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Lebenskrise des Partners - Trennung oder gemeinsam

P
Liebe Forengemeinde,

vor knapp einem Jahr habt ihr mir sehr geholfen nach der sehr bitteren Trennung von meinem (nun bald Ex-) Mann.

Nun hoffe ich wieder auf Rat, Meinungen und Hilfe:

Ich bin mir so unsicher wie ich mich verhalten soll.

Ich habe vor vier Monaten einen neuen Partner gefunden.
Wir haben uns über ein Online-Portal kennengelernt, wohnen nur 15 Minuten voneinander entfernt und haben eine sehr breite Basis was Ansichten, Lebensgewohnheiten (Frühaufsteher, bei offenem Fenster Schläfer, Kaffeetrinker, Weinliebhaber. ) angeht und auch ein paar gemeinsame Hobbies.
Ich bin 42 und habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben vielleicht noch ein Kind zu haben.
Daher hatte ich ganz explizit nur eine Beziehung mit einem Mann anfangen wollen, der sich ebenfalls noch über späten gemeinsamen Nachwuchs freuen würde. Falls es denn noch klappt.
Er hat zwar schon eigene erwachsene Kinder, aber er war der Idee ein weiteres Kind zu haben gegenüber sehr aufgeschlossen, freute sich sogar auf die Chance dieses Glück noch einmal zu teilen.
Wir hatten eine phantastische Zeit, die Bindung wurde tiefer und inniger und wir ließen es einfach drauf ankommen.
Er ist selbstständig und hat eine eigene Firma. Er hatte geplant sich in den nächsten Jahren etwas aus dem Tagesgeschäft herauszuziehen und beruflich kürzer zu treten. Dafür hatte er schon einen Geschäftsführer eingestellt und freute sich enorm auf die gemeinsame Zeit, vielleicht auch irgendwann zu dritt.
Nun sind mehrere Rückschläge in seiner Firma passiert, der neue Geschäftsführer entpuppt sich als Niete, einige wichtige Leute gehen, Aufträge gehen verloren, an vielen Ecken und Enden knirscht es.
Es ist nicht so dass er vor dem Ruin steht, aber die Firma ist sein Lebenswerk, sein Baby und er muss nun wieder voll ran um zu retten.
Er läuft seit vier Wochen von der Belastung her am Limit.
Er hat beispielsweise wieder angefangen an den Fingernägeln zu kauen.
Er verbrachte seit zwei Monaten den Großteil der Zeit mit der Firma oder mit mir, seine eigenen Interessen, Freunde und Familie kamen völlig zu kurz, was ihn enorm belastet.
Wir haben unsere gemeinsame Zeit reduziert, damit er mehr Zeit für sich hat. Damit hatte ich kein Problem.
Ich will ihm ja Raum geben.
Außerdem fing er schon Anfang des Jahres an, sich sorgen zu machen, ob er denn der Verantwortung einer erneuten Vaterschaft gewachsen wäre.
Er war auch beim Andrologen und hat ein Spermiogramm machen lassen. Dass war eher mittelprächtig bis schlecht (aber nicht aussichtslos und wohl in den Griff zu kriegen), was ihn auch sehr mitgenommen hat.

