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Kein Kinderwunsch, Trennung

T
Liebes Forum,

ich schreibe hier, weil ich gerade eine sehr schwierige Zeit durchmache und hoffe, dass es vielleicht Menschen mit ähnlichen Geschichten oder zumindest ein paar aufmunternden Worten gibt, und um meine Gedanken etwas zu sortieren.

Ich bin 33 und habe mich gerade nach 4 Jahren Beziehung von meinem Partner getrennt, weil sich bei mir einfach kein Kinderwunsch einstellen wollte. Seit etwa 1,5 Jahren diskutierten wir das Thema häufig (er ist etwas älter als ich und war bereit für Familiengründung). Ich war mir ehrlich gesagt nie ganz sicher, ob ich eines Tages Kinder möchte, was er auch von Anfang an wusste, ging aber immer davon aus, dass sich mit dem richtigen Mann dieser Wunsch irgendwann von selbst entwickeln würde. Dem war aber bis heute nicht so, weswegen ich auch vor ein paar Tagen die Trennung ausgesprochen habe.

Ich war allerdings nicht auf diesen Liebeskummer und den Schwall der Gefühle vorbereitet, die jetzt auf mich einprasseln.

Ich kann nicht schlafen, nicht essen, meine Gedanken kreisen ununterbrochen. Ich glaube, ich habe noch nie so viel geweint wie die letzten Tage. Bei meinen vorherigen Trennungen war in beiden Beziehung schon länger die Luft raus, weswegen es mir relativ leicht fiel, damit abzuschließen. Diesmal war es eine rationale Entscheidung, nicht aus mangelnder Liebe.

Ich habe riesige Angst, diese Entscheidung irgendwann zu bereuen, einen Fehler gemacht zu haben, andererseits kommen auch viele Gedanken an all die Dinge hoch, die in unserer Beziehung nicht gut gelaufen sind, und die ein Kind wahrscheinlich noch verschärft hätte. Ich habe außerdem Angst, mit 33 nochmal neu anzufangen, weiß nicht, ob ich nochmal jemanden kennenlernen werde, der ebenfalls keine Kinder möchte, oder so wie ich zumindest unentschlossen ist. Dazu kommen riesige Schuldgefühle ihm gegenüber, weil ich ihn quasi hingehalten habe und ich ihn nach all den Jahren enttäuschen musste, wenn auch nicht mit Absicht.

Ich habe mich von meinem Partner emotional zu abhängig gemacht, weswegen ich seit einem Jahr in Therapie bin. Seither habe ich mich zwar sehr verändert, aber gerade jetzt übermannen mich diese schlimmen Gefühle der Einsamkeit und die Angst vorm Alleinsein wieder so richtig.

Ich könnte wahrscheinlich noch stundenlang schreiben, was mir gerade alles durch den Kopf geistert, will es damit aber mal belassen. Danke euch fürs Lesen.

09.07.2023 09:56 • x 4 #1


Ayaka
Zitat von T-Spoon:
Dazu kommen riesige Schuldgefühle ihm gegenüber, weil ich ihn quasi hingehalten habe und ich ihn nach all den Jahren enttäuschen musste, wenn auch nicht mit Absicht.

Wieso denn, du hast doch klar kommuniziert, dass du noch unschlüssig bisst - das kann eben auch bedeuten, dass sich der Kinderwunsch nicht einstellt.

Bei mir war es ähnlich wie bei dir - Anfang 30 war ich eher noch ambivalent, so ab 35 war es sonnenklar, dass ich keine Kinder haben will. Das ist nun mal ein triftiger Grund sich zu trennen und ich würde jeder Frau die sich Kinder wünscht raten, einen Mann zu verlassen, der keine will und umgekehrt. Da lassen sich keine Kompromisse finden.

Alleine wirst du damit bzw. deswegen nicht bleiben - es gibt genug Menschen die ähnlich denken und auch Partner suchen, die keine Kinder (mehr) wollen.

