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Kann es schaden meine Gefühle zu äußern

S
Hallo zusammen,

Zur Vorgeschichte: Ich bin 26 Jahre alt und letztes Jahr trennte sich meine erste Freundin (die erste Frau mit der ich eine Beziehung einging, hielt 2 Jahre) davor einige Kurzbeziehungen/Affären - die nicht länger als 1-2 Monate hielten) Diese Trennung verletzte mich aufs tiefste, brachte mich kurz vor den Suizid und ich nahm psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. Schlussendlich brachte mich diese Trennung aber in meiner Persönlichkeitsentwicklung sehr viel weiter. Ich machte sehr viel richtig, hielt direkt eine absolute Kontaktsperre zu ihr und habe sie seitdem nicht mehr gesehen, möchte dies nun auch nicht mehr. Ich fokussierte mich auf mich, beschäftigte mich mit mir (wie gesagt auch mit Hilfe eines Therapeuten), meinen Freunden, begann mein Singleleben wieder zu genießen. Ich gewann enorm an Selbstvertrauen, schwor mir mich nie wieder von jemandem so abhängig zu machen, dass es soweit kommen würde, dass ich denke, das Leben ohne diese Person sei nicht mehr lebenswert - erfuhr am eigenen Leib, dass es auch so ist, dass Leben geht weiter - Menschen kommen und gehen.


In dieser Zeit beschäftigte ich mich sehr mit meiner Persönlichkeit, las auch Bücher wie Nie mehr Mr. Nice Guy oder Ein Lob dem S., falls das jemanden von euch etwas sagt. Das sogenannte Nice-Guy-Syndrom traf sehr passend auf mich zu. Ich dachte, wenn ich immer nett zu meinen Frauen bin, sind sie das auch zu mir, verliebte mich, unterwarf mich dann schnell und machte mich dadurch unattraktiv und abhängig.


Ich lernte vor 2-3 Monaten ein neues Mädchen (22 Jahre) kennen. Wir treffen uns regelmäßig, ich genieße die Zeit mit ihr sehr (verschiedene Unternehmungen - Kino, Essen gehen, Kuscheln, Küssen, S. ist gut, soweit passt alles). Bis vor kurzem trat bei mir trotz allem keinerlei Verliebtheit ein - sie ist optisch genau mein Typ - wunderhübsche Frau, toller Charakter, super Gesprächsbasis und gegenseitig sehr liebevoller, respektvoller Umgang - es passt objektiv gesehen von meiner Seite aus alles an ihr. Dass trotzdem nicht mehr Gefühle für sie aufgetreten sind verwunderte mich etwas, ich ging das ganze aber entspannt an und dachte mir, was nicht ist kann ja noch werden und ich genieße die Zeit mit ihr sehr. Immer wieder wollte sie wissen, woran sie bei mir ist, wie meine Gefühle ihr gegenüber seien und in welche Richtung ich das Ganze lenken möchte / ob ich mir eine Beziehung mit ihr vorstellen könnte. Ich umging das Ganze ein wenig, log sie jedoch niemals an. Antworten à la: Ich weiß es noch nicht - ich finde es auch nicht wichtig wie wir das benennen, was ich dir sagen kann ist, dass ich die Zeit mit dir über alles genieße und diese gerade mit niemand anderem verbringen möchte. darauf küsste ich sie leidenschaftlich und die Sache war für diesen Moment geklärt. Mittlerweile sind nun auf meiner Seite auch öfters Schmetterlinge im Bauch aufgetreten, sehr fragil - manchmal mehr, manchmal weniger. Sie fragte mich vor kurzem per Whatsapp, wie ich den nun für sie fühlen würde. Ich antwortete ihr, dass wir beim nächsten Treffen darüber sprechen können, ich so etwas nicht über Social Media klären werde.

Soweit so gut nun meine bedenken, diesbezüglich:

Ich werde sie nicht belügen. Meine Schmetterlinge im Bauch sind bei ihr allerdings manchmal mehr und manchmal kaum bis gar nicht vorhanden. Könnt ihr mir sagen, was da los ist, kennt ihr das? Bin da ja noch selber recht unerfahren - bisher kannte ich nur Verliebt über beide Ohren und das ständig oder eben nicht. Meine Erklärung: Kann es sein, dass ich das nun Normaler erlebe, das Ganze entspannt angehen kann und dass meine Verlustängste, Abhängigkeit etc. sich reduziert haben und ich deshalb so fühle? Sie ist bei weitem nicht das Zentrum meines Universums, wie es die Frauen vor ihr waren, vielleicht deshalb diese Schwankungen - ich lasse manchmal Nähe zu wenn ich es will (dann spüre ich auch die Verliebtheit) und manchmal bin ich mit ganz anderen Dingen beschäftigt (dann eben nichts).

