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Nach 1 Jahr - Rache-, Hass- und Angst

Lotta72
Immer wieder werde ich geschüttelt von diesen Gedanken. Oft denke ich, ich hab's überwunden, aber dann kommen immer wieder Tage an denen ich sterben will. Obwohl ich Kinder habe und für mich schon so viel erreicht habe. Wie lang geht das noch so?
Ich bin w., 42 und seit einem Jahr getrennt. Es kam ganz plötzlich , ich habe nichts geahnt. Wir haben kurz vorher noch ein teures Wohnmobil gekauft und ein Jahr Urlaube im Vorraus geplant. Dann hat er. Mir eröffnet, das er sich in seine 27- jährige Angestellte verliebt hat und innerhalb eines Tages alles beendet.

Danke für eure Antworten

22.05.2015 22:22 • #1


R
Guten Morgen Lotta,

lass Dich drücken, Dein Leben wurde ohne, dass Du eine Vorbereitung hattest gegen die Wand gefahren. Das ist eine enorme und gewaltvolle Veränderung und dies zu verstehen und zu verinnerlichen braucht Zeit und andere, schönere Erfahrungen. Ein Jahr ist lang und doch so kurz. Ich bin jetzt auch ein Jahr getrennt und auch ich durchlebe noch ein Wechselbad der Gefühle. Aber es wird ganz langsam immer ein bisschen besser, es tut ganz langsam immer ein bisschen weniger weh und ganz langsam gibt es immer längere Zeiträume in denen die Vergangenheit nicht mehr so wichtig erscheint.

Lass Dir Zeit, such Dir Unterstützung für DIch, den Kindern gibst Du sie sicher schon die ganze Zeit. Mach schöne Sachen. Ich für mich glaube es wird gute 2 Jahre dauern. Weiß auch nicht wie ich auf die Zeitspanne komme, aber wenn ich zurückschaue glaube ich ich werde sie brauchen.

Aber es wird besser. Vor allem im Rückblick wird mir dies deutlich. Wie ging es vor einem Jahr und wie geht es heute? Da werden mir meine Schritte deutlich, vielleicht hilft auch Dir dieser Gedanke.

LAss es Dir gut gehen

23.05.2015 08:17 • #2


A


Nach 1 Jahr - Rache-, Hass- und Angst

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Lotta72
Hallo Rosenquarz,
Danke für deine Antwort. Wie lange warst du denn in einer Beziehung? Bei mir waren es 17 Jahre, sehr turbulente und anstrengende Jahre. D.h. er war kein schlechter Mann, aber immer kam die Karriere an erster Stelle und ich habe sehr darunter gelitten. Überall war ich alleine mit den Kindern, ohne Familiäre Unterstützung. Wir hatten kein schönes Familienleben. Immer nur die Kids und ich. Deswegen verstehe ich nicht, dass ich so lang daran zu knabbern habe. Aber du hast recht, so lang ist ein Jahr gar nicht.
Außerdem war jetzt der Jahrestag, mein Geburtstag steht an, die Scheidung wird jetzt vollzogen und wir müssen unser Haus verlassen. Das ist heftig!

Danke!

23.05.2015 09:09 • #3


Stolperherz
Liebe Lotta,

ich glaube, eine solche Lebenskrise, ein solcher Vertrauensbruch wird ein Teil des eigenen Ichs.

Auch wenn die Abstände der Trauer, des Hasses und der Rachegelüste größer und diffuser werden, bleiben sie irgendwo ein Teil der Seele.

Das soll nicht heißen, dass man nicht wieder glücklich werden kann. Aber erst dann, wenn man mit seiner Enttäuschung und seinen Ängsten - besonders den Zukunftsängsten - im Reinen ist. Letztendlich ist ja das passiert, was man nie für möglich gehalten hätte... die vermeintlich sichere Zukunft war immer nur ein Trugschloss und zerplatzt einfach so, ohne dass man Einfluss darauf hat.

