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Ich enge meine Freund ein in dem ich mich anpasse?

Ysephine
Hallo Ihr Lieben,
vielleicht kann ich von Euren Erfahrungen profitieren, vielleicht hilft es auch, sich auszutauschen.
Ich muss leider etwas ausholen, hoffe damit die Zusammenhänge trotz meiner durchwachten Nacht erklären zu können.

Mein Partner und ich sind seit etwas über 5 Jahren zusammen, eigentlich sind oder waren wir zwei Teile vom Gleichen. Uns so ähnlich, dass es Anfangs schwer zu fassen war. Leider auch was unsere Anfälligkeit für Depressionen und die Sensibilität für den leisesten Hauch einer Miss-Stimmung beim anderen betrifft. So sehr, dass wir teilweise nicht mal mehr wissen, von wem der Anflug einer finsteren Laune kam, ob nun von einem selbst, oder vom anderen.

Solange die Gemütslage ausgeglichen ist, wunderschön, wenn Beide gleichzeitig in einem Tief hängen allerdings doppelt so schlimm. Bevor wir uns kennen lernten war ich häufig allein unterwegs, mir selbst genug, die Nächte durchtanzt, quasi ein kleiner Wildfang. Ganz unbesorgt, dass mir als Frau, allein, sogar ohne Freundinnen in der Nacht etwas passieren könnte. Da liegt der Unterschied zwischen ihm und mir, er ist sehr Sicherheitsbedacht. In seiner Jugend lag er Wochenlang mit eingeschlagenen Zähnen usw im Krankenhaus, weil ihn 5 Typen just for fun zusammen getreten hatten. Die viele Gewalt die derzeit in den Medien zu finden ist, macht seine Sorge um mich, wenn ich Allein unterwegs bin nicht geringer. So, dass ich mich lange Zeit ihm zuliebe darauf beschränkt habe, nur noch mit ihm die Nacht unsicher zu machen.

Nun ist es aber so, dass er mehr denn je im Wunsch aufgeht, seinen Job aufzugeben und eine Kampfkunstschule zu eröffnen, den Ausbilderrang hat er bereits und dadurch einige Freunde gewonnen hat, mit denen er sehr gerne seine Zeit verbringt.

Ungewohnt für mich und teils auch verunsichernd, zumal eine Frau darunter ist. Ich habe über die Jahre noch einen einzigen besten Freund an meiner Seite, tu' mich einfach schwer damit neue Freundschaften zu knüpfen, so dass ich sehr auf meinen Partner fixiert bin und sehr anfällig für Ablehnung seinerseits.
Und so beginnt der Teufelskreis, mir geht es grade nicht besonders gut, habe zwar zwei Ausbildungen, dümple allerdings in einem Vertriebsjob herum, von dem ich nicht einmal leben könnte, wenn die Beziehung tatsächlich auseinander ginge, was die Anfälligkeit für Ablehnung seinerseits noch mehr verstärkt. Über die Monate eine ewige Achterbahnfahrt, die ihre Spuren hinterlassen hat.

Ich kenn' mich selbst kaum und kann mich auch kaum leiden, so ein abhängiges Weibchen, wusste mir aber lange nicht zu helfen.

Gestern eskalierte es allerdings, er kam vom Training, ich blieb wach, da wir uns sonst überhaupt nicht gesehen hatten und anstatt dass er sich noch zu mir gesetzt hätte, kümmerte er sich um die Bestückung seines MP3-Players. Ich teilte ihm mit, dass mich genau dieses Verhalten kränkt, er entschuldigte sich, dass das nicht seine Absicht war. Ich entgegnete, dass es für mich wirklich hart sei, dass er ohne Not drei Stunden mit seinen Kampfkunstleuten einen Kaffee trinken kann, aber mich als nicht mehr denn Inventar ansehe.

Er entgegnete, er würde darüber vor der Schlafenszeit nicht mehr sprechen wollen und vertagte das Gespräch auf den heutigen Tag. Ich fragte, ob er mit mir noch alt werden wolle, er meinte ich solle es lassen, ich fragte ihn, ob er mich überhaupt noch liebe und auch diese Frage wehrte er ab.

Ich zog auf's Sofa um, weil ich wusste, dass das Gedankenkarussel nun den Rest der Nacht kreisen würde, dann doch lieber mit Fernsehuntermalung.

