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Mein steiniger Weg nach der Trennung

T
Hallo liebe Community,

ich möchte hier meine Geschichte von meiner Beziehung erzählen. Vielleicht erkennen sich ja einige von euch darin wieder oder haben ähnlich lange zu nagen gehabt. Ich schreibe mir das geradeweg von der Seele.


Vor ungefähr 5 Jahren lernte ich meine Ex-Freundin kennen. Wir lernten uns bei der Arbeit als Hostessen kennen. Ich war zu der Zeit Student, sie hatte ihre erste Ausbildung gerade frisch abgeschlossen. Nachdem wir am ersten Tag zusammen mit der Bahn heimgefahren waren und uns sehr schön unterhalten hatten, übernahm sie am zweiten Tag die Initiative und fragte, ob ich noch was mit ihr trinken gehen möchte. Ich sagte zu und wir hatten ein tolles erstes Date. Ich glaube, da hatte ich schon die ersten Anzeichen einer Verknalltheit. Daraufhin hatten wir eine Reihe schöner Dates, wo die Gefühle bei uns beiden stärker wurden bzw sich formten. Ich war damals sehr in sie verliebt und ich glaube, dass gleich auch von ihr behaupten zu können. Die klassische erste Liebe, zumindest auf meiner Seite (sie hatte bereits eine Beziehung; ich nur eine kurze als Teenager). Es war mein erstes mal, dass ich so richtig das Gefühl der Verliebheit gespürt habe. Auch war es mein erster Kontakt mit S. Intimität. Aufgrund meiner Angst und Unsicherheit beim Thema S. haben wir aber nie miteinander geschlafen. Mehr als Petting gab es nicht. Was für mich auch völlig in Ordnung war. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass ich Angst vor dem S. hatte, da ich sehr unerfahren war. Sie hatte den Wunsch nach S. geäußert aber ich konnte nicht darauf eingehen und mich auch nicht erklären. Das waren natürlich alles bereits starke Vorzeichen für kommende Konflikte und Probleme

Nach einigen Monaten begann Sie eine neue Ausbildung, die Sie extrem forderte. In dieser Zeit begannen die bestehenden Probleme an die Oberfläche zu dringen glaube ich. Ich wünschte mir mehr Zeit mir ihr, aber sie konnte mir nicht mehr geben. Konkret formulieren konnte ich diesen Wunsch damals nicht. Im Nachhinein kann ich das auch etwas besser verstehen. Ich hatte ein geringes Selbstwertgefühl und machte mich extrem abhängig von der Beziehung. Das führte auch dazu, dass ich meine Bedürfnisse nicht vernünftig kommunizieren konnte. Die Kommunikation wurde immer schlechter und sie versuchte auch daran etwas zu ändern und mit mir darüber zu sprechen aber ich habe abgeblockt. Es war als würde ich innerlich gegen Wände rennen. Bis zum heutigen Tag habe ich mich nie wieder so hilflos gefühlt. Ich dachte damals, dass ich stark sein muss für sie, da sie auch psychische Probleme hatte und in Therapie war. Meine naive Annahme war, dass ich meine Gefühle/Wünsche zurückstellen muss, damit für sie da sein kann. Im Rückblick betrachtet natürlich völliger Quatsch. Stärke ist nicht die Abwesenheit von Schwäche.

So kam es wie es kommen musste. Sie ging zunächst einmal einige Tage auf Abstand. Ich war weiterhin wie gelähmt vor Verlustängsten. Als wir dann telefonierten und ich mich immer noch nicht öffnen konnte, sagte sie, dass sie langsam kein Bock mehr habe. Das hat mich sehr getroffen. Ich war wie paralysiert. Sie war verständlicherweise wütend und ich war hilflos. Ich machte mir unendlich viele Vorwürfe, dass ich ihr den für eine Beziehung nötigen emotionalen Tiefgang nicht bieten konnte. Wir trafen uns für ein Krisengespräch. Dafür bereitete ich mich vor indem ich meine innersten Gedanken/Gefühle und unsere Probleme versuchte aufzuschreiben. Die Problematik der Kommunikation und meine fehlende Konfliktbereitschaft versuchte ich mir einzugestehen und versprach mich zu bessern. Sie nahm meine Bereitschaft auch positiv auf, weil sie zuvor davon ausgegangen war, dass ich mir nicht viele Gedanken gemacht habe bzw. zu keiner Selbstreflektion und/oder Änderung bereit schien. Allerdings sagte sie auch, dass es mit ihrem belastenden Job momentan sehr schwierig für sie wäre, an der Beziehung zu arbeiten. Zunächst bat sie um eine Auszeit um nachzudenken. In dieser Zeit habe ich ihr einen Brief geschrieben mit meinen Gedanken und Gefühlen. Ein Liebesbrief. Ich brachte ihn ihr mit einem Strauß Blumen vorbei. Sie war davon etwas überrascht und überrumpelt und dadurch auch sehr distanziert als ich ihr beides an ihrer Wohnungstür überreichte. Sie sagte von ihrer Seite sei alles gesagt. Als ich völlig deprimiert nach Hause fuhr, schrieb sie mir, dass es ihr sehr Leid täte, gerade eben so distanziert gewesen zu und dass sie sich sehr über den Brief gefreut habe. Sie hat mir immer danach weiterhin angeboten eine Aussprache zu halten, falls ich das wünsche. Ich konnte leider nicht wirklich darauf eingehen. Ich dachte, dass ich sie ja nie überzeugen könnte mich nicht zu verlassen. Auch in der Retrospektive eine unglückliche und blöde Entscheidung. Hätte ich damals es geschafft ein wirklich klärendes Gespräch zuzulassen wäre ich bestimmt besser damit klar gekommen und hätte es besser verarbeitet.

