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Liebeskummer, erst leidet die Seele dann der Körber

Marien45
Was Trennungen bedeuten wissen viele mit Mitte vierzig. So habe ich vor Jahren meine Familie samt Kind an eine Sekte verloren, aber irgendwie habe ich damals den Spakat zwischen Kämpfen,Trauern und Beruflichen Alltag geschafft loszulassen und die Dinge so zu Akzeptieren wie sie sind. Ich schreibe dass zur Einleitung weil ich wirklich immer mit beiden Beinen im Leben stand und mich nichts so leicht aus der Bahn werfen konnte. Meine letzte Lebensgefährtin war dann die Liebe auf den ersten Blick, und ein großes auf und ab drei Jahre lang, entweder der Himmel auf Erden oder eben das gegenteilige. Was dazu führte dass sie im Dezember letzten Jahres auszog und sich von mir trennte, wegen eines verheirateten Mannes auf den sie seither vergebens wartet. Also dachte ich im Dezember das überstehst auch noch, Taschentücher und Musik und auf in die zweite Trennungsrunde. Aber dass vermiesen und der Schmerz war derartig groß, dass ich wirklich keine Nacht schlafen konnte, kein essen zu mir nehmen konnte. So magerte ich innerhalb sechs Wochen um 20 Kilo ab, bekam Rückenschmerzen und landete im Krankenhaus. Dannach folgte ein Gehörsturz und die Weinkraempfe nahmen derart zu, dass wenn ich Angestellter wäre heute schon ein Sozialfall wär. Ich habe eine Firma, und selbst beim Kunden schossen mir die Tränen aus den Augen, mit der bitte oder besser Lüge dies zu entschuldigen da ich einen Trauerfall hätte. Beim Hausarzt dann bin ich emotional völlig zusammen gebrochen und landete diesmal gleich in der Pysachtrie. Ich habe vorher wirklich von 24 Stunden oft zehn durchgeweint. Es folgten unzählige Gespräche mit Psychologen und ich bekam Antidepressiva, was aber so stark eingestellt werden musste, dass ich weder nach meiner Entlassungen Auto fahren noch meinen Beruf nachgehen konnte. Mit diesem Tapletten Lauf ich durch die Welt als wenn mich die Aliens abgesetzt hätten, zudem hatte ich starke Nebenwirkungen. Ohne Weine ich berreits wenn ich ein Küchenschrank öffne. Hab das ganze Haus berreits komplett verändert, nichts hilft. Und nach sechs Monaten geht es mir genauso wie nach sechs Tagen, nur dass ich körperlich immer mehr abbaue. Ich verstehe mich selbst nicht mehr, hab ich doch so vieles überstanden. Keiner kann mich überhaupt noch verstehen, die einzige Entschuldigung wo mein Umfeld nickt, ist die Aussage Ich lieb sie halt arg weiß nicht mehr weiter.

25.05.2019 20:03 • #1


R
Das klingt heftig. Da scheint noch dringend behandlungsbedarf da zu sein, denn so kann es natürlich nicht weitergehen.

Du hast geschrieben, du bist diesbezüglich in der Psychiatrie behandelt worden. Auch dass du Medikamente erhalten hast. Nimmst du diese noch, oder hast du diese Aufgrund der beschriebenen Nebenwirkungen abgesetzt? Was hattest/hast du für eine Medikation erhalten?

Ebenso finde ich wichtig: Bist du noch in professioneller Behandlung? Weil in so einer Situation, würde ich sagen, ist das noch dringend notwendig, um dir aus diesem Loch herauszuhelfen. Gerade regelmäßige Psychotherapie bei einem guten Therapeuten würde ich als sehr sinnvoll erachten, damit kann das Problem an der Wurzel angepackt werden. Dazu ein guter Facharzt, der dir dabei helfen kann deine aktuellen Symptome zu mildern, mit einer auf dich abgestimmten Medikamentation. Natürlich haben die meisten Psychopharmaka auch (leider) einige Nebenwirkungen. Aber auch diese können durch einen erfahrenen Arzt auf ein Minimum reduziert werden. (enger Kontakt/Absprache mit dir, wie es dir mit der aktuellen Einstellung geht. Mit Veränderungen der Dosierung und dem Ausprobieren verschiedener Präparate, wenn zu starke Nebenwirkungen auftreten.) Ich kann mir vorstellen, dass dich der Psychiatrieaufenthalt diesbezüglich abgeschreckt hat. Aber stationär ballern die meisten Ärzte rein was nur geht, um dem Patienten eine Auszeit zu gönnen. Oft ist das hilfreich, in deinem Fall war es das wohl nicht. Eine Langzeitmedikation sieht bezüglich den Dosierungen und Nebenwirkungen dann meist ganz anders und wesentlich weniger stark aus. Hilft dann nicht so stark, aber lindert den Leidensdruck dann trotzdem ein wenig.