Er steigerte sich da ganz schön rein.
Malte sich alles mögliche aus, kalkulierte damit ein absoluter Über-Helikopter-Pappi zu sein.
Ich habe versucht ihn zu bremsen. Es ist ja noch nicht mal klar ob es überhaupt noch klappt!
Er wollte dann keinen S. mehr, erzählte von Verantwortungsgefühl und dass er sich darüber erst im Klaren werden müsse.
Wir hatten mehrere sehr intensive Gespräche.
Er will nun auch einen Termin bei dem Psychologen machen, der ihm schon im Rahmen seiner Scheidung (vor vielen Jahren) sehr geholfen hatte.
Am Sonntag fragte ich, wie es denn nun ganz praktisch mit uns weitergehen solle.
Er wusste es nicht, ich auch nicht.
Mein erster Impuls war, ihm mehr Raum zu geben um wieder zu sich zu finden, aus der Gedankenspirale raus.
Ich habe dann alle meine Sachen die ich bei ihm hatte zusammengepackt und sagte dass ich ihm Raum geben möchte.
Als er das gesehen hat, da fing er an zu weinen.
Er ist sonst eher ein nüchterner Kopf-Mensch, daher hat mich seine Emotionalität sehr bewegt.
Ich bin dann Sonntag abend heim gefahren (wir waren sonst immer 3-5 Tage der Woche zusammen, bei ihm) und weiß jetzt nicht weiter.
Er sagte, dass er sich sofort nach der ersten Sitzung beim Psychologen melden will.
Er sagte auch, dass es ihm sehr wichtig ist, dass ich nicht auf ihn warte ich solle mein eigenes Leben leben, sonst würde ihn das zu sehr unter Druck setzen.

Nun sind es erst zwei Tage, aber es zerreisst mich schon jetzt innerlich.
Ich liebe diesen Mann so sehr.
Und ich bin mir nun so unsicher ob es richtig war zu gehen und ihn mit seinen Problemen allein zu lassen.

Ich überlege nun, ob ich ihm einen Brief/ Mail schreibe in dem ich meine Unsicherheit erkläre und im schreibe wie sehr ich ihn Liebe und dass ich ihm so gerne helfen will damit wir wieder zueinander finden können.

Ist das gut? Oder bedrängt ihn dass wieder?

Ich bin ratlos.

Was denkt ihr?

Viele liebe Grüsse von ParadiSea

23.01.2018 18:15 • #1


L
Hmm und dafür würdest du auf deinen Kinderwunsch verzichten?

So blöd es jetzt auch klingen mag, aber für derartig labiles Verhalten, ist deine Zeit wirklich mehr als kostbar.

23.01.2018 18:49 • #2


A


Lebenskrise des Partners - Trennung oder gemeinsam

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S
Liebe Paradi Sea,

was für eine schöne Geschichte. Ehrlich das meine ich wirklich so wie ich es schreibe. Man liest Deine Liebe zu diesem Mann aus Deinen Zeilen heraus und das ist wirklich rührend. Also meiner Meinung nach, nix wie hin zu ihm. Nimm ihn fest in die Arme und sei für ihn da.

Der arme scheint ja im Moment total überfordert zu sein. Die beruflichen Schwierigkeiten, seine Familie und dann noch Du mit Deinem Kinderwunsch. Versteh mich nicht falsch, ich verstehe Dich da sehr gut. Ich habe zwar ein inzwischen erwachsenes und ein angeheiratetes pubertierendes Kind. Ich hätte aber sehr gerne noch weitere Kinder gehabt, was damals leider auch unerfüllt blieb. So etwas zu verarbeiten ist nicht einfach, aber es geht. Es gibt viele Dinge, mit denen man seinem Leben Sinn geben kann.

Also geh zu deinem Liebsten, geht diesen Weg gemeinsam. Entlaste ihn von deinem Kinderwunsch und sei für ihn da. Ihr schafft das, da bin ich mir ziemlich sicher.

Liebe Grüße
Shedia

23.01.2018 18:55 • x 1 #3


P
@ Leonie85

Natürlich ist meine Zeit kostbar.

Umso mehr trifft es mich nun, dass er da einen Rückzieher macht und mich quasi hängen lässt.

Ich bin nun hin und her gerissen.

Ich möchte die Beziehung nicht kampflos aufgeben, dazu liebe ich ihn zu sehr.

Vor allem um welchen Preis?
Soll mein Traum vom späten Familienglück die Taube auf dem Dach sein, für die ich den Spatz in der Hand einfach so wegflattern lasse?