Sonst noch zum Umgang damit: Ich stelle mir das als keine sehr schöne Erklärung meiner Gefühle für sie vor. Kann ihr jetzt schlecht mitteilen: Manchmal bin ich verliebt in dich und manchmal nicht, dann mag ich dich nur gern Ich weiß nicht, ob es dann nicht momentan noch die bessere Option ist, dies für mich zu behalten und es erstmals in die Richtung - ich muss mir meinen Gefühlen für dich noch selbst klar werden, zu halten. Wie würdet ihr diesbezüglich zum momentanen Zeitpunkt vorgehen?

Vielen Dank und liebe Grüße!

27.08.2018 20:05 • #1


Gorch_Fock
Hey Slow, willkommen hier. Und gut, dass Du dich schon mit manchem Buch zur Selbstreflektion beschäftigt hast (insb. auch Lob des Sechismus). Das sind halt zum Großteil auch PUA-Bibeln, was man nicht vergessen darf. Aber auch wenn man die Bücher schon mit etwas Lebenserfahrung gelesen hat, kann man erkennen, dass manches schon Sinn mach und einfach auch die eigene Aufmerksamkeit auf bestimmtes Verhalten fördert.
Du hast eine gute Zeit mit ihr, schläfst mit ihr. Damit löst Du bei ihr natürlich auch den Wunsch nach Bindung aus. Und das fragte sie bereits mehrfach von Dir ab.
Dahinter steht der Wunsch nach Exklusivität und auch die Freigabe sich gefühlsmäßig enger an Dich zu binden. Das musst Du natürlich wollen. Von Deinen Reaktionen her wirkt das Ganze jedoch nicht wirklich authentisch. Wenn Du etwas lockeres willst, musst Du das kommunzieren. Auch wenn es die Gefahr mit sich bringt, dass sie Schluss macht. Aber nur dann bis Du ehrlich und authentisch. Wenn sie nicht die Frau ist, für die Du innerlich brennst, ist das so. 22 ist ein schönes Alter, aber - mit etwas mehr Lebenserfahrung - wirst Du sehen, dass man hier noch lange nicht ausentwickelt ist. Diese Zeit ist gerade für junge Menschen wichtig, um Erfahrung zu sammeln. Das darfst Du, das darf aber auch sie. Da ist nichts verwerfliches dran. Was man aber lernen kann, ist das ganze ehrlich rüberzubringen. Auch wenn es mal schwierig ist. Es schützt Euch beide davor, genau die Fehler zu machen, die andere mit Mitte 30 tun. Sich selbst zu belügen, in halbgaren Partnerschaften zu bleiben und auf einmal vom Partner zu hören Tut mir leid, ich fühle nichts mehr für Dich. Das wars.

27.08.2018 20:22 • x 2 #2


A


Kann es schaden meine Gefühle zu äußern

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S
Danke. Hab mich heute mit ihr getroffen. Habe zuvor nochmals in mich hinein gehört und kam zu dem Entschluss - sie ist eine tolle Frau, wir hatten eine schöne Zeit, mein Feuer brennt allerdings nicht für sie, wie sich das für eine Kennenlernphase mit Beziehungsanbahnung gehören würde. Ich war ehrlich zu ihr und wir kamen zu dem Entschluss es ist besser wenn wir das Ganze zum jetzigen Zeitpunkt beenden. Ihre Gefühle für mich seien stärker, als das was ich ihr erwiderte. Mich schmerzte es tief sie vor mir weinen zu sehen, als wir uns verabschiedeten. Ich dachte allerdings es war die richtige Entscheidung so.

Mittlerweile zweifle ich bereits, erinne mich an ihr Lächeln, ihren tollen Humor und wieviel Spaß wir immer zusammen hatten, ihren Geruch, ihr Gesicht wenn sie sich beim kuscheln an meine Brust schmiegte. Ich versuche jetzt erst mal die Nerven zu behalten und mich zu sortieren und mich anderweitig zu beschäftigen

29.08.2018 19:31 • #3


Femira
Hey Slowmo,

ehrlich gesagt kenne ich das auch, dass sich die Verliebtheitsgefühle ändern können und dürfen. Ich gehe jetzt auch anders in eine Beziehung rein als mit Anfang 20: da flogen die Schmetterlinge, ich wäre am liebsten in ihn hineingekrochen usw. Heute gehe ich da erwachsener ran und ich habe das Gefühl, die Gefühle sind reifer, dafür weniger intensiv. Ich denke, dass dein mal da, mal nicht da normal ist und du nur nicht mehr so hormongesteuert bist

Da das Kind nun im Brunnen ist, ist es gut, dass du nochmal reflektierst. Ich kann mich auch bei euch irren, aber grundsätzlich empfindet man mit mehr Erfahrung und Reflexion natürlich etwas anders.

