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Gute Freundschaft wegen unerwiderter Liebe beenden?

A
Hallo alle zusammen,

das ist das erste Mal, dass ich mich an ein Forum wende, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Und ich habe das Gefühl von keinem in meiner Familie oder von meinen Freunden richtig verstanden zu werden.
Es geht um meinen Ex-Freund und gleichzeitig auch irgendwie besten Freund.
Um die Geschichte zu verstehen, muss ich wohl weiter ausholen, aber ich fasse mich so kurz wie möglich.
(Es ist doch länger geworden, als ich dachte, tut mir leid. Ich würde mich trotzdem riesig freuen, wenn sich jemand die Zeit zum lesen nimmt. Danke)

Ich habe meinen Ex-Freund vor über 6 Jahren im Internet kennen gelernt. Wir haben die Jahre über Email Kontakt gehalten. Manchmal haben wir viel geschrieben, dann gab es auch Zeiten, wo wir nur wenig oder gar nicht geschrieben haben. Wir haben uns so schon gut verstanden, viel einander anvertraut. Ein Treffen konnte ich mir nicht vorstellen, weil wir schon ein Stück auseinander wohnen.
Darüber geredet haben wir auch nie, es war uns wohl zu abstrus.

Vor ca. anderthalb Jahren im Herbst hat er mir erzählt, dass er für seine Diplomarbeit zeitweise in einer Firma arbeiten wird, die nicht sehr weit von mir entfernt ist. Ergo bestand die Möglichkeit, dass wir uns treffen und richtig kennen lernen können. Hat mich und ihn anscheinend auch sehr gefreut.
Gesagt, getan. Wir haben ein Treffen ausgemacht, als er das erste Mal hierher kam.
Wir haben uns auf Anhieb so gut verstanden. Natürlich kannten wir uns vorher schon etwas, aber es ist einfach etwas anderes, jemandem persönlich zu begegnen. Es war ein wunderschöner Nachmittag.
Wir beschlossen, wenn er wieder kommt, dass wir uns wieder treffen wollen.
So kam es also, dass wir bei seinen Besuchen immer was schönes zusammen gemacht haben und uns teilweise sogar an mehreren Tagen gesehen haben, wenn die Zeit es zu lies.

Die Zeit verging wie im Flug und das Ende seiner Diplomarbeit und damit auch gleichzeitig das Ende seiner Besuche, kam schneller als wir dachten. Und mich hat es sehr gefreut, als er die Idee hatte, in der Osterferien gemeinsam einen kleinen Urlaub zu machen und ein paar Städte anzuschauen, dann auch zu ihm nach Hause zu fahren etc.
Mit der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass ich mehr für ihn empfand als nur Freundschaft. In Gesprächen mit Freundinnen, erzählte ich ihnen von ihm natürlich und wie er sich mir gegenüber verhielt. Alle waren der Meinung, dass aufgrund seines Verhaltens auch bei ihm mehr als Freundschaft sein müsste und ich sollte ihm doch endlich meine Gefühle gestehen. Ich war allerdings sehr unsicher, wollte ihm es dann aber sagen. Erst bei seinem letzten Besuch...hab mich dann aber doch nicht getraut.
Dann während des wunderschönen Urlaubs mit ihm, währenddessen ich wieder viele Verhaltensweisen an ihm entdeckte, die nicht nur freundschaftlich zu sein schienen. Aber er sprach auch nichts an. Der Urlaub ging zu Ende ohne ein Wort von mir oder ihm. Der Abschied war sehr schwer, weil ein Wiedersehen ungewiss war. Die Tage danach ging es mir gar nicht gut, er fehlte mir wahnsinnig, obwohl wir viel über whatsapp schrieben. Auf Drängen von meiner besten Freundin, beschloss ich ihm endlich zu sagen, dass ich mehr als nur Freundschaft empfand. Das Gespräch war allerdings ergebnislos. Er mochte mich auch sehr, war sich aber nicht sicher, ob er mich auch liebte. Und eine Fernbeziehung kam für ihn weniger in Frage. Für mich ehrlich gesagt zunächst auch nicht. Er verstand mich, wusste aber nicht, wie es weitergehen sollte. Wir schrieben weiterhin viel, erzählten uns sehr vertraute Sachen.
Knapp ein Monat später bot sich die Gelegenheit, dass ich übers Wochenende zu ihm kommen konnte. Er war sofort begeistert. Ich fuhr mit dem Zug hin und wir verbrachten ein sehr schönes Wochenende, bei dem mehr passiert ist, als zwischen Freunden passieren sollte. Das hat mich zwar zunächst irritiert, aber natürlich auch gefreut. Nun standen wir wieder an dem Punkt, wo wir nicht wussten wie und wohin es gehen soll. Nach einem langen Telefongespräch kam er zu dem Entschluss, dass das einzige, was zwischen uns steht, die Distanz ist. Und die lässt sich überwinden. Außerdem teilen wir viele Gemeinsamkeiten und sind uns in mancher Hinsicht sehr ähnlich.
Kurz gesagt, wir wurden also ein Paar. Ein Fernbeziehungspaar. Die folgenden Monate fuhr entweder ich zu ihm oder auch er zu mir. Ferien und Urlaub verbrachten wir gemeinsam. Es lief alles wunderbar. Wir waren uns so vertraut, Seelenverwandte sagte er immer wieder. Ich hatte das Gefühl, dass er der richtige ist und wir uns aufrichtig liebten. Wir hielten zusammen, telefonierten und schrieben regelmäßig. Mein Eindruck war, dass es trotz der schwierigen Situation einer Fernbeziehung gut lief. Ich hatte Hoffnung und war optimistisch, überlegte sogar am Ende meiner Ausbildung zu ihm ziehen zu wollen, was ich ihm auch sagte. Es waren keinerlei Anzeichen da, dass etwas nicht in Ordnung war. Klar, es war nicht einfach, vermissten uns oft, aber es lief.

