Krise oder doch Aus? 18 Jahre - nun ist seine Liebe weg

E
Hallo. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hier lande und weinend in einem Forum mein Herz ausschütte. Aber das wird wohl der erste Schritt der Erkenntnis sein. Dabei tut es einfach nur weh - und zig Gedanken sind im Kopf. Vielleicht helft ihr mir diese ein wenig zu ordnen oder ihr hört mir einfach dankend zu. Aber Vorsicht - es wird lang

Mein Mann und ich sind beide um die 40, kennen uns wie gesagt 18 Jahre und sind fast 10 Jahre verheiratet. Vor 5 Jahren wurden wir Eltern, pünktlich zum Einzug ins neue Haus.
Das Glück schien perfekt....zumindest für mich - bis vor ein paar Monaten...obwohl auch ich zuvor Phasen hatte, an denen ich soweit war, dass ich zu ihm sagte, ich kann so nicht mehr weiter machen. Aber dann dachte ich wieder: Wenn die Liebe stimmt, kann man auch diese Phasen meistern....dabei war damals schon ein Stück Liebe bei ihm weg...

Doch fange ich mal ein wenig in der Vergangenheit an - obwohl wir beide nicht sagen können, wann es genau angefangen hat - mit dieser Krise (sofern es immer noch nur eine schwere Krise ist). Zumindest sind wir durch das viele Reden die letzte Zeit etwas schlauer, weshalb wir jetzt da stehen.

Vor etwa einem halben Jahr waren wir wohl beide an einem Punkt der Beziehung, an dem wir nicht mehr reden wollten. Ich habe zuviel gemeckert, wurde ab und zu laut, weil ich das Gefühl hatte, ansonsten hört er mir nicht zu. Fühlte mich nicht mehr wichtig in seinem Leben. Das Gemeckere nervte ihn, mein Temperament, was er früher liebte (das sagte er die Tage mal) konnte er nicht mehr ertragen, weil immer mehr die Liebe verschwand. Früher dachte er, so ist sie halt, sie hat viel mitgemacht. Jetzt und eben irgendwann vor Monaten dachte er: Ich will das nimmer. Er will sich nicht mehr rechtfertigen. Er hat sich aufgrund meinen Aussetzern nicht mehr geliebt gefühlt, zog sich zurück, machte alles mit sich allein aus. Ich blinde Kuh sah das nicht, weil ich eben dachte, wenn man sich liebt, kann man auch mal Krach haben. Doch habe ich gemerkt, dass er anders wurde, weil er mir aber keine Liebe schenkte, schenkte ich ihm auch keine. Eine Teufelskreis.

Durch seine Schichtarbeit haben wir eh wenig Zeit miteinander - zu zweit und als Familie (er hat seine Dienst-Tage meist auf das WE gelegt, da ich unter der Woche arbeite; so war immer einer von uns fürs Kind da) - aber eben Zeit zu 3. oder erst Recht zu 2. hatten wir selten. Wenn wir dann Zusammen waren, mussten andere Dinge wie Garten, Haushalt, Hobby erledigt werden. Ich war genervt, wenn er mal am WE frei hatte, dass er trotzdem seinen Sport machte (weil ich bislang immer von mir ausging; ich mache erst Sport oder mein Hobby, wenn nix anderes ist - und da immer was war, habe ich dann halt nix für mich gemacht - und das habe ich eben auch von ihm erwartet) - er war unzufrieden mit sich, mit seinem Leben und der Beziehung und sagte nichts....obwohl ich ab und zu fragte, ob er denn glücklich ist. Seine Worte: Natürlich ist er glücklich, er hat alles, was er sich gewünscht hat.

Ende Januar begann er dann doch mal zu reden. Es war wieder ein blöder Streit - wegen eines Satzes von mir, den er früher als Witz verstanden hätte, weil ich ihn auch als Witz gesagt habe.
So lief es ja auch schon Wochen vorher; bei jeder Kleinigkeit nervten wir uns an. Er eher still, ich dann kurz laut und dann war es gut (für mich - für ihn nicht).

