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Habt ihr Tipps gegen das Kopfkino?

A
Nachdem sich meine Frau vor etwa zweieinhalb Monaten nach 17 Jahren Ehe von mir getrennt hat, kam ich anfangs relativ gut damit klar. Ich war traurig, aber ich hatte auch gute Tage.

Seit gut einer Woche ist da nur noch Traurigkeit. Fast alles was ich höre, sehe oder denke bewirkt schmerzhafte Erinnerungen, beziehungsweise ein schmerzliches Gefühl der Verlorenheit. Ich denke, das ist wohl das Kopfkino.

Ich versuche mich abzulenken, mache Spaziergänge, mache Sport, mache meine Arbeit, aber das hilft nur sehr bedingt.

Habt ihr noch Tipps, was ich tun kann, damit mich diese tiefe Traurigkeit nicht immer komplett einnimmt?

05.07.2021 12:38 • #1


FlyOver
Ich habe das auch gehabt. Und bei dir ist es noch sehr frisch mit der Trennung. Bei mir war die Ehe deutlich kürzer aber das ist eigentlich egal. Die Traurigkeit die du beschreibst hat mich fast ein Jahr regelmäßig begleitet. Was ich nicht wollte war die Traurigkeit einfach zu verdrängen. Mir ist es wichtig diese Gefühle da sein zu lassen, genauso wie Freude oder anderes.

Vielleicht hilft es dir eine feste Zeit zu vereinbaren wo du dir Zeit für dich nimmst. Zu anderen Zeiten hat die Traurigkeit nichts zu suchen. Lenk dich dort ab mit Dingen die du gerne machst.

Wichtig für mich war auch das ich über die aktuellen Dinge hier geschrieben habe. Also was macht dich traurig und was läuft gerade gar nicht. Wie ist die Trennung entstanden. Erzähl doch mal wie die Trennung entstanden ist!

05.07.2021 12:54 • x 2 #2


A


Habt ihr Tipps gegen das Kopfkino?

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H
Ich drück dich mal. Ich wurde auch gerade verlassen. Auch nicht so lange wie bei euch aber es schmerzt so sehr.

Das du arbeiten gehst ist gut, du hast eine Struktur.

Hast du denn Hobbys und jemanden zum Reden?

05.07.2021 13:00 • x 1 #3


Nemaj
Hallo altersack,
du machst alles schon ganz richtig. Einfach auf dich schauen und machen, was DIR gut tut.
Der große Faktor hierbei ist die Zeit. So viele gemeinsame Jahre lassen sich nicht einfach beiseite wischen.
Da gilt es, viel zu verarbeiten und alles so anzunehmen, wie es momentan ist.
Lass dir Zeit und setz dich nicht unter Druck! Du bist schließlich ein Mensch und keine Maschine.
Die tiefe Traurigkeit wird noch des öfteren ihr Köpfchen zur Tür hereinstecken. Nimm sie an, gib dich ihr hin und lebe sie aus.
Wenn sie genug Aufmerksamkeit bekommen hat, geht sie von ganz allein.

05.07.2021 13:01 • x 2 #4


E
Zitat von Nemaj:
Wenn sie genug Aufmerksamkeit bekommen hat, geht sie von ganz allein.

Das kann ich nur bestätigen. Die Mischung machts - man kann sich nicht den ganzen Tag ablenken. Es muss auch Phasen geben, in denen man sich der Trauer wirklich hingibt. Es muss einfach raus. Erlaube es Dir, aber mach auch weiter mit dem Rest - irgendwann werden die Abstände zwischen den Trauer-Schüben größer und die Schübe werden schwächer. Aber einen Weg drumherum gibt es leider nicht. Du brauchst jetzt vor allem Geduld mit Dir selbst.
Alles Gute!

05.07.2021 13:22 • x 4 #5


H
@altersack
Du fragst ja ziemlich konkret. Als mein Tipp neben allem, was du jetzt ohnehin schon machst wäre, so viel wie möglich zu lachen. Mein Trick dazu waren tatsächlich Comedy Videos auf YouTube oder auch so kurze Clips wie Frauen beim Einparken, Katzen rutschen aus, usw. Kling jetzt ziemlich banal, hat mir aber wirklich geholfen. Und Yoga!

