Himmel und Hölle-(m)eine Liebesgeschichte? (Lang)

E
Tja, ... nun sitze ich hier, in einer Welt der überquellenden Aschenbecher und allabendlichem Alk., wie gelähmt und meine Gedanken drehen sich im Kreis, unfähig den Anforderungen meiner Erwerbstätigkeit wirklich gerecht zu werden, liebeskrank und gefühlsmäßig taub, was ist richtig?, was falsch?, warum?, warum NICHT?...

Seit ein paar Tagen stöbere ich schon bei .trennungsschmerzen.de durchs Forum und vor allem beim Thread Haben aggressive Männer schlechtes Gewissen? von Zora habe ich plötzlich meine gerade beendete? ausgesetzte? im Einschlafen begriffene? Beziehung wiederentdeckt... deshalb möchte ich jetzt auch meine Geschichte niederschreiben. Für Geduldige, wird wahrscheinlich länger und nicht sehr strukturiert...

Wir lernten uns im Winter vor 4 Jahren auf einer Single-Party kennen, bei der wir beide mehr oder weniger zufällig gelandet waren. Ich sah sie an der Tanzfläche stehen, war gleich hingerissen. Und nachdem ich meinen ganzen Mut zusammengekratzt hatte, sprach ich sie an...
(Der Einfachheit halber und aus Diskretion nenne ich sie hier Daisy)

Sie lebte zu dieser Zeit noch in der innerlich bereits seit langem beendeten Beziehung mit ihrem Ehemann und ihren 5 Kindern zusammen. Ein paar Tage nach der Party rief sie mich an, wir trafen uns.
Es wurde der Beginn der schönsten Zeit meines Lebens. Wir redeten und redeten, trafen uns erneut - und ich verliebte mich aufs heftigste. Weihnachten und Sylvester war ich bei Freunden und mir klopfte das Herz bis zum Hals und ich konnte an nichts anderes mehr denken als sie, sie und nochmals sie (genau wie im Moment...). Nach Sylvester trafen wir uns wieder und ich gestand ihr, dass ich mich in sie verliebt hätte, aber verstehen könne, wenn sie sich nicht verliebt hätte oder die problematischen Verhältnisse in ihrer Familie nicht noch weiter verkomplizieren wolle. Ich sagte ihr auch, dass ich mich auf gar keinen Fall in ihre Familie drängen wolle und ich es verstehen könne, wenn sie mich nicht wiedersehen wollte, keinesfalls wollte ich, dass sie wegen mir ihren Mann verlässt. Sie hatte sich aber auch in mich verliebt und wir begannen uns aufeinander einzulassen.
Trafen uns immer heimlich, hatten das erste Mal S. zusammen und redeten und redeten. Langeweile war tatsächlich bis zum Ende der Beziehung ein Fremdwort für uns. Wir lernten uns (oder ich nur sie? da bin ich mir manchmal nicht mehr so sicher...) immer besser kennen, hatten einen regen und intensiven Austausch von Gedanken, Zärtlichkeiten, S.. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten..., so war unser beider Lebensweg nicht mit Rosenblättern gepflastert gewesen und wir hatten beide nicht die glücklichste aller vorstellbaren Kindheiten und hatten beide die Abgründe und Negativ-Extreme der menschlichen Existenz kennen gelernt. Es wuchs ein starkes Band zwischen uns, und mit der Zeit wurden die Gemeinsamkeiten immer mehr.

Wenn wir zusammen waren (und uns nicht stritten), dann war es eine Zeit der Harmonie und wir verschwendeten niemals Zeit mit „Frühstücksei-„ oder „Qualität des Kaffees-Diskussionen.“ Es stimmte einfach alles! Wir waren immer ein Herz und eine Seele und ich hatte noch nie zuvor soviel Wärme, Leidenschaft, Geborgenheit, Nähe, Verständnis, Übereinstimmung, Romantik erlebt. Es war der Himmel auf Erden. Und dies sollten wir bis zur Trennung bewahren. Wenn's schön war, dann war's immer irgendwo zwischen super und Wolke 49... Und es waren sicherlich mindestens 90% der gemeinsam verbrachten Zeit die schön waren. Die restlichen 10% waren anfangs schlimm und sind inzwischen die Hölle. Eine Intensivierung im Positiven wie im Negativen...

Kurz nach unserem Zusammentreffen war Daisy bei einer Trennungsberatung, wo ihr mitgeteilt wurde, sich in ihrer Situation mit 5 Kindern von ihrem Ehemann zu trennen, wäre unmöglich. Sie war am Boden zerstört und völlig verzweifelt, ich tröstete sie, baute sie wieder auf, machte ihr neuen Mut und Hoffnung. Das sollte ich in den unterschiedlichsten Situationen immer öfter tun... (Ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich ein Helfer-Syndrom habe und meist eine bessere Wahrnehmung für mein Gegenüber, als für mich selbst habe). Endlich wurde ich (der ja in meiner Welt so gut wie nicht zählte, nichts wert war) gebraucht in dieser Welt.
Dieser völligen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sollte ich bei ihr noch oft begegnen.

Wenn wir zusammen waren, machte ich es mir zur Aufgabe sie zu verwöhnen und sie genoss das und freute sich darüber. Ich wünschte mir und stellte mir vor, dass wir auf diese Weise endlich die negativ-Erfahrungen vergessen könnten, die wir mit dem jeweils anderen Geschlecht hatten machen dürfen. Tatsächlich machte sie alles wieder gut, was andere Frauen mir bis dahin angetan hatten und ich war glücklich ohne Ende. Meine Seele hatte endlich das solange gesuchte Zuhause gefunden und ich hatte das erste Mal im Leben das Gefühl lebendig zu sein, weil ich glücklich war und nicht wie sonst, weil ich litt und einsam war. Ihr ging es ähnlich wie mir und ich hoffte, dass ich auch das wieder gut machen könnte, was ihr von anderen Männern angetan worden war. Dass nicht alle Männer Sch... sind. Heute glaube ich, dass mir das nicht gelungen ist. Dennoch, wenn's schön war, dann waren wir ein Traumpaar...

Es kam die Trennung von ihrem Mann. Er zog aus und ich wurde behutsam den Kindern vorgestellt. Ich sollte und wollte nicht Ersatz-Vater sein (schließlich haben die Kinder einen prima Vater), sondern lediglich Daisies Partner. Wir waren uns auch klar, dass wir noch nicht zusammen ziehen wollten, da wir beide noch Zeit brauchten, unsere vorhergehenden Beziehungen zu verarbeiten. Zudem hatte sie noch nie alleine gewohnt, sondern war vom Elternhaus in die Ehe gerutscht. Außerdem liebten wir uns sehr und hatten deshalb alle Zeit der Welt. Diesmal wollten wir beide alles richtig machen...
Die Zeit der Heimlichkeit war vorbei. Wir hatten nun auch ein wenig Alltag zusammen, sahen uns 4 bis 5 Tage die Woche. Ich fuhr nach der Arbeit zu ihr, wir aßen mit den Kindern und saßen anschließend stundenlang und redeten und redeten und kuschelten... Es war einfach super... Keine Langeweile, trotz Alltag... Alle zwei Wochen hatten waren unsere Kinder (ich habe auch zwei) beim anderen Elternteil und wir hatten ein ganzes Wochenende für uns allein. Und wieder der Himmel auf Erden...

Wir waren etwa 9 Monate zusammen, als sich die ersten Anzeichen der aufkommenden Katastrophe zeigten. Wir waren zusammen auf einer Party, standen die ganze Zeit über zusammen und quatschten und tranken B.. Nachdem ich einmal auf dem WC war, stand sie ausgehfertig vor mir, drehte sich wortlos um und ging. Einfach so. Ich verstand die Welt nicht mehr, folgte ihr und versuchte sie zur Rede zu stellen. Mit den Worten Lass mich! ließ sie mich stehen und ich kehrte auf die Party zurück, von wo ich alsbald den Heimweg antrat..
Am nächsten Tag rief sie mich an und fragte mich, ob ich uns noch eine Chance geben würde. Ich sagte ihr, dass ich sie über alles liebe, dass nicht immer nur die Sonne scheinen kann und so etwas doch mal vorkommen könne, dass ich mich doch nicht wegen solchen Kleinigkeiten trennen würde, das Leben wäre schließlich ein auf und ab und so weiter... Sie hatte sich in der Party-Gesellschaft unwohl gefühlt und war deshalb weggelaufen... Und das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein...

Wir verbrachten unsere gemeinsame Zeit immer öfter alleine, nicht in Gesellschaft anderer, aber da es jedes mal himmlisch war, störte mich das nicht weiter, ich war schließlich gerne mit ihr zusammen und Langeweile kam wie gesagt nicht auf zwischen uns. Sie hat Minderwertigkeitsgefühle und diese treten besonders dann zutage wenn sie sich mit ihrem Partner (einem Mann also) in Gesellschaft befindet. Sie fühlt sich dann klein und unwert, also wurde Nesting zu unserem Programm.

Wir sprachen hauptsächlich über IHRE Probleme, mit sich selbst, ihren Eltern, ihren Kindern, ihrem Ex und es kamen Ereignisse aus ihrer Vergangenheit, Kindheit und Jugend zum Vorschein, die einfach schrecklich sind, die ich aber an dieser Stelle aus Loyalität nicht nennen will. Diese schrecklichen Erlebnisse, die sie gehabt hatte, waren alle von ihr verdrängt worden, unverarbeitet. Auf der einen Seite tat es mir sehr leid für sie, dass sie solche furchtbaren Erlebnisse gehabt hatte, auf der anderen Seite stieg meine Bewunderung für sie, weil sie sich trotz dieser traumatischen Erlebnisse ihre Herzenswärme, ihre Liebe, ihre Leidenschaft hatte bewahren können. Dann wuchs durch dieses Wissen natürlich auch mein Verständnis für sie und mein Beschützer-Instinkt wurde geweckt. Ich schlug ihr vor eine Therapie zu machen, sie zog das in Erwägung lehnte dann aber ab, weil sie Angst davor hatte. Durch ihre Erzählungen und ihr Verhalten wurde mir klar, dass in ihr eine Menge durch andere Menschen, vor allem Männer, kaputt gemacht worden war. Und ich bewunderte sie um so mehr für die Liebe, die sie mir trotz alledem entgegenbrachte.