Auch wenn es sehr weh tut, es war die richtige Entscheidung ihn gehen zu lassen und ihm somit auch die Chance zu geben seinen Wunsch von Familie zu erfüllen. Das zeichnet dich aus!

09.07.2023 10:08 • x 5 #2


A


Kein Kinderwunsch, Trennung

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D
Zitat von T-Spoon:
Liebes Forum, ich schreibe hier, weil ich gerade eine sehr schwierige Zeit durchmache und hoffe, dass es vielleicht Menschen mit ähnlichen Geschichten oder zumindest ein paar aufmunternden Worten gibt, und um meine Gedanken etwas zu sortieren. Ich bin 33 und habe mich gerade nach 4 Jahren Beziehung von meinem Partner ...

War es wirklich nur dein Kinderwunsch, der zu der Trennung geführt hat?

Oder war es eher, dass du das Gefühl hattest er wäre einfach nicht der Richtige für Kinder?
Da er ja offensichtlich Kinder wollte liegt es ja in und an dir, dass du dies mit ihm nicht gefühlt hast.

Die Frage ist, und die musst du dir ehrlich stellen, WILLST du überhaupt Kinder?
Denn darum geht es. Es ist deine Entscheidung.

Lag es wirklich nur daran, oder war da noch mehr? Diese Frage musst du für dich beantworten, wenn du nicht das Gefühl haben willst einen Fehler gemacht zu haben.
Du sagst, dass du nie wirklich wusstest ob du Kinder willst. Wenn man Kinder will WEISS man das einfach. Natürlich kann sich sowas ändern, aber mit 33 ist es ja doch schon eine lange Zeit des Nicht-Wollens.
Mal abgesehen davon, dass ab 35 Jahren jede Schwangerschaft medizinisch als Risikoschwangerschaft betrachtet wird, da es für Frauen mit forschreitendem Alter immer schwieriger wird zum einen Schwanger zu werden und zum anderen diese Schwangerschaft zu erhalten. Das heißt nicht, dass es nicht geht und schon garnicht, dass es unmöglich wird, die Welt ist voller Beispiele, die genau das Gegenteil beweisen, aber die Gründe sind halt da.

Hast du ihm je explizit gesagt, dass du wahrscheinlich keine Kinder willst? Wenn ja, wie war seine Reaktion.

Denn wenn es nur der Kinderwunsch ist und sonst alles andere wirklich in Ordnung ist, dann solltest du dir überlegen, wo und was das Problem in deiner Beziehung wirklich ist. Sonst wirst du die Frage nach dem Fehler noch lange mit dir rumtragen.
EDIT:
Vergiss nicht, auch wenn es gesellschaftlich immer gern so dargestellt wird, es ist nicht deine Aufgabe Kinder in die Welt zu setzen. Wenn du es nicht willst, dann ist das so. Und wenn dein Partner das mitträgt, dann ist alles fein. Es geht sonst niemanden was an.

09.07.2023 10:08 • #3


T
Zitat von Dauerverliebt:
War es wirklich nur dein Kinderwunsch, der zu der Trennung geführt hat? Oder war es eher, dass du das Gefühl hattest er wäre einfach nicht der Richtige für Kinder? Da er ja offensichtlich Kinder wollte liegt es ja in und an dir, dass du dies mit ihm nicht gefühlt hast. Die Frage ist, und ...


Danke Dir für Deine Antwort. Es stimmt schon, der Kinderwunsch war für mich nicht der einzige Grund für die Trennung. Wir haben eigentlich nie wirklich Alltag gelebt, obwohl wir fast Nachbarn sind. Er braucht sehr viel Freiraum und Zeit für sich, ich war demnach recht viel alleine die letzten Jahre und konnte mir ein Familienleben mit ihm gar nicht richtig vorstellen.