Je nachdem in welche Statistik man schaut liegt die Chance dass es überhaupt noch einmal klappt (nicht pro Monat, sondern innerhalb von zwei Jahren!) bei 50% (bei den optimistischen) und nur 15% (bei den pessimistischen).
Ich werde ja dieses Jahr schon 43...

Es ist einfach eine grässliche Situation....
Die Uhr tickt und ich stehe zwischen kämpfen und hoffen oder gehen.

Aber wenn ich gehe, was dann?
Mich sofort wieder in eine neue Beziehung stürzen? Das kann ich nicht, wenn mein Herz noch an einem anderen hängt.

Warten bis die Wunde heilt, mit dem hohen Risiko meine Liebe verloren und meinen Wunsch nicht mehr erfüllt zu haben...
Nein, wohl auch kein guter Weg.

23.01.2018 20:10 • #4


L
Hast du mal drüber nachgedacht, die noch intakten Eizellen einfrieren zu lassen?

Würde deine Situation allgemein erleichtern und du könntest ihm auch wirklich noch etwas Zeit lassen.

Ich habe diese *Problematik* ja noch nicht, kann mir aber durchaus vorstellen wie schwierig die Gesamtsituation für dich ist.

23.01.2018 20:20 • #5


P
Laut Kinderwunschklinik und auch den Statistiken ist das in meinem Alter nicht mehr zu empfehlen.

Bei mir müsste man mindestens 20 besser 30 Eizellen einfrieren um wenigstens noch eine 50% Chance zu haben.
Pro Zyklus würde man aber bei mir nur 4-5 rauskriegen.
Macht also 5-6 Behandlungszyklen. Es muss immer ein Monat zwischendrin Pause sein.
Dauert also ein Jahr, mindestens, wenn es immer klappt.
Kosten pro Zyklus: ca. 2.500 - 3.000 Euro
Ich habe das schon einmal machen lassen (nicht zum Einfrieren der Eizellen, sondern weil ich mit meinem nun bald Ex-Mann einen Anlauf nehmen wollte und er auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen kann.
Für mich war es ein Gang durch die Hölle. Die Hormone machen einen ziemlich fertig und nach der Entnahme fiese Schmerzen.

Wenn das für dich in Frage kommen sollte, dann zögere damit nicht zu lang.
Umso jünger du bist, umso weniger Eizellen brauchst du einfrieren lassen und umso mehr kriegt man pro Zyklus raus.
Kann also sein, dass bei dir einmal (mit niedriger Hormon-Dosis) reicht und gut ist.

23.01.2018 21:10 • #6


L
In Deutschland sind strengere Auflagen und ein anderer Ablauf wie in Tschechien oder Österreich.

Ich würde dir mal die KIWU-Klinik Zech in Österreich ans Herz legen, sein ehem. Partner Uher hat sich Tschechien niedergesiedelt, als Alternative.

Mein bester Freund ist Mediziner und hat mir den Unterschied mal erklärt, kann mich jedoch nicht mehr genau erinnern. Auf alle Fälle kackt Deutschland in der Hinsicht völlig ab, deshalb ist deren Vorgang in Deutschland auch nicht erlaubt.