Man nimmt schlechte Zeiten in Kauf weil man ja hofft, es wird irgendwann leichter... wenn die Kinder älter sind, wenn man nicht mehr so viel arbeiten muss, wenn man zusammen etwas erreicht hat... Man steckt zurück in der Hoffnung, später dafür belohnt zu werden... und dann ist auf einmal alles aus.
Man wird ausgetauscht und die Zukunft liegt vor einem wie ein großes leeres Blatt Papier.
Die Träume, die man hatte, sind ausgelöscht. Man möchte dieses Blatt Papier mit neuen Träumen füllen und weiß (noch nicht) wie.

Vielleicht kann man erst abschließen, wenn man begreift, dass es keinen Plan für die Zukunft gibt. Dass das Schicksal jederzeit zuschlagen kann - im Schlechten wie im Guten. Und wenn man das irgendwann auch als eine Chance erkennt, werden hoffentlich auch all die negativen Gefühle und Empfindungen verschwinden.

Ich wünsche Dir viel Kraft und noch mehr Glück

23.05.2015 09:50 • #4


Stolperherz
und ich habe gerade eben erst dein Motto gelesen - sagt doch alles!

23.05.2015 09:52 • #5


R
Hallo nochmal,

wir waren fast 20 Jahre zusammen. Wahrscheinlich war es bei uns eher zu ruhig. Ich wollte immer reden, leider kam wenig zurück. Und wenn ich heute dran denke, frage ich mich warum ich mich eigentlich nicht getrennt habe. Ich war ganz schön unzufrieden und mir hat so einiges gefehlt, vor allem die Auseinandersetzung miteinander. Trotzdem habe nicht ich den Schlussstrich gezogen. Wir waren weder verheiratet noch haben wir Kinder.

Ich stehe mit beiden Beinen im Leben, bin beruflich erfolgreich, habe eine tolle Wohnung und Freundinnen. Und trotzdem hat es mich gefühlsmäßig viel mehr aus der Bahn geworfen als ich mir je vorstellen wollte und konnte. Ich bin zuletzt auch noch belogen und betrogen worden und bis heute habe ich manchmal noch den Wunsch nach Gerechtigkeit und ich wünsche ihnen das sie sich selbst begegnen und ihnen das im Leben passiert was sie mir angetan haben. Gleichzeitig weiß ich, dass ich mich um mich kümmern muss, dass ich nicht deren Opfer bleiben will und dass es mir gut geht, v.a. wenn ich erkenne was ich jetzt habe und mich nicht in der Vergangenheit verliere. Aber von Vergebung bin ich oft noch weit entfernt obwohl es mir bestimmt besser damit gehen würde. Aber ich bin auf dem Weg dahin.

Lass Dich nicht unterkriegen

23.05.2015 10:01 • #6


L
Zitat von Rosenquarz:
Ich bin zuletzt auch noch belogen und betrogen worden und bis heute habe ich manchmal noch den Wunsch nach Gerechtigkeit und ich wünsche ihnen das sie sich selbst begegnen und ihnen das im Leben passiert was sie mir angetan haben. Gleichzeitig weiß ich, dass ich mich um mich kümmern muss, dass ich nicht deren Opfer bleiben will und dass es mir gut geht, v.a. wenn ich erkenne was ich jetzt habe und mich nicht in der Vergangenheit verliere. Aber von Vergebung bin ich oft noch weit entfernt obwohl es mir bestimmt besser damit gehen würde. Aber ich bin auf dem Weg dahin.


Es ist ganz normal/menschlich, Rachegefühle zu hegen. Man sollte sie nicht schämen. Wichtig ist, dieser nicht zu folgen und nicht über die Umsetzbarkeit dieser Gedanken nachzudenken.

Überlasst dem Universum die Gerechtigkeitshandlungen. Das Leben ist laaang, hat mir immer meine Oma gesagt. Heute bist du niedergeschlagen, morgen liegt er am Boden zerstört. Was zählt ist ja wie man prinzipell mit Niederlagen umgeht: verharrt man sich ewig im Schockzustand und raubt sich selber somit seine Zukunft oder fällt hin, steht auf, richtet seine Krone und gestaltet sein Leben neu.