Bis vor zwei Monaten. Nachdem wir uns ca. vier Wochen nicht sehen konnten (wobei immer so ca. vier Wochen zwischen den Wiedersehen lagen), wollte er ein Wochenende unbedingt zu mir kommen.
Ansonsten hätten wir uns frühestens nach Weihnachten wieder gesehen und ich dachte, dass wäre der Grund für den Besuch. Aus bestimmten Gründen konnte er aber doch nicht selbst kommen, was ihn unglaublich geärgert hat. Und er drängte mich, dass ich doch kommen sollte. Mit den Gedanken, dass das nächste Wiedersehen erst ein paar Wochen später wäre, beschloss ich kurzerhand zu kommen. Ich sagte alle Termine am Wochenende ab. Zugfahrt zu ihm, er holte mich vom Bahnhof ab. Er war allerdings komisch zu mir. Nicht wie immer. Ich dachte allerdings, dass es daran lag, weil er sich immer noch ärgerte, nicht selbst kommen zu können, wegen Stress auf der Arbeit, etc. Es gab zu dem Zeitpunkt genug Gründe, schlecht drauf zu sein. Und ich nervte ihn nicht weiter.
Ich merkte jedoch am Wochenende, dass er sehr distanziert war. Üblich Küsse etc. blieben aus.
Samstags redeten wir über ein merkwürdiges Thema. Er fragte mich, ob man wohl von einer Beziehung wieder zurück zur Freundschaft könnte, ob das mit uns funktionieren würde, wie wäre das nach meiner Ausbildung, würden wir zusammen ziehen (obwohl ich ihm darauf ja schon eine Antwort gegeben habe).
Merkwürdige Fragen, aber solche Fragen stellte ich mir natürlich auch, jedoch immer mit optimistischen, hoffnungsvollen Gedanken. Bei ihm hörte es sich sehr nachdenklich und melancholisch an. Wieder dachte ich mir nichts groß dabei. Aber es war eine merkwürdige, angespannte Stimmung zwischen uns.
Am letzten Tag wollte er dann nochmal mit mir über uns reden. Vor meiner Abreise erklärte ihr mir dann, dass er das Gefühl hat, ich wäre mehr eine gute Freundin für ihn. Er empfände unsere Beziehung nicht als richtige Beziehung und wusste aber nicht wirklich, was er machen sollte und welche Gründe es dafür gebe. Er denke schon seit einigen Wochen darüber nach und wollte ehrlich zu mir sein. Ich habe sicherlich auch gemerkt, dass er anders wäre, dafür kenne ich ihn nur zu gut. Er wollte mir auf keinen Fall einen vormachen und mir aber auch nicht weh tun. Und es läge auch nicht an mir, dass er so dachte.
Seine Worte haben mich wahnsinnig geschockt, weil es das letzte war womit ich gerechnet habe und vor dem Wochenende keine Anzeichen solcher Ansichten von ihm zu erkennen waren.
Sein Drängen, dass wir uns am Wochenende sehen, verstand ich im Nachhinein nun.
Ich wusste kaum, was ich sagen sollte, sagte ihm aber, dass ich ihn deswegen nicht verurteile und versuchen will, ihn zu verstehen. Gefühle könne man nicht erzwingen. Ich wollte ihm Zeit geben, damit er sich seine Gefühle klar wird. Er sagte mir, er wolle mich nicht verlieren, ich wäre ihm so wichtig. Ich sagte ihm unter Tränen, dass ich das natürlich auch nicht will. Leider konnten wir nicht viel weiterreden, weil ich zum Zug musste. Ich ging jedoch mit einem mulmigen Gefühl aus dem Gespräch. Es fühlte sich alles so falsch an, ich konnte das nicht so wirklich glauben. Und trotzdem hatte es sich wie das Ende unserer Beziehung und wie Abschied angefühlt, als wir uns am Bahnsteig auf wiedersehen sagten.
Ich war so durcheinander. Die ganze Fahrt über habe ich gegrübelt, wie ich es ihm leichter machen könnte, ob es eine Lösung geben könnte. Abends haben wir noch kurz telefoniert. Aber es hat sich alles verändert zwischen uns, wegen diesem Gespräch.
Zwei Tage später hat er mich angerufen. Und wie ich schon erwartet habe, hat er die Beziehung beendet.
Ich muss keinem erzählen, wie schlimm sowas zu ist. Er liebte mich einfach nicht genug. Ich fragte ihn, ob er mich dann überhaupt je wirklich geliebt habe. Er meinte schon, aber eine Antwort, warum es sich so gewandelt, habe ich bis heute nicht. Seine Worte haben mich hart getroffen und mich sehr verletzt. Und er weiß auch, dass er mir damit sehr weh getan hat.
Dennoch sind wir freundschaftlich auseinander. Er will mich nicht als Freundin verlieren, dafür bedeute ich ihm zu viel. Ich wolle ihn auch nicht verlieren, einen so wichtigen Menschen wie ihn könne ich nicht einfach aus dem Leben streichen. Aber er solle mir Zeit geben.