Ihre Ausfälle wurden immer häufiger. Oft war sie grundlos eifersüchtig, z.B. auf meine Ex-Frau mit der ich seit 1986(!) nicht mehr zusammen bin, aber sporadisch (nicht s.uellen) Kontakt habe und machte mir dann Szenen. Auch auf die Freundin eines meiner Freunde war sie rasend eifersüchtig (Geh' doch zu Deiner X.! Die sieht sowieso besser aus als ich! Und sie ist beruflich doch sooo erfolgreich). Dass ich Daisy sagte, dass ich das Allein-Erziehen von 5 Kindern absolut bewundernswert fände und sie für mich die tollste Frau auf Erden sei und ich sie über alles lieben würde und mit keiner anderen Frau Zärtlichkeiten und S. haben wolle, glaubte sie mir in diesen Situationen nicht. (Obwohl das bis heute bei mir so geblieben ist) Ich fühlte mich hilflos und unverstanden. Aus dem sanftmütigsten und warmherzigsten Menschen der Welt wurde binnen Sekunden ein furchterregendes Monster.
Wenn die Ausfälle dann vorbei waren, war wieder alles super und ich war für sie wieder der tollste Mann auf Erden und das Beste was ihr jemals passiert war und sie wollte mit mir alt werden. Auch wenn es mich jedes mal verletzte, versuchte ich doch auch jedes mal ihre Ausfälle zu verzeihen. Natürlich blieben immer kleine Wunden zurück, die dann beim nächsten Ausfall wieder aufgekratzt wurden. Stets habe ich versucht, ihre Ausfälle zu verstehen und bis heute verteidige ich Daisy gegenüber anderen und versuche ihr Verhalten zu entschuldigen.
Aus dem langandauernden 7. Himmel wurde langsam aber sicher ein Wechselbad der Gefühle, schließlich wurde es eine Gefühlsachterbahn auf der es nur noch auf und ab ging zwischen Wärme, Liebe, Geborgenheit und Leidenschaft im 7. Himmel und einer Hölle aus falschen Anschuldigungen, Kälte, Hass, Demütigungen. Und das von einem Moment auf den anderen. Sie brüllte mich nun regelrecht zusammen und aus dem Besten was ihr jemals passiert war wurde Das arroganteste selbstgerechteste Ar., (das sie nur klein machen will), das jemals das geboren wurde. In diesen Situationen ließ sie kein gutes Haar an mir und unserer Beziehung und mir wurde das Wort im Mund herumgedreht, alles was ich sagte, war falsch und wurde gegen mich verwendet, egal was ich sagte. Argumentieren war völlig unmöglich, da Daisy sich dann sofort ein neues Thema suchte und dann auf diesem herumtrampelte.
Die Zeiträume bis sie sich beruhigte, wurden immer länger und meine Verunsicherung immer größer. Schließlich bekam ich Angst vor diesen Situationen und machte stillschweigend, das von dem ich glaubte, dass sie es von mir erwartete. Ich verzichtete auf Unternehmungen. Z.B.: Nach einem Super-Wochenende mit Daisy durfte ich nicht mit einem Freund ins Freibad (Ihr wollt doch sowieso nur andere Weiber anmachen!), also ging ich nicht. Für Daisy war es hingegen selbstverständlich jede Woche mit einer Freundin schwimmen zu gehen. Ich ließ Bekanntschaften mit anderen Frauen auslaufen oder beschränkte sie auf ein absolutes Minimum, bzw. das Unvermeidbare. Ich traute mich irgendwann nicht mehr in Daisies Gegenwart ans Telefon zu gehen oder meine Post aus dem Kasten zu nehmen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen für Taten, die ich gar nicht begangen hatte ...
Immer wieder lief sie weg und ich lief ihr, gleich oder später nach. Ich hatte Angst sie zu verlieren... Irgendwann entschuldigte ich mich bei ihr, wenn sie mich mal wieder ungerechtfertigt platt gemacht hatte...
Dann kam die Verallgemeinerung dazu: Du bist doch auch bloß ein Sch...-Mann! Wie sollte ich mich dagegen wehren? Zu guter letzt kam: Wir sind doch bloß noch zusammen weil, Du mich immer belaberst. Ich fühlte mich langsam wie ein Sonderangebot vom Wühltisch, das niemand braucht oder haben will, ich fühlte mich einsam in der Beziehung mit der größten Liebe, die ich jemals hatte.

Wenn ihre Ausfälle dann vorbei waren, kam meistens ein beiläufiges Tut mir leid. Dann sagte sie, sie sei noch nicht soweit, sie könne wohl niemanden lieben, außer ihre Kinder, sie sei halt nicht Beziehungsfähig, würde dies aber gerne mit mir zusammen lernen... Ich hielt das für bequeme Ausreden um ihre Aussetzer zu rechtfertigen.
Ich sage auch jetzt noch, sie kann lieben, und das mit einer Intensität, wie ich sie noch nie gespürt habe... Sie verträgt einfach keine Kritik oder Disharmonie...
Und wenn dann wieder alles im Lot war, dann war es wieder der 7. Himmel... Und ich liebe sie selbst dann, wenn sie mich im Staub zermatscht.

Sie kennt nur schwarz oder weiss, entweder die Beziehung ist super, sie liebt mich und es lohnt sich an der Beziehung arbeiten. Oder ich erlaube mir einen Schnitzer (In den meisten Fällen weiß ich gar nicht was ich verbrochen habe) und dann bin ich und die Beziehung nur ein Haufen Sch.... Wenn's an einem Punkt nicht stimmt, ist sofort alles Falsch. Das macht mich immer noch fertig...
Ich wurde mir ihrer immer unsicherer, meine Sehnsucht lag aber in der Richtung, dass ich mit ihr alt werden wollte. Ich liebe sie so sehr, dass ich bereit bin, ihr fast alles nachzusehen (In der Hölle: Du hast ja immer sooo viel Verständnis, Du arrogantes A. . ALLES, was Du machst ist ja IMMER richtig und ALLES, was ich mache, ist IMMER falsch!“) (Im 7.Himmel dann wieder: Ich finde es schön, dass Du so viel Verständnis für mich hast. Ich glaube, Du kennst mich besser, als ich mich selbst. Wenn ich es mit Dir nicht schaffe, dann schaffe ich es mit keinem anderen Mann!)
Ich wurde immer unsicherer. Die Gefühlsachterbahn schüttelt mich ordentlich durch...
Ich habe wegen ihr so viele Tränen vergossen weil sie mich glücklich gemacht hat, aber bestimmt inzwischen halb so viele, weil ich unter ihren Anwürfen und der Angst Daisy zu verlieren so sehr leide. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt im 2-Wochen-Turnus...

Ich sollte einfügen, dass mein Selbstwert-GEFÜHL auch nicht besonders entwickelt ist, ich mir aber (wenigstens im Kopf) darüber klar bin, dass ich außer meinen Mängeln und Macken auch eine Menge Vorzüge habe. Im Kopf weiß ich, dass kein menschlicher Sch...-Haufen bin... Bloß mein Herz ist nicht willig, das auch zu sehen... Durch Daisy fühlte ich mich zum ersten Mal richtig angenommen in dieser Welt und dieses Gefühl kehrt jedes mal wieder, wenn sie sich mir positiv zuwendet...

Irgendwann verliebte sie sich dann in ihren Familienbetreuer, was aber von ihm nicht erwidert wurde. Sie traf sich eine Zeit lang privat mit ihm. Trotzdem durfte ich keine Frauen-Bekanntschaften pflegen oder aufbauen, weil dies wieder ihre Eifersucht hervorrief. Ich war auch eifersüchtig, sie traf sich trotzdem mit ihm. Zu der Zeit hatte ich gerade meinen Job verloren, Hexenschuss und eine empfindliche Zurückweisung von meiner Familie erfahren. Ich war wieder am Leben, aber nicht aus Liebe sondern aus Leiden.. Ich litt wie ein Hund....
Ihre Gefühle für den anderen legten sich dann irgendwann. Und immer wieder 7.Himmel...
Während einer unserer zahlreichen verabredeten Auszeiten hatte sie einen Seitensprung. Wir hatten vereinbart, dass wir nicht über solche Vorkommnisse reden wollten, wenn es ein Ausrutscher wäre. Es war einer. Und sie informierte mich nach dem Ende der Auszeit per E-Mail darüber. Sie wollte die Wahrheit einfach nicht für sich behalten. Mir ging's dann miserabel, sie war kurz bei mir, aber sie hatte leider schon was vor und deshalb keine Zeit sich mit mir auseinander zu setzen... So war ich mit meinem Leid allein.

Während ihrer Zeit der Ausfälle versuchte Sie sich mehrfach am Telefon oder per SMS zu trennen, was ich angesichts all’ der positiven Aspekte unserer Beziehung (die so mächtig sind) für unwürdig befand. Bei den darauf folgenden persönlichen Aussprachen, kam es jedes mal zur Versöhnung. Und dann wieder (NICHT eingebildet!) der Himmel auf Erden...

Anfang Mai versuchte sie sich umzubringen (nicht zum ersten mal, aber zum ersten mal in unserer gemeinsamen Zeit), ich kam in letzter Minute, brachte sie wieder auf die Füße und half dabei diesen Vorfall vor ihren Kindern geheim zu halten.. Danach fühlte sie sich mir sehr nahe. Eigentlich hält sie nicht viel von sich und ihrem Leben und möchte deshalb nicht alt werden. (Vielleicht noch 5 Jahre, wenn die Kinder aus dem Haus sind...)

Letzte Woche haben wir ihren Geburtstag gefeiert. Es war sehr schön. Fand sie auch. Tags darauf telefonierten wir und da wir beide in den letzten Wochen, wegen Gefühlsachterbahn und anderen Lebensdingen mies drauf waren, machte ich den Vorschlag doch gemeinsam ins Kino zu gehen und abzuschalten. Sie wäre schon verabredet hieß es. Ich fragte mit einem Mann oder einer Frau?....mit einem Mann. Ich habe ihn letzte Woche kennen gelernt und kann so gut mit ihm reden. Er könnte vielleicht Ersatz für meinen abhanden gekommenen Rede-Freund X. werden.. Mir schnürte sich der Magen zu. Da war es wieder, Angst sie zu verlieren, Eifersucht... Das sagte ich ihr. Es kam zum Ausfall und sie beschimpfte mich aufs übelste. Irgendwann warf sie den Hörer auf und ging auch nicht mehr ans Telefon. Ich war wieder das Ar..

Danach betrank ich mich mit einem Freund, er sagte auf meine vorgebrachten Entschuldigungen für ihr Verhalten: Ja, ja, wenn mein Mann mich nicht schlägt, ist er der liebste Mann der Welt... und dass sie keinen Respekt vor mir habe. Ich erkannte, dass er recht hat und beschloss, mich nicht mehr bei ihr zu melden.

Dann stieß ich auf .trennungsschmerzen.de, das Forum und den obigen Thread von zora. Mir fiel es wie Schuppen aus den Haaren: ich glaube, Daisy ist eine Borderlinerin. (Ich bin kein Psychologe sondern Techniker) Und ich ein masochostischer Idiot. Oder ein Klammeraffe. Oder beides.

Am Samstag brach ich mein Gelübde und schrieb ihr eine Abschiedsmail, worin ich ihr nahe legte, sich doch mal (seit kurzem geht sie zur Therapie) mit Borderline zu beschäftigen. Ich konnte es dann doch nicht lassen und rief sie an. Wir hatten ein herzliches, freundschaftliches Telefonat, sagten beide, dass es so nicht weitergehen könne und beschlossen eine 4-wöchige Funkstille, um Abstand zu bekommen und zu sehen was dann noch geht. Wir sprachen auch über Borderline und sie sagte dass sie sich in der Beschreibung dieser Störung zu 99% wiederfinden würde. Ich glaube das ist das Ende unsere Geschichte. Besser: ich fürchte... Ich würde sie auch mit Borderline als Partnerin akzeptieren...
Seit Vereinbarung der Funkstille habe ich bereits 3 Mal per Mail oder postalisch dagegen verstoßen, sie hat sich seitdem nicht bei mir gemeldet.

Und ich sehne mich nach ihr... Was mache ich hier eigentlich?

Kann mir bitte mal jemand etwas dazu schreiben oder besser: mir den Kopf waschen? Gibt es noch eine Chance? Wie komme ich hier wieder raus? Wie konnte aus der Liebe meines Lebens so ein Fiasko werden?

Dankbar für jeden Hinweis

Donald

PS Super wäre ein emoticon für ratlos....