Wie sieht es bei dir ansonsten momentan aus? Bist du wieder Arbeitsfähig oder nach wie vor im Krankenstand? Wie verbringst du deine Zeit, hast du noch etwas Energie um Freizeitaktivitäten, die dir gut tun und dich ablenken nachzugehen? Wenn ja: Was? Wenn nein: Was hat dir früher gut getan und könntest du dir vorstellen wieder anzufangen?

25.05.2019 20:50 • x 1 #2


A


Liebeskummer, erst leidet die Seele dann der Körber

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N
Hallo Marien,

das ist ganz schön krass, was Du da erlebt hast und wie es Dich nach unten gezogen hat. Und es tut mir wahnsinnig leid für Dich.

Leider hänge ich auch gerade mitten in der Trauer um eine gerade in die Brüche gegangene 15. jährige Beziehung und kann Dir gar keinen Rat geben, aber wenn man all den vielen Forenmitgliedern Glauben schenkt, die teilweise sehr sehr schlimme Trennungen hinter sich haben, dann wird es irgendwann wieder besser und darauf sollten wir einfach alle beide hoffen.

Fühl Dich ganz feste gedrückt

25.05.2019 21:14 • x 2 #3


_Lydia_
Nimm dich und deine Bedürfnisse ernst. Das ist eine mittelschwere Lebenskrise und es ist gut, dass du in Behandlung bist. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Lass dir das nicht einreden.

25.05.2019 21:24 • #4


Marien45
Ich möchte mich bei euch dreien für die zeitaufwendigen Antworten erstmals bedanken, und werde mich mit der medizinischen ersten Beschäftigten.

Der Grund meines Zusammenbruchs liegt viel an der Trennung selbst. Wir waren noch auf den Malediven, feierten unseren Jahrestag. Ich bin ein sehr Gefühlsvoller Mensch mit feinen Antennen und wirklich nichts ließ auf eine Trennung schließen. Drei Tage später, zuhause provozierte sie aus dem nichts einen Streit und zog früh aus. Zwei Tage drauf kammen lauter fremde Männer haben die Möbel mitgenommen und fertig, Sie stand dabei als hätte Sie mich nie zuvor gesehen. Ich wusste wochenlang nicht wo sie wohnt, noch konnte ich Kontakt zu ihr aufnehmen. Kein Trennungsgespräch, keine Aussprache, keine Erklärung. Dabei hätte mir das enorm geholfen mir zumindest zu erklären was da passiert.
Sie arbeitete bei mir vorher im Büro, schmiss somit, Job,Zuhause und mich von heute auf morgen hin. Erst vor drei Monaten sah ich Sie im Supermarkt an einer Kasse sitzen. Ich traute mich,Sie nicht mal anzusprechen... für mich war es das schlimmste Lebens Ereignis was ich jemals hatte. Und es hört sich gefühlskalt an, aber das plötzliche Ableben hätte ich besser verstanden als so etwas. Denn ich hab ihr NIE etwas böses getan.

26.05.2019 00:20 • x 1 #5


Marien45
Das tut mir leid für Dich, aber ich bin wohl der schlechteste Ratgeber für Dich
Aber ich kanns mitfühlen.

Hallo Marien,

das ist ganz schön krass, was Du da erlebt hast und wie es Dich nach unten gezogen hat. Und es tut mir wahnsinnig leid für Dich.