Er meinte, er wisse nicht mehr, was er möchte. So kann es nicht mehr weitergehen. Er gehe daran kaputt. Habe all seine Fröhlichkeit verloren. Fühlt sich eingeengt (eine Freundin von mir meinte, ob er nicht eine Depression oder Midlife Krise hat?]. Auf meine Frage, ob er mich denn noch liebt, antwortete er mit einer Gegenfrage, ob ich ihn noch liebe. Worauf ich sagte: Ja - auch wenn es nicht immer den Anschein hat.
Er sagte mir, er will mich nicht verlieren, unsere Ehe nicht aufgeben, gab mir Zuversicht, wir können es schaffen. Er sagte mir all das, was ihn seit Monaten stört, versuchte zu erklären, wie es ihn ihm aussieht. Er entschuldigte sich, weil er so lange gewartet hat mit dem Reden usw.
Ich hab mich in diesem Moment angelogen gefühlt, weil er die ganze Zeit nicht ehrlich war zu mir. Mir fiel es aber auch wie Schuppen von den Augen, wie ich doch manchmal zu ihm war, was mir immer noch unsaglich leid tut. (jetzt ist mir auch klar, dass ich oft zuviel erwartet habe, dass er seinen Sport brauch, dass Respekt auch zur Liebe gehört)
Er meinte aber auch, nicht alles in den letzten Monaten sei schlimm gewesen, wir hatten ja auch gute Tage. Aber die paar schlechten, zerstörten sehr viel in ihm. Ich solle ihm einfach Zeit geben.

Ich gab sie ihm. Ich versuchte, wieder mehr auf ihn einzugehen, mich für ihn zu interessieren. Habe viel nachgedacht über meine Fehler und war zuversichtlich. Ich merkte aber auch, er tut sich schwer mit dem Aufeinander zugehen, sich besinnen, was wir doch mal hatten / oder noch haben.
Ein paar Wochen ging es gut - sagen wir mal, wir lebten höflich miteinander - aber richtig auseinander gesetzt damit haben wir uns nicht.

Vor 3 Wochen dann fragte er mich, wie es nun weitergeht. Bei diesem Gespräch fragte ich ihn, ob er mich noch liebt wie zur Hochzeit. Er sagte Ich glaube NEIN.
Mein Boden war weg unter den Füßen, mein Herz schmerzt bis heute.

Seitdem haben wir alles durch. Streiten, weinen, schweigen. Vorwürfe, Reden, Zweifel. Unser Kind merkt dies natürlich, hat sich auch ein wenig geändert, ist eher aggressiv zu seinem Vater. Momentan geht es wieder. Unser Kind sagt: Ich hab dich lieb, Mama und ich hab dich lieb, Papa.

Wir haben eine Paartherapie begonnen; waren nun 3 x dort. Die erste Woche nach dem ich glaube nein war ich bemüht, wollte ihm Zuneigung geben, die Hand nehmen beim Spazierengehen. Habe auf jedes Zeichen gehofft. Jedes Mal schmerzte es, wenn kein Zeichen kam. Manchmal hat er zwar die Hand genommen, aber nicht gedrückt, so wie früher. Flüchtige Küsschen beim außer Haus gehen, heim kommen und ins Bett gehen.
Irgendwann beim nächsten Streit meinte er, wenn ich weiter so dränge, schiebe ich ihn in eine Entscheidung, die dann negativ für uns ausfällt.

Der Therapeut meinte, wenn nicht klar ist, ob Trennung ja oder nein; warum überstürzen. Lieben heißt auch zu warten. Hier im Forum fand ich einen guten Spruch: Lerne warten, bis sich die Dinge ändern oder Dein Herz.
Ich nahm es mir vor - habe nun meine Versuche für Nähe beendet. Die letzten 2 Wochen habe ich mir gedacht, ob er nun in ein paar Wochen für immer Nein sagt oder gleich oder noch später - ich lasse ihm die Zeit.
Dann denke ich wieder, er hat MONATELANG alles mit sich ausgemacht - wieviel Zeit braucht er noch?
Er muss doch irgendwann mal wissen, was er will. Manchmal habe ich das Gefühl, er hat einfach Angst vor der Trennung, was danach kommt. Als ich sagte, ich versuche, das Haus allein zu halten, damit unser Kind nicht neben der Trennung der Eltern noch sein gewohntes Umfeld verliert, war er ziemlich erleichtert.
Ich versuche zwar, normalen Small-Talk über Arbeit und Co. zu führen, aber meist habe ich das Gefühl, er will es gar nicht.

Er sagt, er würde gern alles ändern, kann es aber nicht. Bei der Therapie sagte er, seine Liebe ist zwischen 3 und 5 von einer Skala von 0 bis 10 (10 ist Liebe pur). Ich habe eher das Gefühl, sie ist abgesunken auf 1 oder 2.
Er sagt auch, es tut ihm leid, mich so leiden zu sehen, ich habe das alles nicht verdient.