Tja, und jetzt komm ich an dem Punkt, wo ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mit ihm befreundet sein will oder den Kontakt abbrechen möchte. Seit der Trennung sind zwei Monate vergangen. Ich war noch einmal bei ihm, aber das hat nichts geändert. Die Tage haben wir uns auch wieder gesehen, weil er beruflich hier in der Gegend war.
Wir schreiben immer noch, doch es wurde in den letzten Wochen zunehmend weniger, von seiner, aber auch von meiner Seite aus.
Ich bin so verzweifelt, weil ich hin- und hergerissen bin zwischen der Entscheidung endgültig loszulassen oder nicht. Es gibt Momente, da schreiben wir sehr viel und ich denke, dass ich es doch versuchen sollte, mit ihm befreundet zu sein. Ich sag ihm allerdings auch nicht, dass es mir mit der Situation nicht gut geht. Wenn er fragt, wie es mir geht, sage ich ihm, es gehe mir soweit ganz gut. Und er geht sicherlich davon aus, dass wir gute Freunde sind. Miteinander reden, so wie während oder vor unserer Beziehung tuen wir aber nicht mehr bzw. es wird weniger vertraut und mehr belangloses Gerede, über Dinge, die so passiert sind.
Dann hören wir tagelang nichts voneinander und ich will es doch wieder beenden, bin aber unsicher und....ich weiß nicht was ich machen soll.
Wir haben zahlreiche Erfahrungen miteinander geteilt, vertrauen uns so sehr, wissen Dinge voneinander, die kaum einer sonst weiß, haben auch so viel zusammen erlebt. Wir haben viel Spaß zusammen gehabt, gestritten (selten zwar, aber streiten ist ja normal) und vertragen, geliebt, gelacht und geweint.
Ich weiß, ich liebe ihn immer noch. Das hindert mich sicher auch am loslassen. Er kann es aber auch nicht. Und ich habe immer noch die schwindende Hoffnung, dass er doch noch erkennt, dass er mich liebt. Eine eindeutige Entscheidung, weil er selbst nochmal nachdenken und klare Gedanken fassen wollte, habe ich trotz Nachfrage seit der Trennung noch nicht bekommen.
Ich will diesen Menschen einfach nicht verlieren. Andererseits denke ich, wäre es besser für mich, um wieder zur Ruhe zu kommen und loslassen zu können. Die ganzen Wochen über plag ich mich mit den Gedanken herum und kann mich doch nicht entscheiden.

Bitte helft mir, ich weiß einfach nicht weiter...

Und vielen, lieben Dank an alle, die sich diesen Roman durchgelesen haben.

Lg

12.02.2015 14:29 • #1


D
Fühl dich erst mal ganz fest gedrückt!
Das hört sich sehr schmerzhaft an...

Ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, kann nur aus meiner erfahrung sprechen.