Das Ganze hat mir dann erstmal richtig den Boden unter den Füßen weggezogen. Appetitlosigkeit, pures Gefühlschaos, Trauer, Panik, Wut auf sie, vor allem aber Wut auf mich selbst. Klassischer Trennungsschmerz/Liebeskummer. Wir haben den Kontakt nicht eingestellt und uns auch nach der Trennung auch noch zweimal getroffen innerhalb von ein paar Monaten. Zu der Zeit machte ich eine Verdrängung mit Tinderdates und einem One-Night-Stand durch. An einer wirklichen Aufarbeitung in mir selber scheiterte ich. Als meine Ex dann ein weiteres Treffen oft verschob und mir dann am Tag des vereinbarten Treffens kurz davor absagte, war ich wütend und enttäuscht. Dadurch auch nicht sensibel. Der Kontakt brach erst einmal ab. Ich löschte den Nachrichtenverlauf und ihre Nummer.

Einige Monate später gratulierte sie mir dann zum Geburtstag. Ich hatte die Tage und Wochen davor schon insgeheim die Hoffnng, dass sie sich melden würde. Als ich die Nachricht bekam, war natürlich sofort ein Wechselbad der Gefühle in mir. Abgeschlossen hatte ich in der Zeit also bei weitem nicht. Wir fingen wieder an zu schreiben. Wir schickten uns Bilder und in mir keimte natürlich sofort wieder die Hoffnung auf, dass es nocheinmal klappen würde. Meine weiterhin bestehenden Gefühle behielt ich aber für mich. Ich dachte, dass muss ich jetzt sehr behutsam angehen und ich wollte auch keinen Druck aufbauen. Man sieht schon direkt, dass ich ca. 1 jahr nach der Trennung absolut nix dazu gelernt hatte. Ich dachte, dass es während ihrer Ausbildung vielleicht nur zur Freundschaft reicht und es dann nochmal losgehen könnte mit uns. Völlig abtrus im Nachinein. Aber damals ging das wirklich in mir vor. Alle Zeichen, dass es von ihrer Seite nur noch freundschaftlich war, ignorierte ich gekonnt. Der Kontakt hat sich dann tatsächlich bis letzte Woche gehalten. Mit einer von mir gewünschten Auszeit im vorletzten Sommer. Da verpasste ich erneut die Gelegenheit meine Gefühle mitzuteilen bzw. bei ihr nochmal konkret nachzuhaken, wie es bei ihr aussieht. Wir trafen uns in der Zeit auch sehr unregelmäßig (vielleicht 2 oder 3 mal im Jahr). Damit habe ich insgesamt 3(!) Jahre mit ihr Kontakt gehalten, immer mit einem Funken Hoffnung, dass es vielleicht doch noch klappen könnte. Wir schrieben auch über unsere Beziehung und zumindest ich konnte somit auch vieles verstehen und aufarbeiten. Aber Abzuschließen war für mich irgendwie nicht möglich.

Im letzten Jahr wurde der Kontakt dann nochmal intensiver. Und dadurch auch leider meine Hoffnungen. Wir sprachen von Träumen, in denen der andere vorkam, wir sprachen über unsere ersten Dates, die für uns unvergessen bleiben. Wir erzählten uns vieles privates, unsere Sorgen und Ängste. Machten uns Mut und unerstützten uns in unseren jeweiligen Lebenslagen. Vielleicht hätte das alles in einer wunderbaren Freundschaft münden können. Wären da nicht meine Hoffnungen gewesen. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass diese Hoffnungen sich auch stark aus der Sehnsucht nach Zweisamkeit ergaben. Offen für neue Erfahrungen/Beziehungen war ich allerdings auch nicht so wirklich. Natürlich völlig Banane. Ich habe und hatte einfach Angst davor loszulassen und mich weiter zu entwickeln. Eingestehen konnte ich mir das ganze jedoch in dieser letzten Zeit auch nicht.

