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Leid entsteht im Kopf

Tsumitsuki
Ich habe es jetzt schon mehrfach gehört. Vor allem meine Mutter knallt es mir gerne vor den Kopf, da sie meine Situation nicht versteht und nicht verstehen will. „Leid entsteht nur im Kopf“. Ich habe mir dazu jetzt einfach mal ein par Gedanken zu gemacht.

Wenn ich leide, warum auch immer, dann mache ich mir über die verschiedensten Situationen und Ereignisse sehr viele Gedanken. Ich bin generell ein Mensch, dessen Kopf immer am arbeiten ist. Gedanken was war, was ist und was kommen mag. Dazu muss ich erwähnen, dass es bei mir in allerlei Hinsicht nicht sehr rosig aussieht. Schreckliche Zukungstängste, unglücklich verliebt und jede Menge privater Probleme. Ich habe also genug Material zum Kopfzerbrechen.

Mein Gedanke (haha und schon wieder nur am grübeln) wäre jetzt, was ist, wenn ich es einfach alles unterbinden würde? Ich meine damit jetzt nicht, mich vor der Realität zu verschließen und alles auszublenden. Sondern mir keine Gedanken mehr darüber mache, warum er mich nicht auch liebt, keine Gedanken mehr, warum es mir so schlecht geht, keine Gedanken mehr, dass ich keine Kraft mehr habe.

Stellt euch mal vor wir können diese negativen und nichts bringenden Gedankengänge einfach ausschalten. Wir könnten kontrolliert denken und würden tatsächlich nicht mehr so extrem leiden. Ich finde, dass ist irgendwie eine schöne Vorstellung. Ich werde jetzt einfach mal versuchen, danach zu leben. Schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Heute reiße ich mich in dieser Hinsicht ziemlich zusammen und siehe da, es geht mir schon etwas besser als gestern.

Was haltet ihr von diesem Gedankengang? Völliger Quatsch oder einen Versuch wert? Zu verlieren haben wir ja eigentlich nichts. Vielleicht hat der ein oder andere von euch ja irgendetwas dazu beizusteuern. Bin auf Antworten gespannt.

LG Tsumi

03.05.2015 13:45 • x 1 #1


T
Ja, gute Gedankengänge in die richtige Richtung! Ich denke man muss die Denkrichtung ändern. Das geht nicht von Heute auf Morgen aber es geht. Strategien für einen selbst wie man aufkommende Gedanken schnell unterbindet und sich anderen Gedankengängen widmet!
Da kann man ganz pragmatisch vorgehen. Liste im Kopf und dann zur Anwendung.

Bsp: Ich denke dran....sch....also ab zum Joggen und Kopfhörer auf oder....

03.05.2015 14:09 • #2


A


Leid entsteht im Kopf

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Tiefes Meer
Hallo Tsuni,

ich finde Du bist da auf einer guten Fährte und denke auch, dass Leid (im Gegensatz zu Schmerz) überwiegend was ist, was im eigenen Kopf stattfindet. Vor einiger Zeit habe ich zur Unterscheidung von Schmerz und Leid mal einen Vorschlag für einen Selbstversuch gelesen.

Der Vorschlag ist, sich ohne weitere Vorkehrungen in eine Duschkabine zu stellen, wo es nur eiskaltes Wasser gibt. Und dann eine Weile zu warten, wohl wissend, dass man gleich den Wasserhahn aufdrehen wird. Die Gefühle, die man hat, während man sich vorstellt, wie ekelig das gleich sein wird, sind Leid. Der Moment, in dem das kalte Wasser dann tasächlich lospladdert, ist Schmerz



Ok, dieses Beispiel funktioniert nur bei Warmduschern. Für routinierte Kaltduscher bräuchte es da was anderes, aber ich finde den grundsätzlichen Gedankengang sehr einleuchtend. Vor Schmerz können wir uns nicht bewahren, aber wieviel Leid daraus für uns erwächst, daran können wir oft schon etwas tun, indem wir auf unsere Gedanken achten. Ist aber ein komplexes Feld, denn natürlich darf das auch nicht in Verdrängung ausarten.

Liebe Grüsse

03.05.2015 14:10 • #3


T
In wie fern soll das jetzt helfen?

03.05.2015 14:38 • #4


J
Da ist viel dran und tiefes Meer hat die Grenzen aufgezeigt Schmerzen kommen trotzdem vor aber das Grübeln erzeugt zusätzliches und unnötiges Leid.
Ein wesentlicher Punkt ist meiner Erfahrung nach, dass das Nachdenken über Probleme (ob nun vorhandene oder mögliche zukünftige) Energie bindet. Ein einfaches Beispiel: wenn ich beruflich bedingte Zukunftsängste habe, kann ich mich um Kopf und Kragen grübeln, oder ich kann diese Energie in meinen Job, eine Weiterbildung usw. stecken Genau das aber verhindert man wenn man ängstlich nur die möglichen kommenden Schreckensvisionen im Kopf hat. Genau so in der Liebe. Ich habe beispielsweise monatelang darüber nachgedacht, wie es so einen kaltherzigen Menschen wie meinen Ex geben könne...Kostruktiver wäre es sicher gewesen, wenn ich davon abgelassen hätte und die Augen für die gesunden Menschen geöffnet hätte, Die aber habe ich wahrscheinlich gar nicht mehr wahrgenommen.
Man kann sich da schon etwas ändern...Mir ist es zum Teil gelungen aber ganz lässt sich das sorgenvolle Denken wohl nicht abstellen.