Diese Woche habe ich bei der Bank angerufen, um nach Möglichkeiten zu suchen, wie es weitergeht mit dem Haus. Ich habe vor, auch mal zur Beratung zum Anwalt zu gehen.
Habe ihm das heute gesagt. Ich möchte nicht ungewiss dastehen, sollte er irgendwann doch meinen, er ziehe den Schlußstrich. Soll ich warten, bis er Nein sagt und dann soll ich erst mit der Planung anfangen? Ich kann das nicht.
Ich muss wissen, was kommt auf mich zu, wenn er (irgendwann vielleicht) Nein sagt.

Ich habe ihn gefragt, wie er sich fühlt, wenn er das hört, dass ich zur Bank gehe und zum Anwalt. Er meinte, das ist konsequent und er kann es verstehen. Ich habe ihm heut auch vorgeschlagen, ob es doch nicht sinnvoller ist, dass er auszieht. Ich merke, wie sehr ich darunter leide, ihn täglich zu sehen, keine Liebe und Zuneigung von ihm zu bekommen.
Wir haben heute beide wieder viel geweint, weil uns beiden klar ist, dass nix mehr ist wie zuvor, wenn wir uns trennen.
Unser Kind wird auch ein Trennungskind wie wir beide eins sind. Wir wollten es mal besser machen....

Einerseits kann ich es mir nicht vorstellen, dass wir auseinander gehen, dass er auszieht. Andererseits kann ich nicht noch ne längere Zeit so aneinander / miteinander leben. Es schmerzt zu sehr.
Manchmal liest man ja, dass Abstand helfen soll; damit er wieder weiß, was richtig ist. Aber mein Mann hat schon zum Therapeut gesagt, wenn Trennung, dann kein zurück mehr...

War es nun falsch, dass ich gesagt habe, es ist wohl besser, er zieht aus? Ist es falsch, überhaupt was zu machen? Aber nehm ich mir dann nicht noch selbst die Würde? Und geh daran kaputt? Ich habe schon 5 kg abgenommen, meine Haare fallen mir aus - lohnt es sich so zu leiden?
Andererseits will ich uns nicht aufgeben; er ist der Mann, mit dem ich bis ans Lebensende will. Wir hatten vor unserer Hochzeit schon mal eine Krise - aber da war bei beiden die Liebe da.

Ich weiß; hier im Forum sagen alle, denk an Dich. Besinne dich auf das, was dir Freude macht. Ich nehme mir es wirklich oft vor; es klappt nur selten.

Nach außen waren wir den Schein, es wissen nur eine Freundin von mir und ein befreundetes Paar (die alle drei nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen). Auch das fällt schwer für mich - mit ihm was zu unternehmen - als Paar, als Familie, obwohl ich derzeit nicht das Paargefühl habe.

Ich weiß einfach nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Ich habe soviel gelesen, hier im Forum, in einem Buch, das ich mir gekauft habe - und bin trotzdem nicht schlauer.

Nun gut, zumindest geht es mir gerade ein wenig besser, die Tränen haben mal kurz aufgehört. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht in den nächsten Tagen. Am liebsten wäre mir, er sagt die nächsten Tage, durch meinen Vorschlag Auszug ist ihm klar gewordern, dass er das nicht will und dass er über seinen Schatten springt und anfängt für unsere Liebe zu kämpfen. Sich auf das Positive besinnt.
Aber ich glaube eher, das ist Wunschdenken.
Ich bin gespannt...

16.03.2013 00:18 • #1


R
Abwarten, genau das ist der richtige weg! Auf keinen fall überstürzen oder ihn unter Druck setzen! Euer Therapeut hat recht: liebe heißt warten! Eine Zeitangabe gibt es da nicht, das kann auch Monate dauern!

16.03.2013 10:32 • #2


E
Abwarten...nur wie soll das Warten aussehen?
Zusammen im Haus (wie soll er da wieder Gefühle für mich entwickeln, wenn er derzeit nicht auf mich zugehen kann? Wie geht man in dieser Zeit miteinander um?]
Oder getrennt in zwei Wohnungen (kommen dann eher wieder Gefühle bei ihm; so nach dem Motto: Ich vermisse sie doch? Oder er vermisst nur das Drum herum?]

Ich habe auch Angst, wenn er auszieht, ist er schneller offen für was Neues. Mir ist klar, dass das auch passieren kann, wenn er hier bleibt - aber die Angst ist größer, wenn er auszieht...

16.03.2013 13:45 • #3




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