Und dann kam es aufgrund meiner Verdrängung zum Unvermeidlichen: sie fragte mich letzte Woche ob ich Lust hätte auf eine Party zu kommen, wo sie mit ihrer WG zusammen feiern war. Vor ein paar Wochen schrieb sie mir, dass häufiger von mir geträumt habe und sie sich darauf freue mich wieder zu sehen. Also bei mir natürlich Hoffnung hoch 10. Der Abend war nett, wir haben ein bisschen gequatscht und getanzt, jedoch nicht wirklich auserhalb der anderen Leute. Die Umstände lagen so im Nachhinein gesehen eigentlich auf der Hand. Doch ich ließ es nach etwas Alk. beim Abschied darauf ankommen und gab ihr eines Kuss auf die Wange zum Abschied. Völlig unsensibel und dämlich. Aber jetzt auch nicht mehr zu ändern. Später schrieb sie mir, ob ich so eine Verabschiedung für angemessen halte, schließlich sei das etwas intimes so ein Wangenkuss. Völlig berechtigt hat sie mir da eine klare Grenze aufgezeigt. ENDLICH brach es aus mir heraus. Ich entschuldigte mich für mein Verhalten und erzählte von meinem Wunsch nach erneuter Intimität.

Da ist sie buchstäblich aus allen Wolken gefallen (verständlicherweise). Sie schrieb, dass sie sich nach 4 Jahren(!) Trennung keine Intimität wünsche und der Zug ja wohl abgefahren sei. Sie entschuldigte sich, dass sie mir da etwas falsches vermittelt habe. Das sei nicht ihre Absicht gewesen. Sie war verständnisvoll und zeigte mir aber auch auf, dass ich den Mut haben sollte in Zukunft zu meinen Gefühlen zu stehen. Eine Illusion zu leben aus Angst vor der Wahrheit könne nicht die Lösung sein. Darüber hinaus bat sie mir an, wieder auf Abstand zu gehen bis ich evtl. in der Lage für eine rein freundschaftliche Bezeihung wäre. Ich bedankte mich bei ihr für ihre empathische Reaktion und das ich ihr keine Vorwürfe mache. Ich wünschte ihr ein erfülltes Leben und bedankte mich dafür sie mich damals zu unserem ersten Date angesprochen hatte. Es war auch mit allem wie es jetzt endete eine bereichernde Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Umso beschissener, dass ich einen Menschen, der mir sehr am Herzen liegt, nicht als Freund akzeptieren kann. Heißt es nicht, dass man auch Loslassen muss, wenn es um einen geliebten Menschen geht?

Zusammfassend kann ich sagen: Ich habe die ganze Sache einfach völlig falsch eingeschätzt und mich NIE getraut, darüber zu sprechen. Die Macht der Verdrängung scheint bei mir kaum Grenzen zu kennen. Das ist eigentlich sehr komisch, denn in anderen Bereichen meines Lebens habe ich durchaus eine Weiterentwicklung vollzogen. Ich stehe mir selbst viel näher als früher, habe mich besser kennen gelernt. Kenne auch inzwischen meine Bedürfnisse außerhalb romantischer Beziehungen besser und kann mit meinen Gefühlen, Gedanken und Ängsten besser umgehen weil ich sie kommunizieren kann.

Nur AUSGERECHNET bei der Kommunikation mit meiner Ex-Freundin habe ich in den maximal möglichen Verdrängungsmodus geschaltet und mir damit die Möglichkeit genommen bereits früher abzuschließen und eine eigentlich schöne bereichernde Freundschaft torpediert. Das ist verrückt. Als wäre ich aus einem Traum erwacht. Gleichzeitig fühle ich mich auch erleichtert. Aber ich bin auch ziemlich beschämt darüber, wie es jetzt schlussendlich soweit kommen musste. Für sie war das jetzt natürlich auch sehr belastend. Es tut mir sehr Leid, dass ich keinen anderen Weg gefunden habe. Es macht mich unendlich traurig, ihre freundschaftlichen Gefühle momentan nicht erwidern zu können.