Außerdem hat er, zumindest seit ich ihn kenne, irgendwie kapituliert – er war mit seinem Job und ein paar anderen Dingen im Leben wahnsinnig unzufrieden, wollte aber nichts ändern. Daraus folgte für ihn der logische Schluß naja, dann muss es jetzt eben ein Kind sein. Das hat er auch so ähnlich formuliert. Ich will ihm diesen Wunsch auf keinen Fall absprechen, oder sagen, dass er nicht ernst gemeint war, ich fand aber die Ausgangssituation nicht ideal, um eine Familie zu planen. So etwas sollte nicht aus Resignation entschieden werden.

09.07.2023 10:27 • x 4 #4


D
Zitat von T-Spoon:
Danke Dir für Deine Antwort. Es stimmt schon, der Kinderwunsch war für mich nicht der einzige Grund für die Trennung. Wir haben eigentlich nie wirklich Alltag gelebt, obwohl wir fast Nachbarn sind. Er braucht sehr viel Freiraum und Zeit für sich, ich war demnach recht viel alleine die letzten Jahre und konnte mir ...

Sorry, aber AHA!

Das macht weit mehr Sinn. Wenn er das Kind nur als Krücke betrachtet seinem gescheiterten Leben einen Sinn zu geben, dann wäre das zum Scheitern verurteilt. Kinder sind kein Spielzeug. Das ist ähnlich veheerend wie sich einen Hund zuzulegen, weil etwas fehlt ohne sich über die weiteren Folgen Gedanken zu machen.
Ich denke, deine Entscheidung war richtig. Denn, und da spekuliere ich jetzt mal ins Blaue und denke wir treffen uns gleich am gleichen Ort, es dürfte auch bei dir das Gefühl gegeben haben, dass es irgendwann dich treffen wird un der dich fallen läßt, wenn seine Unzufriedenheit weiter wächst. Den Weg kannst du hier im Forum nachlesen. Meist mit Kindern involviert und vielbösem Blut und viel Trauer und leider mehr als weniger oft Betrug.

Du hast im Grunde genommen nur als erste gehandelt. Das hat weniger mit einem Kinderwunsch zu tun als damit, dass die ganze Beziehung schief war.
Ich hoffe, dass du die Stärke hast, nicht dem was-wäre-wenn anheim zu fallen und es noch einmal zu versuchen. Solange er sich und sein Leben nicht auf die Spur bekommt wird das nichts.

Versuch zu heilen. Leb dein Leben. Und glaube mir, es gibt da draußen einige Väter mit hübschen Söhnen, die nicht eine latente Unzufriedenheit mit sich rumtragen

09.07.2023 10:36 • x 1 #5


Ayaka
Zitat von T-Spoon:
Er braucht sehr viel Freiraum und Zeit für sich, ich war demnach recht viel alleine die letzten Jahre und konnte mir ein Familienleben mit ihm gar nicht richtig vorstellen.

Wow, perfekte Voraussetzungen, um ein Kind in die Welt zu setzen...

Entschuldige meinen Sarkasmus, aber da fällt mir echt nichts mehr ein und bin ganz bei @Dauerverliebt - ich mein ihr habt ja nicht mal eine Weile zusammengelebt und dann soll ein Kind her? Er hat dann weiterhin Freiraum und Zeit für sich und so sollst dann wohl seinen Selbstverwirklichungstrip zuhause hüten...

Vielleicht ist es ja so, dass du Kinder gar nicht kategorisch ausschließt, lass dir mal Zeit das zu bewerten. Klar ist für mich, dass dieser Mann sowieso kein Vater-Material ist, da kommen bei jeder halbwegs intelligenten und rational begabten Frau keine Muttergefühle auf.

09.07.2023 10:46 • x 4 #6


A
Die Art und Weise eurer Beziehung und sein kinderwunsch passen für mich irgendwie nicht zusammen. Da entsteht nicht gerade die Vorstellung, ein gemeinsames Nest aufzubauen. So wie ich dich verstanden habe, hättest du ja gerne mehr Nähe und Gemeinsamkeit gehabt.
Ich würde mal in dich gehen, ob du wirklich kein Kind willst oder eher in dieser Beziehung zu recht keines wolltest, da du dich allein gelassen gefühlt hast.

