich interpretiere,analysiere,oder mir sonstwie Gedanken mache.Es ist ihr Leben.
Aber sie ist ein wesentlicher Teil meines Lebens und wird es immer sein und finde durch diesen normalen Umgang mit ihr meinen persönlichen Frieden.
Es gibt immer mehr als eine Liebe im Leben,mag sie vielleicht auch nie mehr so intensiv sein.
Was sein wird,wie es noch kommt,wer weiß,was passieren soll, passiert.

Gruß der Märchenprinz



25.10.2004 08:47 • #13


R
Hallo,

das sind super Gedichte hier. Danke an die Poster und Verfasser.



Viele Grüße
Rainer

ps: war bisher stiller Mitleser.

15.03.2011 12:28 • #14


L
Man muß nie verzweifeln, wenn etwas verloren geht,
ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück;
es kommt alles noch herrlicher wieder.
Was abfallen muß, fällt ab;
was zu uns gehört, bleibt bei uns,
denn es geht alles nach Gesetzten vor sich,
die größer als unsere Einsicht sind
und mit denen wir uns scheinbar im Widerspruch stehen.
Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken,
an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünften,
denen gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.

Rainer Maria Rilke

Euch allen und mir wünsche ich in diesem Sinne Mut und Kraft und viel (Selbst)Liebe.

10.05.2011 15:31 • #15


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