Loslassen ist verdammt schwer, grade wenn man es eigentlich nicht wirklich will...das kenne ich nur allzu gut...
Allerdings leidest du so ja ewig weiter... und er vielleicht auch, wer weiß...

Was wäre, wenn ihr eine gewisse Zeit eine Kontaksperre verhängt.

Dann hast du Zeit mal durchzuatmen, dich irgendwie an diese Sch...situation zu gewöhnen, ohne dass sein Melden die Hoffnung schürt... manchmal hilft Distanz den Kopf frei zu bekommen. Gefühle zu verstehen und einordnen zu können.

Da er dich ja auch nicht verlieren will, gehe ich davon aus, dass 4 Wochen Funkstille nicht dazu führen, dass du ihn verlierst...

Du hast mein Mitgefühl....ich weiß wie elend es einem in solchen Situationen geht...

12.02.2015 19:03 • #2


A


Gute Freundschaft wegen unerwiderter Liebe beenden?

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A
Danke erstmal, Dotty, für deine lieben Worte.
Es tut so gut verstanden zu werden und Mitgefühl zu bekommen.

Ich weiß, loslassen ist sehr schwer. Aber ich komme auch mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass ich es wirklich machen muss, um endlich mal von ihm weg zu kommen. So ist er immer noch überall, also in meinem Leben und tagtäglich in meinen Gedanken.

Wenn ich aber nur eine gewisse Zeit den Kontakt abbreche, lasse ich mir aber doch wieder ein Hintertürchen. Ich kann sozusagen ihm trotzdem noch schreiben und alles, wenn ich wieder schwach werde. Ich habe schon versucht, einfach nicht zu schreiben, nicht auf ihn zu reagieren. Dafür bin ich jedoch nicht konsequent genug.
Deswegen müsste es schon endgültig sein. Und das macht mir Angst und allein die Vorstellung, nie wieder seine Stimme zu hören, treibt mir Tränen in die Augen
Warum ist das nur soo schwer....

13.02.2015 11:32 • #3


A
Hallo Andromeda01,
aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Tu es nicht und führe keine Freundschaft fort.
Ich war vor 1 Jahr exakt in der gleichen Situation wie du. Aber glaub mir, so wie du es dir vorstellst, wird es nicht funktionieren. Ich weiß noch wie oft ich mir eingeredet habe, dass ich es schaffe mit der Freundschaft, aber es wird nicht klappen. Ganz einfach aus dem Grund, weil du immer mehr erwarten wirst. Du wirst immer auf ein Zeichen hoffen und innerlich darum flehen, aber für ihn ist alles ok und er lebt sein Leben weiter, denn er hat ja keine Gefühle. Genau das war bei meinem Ex auch der Fall. Wir waren nach unserer Trennung sogar noch 1 Woche weg um Strandurlaub in der Türkei zu machen, und es war nicht schön sein distanzloses Verhalten mir gegenüber ständig ertragen zu müssen. Aber ich wollt es (die Freundschaft) ja so...

Ich meine es gut mit dir, du wirst dir mit der Freundschaft keinen Gefallen tun.

Und ich weiß, es ist unglaublich schmerzhaft und tut weh, aber die einzige Möglichkeit ist wirklich, dass du den Kontakt abbrichst. Dazu gehört auch, dass du dich auf keinen Fall meldest, wenn er Kontakt zu dir aufnimmt. Also antworte ihm auch nicht, wenn er dir schreibt Wie geht es dir? oder Wie war dein Tag? oder Ich vermisse dich, melde dich mal.
Aber deine Antworten würden nicht zu dem führen, was du dir wünschst. Es ist ein einziger Teufelskreis und, glaub mir, ich habe das selbst alles schon durch und lange gebraucht um daraus auszubrechen.

Ich wünsche dir viel Kraft, dass du den Absprung schaffst!

13.02.2015 11:47 • x 1 #4


A
Nach langem überlegen und hin und her und auch den Ratschlägen hier, habe ich vor zwei Wochen den Kontakt zu ihm abgebrochen. Es war wirklich nicht leicht. Ist es auch jetzt noch nicht, weil er mir so sehr fehlt. Allerdings war es auch irgendwie auf eine absurde Art befreiend, weil ich endlich eine Entscheidung getroffen habe und diese durchziehe.
Er war sehr verständnisvoll, als ich ihm das sagte und die Gründe nannte. Er wollte, dass es mir besser geht und wenn die KS helfen würde, dann sollten wir es machen, meinte er. Der Abschied war tränenreich und schmerzhaft. Und ich hoffe, dass es die richtige Entscheidung war...

03.03.2015 17:38 • #5




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