09.07.2023 10:59 • x 2 #7


T
Vielen Dank für eure Antworten, das hilft mir, etwas klarer zu sehen und zeigt mir auch, dass meine Entscheidung richtig war, selbst wenn ich gerade sehr traurig bin und bestimmt noch ein paar Mal Zweifel auftauchen.

Nur um eines zu korrigieren: Wir wollten Ende des Jahres erst mal zusammenziehen, nicht von jetzt auf gleich ein Kind haben. Trotzdem wollte ich nicht noch 1, 2 Jahre warten und die Entscheidung aufschieben.

Dauerverliebt hat es recht gut auf den Punkt gebracht: Latent hatte ich immer die Angst, irgendwann von ihm fallen gelassen zu werden, eben wegen dieser ständigen Unzufriedenheit. Das heißt nicht, dass ich alles richtig gemacht habe (ich gehe ja nicht umsonst in Therapie), aber ich habe zumindest versucht, an meinen eigenen Baustellen zu arbeiten. Vielleicht war die Trennung ja auch das Resultat daraus.

09.07.2023 11:08 • x 4 #8


Ayaka
Zitat von T-Spoon:
Das heißt nicht, dass ich alles richtig gemacht habe (ich gehe ja nicht umsonst in Therapie), aber ich habe zumindest versucht, an meinen eigenen Baustellen zu arbeiten. Vielleicht war die Trennung ja auch das Resultat daraus.

weiter reflektieren, denke so ganz einfach Trennung wegen Kinderwunsch ist es nicht... ich hab das Gefühl du wirst klarer und deutlich gestärkt aus dieser Trennung hervorgehen.

Gib dir nur die Zeit die du brauchst und steck die Energie rein nicht mit der ersten offensichtlichen Antwort zufrieden zu sein. Dass du trotz all dem sehr traurig bist kann ich gut verstehen, nicht selten leiden die Verlasser genauso wie die Verlassenen. Es gibt eben auch Gründe wegen der man geht, die man selbst nicht ändern aber auf Dauer auch nicht leben kann.

09.07.2023 11:13 • x 2 #9


D
Zitat von T-Spoon:
Vielen Dank für eure Antworten, das hilft mir, etwas klarer zu sehen und zeigt mir auch, dass meine Entscheidung richtig war, selbst wenn ich gerade sehr traurig bin und bestimmt noch ein paar Mal Zweifel auftauchen. Nur um eines zu korrigieren: Wir wollten Ende des Jahres erst mal zusammenziehen, nicht von jetzt auf ...

Sei traurig, weine, schreie, bemitleide dich selber. Kauf dir eine Tonne Schokoeis und esse die mit einem großen Löffel während du Leonardo DiCarpio beim absaufen zuschaust (Titanic) oder Ken Watanabe beim sterben im MG-Feuer in Shiroyama (Last Samurai). Höre dir das Gedicht von Keanu Reeves am Ende von 47 Ronin.
Lass es einfach fliessen.
Geh shoppen und kauf dir aus Frust Sachen, die du nicht brauchst um später darüber den Kopf zu schütteln. Geh raus, mit Freunden und lenk dich ab.

Es wird besser werden. Nur eines tu nicht: Frage dich nicht ob du einen Fehler gemacht hast.
Denn diese Antwort ist einfach: Nein.

09.07.2023 11:27 • x 4 #10


Schnitzel2000
Zitat von Dauerverliebt:
Leonardo DiCarpio beim absaufen zuschaust (Titanic) oder Ken Watanabe beim sterben im MG-Feuer in Shiroyama (Last Samurai). Höre dir das Gedicht von Keanu Reeves am Ende von 47 Ronin.

danke für die Tipps! bei der nächsten akutphase wird das herangezogen

10.07.2023 16:29 • #11


A


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