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Nach 26 Jahre Ehe stehe ich vor dem Nichts

U
Ich lese nun schon seit Monaten in diesem Forum und habe mich nun endlich einmal dazu aufraffen können selbst einen Beitrag zu schreiben.

Ich (w, 46) weiß momentan nicht wo mir der Kopf steht und wie ich mein Leben überhaupt jemals wieder in den Griff kriegen kann.


Nach 26 Jahren Ehe und Trennung von meinem Ehegatten bin ich nun leider gezwungen Abstriche zu machen, mich neu zu orientieren und noch einmal komplett neu durchzustarten.

Nach vielen Monaten der Verzweiflung, der Trauer und des Einfach-Nicht-Wahrhaben-Wollens, musste ich letztendlich erkennen dass ich mich 26 Jahre lang vergeblich an eine Illusion geklammert, bzw. versucht hatte an einer Beziehung festzuhalten, die es im Grunde nicht wert war.

Emotional hatte mein Mann sich wohl schon vor Jahren von mir verabschiedet.
Wenn er denn überhaupt jemals wirklich „da“ war.

Wir haben zwei erwachsene Kinder, die bereits das Nest verlassen haben. Leider wohnen beide ca. 100 km von mir entfernt.

Auf die komplette Geschichte und das endgültige Scheitern unserer Ehe will ich im Moment gar nicht großartig eingehen, denn das Warum und Wiso spielt eigentlich gar keine Rolle mehr, außerdem würde das den Rahmen sprengen.
Es ist wie es ist. Und es ist wahrlich beschi**en!

Ich bewohne z.Zt. noch unsere (vormals ehelich genutzte) 120 qm Wohnung, die ich mir jedoch alleine nicht mehr lange leisten kann und welche ich aus eben diesem Grund zum 31. Oktober gekündigt habe.

Die letzten 8 Jahre war ich im Home-Office für das Start-Up Unternehmen meines Ehegatten „ehrenamtlich“ beschäftigt und wurde bis vor kurzem noch voll finanziell von ihm unterstützt.

Da dies nun nicht mehr gegeben ist und auch noch kein Trennungsunterhalt fließt, habe ich zur Sicherung meines Lebensunterhaltes erstmalig ALG2 (Hartz 4) beantragt.

Situationsbedingt bin ich jetzt gezwungen mir so schnell wie möglich eine kleine, angemessene Wohnung und eine Vollzeitarbeitsstelle zu suchen.


Den gröbsten Trennungsschmerz, in Bezug auf meine Partnerschaft, habe ich mittlerweile überwunden. Zumindest weine ich nicht mehr jeden Tag.

Momentan bin ich aber auch durch eine andere traurige Sache sehr abgelenkt.

Denn so wie es aussieht steht mir bald eine weitere, schmerzliche Trennung bevor:

Die von meinem über alles geliebten Hund, der mir gerade in den letzten Monaten eine große Stütze war.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich es ohne ihn überhaupt bis hierhin geschafft hätte.

Aber unter den Umständen kann ich ihm einfach nicht mehr gerecht werden.
Diese Erkenntnis ist sehr schmerzhaft und ich weiß im Moment noch gar nicht wie ich damit umgehen soll.

Ehrlich gesagt weiß ich momentan ja noch gar nicht wo ich letztendlich „landen“ werde und schon gar nicht wie ich das alleine mit Hund bewerkstelligen soll, ohne dass wir beide noch mehr Schäden davon tragen und ich wünsche mir für meinen Hund so sehr, dass er einfach mal „ankommen“ und zur Ruhe kommen darf, ohne sich ständig auf neue Lebensumstände einstellen zu müssen.

Er hat in den letzten 3 Jahren schon 2 Umzüge mitgemacht und er hat es verdient in einem intakten Rudel zu leben, ohne hin und hergeshuttelt zu werden und ohne womöglich den ganzen Tag in einer Mini-Wohnung alleine bleiben zu müssen.

Den Gedanken an eine Abgabe habe ich bislang immer wieder verdrängt, weil ich mein „35-kg-Baby“ über alles liebe, weil ich mich allein bei dem Gedanken ihn herzugeben wie ein Verräter fühle und wenn ich dann in seine lieben, treuen Augen blicke, dann könnte ich nur noch Rotz und Wasser heulen.