13.08.2002 19:38 • #1


E
hi donald!

wie du im thread von zora vielleicht schon gesehen hast, erinnert mich deine geschichte sehr an meine.
ich glaube, diese gefühls.treme haben zumindest einen teil des reizes ausgemacht, keine alltäglichkeiten, spannung pur, auch im positiven sinne. ein ständiger zustand des verliebt seins, weil man sich dem anderen nicht sicher sein kann.

hab´ mir auch einiges anhören müssen, auch, dass ich arrogant bin (habe danach meinen gesamten freundeskreis befragt, ob sie mich arrogant erleben) und unzähliges mehr.
alles, was du erzählst, weist auf bpd hin. wenn du nichts anderes zu tun hast und englisch kannst, blätter mal in suite101.com/welcome.cfm/borderline_personality, da gibts 126 artikel.

bei mir ist die trennung bald 3 monate her, ist nicht einfach, auch mit den ganzen abwertungen und den vielen fragen, aber heute habe ich z.b. einen tag, wo ich mich sehr weit weg von ihr fühle und mich nur wundere, wie ich so tief in diesen wahnsinn hineinrutschen konnte (wie sehr habe ich mich aufgegeben, nur um mit ihr zusammensein zu können, wobei das gefühl des zusammengehörens sich kaum eingestellt hat). manchmal habe ich das gefühl, so spannend wie mit k. kann es nie wieder werden. der preis ist allerdings ziemlich hoch. lass dir zeit, es tut weh und das wird es noch länger, aber irgendwann kommen wir wieder zu uns selbst zurück und freuen uns wieder auf unser leben.

DS

13.08.2002 20:58 • #2


A


Himmel und Hölle-(m)eine Liebesgeschichte? (Lang)

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E
Hallo Donald!
Es tut mir leid für deinen jetzige Zustand. Leider kenne ich es aus der eigene Erfahrung. Und ich kenne es auch, dass es schwer in diesem Moment etwas zu raten, weil jetzt du sowieso taub und blind für vernünftige Handlungen bist. Aber ich würde dir trotzdem vorschlagen es durchzuhalten und dich bei ihr nicht mehr melden.
(Ich habe es auch nicht wiederstehen können und es hat ausser mehr Verletzungen überhaupt nichts gebracht aber noch ein Stück von meinem sowieso zerbröckelten Würde geraubt. Heute überlege ich ob ich mich irgendwannmal dafür schämen werde, aber ich denke, schämen sollte sich derjenige, der einem in so eine Situation bringt.)
Es ist schon eigentlich eine grosse Leistung von deiner Freundin, dass sie Einsicht in ihre mögliche Störüng sieht, aber in deiner Stelle würde ich mich darauf nicht verlassen. Als du die Vorgehensweise von ihr schilderst, solche Ansichten passen eher in ihren Manipulationen, in denen du wieder und wieder reinfällst. In dem Moment hat sie mal wieder kein Bock auf dich ABER du solltest sie verstehen.
Aber ich will eigentlich nicht ihr Verhalten analysieren (Ich habe es so lange mit meinem ex), sondern als selbst geschädigte dir raten, dass du die ganze Beziehung mal von deiner Seite aufrollst. Was du bekommen hast (ich weiss, sehr tiefe Gefühle und kuscheln und reden und, und und...habe ich auch) als eigenständige Person. Galten diese schöne Sachen für dich mit deinem guten und schlechten Seiten oder nur für jemanden der ständig da war und wärme spendete und mit dem man mehr und mehr erlauben konnte. Er blieb doch da, also warum nicht.
Aber mal nicht so pessimistisch. Ich weiss, dass bei einigen Borderliner, die die Störung zugeben, bringt die Therapie etwas.Es wird nie einfach, aber kann besser sein. Recherchier in der nächsten 4 Wochen (ihr habt doch Funkstille) im Internet, da ist eine riesenmenge Zeug (die Seiten auf meinem Thread von Ds sind sehr gut, auf english sind sehr viele gute Seiten ). Bestell das Buch zb.Stop walking on eggshells. Und wenn du ausgeklügelt bist, kannst du entscheiden ob du es auf dich nimmst oder bringen die Wochen und die Seiten Ernüchterung.
Auf jeden Fall, glaub mir: Es gibt ein Leben auch danach. Und wenn die erste Entzugerscheinungen nachlassen, sogar Hoffnung, dass es noch ein bessere Leben gegeben werden kann und man sieht das ganze als Chance darauf.
Schöne Grüße
Zora

@Ds. Ich finde es gut, dass du faul bist über sie zu schreiben, also no problem! Besserung im Sicht und bei mir 3 Interviews in 2 Tagen, wo ich gute Eindruck mache, also auch Besserung im Sicht.

13.08.2002 23:45 • #3


E
Danke für Eure Beiträge...
Und wieder ein Tag... Es hat mir gut getan, meine Seite der Geschichte niederzuschreiben, und als ich es endlich im Forum hatte, fühlte ich mich irgendwie leer, aber vielleicht auch ein Stück klarer. Der gestrige Abend stand, trotz Ablenkung mit einem guten Freund unter dem Stern der Niedergeschlagenheit und Depression. Als ich vor dem Schlafen gehen noch mal ins Forum geschaut und die Beiträge von ds1000 und Zora las, habe ich mich sehr darüber gefreut und beinahe angefangen zu weinen. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich mit meinen Erlebnissen nicht alleine dastehe, sondern dass es Leidensgenossen gibt, die ähnliches wie ich erlebt haben. Ich bin sehr dankbar für diese Erkenntnis. Vor allem auch unter dem Aspekt, dass man es irgendwann glaubt und verinnerlicht, wenn einem immer und immer wieder suggeriert wird, dass man doch eigentlich ein Haufen Sch... ist. Vielleicht ist es der Selbsthass und die Selbstverachtung der Betroffenen, den sie in ihre Partner projizieren...
Aber ich glaube fest daran, dass wir nicht halb so Sch... sind, wie man uns in den Hass-Attacken hat glauben machen wollen.

Im Kopf ist und war mir die ganze Zeit klar, dass es so nicht auf Dauer funktionieren KANN. Und wenn es den 7. Himmel nicht gäbe, wäre es mir vielleicht möglich gewesen, mich rechtzeitig aus der Situation heraus zu ziehen. Andererseits habe ich selbst einen Haufen Macken und komme auch in manchen Verhaltensweisen aus meiner Haut nicht raus. Ich möchte aber deshalb auch nicht als ganzes abgelehnt werden, eben weil ich nicht NUR aus Macken bestehe, sondern auch über Persönlichkeitsanteile verfüge, die unter den gesellschaftlich anerkannten Maßstäben als Normal gelten. Und so versuche ich auch meine Partnerin zu verstehen und sie als ganzes, mit all ihren Vorzügen und Macken zu sehen und anzunehmen.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu', das füg' auch keinem anderen zu. Danach versuche ich zu leben, was natürlich auch nicht immer gelingt. Wie einfach wäre es, wenn alle sich daran halten würden? Wahrscheinlich würde der Vorrat an Problemen auf dieser Welt um die Hälfte reduziert werden...
Daher erwarte ich von einer Partnerin auch nicht, dass sie perfekt und ausentwickelt sein muss, ich bin ja selbst noch auf dem Weg zu mir selbst. Deshalb ist es für mich normal Macken zu haben und Verständnis dafür zu haben, dass dies bei anderen auch so ist.

Wer ohne Macken ist, der werfe den ersten Stein!

@ds1000: Das ständige Verliebt sein, durch die Unbeständigkeit der Beziehung... So hatte ich es bisher noch nicht betrachtet... Aber da ist was wahres dran, neben meiner tief empfundenen Liebe hatte ich auch immer wieder, auch nach der Anfangs-Phase der Verliebtheit, die berühmten Schmetterlinge im Bauch und mich immer wieder neu in Sie verliebt... Danke für dieses Puzzlestück. Das mit dem Zusammengehörigkeits-Gefühl war bei mir allerdings anders. Wenn wir im 7.Himmel waren, dann waren wir eins, waren wir ein unschlagbares Team. Auch das macht es so schwer für mich einfach NEIN zu sagen.
Und dann noch lieben Dank für's Mut machen. Stimmt schon, ich finde mein Leben im Moment nicht besonders lebenswert, Sehnsucht, Ängste, Selbstzweifel, usw.... Ich glaub' Du weißt was ich meine... Also versuche ich nicht zu resignieren und wenigstens die wichtigsten Lebensfunktionen aufrecht zu erhalten. Auch wenn ich mich jetzt am Liebsten in ein Mauseloch verkriechen würde, dort einschlafen und wenn ich dann aufwache, ist alles wieder gut... Ich weiß, dass das Leben so nicht funktioniert und arbeite daran, das ganze einfach als weitere Aufgabe im Leben zu begreifen. Und Aufgaben sollte man wohl dann erledigen, wenn sie anstehen, sonst kommen sie immer wieder. Ja, ja, im Kopf ist das ganz leicht erkannt... An der Umsetzung werde ich wohl noch eine Weile zu knabbern haben...

@zora: Nein, ich habe mich noch nicht wieder bei ihr gemeldet, obwohl es mich natürlich dazu treibt... Andy Warhol sagte mal Das Aufregendste ist, es nicht zu tun, Recht hat er, manchmal ist es um vieles schwerer etwas zu LASSEN als etwas zu tun...
Sicherlich (sagt mein Kopf), liegen mein Selbstwertgefühl, meine Selbstachtung, meine Würde am Boden und die Kontaktaufnahme mit Daisy würde mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu weiterem Schmerz und Demontagen führen... Aber (sagt das Herz), vielleicht kann ich ja etwas retten, ich will Daisy doch nicht verlieren... Ich weiss nicht mehr so recht, ob tatsächlich beide Recht haben. Denn es ist wirklich die Frage, ob all' die Liebe, Wärme und Leidenschaft nur meinen nützlichen Anteilen gelten, oder aber mir als vollständigem Menschen. Ich habe Angst davor, eine Antwort auf diese Frage zu finden...
Schämen? Das ist so eine Sache. Ja, ich habe mich kleiner gemacht als nötig, habe mich beschimpfen, verunsichern, demütigen lassen, aber ich habe es mir auch so ausgesucht... Hat sicher auch bei mir was mit mangelnder Selbstachtung zu tun, auf der anderen Seite sind Ablehung und Abwertung vertraute Erfahrungen aus meiner Kindheit. Willkommen zu Hause?
Schliesslich hätte ich ja doch gehen können, niemand (ausser mir selbst) hat mich gezwungen, bei ihr zu bleiben. Ich hatte aber auch immer die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird und bis dahin wollte ich aushalten. Mein Leben hat mir eine große Hartnäckigkeit und Leidensfähigkeit mit auf den Weg gegeben. Von daher schäme ich mich, dass ich mir soviel habe gefallen lassen und bin auf der anderen Seite stolz darauf, was ich so aushalten kann... Aufgeben und Flinte ins Korn werfen (....es nicht zu tun.) ist etwas, was mir sehr schwer fällt. Es muss doch irgendwie gehen sage ich mir immer, oder wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Ich bin nicht sicher, ob das eine Stärke oder eine Schwäche ist...