05.07.2021 13:42 • x 2 #6


A
Zitat von Heartbreak75:
Dass du arbeiten gehst ist gut, du hast eine Struktur. Hast du denn Hobbys und jemanden zum Reden?


Dass mit der Struktur durch die Arbeit ist allerdings relativ bei mir. Ich bin Freiberufler und habe Corona bedingt nur etwa ein bis 2 Stunden am Tag zu tun.

Ich habe zwei Freunde mit denen ich über meine Situation reden kann. Ich möchte ihnen aber auch nicht permanent nur mit meiner Traurigkeit begegnen, obwohl sie sicher für mich da wären.

Zitat von Nemaj:
Der große Faktor hierbei ist die Zeit. So viele gemeinsame Jahre lassen sich nicht einfach beiseite wischen.
Da gilt es, viel zu verarbeiten und alles so anzunehmen, wie es momentan ist.
Lass dir Zeit und setz dich nicht unter Druck!


Ich glaube, ich setze mich gar nicht unter Druck. Und, wenn ich weinen kann ist es natürlich auch teilweise ein erlösendes Gefühl für den Moment. Angst macht mir nur diese bleierne Traurigkeit, die für längere Zeit meine komplette Wahrnehmung zu vereinnahmen scheint. Und außerdem, dass diese bleierne Traurigkeit erst nach zwei Monaten auftritt.

Zitat von FlyOver:
Erzähl doch mal wie die Trennung entstanden ist!


Ich stellte fest, dass das Verhalten meiner Frau zu mir sich etwas verändert hatte, sicher nur Nuancen, aber nach 17 Jahren merke ich so etwas. Ich habe sie dann darauf angesprochen, dass ich mich von ihr ausgegrenzt fühle und ob sie mich nicht mehr lieben würde. Da hat sie gesagt, dass sie schon daran gedacht habe, sich von mir zu trennen. Und damit war es geschehen. Die Sache war für sie klar. So klar, dass ich genau wusste, sie würde von ihrem Entschluss nicht mehr abrücken.

Vor diesem Gespräch gab es von ihr kein "Wir sollten mal" oder "mich stört in unserer Beziehung" oder "ich möchte gerne mehr" - gar nichts. Das macht mich bis heute fassungslos.

05.07.2021 14:19 • x 3 #7


Nemaj
Zitat von altersack:
... Angst macht mir nur diese bleierne Traurigkeit, die für längere Zeit meine komplette Wahrnehmung zu vereinnahmen scheint. Und außerdem, dass diese bleierne Traurigkeit erst nach zwei Monaten auftritt.


Das liegt daran, dass der Weg zwischen Hirn und Herz kein direkter ist, sondern über verschlungene Pfade führt mit vielen Windungen und Winkeln. Bis dann im Hirn ankommt, was das Herz schon schmerzvoll wahrnehmen durfte, dauert es ein bisschen. Deshalb kommen diese Gefühle wie Traurigkeit, Verzweiflung, Ohnmächtigkeit...zeitverzögert ans Tageslicht.
War bei mir ganz genauso.

05.07.2021 14:37 • x 3 #8


H
Sie hat nie was gesagt?
Probleme oder Scheidungen? Und dann einfach ohne Worte ausgezogen?

05.07.2021 15:29 • #9


A
Zitat von Heartbreak75:
Sie hat nie was gesagt? Probleme oder Scheidungen? Und dann einfach ohne Worte ausgezogen?


Nein, sie hat nie etwas bemängelt. Aber ausgezogen ist sie auch noch nicht; es ist noch nicht geklärt, wer von uns im gemeinsamen Haus mit unserem Sohn bleibt.
Dieses Noch-Zusammenleben unter einem Dach macht es natürlich noch viel schwieriger für mich. Wir gehen anständig miteinander um, aber es fühlt sich nochmal trauriger an, wenn bestimmte Abläufe so sind, als wäre alles wie früher.

06.07.2021 11:40 • x 1 #10


A


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