03.05.2015 14:59 • x 3 #5


Tsumitsuki
Schön, dass ihr versteht was ich damit sagen will.
Wie Tierra sagst, müssen wir unsere Denkrichtung ändern. Das wird garantiert nicht leicht, aber es wird sich auf jeden Fall lohnen.

@tiefes Meer

dein Beispiel finde ich wirklich sehr gut. In der Erwartung das uns gleich etwas schlimmes passiert( in diesem Fall das kalte Wasser) sind wir so von dem bevorstehenden eingenommen, dass wir uns selbst regelrecht verrückt damit machen. Stattdessen sollten wir einfach ohne weitere Gedanken den Hahn aufdrehen.
Wie du schon sagst, darf das Ganze niht in Verdrängung ausarten. Das Ziel ist, sich einfach ins kalte Wasser zu stellen, im hier und jetzt zu leben. Der Schmerz wird nachlassen.

@Jolie33

deine Beispiele sind auch schön anschaulich. Wir haben die Wahl ob wir uns den Kopf zerbrechen oder die Energie lieber in andere Dinge stecken, die uns auch weiterhelfen können. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, aber wenn wir das geschafft haben, müssten wir eine ganz andere Lebensqualität erreicht haben. Ich werde es auf jeden Fall versuchen, genau dorthin zu kommen

03.05.2015 15:13 • #6


T
So sehe ich es auch Jolie!
Man verschwendet zu viel Energie an die Menschen, die selbst niemals so viel Energie für einen selbst opfern würden.
Allerdings möchte ich auch nicht zwingend die Enerige an Menschen opfern, die sie mir entgegenbringen, wenn ich nicht viel wert auf ihre Gesellschaft lege. Es kommen aber andere mir wichtigen Menschen zu kurz, die an meiner neg. Energieverschwendung leiden, da sie dann abgezogen wurde.
Das Beispiel mit der Dusche finde ich allerdings nicht ganz so passend. Schmerz kann mir widerfahren aber ich habe keine Lust mich an den Zustand zu gewöhnen (kaltes Wasser). Zudem ist es eine neg. Kettenreaktion. Ich will kein Leid mit der Aussicht auf Schmerz! Das ist beides Energieverschwendung!

03.05.2015 15:39 • #7


J
Danke für eure tollen Gedanken ihr Lieben! Eine sehr gute Anregung. Ich klinke mich mal hier aus, höre eine Weile auf nachzudenken und stürze mich unter die Dusche
Schönen Tag euch allen!

03.05.2015 16:32 • #8


T
Viel Spass beim Duschen und immer die richtige Dosierung wählen, sonst könnte es eine schmerzliche Erfahrung werden

03.05.2015 16:40 • #9


Tsumitsuki
Das mit der kalten Dusche ist zwar eine schöne Darstellung, aber genau wie ihr werde ich auch weiterhin schön warm duschen Man muss den Schmerz ja nicht herauf provozieren wo er zu vermeiden ist

03.05.2015 18:16 • #10


Y
Hallo an @ alle!

Denke es geht um die Art von Gedanken. Es geht um die ''richtigen'' Gedanken.
Es geht um das verhindern von Grübeln…..aber nicht um das verhindern von Denken.
Denken ist die Voraussetzung zum Reflektieren, insbesondere um Selbst reflektieren zu können.

Durch das Denken konnte ich viel meiner Trennungssituation reflektieren, analysieren und zu Schlussfolgerungen gelangen, die mich jetzt tatsächlich weiter tragen.
Davor allerdings stand der Schmerz, der Kummer und die Angst in Vordergrund .

Viele Monaten später hat sich mein See beruhigt. Es bildet noch immer ein paar Kreise, aber diese sind zu ertragen.

Das Denken half mir zu Erkennen. Das Erkennen half mir zu akzeptieren. Das Akzeptieren half bzw. hilft mir loszulassen.
Das Denken bringt mich meinen Anteilen des Scheitern, näher. Denn auch das ist eine Schlussfolgerung: Es gibt immer zwei bei einer Trennung. Seine Anteile kann ich nicht ändern. Aber meine schon.
Das Denken hilft mir mich zu kennen und zu erkennen. Und das impliziert die Hoffnung bei der nächsten Liebe, es selbst besser zu machen.

Es gibt ein Denken, das dich weiter bringt und frei macht oder machen kann und es gibt ein Denken was dich gefangen nimmt.
In der Unterscheidung liegt die Kunst.

Yolibelle

03.05.2015 21:20 • #11


M
Hallo,

ich habe in einem Buch zum Thema Trennung auch mal die Unterscheidung gelesen zwischen Schmerz und Leid.

Kann das nur bestätigen.

Sicher tut es weh, wenn Dir jemand sagt, dass er Dich nicht liebt
Das ist quasi der Moment, wo wir aua sagen könnten..
Das Leid ist aber, wenn du das nicht akzeptieren kannst, wie es ist, sondern meinst es müßte anders sein und grübelst warum es so ist. So entsteht das traurige Gefühl immer wieder, bis Du es schaffst zu akzeptieren.

Ich mußte zum Beispiel akzeptieren, dass ich mir gewünscht hätte, dass es anders ist, es aber eben nicht anders war.

Gruß

Mona

04.05.2015 00:21 • #12


A


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