Leider hänge ich auch gerade mitten in der Trauer um eine gerade in die Brüche gegangene 15. jährige Beziehung und kann Dir gar keinen Rat geben, aber wenn man all den vielen Forenmitgliedern Glauben schenkt, die teilweise sehr sehr schlimme Trennungen hinter sich haben, dann wird es irgendwann wieder besser und darauf sollten wir einfach alle beide hoffen.

Fühl Dich ganz feste gedrückt [/quote]

26.05.2019 00:27 • #6


Barbina
Oh man ...

Ich kann nur ein paar Einfälle dazu sagen...

Du sprachst von Liebe auf den ersten Blick Höhen und Tiefen Himmel und Hölle
Hast Du Dich mal mit Borderline befasst? Oder Narzissmus?

diese heftigen Abstürze folgen ja oft nach Trennungen von solchen Menschen.

Weiterhin: PTBS
denn Du hörst Dich traumatisiert an. - Was sagten die Psychologen dazu, wurde das mal angesprochen?
Eine PTBS läßt sich speziell behandeln.

Alles Gute!

26.05.2019 00:42 • x 1 #7


A
Hallo Marien,

möglicherweise ist durch die Trennung eine PTBS entstanden bei dir (posttraumatische Belastungsstörung). Du solltest daher unbedingt fachliche Hilfe in Anspruch nehmen, gegebenenfalls eine psychosomatische Kur beantragen und dir unbedingt Hilfe suchen. Eine Freundin war zwar der Auslöser, aber der Grund für deinen Zustand liegt viel, viel tiefer. Möglicherweise in der Vergangenheit. Durch jahrelange oder jahrzehntelange Verdrängung spüren wir die Gründe oft erst in späteren Jahren und sind dann entsetzt, was mit uns passiert.

Alleine schaffst du den Kampf nicht. Und rede dir nicht ein, dass du schwach bist oder nicht belastbar. Du bist möglicherweise stärker und sensibler als ganz viele andere. Gerade die sensiblen Menschen trifft so eine Trennung besonders stark. Zu glauben, dass der Partner einem unendlich fehlt, ist sicherlich richtig. Aber glaube mir, die Ursachen liegen tiefer und länger zurück.

Daher ist eine Aufarbeitung deiner ganzen Biografie (der Verlust der Familie und deines Kindes an die Sekte) notwendig.

Als ich im Oktober 18 erfuhr, dass mein Partner nach 18 Jahren Vater von Zwillingen wird, da ging es mir wie dir. Meine ganze Welt brach zusammen. Von heute auf morgen fühlte sich mein Leben komplett unsicher an. Schwankender Boden. Ich habe mir sofort Hilfe gesucht. Als Unternehmerin ging es auch um meine Existenz, die ich nicht mehr sichern konnte wie vorher.

In der Therapie kamen Dinge heraus, die ich jahrelang vor mir selbst nicht wahrhaben wollte. Alle Ängste brachen durch. Daher weiß ich, wie du dich fühlst. Es hat jetzt 8 Monate gedauert, und ich bin noch nicht ganz durch. Aber es fühlt sich schon viel stabiler und besser an.

Und auch wenn ich dachte, ich kann ohne ihn nicht leben, das hat sich relativiert.

Mein Leben hat sich komplett verändert. Und auch ich habe mich verändert. Aber ich habe heute verstanden, dass es einen Grund hatte, dass alles zusammenbrechen musste. Und ich muss mich nicht mehr stärker geben als ich bin. Ich darf (egal ob Mann oder Frau) auch mal schwach sein und zugeben, dass ich es nicht alleine schaffe.


Dass das Leben selbst mal den stärksten herausfordert. Aber auch du wirst wieder aufstehen. Da bin ich ganz sicher. Lass zu, dass es im Moment ist, wie es ist. Aber habe keine Angst. Es wird auch eines Tages wieder besser. Ich versichere dir, dass ich wirklich ganz, ganz unten war. Ich habe viel verloren.

Aber ich habe durch diese Erfahrung auch wieder etwas gewonnen. Mehr Nähe zu mir selbst und zu der Person, die ich wirklich bin.


Ich wünsche dir alle Kraft dieser Welt, den Mut, deinen Weg weiter zu gehen und die Stärke, auch mal schwach sein zu dürfen.
Pass gut auf DICH auf.

Anna

26.05.2019 19:13 • x 2 #8




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