Die Nacht habe ich für mich genutzt, um mir Notfallpläne zu machen, wie teuer eine kleine Wohnung wird, welche Möglichkeiten ich habe um die Kaution aufzubringen, welche berufliche Perspektiven sich mir noch bieten und vor allem auch das Vorhaben gefasst, mir einen Therapeuten zu suchen, um diese ungesunde Fixierung zu durchbrechen, für den Fall, dass er noch weiter mit mir zusammen bleiben will und wenn nicht, na, dann bräuchte ich ihn wohl erst recht.
Irgendwann stand er auf, nach genauso durchwachter Nacht wie ich, ich teilte ihm mit, wie ich die Nacht genutzt habe, wovon er völlig baff war, denn genau das hatte er sich mir seit Monaten nicht zu sagen gewagt, ich nehme ihm die Luft zum atmen. Er dachte ich zerbräche daran, weshalb er sich nicht wagte mir das mitzuteilen, auch nicht auf Nachfrage meinerseits, wenn ich etwas diffuses wahrnahm und nicht einordnen konnte. Stattdessen saß ich völlig aufgeräumt, wenn auch klar niedergeschlagen und traurig ihm gegenüber. Er eröffnete mir dann, dass er an einem Punkt ist, an dem er nicht mehr sagen kann, wie es mit uns weitergeht, er liebt mich nach wie vor, aber kann den Druck nicht mehr ertragen.

Wir sprachen offen miteinander, ohne Kränkungen, irgendwie erleichternd, dass alles nun beim Namen genannt wird. Auch dass seine übermäßige Sorge dazu beigetragen haben, dass ich bereit war mich zurück zu nehmen.
Mein Weg ist klar, egal, wie das ausgeht, ich habe zwei Termine bei Tiefenpsychologen und will dem auf den Grund gehen. Aber meine Frage ist, hat jemand schon einmal was ähnliches erlebt? Und habt ihr darüber wieder gefunden? Oder von jemanden gehört, der etwas gehört hat von einem Pärchen das ähnliches erlebt hat?
In Kurzfassung, ein Partner passt sich an, nimmt sich zurück, der Partner fühlt sich, obwohl es sein Wunsch war, durch die Konsequenz dessen eingeengt? Kann man das wieder hinbekommen? Wenn ja, wie? Habt ihr Tipps für mich?
Danke fürs Zulesen

25.04.2017 17:03 • x 1 #1


Urmel_
Zitat von Ysephine:
Irgendwann stand er auf, nach genauso durchwachter Nacht wie ich, ich teilte ihm mit, wie ich die Nacht genutzt habe, wovon er völlig baff war, denn genau das hatte er sich mir seit Monaten nicht zu sagen gewagt, ich nehme ihm die Luft zum atmen.


An Dir arbeiten und den Druck rausnehmen.

Ja, ich weiß, Du hast mit ihm offen und ehrlich kommuniziert, weil man sowas ja macht. Und Du bist ein sehr reflektierter Mensch und weil Du ja auch Deinen Partner so gut analysiert hast, teilst Du dieses Wissen mit ihm.

Statt die Probleme bei Dir zu belassen, zu sagen Hey, war ne doofe Idee, ich muss das mit dem Klammern in den Griff bekommen und ich hoffe, dass ich ab jetzt die Verantwortung da belasse, wo sie hingehört. gehst Du einen Schritt weiter. Und bei diesem Schritt wirst Du, gewollt oder ungewollt auch auf eine sehr indirekte Art mit einer Trennung gedroht haben.

Entweder trennen oder nicht, aber nicht dieses ich bin so reflektiert spielchen und die Emotionen, die ich dadurch bei Dir auslöse, sind ja so gar nicht beabsichtigt-Spiel spielen. Machen. Trennen oder nicht, aber die Drohung einer Trennung aus der Diskussion rauslassen. Egal in welch blumige Worte Du die verpackt hast. Am Ende des Tages ist dies nämlich dennoch die Manipulation seiner Ängste.

25.04.2017 17:16 • #2


A


Ich enge meine Freund ein in dem ich mich anpasse?

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Ysephine
mh, kam das so rüber? So erschien mir die Situation nicht, er hat die Trennung angesprochen, weil er den Druck meiner Fixierung auf ihn nicht mehr aushält.
Von meiner Seite aus kam diesbezüglich nichts, ich habe in dem Gespräch nur festgestellt, dass ich mich so auch nicht mag und egal wie die Situation zwischen uns beiden ihren Lauf nimmt für mich entschieden habe, dass ich mir Hilfe suchen will.
Letztlich damit er sich für nichts verantwortlich fühlen muss, was eben meine eigene Verantwortung ist.

25.04.2017 17:23 • #3


Urmel_
Zitat von Ysephine:
mh, kam das so rüber? So erschien mir die Situation nicht, er hat die Trennung angesprochen, weil er den Druck meiner Fixierung auf ihn nicht mehr aushält.
Von meiner Seite aus kam diesbezüglich nichts, ich habe in dem Gespräch nur festgestellt, dass ich mich so auch nicht mag und egal wie die Situation zwischen uns beiden ihren Lauf nimmt für mich entschieden habe, dass ich mir Hilfe suchen will.
Letztlich damit er sich für nichts verantwortlich fühlen muss, was eben meine eigene Verantwortung ist.


Du hast ja schon gesagt, dass er selber Baustellen hat. Arbeit an sich selbst wäre für ihn sicherlich auch angebracht. Sowas geht aber nur jeder für sich selbst und jeder aus sich selbst.

25.04.2017 17:39 • x 1 #4