Ich habe mich in meiner Not an seine Züchter (züchten schon lange nicht mehr) gewandt, mit denen wir immer in regem Kontakt standen und habe ihnen die Situation geschildert.
Sie würden ihn auch von Herzen gerne wieder in ihr „Familienrudel“ aufnehmen.
(Seine Mama und zwei seiner Geschwister leben auch noch dort.)
Sie kümmern sich rührend um ihre Tiere (haben auch noch zwei Pferde), sind finanziell abgesichert und er wäre wirklich in besten Händen.

Obwohl ich weiß dass er dort den Hundehimmel auf Erden hätte, geht es mir total besch***en.
Außerdem habe ich Angst dass ich nach Abgabe in ein so tiefes Loch falle, aus dem ich alleine nicht mehr rauskomme.
Er fehlt mir jetzt schon so sehr!

Vielleicht gibt es hier jemanden, der eine ähnliche Situation mitgemacht hat.

16.08.2015 15:45 • #1


B
Du musst den Hund nicht abgeben. Wenn du die neue Wohnung hast und noch arbeitslos bist, hast du genug Zeit dich mit dem Hund zu beschäftigen.

Wenn du wieder einen Job hast und mehr Geld könntest du dir evtl. einen Hundesitter leisten.
Dann könnte der Hund tagsüber oder stundenweise bei dem Sitter bleiben.

Es gibt viele Menschen die gerne ein paar Stunden am Tag mit einem Hund verbringen.
Hundeliebhaber, die aus diversen Gründen keinen eigenen (mehr) wollen gibt es mehr, als man erst denkt. Man kann sich auch anders einig werden, als über Geld (falls du nicht viel verdienen solltest).

Kenne eine Arbeitnehmerin, die ihren Hund über 10 Jahre lang morgens vor der Arbeit ihren Hund zu einem allein stehenden Rentner brachte, der unweit der Arbeitsstelle wohnte und den Hund nach der Arbeit von dort wieder abholte. Der Rentner war glücklich, weil er Gesellschaft hatte und Begleitung bei seinen täglichen Spaziergängen, die Arbeitnehmerin war happy den Hund versorgt zu wissen. Wenn der Rentner vereist war durfte sie den Hund in seiner Wohnung lassen und ging in der Mittagspause eine Hunderunde.

Man kann sich mit anderen Hundebesitzern zusammen tun und gegenseitig sitten.

Ein paar Stunden alleine am Tag zu sein hat noch keinem Hund geschadet. Die Tiere stellen sich drauf ein. Warum braucht der Hund eine große Wohnung? Wenn es genug Ausgleich gibt ist es dem Hund egal, wie groß die Wohung ist. Platz zum schlafen ist auch in einer kleinen Wohnung und mehr macht ein Hund eigentlich nicht, wenn er alleine zu Hause ist. Abgesehen von Sonderrassen, die dann aber eh nicht in einen normalen Haushalt gehören.

Was ist ein intaktes Rudel? Heile Welt gibt es für Hunde genauso wenig, wie für Menschen. Da Hunde aber sehr anpassungsfähig sind, haben sie viel weniger einen Schaden nach Veränderungen als wir Menschen da hinein interpretieren.

Ob du den Hund abgeben möchtest oder nicht ist deine Entscheidung. Die kann dir keiner abnehmen. Aber schieb es nicht auf den Hund. Wenn du den Hund behalten möchtest, wirst du Wege finden. Wenn du ihn abgeben willst ebenfalls. Beides ist okay.

Gruß
B.

16.08.2015 18:38 • #2


A


Nach 26 Jahre Ehe stehe ich vor dem Nichts

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U
Ich stimme Dir in vielen Punkten zu, wenn es sich um einen problemlosen Hund handeln würde, oder wenn ich wenigstens schon eine Wohnung gefunden hätte.

Eine passende Wohnung zu finden mit einem Hund der kein Westentaschen-Fifi ist und die zudem noch dem Hartz 4 Budget entspricht, ist, zumindest hier in der Gegend (Kleinstadt in Ofr.), fast unmöglich.

Von Jobsuche mit 46 (mit viel Talent und Know-How, aber ohne entsprechende Nachweise) will ich gar nicht erst anfangen.

Bin mittlerweile auch schon im Großraum Nürnberg auf der Suche.
Zum Einen, weil mich hier nichts mehr hält und weil unsere Kinder dort ansässig sind.
Tatsächlich weiß ich aber noch nicht wo ich schlussendlich landen werde.
Alles ist so ungewiss...