Ich weiß, das die Trennung folgerichtig war. Wir konnten uns nicht das geben, was es in einer funktionierenden Beziehung braucht. Meine Hoffnung, dass es nur Zeit und persönliche Entwicklung für einen Neuanfang braucht, ist zumindest bei einseitiger Betrachtung sehr unrealisitisch, nahezu utopisch. Das alles mir jedoch einzugestehen hat eine verdammt lange Zeit gebraucht. Die Kraft der Verdrängung.

Ich hoffe die Erzählung aus meiner Erinnerung ist nicht zu diffus geraten. Ich habe eigentlich keine konkrete Frage oder Problemstellung zu der ganzen Geschichte. Vielleicht hilft es aber jemanden hier, als Beispiel wie sehr so eine unverarbeitete Trennung in Verbindung mit mutloser Kommunikation aus dem Ruder laufen kann. Vielleicht gibt es hier aber auch Menschen, bei denen ähnlich viel passieren musste, dass sie sich endlich zu ihren Gefühlen bekennen konnten. Würde mich sehr freuen, dazu etwas zu hören!

Steht zu euren Gefühlen auch wenn es viel Mut verlangt!

28.02.2023 13:37 • #1


I
Also ohne gemein sein zu wollen, aber das ist schon auch ziemlich dämlich und bestätigt mich in meiner Meinung, dass Freundschaften mit Exen nicht funktionieren, weil immer einer irgendwann wieder mehr will... Du hast jetzt 5 Jahre deines Lebens mit einer irrationale Hoffnung verschenkt, das ist sehr bitter, fünf Jahre einer Sache hinterher gelaufen, die es so nicht gab.
Ich hoffe du knechtest dich nicht mit dieser Freundschaft noch weiter, weil genau das was du dir einredest ist sie nicht für dich: bereichernd. Die bist dadurch lange Jahre auf der Stelle getreten und immer wieder enttäuscht worden. Fünf Jahre, wegen ein paar anfänglichen Monaten Schmetterlinge

28.02.2023 14:59 • x 1 #2


A


Mein steiniger Weg nach der Trennung

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E-Claire
Zitat von TheGonz:
Der Kontakt hat sich dann tatsächlich bis letzte Woche gehalten. Mit einer von mir gewünschten Auszeit im vorletzten Sommer. Da verpasste ich erneut die Gelegenheit meine Gefühle mitzuteilen bzw. bei ihr nochmal konkret nachzuhaken, wie es bei ihr aussieht. Wir trafen uns in der Zeit auch sehr unregelmäßig (vielleicht 2 oder 3 mal im Jahr). Damit habe ich insgesamt 3(!) Jahre mit ihr Kontakt gehalten, immer mit einem Funken Hoffnung, dass es vielleicht doch noch klappen könnte. Wir schrieben auch über unsere Beziehung und zumindest ich konnte somit auch vieles verstehen und aufarbeiten. Aber Abzuschließen war für mich irgendwie nicht möglich.


Willkommen in der Runde!

Ich habe sehr viel Mitgefühl für Deine Situation.
Dennoch mal eine Frage, Du schreibst, daß Du vieles aufgearbeitet hättest, für mich liest sich das aber eher nach Forensik, denn echter innerer Arbeit an Deinem selbst, so daß Dir in einer anderen Situation nicht wieder das Gleiche passiert.

Ich meine, du bist noch letzte Woche die Schiene der Hoffnung gefahren. Das hört sich wenig danach an, daß Du inzwischen besser kommunizieren kannst.

28.02.2023 15:33 • x 1 #3


T
Hallo E-Claire,

vielen Dank für dein Mitgefühl und deine Antwort!

Ich stimme dir zu, dass dieser Bericht einen forensischen Charakter hat. Ich habe einfach mal aus meinem Gedächnis alles runtergeschrieben.

Vielleicht meine ich mit Aufarbeitung auch eher das Verstehen. Ich habe meine Komplexe, Unsicherheiten und Ängste basierend auf einem geringen Selbstwertgefühl. Ich verstehe, dass das unter anderem eines der Probleme ist, an denen ich arbeiten muss. Für die Aufarbeitung und die Arbeit an meinem Inneren möchte ich eine Therapie anfangen. Mir ist bewusst, dass das vermutlich ein langer schwieriger Prozess sein wird. Mein geringer Selbstwert begleitet mich bereits mein ganzes Leben und liegt wahrscheinlich in den Erfahrungen meiner Kindheit begründet. Mir werden von meinen Freunden, Familienmitgliedern und Kollegen auch immer viele positive Eigenschaften attestiert. Nur ich selber tue mich aber extrem schwer damit mich selber zu akzeptieren. Mit allen meinen Stärken, Schwächen und Eigeneiten.

28.02.2023 16:17 • #4




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