Ich habe auch meinen Teil zu dieser eskalierten Geschichte beigetragen. Ich will auch Daisy nicht verteufeln oder verurteilen. Ich bin nicht das Opfer und sie ist nicht die Täterin, zumindest sehe ich es so. Ich weiß, dass sie kein schlechter Mensch ist, oder gar böse, sie kann wohl nicht anders, auf der einen Seite bezaubernd, auf der anderen verheerend. Fange wohl schon wieder an sie zu verteidigen... Auf der anderen Seite habe ich durch Borderline endlich einen Ansatz gefunden, der diese ganzen Geschehnisse erklärt. Und das macht es mir wenigstens ein bißchen leichter zu verstehen, was eigentlich passiert ist. Es gibt tatsächlich ein Muster... Und ich dachte immer, es läge spezifisch an mir und Daisy. Jetzt weiß ich, daß es jedem anderen in meiner Situation wahrscheinlich auch so gehen würde.
Und so hilft es mir, die negativen Aspekte weniger persönlich zu nehmen. Natürlich ist sie nicht IMMER grundlos ausgeklinkt. Ich bin schließlich auch kein Engel und habe bestimmt öfter Anlass zu Irritationen oder Verärgerung gegeben. Aber ganz sicher nicht auf die Weise, dass meine Fehlhandlungen eine derart heftige Reaktion gerechtfertigt hätte. Wenn ich nun weiß, dass sie gar nicht anders reagieren KANN, dann kann ich die von ihr initiierten Kreuzzüge gegen mich in einem ganz anderen Licht sehen.
Jeder weiss, dass man nicht mit Kanonen auf Spatzen schiesst, bloß: was soll jemand machen, der bloss Kanonen hat? Ich möchte nicht in Daisies Haut stecken...

Allgemein möchte ich mir hier an dieser Stelle nicht verkneifen zu sagen, dass ich es ganz toll finde, das es diese Seite hier gibt, auf der sich soviele Menschen mit ihren Erzählungen und Gedanken gegenseitig helfen, mit dem schwierigsten Thema überhaupt klar zu kommen.... Danke an Euch alle.

Donald

14.08.2002 13:20 • #4


E
Danke für Eure Beiträge...
Und wieder ein Tag... Es hat mir gut getan, meine Seite der Geschichte niederzuschreiben, und als ich es endlich im Forum hatte, fühlte ich mich irgendwie leer, aber vielleicht auch ein Stück klarer. Der gestrige Abend stand, trotz Ablenkung mit einem guten Freund unter dem Stern der Niedergeschlagenheit und Depression. Als ich vor dem Schlafen gehen noch mal ins Forum geschaut und die Beiträge von ds1000 und Zora las, habe ich mich sehr darüber gefreut und beinahe angefangen zu weinen. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich mit meinen Erlebnissen nicht alleine dastehe, sondern dass es Leidensgenossen gibt, die ähnliches wie ich erlebt haben. Ich bin sehr dankbar für diese Erkenntnis. Vor allem auch unter dem Aspekt, dass man es irgendwann glaubt und verinnerlicht, wenn einem immer und immer wieder suggeriert wird, dass man doch eigentlich ein Haufen Sch... ist. Vielleicht ist es der Selbsthass und die Selbstverachtung der Betroffenen, den sie in ihre Partner projizieren...
Aber ich glaube fest daran, dass wir nicht halb so Sch... sind, wie man uns in den Hass-Attacken hat glauben machen wollen.

Im Kopf ist und war mir die ganze Zeit klar, dass es so nicht auf Dauer funktionieren KANN. Und wenn es den 7. Himmel nicht gäbe, wäre es mir vielleicht möglich gewesen, mich rechtzeitig aus der Situation heraus zu ziehen. Andererseits habe ich selbst einen Haufen Macken und komme auch in manchen Verhaltensweisen aus meiner Haut nicht raus. Ich möchte aber deshalb auch nicht als ganzes abgelehnt werden, eben weil ich nicht NUR aus Macken bestehe, sondern auch über Persönlichkeitsanteile verfüge, die unter den gesellschaftlich anerkannten Maßstäben als Normal gelten. Und so versuche ich auch meine Partnerin zu verstehen und sie als ganzes, mit all ihren Vorzügen und Macken zu sehen und anzunehmen.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu', das füg' auch keinem anderen zu. Danach versuche ich zu leben, was natürlich auch nicht immer gelingt. Wie einfach wäre es, wenn alle sich daran halten würden? Wahrscheinlich würde der Vorrat an Problemen auf dieser Welt um die Hälfte reduziert werden...
Daher erwarte ich von einer Partnerin auch nicht, dass sie perfekt und ausentwickelt sein muss, ich bin ja selbst noch auf dem Weg zu mir selbst. Deshalb ist es für mich normal Macken zu haben und Verständnis dafür zu haben, dass dies bei anderen auch so ist.

Wer ohne Macken ist, der werfe den ersten Stein!

@ds1000: Das ständige Verliebt sein, durch die Unbeständigkeit der Beziehung... So hatte ich es bisher noch nicht betrachtet... Aber da ist was wahres dran, neben meiner tief empfundenen Liebe hatte ich auch immer wieder, auch nach der Anfangs-Phase der Verliebtheit, die berühmten Schmetterlinge im Bauch und mich immer wieder neu in Sie verliebt... Danke für dieses Puzzlestück. Das mit dem Zusammengehörigkeits-Gefühl war bei mir allerdings anders. Wenn wir im 7.Himmel waren, dann waren wir eins, waren wir ein unschlagbares Team. Auch das macht es so schwer für mich einfach NEIN zu sagen.
Und dann noch lieben Dank für's Mut machen. Stimmt schon, ich finde mein Leben im Moment nicht besonders lebenswert, Sehnsucht, Ängste, Selbstzweifel, usw.... Ich glaub' Du weißt was ich meine... Also versuche ich nicht zu resignieren und wenigstens die wichtigsten Lebensfunktionen aufrecht zu erhalten. Auch wenn ich mich jetzt am Liebsten in ein Mauseloch verkriechen würde, dort einschlafen und wenn ich dann aufwache, ist alles wieder gut... Ich weiß, dass das Leben so nicht funktioniert und arbeite daran, das ganze einfach als weitere Aufgabe im Leben zu begreifen. Und Aufgaben sollte man wohl dann erledigen, wenn sie anstehen, sonst kommen sie immer wieder. Ja, ja, im Kopf ist das ganz leicht erkannt... An der Umsetzung werde ich wohl noch eine Weile zu knabbern haben...

@zora: Nein, ich habe mich noch nicht wieder bei ihr gemeldet, obwohl es mich natürlich dazu treibt... Andy Warhol sagte mal Das Aufregendste ist, es nicht zu tun, Recht hat er, manchmal ist es um vieles schwerer etwas zu LASSEN als etwas zu tun...
Sicherlich (sagt mein Kopf), liegen mein Selbstwertgefühl, meine Selbstachtung, meine Würde am Boden und die Kontaktaufnahme mit Daisy würde mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu weiterem Schmerz und Demontagen führen... Aber (sagt das Herz), vielleicht kann ich ja etwas retten, ich will Daisy doch nicht verlieren... Ich weiss nicht mehr so recht, ob tatsächlich beide Recht haben. Denn es ist wirklich die Frage, ob all' die Liebe, Wärme und Leidenschaft nur meinen nützlichen Anteilen gelten, oder aber mir als vollständigem Menschen. Ich habe Angst davor, eine Antwort auf diese Frage zu finden...
Schämen? Das ist so eine Sache. Ja, ich habe mich kleiner gemacht als nötig, habe mich beschimpfen, verunsichern, demütigen lassen, aber ich habe es mir auch so ausgesucht... Hat sicher auch bei mir was mit mangelnder Selbstachtung zu tun, auf der anderen Seite sind Ablehung und Abwertung vertraute Erfahrungen aus meiner Kindheit. Willkommen zu Hause?
Schliesslich hätte ich ja doch gehen können, niemand (ausser mir selbst) hat mich gezwungen, bei ihr zu bleiben. Ich hatte aber auch immer die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird und bis dahin wollte ich aushalten. Mein Leben hat mir eine große Hartnäckigkeit und Leidensfähigkeit mit auf den Weg gegeben. Von daher schäme ich mich, dass ich mir soviel habe gefallen lassen und bin auf der anderen Seite stolz darauf, was ich so aushalten kann... Aufgeben und Flinte ins Korn werfen (....es nicht zu tun.) ist etwas, was mir sehr schwer fällt. Es muss doch irgendwie gehen sage ich mir immer, oder wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Ich bin nicht sicher, ob das eine Stärke oder eine Schwäche ist...

Ich habe auch meinen Teil zu dieser eskalierten Geschichte beigetragen. Ich will auch Daisy nicht verteufeln oder verurteilen. Ich bin nicht das Opfer und sie ist nicht die Täterin, zumindest sehe ich es so. Ich weiß, dass sie kein schlechter Mensch ist, oder gar böse, sie kann wohl nicht anders, auf der einen Seite bezaubernd, auf der anderen verheerend. Fange wohl schon wieder an sie zu verteidigen... Auf der anderen Seite habe ich durch Borderline endlich einen Ansatz gefunden, der diese ganzen Geschehnisse erklärt. Und das macht es mir wenigstens ein bißchen leichter zu verstehen, was eigentlich passiert ist. Es gibt tatsächlich ein Muster... Und ich dachte immer, es läge spezifisch an mir und Daisy. Jetzt weiß ich, daß es jedem anderen in meiner Situation wahrscheinlich auch so gehen würde.
Und so hilft es mir, die negativen Aspekte weniger persönlich zu nehmen. Natürlich ist sie nicht IMMER grundlos ausgeklinkt. Ich bin schließlich auch kein Engel und habe bestimmt öfter Anlass zu Irritationen oder Verärgerung gegeben. Aber ganz sicher nicht auf die Weise, dass meine Fehlhandlungen eine derart heftige Reaktion gerechtfertigt hätte. Wenn ich nun weiß, dass sie gar nicht anders reagieren KANN, dann kann ich die von ihr initiierten Kreuzzüge gegen mich in einem ganz anderen Licht sehen.
Jeder weiss, dass man nicht mit Kanonen auf Spatzen schiesst, bloß: was soll jemand machen, der bloss Kanonen hat? Ich möchte nicht in Daisies Haut stecken...

Allgemein möchte ich mir hier an dieser Stelle nicht verkneifen zu sagen, dass ich es ganz toll finde, das es diese Seite hier gibt, auf der sich soviele Menschen mit ihren Erzählungen und Gedanken gegenseitig helfen, mit dem schwierigsten Thema überhaupt klar zu kommen.... Danke an Euch alle.