29.08.2018 20:11 • x 2 #4


H
Hi!

Zitat von slowmo:
In dieser Zeit beschäftigte ich mich sehr mit meiner Persönlichkeit, las auch Bücher wie Nie mehr Mr. Nice Guy oder Ein Lob dem S., falls das jemanden von euch etwas sagt.


Nee, kenne ich nicht.
Klingt für mich aber nach einem schönen Lagerfeuer.


Zitat von slowmo:
Ich lernte vor 2-3 Monaten ein neues Mädchen (22 Jahre) kennen.


Mit 22 ist ein Mädchen eine Frau.


Zitat von slowmo:
sie ist optisch genau mein Typ - wunderhübsche Frau, toller Charakter, super Gesprächsbasis und gegenseitig sehr liebevoller, respektvoller Umgang - es passt objektiv gesehen von meiner Seite aus alles an ihr. Dass trotzdem nicht mehr Gefühle für sie aufgetreten sind verwunderte mich etwas,


Mich nicht. Oberflächlichkeiten, jedenfalls klingt es wie das Abklappern einer Liste für den Weihnachtsmann.

Es tut mir von Herzen leid, dass Du solch schrecklichen Liebeskummer erleiden musstest.
Aber das ist auch eine Chance, in sich hineinzuhören, wer man wirklich ist und was man wirklich will. Das Wissen über irgendwelche kurzfristigen Aufreißertipps verschafft Dir vielleicht kurzfristig einen guten Satz für Dein Ego, aber das ist eben auch nur eins: Kurzfristig.

29.08.2018 20:35 • x 1 #5


Femira
Zitat:
.Klingt für mich aber nach einem schönen Lagerfeuer.

DAS ist witzig!

Trotzdem an sich schön, dass du dich versuchst, zu informieren und zu reflektieren. Ich denke aber auch, dass es die falsche Literatur ist.

29.08.2018 20:41 • #6


H
Zitat von Femira:
Ich denke aber auch, dass es die falsche Literatur ist.


Ja!
Man wünscht sich ja in einem ersten Impuls glatt das Bücherverbot.

Ich frag mich auch, was das für eine Therapie ist, wenn ich danach daraufkomme, mich mittels Büchern (und ich sage absichtlich jetzt nicht Literatur) in einen selbstabtauenden Gefrierschrank zu verwandeln.

Lieber TE, eine Frau weiß es zu schätzen, wenn ein Mann mit seinen Gefühlen umgehen kann. Lass Dich nicht in irgendwas mechanisches verwandeln

29.08.2018 20:47 • x 2 #7


S
Keine Sorge diese Bücher sah ich für mich als Input, empfand viel als sehr übertrieben dargestellt und die dort beschrieben Umgangsweisen mit Frauen nicht als das, was ich anstrebe zu werden. Sie zeigten mir jedoch ziemlich das Gegenteil meines früheren Verhaltens als Optionen für meinen Umgang mit einer Frau auf. Und ich heiße weder meinen alten Umgang, noch den in diesen Büchern beschrieben Umgang für gut - ich habe noch viel zu lernen diesbezüglich. Mein Ziel wäre es hier ein gesundes Mittelmaß zu finden, momentan erwische ich mich dabei in einen der beiden Pole überzureagieren. Die Therapie ist noch am Laufen, ich fühle mich diesbezüglich noch sehr unvollendet und schätze so niemals eine gesunde Beziehung herzukriegen, was mich sehr fertig macht.

29.08.2018 21:29 • x 1 #8


H
Ok, hab ich verstanden.

Ich finde es gut, wenn Du Dir weiter Hilfe holst, wenn sie Dir gut tut.

Du bist noch recht jung. Klingt immer bekloppt, aber es wird nicht unbedingt komplizierter, wenn man älter wird. Mir war nur wichtig, dass Du nicht in diesen Irrglauben verfällst: Ich hatte Pech mit einer Frau, also les ich mir mal ne Technik an und schon tanzen die Puppen nach meiner Pfeife.
Wenn das alles so einfach wäre, dann gäbe es nicht seit 2000 Jahren Liebesgeschichten in sämtlicher Kunst. Und das ist sicher auch kein Weg ins Glück.
Zu sich und seinen Gefühlen zu stehen ist nicht der falsche Weg (um Deinen Threadtitel zu beantworten). Die Frau, von der Du hier erzählst, trat vielleicht auch zu früh in Dein Leben, wer weiß.
Ich wünsche Dir weiter einen spannenden Weg zu Dir

Alles Gute
Helli

29.08.2018 21:41 • #9


A


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