Befüllt euer Leben mit neuen Inhalten. Neue, geistlich erfüllende Erfahrungen bringen uns weiter. Nur so kann man über sich selber und seine Vergangenheit hinauswachsen.

23.05.2015 10:51 • #7


M
Liebe Lotta,

ich habe Ähnliches auch erlebt. Unmittelbar nachdem alles raus kam, habe ich mich freiwillig in die Psychiatrie begeben. Ich war wie gelähmt, geschockt, tief getroffen etc., als mir bewusst wurde, wie weit es gekommen ist.
Ich habe auch da bereits geahnt, was an Arbeit vor mir liegt. Ich glaubte nicht, das alles irgendwie bewältigen zu können. Zudem musste ich mich von der Kindsmutter erst mal emotional lösen, bevor ich das Wichtigste in Angriff nehmen konnte. Sie war mir mit ihrem neuen LG weit voraus. Ich bekam schon zu der Zeit Briefe von ihr (verfasst vom Neuen), die mich erschütterten.
Drei Monate später konnte ich den Schalter umlegen (Loslösung). Und dann ging es los damit, bestimmte obligatorische Dinge zu regeln (Kind, Umgang, Haus, Eigentum). Das übernahmen die Anwälte. Seitdem geht es bergauf. Langsam aber stetig.
Mein Rat an Dich:
- Nimm Dir die Zeit, die Du glaubst zu benötigen
- minimiere den Kontakt zum Ex-Partner unbedingt so weit es geht, Kontakt um nochmal zu reden ist für Dich im jetzigen Zustand striktes Tabu, Du tätest Dir keinen Gefallen, er ist längst in seinem neuen Leben mit der Jüngeren
- lass Dich professionell beraten (Anwalt), lass Dir professionell helfen (z. B. Therapie)
- wenn Du Dich gefestigter fühlst, geh wieder arbeiten, schaff Dir neue Hobbies und Alternativen.

Hier arbeitet erst mal nur die Zeit für Dich. Ich sage Dir aus Erfahrung, es wird deutlich besser, wenn das Grobe mit Gerichten und Anwälten abgefrühstückt ist. Schöpf alle Deine rechtlichen Optionen aus, sieh nicht mehr zu Deinem Noch-Ehemann.
Du bist 42, da ist es längst nicht vorbei. Ich habe das alles auch hinter mir, spreche also aus Erfahrung.

23.05.2015 11:46 • #8


Lotta72
Danke für die zahlreichen Antworten.

@mauspapa
Ich habe all diese Dinge für mich bereits erledigt. Ich habe nach 13 jähriger Pause ein Praktikum und eine Prüfung absolviert und einen super Job gefunden, ich habe eine tolle Anwältin gefunden, ich habe eine Wohnung gefunden, die ich am 1.8. mit meinen Kindern beziehen werde. Ich habe mit den Kids eine Flugreise unternommen,,obwohl ich schiss vorm Fliegen habe( das war mein erster Flug), ich habe ca. 20 Bücher zur Trennungsbewältigung und persönlichkeitsentwicklung gelesen, kurz gesagt, ich habe mich selbst übertroffen. Warum fühle ich mich trotzdem so klein und minderwertig. Zwischendurch war es echt schon besser um mich bestellt.
Ich hasse diese Rückschritte, aber sie gehören wohl dazu!
Oder übersehe ich etwas bei der ganzen Sache? Naja, nächste Woche gehe ich zum Psychiater und lass mal checken, ob ich Depressionen habe?!

23.05.2015 13:31 • #9


Lotta72
@rosenquarz
Vergebung ist wirklich das Ziel, oder? Erst dann können wir abschließen. Oh Gott, davon bin ich noch so weit entfernt!
@stolperherz
Du sprichst wirklich weise! Liegt deine Trennung schon länger zurück?
Ich habe Eckhard Tolle gelesen, deswegen das Motto
Ich habe es nur noch nicht so ganz verinnerlicht.
Neue Träume zu finden ist auch ein gutes Ziel. Hast du für dich neue Träume gefunden?