Donald

14.08.2002 13:21 • #5


E
hi donald


hab´ das gefühl, dass ich dich gut verstehen kann, und wie gesagt, vieles erinnert mich auch an meine geschichte mit k. und an meine bewältigungsversuche. während ich gestern weit weg von ihr war, denke ich heute schon wieder (viel zu) viel daran. Ich habe sie nach ihrer trennungserklärung wiederholt nach den gründen gefragt (abgesehen davon, dass ein neuer mann der auslöser war), aber ihre gründe waren schwer nachvollziehbar.
Ich mag dir eine episode aus unserer beziehung erzählen (zora kennt die schon), die mich sehr an deine „WC-geschichte“ erinnert: K. brachte mich zum bahnhof, ich musste beruflich 2 tage weg. Plötzlich sahen wir am bahnhof ca. 5 meter von uns eine gemeinsame bekannte, hand in hand mit einem mann. k. schaute mich an, ihr gesicht verfinsterte sich, und sie lief weg. ich wollte ihr nachlaufen, doch der zug fuhr schon ab. ich stieg in den zug ein und versuchte sie 2 tage lang am handy zu erreichen. sie hatte abgeschaltet. sie glaubte, ich hatte was mit der bekannten „arrangiert“ und wir würden ein „liebeswochenende“ verbringen.

warum ich dir das erzähle: mir kam ihre angst und eifersucht und das alles schon so normal vor, hatte irgendwie verständnis und freute mich, dass sie mir tage später (nachdem ich wiedermal vor der trennung gezittert hab´) wieder vertraute. ich hatte auch immer das gefühl, ich trage meinen teil dazu bei (hatte aber nie die absicht, irgendwas mit einer anderen frau anzufangen) und versuchte alles, um ihr zu beweisen, dass ich es gut mit ihr meine. ich kam öfters in versuchung, dinge zu verheimlichen, die ihre eifersucht und ihr misstrauen schüren könnten, tat es dann aber nicht, sondern zeigte ihr mein leben wie ein offenes buch, unverstellt (ihre „letzten worte“ waren übrigens „ich habe dir nicht vertraut“). in wirklichkeit sind diese episoden fern von jeder beziehungsnormalität, so wie auch deine trennungsgeschichte. ihr feiert den geburtstag in schöner stimmung und sie sagt dir nicht mal, dass sie sich am nächsten tag mit einem mann verabredet hat.

ich bin doch recht sicher, dass all diese szenen oder sagen wir die meisten nichts mit uns zu tun haben. wir stellen nur den auslöser bereit. in der geschichte mit dem bahnhof (und ich vermute, auch deine „wc-geschichte“) sind nur trigger für eine tiefe angst oder unsicherheit oder was auch immer, jedenfalls etwas, was wir mit auch noch so viel zuwendung kaum beeinflussen können und – so vermute ich – dass k. (und vielleicht auch daisy) auf distanz zu uns gehen lässt. vor allem selbstmordversuche (war auch bei k. früher einmal der fall) machen dies deutlich. das liegt nicht mehr in unserem bereich. auch wenn ich mir nach der trennung so wie du gewünscht habe, einfach nichts mehr spüren zu müssen, zum suizid hätte es nicht gereicht.


ja, ich hab´ mich auch nur mehr geduckt vor ihren möglichen angriffen und abwertungen, manchmal fühlte ich mich sogar souverän, dem standzuhalten und zeigte mich unberührt von ihren ausfällen/angriffen. ich wollte ihr zeigen „ich halte dich aus, du kannst mir vertrauen“, aber irgendwie war es auch würdelos. ob das mit mangelnder selbstachtung zu tun hat, weiss ich nicht, mit dem „projizierten selbsthass“ tust du vielleicht ein bisschen zuviel psychologisieren, denke, wir waren einfach verliebt und wollten unsere frauen unter keinen umständen verlieren.
und das ist auch eigentlich die wesentlichste erkenntnis aus meiner geschichte, nicht „dranzubleiben“ und mich noch mehr zu bemühen, wenn alle indizien dafür sprechen, dass es nicht gutgehen kann. wir männer sind ja oft gewohnt, den frauen nachzulaufen und es kommt uns gar nicht so seltsam vor, wenn sich mal eine frau „entzieht“. dies hier hat aber eine andere dimension und einen anderen hintergrund. und mir ist das nicht zum ersten mal passiert: eigentlich müssten alle warnsignale blinken, die die drohenden verletzungen anzeigen und selbstschutzmassnahmen müssten eingeleitet werden, aber nein, ich lege noch eins drauf, lasse mich noch mehr ein, beweise meine treue und loyalität und liebe ..... und dann bleibe ich über, mit abwertungen und selbstzweifel und trauer, hab mich ganz mit ihr verbunden, bin in ihr leben und ihre sorgen und ihre gesten und ihre eigenheiten eingetaucht ....

und das denke ich mir ehrlich gesagt auch bei deiner geschichte und deinen hoffnungen auf ihre wiederkehr. ich komme zwar nicht wie du einem technischen, sondern aus einem sozialen beruf, aber auch ich bin gewohnt, bei problemen zu versuchen, lösungen zu finden. aber hier habe ich den eindruck, das liegt ausserhalb meines bereiches, nicht wir oder „die beziehung“ sind das problem, sondern das, was sich in k. (und vermutlich auch daisy) abspielt.

du wolltest, dass dir jemand „den kopf wäscht“. jetzt bin ich die wahrscheinlich ungeeigneste person, aber ich probier´s trotzdem (und richte diese worte auch an mich selbst): glaubst du wirklich, nach all dem was da ständig passiert ist, nach der untreue (mit familienbetreuer und redefreund), ihrem zweifeln an dir und am leben, dem hass, der kälte etc., dass ihr glücklich werdet bis an euer lebensende. ich weiss schon, ich verfalle dann auch in gedanken wie „wenn ich das anders gemacht hätte“, aber wie gesagt, mein kopf sagt, es liegt nicht in unserem bereich.

übrigens noch ein paare worte zur faszination: was mich an k. auch sehr fasziniert hat, war ihre verletzlichkeit, sensibilität, ihr anders-sein, abgewandtheit von der welt, vielleicht auch ihre nachdenklichkeit und traurigkeit und das plötzliche freudige kind-sein, leben in extremen. aber: k. hat sich nur um ihre gefühle und verletzungen gekümmert, aber nicht um meine (auch bei uns waren stets ihre probleme im vordergrund).
seltsam, dass du schreibst was Du nicht willst, dass man Dir tu', das füg' auch keinem anderen zu. bei meiner letzten autofahrt mit k., als sie wieder völlig auszuckte und sagte „im sommer hast du zeit, da wirst du mich sicher betrügen“ hab ich ihr gesagt: „schau, ich könnte das nicht. es würde mir doch auch weh tun, wenn du dich mit einem anderen einlassen würdest und könnte nicht was tun, was mir selbst wehtun würde (oder so ähnlich = kant´scher kategorischer imperativ). drei wochen später sagt sie mir am telefon: „habe jemand anderen kennengelernt, kann mit ihm besser über s.uelle themen sprechen. jetzt kannst du ja andere frauen *beep*“ (o.K., hatte ich schon mehrfach geschrieben, traumata müssen halt immer wieder verarbeitet werden).

erinnert doch schon verdammt an deine geschichte mit daisys neuem redefreund „ich habe ihn letzte Woche kennen gelernt und kann so gut mit ihm reden“. und auch k. hat es irgendwie geschafft, dass sie jetzt absurderweise auf mich böse ist.

So jetzt lass ich´s mal, hab´ das gefühl, viel geschrieben aber wenig gesagt zu haben, naja, was soll´s. zum schluss kopier ich dir noch einen „erfahrungsbericht“ rein, den ich bei einer amazon-rezension eines borderline-buches gefunden hab:

Unsere Beziehung hatte einige Unterbrechungen weil sie immer wieder, wenn ich mich nicht genügend narzißtisch vereinnahmen ließ oder sie einen unbegründeten Eifersuchtsanfall bekam, fürchterlichen Streit, manchmal mit Schreianfällen oder Weinkrämpfen, inszenierte, dann allerdings immer wieder reuig zurückkehrte. Sie arbeitete um alle gegen alle auszuspielen mit allen Mitteln der obszönsten Verleumdungen. Besonders in der letzten Entwertungsphase meiner Person (vor der endgültigen Trennung) entwickelte sie seelisch-sadistische ganz fürchterliche Verhaltensweisen. Sie rächte sich damit für alles was ich ihr angeblich angetan hatte. Tragischerweise war alles was ich ihr angeblich angetan hatte frei erfunden und offenbar ihre eigenen Projektionen. Es ist daher einfach unzumutbar als Partner mit einer borderlinerin irgend eine Kommunikation durchzuführen.



lieben gruss


ds

14.08.2002 22:00 • #6


E
@ zora

und? hast du gute figur gemacht bei deinen gesprächen? wollen sie dich?

lieben gruss ds

14.08.2002 23:42 • #7


E
Hallo ds,
erstmal: danke für Deine weiteren Einlassungen zum Thema.
Mir wird immer klarer, dass ich mich in einem Teufelskreis bewegt habe. Und ich denke auch, dass es in manchen Punkten völlig unerheblich ist, ob Daisy eine Borderlinerin ist oder nicht.
Fakt ist, wenn wir im Himmel waren, dann war wirklich (beinahe) alles super, was (mir) an einer Beziehung wichtig ist: Harmonie, Zusammenarbeit im Alltag, gemeinsame Interessen, Zärtlichkeit, Geborgenheit, S., Kommunikation... Wir waren wie zwei junge Katzen und es war wirklich wunderschön. Aber eben nur beinahe alles. Aus unserer regen Kommunikation wurde nämlich das wichtigste ausgeklammert: problembehandelnde Beziehungsgespräche, diese hätten nämlich zwangsläufig in die Hölle geführt, weshalb ich solche Gespräche in den Himmel-Zeiten dann auch irgendwann nicht mehr initiierte. Natürlich haben wir auch über unsere Beziehung gesprochen, dies beschränkte sich dann aber auf gegenseitige Beteuerungen wie: Ich kann mir mein Leben ohne Dich nicht mehr vorstellen, Mit Dir will ich alt werden, Es ist immer so supertoll mit uns, wenn wir uns nahe sind, usw., aber auch die Probleme, die Sie mit der Beziehung hatte: Ich habe meine Ehe-Zeit noch nicht aufgearbeitet, habe meine Zeit mit X. nicht aufgearbeitet, brauche noch Zeit, habe Angst vor Nähe, Dich zu verlieren... Was ich für Probleme mit der Beziehung hatte, konnte nur äusserst selten angesprochen werden. Nicht, dass ich ihr vorenthalten hätte, wie ich mir unsere Beziehung langfristig vorstelle (Toleranz, die Gemeinsamkeiten weiter ausbauen, gegenseitige Achtung/Respekt entwickeln/bewahren, Gleiches Recht für alle, konstruktives Auseinandersetzen lernen...). Aber das ging auch nur in solchen oberflächlichen Allgemein-Floskeln. Die Details durften nicht angesprochen und schiefgelaufene Sachen aus der Vergangenheit nicht konkret benannt werden (Daisy: Siehst Du, immer noch machst Du mir Vorwürfe wegen damals/neulich/letztens.) als Ouverture, und dann die Todesspirale. Um der lieben Harmonie willen und vor allem aus Angst vor dem Tornado hab ich also meinen Mund gehalten und nur noch gehofft, dass alles besser wird, dass sie die Konsequenzen aus ihren Versprechungen zieht (Ja, Du hast Recht, ich habe mich falsch verhalten, ich muss das noch lernen, richtig zu streiten, nicht an Dir zu zweifeln, nicht wegen Kleinigkeiten durchzudrehen, usw. ...) . Das ist eindeutig falsch. Richtiger Zeitpunkt hin oder her, irgendwann müssen solche Sachen auf den Tisch. Mein Fehler einerseits und andererseits ein klarer Hinweis, dass eine solche Kommunikationslücke eine Beziehung irgendwann kippen lässt, weil beide Partner nicht mehr gleichberechtigt sind. Der eine kann jedes Thema anschneiden, der andere hat eine Zensurschere im Kopf...