Unser Hund, den wir uns vor 5 Jahren wahrhaft nicht unüberlegt angeschafft haben, ist zudem nicht so leicht zu händeln.
Er hat einige Baustellen und gehört außerdem einer Rasse an, die sehr anfällig für bestimmte Krankheiten ist.

Unsere Züchter sind die einzigen Menschen, denen ich unseren Hund überhaupt anvertrauen würde!

Als Liebhaber dieser Rasse kennen sie sich mit den spezifischen Rassedispositionen bestens aus, kennen ihn und seine Macken, barfen ebenfalls und es wäre rund um die Uhr jemand da.

Wir standen immer in regem Kontakt, haben schon Ausflüge zusammen unternommen und auch die Hunde kommen prima miteinander klar.

Unser Hund war bereits in seiner Jugend ernsthaft erkrankt (Bauchspeicheldrüse) und ist aufgrund falscher Diagnosestellung zunächst schulmedizinisch kaputtherapiert worden.
Daraufhin hat er über lange Zeit viel Schmerzen ertragen müssen, ist seither sehr unsicher und fremden Menschen gegenüber sehr misstrauisch.

Auf Stresssituationen reagiert er mit Krankheitsschüben (Durchfall, Erbrechen, Schmerzen).

Er leidet zudem an vielerlei Futtermittelunverträglichkeiten und wird daher gebarft.

Dass wir ihn überhaupt wieder hingekriegt haben, war fast ein Wunder und eigentlich nur möglich, weil ich rund um die Uhr zu Hause bleiben konnte!

Nach langwieriger Behandlung, Ernährungsumstellung und anfänglich 6x täglichen Fütterungen in Mini-Portionen, wird er auch heute noch 3x täglich gefüttert, muss also auch dem entsprechend öfter raus.

Ich wüsste nicht was ich im Krankheitsfall machen sollte.



Ich befürchte, dass ich uns beiden eine Chance auf ein unbeschwerteres Leben nehmen würde, wenn ich uns jetzt auf Biegen und Brechen irgendwie durchschleppe.


Wie ich bereits schrieb, hatten wir uns unseren Hund nicht unüberlegt angeschafft.

Die finanzielle Situation hat zu diesem Zeitpunkt gepasst, unsere Start-up Firma befand sich im Aufschwung, Haus und Garten waren vorhanden, Kinder wurden flügge, ich war Vollzeit-Hausfrau.
Ich dachte damals ich wäre „angekommen“.

Alles in allem schien meine Welt rundherum in Ordnung und nie hätte ich gedacht dass sich noch einmal alles so gravierend verändern sollte...


Momentan bin ich sehr desillusioniert und hab einfach Angst vor der Zukunft.
Die Trennung von meinem Mann hat mir sehr viel Kraft abverlangt und wenn ich mich jetzt auch noch von meinem Hund trennen muss...ich will gar nicht daran denken.
Als Abgabetermin haben wir die zweite Septemberwoche vorgemerkt, wenn bis dahin nicht noch ein Wunder geschieht...

16.08.2015 20:44 • #3


B
Ich finde es toll, dass du dir diese Gedanken um den Hund machst und die Züchter scheinen eine gute neue/alte Familie für ihn zu sein.
Wenn du den Hund dort abgibst, dann lass ihn ein paar Monate dort leben, bis du ihn evtl. mal besuchst.
Habe viel mit Hunden zu tun und nach meinen Erfahrungen brauchen Hunde bis zu drei Monate um ihre Trauer zu überwinden. Länger habe ich es noch nie erlebt, soll es aber geben.

Deine Situation stelle ich mir sehr schwer vor. Kann leider nicht viel dazu sagen, da meine Ausgangssituation, warum ich in diesem Forum bin eine andere ist, als Trennung aus einer langjährigen Ehe.

In anderen Beiträgen tauschen sich Menschen aus, die aus langen Ehen kommen und geben sich gegenseitig Kraft. Vielleicht finden sich da gute Anregungen für dich, wie du mit deinen Zukünftsängsten umgehen kannst. Wünsche dir viel Kraft und Glück. Verzweifel nicht, auch für dich wird wieder die Sonne scheinen. Es braucht seine Zeit.


Gruß
B.

16.08.2015 21:52 • x 1 #4




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