23.05.2015 13:40 • #10


M
Liebe Lotta,

das, was Du bisher geschafft hast, ist wirklich positiv. 20 Jahre sind eine lange Zeit. Wenn Du so viele Bücher über Trennungsbewältigung gelesen hast: Was hat es Dir persönlich geholfen?

Mit das Schlimmste ist irgendwann gar nicht mehr der Verlust, es ist vielmehr das verletzte Ego und die Befürchtung, nie mehr vertrauen zu können. Das ist essentiell.
So etwas kann traumatische Ausmaße annehmen. Womöglich ist es auch adäquat, einen Psychiater zu konsultieren.
Was kannst Du für Dich tun:
- Sieh weiterhin nach vorne
- finde eine Beschäftigung, die Dir sinnvoll erscheint und die Dich ausfüllt und in Anspruch nimmt (Und nein, damit meine ich nicht Deine Kinder)
- auch wenn es bei Dir das größte Mangelgefühl hervorruft, such nicht (verkrampft) nach einer neuen Liebesbeziehung
- mach, was Dir guttut und sinnvoll erscheint und schaff Dir dafür Freiraum
- mach Dich frei von dem Gedanken, dass Du vergeben können musst, das kann nicht primäres Ziel bei Dir sein, obwohl Du Dich doch daran zu quälen scheinst - irgendwann kommst Du schon dahin.

Ich bin da auch noch nicht. Aber ich sehe das auch entspannter als Du. Bedenke, die Zeit reguliert viele Dinge. Wenn Du das irgendwann bei Deinem Ex-Mann siehst, fällt es Dir leichter zu vergeben.
Aber nochmal: Hör auf, Dich damit so unter Druck zu setzen. Du willst den letzten Schritt vor dem zweiten tun. Und das funktioniert nicht, sage ich aus subjektiver Erfahrung.
Du kümmerst Dich nur um Sachen, die Dir persönlich wichtig sind. Ja, das sind auch die Kinder.

23.05.2015 14:55 • #11


Stolperherz
Liebe Lotta

Du wirst es nicht glauben, aber ich lebe nicht getrennt... noch nicht - denn ich stehe auf der anderen Seite.

Ich bin diejenige, die die Beziehung verlassen möchte. Wir haben trotz des Alters noch 2 Grundschul- bzw. Kiga-kinder, Haus, Hof und Hund.

Ich möchte darüber auch öffentlich gar nicht so viel schreiben, denn ich verletze praktisch alle moralischen und gesellschaftlichen Tabus. Mein Mann weiß das und gibt mir Zeit. Ich sehe welche Ängste ihn quälen, sollte ich die Familie zerstören - und ich sehe meine Ängste wenn ich die Beziehung auf Dauer weiterführen muss/müsste.

Bin einfach im Moment durcheinander und versuche Antworten zu finden - und den richtigen Weg.

LG

23.05.2015 17:49 • #12


Lotta72
Du hast recht Mauspapa, ich bin viel zu ungeduldig und es war wirklich ein traumatisches Erlebnis.
Ich gehe Männern regelrecht aus dem Weg, also keine Sorge, dass ich mich verfrüht in eine Beziehung stürzen könnte.
Es ist der Zeitfaktor, ich muss einfach noch warten, bis ich mich besser fühle!
Danke für deine Hilfe!

23.05.2015 17:57 • #13


M
Noch etwas:

Es ist wichtig, etwas praktisch anzugehen, wenn Du etwas erreichen willst oder voran bringen willst. Das muss sich aus eigenem Antrieb und selbst erzeugtem Willen speisen.
Lesen, reden und sich von der Seele schreiben ist für eine gewisse Zeit gut und hilfreich. Was aber verändert und Dich fortan prägt, ist das, was Du unternimmst und praktisch angehst (in die Hand nimmst).

23.05.2015 18:24 • x 1 #14


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