Fakt ist, dass ich sie sehr liebe und mit ihr die tollsten Zeiten meines bisherigen Lebens verbracht habe. Fakt ist aber auch, dass mir Daisy und die Aufrechterhaltung der Beziehung irgendwann wichtiger wurden als ich mir selbst. So habe ich mich selbst klein gemacht und abgeduckt, wie Du sagst. Ich habe dann immer schön darauf geachtet, dass ich es ihr recht mache - und mich dabei vernachlässigt. Grosser Fehler! Wie bereits gesagt: Ich habe auch meinen Teil beigetragen. So konnte sie sich immer mehr erlauben, denn wie kann sie jemanden respektieren, der sich alles gefallen lässt und stets versucht, für alles Erklärungen zu finden und Verständnis zu haben? Empathie ist sicherlich eine wertvolle Eigenschaft, aber wohl nur dann, wenn mensch auch in der Lage ist, Grenzen zu setzen. Vor allem sollte mensch wohl auch Antennen für seine eigenen Bedürfnisse haben...
Was ich daraus wieder lernen kann, ist, dass ich mir selbst mehr Beachtung schenken muss. Aber diese Lektion hab ich schon ein paar mal verpatzt. Ich hoffe, dass ich es jetzt schaffe, weil, wenn der Verlust der Liebe meines Lebens nicht als Anreiz ausreicht, werde ich es wohl nie schaffen.
Es ist FALSCH ALLES für die Partnerin zu tun / in Kauf zu nehmen. Natürlich möchte man für den, den man so sehr liebt die Sterne vom Himmel holen, das sollte man auch, man sollte seinen Partner ruhig auch nach Strich und Faden verwöhnen - aber das alles darf nicht zum Selbstzweck verkommen, sonst gibt man sich selbst auf. Auch wenn man so sehr liebt, muss man auch hart sein können und die eigenen Grenzen aufzeigen und auch verteidigen. Sonst wird man irgendwann zu Hampelmann, so wie ich, und wird nicht wirklich ernst genommen...

Ich habe mir für Daisy wirklich das Futter aus dem Ärmel gerissen, habe gegeben, was ich konnte, geistig, emotional, seelisch, körperlich. 100% eben. Bis auf die Tatsache, dass ich sie niemals wirklich losgelassen habe. Ich hatte (anfangs nicht aber nach einer gewissen Zeit) tierische Angst sie zu verlieren. So musste sie sich zwangsläufig unter Druck gesetzt fühlen. Und das hält auch keiner, Borderlinerin oder nicht, lange aus. Ich denke, dass sie sich sicherlich auch durch meinen Einsatz für sie und mein Verwöhnen erdrückt fühlte. Zuviel des Guten...

Fakt ist, bis auf loslassen, habe ich alles getan, um die Beziehung aufrecht zu erhalten.
Trotzdem stehe ich jetzt alleine da, ohne sie... Alle Mühe umsonst??? Quatsch! Ich habe alle schönen Zeiten mit ihr sehr genossen, also auch 'ne Menge zurück bekommen.
Aber, Mühe allein genügt nicht..., Fakt ist doch auch, dass auch ich jemand bin, der es wert ist, dass frau um ihn kämpft. Schwer das anzuerkennen, wenn man so ein unterentwickeltes Selbstwert-Gefühl hat wie ich; noch schwerer, wenn man seiner Partnerin noch dabei hilft, es zu untergraben.
Ich hab's einfach nie darauf ankommen lassen, hab sie nie gehen zu lassen und sie wieder kommen lassen. Immer bin ich ihr nachgelaufen. Das war falsch! Wenn unsere Liebe wirklich so innig ist, wie wir uns immer gegenseitig beteuerten und ich wirklich so wichtig für sie war (bin?), wie sie mir immer sagte, dann wäre sie von selbst zurückgekommen. Ich hätte nur eines tun müssen: NICHTS!

Und sie hätte mehr Achtung vor mir entwickeln und sich den Respekt vor mir bewahren können.
Dazu hab ich ihr aber keine Gelegenheit gegeben. Ich habe eher durch alles, was ich für sie getan habe, versucht zu zeigen, dass ich ihren Respekt und ihre Anerkennung verdiene. Aber etwas ohne Grenzen wird konturlos, diffus... Wie soll man mich da noch als Ganzes wahrnehmen können?? Ich habe wohl die ganze Zeit versucht ihr zu beweisen, dass ich es wert bin, dass sie mich liebt. Das war falsch. Entweder sie liebt mich oder nicht. Ich muss doch gar nichts beweisen... (Dieses Verhalten rührt aus meiner Kindheit (Scheidungswaise, etc.) her wo ich, zumal von meinen Bezugspersonen, mehr Ignoranz und Ablehnung als Anerkennung und Zuneigung erfahren habe - Schon so lange her und immer noch so wirksam... Sch...).

Also ich denke gerade, da haben sich die Richtigen gefunden und schön noch gegenseitig ihre Macken verstärkt...

Aber: Loslassen! Was für eine Wahl habe ich denn? Nochmal hinterherlaufen und mir noch ein paar Körbe einfangen, mich beschimpfen und demütigen lassen, noch mehr die Selbstachtung zu verlieren? Oder lieber zu mir sagen: DAS brauchst Du nicht, Du hast getan, was Du konntest und letztlich nichts damit erreicht, als einen unguten Zustand noch zu verschlimmern. Liebe sie. Lass sie los. Lass sie gehen. Lass sie in Ruhe. Wenn Du ihr wirklich wichtig bist, kommt sie wieder. Und was dann wird, das liegt an uns. Aber warte nicht auf sie. Du bist schliesslich kein Hund, der jaulend an der Kette vor dem Supermarkt auf Frauchen wartet. Wenn sie nicht zurückkommt, dann hattest Du eine schöne Zeit mit ihr. Freue Dich darüber. Und wenn Du diese schöne Zeit ehren willst, dann lebe Dein Leben weiter. Bleib nicht stehen. Achte Dich selbst. Achte auf Dich. Sonst kann Dich auch kein anderer achten.

Na ja, das alles schiesst mir gerade durch den Kopf, während mein Herz vor Sehnsucht zerspringt... Aber ist es wirklich noch Liebe?, oder ist es die Gewohnheit?, ist es die Angst vor dem allein sein? ist es alles zusammen? Und ich bin mir auch nicht sicher, ob eine Beziehung mit Daisy wirklich auf Dauer funktionieren kann. Unsere Macken ergänzen sich offensichtlich (auf fatale Weise) genauso gut wie unsere Vorlieben und Ansichten...

Durcheinander und niedergeschlagen

Donald :(

15.08.2002 14:54 • #8


E
hi donald


aha, da stehst du jetzt. ich will mich zwar nicht ständig an deine ausführungen anhängen, aber muss es wieder tun, denn in bezug auf selbstachtung, dem ducken etc. hab´ ich ganz ähnliche gedanken und wünschte mir, ich wäre mehr bei mir geblieben. in gewissen bereichen hab´ ich das auch gemacht und klargemacht, dass ich eben anders bin oder anders empfinde und dass sie das achten soll. Hat auch nicht geklappt.

Ich bezweifle, ob K. oder D. mehr achtung oder liebe oder vertrauen entwickelt hätten, wenn wir mehr unseren mann gestanden hätten. soweit ich mich erinnere, hat daisy die beziehung genau zu dem zeitpunkt abgebrochen, als du zeigtest, dass dich das verletzt, dass sie mit einem neuen (rede-) freund statt mit dir fortgeht, also in einem moment, wo du nicht geduckt hast.


DIE ANDERE SEITE:
Um nicht zuviel auf dich und deine beziehung zu projizieren, versuch ich, die frage für mich zu beantworten: was hätte k. gemacht, wenn ich ihre aggressionen nicht geschluckt hätte, wenn ich ihr gesagt hätte: mit mir nicht. ich vermute: sie wäre weggelaufen, böse auf mich, ich wäre der Ar. gewesen. ok, vielleicht hätte sie sich irgendwann gemeldet, doch bald hätte das spiel von neuem begonnen, sie wäre weggelaufen, die auszeiten wären länger geworden, sie hätte gezweifelt, ob es die beziehung bringt, ob ich der richtige bin, etc. es wäre genauso den bach runtergegangen.
in meinem fall glaube ich, sie wäre - wie auch immer ich mich verhalten hätte - unzufrieden geworden, damit, dass der totale gleichklang nicht auf dauer aufrechtzuerhalten ist bzw. sie soviel nähe für sie (für mich wahrscheinlich auch) nicht auszuhalten ist (für sie, weil sie dann angst vor dem verlassenwerden bekommt).
hätte ich mich mehr selbstbezogen verhalten, dann - so glaube ich - wäre die beziehung früher zu ende gewesen. ok, ich hätte mich vielleicht stärker als jetzt gefühlt, ich hätte auch nicht soviel zu betrauern gehabt (weil es eben nicht solang gedauert hätte) und ich hätte mir mit sicherheit den vorwurf gemacht (und sie mir auch), zuwenig auf sie eingegangen zu sein.

was glaubst du, wie hätte sich eure beziehung entwickelt, wenn du dir nicht alles gefallen lassen hättest, stärke gezeigt hättest? oder kommt es darauf nicht an?

dein absatz mit dem loslassen ist sehr schön.


lieben gruss

DS

15.08.2002 16:19 • #9


E
Hallo ds,
vielen lieben Dank für Deine neuerlichen Einlassungen. Was Du bisher so geschrieben hast, hat mir schon sehr dabei geholfen, ein wenig Struktur in dieses Chaos aus sich im Kreis bewegenden Gedanken und hin und her springenden Gefühlen zu bringen.

Wenn ich so lese, was Du schreibst, dann helfen mir die Parallelen zwischen unseren beiden Beziehungsdebakeln dabei, gewissermassen aus Abstand heraus die Muster in meiner Beziehung zu erkennen. Klar, in der Beziehung hat sich auch alles zyklisch wiederholt und viele von Daisies Reaktionen waren aufgrund meiner vorherigen Erfahrungen mit ihr vorhersehbar. Aber als ich in der konkreten Situation steckte, konnte ich (auch aufgrund meiner Gefühlslage) diese Muster nicht erkennen. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht Und wenn ich dann mal den Wald erkannte, wurde ich von Daisy abgekanzelt (Ja, ja, ich bin ja immer die Schuldige, DU machst ja immer alles richtig!, Ich bin halt noch nicht soweit, bin nicht beziehungsfähig... (= Das absolute Totschlag-Argument, nach dem Motto: Friss oder stirb oder Wenn's Dir nicht passt, kannst Du ja gehen!)) Und da ich in diesen Situationen ihre Bälle alle aufgenommen habe, geriet das soeben entdeckte Muster wieder in Vergessenheit. Und diese Art der Gesprächsführung war auch charakteristisch: ich brachte ein Thema auf die Tagesordnung und es war in der überwiegenden Zahl der Fälle so, dass sie sich sofort angegriffen fühlte. Mein Themenvorschlag/Problem schien für sie so eine Art Kriegserklärung zu sein, die sie augenblicklich zu den Waffen greifen liess. Das von mir auf den Tisch gebrachte Thema wurde dann mit Aber Du...-Argumenten und Anschuldigungen gegen mich von der Tagesordnung abgesetzt. Eine sachliche Bearbeitung von Beziehungsproblemen war so meist unmöglich. Es war eher destruktiver Streit, bei dem es nicht um die Sache ging (Wir wollen unsere Beziehung klären.) sondern darum nicht nachzugeben, zu gewinnen (Sie, kalt: Das sagst Du doch bloss, um mich klein zu machen, immer hackst Du auf meinen Fehlern rum, Du Mann mit dem Heiligenschein, nur damit Du in einem guten Licht erscheinst... ...und dann wurde es so richtig hasserfüllt und eskalierend. Für mich, wie Du ja auch geschrieben hast, gab's no way out, egal was und wie ich etwas dazu sagte. Zwickmühle.) Und wenn ich dann doch mal mit Argumenten an sie herankam, kam meistens Ich habs Dir ja gesagt, ich bin nicht beziehungsfähig...! Aber Du hörst mir ja nie zu, es geht hier ja doch immer nur um Dich!... wie in einem schlechten Film. Und dann in den lichten Momenten Ja Du hast Recht, ich kann einfach nicht richtig streiten, das habe ich nie gelernt, aber mit Dir zusammen werde ich es schaffen. Bitte sei geduldig. Und zwei Wochen später, beim Austicken:Wieso bestimmst Du hier wie ich streiten soll? Wer sagt denn, dass deine Art zu streiten die richtige ist? Klar, meine Art ist natürlich falsch, weil sie von mir kommt. Du arrogantes A...., DU machst ja immer alles richtig, damit Dein Dein Heiligenschein nicht verrutscht, Du selbstgefälliges A.. Ich bin hier ja der A. vom Dienst, ich bin ja sowieso immer Schuld.... Im Kreis, immer und immer wieder....

Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn ich in solchen Situationen einfach gegangen wäre und sie mit ihrer Wut hätte stehen lassen... Hab's ja nicht probiert... Aber mögliche Reaktionen wären gewesen: Jetzt, wo ich Dich brauche, lässt Du mich im Stich, nie bist Du da wenn ich Dich brauche. Ich sag's ja, es geht immer nur um Dich! oder sie wäre eingeschnappt und ich hätte nichts mehr von ihr gehört oder sie hätte sich beruhigt und dann eingelenkt.
Ich hab's ja nie drauf ankommen lassen und Angst davor gehabt, unsere Bindung auf diese Weise auf den Prüfstein zu stellen. Schön blöd.
Sämtliche Verfahrensregeln die wir gemeinsam für solche Vorfälle beschlossen hatten, waren unwirksam, da sie nicht eingehalten wurden. Auch wieder eine Regelmässigkeit. Die Regeln in unserer Beziehung wurden von ihr im Alleingang je nach Situation interpretiert oder geändert. Wenn Dir das nicht passt, kannst Du ja gehen... Au Mann! Wie konnte ich nur in eine solche Höllenkiste reinrutschen? Als ich mit Daisy das Paradies entdeckte, war mir nicht bewusst, dass das Fegefeuer künftig auch dazugehören sollte... Auf der einen Seite ein liebenswertes goldenes Herz und auf der anderen Seite ein aggresives und unzugängliches, blind um sich schlagendes Kind...

Jedenfalls, ds, freue ich mich sehr darüber, wenn Du mir Feedback gibst und Deine Situation und Sicht beschreibst. Das hilft mir dabei zu begreifen, was eigentlich mit mir passiert und passiert ist. Ich hoffe auch, dass auch ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass Du mehr Klarheit über Deine Erlebnisse bekommst und Dir ein realistisches Bild Deiner Erlebnisse machen kannst.

Heute hat meine Tochter Geburtstag ich werde nachher zu ihr fahren und hoffe, dass ich es schaffe, nicht nur introvertiert und vergrämt zu sein...

Irgendwie hatte ich mir das alles anders vorgestellt... Aber wie heisst es doch so sarkastisch? Wir sind hier nicht bei 'Wünsch Dir was'!

Lieber Gruß

Donald

16.08.2002 09:17 • #10


E
hi donald


ich wollte dir antworten, aber hab´ leider keine zeit, bin nächste woche weg und werde mich nacher wieder einklinken.

lieben gruss


d.

18.08.2002 20:18 • #11


E
...kleiner Zwischenbericht...
kurze Nächte, zuwenig Schlaf, zuviele Zig., zuwenig Essen, zuviel Kaffee, zuviel B....

Ständig kreisen die Gedanken um dasselbe Thema, kann mich auch nur schwer auf etwas anderes konzentrieren, bin taub, wie gelähmt, kriege meine Erwerbsarbeit und die Logistik in meinem Haushalt gerade so hin...
Ich denke man nennt das Liebeskummer... (seufz!)
Sie fehlt mir so, hinterlässt in so vielen Lebensbereichen ein Vakuum. Ich weiss gerade nicht, wie ich das füllen soll, fühle mich einfach besch...... . Tiefe selbstmitleidige Depression...

Habe schon wieder gegen die Kontaktsperre verstossen, konnte nicht anders, obwohl ich weiss, dass es nicht vernünftig ist. War natürlich frustrierend zu hören, wie sie sich hinter einer Fassade versteckt, ihre Worte: mir geht's gut! ihr Tonfall entlarvt das als Lüge. Nein, ich fehle ihr nicht, sagt sie, und Hoffnungen soll ich mir auch keine mehr machen... Schmerz... Ich solle mich mit mir selbst und meinen Hobbies beschäftigen, mich ablenken... Das weiss ich selbst, aber wie krieg ich das hin, wenn meine Gedanken Tag und Nacht nur um sie und uns und unsere gemeinsame Zeit kreisen, die sie nicht wahrhaben will?
Habe ihr einen 17-seitigen Beziehungsbrief geschrieben, aber nicht abgeschickt... Was soll ich ihr nur sagen? Klingt doch eh' alles bloss wie Klammern und Vorwürfe in ihren Ohren. Und eine Schlammschlacht ist das letzte, was ich jetzt brauche.

Versuche mich von Gedanken wie: Was sie jetzt wohl gerade so macht? Ob sie mich durch ihren neuen Rede-Freund ersetzt? fernzuhalten, fällt auch sehr schwer...
Mir ist der Hals zugeschnürt und Zuversicht und Lebenslust gehören gerade nicht zu den Wörtern die ich im Kopf habe...
Es ist trostlos, ich fühle mich einsam, bin viel allein, was durch meine Einzelzelle auf dem Job noch begünstigt wird... Es ging mir schon lange nicht mehr so schei. wie jetzt und ich kann nicht mal heulen. Vielleicht sind meine Tränen versiegt? Dabei würde es mich so befreien... Versuche mich selbst unter Kontrolle zu kriegen, damit ich mich durch meinen ungesunden Genusmittel-Mißbrauch nicht total fertig mache...
In meiner Wohnung und meinem Umfeld ist alles voller positiver Erinnerung an sie, aber anstatt meinen Schmerz zu lindern wird er nur größer... ihr Geist, ihr Geruch, ihre Sanftheit steckt einfach in allem...
Hätte ich die Knete übrig, würde ich mir erstmal neue Bett-Utensilien kaufen und die alten verbrennen. Ist aber nicht drin - und so ist der Platz an meiner Seite leer...
schei.!!!!

Lese gerade ein Buch über Nähe und Distanz in Beziehungen Ich lieb Dich nicht wenn Du mich liebst. Auch dort wird noch einmal klar gemacht, dass hinterherlaufen alles nur schlimmer macht und nicht funktioniert. Mein Selbstwertgefühl kann man gerade unter einer geschlossenen Tür durchschieben ohne anzustossen. Bin ich so wertlos, dass sie mich einfach auf die Seite packt und vielleicht noch durch jemanden anderen ersetzt? Bin ich es nicht Wert, dass sie sich um mich bemüht?
Ja, ja, weiss schon: Das Leben geht weiter.... Hört sich für mich bloss gerade wie blanker Zynismus an. Ich bin gerade schwer enttäuscht von meinem Leben, frage mich, wozu immer wieder auf die Beine kommen, wenn ich dann doch wieder da lande, wo ich jetzt stehe? Es hängt mir zum Hals raus, mich durch Beziehungen zu zappen, wie andere durchs TV-Programm, mich immer wieder neu einzulassen, Nähe und Intimität zu entwickeln, um dann letztenendes eine Tritt in den A. zu bekommen... Ich sehne mich nach Beständigkeit, habe das Nomaden-Dasein satt bis über Oberkante-Unterlippe... Ich schei. auf immer wieder neue Kicks des Neuen.

Gerade völlig fertig auf der Bereifung,
Donald

22.08.2002 09:30 • #12


E

Lieber Donald,

da DS nicht da ist, will ich Dir antworten. Ich kenne mich mit Borderline-Persoenlichkeiten nicht aus, aber ich denke, da ist ja auch das meiste schon gesagt worden. Wichtig ist jetzt, dass Du wieder auf den Damm kommst!

Zunaechst - Du siehst ja hier im Forum - was Du durchmachst, machen viele durch. Das hilft nun nicht unbedingt, aber kann Dir eines zeigen: es geht auch irgendwann wieder aufwaerts! Alle durchlaufen dieses Tief, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. Deshalb ist das Wichtigste einfach: nicht aufgeben! Durchhalten!

Vielleicht waere es gut, wenn Du versuchst einen Neustart zu machen. Versuche wirklich, das Bett zu wechseln (vielleicht kannst Du ja guenstig an was Neues kommen, IKEA oder Second Hand...), stell die Moebel irgendwie um. Streich die Waende. Und frag einen Freund, ob er Dir dabei hilft. Denn alleine kommt oft wieder das heulende Elend bei dieser Aktion. Ist man aber zu zweit, so ueberwiegt die Kraft des Neuanfangs.

Und der Neuanfang ist wichtig. Ruf sie nicht mehr an. Was erwartest Du? Du weisst, dass sie tiefgreifend gestoert ist, dass das, was passiert ist, immer wieder passieren wuerde. Es gibt keine gemeinsame Zukunft. Deshalb ist es jetzt so wichtig fuer Dich, eine neue aufzubauen.

Und dann der klassische Vorschlag - unternimm etwas! Einfach, weil es ablenkt. Weil man mit anderen Menschen zusammen ist. Weil man anderen da etwas geben kann, selber etwas bekommen kann... Wichtig ist, dass Du es immer wieder versuchst. Bei allen Rueckschlaegen, die sicherlich kommen. Man kann die Gefuehle nicht abstellen, nur weil man es beschliesst. Aber man kann langsam Land gewinnen. Und darauf musst Du zustreben. Mit aller Kraft, die Du hast. Denn die Erfahrung lehrt - es ist moeglich!

Was die Beziehungen angeht - es gibt nunmal keine Garantie fuer die Ewigkeit. Man kann nur hoffen. Hierbei solltest Du aber erstmal bewusst einer neuen Beziehung aus dem Wege gehen. Wenn Du zu Dir selbst gefunden hast, findet sich viel leichter ein neuer Partner, ganz von selbst, dann, wenn Du vielleicht am wenigsten damit rechnest, so erging es vielen hier. Dabei hast Du eine andere Ausstrahlung auf Menschen! Und das ist eine gute Basis, fuer eine wirklich stabile Beziehung. Wenn Du mit Dir selbst eins und zufrieden bist, einen anderen Menschen also zunaechst quasi gar nicht brauchst, kannst Du auch mit Respekt und Anerkennung in einer neuen Beziehung rechnen.

Aber lass Dir Zeit. Diese Dinge brauchen Zeit. Gib Dir, was Du im Moment brauchst. Haetschele Dich (d.h. tu Dinge, die Dir Spass machen oder zumindest Dich ablenken), aber gib nicht der Selbstzerstoerung nach. Das sind Dinge, die Dir schaden: Daisy. Alk.. Sonstige Dro.. Zuviel arbeiten etc. Du kannst es wohl mal mit Joggen versuchen, falls das etwas fuer Dich ist. Einige Leute kriegen durch sowas den Kick, dass es ihnen besser geht. Probier aus, soweit es Dir nicht schadet.

Es wird Dir besser gehen, glaub mir. Wenn Du nur willst, dann kommst Du aus der Talsohle. Noch nicht naechste Woche. Aber irgendwann! Und lass Dir helfen, wann immer Du Hilfe brauchst!

Ich wuensche Dir alles Gute!