23.01.2018 21:28 • x 1 #7


P
Danke für den Tipp.
Bin selbst Naturwissenschaftlerin mit biomedizinischer Ausrichtung und arbeite an einem großen deutschen Universitätsklinikum.
Vom Ablauf der Eizellgewinnung her ist es überall ähnlich. Man kann mit mehr Hormonen ran gehen, aber das macht noch heftigere Nebenwirkungen.
Man kann auch mehr befruchtete Eizellen auf einmal einsetzen, dann ist die Schwangerschaftsrate, aber auch das Risiko für Mehrlinge höher.
Was im Ausland einfacher ist, und in D eher schwierig, das ist die Sache mit einer Spender-Eizelle.
Damit kann theoretisch auch eine fitte 70-jährige noch schwanger werden.
Aber es ist dann eben nicht das eigene.
Quasi eher wie ein selbst ausgetragenes Adoptivkind.
Da bin ich mir nicht so sicher ob ich so weit gehen möchte.
Einziger Weg im Ausland wäre noch die Übertragung von jungem Spender-Eizell-Plasma in die eignen alten Eizellen.
Das ist so eine Art Frischzellenkur für die eigenen alten Zellen, funktioniert aber nur bei bestimmten Vorraussetzungen.
Und dafür wird dann eine junge Eizelle getötet um eine andere alte wieder fitter zu machen.
Daher ist es in D nicht erlaubt.
Eizellen genießen einen besonderen Schutz.
Mit dem Hintergrund der grässlichen Forschung an Menschen im dritten Reich ist dieser strenge ethische Ansatz in D aber auch durchaus nachvollziehbar.

23.01.2018 22:34 • #8


B
Zitat:
Umso mehr trifft es mich nun, dass er da einen Rückzieher macht und mich quasi hängen lässt.


So ganz kann ich dein Verhalten nicht nachvollziehen, vor allem da du angibst ihn zu lieben. Einen Rückzieher seinerseits kann ich per se nicht erkennen, viel eher sehe ich einen Rückzieher deinerseits.
Er hat also seit gerade mal 2 Monaten mächtig Stress, da sein Lebenswerk an vielen Ecken und Kanten bröckelt, und du unzerstützt ihn mit zusätzlichem Druck durch Auszug und Kinderwunsch. Also genau dass, was er im Moment nicht gebrauchen kann.

23.01.2018 22:42 • x 1 #9


P
Hallo Bartan,

danke für deine Meinung, genau solche Gedanken quälen mich ja derzeit.

Die Sache mit dem Kinderwunsch war quasi Vorraussetzung dafür dass wir es miteinander versuchen.
Er stand da anfangs voll dahinter. Und nun stellt er plötzlich alles in Frage.
Daher mein Gefühl dass er mich da hänge lässt.
Aber natürlich habe ich auch Verständnis für seine aktuelle Situation.

Er sagte er braucht mehr Zeit für sich und dass es ihm wichtig ist dass ich nicht auf ihn warte.

Daher war mein erster Impuls ihn in Ruhe zu lassen und mich zurückzuziehen.

Mittlerweile zweifele ich ob es das Richtige war. Einerseits werde ich selbst krank durch diese Situation, die temporäre Trennung von ihm, da ich ihn immernoch wahnsinnig liebe.
Zudem gehört es für mich in einer Beziehung dazu, dem anderen in schwierigen Situationen zu helfen und so gut es geht beizustehen.
Andererseits hat er selbst den Wunsch nach Abstand geäußert.

Vielleicht war es ein Missverständnis. Er wollte einfach nur seltenere Treffen und mehr Zeit für sich und ich hab es als Wunsch nach temporärer Trennung aufgefasst.
Auch könnte es sein, dass er meinen abrupten Auszug als Wunsch nach Trennung interpretiert hat.

Ich habe ihm daher vorhin einen Brief geschrieben um meine Gedanken und Intentionen zu erklären.
Ich hoffe das Richtige getan zu haben.

23.01.2018 23:03 • #10


H
Ich finde für eine Zeitspanne von 4 Monaten dass sehr viel an Druck und Erwartungen gearbeitet wurde. Ich verstehe beide Seiten. Meiner Meinung nach muss das Tempo reduziert werden. Er hat Erfahrung mti Kinder und weiss, was das bedeutet. Und fühlt sich sehr gestresst. Und bei Dir tickt die biologische Uhr. Drohst bereits mit Trennung, redest bereits von Liebe. Für mich alles ein Tick zu schnell und chaotisch. Ich würde in so einer Situation fliehen. Ihr kennt doch euch kaum.

24.01.2018 11:00 • x 1 #11


A


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