Illa

22.08.2002 10:44 • #13


E
Hallo Ihr lieben,
(zweiter Versuch, da meine Kiste eben einen unerwarteten totalabsturz hatte, danke bill gates)
wollte mich mal wieder melden und und vom gegenwärtigen Stand der Dinge berichten.
Zu allererst aber erstmal wieder vielen Dank an die Macher dieser Site und alle die hier posten, hier besonders ds und illa. Es hilft mir immer wieder dabei, nicht abzusaufen, mich durch die threads hier zu klicken und zu lesen, wie es anderen mit ihrer Trennung/Beziehung geht. Ich finds zwar schei., dass es den meisten hier mies geht und dass es hier soviele Menschen sind, die leiden... Andererseits tröstet es ein wenig, weil ich so weiss, dass ich mit meiner Geschichte nicht alleine dastehe. Noch tröstlicher ist es allerdings zu sehen, wie sich hier alle gegenseitig helfen, trösten, unterstützen. Manchmal würde ich auch gerne meinen Senf zu haarsträubend erschütternden Geschichten abgeben, aber ich bin gerade nicht in der Lage, anderen aktiv Trost und/oder hilfreiche Tips und Anregungen zu geben. Und ich bin mir sicher, dass mir das hier niemand krumm nimmt... Und das vermittelt mir ein Gefühl von Geborgenheit/Angenommen-sein. Dafür danke ich euch allen....

OK. Ich lebe noch, fühle mich immer noch furchtbar, rauche noch immer wie ein Schlot und meine Leber scheint nicht totzukriegen zu sein. (Wie man sieht, kann ich wenigstens schon wieder schwarzen Humor haben) Na ja, ich bin eben halt immer noch im Tal der Schmerzen, was hier sicher vielen unangenehm vertraut ist.... ABER: Ich habe es geschafft mich seit einer Woche nicht mehr bei Daisy zu melden! Das macht mich schon ein wenig Stolz. Zwar habe ich immer noch das Gefühl meine Eingeweide wären durch den Wolf gedreht worden, aber ich werde auch das Gefühl nicht los, dass es unmerklich aufwärts geht... Bin zwar noch immer ziemlich antriebschwach und gelähmt, spüre aber, wie lamgsam mein eigener Wille wieder bei mir einzieht. Es kann nur besser werden...

In meinem Kopf bin ich schon ein Stück weiter. Ich denke, dass ich inzwischen für mich heraus gefunden habe, was dazu geführt hat, dass aus Daisy und Donald kein Paar geworden ist. Dass ich nicht auf der Suche nach dem Bösen oder dem Schuldigen bin, habe ich ja bereits gepostet...
Ich denke, dass es im wesentlichen zwei Faktoren waren, die sich überlagert, durchdrungen und gegenseitig verstärkt haben.

Faktor 1: Borderline-Störung und Co-Abhängigkeit des Partners
Meine Befürchtung Daisy würde unter einer Borderline-Störung leiden, haben sich nach dem Sichten etlicher themenspezifischer Sites und Foren für Betroffenen und vor allem deren Partnern, verstärkt. Bin aber, wie gesagt kein Psychologe, aber was ich so las, legt diese Befürchtung einfach Nahe...
Das ist Daisies Beitrag zum Scheitern. Ich habe sie aber quasi in Co-Abhängigkeit noch bestärkt in dem ich ihre Macken alle toleriert und hingenommen habe und mein Verhalten so ausgerichtet habe, dass sie sich nicht mehr aufregen muss. Es kann aber nicht sein, dass sich das Umfeld nach einem Menschen richtet. Vielmehr muss sich dieser an sein Umfeld anpassen. Ich war das Umfeld, dass sich angepasst habe, war nicht mehr bei mir selbst und habe es verabsäumt, Daisie die Grenzen rigoros aufzuzeigen, dadurch konnte sie es immer wilder treiben und sich immer mehr herausnehmen. Eigendynamik nennt man sowas wohl... und die Beziehung geriet aus dem Gleichgewicht...

Faktor 2: Nähe und Distanz
Wir hatten häufiger auf Daisies Wunsch Beziehungspause, die ich aber nicht wirklich zugelassen habe, stets und ständig stand ich irgendwann sinnbildlich bei ihr auf der Matte, sei es persönlich, telefonisch, per-Mail, SMS, was es halt so gibt. Ich habe mich so verhalten, egal ob sie im Streit abgehauen ist oder wir eine Pause vereinbart hatten. Ich liess sie nicht in Ruhe, jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum als drei Tage. Sie, die aber die Distanz wollte, fühlte sich bedrängt und zog sich noch weiter zurück, worauf ich meine Bemühungen um sie noch weiter vertärkte, und sie sich wieder ein bißchen mehr zurückzog... Noch so ein eigendynamischer Teufelskreis....

Beide Faktoren zusammen haben dazu geführt, dass Daisy den Respekt vor mir verloren hat und es immer doller getrieben hat.
So sehe ich die Angelegeheit momentan...

Sehr erhellend war hierzu das Buch Ich lieb Dich nicht wenn Du mich liebst von Delis und Philips, kann ich jedem nur empfehlen, genau wie den Tut es nicht!-Thread

Am Mittwoch kommt nach 8 Wochen meine Psychologin aus dem Urlaub, beruhigt mich ebenfalls...

Bis die Tage, ganz liebe Grüsse an alle hier

Donald

24.08.2002 20:19 • #14


E
Nachtrag zu meinem posting vom 24.08:

Am 25.08 habe ich Daisy eine Abschiedsmail geschickt, in der ich sinngemäss das dargestellt habe, was ich am 24.08. hier geschrieben habe. Ich habe darin für meinen Teil am Scheitern der Beziehung die Verantwortung übernommen. Zumindest für den Teil, der mir bekannt und offensichtlich ist.
Ich habe mich für alles bedankt, was ich mit ihr erlebt habe. Habe ihr gesagt, dass ich sie immer noch liebe und eine gute Chance für uns sehen würde, da nun wenigsten zwei Grundmechanismen für unser Scheitern erkannt sind, und diese jetzt bearbeitet werden könnten. Ich sagte ihr gleichfalls, dass ich vor unserem verabredeten Deadline-Termin wahnsinnige Angst hätte, da ich das Leid, das ich in den letzten Wochen durchgemacht habe, nochmals durchleben würde, wenn sie mir dann wieder einen Korb gibt. Sie kann sich bei mir melden, wenn sie gleichfalls eine Chance für uns sieht und möchte mich bitte einfach in Ruhe lassen, wenn sie keine Chance mehr sieht. Ich habe ihr zugesagt, mich zu melden, wenn ich wieder frei bin und ihr ohne Angst vor Zurückweisung entgegentreten kann. Ich habe dafür keine Zeit eingesetzt. Ich habe die Trennung, wenigstens im Kopf, akzeptiert.

Mein Herz ist zwar immer noch durch den Wolf gedreht, aber ich hoffe, dass es sich durch meinen Kopf überzeugen lässt, Daisy in Liebe gehen zu lassen. Ich muss mich erst wieder selbst wiederfinden. Der Verlust dieses für mich so wertvollen Menschen wirft mich auf mich selbst zurück. 60% meiner Freizeit wollen mit neuen Inhalten gefüllt werden und 80% meiner Lebensplanung/-vorstellung müssen ebenfalls neu entwickelt werden... Ich denke, dass dies noch viel Zeit und Schweiss und Tränen kosten wird, aber ich beginne zu ahnen, dass ich es schaffen werde... Auch wenn ich keine Nacht durchschlafen kann und mir immer wieder die selben Gedanken im Kopf herumgehen, wenn mir die Geborgenheit und die Vertrautheit fehlen, wenn ich seit Wochen nicht mehr liebkost worden bin und noch immer ein Seufzer den nächsten jagt... Sie hinterlässt ein grosses Vakuum und viele unerfüllte Wünsche und unbefriedigte Bedürfnisse... Das meiste davon werde ich lernen müssen mir selbst zu geben, auf anderes werde ich verzichten müssen, bis ich wieder frei bin und der Tag kommt, an dem ich mich wieder einlassen kann und will, an dem ich bereit sein werde, einem neuen Menschen den Raum und die Nähe zu geben, die Daisy so völlig ausgefüllt hat... Ich werde lernen müssen, geduldig mit mir zu sein... und mich damit abfinden, dass mein Weg durch das Tal der Schmerzen noch einige Zeit weiter gehen wird. Und so intensiv wie es war, so tief ich für sie empfinde, glaube ich, dass ich sehr geduldig sein muss und mir viel Zeit nehmen muss...
Schliesslich möchte auch niemand anderen neuen in diesen Schlamassel mit rein ziehen, das wäre unfair...

Ein Spruch den ich neulich las, hat auch meinen Stolz geweckt: Ein Freund ist ein Mensch, der alles von Dir weiss und Dich trotzdem liebt. Das konnte sie mir nie geben. Wahrscheinlich stimmts: Die meisten Beziehungen gehen an einem Mangel an Freundschaft kaputt.

Durch meine Abschiedsmail habe ich mir selbst gezeigt, dass ich immer noch einen eigenen Willen habe. Vielleicht war es der größte Fehler meines Lebens diese Mail abzuschicken, vielleicht hätte sie mich am Deadline-Termin an die Hand genommen und gesagt: Lass uns endlich gehen, ich weiss jetzt, wer wir zusammen sind.... Vielleicht aber auch eben nicht. Ich werde es vermutlich erst wissen, wenn ich am Ende meines Lebens zurückschaue... Aber für den jetzigen Moment, ist es meine einzige Chance... Mein Leben muss und wird auch ohne sie weitergehen, auch wenn sie mich unendlich reich gemacht hat. Dafür werde ich ihr immer dankbar sein. Aber jetzt muss ich für mich selbst sorgen und sehen, dass die Wunden in meiner Seele so gut es geht verheilen...

HIER SPRICHT MEIN KOPF:
Und an alle andern hier, die verlassen wurden: Tut es nicht!!! Eure Exe wissen genau, was sie an euch hatten, und wenn es sein soll, dann werden sie auf euch zukommen... Wenn sie nicht wissen, was sie an euch hatten, dann sind sie entweder blind, oder es ist einfach zu spät zu beweisen wen und was sie hinter sich gelassen/verloren haben, als eure Beziehung endete. Erspart euch den Schmerz der Zurückweisung, lauft nicht mit offenem Herzen Menschen nach, die vielleicht gar nicht anders können, als euch zu verletzen und wegzustossen. Seid Stolz, ihr habt es nicht nötig, euch wieder und wieder in den Morast schubsen zu lassen, ihr habt das Recht geliebt, respektiert und geachtet zu werden... Wenn die Beziehung gut war, dann seid dankbar für diese Erfahrung und hütet sie sorgsam in eurer Schatzkiste mit den schönen Erinnerungen, schaut ab und zu hinein und freut euch daran, was ihr schon erlebt habt. Und denkt daran: ihr KÖNNT es erleben und irgendwo gibt es einen Menschen mit dem noch mehr möglich ist. Aber lasst eure Exe in Ruhe, lauft ihnen nicht nach, niemand hat das nötig.
Wenn die Beziehung eigentlich schei. war, dann tut alles, um herauszuarbeiten, was euer Anteil daran war, damit ihr nicht beim nächsten Mal den selben Fehler macht. Alle Menschen haben das Recht auf Glück, Liebe, Respekt und eine erfüllte Partnerschaft. Niemand muss sich schlagen oder demütigen lassen...
Lasst uns daran mitwirken, dass Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu wieder den gebührenden Stellenwert erhält.

..Ich hoffe sehr, dass diese Gedanken in mein Herz gelangen und gefühlte Realität werden...
Im Kopf ist es ja alles so klar....

Liebe Grüsse an alle Mitleidenden

Donald

Buchtip: Ich lieb' Dich nicht, wenn Du mich liebst von Delis/Philips... mein Kommentar: eine nicht enden wollende Zusammenstellung von Aha-Erlebnissen. Einfach super!

27.08.2002 12:54 • #15


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